Sitzung 10: Entwicklungsdefizite & -störungen Flashcards

1
Q

Entwicklungspsychopathologie: Die 5 Abweichungen

A
  1. Entwicklungsverzögerung
  2. Regression
  3. Asynchronie
  4. Frühreife
  5. Entwicklungsabweichung
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2
Q

Entwicklungsverzögerung

A
  • Langsamere Entwicklung als normal

Beispiel:
- 3-jähriges Kind, das nicht sprechen gelernt hat

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3
Q

Regression

A
  • beschreibt einen Rückfall in frühere Entwicklungsstadien

Beispiel:
- Bettnässen in späterer Kindheit

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4
Q

Asynchronie

A
  • ungleiche Geschwindigkeit verschiedener Entwicklungsbereiche

Beispiel:
- normale Sprachentwicklung, aber verzögerte sozioemotionale Entwicklung

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5
Q

Frühreife

A
  • Entwicklungsbeschleunigung

Beispiel:
- Kind sorgt sich exzessiv um Erwachsenenangelegenheiten

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6
Q

Entwicklungsabweichung

A
  • Verhalten, das sich von normalem Verhalten qualitativ unterscheidet

Beispiel:
- Echolalie bei autistischen Kindern

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7
Q

Entwicklungspsychologie vs. Pathologie

A

Entwicklungspsychologie:
- normaler Rahmen menschlicher Entwicklung

Pathologie:
- Abweichungen/Extremformen von Entwicklung

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8
Q

Definition Entwicklungspsychopathologie

A

Die Betrachtung der Ursprünge und Verläufe individueller Muster von Verhaltensfehlanpassungen:

Gegenstands sind:
- Ursache & Verlauf von Mustern fehlangepassten Erlebens und Verhaltens

  • Fehlanpassung als Abweichung normativer Entwicklung
  • Lebensspannenperspektive
  • Betrachtung biologischer, psychologischer & sozialer Faktoren
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9
Q

Entwicklungspsychopathologische Perspektive:

A
  • Annahme eines Entwicklungskontinuums mit Pathologie als Extremform
  • Probabilistische (nicht: deterministische) Perspektive
  • Psychische Störungen bilden keine stabile Kategorie
  • Sondern sind aktueller Ausdruck eines spezifischen Entwicklungsprozesses (damit z.T. reversibel)
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10
Q

Was macht die entwicklungspsychopathologische Perspektive?

A
  • Analyse von Entwicklungsverläufen, die zu aktuellen Störungsbild geführt haben
  • in normativer bzw. fehlangepasster Entwicklung erworbene
    Stärken bzw. Schwächen kommen in späterer Entwicklung
    zum Tragen: Entwicklungskaskaden
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11
Q

Auch aktuell angemessen erscheinende Anpassung an Umwelt kann …

A

… langfristig negative Entwicklungskonsequenzen haben

Beispiel: Unsicher-vermeidender Bindungsstil A:
- affektive Erfahrungen, dass auf Bezugspersonen kein
Verlass

  • kognitive Repräsentation dieser Erfahrungen im internal
    working model
  • später dysfunktionale Verhaltensmuster in sozialen Interaktionen
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12
Q

Identifikation von Risiko- bzw. Schutzfaktoren

A

Definition: Vorliegen eines Faktors steigert bzw. reduziert
Wahrscheinlichkeit einer bestimmten Fehlentwicklung über
bzw. unter Grundrate vergleichbarer Population ohne
entsprechenden Faktor

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13
Q

Risikofaktoren

A
  • externale Faktoren
  • internale Faktoren
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14
Q

externale Stressfaktoren

A

Stressoren
- distal: wirken sich indirekt auf Entwicklung aus
- proximal: wirken sich direkt auf Entwicklung aus

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15
Q

internale Stressfaktoren

A

Vulnerabilität
- ausgeprägte Empfindlichkeit gegenüber Umweltbedingungen

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16
Q

Diathese-Stress-Modell & Differential Susceptibility Model

A
  • Klassisches Modell zur Wechselwirkung externaler und internaler Risikofaktoren (Diathese-Stress-Modell)

> Neueres Modell: Differential Susceptibility Model

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17
Q

Studie für Differential Susceptibility Model (Pluess & Belsky 2010)

A

Niedrige Betreuungsqualität sagt nur für Kinder mit schwierigem Temperament Verhaltensprobleme vorher

18
Q

Die Identifikation von Risiko- bzw. Schutzfaktoren erfordert:

A
  1. Spezifikation von Fehlanpassung (Faktor wofür?)
  2. Spezifikation von Intensität/ Dauer (unter welchen Umständen?)
  3. Identifikation vermittelnder Prozess / Wirkmechanismen (warum Faktor?)
19
Q

Was ist “Äquifinalität”?

A

Ein Entwicklungsergebnis kann durch verschiedene Faktoren zustandekommen

20
Q

Was ist “Multifinalität”?

A

Ein Faktor kann verschiedene Entwicklungsergebnisse beeinflussen

21
Q

Identifikation vermittelnder Prozess:

A
  • Über welchen Mechanismus wirkt Risiko-/Schutzfaktor auf Entwicklungsergebnis?
  • Identifikation von vermittelnden Prozessen ermöglicht Gestaltung von Prävention-/Interventionsprogramm

> Problem: bei vielen Präventionsprogrammen unspezifische Wirkmechanismen

22
Q

Schutzfaktoren

A

Externale Schutzfaktoren
Internale Schutzfaktoren

  • entfalten Wirkung nur bei gleichzeitigem Vorhandensein von
    Risikofaktoren
  • nicht per se entwicklungsförderlich
  • führen nicht unbedingt zu gelingender Entwicklung, aber
    wirken misslingender Entwicklung entgegen
23
Q

Schutzfaktoren

A

Externale Schutzfaktoren
Internale Schutzfaktoren

24
Q

Externaler Schutzfaktor

A

Soziale Unterstützung (z.B. familiärer Zusammenhalt)

25
Q

Internaler Schutzfaktor

A

Resilienz
- Widerstandsfähigkeit gegenüber belastenden Zuständen

26
Q

Kompensationsfaktoren

A

aktuell verfügbare Ressourcen

> z.B. Entspannungstechniken

> im Unterschied zu Schutzfaktoren erst nach Störungsbeginn wirksam

27
Q

entwicklungspsychopathologische Fragen für die Praxis:

A
  • Ist das Verhalten atypisch für das Alter des Kindes?
  • Kann sich eine Störung in unterschiedlichem Alter in
    unterschiedlichen Symptomen ausdrücken?
  • Sind die Symptome von Störungen bei Kindern und
    Erwachsenen die gleichen?
  • Liegt Komorbidität vor?
  • Welche Risiko-/Schutzfaktoren liegen vor?
28
Q

Was sind Regulationsstörungen bei Kindern?

A

für das Alter außergewöhnliche Schwierigkeit, das eigene Verhalten zu steuern

  • Extremvarianten normaler phasentypischer Entwicklungsphänomene
  • Frühe Intervention wichtig: Risiko der Chronifizierung

> Bsp. Exzessives Schreine, Schlafprobleme und Futterstörungen

29
Q

Monat 0-3: Entwicklungsaufgaben und phasentypische Probleme

A

Entwicklungsaufgaben: Nahrungsaufnahme / Verdauung, Regulation der Verhaltenszustände, z.B. Schlaf-Wach-Organisation

Probleme: Fütterungsstörungen, exzessives Schreien mit Problemen der Schlaf-Wach-Organisation

30
Q

Monat 3-7: Entwicklungsaufgaben und phasentypische Probleme

A

Entwicklungsaufgaben: Zufüttern, Konsolidierung des Nachtschlafs, Regulation von Aufmerksamkeit, Selbstwirksamkeit

Probleme: motorische Unruhe, Spielunlust, Dysphorie

31
Q

Monat 7-9: Entwicklungsaufgaben und phasentypische Probleme

A

Entwicklungsaufgaben: Abstillen, Bindung & Exploration, Reorganisation des Nachtschlafs

Probleme: Exzessives Klammern, übermäßige Fremdenangst, Trennungsangst, Ängstlichkeit, sozialer Rückzug, gehemmte Explorationsbereitschaft

32
Q

Exzessives Schreien:

A

Funktion normalen Schreiens: Auslösung psychophysiologischer Stressreaktion & Fürsorgeverhalten

Normales Schreiverhalten:
- Schreidauer pro Tag ca. 1 ¾ - 2 ½ Stunden (bis 6 Wochen)
- Schreidauer pro Tag ca. 1 Stunde (ab 4 Monat)
- Abendstunden mit erhöhtem Schreiaufkommen

33
Q

Definition exzessives Schreien: Dreier-Regel:

A
  • Mehr als drei Stunden pro Tag
  • Mehr als drei Tage pro Woche
  • Über Zeitraum von drei Wochen
34
Q

Symptome von exzessives Schreien:

A
  • Unstillbares Schreien ohne erkennbaren Grund
  • Lange Unruhe-/ Quengelphasen
  • Hyperreagibilität
  • Übermüdung & Überreiztheit mit Schreigipfel in den Abendstunden
  • Beeinträchtigung der Schlaf-Wach-Regulation:
  • Schlafdefizit (90 min weniger)
  • v.a. Tagschlaf
  • Ein- und Durchschlafstörungen
35
Q

Risikofaktoren: Kinder

A
  • Frühgeburtlichkeit
  • organische Belastungsfaktoren: Infektion,
    gastrointestinale Störungen, neurologische Auffälligkeiten
  • Temperament
36
Q

Risikofaktoren: Eltern

A
  • Nikotinkonsum
  • Stress & abnorme Ängste
  • psychische Erkrankung (Mutter)
  • Partnerschaftskonflikte
  • Konflikte mit Herkunftsfamilie
  • soziale Isolation
37
Q

Auswirkungen exzessiven Schreiens auf Bezugspersonen:

A
  • Erschöpfung, Schlafdefizit, Anspannung und Überforderung
  • Hilflosigkeit und Versagensängste
  • Wut und Aggression
  • Vernachlässigung eigener Bedürfnisse
  • angespannte Paarbeziehung
38
Q

Auswirkungen Entwicklungsdefizite auf Eltern-Kind-Interaktion

A
  • Hemmung der intuitiven Kompetenzen
  • Unwirksamkeit normaler Beruhigungshilfen
  • Teufelskreis eskalierender beidseitiger Anspannung und
    Erregung
39
Q

Diagnostisches Vorgehen bei frühkindlichen Regulationsstörungen:

A
  • Anamnese (halbstrukturiertes Interview) von Kind, Interaktion, Eltern, Paar & Familie
  • Fragebögen
  • Schlaf- und Schreiprotokoll
  • pädiatrische und neuropädiatrische Untersuchung: kindliche
    Entwicklung und regulatorische Kompetenz
40
Q

Videogeschützte Verhaltensbeobachtung: Einschätzung der Eltern-Kind-Interaktion

A
  • Ebene der beobachtbaren Kommunikations- und
    Regulationsmuster
  • dyadische und triadische Alltagsinteraktionen inner- und
    außerhalb des störungsrelevanten Kontexts
  • direkter Ansatz für Diagnostik, Beratung und Eltern- Säuglings-Psychotherapie
  • Ressourcen und Belastungen „sichtbar“ machen und therapeutisch nutzen
41
Q

Intervention bei exzessivem Schreien

A