Altfragen mit Antworten SS17 Flashcards

(24 cards)

1
Q

1.) Skizzieren Sie in wenigen Worten das Menschenbild des an Mündigkeit ausgerichteten Pädagogikverständnisses; gehen Sie dabei insbesondere auf das Argument ein, dass der Mensch, im Gegensatz zu anderen Lebewesen, das „Potenzial der Freiheit“ in sich trägt.

A
  • ) Freiheit kann man nicht schaffen! Freiheit kann man sich nur selber nehmen, die kann man nicht bekommen.
  • ) Der Mensch ist Natur. Eine Natur mit 2 Instanzen: Körper und Geist (Vernunft).
  • ) Tiere hingegen sind ihrer Natur ausgeliefert. Sie sind vorprogrammiert und haben keine andere Wahl.
  • ) Des Weiteren haben Tiere, anders als der Mensch, kein Wissen ihrer Sterblichkeit.
  • ) Dem Menschen steht es frei „Nein“ zu sagen, er ist nicht berechenbar und er bewegt sich in einem gegebenen Gestaltungsspielraum.
  • ) Er bestimmt sich als ein eigenständiges Wesen und besitzt somit die Fähigkeit der Selbstbestimmung.
  • ) Der Mensch, als eigenständiges Wesen, ist sich seiner Selbst bewusst und ist vom Grunde auf im Besitz von Würde.
  • ) Es steht ihm also frei, welchen Weg des Lebens er bestreitet.
  • ) Fakt ist, einen Menschen, der nicht frei ist, den gibt es nicht!
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2
Q

2.)Charakterisieren Sie in aller Kürze den Unterschied zwischen den vormodernen, objektiven Sichtweise der Vernunft und der sogenannten instrumentellen Vernunft, wie sie sich im Zuge der Moderne herausgebildet hat. Erklären Sie dabei auch, in welcher Form instrumentelle Vernunft Grundlage der Konkuerrenzorientierung der aktuell gegebenen Gesellschaftsordnung ist.

A

Mit der Moderne etabliert sich ein Wandel in der Sichtweise der Vernunft
Vorher: Vernunft ist ein der Wirklichkeit innewohnendes Prinzip ➜»objektive Vernunft«☛ Es gilt, die allem Sein eingeschriebene Vernunft zu »vernehmen«. Gutes Leben beweist sich durch das Maß der Harmonie mit den als vernünftig erkannten Prinzipien
Nachher: Vernunft ist eine Funktion des Denkmechanismus ➜»instrumentelle Vernunft«☛ Die instr. Vernunft kennt nur den persönlichen Vorteil. Alles was der Mensch ohne „Kosten-Nutzen-Rechnung“ der eigenen Interessen tut, ist unvernünftig. Wer nicht konsequent die
eigene Interessen oder die der eigenen Interessensgruppe verfolgt, gilt als weltfremd, dumm oder als »Gutmensch«.
Es findet eine zunehmende Entfremdung von den »Impulsen der Menschlichkeit statt – der »vernünftige Mensch« bleibt in jeder Situation cool.
Indem Menschen sich der instrumentellen Vernunft unterwerfen (müssen), wird ihr Denken den Prämissen von Konkurrenz und Kalkulation unterworfen – siewerden zu Verkörperungen der gegebenen Machtverhältnisse.
Der bildungsgemäße Appell, »zur Vernunft zu kommen«, stellt sich somit letztendlich einen Aufruf zum Akzeptieren der vorfindlichen Machtverhältnisse dar. Das Subjekt ist Ausdruck der gegebenen Machtverhältnisse. Das »gute Leben« definiert sich über die im »Kampf jeder gegen jeden« erreichten Möglichkeiten besserer (Über-)Lebensbedingungen innerhalb der Gesellschaft.

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3
Q

3.) Im Text: „Warum Bildung bei der Überwindung der Machtverhältnisse nicht hilft, …“ wird ausgeführt, dass die Bildungsidee sich einerseits aus dem Gedankengut der Aufklärung herleitet und andererseits Effekt der misslungenen bürgerlichen Revolutionen in Mitteleuropa war. Geben Sie in Stichworten die diesbezügliche Argumentation im Text wieder.

A

Bildungsbegriff: ein Koglomerat aus Konzepten, die in der Vorstellungswelt der Aufklärung entwickelt worden waren, aber auch aus bürgerlichen Hoffnungen, die mit der Vision einer „vernünftig“ gestalteten gesellschaftlichen Ordnung verbunden waren.
Hat 2 unterschiedliche Zielsetzungen:
1. Die pädagogische Inkamation des Gedankenguts der Aufklärung samt der Idee, dass der Einfluss von Menschen mit ihrem gesellschaftlichen Nutzen korrelieren soll.
2. Der Versuch des Bürgertums, seiner Kapitulation im revolutionären Kampf um politische Emanzipation eine positive Konnotation zu verleihen.
 Der Bildungsbegriff schloss zwar an Mündigkeitsidealen der Aufklärung , koppelte diese aber weitgehend von gesellschaftlich-praktischer Relevanz ab, indem er sie um ihre politischen Konsequenzen verkürzte.
 Es lassen sich zwar aus dem Bildungsbegriff durchaus Momente der Kritik am Feudalsystem herauslesen, er war aber von vornherein klar gegen ein aktiv-revolutionäres Eingreifen hinsichtlich einer Umgestaltung der gesellschaftlichen Verhältnisse positioniert.
 Das ihm innewohnende Ziel war stets eine gesellschaftliche Reform insofern, dass die Menschen reif gemacht werden sollten, Verbesserungen in Bezug auf eine veränderte, nach „vernünftigen“ Kriterien gestaltete Gesellschaft voranzutreiben.

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4
Q

4.)Wie wird im Text: „Warum Bildung bei der Überwindung der Machtverhältnisse nicht hilft, …“ die Behauptung legitimiert, dass die sich in der Moderne durchgesetzte Vorstellung der Vernunft als einem Verfahren, die Grundlage der in modernen Gesellschaften gegebenen Machtverhältnisse darstellt?

A

Vorstellung der Vernunft in der Moderne: instrumentelle Vernunft: Vernunft ist Funktion des Denkprozesses, instrumentelle Vernunft kennt nur den persönlichen Vorteil, vernünftig ist wer seinen eigenen Vorteil voranbringt, nur ständig Kosten/Nutzen abwägt denkt vernünftig; wer das nicht tut gilt als weltfremd, dumm oder Gutmensch; es findet eine zunehmende Entfremdung von den Impulsen der Menschlichkeit statt, der vernünftige Mensch bleibt in jeder Situation gelassen; indem sich die Menschen der instrumentellen Vernunft unterwerfen, wird ihr Denken den Prämissen von Konkurrenz und Kalkulation unterworfen, sie werden zu Verkörperung der gegebenen Machtverhältnisse. Der bildungsgemäße Appell zur Vernunft zu kommen, stellt insofern die Aufforderung zum Akzeptieren der vorfindlichen Machtverhältnisse dar. Das Subjekt ist Ausdruck der gegebenen Machtverhältnisse, das gute Leben definiert sich über die im Kampf jeder gegen jeden erreichten Möglichkeiten besserer Lebensbedingungen in der Gesellschaft.

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5
Q

5.) Erklären Sie was unter Tausch- und Gebrauchswert allgemein gemeint ist und wenden Sie die Begrifflichkeit auf den entsprechenden Ertrag durch systematisches Lernen an. Stellen Sie die individuelle und gesellschaftliche Dimension des Tauschund Gebrauchswerts von Bildung dar.

A

Gebrauchswert:
-) Der Gebrauchswert hat was mit der Nützlichkeit einer Sache zu tun. Wird es für sich persönlich benötigt oder nicht.
-) Der Gebrauchswert ist immer vorhanden, egal ob etwas verfügbar ist oder nicht. Ganz im Gegenteil zum Tauschwert, Marktwert bzw. Wert, der ganz stark von der Verfügbarkeit abhängt.
-) Der Gebrauchswert verwirklicht sich im Gebrauch bzw. Konsum einer Sache. D.h. wenn ich es nicht verwende, ist es nicht relevant für mich. Der Gebrauch ist also das Entscheidende.
-) Er ist für verschiedene Menschen unterschiedlich hoch.
Tauschwert, Marktwert bzw. Wert:
-) Hat ursprüngliche Grundlage darin, dass für die Herstellung einer Sache Arbeit aufgewendet werden muss und Arbeit wiederum ist ein begrenztes Gut. Und diese Begrenzung schafft/bestimmt den Tauschwert.
-) der Tauschwert ist ein Effekt von Marketing. D.h. wir zahlen sehr oft für die Marke (Apple: hoher Tauschwert weil es z. B. so schön designt ist, aber geringer Gebrauchswert). Der (Tausch-)Wert hat also nichts mit dem Gebrauchswert zu tun.
-) entspricht dem Preis, der für den Erwerb einer Sache am Markt entrichtet werden muss.
-) Wir orientieren uns an die Marktsituation. D.h. je teurer, desto besser muss es ja sein.
-) In einer marktwirtschaftlich-kapitalistischen Gesellschaft tritt nur noch der Tauschwert bzw. Wert der Dinge ins Bewusstsein. Es ist auch eindeutig, dass es in der Gegenwart nichts mehr gibt, was ausschließlich einen Gebrauchswert hat, jedoch keinen Tauschwert besitzt. Außer Luft (zumindest in Österreich).
Auf Bildung/Lernen bezogen:
Tauschwert:
-) Die Verwertbarkeit des Erlernten. D.h. ich erwarte mir mit dem was ich gelernt habe, was ich in mich an Zeit und Geld investiert habe, am Arbeitsmarkt einen bestmöglichen Tauschwert.
-) Erzielbare Einkommenshöhe. Wie viel ist das, was ich mir angeeignet/erlernt habe, in der Berufswelt bzw. bei meiner zukünftigen Tätigkeit wert.
-) Tauschwert ist sozusagen ein Resultat der Lernfähigkeit. Je mehr ich dafür Zeit und Geld investiert habe, desto teurer kann ich mich verkaufen.
-) Arbeitslosigkeitsrisiko.
-) Gesellschaftliches Prestige, z. B. kann ich mir teurere/gesündere Lebensmittel kaufen.
-) der Tauschwert steht in Wechselwirkung mit Anpassung und somit Unterwerfung (um später mehr Geld zu verdienen)
-) Hier liegt das Hauptaugenmerk darauf, am Kuchen des Marktes mit zu naschen.
-) Somit Zurichtung für die Verwertung
Gebrauchswert:
Individuell
-) Fähigkeit zur freien Gestaltung des eigenen Lebens. Sich also somit besser auszukennen im eigenen Leben.
-) der Gebrauchswert steht in Wechselwirkung mit Emanzipation bzw. Selbstbewusstsein. D.h. hier geht es nicht primär um das Geld sondern um die Ausübung der Selbstbefreiung.
-) Des Weiteren ist zu beobachten, dass, je gebildeter man ist, die Kritikfähigkeit wächst. Es wird wesentlich mehr hinterfragt. Auch dies ist ein klares Kennzeichen des Gebrauchswerts.
Gesellschaftlich
-) Fähigkeit zur Teilhabe an der Gestaltung der Gesellschaft. D.h. man ist sozusagen „mächtiger“. Es befähigt viel eher dazu, in die Gesellschaft einzugreifen, wenn man ein Studium abgeschlossen hat.
-) Die Argumentation ist Richtung Tauschwert natürlich höher (Geld regiert die Welt).
-) Es ist nicht möglich nur eine Seite (Tauschwert oder Gebrauchswert) zu wählen! Die Frage ist, welche Seite überwiegt? Was ist für mich wichtiger?

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6
Q

6.) Skizzieren Sie die Konsequenzen, die Bernd-Kai Garese in seinem Text „Was nichts kostet, ist nichts wert“ auf (universitäre) Bildung zukommen sieht, wenn sie verstärkt den „Gesetzen des Marktes“ unterworfen wird. Geben Sie die von ihm genannten Argumente für die Unvereinbarkeit von marktorientierter und zur Kritik befähigender Bildung wieder.

A
  • ) Die Konsequenz ist, dass der eigentliche Sinn von Bildung, sich in der Welt auszukennen, Täuschungen zu durchschauen und Dinge kritisch zu hinterfragen immer mehr in den Hintergrund gerät.
  • ) Statt Täuschungen zu durchschauen, wird eigentlich gefordert Täuschung zuzulassen. Vom wirklichen Gebrauchswert zum Schein vom Gebrauchswert sozusagen.
  • ) In der Bildung geht es aber letztendlich um den Gebrauchswert, nicht um den Tauschwert, also das, was vom Markt gefordert wird.
  • ) Es ist von großer Bedeutung, dass WissenschaftlerInnen und unter ihnen auch StudentInnen unter keinen Umständen vergessen, dass der Gebrauchswert das wesentliche der Wissenschaft ist.
  • ) Primär muss es also um die Entwicklung einer menschenwürdigen, lebenswerten Gesellschaft, nicht aber um den finanziellen Wert von Bildung gehen.
  • ) Denn was wirklich Wert hat, kostet nichts!
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7
Q

7.) In der aktuellen bildungspolitischen Diskussion wird häufig mit den Begriffen „Humanressource“ und „Humankapital“ operiert. Erläutern Sie, was unter den Begriffen verstanden wird und in welcher Beziehung diese zueinander stehen. Erklären Sie, welches Menschenbild in den Begriffen zum Ausdruck kommt, nehmen Sie dabei Bezug auf den ökonomischen Hintergrund der Begriffe.

A
  • ) Ressourcen sind Rohstoffe. Rohstoffe, die noch nicht bearbeitet und somit ökonomisch noch uninteressant sind. Sie bekommen daher noch einen (Tausch-)Wert.
  • ) Humanressource bezeichnet demnach einen Menschen, der noch unbearbeitet ist und somit noch nicht für die Verwertung brauchbarist, der aber noch für die Verwertung relevante Potentiale und Möglichkeiten besitzt.
  • ) Kapital umschreibt die Investition, welche zur Steigerung des (Tausch-)Werts einer Ware vorgenommen wird. Also sozusagen muss Geld investiert werden in die Ware, damit diese zu noch mehr Geld führt. Sehr wesentlich in Zeiten des Kapitalismus.
  • ) Humankapital ist das menschliche Ergebnis nach der Bearbeitung. D.h. der Mensch mit all seinem angeeigneten Wissen, vorhandenen Fähigkeiten, erlernten Erfahrungen etc.
  • ) Aufgrund dessen, dass der Mensch mehr und mehr zur Ware wird, so er sich doch bestmöglich verkaufen und seinen Wert steigern möchte, ist ein Verbleib im Stadium der „Humanressource“ gar nicht möglich.
  • ) Der Mensch sieht sich als Ware, in die es zu investieren gilt, um seinen (Markt-)Wert zu steigern.
  • ) Neben der Transformation von Humanressource zum Humankapital, findet auch ein Übergang von Würde zum Tauschwert statt, indem sich die Würde vollkommen im Tauschwert auflöst.
  • ) Das Menschenbild, das hinter der Ausrichtung allen Lernens am Tauschwert zustande kommt, ist das des Menschen als Konkurrenzwesen. Jeder Mensch will an erster Stelle stehen.
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8
Q

8.)Stellen Sie dar, in welcher Form das Herstellen von Chancengleichheit beim Bildungszugang einerseits zwar einen Fortschritt gegenüber dem Status quo darstellen würde und somit dem gängigen Gerechtigkeitsverständnis entgegenkäme, die Tatsache der sozialen Ungleichheit in der Gesellschaft sich damit aber nicht reduzieren würde.

A

-Unter Chancengleichheit beim Bildungszugang versteht man, dass für alle Gesellschaftsmitglieder der Zugang zur (Aus-) Bildung im gleichen Maße gegeben ist.
-Wenn eine Chancengleichheit beim Bildungszugang tatsächlich gegeben wäre und die Bildungsabschlüsse, die man damit erreicht, auch wirklich als Grundlage der gesellschaftlichen Positionsverteilung gelten würden, würde das einen Fortschritt gegenüber dem Status Quo darstellen.
-Wettbewerb kann es aber nur geben, wenn es Unterschiede zwischen „Siegern“ und „Verlierern“ gibt, die soziale Ungleichheit müsse also bestehen bleiben.
-Wenn also wirklich eine Chancengleichheit bestehen würde, würde es keinen Wettbewerb mehr geben, da alle Gesellschaftsmitglieder die gleiche Qualifikation (Humankapital) haben würden.
-Die soziale Ungleichheit würde also damit nicht verändert werden. Unter den gegebenen gesellschaftlichen Bedingungen schafft der Abbau von Barrieren die Möglichkeit, im Konkurrenzkampf erfolgreicher zu sein und die Lebensbedingungen individuell zu verbessern.
Das wäre ein Fortschritt, wenn es Chancengleichheit tatsächlich geben würde und die für alle erreichbaren Bildungsabschlüsse die Grundlage der gesellschaftlichen Positionsverteilung wären.
-Das Problem ist aber, dass wir in einer Konkurrenzgesellschaft leben. Unterschiedliche Lebenschance und Hierarchien sind Merkmale dieser Gesellschaftsform. Ein sozialer Aufstieg aller Menschen gleichermaßen ist also gar nicht möglich.
-Der Erfolg einzelner bedingt den Misserfolg vieler anderer. Das Herstellen von Chancengleichheit kann die soziale Ungleichheit nicht beheben.

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9
Q

9.) Mangelhafte soziale Gerechtigkeit im Bildungswesen zeigt sich daran, dass soziale Faktoren – die keinen unmittelbaren Zusammenhang mit Leistungsfähigkeit und Leistungswilligkeit haben – Einfluss auf die Bildungskarriere Heranwachsender haben. Nennen sie derartige, den Bildungserfolg hierzulande stark beeinflussende soziale Faktoren, sowie Folgen mangelhaft gegebener sozialen Gerechtigkeit im Bildungswesen.

A

Soziale Faktoren:
1) Finanzielle Faktoren und Bildungsnähe (Geld, Wohnsituation, Bildung der Eltern)
2) Migrationshintergrund (merkt man an der Sprache; Vorurteile werden genützt, um zu selektieren)
3) Geschlechterspezifische Faktoren
4) Regionale Faktoren (Entfernung zu höheren Bildungseinrichtungen, Verkehrsanbindung)
Auswirkungen:
1) Erfolgswahrscheinlichkeit im Bildungswesen (Grundbildungsschwächen, Drop Out, Early School Leaving = höchster Abschluss ist Pflichtschulabschluss)
2) Entwertungsrisiko als Arbeitskraft (Arbeitslosenrisiko, unter Qualifikationsniveau arbeiten müssen)
3) Bildungserträge (erwartbare berufliche Position, Einkommen, Aufstiegsmöglichkeiten)
4) Bildungsaffinität (Bereitschaft Weiterbildung zu besuchen: Je schlechter das Schulwesen war, desto weniger ist man bereit später Weiterbildungen zu machen)
Des Weiteren kommt noch hinzu, dass die soziale Vererbung in Österreich vergleichsweise sehr hoch ist. Dies hat zur Folge, dass es, nach absolvierter Ausbildung, sehr entscheidend ist, ob man aus einer sozialen Familie kommt, wo der Einflussbereich doch ein wenig höher ist, oder nicht.

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10
Q

10.) Nennen Sie die wesentlichen sozialen Faktoren, die hierzulande hinsichtlich sozialer (Un-)Gerechtigkeit im Bildungswesen wirksam sind sowie wichtige Auswirkungen derselben auf die Bildungs- und Lebensverläufe von Abgänger/innen des Bildungssystems.

A

Soziale Faktoren:
1) Finanzielle Faktoren und Bildungsnähe (Geld, Wohnsituation, Bildung der Eltern)
2) Migrationshintergrund (merkt man an der Sprache; Vorurteile werden genützt, um zu selektieren)
3) Geschlechterspezifische Faktoren
4) Regionale Faktoren (Entfernung zu höheren Bildungseinrichtungen, Verkehrsanbindung)
Auswirkungen:
1) Erfolgswahrscheinlichkeit im Bildungswesen (Grundbildungsschwächen, Drop Out, Early School Leaving = höchster Abschluss ist Pflichtschulabschluss)
2) Entwertungsrisiko als Arbeitskraft (Arbeitslosenrisiko, unter Qualifikationsniveau arbeiten müssen)
3) Bildungserträge (erwartbare berufliche Position, Einkommen, Aufstiegsmöglichkeiten)
4) Bildungsaffinität (Bereitschaft Weiterbildung zu besuchen: Je schlechter das Schulwesen war, desto weniger ist man bereit später Weiterbildungen zu machen)
Des Weiteren kommt noch hinzu, dass die soziale Vererbung in Österreich vergleichsweise sehr hoch ist. Dies hat zur Folge, dass es, nach absolvierter Ausbildung, sehr entscheidend ist, ob man aus einer sozialen Familie kommt, wo der Einflussbereich doch ein wenig höher ist, oder nicht.

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11
Q

11.) Begründen sie die Aussage, dass in Österreich die soziale Herkunft sehr stark über die Bildungskarriere von Heranwachsenden entscheidet. Nennen Sie statistische Daten, an denen sich eine entsprechende Korrelation zwischen sozialer Lage, beruflicher Position und Bildungsstand von Eltern mit den Bildungswegen und -erfolgen ihrer Kinder zeigt.

A
  • ) Chancengleichheit beim Bildungszugang ist absolut nicht gegeben. Die soziale Vererbung ist in allen Ländern vorhanden, jedoch in Österreich ist diese Verknüpfung besonders hoch.
  • ) In Österreich ist also, um einen bestimmten Bildungsabschluss zu erreichen, unter anderem der gegebene Migrationshintergrund von großer Bedeutung.
  • ) Statistiken zeigen außerdem, dass knapp 75 % der Kinder von Eltern, die einer hochqualifizierten Tätigkeit nachgehen, eine AHS-Oberstufe/BHS besuchen, wohingegen der Anteil jener Kinder, wo die Eltern einer Hilfstätigkeit nachgehen, nur bei knapp 25% liegt.
  • ) Ähnlich sieht es hier beim Einkommen der Eltern aus. Je höher das Einkommen, desto höher der Anteil der Kinder, die eine AHS-Oberstufe/BHS besuchen und umgekehrt.
  • ) Wie zu erkennen ist, spielen also auch die Karriere und Einkünfte der Eltern eine entscheidende Rolle für die zukünftigen Chancen der Kinder.
  • ) Aber nicht nur Migrationshintergrund, Karriere oder Einkommen, sind maßgeblich dafür verantwortlich welchen Weg die Kinder einschlagen. Auch der Bildungsabschluss der Eltern zeigt eindeutig Tendenzen.
  • ) Haben Eltern einen Universitätsabschluss oder ähnlich zu verzeichnen, liegt der Anteil ihrer Kinder im Alter von 15/16, die eine AHS besuchen bei 55%, wohingegen der Anteil jener Kinder, dessen Eltern nur einen Pflichtschulabschluss vorweisen können, bei 3% liegt.
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12
Q

12.) Begründen Sie anhand entsprechender Daten, warum man zu Recht sagen kann, dass die im 10. Lebensjahr zu fällende Bildungswegentscheidung – HS oder AHS-Unterstufe – die Wahrscheinlichkeit des Maturierens eines Heranwachsenden in sehr hohem Maß präjudiziert.

A

-) ob ein Kind später maturiert ist zwar auch vom Ausbildungsstand seiner Eltern abhängig, aber ganz besonders davon, ob es eine Hauptschule oder AHS besucht hat.
-) Bei den gegebenen Daten ist am Wichtigsten hervorzuheben, dass die Wahrscheinlichkeit zu maturieren für ein Kind, das eine AHS besucht hat, dessen Eltern jedoch als höchsten Bildungsabschluss den Pflichtschulabschluss haben (~55%), höher ist, als bei einem Kind,
das eine Hauptschule besucht hat, dessen Eltern aber einen Universitätsabschluss als höchsten Bildungsabschluss haben (~42%).
-) Daraus kann man erkennen, dass die Kinder, die ein Gymnasium besucht haben, im 10. Lebensjahr quasi einen „Turbo“ gestartet haben und somit die Gewinner sind.
-) Sowohl bei den Kindern, die eine Hauptschule besucht haben, als auch bei den Kindern, die eine AHS besucht haben, ist die Wahrscheinlichkeit zu maturieren höher, wenn der Ausbildungsstand der Eltern höher ist.
-) Warum ist also die Entscheidung im 10. Lebensjahr so wichtig?Ein Grund dafür ist, dass die Eltern über die Zukunft entscheiden und nicht die Kinder selbst. Im Normalfall meinen es Eltern immer gut mit ihren Kindern und wollen nur das Beste für sie.
Je später also so eine Entscheidung getroffen werden würde, desto mehr würden Kinder mitentscheiden und desto schwieriger wäre es.

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13
Q

13.) Argumentieren Sie die Aussage, dass eine „höhere Ausbildung“ einen erhöhten Tauschwert am Arbeitsmarkt bzw. ein verringertes Arbeitslosigkeitsrisiko bewirkt. Was passiert mit diesem Konkurrenzvorteil, wenn immer mehr Menschen höhere Bildungsabschlüsse erwerben?

A
  • ) Anhand der Statistik lässt sich eindeutig erkennen, dass das Risiko der Arbeitslosigkeit enorm geringer ist, wenn eine höhere Ausbildung als der Pflichtschulabschluss vorhanden ist.
  • ) Während bei Männern bzw. Frauen mit Pflichtschulabschluss eine Arbeitslosigkeit von 19,9 % bzw. 16 % zu verzeichnen ist, beträgt der Anteil der Arbeitslosen mit akademischer Ausbildung bei Männern 2,3 % und bei Frauen 2,5%.
  • ) Alle weiteren Bildungsabschlüsse zwischen Pflichtschulabschluss und einem akademischen Abschluss verzeichnen ein Arbeitslosenanteil zwischen 2,9 und 6 %. Vergleichsweise also ein sehr geringer Unterschied, sowohl bei Männern, als auch bei Frauen.
  • ) Obwohl der Nettostundenlohn zwischen Männern und Frauen in allen Bereichen klare Vorteile zugunsten der Männer aufweist (insgesamt ca. 25,5 % mehr), ist doch zu erkennen, dass dieser bei beiden Geschlechtern, welche einen Tertiärabschluss besitzen, im Gegensatz zu „geringeren“ Ausbildungen am höchsten ist.
  • ) Da unter Tauschwert, das Erlernte, das Einkommen und das Arbeitslosenrisiko zu verstehen ist, ist also hier klar zu erkennen, dass eine „höhere Ausbildung“ einen höheren Tauschwert am Arbeitsmarkt bewirkt.
  • ) Gäbe es nur Akademiker, würde der Kampf um die bevorzugten Arbeitsplätze enorm steigen. Um sein Ziel zu erreichen ist Anpassung an den Arbeitsmarkt von großer Bedeutung. Der Tauschwert der Einzelnen würde sinken, da jeder ersetzbar wäre. Die Arbeitslosenrate würde natürlich beträchtlich sinken.
  • ) Allerdings stellt sich diese Frage in unserem Österreich wohl (noch) nicht.
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14
Q
  1. Entsprechende Untersuchungen weisen regelmäßig nach, dass die Bildungserträge von Männern und Frauen in Österreich weit auseinanderklaffen. Stellen Sie Gründe für den bei gleichen qualifikatorischen Voraussetzungen bestehenden Unterschied in der Entlohnung von Frauen und Männern dar und benennen sie die Entlohnungsdifferenz größenordnungsmäßig.
A

Tradierte Rollenvorstellungen und Geschlechtsstereotype
Zentraler Grund sind geschlechtsspezifische Diskriminierungen (zum Teil sogar in Tarifverträgen festgelegt), nach denen die Arbeitsleistung von Frauen immer noch als „minderwertiger“ angesehen wird. Frauen – so die Klischees – sind schlechter gebildet, psychisch und körperlich weniger belastbar, nicht durchsetzungsfähig und müssen nicht wie Männer „eine Familie ernähren“.
• „Frauenberufe“ vs. „Männerberufe“
Ein weiterer (Teil-)Grund für die schlechte Vergütung von Frauen ist, dass die „typisch“ weiblichen Berufe (z. B. Sekretärin, Verkäuferin, Erzieherin) meist zu den Berufen mit den geringsten Verdienstmöglichkeiten zählen. Hinzu kommt, dass in „frauentypischen“ Berufen (v. a. im Büro- und Dienstleistungsbereich) aufgrund der überwiegend schulischen Ausbildung kaum Weiterbildungs- und Aufstiegsmöglichkeiten bestehen. In „männertypischen“ Berufen (z. B. in Industrie und Handwerk) sind die beruflichen Perspektiven durch die hauptsächlich betriebliche Ausbildung dagegen deutlich besser. • Schlechtere berufliche Stellung
Auch die Argumente, dass Frauen häufiger in schlecht bezahlten Berufen und Branchen arbeiten, oft nur teilzeitbeschäftigt sind, weniger Führungspositionen besetzen oder eher in kleinen und mittelständischen Unternehmen arbeiten, können die geschlechtsspezifischen Einkommensunterschiede nur teilweise erklären. Denn hier sind ebenfalls die Bruttolöhne bei Frauen allgemein niedriger und Vergütungen für Überstunden sowie Zulagen (z. B. für Schicht- und Nachtarbeit) werden weniger bezahlt.
• Familiengründung und Kinderbetreuung
Ein bedeutende Ursache für die Einkommensunterschiede sind dagegen die beruflichen Unterbrechungen von Frauen in der Familienphase. Frauen erreichen deshalb oft keine derart lange Betriebszugehörigkeit wie Männer und erhalten kaum die Möglichkeit, in eine obere Gehaltsstufe zu kommen.
Viele Personalverantwortliche wissen um die Not von Frauen mit Familie, die dringend einen Job als „Hinzuverdienerin“ benötigen, und machen ihnen deshalb von vornherein geringere Gehaltsangebote als Männern.
25,5% werden im Schnitt weniger von Frauen verdient, zieht man noch Faktoren ab, die diesen großen Unterschied erklären könnten, wie das Durchschnittsalter, Dauer der Firmenzugehörigkeit, etc. bleiben immer noch rund 18% Gehaltsunterschied über.

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15
Q

15.) Im Text: „Lernen um zu siegen – warum es immer sinnloser wird und trotzdem fortgeführt werden
muss“, wird postuliert, dass auch eine intensivere Ausrichtung von (Aus-)Bildung an den von der
Wirtschaft eingeforderten Fähigkeiten von Arbeitskräften, den rückgängigen Arbeitskräftebedarf
nicht stoppen kann, da dieser andere Ursachen hat. Stellen Sie dar, womit im Text der sich derzeit
in allen Industrieländern verringernde Bedarf an Arbeitskräften begründet wird.

A
  • Durch neuere Informations- und Kommunikationstechnologien wird ein rückgängiger Bedarf an menschlichen Arbeitskräften verzeichnet, womit eine Schranke der Wachstumsökonomie erreicht wird.
  • Im Allgemeinen kommt es zu einer fast universellen Ersetzbarkeit von menschlichen Arbeitskräften, die durch moderne Technologien ersetzt werden können.
  • Dadurch werden immer mehr menschliche Arbeitskräfte eingespart - in praktisch allen Wirtschaftssektoren.
  • Die Arbeitslosenraten steigen dadurch stetig und werden auch immer mehr ansteigen.
  • In einigen Bereichen sind momentan menschliche Arbeitskräfte noch billiger als Technologien, aber auch diese werden in der nächsten Zeit mehr und mehr ersetzt werden.
  • Auch wenn sich das Bildungssystem immer mehr daran orientiert sich auf die von der Wirtschaft eingeforderten Fähigkeiten von Arbeitskräften auszurichten, ist die Anzahl der Beschäftigungen, die durch neue Technologien geschaffen werden, deutlich geringer als die Zahl der Arbeitsplätze die dadurch abgeschafft werden.
  • Es kommt zu einem Rückgang des Arbeitskräftebedarfs, die verbunden ist mit einer massiven Intensivierung des Konkurrenzkampfes.
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16
Q

16.) Die Möglichkeit, in großen Segmenten der Wirtschaft menschliche Arbeitskräfte durch IKT ersetzen zu können, wird im Text: „Lernen um zu siegen – warum es immer sinnloser wird und trotzdem fortgeführt werden muss“ als Grund dafür dargestellt, dass Arbeitnehmer/innen traditionellen Zuschnitts immer weniger gebraucht werden. Welche Haltungen werden im Text angeführt, die Arbeitsplatzsuchende zunehmend erfüllen müssen, um Chancen auf einen Arbeitsplatz zu haben?

A
  • Dadurch, dass immer mehr Beschäftigungen durch IKT- Systeme ersetzt werden können, müssen ArbeitnehmerInnen umdenken.
  • Formelles Wissen, also einfache wenn- dann Prozesse können fast universal durch Technologien ersetzt werden.
  • Was nicht ersetzt werden kann, sind fallbezogene Tätigkeiten, in denen individuell entschieden werden muss, wie gehandelt wird - mit Eigeninitiative und Kreativität-, oder bei denen zwischenmenschliche Beziehungen eine Rolle spielen.
  • Dadurch, dass diese Fähigkeiten mehr an Bedeutung gewinnen, muss zunehmend aus einer verinnerlichten Haltung heraus agiert werden.
  • Fallbezogene Tätigkeit verlangt von ArbeiterInnen ein Sich-Selbst-Einbringen, eine Leistungsbereitschaft, die durch extrinsische Motivation nicht gewährleistet werden kann. -Deshalb werden Menschen gebraucht, die unternehmerisch agieren und sich voll und ganz mit der Arbeit identifizieren.
17
Q

17.)Was ist mit der Behauptung gemeint, dass sich die hierzulande gegebene Gesellschaftsformation derzeit einer “Disziplinargesellschaft” zu einer “Kontrollgesellschaft” wandelt und wie hängt dieser gesellschaftliche Umbruch mit dem Einfluss der Informations- und Kommunikationstechnologie auf faktisch alle Lebensbereich zusammen.

A
  • ) Bis Ende des 20 Jhdt. hat die Disziplinargesellschaft gut funktioniert. Jeder Bereich, in dem sich der Mensch befunden hat, war im Disziplinarmilieu. D.h. es gab Rangordnungen, Bestrafungen und Sanktionen. So wurde garantiert, dass die Leute nicht ausbüchsen.
  • ) In den letzten Jahren ist die Disziplinarmacht immer mehr gesunken. Unter anderem zeigt sich das auch am Autoritätsverlust bei LehrerInnen und KindergärtnerInnen. Aber auch in Gefängnissen ist die Veränderung deutlich zu sehen (Fußfesseln statt Haftstrafe).
  • ) Jede Gesellschaft braucht Mechanismen, damit Menschen so werden, wie sie werden sollen. Und mit dem Verschwinden der Disziplinargesellschaft, taucht eine neue Form auf, die Kontrollgesellschaft.
  • ) Diese bezeichnet die permanente unterschwellige Kontrolle des Menschen. Der Mensch wird also beobachtet, ohne jedoch zu wissen, dass er beobachtet wird (z.B. anhand unserer Handys). Alles was der Mensch macht und ist, ist beobachtbar.
  • ) Wir wissen also nie, was von uns beobachtet wird. Es wird also somit ein Bewusstsein gebildet, dass man immer aufpassen müsse und brav sein müsse. Denn eines ist gewiss, in dieser Gesellschaft gibt es keinen Bereich, wo man sich verstecken kann.
  • ) Wesentlichen Anteil daran hat auch die Informations- und Kommunikationstechnologie. Sobald man sich, gezwungener Weise, bei Google anmeldet, wissen diese genauestens wer ich bin und vor allem, schon im Vorfeld, was ich wissen will. Ich mache mich sozusagen zur Ware, mit der Google handelt und Gewinne macht.
  • ) Jeder der ein Handy besitzt, im Internet ist, sich auf der Straße befindet etc., ist jederzeit beobachtbar. Jeder der ein Facebookprofil besitzt und Fotos hochgeladen hat, ist anhand dieser immer und überall identifizierbar.
  • ) Wir müssen also akzeptieren, dass wir permanent beobachtbar sind, ob wir es nun wollen oder nicht.
18
Q

18.) Was ist mit der Behauptung gemeint, dass normbezogene Tätigkeiten in der Arbeitswelt derzeit zunehmend von IKT-Systemen übernommen werden und für Menschen nur mehr fallbezogene Tätigkeiten zu tun bleiben. Wie lassen sich die beiden Tätigkeitsbereiche charakterisieren und was ist die Ursache der angesprochenen Veränderung.

A
  • ) D.h. dass alle auf formellen Wissen (vormachen – nachmachen – üben) beruhenden, normbezogenen Tätigkeiten, vom IKT-System übernommen werden.
  • ) Die Technik kann also, zum Großteil, den Menschen ersetzen.
  • ) Mit jeder Verbesserung und Verbilligung, schreitet dieser Prozess voran.
  • ) Immer wenn sich etwas in „wenn…dann“-Abläufen (lehr- und lernbare Tätigkeit) abspielt, kann ein Computer das übernehmen.
  • ) Menschen als Arbeitskräfte werden immer weniger, als Konsumenten werden sie aber sehr wohl weiterhin gebraucht.
  • ) Allerdings, dort wo Lösungen erfunden werden müssen, bzw. keine fertigen Lösungen vorhanden sind, sondern in Folge einer Situation entstehen, bleiben Jobs für Menschen bestehen.
  • ) Weiterhin sind menschliche Arbeitskräfte gefordert, wenn es sich um fallbezogene Tätigkeiten (wie z. B. auch Lehrer) handelt. Dabei handelt es sich um Wissen, das nicht systematisch vermittelt und erworbenwerden kann. Also bestimmte Fähigkeiten und Fertigkeiten eines Menschen, wie z. B. Intuition, Kreativität, Selbstorganisations- und Verständigungsfähigkeit, Eigenständigkeit und Empathie.
  • ) Dabei ist es aber auch wichtig, dass Menschen wollen was sie tun und nicht bloß funktionieren.
19
Q

19.) Erklären Sie, warum das Abdrängen menschlicher Arbeitskräfte in den Bereich der fallbezogenen Tätigkeiten ein verändertes Arbeitsethos der Arbeitskräfte erforderlich macht und skizzieren Sie wesentliche Aspekte der geforderten neuen Arbeitshaltung.

A
  • ) Da das formelle Wissen (vormachen – nachmachen – üben) technologisch ersetzbar ist , ist es notwendig, sich Wissen, dass nicht systematisch vermittelt und erworben werden kann anzueignen.
  • ) Da sich Arbeit nicht mehr nach den vorgegebenen Maßstäben und Normen messen lässt, ist das persönliche Einbringen im Arbeitsprozess gefordert. Die Umwandlung von Menschen, die bloß ihre Arbeitskraft verkaufen, in solche, die sich ihrer Arbeit voll und ganz hingeben, ist unumgänglich.
  • ) Fallbezogene Tätigkeiten (wie z. B. Lehrer) gewinnen somit mehr und mehr an Bedeutung.
  • ) Der Mensch muss für sich selbst zum Unternehmer werden, er muss sich selbst, als Arbeitskraft, als fixes Kapital betrachten. Sozusagen nach der Maxime: „Handle unternehmerisch!“.
  • ) Das was man tut, soll man gerne machen und sich damit identifizieren können.
20
Q

20.) André Gorz spricht im zur Verfügung gestellten Textausschnitt aus dem Buch: „Wissen, Wert und Kapital“ im Zusammenhang mit den aktuellen Veränderungen der Arbeitswelt und den neuen Anforderungen an Arbeitnehmer von einer »totalen Mobilmachung«. Stellen Sie dar, was er damit meint und skizzieren Sie seine diesbezüglichen Argumente.

A
  • Auf Grund der steigenden Bedeutung lebendigen Wissens erfährt unsere Arbeit einen Wandel. Das Sich-Selbst-Produzieren wird unerlässlich für immaterielle Erwerbstätigkeit und bedarf der gleichen Fähigkeiten, die auch in der Nicht-Arbeitszeit von Bedeutung sind.
  • Wir können unsere Fähigkeiten nicht mehr in „von der Arbeit verlangt“ und „unabhängig von der Arbeit“ kategorisieren. Es passiert ein grundlegender Wandel von „Das Subjekt macht sich die Arbeit zu eigen“ zu „die Arbeit macht sich das Subjekt zu eigen“ Problematisch daran ist allerdings, dass der Rahmen eines Lohnverhältnisses nicht zulässt, dass der Mensch sich voll und ganz der Arbeit hingibt und eine vollkommene Identifizierung mit seiner Aufgabe vollzieht.
  • Bei einem Lohnverhältnis existieren zwei Parteien, eine Trennung der Vertragsparteien. Es handelt sich um eine emanzipatorische Vereinbarung, die die Rechte des Arbeitgebers begrenzt und die Interessen des Arbeitnehmers berücksichtigt. Um dem entgegenzuwirken versuchen die Arbeitnehmer das Lohnverhältnis in ein Beteiligungsverhältnis umzuwandeln, d.h. ihnen die Möglichkeit zu bieten, sich am Gewinn zu beteiligen. Aber: Je mehr sich der Mitarbeiter in seiner Arbeit selbst-verwirklich muss, desto mehr wird er dies auch in der Freizeit tun. Die Selbstverwirklichung aus einem Selbstzweck heraus wird immer einen höheren Stellenwert haben, als die Verwirklichung für die Arbeit. Daher wird er sich stets sportlich oder kulturell in seiner Freizeit beschäftigen. Sie liefern stets nur das, was man von ihnen verlangt.
21
Q

21). Auf den Überlegungen Foucaults zur Disziplinargesellschaft aufbauend, stellt Deleuze im Text: „Postskriptum über die Kontrollgesellschaften“ einen aktuell stattfindenden Übergang zur Kontrollgesellschaft dar. Skizzieren Sie in Stichworten Unterschiede, wie in den beiden Gesellschaftsformationen ein Verhalten der Gesellschaftsmitglieder erreicht wird, das den gegebenen Macht- und Herrschaftsstrukturen entspricht.

A

Prinzipien der Einschließungsmillieus einer Disziplinargesellschaft wurden von Foucault wie folgt analysiert: konzentrieren; im Raum verteilen; in der Zeit anordnen; im Zeit-Raum eine Produktivkraft zusammensetzen, deren Wirkung größer sein muss als die Summe der Einzelkräfte.
• Einschließungsmilieus als unabhängige Variablen, man fängt stets bei 0 an. Gleiche Sprache, aber analogisch. Dagegen sind Kontrollmechanismen untrennbare Variationen mit numerischer Sprache.
• EM als Formen, KM als Modulationen (variierend, verändernd)
• Die Fabrik (Innere Kräfte werden in ein Gleichgewicht gebracht: Hohe Produktion, niedrige Löhne, Individuen werde zu Körper zusammengefasst) wird durch das Unternehmen ersetzt (viel tiefgreifendere Modulation jedes Lohns; Ausleseverfahren; Antreibende Kraft: Rivalität unter den Individuen, Lohn nach Verdienst)
• Die Schule wird von der Weiterbildung abgelöst.
• In Disziplinargesellschaft hörte man nie auf anzufangen, in Kontrollgesellschaften wird man nie mit etwas fertig.
• Juristische Formen (nach Kafka): Der scheinbare Freispruch der Disziplinargesellschaften (zwischen zwei Einsperrungen) und der unbegrenzte Aufschub der Kontrollgesellschaften (in kontinuierlicher Variation) sind zwei sehr unterschiedliche juristische Lebensformen.
• In DisziplinarG: Signatur, die das Individuum angibt und Zahl, die die Position in der Masse angibt, in der KontrollG: Chiffre. Das Individuum wurde dividuell, die Masse zur Stichprobe oder Bank.
• Geld: Disziplin immer im Zusammenhang mit geprägtem Geld stand, zu dem das Gold als Eichmaß gehört. KontrollG bestehen immer im Zusammenhang mit Wechselkursen
• tiefgreifende Mutation des Kapitalismus: Vom Kapitalismus der Produktion, zum Kapitalismus der Überproduktion. Von Kapitalismus FÜR die Produktion zum Kapitalismus FÜR das Produkt, als FÜR Verkauf oder Markt. Familie, Schule, Armee, Fabrik sind keine unterschiedlichen analogen Milieus mehr, die auf einen Eigentümer konvergieren, Staat oder private Macht, sondern sind chiffrierte, deformierbareundtransformierbare Figuren ein und desselben
Unternehmens, das nur noch Geschäftsführer kennt. Transformation des Produkts statt Spezialisierung der Produktion. Seele des Unternehmens ist die Dienstleistung des Verkaufs.
• Die Kontrolle ist kurzfristig und auf schnellen Umsatz gerichtet, aber auch kontinuierlich und unbegrenzt, während die Disziplin von langer Dauer, unendlich und diskontinuierlich war

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Q

22.) In welcher Form kann zwischen der Forderung, dass Menschen verstärkt zum „Unternehmer ihrer Selbst“ werden und für ihre Verwertung als Humankapital Verantwortung übernehmen sollen und der Implementierung der Informations- und Kommunikationstechnologien in allen Bereichen der Arbeitswelt ein Zusammenhang hergestellt werden.

A
  • ) Durch die Implementierung der Informations- und Kommunikationstechnologien ist man - mehr oder weniger - gezwungen sich zum Unternehmer seiner Selbst zu entwickeln, um nicht durch diese ersetzbar zu werden.
  • ) Formelles Wissen ist ersetzbar, jedoch Wissen, dass nicht systematisch vermittelt und erworben werden kann (Fähigkeiten und Fertigkeiten) können von Informations- und Kommunikationstechnologien nicht verschlungen werden.
  • ) D.h. das Aufkommen von Informations- und Kommunikationstechnologien fordert ein Einbringen von sich selbst, ein Identifizieren mit seiner Arbeit und eine unternehmerische Sicht von sich selbst. Die Person muss sich also als Arbeitskraft, als fixes Kapital sehen, das seine ständige Reproduktion, Modernisierung, Erweiterung und Verwertung erfordert.
  • ) Die Person darf keinem äußeren Zwang unterliegen, sie muss vielmehr ihr eigener Hersteller, Arbeitgeber und Verkäufer sein und sich zu ihrer eigenen Lebens- und Wettbewerbsfähigkeit selbst Zwänge auferlegen.
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Q

23.) Erklären Sie, was mit der Aussage gemeint ist, dass systemadäquates Verhalten der Individuen in der sich aktuell ausdifferenzierenden Kontrollgesellschaft vor allem durch das Prinzip permanenter (unterschwelliger) Kontrolle und dem damit zunehmend gegebenen Bewusstsein von Menschen erreicht wird, vor der „allgemeinen Sichtbarkeit“ nichts verbergen zu können.

A

-) Durch die Kontrollgemeinschaft ist gegeben, dass wir permanent beobachtbar sind und beobachtet werden, ohne es direkt zu wissen. Eine Kontrolle über den Menschen ist somit jederzeit gegeben.
-) Da eine Enthaltsamkeit gegenüber der Informations- und Kommunikationstechnik in der heutigen Zeit unmöglich ist, sind wir durchschaubar und die Bedeutung von Privatsphäre geht verloren und der Begriff Post-Privacy (= die Idealvorstellung einer Gesellschaft, die
Privatsphäre nicht mehr nötig hat, weil es keine Diskriminierung mehr gibt) gewinnt an Bedeutung.
-) Wir wissen, dass wir überall und jederzeit kontrolliert werden, müssen jedoch lernen, damit zu leben. Hier kommt man nicht mehr hinaus!
-) Die Konsequenz ist, wir bilden ein Bewusstsein, dass wir immer aufpassen und brav sein müssen, da alles was wir tun beobachtbar ist. Es gilt daher sich ein systemadäquates Verhalten anzueignen, um sich der Kontrollgesellschaft „erfolgreich“ anpassen zu können.

24
Q

24.) Stellen Sie dar, mit welchen Phänomenen und Entwicklungen die Aussage begründet wird, dass sich industrialisierte Gesellschaften zunehmend einem PostPrivacy Zustand annähern und stellen Sie Konsequenzen dar, die mit einem Verschwinden der Privatsphäre hinsichtlich des Bewusstseins von Menschen zu erwarten sind.

A
  • ) In unserer vernetzten Welt ist Privatsphäre, allein durch das Internet, gar nicht mehr möglich. Die eigenen Daten sind längst nicht mehr die Eigenen. Datenschutz gibt es also nicht mehr.
  • ) Chancen, sich dagegen zu wehren, gibt es so gut wie keine, da der Aufwand Daten zurückzuhalten unverhältnismäßig hoch ist.
  • ) Post-Privacy beschreibt also einen utopischen Zustand. Es ist die Idealvorstellung einer Gesellschaft, die Privatsphäre nicht mehr nötig hat, weil es keine Diskriminierung mehr gibt.
  • ) Datenschützer gehen von wirtschaftlichen und staatlichen Unterdrückungen aus, sollten die Daten nicht genug geschützt werden.
  • ) Die einzige Möglichkeit den Schaden in Grenzen zu halten und weiterhin die Technologien zu benutzen, ist, bewusst mit seinen Daten im Internet umzugehen.
  • ) Aber eine Kontrolle über den Menschen ist in der Kontrollgemeinschaft jederzeit gegeben.
  • ) Und da eine Enthaltsamkeit gegenüber der Informations- und Kommunikationstechnik - in der heutigen Zeit - unmöglich ist, sind wir durchschaubar und die Bedeutung von Privatsphäre geht verloren und der Begriff Post-Privacy gewinnt an Bedeutung.
  • ) Jeder der ein Handy besitzt, im Internet ist, sich auf der Straße befindet etc., ist jederzeit beobachtbar. Jeder der ein Facebookprofil besitzt und Fotos hochgeladen hat, ist anhand dieser immer und überall identifizierbar.
  • ) Wir wissen, dass wir überall und jederzeit kontrolliert werden, müssen jedoch lernen, damit zu leben. Hier kommt man nicht mehr hinaus!
  • ) Die Konsequenz ist, wir bilden ein Bewusstsein, dass wir immer aufpassen und brav sein müssen, da alles was wir tun beobachtbar ist. Es gilt daher sich ein systemadäquates Verhalten anzueignen, um sich der Kontrollgesellschaft „erfolgreich“ anpassen zu können.