12. Qualitative Datenerhebung Flashcards
(19 cards)
Befragung:
Kritik an quantitativen Vorgehensweisen
Ein Teil der Kritik lässt sich zur folgenden Frage zusammenfassen:
Lassen sich politische Akteure stets auf Merkmalsträger mit (vorher festgelegten) Merkmalen reduzieren?
- Komplexität sozialen Handelns
- Sind Merkmale tatsächlich vorher bekannt?
Befragung:
Kontext sozialer Handlungen
Soziale Handlungen sind stets gebunden an ihren Kontext und somit nicht objektiv fassbar.
Vorwurf: Bei der Erstellung von z.B. standardisierten Fragebögen wird die Intention des Handelnden durch den Forscher und nicht durch den Befragten festgelegt. Außerdem kann die korrekte Antwort durch solche Erhebungsmethoden verschleiert werden.
Was passiert, wenn befragte Person…
- sich in den Antwortmöglichkeiten nicht wiederfindet?
- die Frage nicht versteht?
- den wahren Grund nicht preisgeben möchte
- keine Lust hat zu antworten
- …
Qualitative Interviews
Nutzen: Erforschung unterschiedlicher Gegenstandsbereiche
- Elitenforschung: Interviewpartner ist Gegenstand des Forschungsinteresses
- Befragung von Akteuren im Policy-Prozess
- Untersuchung von politischen Organisationen
Qualitative Interviews:
Experteninterviews und Problemzentrierte Interviews
Experteninterviews: Sowohl Interviewer wie auch befragte Person verfügen über Wissen zum Gegenstand des Interviews.
Problemzentrierte Interviews: Befragung unmittelbar betroffener Personen.
Auch wenn qualitative Interviews offener gestaltet werden als quantitative Interviews, gelten auch für diese die Regeln wissenschaftlichen Arbeitens.
- Asymmetrische Situation:
Interviewer hat die Kontrolle über den Ablauf (kein Gespräch) und trägt Sorge dafür, dass sein Erkenntnisinteresse erfüllt wird. - Erkenntnisinteresse muss vorher definiert werden.
- Auch hier: Systematische Vorgehensweise!
Vom Erkenntnisinteresse hängt auch die Wahl des Interviewtyps ab.
Typen und Strukturen von Interviews
Es existieren unterschiedliche Typen von qualitativen Interviews, welche sich u. A. in ihrer Strukturiertheit unterscheiden:
- Narrative Interviews (offen)
- Leitfadeninterviews (an vorbereiteten Fragen orientiert)
Quantitative Form: Fragebogeninterviews, stark strukturiert.
narrative Interviews
- Durch eine Eingangsfrage wird die befragte Person mit dem Erkenntnisinteresse bekannt gemacht und zur Antwort animiert.
Bsp.: ”Können Sie mir schildern, wie Sie zum ersten Mal mit Fridays-For-Future in Kontakt kamen?“ - Forscher gibt Erzählenden erst mal freie Hand, muss aber dafür sorgen, dass der „Rote Faden“ des Erkenntnisinteresses nicht verloren geht.
- Problematische Punkte:
- Interviewer muss alle wichtigen Punkte einbinden können.
- Der Interviewte vermittelt nur Informationen, an die er sich erinnern kann und welche er vermitteln will.
Leitfadeninterview
= eine Menge von vorher festgelegten, offen zu beantwortenden Fragen
Relevante Fragen werden so auf jeden Fall diskutiert, die Fragen müssen allerdings vorher bekannt sein (Folge: Fundierte Kenntnisse sind unabdingbar).
Fragen müssen nicht in einer starren Reihenfolge gefragt werden.
Leitfadeninterview:
Gute Fragen
- Fragen sollten offen formuliert sein und zum Erzählen animieren.
- Keine suggestiven Fragen
- Nichtbeeinflussung am besten durch unstrukturierte Fragen möglich
Bsp.: „Welche Probleme sehen Sie in der derzeitigen Bildungspolitik?“
Was muss bei Experteninterviews beachtet werden?
Wichtig: Experteninterviews werden genutzt, um Lücken im bisherigen Wissen zu schließen.
Da man nur begrenzte Zeit mit den Interviewpartnern hat, sollte man keine Fragen stellen, deren Antwort man auch anders findet.
Experteninterviews werden nicht zu Beginn eines Forschungsvorhabens durchgeführt, sondern erst nach umfangreicher grundlegender Recherchephase.
Qualitative Beobachtung
Bei der qualitativen Beobachtung wohnt der Forscher einem Politikverlauf als Beobachter bei.
Offenheit der Beobachtung:
- Kriterien werden nicht wie bei der quantitativen Beobachtung vorher festgelegt.
- Relevante Strukturen sollen während der Beobachtung ermittelt werden.
Qualitative Beobachtung:
Vorgehen
- Explorative Untersuchung: Zusammenhänge sollen durch die Beobachtung von Treffen bzw. Diskussionen ermittelt werden.
- Führen eines offenen Protokolls / Tagebuchs (ggf. mit Raster)
- Wichtig: Auch die eigene Einschätzung der Situation wird mit erfasst. Umgebungseinflüsse werden protokolliert.
Mögliche Probleme der Beobachtung
- Zugang nicht immer möglich (kleine Gruppen).
- Zeitliche und lokale Begrenzung der Beobachtung auf tatsächlich beobachtete Objekte (Handeln von Akteuren 2008 anders als 2014, Handeln in RP anders als in BY).
- Bezug zu aktuellen Phänomenen.
Soll Beobachtung offen oder verdeckt sein? Soll Beobachter teilnehmend sein?
Teilnehmende Beobachtung
Bei der teilnehmenden Beobachtung wird die distanzierte Außenposition aufgegeben.
- Vertrautheit mit Materie durch Teilnahme
- Beobachtung von Gremiensitzungen unbeschränkt ohne Teilnahme möglich.
- Begleitung von z.B. Politiker führt unweigerlich zur Interaktion
- Letztendlich: Wertfreiheitspostulat…
Qualitative Beobachtung:
Protokolle
Protokolle sind möglichst zeitnah zu erstellen und werden durch ”Feldnotizen“ vorbereitet.
Probleme:
- Starker Bezug auf Beobachter
- Perspektive der forschenden Person wird übernommen,
- Ganzheitliche aber auch stark selektive Wahrnehmung der Ereignisse
Mögliche Abhilfe: Mehrere Beobachter benutzen (eventuell auch audio-visuelle Aufzeichnung, Probleme beim Zugang!)
Qualitative Inhaltsanalyse
Ziel: Verständnis für Texte und den darin enthaltenen politischen Aussagen gewinnen.
= Untersuchung von einzelnen Texten auf bestimmte inhaltliche Eigenschaften (keine Analyse von Textsyntax).
= Identifikation wichtiger Passagen im Text zur Beantwortung einer konkreten Fragestellung.
Interviews (= für den Forschungsprozess hergestellt) werden auch mit Methoden der qualitativen Inhaltsanalyse untersucht.
Probleme bei qualitativen Inhaltsanalysen
Unterschiedliche Ansätze (auch in Bezug auf die Einbeziehung auf implizites Wissen).
Die untersuchten Daten sind häufig durch einen sozialen Prozess generiert und somit nicht eigens für den Forschungsprozess hergestellt (=nicht reaktiv)
- Verbale Daten: Texte (Programme, Gesetze, Zeitungsartikel, …)
- Visuelle Daten
qualitative Textanalyse
= die Information im Text verdichten, um diese gemäß der untersuchten Fragestellung interpretieren zu können.
Die Textanalyse verfolgt unterschiedliche
Ziele:
- Deskription
- Überprüfung von theoretischen Annahmen
- (Weiter-) Entwicklung von Theorien
Eine Textanalyse basiert immer auf einer konkreten Fragestellung und arbeitet nach klaren Regeln.
quantitative Textanalyse
= Auskunft über die Arten, Häufigkeiten und relativen Platzierungen von Textkategorien in untersuchten Texten
Abgewandelt z.B. Comparative Manifestos Project: Kodierung von Parteiprogrammen im Längs- und Querschnitt.
- Kodieren von Aussagen nach festgelegtem Muster
- Problem: Bedeutungszusammenhang nicht unbedingt klar („Wir wollen die Wehrpflicht abschaffen, weil …“).