21 VT - Modelle der Symptomentstehung Flashcards
(38 cards)
Was sind die Ursprünge der Verhaltenstherapie?
Die Verhaltenstherapie hat ihre Wurzeln in den psychologischen Lerntheorien und der experimentellen Psychologie des frühen 20. Jahrhunderts. Pioniere wie John B. Watson, Iwan P. Pawlow und Burrhus F. Skinner legten den Grundstein mit ihrer Forschung an Tieren und der Entwicklung des Behaviorismus. Behaviorismus: Eine Richtung der Psychologie, die sich auf beobachtbares Verhalten konzentriert.
Was ist der Unterschied zwischen der Verhaltenstherapie und der Psychoanalyse?
Im Gegensatz zur Psychoanalyse, die sich auf unbewusste Prozesse und die Vergangenheit konzentriert, konzentriert sich die Verhaltenstherapie auf beobachtbares Verhalten und die aktuellen Umweltbedingungen. Sie stützt sich auf empirische Evidenz und Lerntheorien.
Was ist die kognitive Wende in der Verhaltenstherapie?
In den 1960er- und 1970-Jahren erweiterte die Verhaltenstherapie ihren Fokus auf kognitive Prozesse. Forscher wie Albert Bandura, Albert Ellis und Aaron T. Beck betonten die Bedeutung von Denkmustern und kognitiven Schemata bei der Entstehung und Aufrechterhaltung psychischer Störungen. Kognitive Schemata: Grundlegende Annahmen und Überzeugungen, die unser Denken und Verhalten beeinflussen.
Was sind die drei Wellen der Verhaltenstherapie?
Die erste Welle konzentrierte sich auf das beobachtbare Verhalten, die zweite Welle integrierte kognitive Prozesse, und die dritte Welle beinhaltet achtsamkeitsbasierte Ansätze und die Berücksichtigung biografischer Erfahrungen und der therapeutischen Beziehung.
Was ist das SORKC-Schema?
Das SORKC-Schema ist ein Modell zur Verhaltensanalyse in der Verhaltenstherapie. Es beschreibt die Beziehung zwischen Situation (S), Organismus (O), Reaktion (R), Kontingenz (K) und Konsequenz (C) und hilft, die aufrechterhaltenden Bedingungen problematischen Verhaltens zu identifizieren.
Was sind die vier Ebenen des Verhaltens?
Die vier Ebenen des Verhaltens sind affektiv-emotional (Gefühle), kognitiv-verbal (Gedanken), physiologisch (körperliche Reaktionen) und motorisch (beobachtbare Handlungen).
Was ist das Hauptziel der Verhaltenstherapie?
Das Hauptziel der Verhaltenstherapie ist die Reduktion oder Elimination von Symptomen, die Verbesserung der Selbstregulation, die Psychoedukation des Patienten und die Hilfe zur Selbsthilfe. Es geht darum, dysfunktionale Verhaltensweisen zu verändern und neue, adaptive Verhaltensweisen aufzubauen.
Welche Prinzipien sind in der Verhaltenstherapie zentral?
Zentrale Prinzipien der Verhaltenstherapie sind Problemorientierung, Bedingungsorientierung, Handlungsorientierung und Zielorientierung. Sie ist transparent, wissenschaftlich fundiert und manualbasiert. Manualbasiert: Therapieformen, die sich an einem Manual (Anleitung) orientieren und somit eine hohe Standardisierung aufweisen.
Welche Rolle spielt die Entwicklung im verhaltenstherapeutischen Ansatz?
Die Verhaltenstherapie betrachtet die Entwicklung als Ergebnis individueller Lerngeschichten. Verschiedene Lernformen wie klassisches Konditionieren, operantes Konditionieren, Modelllernen und kognitives Lernen spielen eine Rolle bei der Entwicklung des Kindes.
Welche Modelle liegen der verhaltenstherapeutischen Sichtweise zur Entstehung und Aufrechterhaltung psychischer Störungen zugrunde?
Den verhaltenstherapeutischen Modellen liegen lerntheoretische Verständnisweisen zugrunde, die in vierfacher Hinsicht unterschieden werden können: respondentes, operantes, soziales und kognitives Lernen.
Wie wird der Begriff ‘Lernen’ definiert?
Lernen ist die Ausbildung oder Korrektur von individuellem Gedächtnisbesitz durch informationsverarbeitende Prozesse (Klix, 1971). Im Unterschied zum Denken greift Lernen verändernd in die Gedächtnisinhalte ein. Nach Lefrancois (1984/2006) können unter Lernen alle Verhaltensänderungen verstanden werden, die aufgrund individueller Erfahrungen zustande kommen.
Welche Niveaustufen von Lernformen werden unterschieden?
Es werden verschiedene Niveaustufen der Lernformen unterschieden: elementares Lernen, wie Habituation oder bedingte Reaktionen, und kognitives Lernen über Einsichtbildung. Habituation: Gewöhnung an einen wiederholten Reiz.
Was ist die Kernaussage der verhaltenstherapeutischen Krankheitspsychologie des Lernens?
Die verhaltenstherapeutische Krankheitspsychologie des Lernens besagt, dass psychische Störungen auf abnormes, gelerntes Verhalten zurückzuführen sind. Dabei wird angenommen, dass dieses Verhalten denselben lerntheoretischen Gesetzmäßigkeiten folgt wie funktionales Verhalten.
Was ist klassische Konditionierung?
Bei der klassischen Konditionierung (Pawlow, 1927) werden ursprünglich neutrale Reize durch wiederholte Kopplung mit einem unkonditionierten Reiz, der eine natürliche, ungelernte Reaktion auslöst, zu Auslösern von Reaktionen, die sie zuvor nicht auslösen konnten. Der neutrale Reiz wird somit zu einem konditionierten Reiz, der eine konditionierte Reaktion auslösen kann.
Was sind die Phasen der klassischen Konditionierung?
Die klassische Konditionierung besteht aus drei Phasen: der Vorbereitungsphase (NS und UCS werden getrennt dargeboten), der Trainingsphase (NS und UCS werden gemeinsam dargeboten) und der Ergebnisphase (der NS wird zum CS, der eine CR auslöst). NS: Neutraler Stimulus, UCS: Unkonditionierter Stimulus, CS: Konditionierter Stimulus, CR: Konditionierte Reaktion.
Was ist der Unterschied zwischen einem unkonditionierten Reiz (UCS) und einem konditionierten Reiz (CS)?
Ein unkonditionierter Reiz (UCS) ist ein Reiz, der ohne vorherige Konditionierung eine natürliche, ungelernte Reaktion (UCR) auslöst. Ein konditionierter Reiz (CS) ist ein ursprünglich neutraler Reiz, der durch wiederholte Kopplung mit dem UCS zu einem Auslöser einer konditionierten Reaktion (CR) geworden ist. UCR: Unkonditionierte Reaktion.
Was ist der Unterschied zwischen einer unkonditionierten Reaktion (UCR) und einer konditionierten Reaktion (CR)?
Eine unkonditionierte Reaktion (UCR) ist eine natürliche, ungelernte Reaktion, die durch einen unkonditionierten Reiz (UCS) ausgelöst wird. Eine konditionierte Reaktion (CR) ist eine erlernte Reaktion, die durch einen konditionierten Reiz (CS) ausgelöst wird.
Was ist eine Bekräftigung (Reinforcement) im Kontext der klassischen Konditionierung?
Eine Bekräftigung (Reinforcement) im Kontext der klassischen Konditionierung ist die Kopplung zwischen dem neutralen Stimulus (NS) und dem unkonditionierten Stimulus (UCS), die dazu führt, dass der NS zu einem konditionierten Stimulus (CS) wird.
Was ist die Löschungsphase in der klassischen Konditionierung?
In der Löschungsphase wird der konditionierte Stimulus (CS) wiederholt ohne den unkonditionierten Stimulus (UCS) dargeboten. Dadurch nimmt die Stärke der konditionierten Reaktion (CR) ab, bis sie schließlich nicht mehr auftritt. Der CS verliert seine Signalwirkung.
Was ist Spontanheilung?
Spontanheilung ist der Effekt, dass nach einer Löschungsphase die konditionierte Reaktion (CR) bei erneuter Darbietung des konditionierten Stimulus (CS) wieder auftritt, obwohl sie zuvor gelöscht wurde. Die Reaktion ist jedoch meist schwächer als zuvor.
Was sind die zwei Bedingungen für eine erfolgreiche klassische Konditionierung?
Die zwei Bedingungen für eine erfolgreiche klassische Konditionierung sind Kontingenz und Kontiguität.
Was bedeutet Kontingenz im Kontext der klassischen Konditionierung?
Kontingenz bedeutet, dass der neutrale Stimulus (NS) einen Informationsgehalt über das Auftreten des unkonditionierten Stimulus (UCS) liefern muss. Der NS sollte ein zuverlässiger Prädiktor für das Auftreten des UCS sein.
Was bedeutet Kontiguität im Kontext der klassischen Konditionierung?
Kontiguität bedeutet, dass zwischen dem neutralen Stimulus (NS) und dem unkonditionierten Stimulus (UCS) eine räumliche und zeitliche Nähe bestehen muss. Je nachdem, wie der zeitliche Zusammenhang zwischen NS und UCS ist, ist die klassische Konditionierung unterschiedlich effektiv.
Was ist Preparedness?
Preparedness (Seligman, 1970) beschreibt die biologische Prädisposition, auf bestimmte Reize besonders leicht eine stabile konditionierte Reaktion zu entwickeln. Menschen entwickeln beispielsweise schneller Angst vor Spinnen als vor Steckdosen.