2. Bedeutung von Arbeit und Erwerbslosigkeit Flashcards

1
Q

Bestimmung des Arbeitsbegriffs durch Abgrenzung
Gängige Definitionen zwischen den Positionen:

A

„Arbeit ist alles“
versus
„Arbeit ist nur an einem Arbeitsplatz gegen Bezahlung verrichtete Tätigkeit“

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2
Q

Charakteristika von Arbeit in gängigen Begriffsbestimmungen

A
  1. Arbeit ist eine zielgerichtete Tätigkeit
    z. B.
    * fortgesetzte, angespannte und geord-
    nete Tätigkeit
    * jede körperliche und geistige Tätigkeit
    * gekonntes, kontinuierliches, geord-
    netes, angestrengtes, nützliches Han-
    deln
    * zweckmäßige, bewußte, stets gesell-
    schaftlich vermittelte Tätigkeit
  2. Arbeit ist durch einen äußeren Zweck charakterisiert
    z. B.
    * für die Befriedigung der materiellen und ideellen
    Bedürfnisse
    * die der Erlangung von Mitteln zur Befriedigung
    von Bedürfnissen dient
    * die auf ein Ziel gerichtet ist, welches jenseits des
    Vollzugs des Arbeitshandelns liegt
    * zur Bewältigung de Existenzprobleme des Menschen
    * die dem Arbeitenden zur Sicherung seiner Existenz
    dient
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3
Q

Arbeitsbegriff nach Heller: “Arbeitsgestaltung”

Abgrenzungen des Arbeitsbegriffs

A
  1. Arbeit und Nicht-Arbeit
  2. Extrinsisch motivierte Arbeit, selbstbestimmte Freizeit
  3. Das Verständnis von Arbeit in der Geschichte
  4. Perspektiven
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4
Q
  1. Arbeit und Nicht-Arbeit
A

❖ Heller (1994) geht in ihrer Ausarbeitung der Frage nach, wie der Begriff Arbeit definiert werden
kann.
❖ Sie stellt zunächst heraus, dass der Begriff der Arbeit einen subjektiv empfundenen Begriff dar-
stellt.
❖ So wird Arbeit ihrer Aussage nach erst zu Arbeit, sofern diese von der entsprechenden
Person als solche empfunden wird.
Kann eine Tätigkeit Arbeit sein und als solche nicht empfunden werden?

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5
Q
  1. Extrinsisch motivierte Arbeit / selbstbestimmte Freizeit
A

❖ Heller geht davon aus, dass zur Bestimmung von Arbeit die einer Tätigkeit zugrunde liegende
Motivation erfasst werden muss.
❖ Motivation kann durch extrinsische bzw. intrinsische Faktoren geprägt sein.
❖ Eine Arbeit liegt demnach erst vor, wenn die Motivation durch extrinsische Faktoren
gegeben ist.
Welche Faktoren könnten das sein?

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6
Q
  1. Exkurs Lohnarbeit / Hausarbeit
A

In einem Exkurs vergleicht Heller die Hausarbeit mit der Lohnarbeit.
Während bei der Hausarbeit zumeist von einer intrinsischen Motivation
ausgegangen werden kann, welche sich nicht durch einen äußeren Zweck
kennzeichnet, so Heller, kann bei der Hausarbeit folglich nicht von einer
Arbeit im Rahmen ihrer Definition ausgegangen werden.
Die Lohnarbeit hingegen folgt den zuvor genannten Aspekten des
definierten Arbeitsbegriffs. Die Motivation stellt zumeist eine extrinsische
dar, da die Arbeit entlohnt wird.

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7
Q
  1. Das Verständnis von Arbeit in der Geschichte
    Arbeit in der natürlichen Welt
A

Merkmale:
➢ wird als gegeben
angenommen
➢ ist an Tages- oder
Jahreszeiten orientiert
➢ folgt damit einem
natürlichen Rhythmus

Friedman (1953) geht in seinem Text fast ausschließlich auf die Rhythmen der
Arbeit ein.
❖ Die industrielle Revolution sorgte dafür, dass die Arbeit aufgabenorientierter
wurde. Zudem ist sie durch die Produktionsverhältnisse nicht
mehr selbstbestimmt sondern fremdbestimmt. Die vorgegebenen Rhythmen
durch die Natur werden durch die Taktung der Maschinen abgelöst (vgl.
„Modern Times“ Charlie Chaplin).
❖ Expressive Tätigkeiten wurden der Freizeit zugeschrieben.

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8
Q
  1. Perspektiven
A

❖ Dieses Verständnis von Arbeit, so Heller, hat bis heute Bestand, allerdings
bilde es auch keine absolute Definition, denn häufig verschwimmen die
Grenzen darüber, was als Arbeit angesehen werden kann und wird und was
nicht.
Hellers Ausarbeitung gibt somit weniger eine genaue Definition des
Arbeitsbegriffes.

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9
Q

Rückblick: Objektive Erlebniskategorien von Arbeit von Jahoda

A

Marie Jahoda hat in den dreißiger Jahren in
ihrer Forschung mit Arbeitslosen festgestellt,
dass diese unter dem Verlust der Arbeit sehr
litten, obwohl ihre Arbeit in etwa so gewesen
ist, wie von Braverman beschrieben.
Welche Verluste erleben demnach Arbeitslose?
➢ Zeitstruktur
➢ soziale Kontakte
➢ kollektiver Zweck
➢ Status & Identität
➢ Aktivität
Mit objektiven Erlebniskategorien ist gemeint, dass Arbeit dem Menschen grundsätzlich diese
Erlebnisqualitäten zu bieten hat.
Trotzdem kann das subjektive Erleben unterschiedlich sein …

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10
Q

Neben verschiedenen Abgrenzungen dessen, was Arbeit
sein kann und was nicht und wodurch sie subjektiv
erlebbar wird …

A

gibt es auch unterschiedliche Arbeitsverhältnisse,
die Auswirkungen auf das Leben und die
Gesundheit von Menschen haben.

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11
Q

Prekarisierung des Arbeitsverhältnisses

K. Dörre (2005) in Weinkopf (2011, S. 2) definiert prekäre Arbeit nicht
nach Erwerbsformen, sondern:

A

„Ein Arbeitsverhältnis kann als prekär bezeichnet werden, wenn die Beschäftigten
aufgrund ihrer Tätigkeit deutlich unter ein Einkommens-
, Schutz- und soziales
Integrationsniveau sinken, das in der Gegenwartsgesellschaft als Standard
definiert und mehrheitlich anerkannt wird. Beschäftigungsunsicherheit und Löhne
unterhalb des Existenzminimums sind aus der Arbeitskraftperspektive zentrale
Merkmale für Prekarität.“

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12
Q

Vier Dimensionen für das Ausmaß der Prekarität
der Arbeit

Rodgers (1989) in Weinkopf (2011, S. 2)

A

➢ Beschäftigungsstabilität
➢ Kontrolle über Arbeitsbedingungen
➢ soziale Absicherung und Schutzrecht gegen Diskriminierung
➢ unfaire Behandlung sowie das Einkommen

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13
Q

Prekarisierung des Arbeitsverhältnisses

Atypische- und Vollzeitbeschäftigungsverhältnisse
können Prekaritätsrisiken aufweisen

A

➢ Atypische Beschäftigungen - Risiken am höchsten für geringfügige
Beschäftigte und Leiharbeiter:innen
➢ Vollzeitbeschäftigung - Niedriglohnbereiche: Metallindustrien,
Gastronomie, Einzelhandel etc.

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14
Q

Atypische Beschäftigung
Definition

Atypische Beschäftigungsverhältnisse weichen von den
traditionalen Standards des Normalarbeitsverhältnisses
ab, hinsichtlich:

A

➢ Einkommen
➢ Arbeitszeit
➢ Integration in die sozialen Sicherungssysteme
➢ Stabilität
➢ Arbeitnehmer:innen (-schutz)rechten
➢ Tarifbindung
➢ Betriebliche Interessenvertretung
➢ Weiterbildung
➢ Aufstiegschancen, etc.

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15
Q

Atypische Beschäftigung
Formen

Leiharbeit

A
  • Arbeitskräfte werden für eine bestimmte Zeit von einer Leihfirma an Betriebe zum
    Arbeiten „ausgeliehen“.
  • Die Arbeitskräfte sind bei der Leiharbeitsfirma angestellt.
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16
Q

Befristete Beschäftigung

A
  • In Abgrenzung zu Normalarbeitsverhältnissen haben
    befristete Beschäftigungsverhältnisse nur eine begrenzte Laufzeit und gelten deshalb
    als atypisch.
  • Das Arbeitsverhältnis endet, ohne dass es einer Kündigung bedarf.
17
Q

Atypische Beschäftigung
Formen

Geringfügige Beschäftigung

A
  • Die Sozialversicherung unterscheidet drei Formen der geringfügigen Beschäftigung:
    o Die kurzfristige Beschäftigung von längstens drei Monaten oder höchstens
    70 Arbeitstagen im Kalenderjahr
    o Die geringfügig entlohnte Beschäftigung mit einem Monatsentgelt, das
    regelmäßig nicht mehr als 520 Euro (seit 1.10.2022, vorher 450 Euro) betragen
    darf - der Minijob
    o Die geringfügig entlohnte Beschäftigung in Privathaushalten als eine besondere
    Art der geringfügigen Beschäftigung
18
Q

Sozialversicherungspflichtige
Teilzeitbeschäftigung

A

➢ Das IAB (IAB - Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung
der Bundesagentur für Arbeit) und das
➢ WSI (Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliches Institut – Hans-Böckler-Stiftung,
gewerkschaftsnah) zählt diese als atypische Beschäftigung.
➢ Das statistische Bundesamt zieht die Grenze einer Wochenarbeitszeit von 20 Stunden –
mehr als 20 Stunden wird als Normalarbeitsverhältnis betrachtet.

19
Q

Entwicklung des Niedriglohnanteils der Beschäftigten in
% bis 2016

A
  • In Deutschland: kaum Veränderung der
    Anteil der Beschäftigten mit
    Niedriglöhnen seit 2012 , aktuell Abnahme
    durch:
  • Einführung und schrittweise Erhöhungen des
    Mindestlohns
  • Die Niedriglohnquote zeigt den Anteil der
    Beschäftigungsverhältnisse, die mit weniger
    als zwei Drittel des mittleren Verdienstes
    (Median) aller Beschäftigungsverhältnisse
    entlohnt werden. (<12,50 €/h)
20
Q

Entwicklung des Niedriglohnanteils der Beschäftigten

A

Niedriglöhne beginnen bei unter 12,50 Euro
* Im April 2022 lag die Niedriglohngrenze bei einem Bruttoverdienst von 12,50 Euro
pro Stunde. Niedrigere Stundenverdienste wurden als Niedriglohn eingestuft.
Niedriglohn für fast jeden fünften Beschäftigten
* 2022 wurden 19 % der Beschäftigungsverhältnisse mit Niedriglohn entlohnt. Damit
wurde fast jeder fünfte Job brutto pro Stunde mit weniger als 12,50 Euro entlohnt.
Im Vergleich zu 2018 ist der Anteil von 21 % auf 19 % gesunken. Viel weiter ver-
breitet als im früheren Bundesgebiet waren Niedriglöhne in den neuen Ländern, wo
23 % der Jobs einen Niedriglohn bekamen, im früheren Bundesgebiet waren es
18 %.

21
Q

Weiblich, jung, im Dienstleistungsbereich tätig

A
  • Niedriglöhne waren sehr unterschiedlich auf gesellschaftliche Gruppen und Wirt-
    schaftszweige verteilt. 2022 bekamen 23 % der Frauen Niedriglöhne, im Vergleich
    zu 16 % der Männer. Hauptursachen dafür sind, dass Frauen oft in gering bezahlten
    Berufen und Branchen arbeiten und sehr viel häufiger Teilzeit- oder geringfügig Be-
    schäftigte sind.
  • Auch das Alter spielt eine Rolle: Junge Erwerbstätige bekamen überdurchschnittlich
    häufig Niedriglöhne. 44 % aller abhängig Erwerbstätigen unter 25 Jahren wurden
    niedrig entlohnt. Beschäftigte im Alter von 65 Jahren und älter sind mit 41 % eben-
    falls überdurchschnittlich häufig betroffen.
    Besonders hoch war 2022 der Anteil von Beschäftigten mit Niedriglohn im Gastge-
    werbe (63 %), gefolgt von Beschäftigten in der Land- und Forstwirtschaft sowie
    Fischerei (56 %). Aber auch im Bereich Kunst, Unterhaltung und Erholung (43 %)
    sowie in der Erbringung von sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen (40 %),
    zum Beispiel Gebäudebetreuung und Reiseveranstalter, gab es überdurchschnittlich
    viele Beschäftigte mit Niedriglohn.
22
Q

Atypische Beschäftigte nach Alter und Geschlecht 2017
in %

A
  • Frauen sind besonders häufig von
    atypischer Beschäftigung betroffen.
  • Da Betreuungsaufgaben eher ab dem
    Alter von 35 Jahren anfallen,
    sind ältere Frauen häufiger in
    Teilzeit beschäftigt als junge Frauen.
23
Q

Atypische Beschäftigte nach Nationalität und Geschlecht
2017 in %

A
  • EU-15 Ausländer:innen haben eine
    Quote, die an der von Deutschen
    am nächsten liegt.
  • Nicht-EU Ausländer:innen weisen
    das höchste Risiko
    atypischer Beschäftigung auf.
24
Q

Erläuterungen EU 15 und EU 28

A

Zu den EU-15 gehören alle Mitgliedstaaten der Europäischen Union vor der
sogenannten Ost-Erweiterung im Jahr 2004. Das sind also Belgien, Dänemark,
Deutschland, Finnland, Frankreich, Griechenland, (Großbritannien), Italien, Irland,
Luxemburg, Niederlande, Österreich, Portugal, Schweden und Spanien.
EU-28, neu EU-27 Mitgliedsstaaten der Europäischen Union sind: Belgien,
Bulgarien, Dänemark, Deutschland, Estland, Finnland, Frankreich,
Griechenland, Großbritannien, Irland, Italien, Kroatien, Lettland, Litauen, Luxemburg,
Malta, die Niederlande, Österreich, Polen, Portugal, Rumänien, Schweden, die
Slowakei, Slowenien, Spanien, die Tschechische Republik, Ungarn und Zypern.

25
Q

Quote Atypische Beschäftigte über den Jahren, in %

A
  • Anfang der 1990er Jahre gab es
    nur geringe Unterschiede zwischen
    Ost und West.
  • Der Unterschied zwischen den
    beiden Landesteilen hat sich seit
    2007 deutlich vergrößert.
26
Q

Entwicklung der Anzahl der Leiharbeitnehmer und
Leiharbeitnehmerinnen in Deutschland

A
  • 1990 lag die Zahl der Leih-
    arbeitnehmer erstmals über
    100.000
  • 8 Jahre später hatte diese Zahl sich
    verdoppelt
  • In April 2017 sind es knapp
    995.000 Leiharbeiter:innen in
    Deutschland
  • Jahresdurchschnitt 2022: 830.000
  • Grund für das Absinken:
    Arbeitgeber:innen stellen fest ein.
27
Q

Teilzeitbeschäftigung

A
  • Die Teilzeitquoten
    der Frauen
    unterscheiden sich
    stark, wenn nach
    dem Lebensalter
    geschaut wird.
  • Ab dem 35. bis hin
    zum 65. Lebensjahr
    liegt die Quote
    durchgängig bei über
    50% - aufgrund
    Kindererziehung
    und Angehörigen-
    pflege.