Einführung und Grundlagen der Finanzethik Flashcards

1
Q

Welche Argumentation verwendet der „ethische Egoismus“ von Thomas Hobbes und welche Lösung schlägt er vor?

A
  • Menschen im Naturzustand → Gleichheit der Fähigkeit
  • Führt zu gleichen Ambitionen, aber da nicht alle das Gleiche erreichen können werden sie Feinde und versuchen sich gegenseitig zu zerstören bzw. zu unterwerfen
  • Konfliktursachen:
    1. Konkurrenz wegen Gewinn
    2. Misstrauen wegen Sicherheit
    3. Ruhmsucht wegen Ansehen

→ Lösung: Gesellschaftsvertrag

  • Menschen verzichten auf ihr natürliches Recht (Selbsterhaltung im Interesse des Friedens und der Sicherheit)
  • Alle Menschen haben die gleichen Rechte und Freiheiten
  • Gesetzgeber achtet auf Einhaltung des Vertrags

„Aufgeklärter“ ethischer Egoismus
- Überwindet den kurzfristigen Opportunismus
- Grundprinzip baut auf den Respekt der Gleichheit der anderen als Konkurrenten
- Wenn die egoistischen Wünsche und Bedürfnisse der Individuen nicht harmonieren, ist es ein Akt der Klugheit eines rationalen Egoismus, das kurzfristige eigene Wünsche und Wollen zugunsten des langfristig gesehenen eigenen Vorteils einzuschränken
- Bsp: Die goldene Regel begründet als sittliches Prinzip eine soziale Ordnung mit gemeinsamen Bedürfnissen und allgemeinen Interessen
→ Ethik ist somit die zweckrationale Kalkulation im Dienste des individuellen Selbstinteresses, die den Opportunismus überwindet

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2
Q

Mit welchem Verständnis sind sowohl Eigennutz als rationale Orientierung und Empathie als emotionale Einbindung methodisch integrierbar?

A

Martha Nussbaum: Moral als Grundlage der Ethik
- Mitgefühl als moralisch wertvolles Gefühl → Nicht mehr die Eigeninteressen, sondern das Wohl, bzw. die Bedürfnisse von anderen stehen im Vordergrund
- Für Nussbaum ist diese Bestimmung der Moral über den „aufgeklärten Egoismus“ hinaus der Ausgangspunkt:
o Viel wichtiger ist, wie sich Moral beobachten lässt und welche Beobachtungen wir als moralisch beurteilen können
o Moralvorstellungen sind sichtbare/beobachtbare Handlungsmuster, die als individuelle Vorstellungen eines sozialen Miteinanders interpretiert werden

Martha Nussbaum: Moralisches Engagement
- Das grenzüberschreitende Kümmern um die Bedürfnisse von Menschen in fremden Nationen ist moralisches Engagement

Martha Nussbaum: Moral und moralisches Handeln

  • Moralische Kommunikation ist der Ausdruck von Achtung/Missachtung gegenüber der Handlungen anderer
  • Moral als Kriterium dieser Kommunikation bezieht sich auf das „kümmern um das reale Wohl und Wehe einer anderen Person“ → Unterstellt ein gewisses Mitgefühl
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3
Q

Wie begründet David Hume die Moral (als Ergänzung zur Vernunft) und welche Rolle spielen darin die Tugenden?

A

Bei Hobbes reichen Egoismus und Klugheit zur Regelsetzung bzw. zum Wohl der Gesellschaft aus. Hume hingegen sieht den Bedarf einer Moral. Grund: Auch wenn wir denken, dass wir aus Vernunft handeln, handeln wir eigentlich unter dem Einfluss von Affekten (Eindrücke/Impressions und Vorstellungen/Ideas)

  • „Gebrauch der Vernunft“ bedeutet nach Hume die Beeinflussung der Mittel, nicht der Zwecke
  • Charakter wird durch strenge Vernunft und ruhige Affekte geformt
  • Moral liegt in der Natur des Menschen und ist kein Produkt vernünftiger, intellektueller Überlegung, sondern ist naturgegeben
  • Tugenden als persönliche Haltung entwickeln sich als natürlicher Ausdruck der Moral
    1. Natürliche Tugenden:
    o Instinkte und Triebe, dienen dem Guten
    2. Künstliche Tugenden:
    o Verlangen ein Unterwerfen unter bestimmte Konventionen und Regeln der jeweiligen Gesellschaft
    o Entstehen aus der Übereinkunft der Gesellschaft über ein gemeinsames Interesse (z.B. ist die Gerechtigkeit für den Aufbau einer Zivilisation sehr nützlich)
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4
Q

Was charakterisiert das Standardmodell ethischen Handelns?

A
  • Das „Sollen“ als Verbindlichkeit für einzelne Akteure wird durch „gute Gründe“ normativ gerechtfertigt → Daraus folgt die Motivation, das Sollen zu befolgen
  • Gründe für das Nichtbefolgen:
    1. Böser Wille
    2. Schwacher Wille
  • Das Gewissen urteilt als Instanz über das moralische Sollen
  • Für das moralische Sollen im Handeln muss der Wille geweckt, das Gewissen ausgebildet, und der schwache Wille gestärkt werden durch Erziehung, Vorbilder, Vernunft und Internalisierung von Werten
  • Handeln unterliegt logischen, physischen und psychischen Restriktionen (Freud) → Sollen setzt Können voraus
  • Folge: Der Einzelne ist bei allen moralischen Forderungen, die er nicht erfüllen kann aus der Verpflichtung entlassen
    → Beziehung zwischen Sollen und Wollen
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5
Q

Welche Schwerpunkte setzt das erweiterte Standardmodell und welche Rolle spielt darin das Gefangenendilemma?

A
  • Handlungsmotive (Nutzenvorstellungen) der Akteure fallen systematisch auseinander/ sind inkompatibel
  • Es gibt Bereiche gesellschaftlicher Rationalität, die unabhängig von individuellen, kausalen Lösungsansätzen beachtet werden müssen
  • Man braucht institutionelle Arrangements zur Überwindung der Gefangenendilemmastruktur
  • Moralisch gewünschte Systemergebnisse können durch eine geeignete Rahmenordnung erzielt werden, die eigeninteressierte Handlungen so kanalisiert, dass gute Ergebnisse für Handeln rauskommen, z.B. Institutionen, Regeln, Werte

Gefangenendilemma → Kooperationsdilemma
- Handeln unter Restriktionen
- Da sowohl für Akteur 1 als auch für Akteur 2 „Defektieren“ die dominante Strategie darstellt, unabhängig davon, wie der Andere Akteur handelt, entsteht dort das Nash-GGW
- Im Nash-GGW:
1. Kein Akteur hat aus rationalen Gründen Anlass, sich anders zu entscheiden, auch nicht hinterher
2. Es ist nicht rational zu erwarten, dass sich Akteure anders entscheiden, als ihren individuellen Nutzen zu optimieren
- Wenn beide Akteure aber kooperieren würden, wären beide bessergestellt (Pareto-Optimum) als im Nash-GGW
- Pareto-Optimum:
1. Diejenige Ressourcenallokation, bei der niemand bessergestellt werden kann, ohne dass ein anderer schlechter gestellt wird
2. Zur Erreichung müssen Nutzenfunktionen beeinflusst werden, z.B. durch Bestrafungs-/Belohnungsmechanismen
→ GGW im GD ist gesellschaftlich nicht optimal (individuell optimal ≠ sozial optimal)

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6
Q

Welche methodisch verschiedenen ethischen Klassifizierungen können wir vornehmen und wie grenzen sich diese ab?

A
  • Individualethik: Untersucht die Orientierung von individuellen Verhalten und individueller Orientierung (z.B. Tugendethik)
  • Sozialethik: Orientiert sich an Leitbildern des gesellschaftlichen Lebens und des sozialen Miteinanders (z.B. Utilitarismus, Gerechtigkeit, etc.)
  • Wirtschaftsethik: Entwickelt institutionelle Lösungen aus ökonomischen Zusammenhängen auf der Basis sozialer Wertvorstellungen
  • Ordnungsethik: Entwickelt ethische Prinzipien mit denen institutionelle Rahmenordnung und Ordnungsvorgaben bewertet werden können
  • Individualethik:
    o Nur Personen können im moralisch relevanten Sinn Handlungen ausführen und verantworten
    o Reflektion individueller Handlungen als Ergebnis individueller Haltung
    o Wie kann der einzelne ethisch handeln?
    o Beschäftigt sich mit Werten und Normen für das Verhalten des Individuums gegenüber sich selbst, anderen Menschen und gegenüber der Gesellschaft
  • Sozialethik:
    o Reflektion sozialer Zusammenhänge als individueller Handlungen
    o Gesellschaftliche Bedingungen eines guten Lebens:
    • Stellung des Individuums in der Gesellschaft
    • Fragen der Gerechtigkeit, Freiheit und Toleranz
    • Untersucht sittliche Normen und Prinzipien menschlichen Handelns im institutionalisierten und nicht institutionalisierten Rahmen gesellschaftlichen Lebens
    o Sozialethik geht es um Solidarität und Kooperation verantwortlicher Personen aus unterschiedlichen Sozialbereichen und ermittelt Grundsätze und Leitbilder gesellschaftlichen Lebens
  • Wirtschaftsethik:
    o Motive für Systemergebnisse und Handlungsmotive der Akteure fallen systematisch auseinander, sodass individuelle Lösungsstrategien und Verhaltensweisen nicht verantwortlich gemacht werden können
    o Die klassische Wirtschaftsethik beschreibt einzelne ökonomische Wirkungsmechanismen und wirtschaftliche Faktoren, deren Produktivität klassische sozialethische Grundsätze verletzt
    o Die klassische Wirtschaftsethik kritisiert die bestehenden wirtschaftlichen Zusammenhänge und beschreibt Lösungsansätze
    o Wirtschaftsethik arbeitet grundsätzlich an den Voraussetzungen zur Erzielung moralisch gewünschter Ergebnisse individuellen oder organisatorischen wirtschaftlichen Handelns
  • Ordnungsethik:
    o Siehe Wirtschaftsethik
    o Behandelt Bereiche gesellschaftlicher Rationalität, die unabhängig von individuellen Lösungsansätzen beachtet werden müssen
    o Verlegt die Konkretisierung sozialer Prinzipien und Wertvorstellungen ganz in die Institutionen und Rahmenordnung
    o Leitet aus Normen und Werten sowie den Grundsätzen für das gesellschaftliche Leben institutionelle Lösungen in Komplexen Wirkungszusammenhängen ab
    o Begründet die Funktion von Institutionen und Rahmenordnung mit ethischen Prinzipien
    → Ordnungsethik arbeitet an der Erzielung moralisch gewünschter Systemergebnisse
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