Schema abstrakte Normenkontrolle
= allgemeine Überprüfung der VM eines Gesetzes
A. Zulässigkeit
I. Zuständigkeit, Art. 93 I Nr. 2 GG, §§ 13 Nr. 6, 76 ff. BVerfGG
II. Antragsberechtigung, Art. 93 I Nr. 2 GG, § 76 I BVerfGG
III. Antragsgegenstand, Art. 93 I Nr. 2 GG, § 76 I BVerfGG
IV. Antragsgrund, Art. 93 I Nr. 2 GG, § 76 I BVerfGG
str.: Reichen bloße Zweifel an VM aus?
V. obj. Klarstellungsinteresse
VI. Form, § 23 I BVerfGG und Frist
VII. Zwischenergebnis
B. Begründetheit
I. Formelle Verfassungsmäßigkeit
1. Gesetzgebungskompetenz, Art. 70 ff. GG
2. Gesetzgebungsverfahren, Art. 76 ff. GG
3. Form
II. Materielle Verfassungsmäßigkeit
C. Ergebnis
obj. Klarstellungsinteresse
objektives Interesse an der Klarstellung der Geltung der Norm
→ wird durch Antragsgrund indiziert
→ dient Abwehr rechtsmissbräuchlichen Verhaltens
fehlt, wenn
- streitige Norm inzwischen außer Kraft getreten / keine Rechtswirkungen mehr entfaltet
- Rechtsfrage wird / wurde in Parallelverfahren geklärt
Antragsgrund: § 76 I BVerfGG = zulässige (GG)Konkretisierung?
→ Art. 93 I Nr. 2 GG lässt Zweifel hinsichtlich der VM genügen, während § 76 I BVerfGG Überzeugung von VM verlangt
e. A.: (+), Verfassungswidrigkeit
(+) Art. 93 I Nr. 2 GG überlasse Gesetzgeber Spielraum
(+) Art. 94 II GG: Verfahren durch BundesG zu regeln
h. M.: (-), Zweifel genügen
(+) Vorrang des GG
→ lässt sich ggf. über verfassungskonforme Auslegung lösen
Antragsgegenstand
Bundes- oder Landesrecht = jedes Gesetz im formellen und / oder materiellen Sinne
Antragsgegenstand: Rechtsverordnungen
allgemeinverbindliche Rechtsnormen, die von der Exekutive erlassen werden, Art. 80 GG
= Gesetz im materiellen Sinne (+)
Antragsgegenstand: Satzungen
Normen, die von einem Selbstverwaltungsträger in Selbstverwaltungsangelegenheiten aufgrund einer staatlich verliehenen Rechtssetzungsautonomie erlassen werden
= Gesetz im materiellen Sinne (+)
formelle Gesetze ↔︎ materielle Gesetze
von für die Gesetzgebung zuständigen Organen (BT, ggf. BR → Form) verabschiedete Gesetze
↔︎
alle für den Bürger verbindlichen Rechtssätze (→ Inhalt)
Antragsgegenstand: Gesetz im formellen Sinn
abstrakt-genereller Rechtssatz, der im parlamentarischen Gesetzgebungsverfahren gem. Art. 76 ff. GG erlassen wurde
= Gesetz im formellen und materiellen Sinne (+) (A: Haushaltsgesetze = nur formelle Gesetze)
Prüfungsmaßstab untergesetzliches Bundesrecht (Rechtsverordnungen und Satzungen)
- gem. Art. 93 I Nr. 2 GG nur GG
- gem. § 76 I BVerfGG auch “sonstiges Bundesrecht”
→ § 76 I BVerfGG = zulässige Konkretisierung?
(-) Formulierung § 78 BVerfGG; § 13 Nr. 6 BVerfGG
aber ohnehin Verstoß gegen Art. 80 I GG bei Unvereinbarkeit RVO mit EGL → Unvereinbarkeit mit GG
Teilnichtigerklärung
soweit sich Verfassungswidrigkeit und Nichtigkeit nur auf Teile einer Rechtsnorm bezieht, wird i. d. R. nicht das gesamte Gesetz für nichtig erklärt (unverhältnismäßig → demokratisch legitimierter Gesetzgeber)
Schema konkrete Normenkontrolle
A. Zulässigkeit
I. Zuständigkeit BVerfG, Art. 93 I Nr. 5, 100 I GG, §§ 13 Nr. 11, 80 ff. BVerfGG
II. Vorlageberechtigung: jedes Gericht jeder Instanz
III. Vorlagegegenstand: Gesetze
IV. Vorlagegrund: Überzeugung von der Verfassungswidrigkeit + Entscheidungserheblichkeit
V. Form, §§ 23 I, 80 II BVerfGG
VI. Ergebnis
B. Begründetheit
I. Formelle Verfassungsmäßigkeit
II. Materielle Verfassungsmäßigkeit
Gericht i. S. v. Art. 100 I GG
jeder sachlich unabhängige Spruchkörper, den ein formelles Gesetz mit den Aufgaben eines Gerichts betraut und als Gericht bezeichnet
Gesetze i. S. v. Art. 100 I GG
vor dem Hintergrund der Funktion des Verfahrens der konkreten Normenkontrolle einschränkend zu verstehen (Verwerfungsmonopol des BVerfG):
→ Beschränkung auf formelle Gesetze
→ Beschränkung auf nachkonstitutionelle Gesetze (nach dem 23.05.1949)
Grundlage Verwerfungsmonopol des BVerfG
beruht darauf, dass Entscheidungen des unmittelbar demokratisch legitimierten Gesetzgebers nicht von jedem Gericht, sondern lediglich vom Verfassungsrecht verworfen werden können sollen
Vorwurf der Verfassungswidrigkeit so schwerwiegend, dass Verwerfungsmonopol allein beim BVerfG liegen soll
nachkonstitutionelle Gesetze
23.05.1949, vgl. Art. 145 II GG
Ausnahme: nachträgliche Änderung oder Einfügung ins GG
→ bei älteren Gesetzen kein Vorwurf an parlamentarischen Gesetzgeber unter Geltung des GG
Entscheidungserheblichkeit
wenn das vorlegende Gericht im Falle ihrer Vereinbarkeit mit dem GG anders entscheiden würde als im Falle ihrer Unvereinbarkeit
Prüfungsrahmen konkrete Normenkontrolle
- bei Vorlage eines Bundesgesetzes: Grundgesetz
→ früher weit ausgelegt: alle in Betracht kommenden grundgesetzlichen Bestimmungen
→ neuere Rspr.: Einschränkung für Grundrechte: Verletzung nur noch insoweit geprüft, als Kläger des fachgerichtlichen Verfahrens davon betroffen - objektives Beanstandungsverfahren → nicht auf Individuum bzw. nur bspw. abstellen
P: Rechtsnatur von durch das Parlament erlassenen Verordnungsvorschriften
e. A.: formelles Gesetz
→ Rechtsnatur einer Norm bestimmt sich nach der Entstehung
(+) GG eröffnet dem Parlament in Art. 76 ff. bzw. 80 GG keine Formenwahlfreiheit beim Erlass abstrakt - genereller Regelungen
a. A. (BVerfG): Rechtsverordnung
→ Rechtsnatur bestimmt sich nach Form des Erlasses
(+) Rechtssicherheit und Formenklarheit der Rechtsordnung
(+) Rechtsmittelklarheit: Rechtsnatur einer Norm bestimmt über Rechtsschutzmöglichkeiten