Vorlesung 1 Flashcards
Was ist Psychologische Diagnostik/Psychodiagnostik?
Psychodiagnostik ist eine METHODENLEHRE im Dienste der angewandten Psychologie.
Soweit Menschen die Merkmalsträger sind, besteht ihre Aufgabe darin, INTERINDIVIDUELLE UNTERSCHIEDE im Verhalten und Erleben sowie INTRAINDIVIDUELLE MERKMALE UND VERÄNDERUNGEN einschließlich ihrer jeweils relevanten Bedingungen so zu erfassen, dass hinlänglich präzise VORHERSAGEN künftigen Verhaltens und Erlebens sowie deren VERÄNDERUNGEN in definierten Situationen möglich werden.
Klassifikationssysteme
Listen mit Entscheidungskriterien.
Dort sind zu einzelnen Diagnosen im Bereich psychischer Störungen die entsprechenden diagnostischen Kriterien aufgeführt.
> > In der klinischen Diagnostik werden zwei
Klassifikationssysteme verwendet, um möglichst genaue und zuverlässige Diagnosen erstellen zu können:
- ICD-10 (Dilling et al., 2006).
- DSM-IV-TR (Saß et al., 2003).
ICD - 10
ICD-10 (Dilling et al., 2006)
Die Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme (von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) herausgegeben)
Kapitel V (F-Diagnosen) – psychische Störungen.
Alle Diagnosen werden mit einem Code versehen, der bis zu fünf Stellen beinhaltet:
F – Bereich der psychischen und Verhaltensstörungen;
Fxx – die konkrete Diagnose;
Fxx.x – spezifizieren die Störung.
Beispiel: F40-F48 Neurotische-, Belastungs- und somatoforme Störungen F40 phobische Störung F 40.1 soziale Phobien
-> Diese Codes werden im Rahmen der fall- und diagnosebezogenen Kassenabrechnung verwendet.
DSM - IV
–> DSM-IV-TR (Saß et al., 2003)
wurde von der Amerikanischen Psychiatrischen Vereinigung (APA) veröffentlicht und beinhaltet spezielle und wissenschaftlich besser fundierte diagnostische Kriterien –> für die Forschung besonders interessant.
Es systematisiert psychische Diagnosen anhand einer
multiaxialen Einteilung, d.h. psychische Störungen können anhand einzelner Achsen differenziert werden.
DSM - IV: Achsen
Die folgenden fünf Achsen werden unterschieden:
Achse I: Klinische Störungen,
Achse II: Persönlichkeitsstörungen, geistige Behinderung,
Achse III: Körperliche Störungen und Zustände,
Achse IV: Psychosoziale Belastungsfaktoren,
Achse V: Höchstes Niveau der sozialen Anpassung im letzten Jahr.
> > multiaxiale Einordnung von Diagnosen -> möglichst umfassendes Bild von der zugrundeliegenden psychischen Störung
Vorteile/Sinn von Klassifikationssystemen?
> ermöglicht ein klares und abgesichertes Aufstellen von Diagnosen.
sowohl Patienten als auch diagnostisch Tätige können davon profitieren.
internationale wissenschaftliche Kommunikation
erleichtert, da beide Klassifikationssysteme in vielen
Sprachen vorliegen
Diagnose
„Die Feststellung des Vorhandenseins oder Ausprägungsgrades psychologischer Merkmale
(Eigenschaften, Fähigkeiten, Verhaltensweisen usw.) unter Beachtung bestimmter Kriterien bezeichnet man in der Psychologie als Diagnose.“
Prognose
“… Kennt man die … Eigenschaften … eines Menschen, so sind unter Umständen Voraussagenüber seine künftigen Merkmale, Erfolge bei verschiedenen Ausbildungen oder seine Bewährung bei unterschiedlichen Tätigkeiten möglich.“ (Zimbardo & Gerrig, 2003, S. 558)
Intervention
Maßnahmen, die dazu dienen, psychische Störungen oder problematisches Verhalten zu verhindern, zu beheben oder ihre Folgen zu mildern.
Test
„Ein Test ist ein wissenschaftliches Routineverfahren zur
Untersuchung eines oder mehrerer empirisch abgrenzbarer Persönlichkeitsmerkmale mit dem Ziel einer möglichst quantitativen Aussage über den relativen Grad der individuellen Merkmalsausprägung.“ (Lienert & Raatz, 1998, S.1)
„Ein psychologisch-diagnostisches Verfahren (vereinfacht
oft „Test“ genannt) erhebt unter standardisierten Bedingungen eine Informationsstichprobe über einen (oder mehrere) Menschen, indem systematisch erstellte Fragen/Aufgaben interessierende Verhaltensweisen oder psychische Vorgänge auslösen; Ziel ist es, die fragliche Merkmalsausprägung zu bestimmen.“ (Kubinger, 2009, S.10)
Andere psychologisch diagnostische Verfahren
> Anamneseerhebung > Exploration > Verhaltensbeobachtung > biografisches Inventar > Assessment - Center > Arbeitsplatzanalyse
Anamneseerhebung
Erhebung der Vorgeschichte der untersuchten Person
Exploration
Das Erkunden bestimmter Sachverhalte und Stimmungen mittels qualifizierter Gesprächsführung.
Verhaltensbeobachtung
(systematische) zielt auf einen persönlichkeitsbezogenen
Informationsgewinn über die untersuchte Person ab, durch das Wahrnehmen ihrer Aktionen oder Reaktionen.
Biografisches Inventar
fragt nach grundsätzlich überprüfbaren Informationen aus der Lebensgeschichte einer untersuchte Person.