Sitzung 5: Sprachentwicklung Flashcards

1
Q

Wieso ist der Spracherwerb als Entwicklungsmeilenstein so wichtig?

A
  • Vergrößert das Verhaltensrepertoire (macht soziale Interaktion einfacher)
  • Sprachentwicklungsstörung führt häufig zu weiteren Entwicklungsstörungen
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2
Q

Wieso ist der Spracherwerb eine komplexe Aufgabe?

A
  • Vielzahl an Regeln müssen eingehalten werden
  • Erwerb von sprachlichen Kompetenzen ist intuitiv
  • Bedeutung des sozialen Kontext: Sprache wird in Interaktion erlernt
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3
Q

Die Sprachkomponenten und ihre Funktionen

A

Prosodie
Phonologie
Morphologie
Syntax
Lexikon
Pragmatik

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4
Q

Sprachkomponente “Prosodie”

A

Funktion:
- rhythmische Gliederung
- Betonung
- Dehnung

> aufsteigende Sprachmelodie bei Fragen, Vokalendungen, Satzgrenzen

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5
Q

Sprachkomponente “Phonologie”

A

Funktion:
-bedeutungsdifferenzierende Sprachlaute (Phoneme)

> Rand vs. Land; Beet vs. Bett; Regeln vs. Regen

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6
Q

Sprachkomponente “Morphologie”

A

Funktion:
- bedeutungstragende Worteinheiten (Morpheme)

> Hund-e jag-en Katze-n vs. Hund jag-t Katze

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7
Q

Sprachkomponente “Syntax”

A

Funktion:
- Satzstruktur
- Wortordnung

> Satzstellungen: Hans liebt Ulla vs. Ulla liebt Hans

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8
Q

Sprachkomponente “Lexikon”

A

Funktion:
- Wortschatz
- Wortbedeutung

> Welche Begriffe gibt es

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9
Q

Sprachkomponente “Pragmatik”

A

Funktion:
- Regeln der Sprachverwendung
- Diskurs

> Sprachabfolge in Gesprächen, Kohärenz von Äußerungen

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10
Q

Der Spracherwerb beginnt pränatal:

A
  • akustische Wahrnehmung
  • Präferenz (auditive) soziale Reize: Stimme/Sprache
  • Intermodale Wahrnehmung (Verknüpfung auditiver + visueller Reize)
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11
Q

Spracherwerb: Bedeutsamkeit von optischer & akustischer Einheit:

A
  • 2-7 Wochen alte Säuglinge achten auf Passung von Stimme & Gesicht
  • 18-24 Wochen achten auf Übereinstimmung von Ton & Mundbewegung (sonst Abwendung)
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12
Q

Spracherwerb findet in sozialer Interaktion statt:

A
  • Sprache = Mittel des Ausdrucks & Herstellung von Beziehungen
  • Bedeutsamkeit mimischen Ausdrucks der Bezugsperson (vgl. Still-face-Paradigma)
  • Baby talk: übertriebene Intonation verbunden mit übertriebener Mimik
  • Emotion, nicht Kognition zunächst Motor der Sprachentwicklung
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13
Q

Die 4 Regeln zur Sprachwahrnehmung nach Trehub & Trainor

A
  1. Zeige schon kurz nach der Geburt Reaktion auf Sprachlaute
  2. Zeige schon kurz nach der Geburt eine Präferenz für die mütterliche Stimme
  3. Nutze prosodische Merkmale für wichtige Differenzierungsleistung
  4. Richte die Aufmerksamkeit selektiv auf kind-gerichtete Sprache („baby-talk“)
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14
Q

Die Entwicklungsschritte im Spracherwerbs:

A
  1. Prosodische Kompetenz (Fötus/Neugeborenes)
  2. Prosodische Kompetenz (4 Tage alte Neugeborene)
  3. Phonologische Kompetenz (1 Monat alt)
  4. Phonologische Kompetenz (4 Monate alt)
  5. Prosodische Kompetenz (4 1/2 Monate alt)
  6. Phonologische Kompetenz (7 1/2 Monate alt)
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15
Q
  1. Prosodische Kompetenz (Fötus/Neugeborenes)
A

Habituationsparadigma:
-Mutter liest Kinderreim im 3. Schwangerschaftsdrittel
wiederholt laut vor

  • Präsentation des bekannten vs. neuen Kinderreims
  • akustisches Signal so gefiltert, dass nur Sprachrhythmus für
    Kind erkennbar (nicht: einzelne Worte)
  • Wiedererkennung
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16
Q
  1. Prosodische Kompetenz (4 Tage alte Neugeborene)
A

Präferenzparadigma:
- muttersprachliche vs. fremdsprachliche Reize

  • akustisches Signal so gefiltert, dass nur Sprachrhythmus für
    Kind erkennbar (nicht: einzelne Worte)
  • Präferenz für muttersprachliche Reize
  • keine Präferenz, wenn zwei Fremdsprachen präsentiert
    werden
  • keine Präferenz, wenn Muttersprache rückwärts abgespielt
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17
Q
  1. Phonologische Kompetenz (1 Monat)
A

Habituationsparadigma:
- z.B. Habituation an Silbe ‚ba‘, dann Präsentation von Silbe
‚pa‘

  • Unterscheidung zunächst auch bei fremdsprachlichen Lautkontrasten
  • Beschränkung auf Muttersprache ab 10 Monaten
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18
Q
  1. Phonologische Kompetenz (4 Monate)
A
  • Wortsegmentierung: (Wieder-)Erkennung einzelner Wörter
    in Lautstrom

> z.B. HALLO MAX ICHBINDEINE MAMAUNDDASISTDEIN PAPA

  • Unterscheidung einzelner Wörter

Beispiel:
- Präsentation eines Videos mit Mama & Papa

  • gleichzeitig akustische Präsentation der Wörter ‚Mama‘
    oder ‚Papa‘
  • visuelle Präferenz für zu akustischem Reiz passender
    Person auf Video
19
Q
  1. Prosodische Kompetenz (4 1/2 Monate)
A
  • Präferenzparadigma
  • Korrekt vs. willkürlich segmentierte Texte
  • Präferenz für korrekt segmentierte Texte
  • Sprache weist erkennbare Strukturen auf

> zunächst auch bei Fremdsprachen möglich, Beschränkung
auf Muttersprache ab 6 Monaten

20
Q
  1. Phonologische Kompetenz (7 1/2 Monate)
A
  • Präferenzparadigma
  • Präferenz für Geschichten mit zuvor gelernten Wörtern
  • Wiedererkennensleistung
21
Q

Zwischenstand: Die Sprachentwicklung im Alter von 10 Monaten

A

Sprachrezeption:
- vom Laut zum Wort
- Kind erkennt Sinneinheiten anhand prosodischer Merkmale
- Kind erkennt Wörter anhand phonologischer Merkmale
> vom Sprachgeneralisten zum Muttersprachspezialisten
> Wortverständnis: ca. 60 Wörter

Sprachproduktion:
- erster Wortgebrauch nach ca. 10-14 Monaten
- ermöglicht durch rezeptive Sprachentwicklung
- 5 Schritte zur Wortproduktion

22
Q

Spracherwerb: Die 5 Schritte zur Wortproduktion

A

Erste Laute (0.-1. Monat):
- Lautbildung (ohne Lippenbewegung)

Gurren (2.-3. Monat):
- Lautbildung: Verschlusslaute
- Imitation vorgesprochener Vokale

Expansion (4.-5. Monat):
- mehr gesprochene Laute
- Laute werden vergleichbarer mit realen Sprachlauten

Kanonisches Lallen (6.-7. Monat):
- Duplizieren bzw. Verbindung unterschiedlicher Silben

Erste Wörter (10.-14. Monat):
- Wortporduktion

23
Q

Fakten rund um den Spracherwerb / erlernte Wörter

A
  • es geht immer um affektiv bedeutsame Begriffe (z.B. Hauptbezugspersonen)
  • überwiegend Nomen wichtig für die Benennung von Objekten
24
Q

Was passiert nach 18 Monaten Spracherwerb?

A
  • Erreichung der 50-Wort-Grenze
  • für Sprachentwicklungsstörungen eine kritische Zahl
  • ca. 200 Wörter rezeptiv
25
Q

Was passiert beim Wortschatzspurt (Bennungsexplosion)?

A
  • deutlich beschleunigte Sprachproduktionsentwicklung
  • ca. 170 Wörter mit 20 Monaten
26
Q

Wie kommt es zu Wortschatzspurt?

A
  • aktive Herstellung einer Referenz
  • vor Wortschatzspurt: geteilte Aufmerksamkeit
  • Bedeutung von Zeigegestik: Indikatoren der
    intentionalen Kommunikation (Brückenfunktion)

> generell: früher Gestengebrauch – frühe Sprecher
Fehlen von Gesten ist Anzeichen für Störungen in der Sprachentwicklung

27
Q

Wenn keine geteilte Aufmerksamkeit vorliegt, sind Kinder mit 18 Monaten in der Lage, Objekte …

A

… korrekt zu identifizieren

> Eltern nennen ein Objekt/Spielzeug
Kind orientiert sich an Blickrichtung der Eltern
Kinder verwenden korrektes Bezugsobjekt für den Begriff

28
Q

Was ist “Fast mapping”?

A

Zuordnung von Wörtern, auch wenn zugrunde liegendes
Konzept noch nicht vollständig verstanden wurde

29
Q

Was sind 2 typische Wortbedeutungsfehler?

A

Übergeneralisierung

Überdiskrimminierung

30
Q

Was ist Übergeneralisierung

A
  • Verwendung eines Wortes für verschiedene Objekte

Beispiel:
- Onkel = männliche Person
- ein Rex = Hund

31
Q

Was ist Überdiskriminierung

A
  • engerer Geltungsbereich eines Wortes als bei Erwachsenen

Beispiel:
- Sessel = nur Omas Sessel
- Teddy = nur eigener Teddybär

32
Q

Was sind implizierte Vorannahmen?

A

> Relative Aufmerksamkeitslenkungen (Heuristiken)

Ganzheits-Constraint:
- Benennung bezieht sich auf ganzes Objekt
- Schnelle Wort-Objekt-Relation

Disjunktion-Constraint:
- Jedes Objekt nur eine Bezeichnung
- Erlernen von Eigenschaften/Objektteilen

Taxonomie-Constraint:
- Wortbedeutung umfasst Objekte gleicher Kategorien
- Generalisierung von Bezeichnungen

32
Q

Was sind implizierte Vorannahmen?

A

> Relative Aufmerksamkeitslenkungen (Heuristiken)

Ganzheits-Constraint:
- Benennung bezieht sich auf ganzes Objekt
- Schnelle Wort-Objekt-Relation

Disjunktion-Constraint:
- Jedes Objekt nur eine Bezeichnung
- Erlernen von Eigenschaften/Objektteilen

Taxonomie-Constraint:
- Wortbedeutung umfasst Objekte gleicher Kategorien
- Generalisierung von Bezeichnungen

33
Q

Was passiert bei der Semantischen Relation?

A
  • Ab 18 Monaten entsteht Wortkombi: 2-Wort-Sätze (Teilgrammatik)
  • Äußerungen in interpretierbarem Kontext
  • Neue Lernanforderung: Grammatik
34
Q

Welche semantischen Relationen gibt es (sie entstehen ab 18 Monaten)

A

Handelnder – Handlung (Papa schlafen; Hund bellen)
Handlung – Objekt (aufmachen Tür)
Objekt – Lokation (Ball da; da Mann)
Besitzer – Objekt (Mama Haus; mein Ball)
Objekt – Attribut (Mich heiß)
Zurückweisung – Handlung (nicht malen)
Wiederauftreten – Handlung (mehr essen; mal fliegen)

35
Q

Das intuitive Grammatikverständnis entsteht nach …

A

… 18-24 Monaten

  • Verständnis von Artikeln (rezeptiv)
  • Verständnis von korrekter Wortbildung (rezeptiv)
  • Wortreihenfolge (rezeptiv)
  • Wortklassenkonsistenz (produktiv)
36
Q

Wichtiges zum intuitiven Grammatikverständnis

A
  • Auch bei grammatischer Entwicklung Übergeneralisierungstendenzen

-> z.B. Imperfekt-Bildung bei Verben durch Suffix –e (gehte, kennte)
-> Plural-Bildung bei Nomen durch Suffix –s (Mädchens)

  • Ende 3. Lebensjahr: Satzäußerungen bis 11 Wörter
  • Ca. 4 ½ J.: Beherrschung von Relativ-/Temporalsätzen
37
Q

Entwicklung pragmatischer Kompetenz

A
  • mit ca. 18 Monaten basale Diskursformen
  • zwischen 24 und 36 Monaten Abnahme kollektiver Monologe

> 3½ jährige können Äußerungen an Informationsstand des
Gegenübers anpassen

> 5-jährige können kohärente Erzählungen zurückliegender
Ereignisse produzieren

38
Q

Die 3 Phasen des Spracherwerbs ab 5 Jahren

A

Phase 1: implizites Sprachwissen (ab 5 Jahre):
- korrekter Sprachgebrauch
- erfolgreiche Kommunikation

Phase 2: System-internale Reorganisation (ab 6 Jahre):
- spontane Selbstkorrekturen
- Lösung von Beurteilungs- und Korrekturaufgaben

Phase 3: Explizites Sprachwissen (ab 8 Jahre):
- Bewusste Reflexion über Sprache
- Erklärung von Sprachregularitäten

39
Q

Was wäre eine normale Sprachentwicklung?

A
  • Mit ca 18 Monaten die 50-Wort-Grenze erreichen (Wortschatzspurt)
40
Q

Was ist ein “late talker”?

A
  • Erreichung der 50-Wort-Grenze erst mit 24 Monaten (15% aller Kinder)
41
Q

Wieso ist ein Kind “late talker”?

A

Unklare Ursachen:

  • eingeschränkter Gebrauch von constraints
  • Defizite im auditiven Arbeitsgedächtnis
  • Sprachdeprivation

> holen Defizite meist nach 3/4 Jahren auf

42
Q

“Late talker” haben später evtl. sprachspezifische Entwicklungsauffälligkeiten, z.B.:

A
  • LRS
  • Textverständnis Probleme

Defizitäre Sprachleistung:
- Grammatische Defizite (Bsp. Wortordnung)
- Produktive Sprache bleibt einfach & rigide
- Sprachpragmatische Defizite

43
Q

Was sind Folgeprobleme einer Auffälligkeit in der Sprachentwicklung?

A

Beeinträchtigte Interaktionsfähigkeit:
- negative Fremd- & Selbstbeurteilung -> Außenseiterrolle
- passive Kommunikationspartner

Sozial-emotionale Probleme:
- Ängstlich, Aggression, Hyperaktivität