Bewusstsein Flashcards Preview

Wahrnehmung > Bewusstsein > Flashcards

Flashcards in Bewusstsein Deck (27)
Loading flashcards...
1
Q

Zum Begriff des Bewusstseins

Philosophischer Kunstbegriff

A

Das deutsche Wort Bewusstsein ist eine philosophische Erfindung und der Philosoph Kemmerling (1999) meint, dass es auch der Begriff des Bewusstseins sein könnte.
Sammelstelle für fast alle Probleme der Philosophie des Geistes, anstelle des Begriffs “Seele”

Der Ausdruck „Bewusstsein“ beschreibt Krämer (1996) zufolge keine natürliche Art, sondern ist ein regulatives Prinzip des Personverstehens.

Daraus folgt auch, dass Bewusstsein nichts ist, was noch extra zu mentalen Akti- vitäten hinzukommen müsste wie Denken, Wahrnehmen, Orientieren, Beobachten etc., damit man weiß, dass man denkt, wahrnimmt, sich orientiert an etwas. Wenn Sie diesen Text lesen, müssen Sie nicht extra eine mentale Operation na- mens „Bewusstsein“ ausführen, um herauszufinden, dass Sie gerade einen Text lesen.

2
Q

transitives Bewusstsein

A

Vp sieht x oder Vp sieht nicht x, d.h., die Vp verarbeitet Information und schließt diese Verarbeitung mit einem Urteil ab. Im Falle des transitiven Bewusstseins ist das Objekt des Bewusstseins ein extramentaler Sachverhalt, hier der visuelle Reiz. Die Vp weiß jedoch im Experiment zur visuellen Entdeckung oder Diskrimination, dass sie sieht. Sie kann sich vergegenwärtigen, dass sie den Reiz durch Sehen entdecken soll und dies nicht durch Hören oder Tasten kann.

3
Q

intransitives Bewusstsein

A

Die Vp weiß, dass sie sieht, sie ist sich ihres Sehens bewusst

4
Q

„Bewusstseinsschwelle“

Keine psychische Funktion, sondern Eigenschaften vieler mentaler Prozesse

A

Das psychophysische Modell der SDT nimmt an, dass die Reizinformationsverarbeitung kontinuierlich ist und ein Urteil wird erst dann gefällt, wenn die Information eine bestimmte Menge erreicht hat, das psychophysische System genügend aktiviert wurde, bestimmte Entschei- dungskriterien erfüllt sind usw. Ein großer Teil der Informationsverarbeitung, des sensorisch-perzeptiven Prozesses, ist nicht bewusst, man kann aus der Ersten- Person-Perspektive keine Beobachtungen machen, die Prozesse der Perzeptgenese sind für die selbstbeobachtende Person „kognitiv impenetrabel“ (Pylyshyn). Wenn die Informationsverarbeitung ein gewisses Ausmaß erreicht hat, dann kann geurteilt werden und das Urteilen ist der Anhaltspunkt für die Dritte-Person- Perspektive, der Vp Bewusstsein zuzusprechen. Dieses ist aber eine intrinsische Eigenschaft ihres Urteilens und keine psychische Funktion, die zur Informationsverarbeitung hinzutritt. Wichtig ist des Weiteren, dass dann über das Vorliegen oder Nichtvorliegen eines extramentalen Sachverhaltes, des Reizes, geurteilt wird und nicht über die Informationsverarbeitungsprozesse, die zu dem Fällen des Urteils geführt haben. Es ist daher verständlich, wenn gelegentlich von einer „Be- wusstseinsschwelle“ gesprochen wird.

5
Q

psychologische Grundbedeutung von „Bewusstsein“

A

Ein Mensch ist wach und orientiert, was impliziert, orientiert in Raum und Zeit zu sein, in die sich die Person einordnen kann. Der Beleg für diese Kernbedeutung sind Störungen des Bewusstseins, die immer auch Störungen der Aktiviertheit sind (z. B. starke Müdigkeit, Erleben nach Schlafentzug, Variationen des Erlebens zwischen „hellwach – tief schlafend – bewusstlos“, bis hin zum Koma, das in der Psychiatrie weiter unterteilt wird). Bloße Aktiviertheit reicht aber nicht, denn auch starke Aktiviertheit wie große Erregung führt zur Störung der Orientiertheit, wozu auch z. B. Erlebensänderungen durch psychotrope Substanzen wie Alkohol oder LSD gehören)

Eine wichtige Kernbedeutung des Wortes Bewusstsein ist also, dass man damit die Grade der Aktivierung mentaler Prozesse und Orientiertheit in Raum und Zeit sowie zu sich selber bezeichnet. Im Kurs Biologische Grundla- gen wurde Aktivierung angesprochen, insbesondere der zyklische Wechsel zwischen Wachen und Schlafen, die die augenfälligste periodische Aktiviertheitsänderung mentaler Prozesse sind, die sich auch mit physiologischen Indikatoren wie dem EEG erfassen lassen. Neben Schlafen kann man noch Bewusstlosigkeit bis hin zum Koma als geringste mentale Aktivierung unterscheiden, die häufig nach physischen Traumata, bspw. Vergiftungen, eintreten können.

Die Bedeutungen der Begriffe Bewusstsein, Kognition und Informationsverarbeitung sind nicht deckungsgleich, denn es gibt nicht bewusste Informationsverarbeitung und nicht bewusste kognitive Prozesse wie die Aktualgenese eines Perzepts, das Fassen eines Gedankens oder die allmähliche Verfertigung eines Gedankens beim Reden, was der Dichter Heinrich von Kleist unter diesem Titel schön beschrieben hat. Ein weiterer Beleg für nicht bewusste Informationsverarbeitung, die zu korrekten Diskriminationsleistungen führt, aber der Vp nicht bewusst sind, sind Patienten, die unter visueller Agnosie leiden. In der englischsprachigen Literatur findet sich dafür der Ausdruck „blind-sight“. Diese Patienten haben eine Schädigung des Okzipitallappens und weisen daher ein Skotom in ihrem Sehfeld auf, einen Bereich, in dem sie keine Objekte mehr unterscheiden und erkennen können. Allerdings hat man festgestellt, dass diese Patienten häufig visuelle Reize wie „Kreis“ versus „Raute“ überzufällig häufig unterscheiden können. Die Patienten berichten jedoch, nichts gesehen zu haben. Sie können einen mentalen Prozess nicht mehr zum Gegenstand einer Beurteilung machen, was sich auch als Einschränkung der Re- flexionsfähigkeit zeigt. Man kann sich fragen, ob man dazu den Begriff Bewusstsein braucht, um ob nicht Begriffe wie „Wissen“, „Urteil“ und „Reflexion“ oder „Metakognition“ ausreichen.

In der Psychologie lässt sich das Wort „Bewusstsein“ sehr häufig durch Synonyme ersetzen, ohne dass die Aussageintention beeinträchtigt wird. Dazu gehören Worte wie „Aufmerksamkeit“, „Kontrolle“, „Orientierung und Orientiertheit“, „Nachdenken“, „Urteilen“, Wahrnehmen“, „Wählen, Wollen, Entscheiden“, „Handeln“, „Metakognition“ und vor allem „Wissen“ und „Reflexion“. Eine wesentliche Bedeutung von Bewusstsein ist, dass man weiß, dass man etwas weiß, was Augustinus im Buch De trinitate (Kap. XV, S. 304/305) (Kreuzer, 2001) in der Wendung „scio me scire me vivere“ ausdrückte, „ich weiß, dass ich weiß, dass ich lebe“. Augustinus vertritt darin eine Theorie des reflektierenden Wissens auf mehreren Stufen, die heute unter dem erhellenden Namen HOT in der Bewusst- seinsphilosophie wieder diskutiert wird (HOT = Higher Order Thought theories of consciousness).

5
Q

psychologische Grundbedeutung von „Bewusstsein“

A

Ein Mensch ist wach und orientiert, was impliziert, orientiert in Raum und Zeit zu sein, in die sich die Person einordnen kann. Der Beleg für diese Kernbedeutung sind Störungen des Bewusstseins, die immer auch Störungen der Aktiviertheit sind (z. B. starke Müdigkeit, Erleben nach Schlafentzug, Variationen des Erlebens zwischen „hellwach – tief schlafend – bewusstlos“, bis hin zum Koma, das in der Psychiatrie weiter unterteilt wird). Bloße Aktiviertheit reicht aber nicht, denn auch starke Aktiviertheit wie große Erregung führt zur Störung der Orientiertheit, wozu auch z. B. Erlebensänderungen durch psychotrope Substanzen wie Alkohol oder LSD gehören)

Eine wichtige Kernbedeutung des Wortes Bewusstsein ist also, dass man damit die Grade der Aktivierung mentaler Prozesse und Orientiertheit in Raum und Zeit sowie zu sich selber bezeichnet. Im Kurs Biologische Grundla- gen wurde Aktivierung angesprochen, insbesondere der zyklische Wechsel zwischen Wachen und Schlafen, die die augenfälligste periodische Aktiviertheitsänderung mentaler Prozesse sind, die sich auch mit physiologischen Indikatoren wie dem EEG erfassen lassen. Neben Schlafen kann man noch Bewusstlosigkeit bis hin zum Koma als geringste mentale Aktivierung unterscheiden, die häufig nach physischen Traumata, bspw. Vergiftungen, eintreten können.

Die Bedeutungen der Begriffe Bewusstsein, Kognition und Informationsverarbeitung sind nicht deckungsgleich, denn es gibt nicht bewusste Informationsverarbeitung und nicht bewusste kognitive Prozesse wie die Aktualgenese eines Perzepts, das Fassen eines Gedankens oder die allmähliche Verfertigung eines Gedankens beim Reden, was der Dichter Heinrich von Kleist unter diesem Titel schön beschrieben hat. Ein weiterer Beleg für nicht bewusste Informationsverarbeitung, die zu korrekten Diskriminationsleistungen führt, aber der Vp nicht bewusst sind, sind Patienten, die unter visueller Agnosie leiden. In der englischsprachigen Literatur findet sich dafür der Ausdruck „blind-sight“. Diese Patienten haben eine Schädigung des Okzipitallappens und weisen daher ein Skotom in ihrem Sehfeld auf, einen Bereich, in dem sie keine Objekte mehr unterscheiden und erkennen können. Allerdings hat man festgestellt, dass diese Patienten häufig visuelle Reize wie „Kreis“ versus „Raute“ überzufällig häufig unterscheiden können. Die Patienten berichten jedoch, nichts gesehen zu haben. Sie können einen mentalen Prozess nicht mehr zum Gegenstand einer Beurteilung machen, was sich auch als Einschränkung der Re- flexionsfähigkeit zeigt. Man kann sich fragen, ob man dazu den Begriff Bewusstsein braucht, um ob nicht Begriffe wie „Wissen“, „Urteil“ und „Reflexion“ oder „Metakognition“ ausreichen.

6
Q

Metakognition

A

In der Kognitionspsychologie wird statt des alten Wortes Reflexion das Wort „Metakognition“ verwendet.
Im Falle von Metakognition richten sich Kognitionen nicht auf extra- mentale Sachverhalte, sondern auf mentale, vorwiegend Kognitionen, z. B. beim Planen einer Lernstrategie oder bei dem Versuch, sich beim Denken zuzusehen. Bewusstsein wäre damit im Wesentlichen identisch mit Metakognition.

7
Q

phänomenales Bewusstsein

A

„Bewusstsein“ wird durch Menschen im Wesentlichen durch Urteilen kundgegeben und Urteilen ist Bezugnehmen auf Objekte und Sachverhalte. Urteilen ist aber eine sprachliche Kompetenz, weswegen der Philosoph Schleichert (1996) Bewusstsein mit der Sprache gleichsetzt. Das erscheint radikal, aber „Bewusstsein“ ist eben ein Wort und kein einheitliches Phänomen, insbesondere wenn man daran denkt, dass Bewusstsein nicht beobachtbar ist. Dies verweist auf die aktuell häufigste Bedeutungsverwendung von „Bewusstsein“, auf das subjektive, private Erleben, auf das Spüren und Fühlen der Körpers („Körperbewußtsein“), auf die Innerlichkeit, die innere, private Welt, in die nur das Individuum einen privilegierten Zugang hat.
In der Psychologie deckt sich dieses Bedeutungs-feld weitgehend mit der einen Gegenstandshälfte der Psychologie, mit dem Erleben. Dieses verstand die Bewusstseinspsychologie als ihren Haupt-gegenstand, da man den metaphysisch konnotierten Begriff „Seele“ vermeiden wollte.

8
Q

phänomenales Bewusstsein

A

„Bewusstsein“ wird durch Menschen im Wesentlichen durch Urteilen kundgegeben und Urteilen ist Bezugnehmen auf Objekte und Sachverhalte. Urteilen ist aber eine sprachliche Kompetenz, weswegen der Philosoph Schleichert (1996) Bewusstsein mit der Sprache gleichsetzt. Das erscheint radikal, aber „Bewusstsein“ ist eben ein Wort und kein einheitliches Phänomen, insbesondere wenn man daran denkt, dass Bewusstsein nicht beobachtbar ist. Dies verweist auf die aktuell häufigste Bedeutungsverwendung von „Bewusstsein“, auf das subjektive, private Erleben, auf das Spüren und Fühlen der Körpers („Körperbewußtsein“), auf die Innerlichkeit, die innere, private Welt, in die nur das Individuum einen privilegierten Zugang hat.

9
Q

Privatsprachenargument

A

Auch wenn der Behaviorismus nie große Sympathien fand, weil er das Bewusstsein bzw. das Erleben zu einem nicht wissenschaftlich erforschbaren Sachverhalt erklärte, so ist dessen Kritik an der Bewusstseinsforschung durchaus gewichtig. Wenn das Bewusstsein etwas höchst Privates, nur Innerliches wäre, dann könnte man es nicht anderen mit-teilen, es könnte nicht nach Außen gebracht werden. Stattdessen reden wir intensiv und häufig über unser Inneres, über Gefühle und Anmutungen, lassen andere, natür- lich nur sprachlich, einen Blick in unser Innerstes werfen. Wir sehen anderen an, dass sie traurig oder aggressiv sind. Die Augen sind gar ein Spiegel der Seele, die sich so an der Oberfläche des Körpers zeigt. Die Psychologie der Personwahrnehmung (vgl. Eintrag zum entsprechende Stichwort bei Städtler, 1998), zu den Ausdrucksphänomenen, bringt dafür auch Evidenzen. Bekannt wurde Wittgensteins Privatsprachenargument. Es gibt keine echte Privatsprache, also eine Sprache, die man einzig und allein für sich selber zu sich selbst spricht, Sender und Empfänger wären identisch. Eine echte Privatsprache würde völlig abgeschlossen von allen andern in einem selbst entstehen müssen. Aber wie soll das zugehen? Vor allem würde man sowohl die Gegenstände als auch deren Bezeich- nung selbst erzeugen müssen. Woher soll man wissen, ob zwei innerliche Aussagen das gleiche bedeuten, wenn man sie nur im Inneren auf Bedeutungsgleichheit prüfen kann? Woher weiß ich, dass ich das Wort „Gefühl“ jeden Tag gleich verwende, wenn ich nur „innere Kriterien“ anlegen darf? Nur öffentliche Äußerungen mit vergleichbarer Grammatik in vergleichbaren Situationen lassen sich auf ihren Wahrheitswert prüfen, wozu also öffentliche Kriterien notwendig sind, die auch andere Personen anwenden können. Die Bedeutung mentaler Begriffe muss daher an öffentlichen, intersubjektiven Kriterien verankert werden können. Das ist kein radikaler Behaviorismus, aber eine wichtige Grenzlinie für den Mentalismus.

10
Q

„Zugangsbewusstsein“/ „access consciousness“

A

Eine Vp kann über ihr Wahrnehmungserlebnis urteilen, weswegen man ihr zu Recht Bewusstsein im Sinne des Wissens über ihr Wahrnehmungs-erlebnis zuschreibt. Ihr Urteil kann jedoch falsch sein, sie kann sagen, dass sie keinen Reiz wahrgenommen hat, obwohl Vl weiß, dass ein Reiz präsentiert wurde. Aus der Dritten-Person-Perspektive ist es aber möglich, zu zeigen, dass trotzdem eine Reizinformationsverarbeitung stattgefunden hat, da sich eine kovariierende Verhaltensänderung beobachten lässt. Der Begriff Informationsverarbeitung umfasst also, wie schon am Beispiel des sensorisch- perzeptiven Prozesses dargestellt, sowohl das Bewusstsein (Wissen) als auch das Nichtbemerken oder Nichtwissen über Reizvorkommnisse. Manche verwenden in diesem Zusammenhang das Hauptwort „das Unbewusste“. Das ist unproblematisch, wenn damit die Informations-verarbeitung gemeint wird, über die man nicht Urteilen kann, zu der man kein Zugang hat. Wissen kann erst dann sprachlich geäußert werden, wenn man Zugang zu oder Zugriff auf mentale Repräsentationen hat, beispielsweise wenn man etwas reproduzieren kann.
Der Philosoph Ned Block prägte dafür das Wort „access consciousness“ oder, deutsch, „Zugangsbewusstsein“. Es ist meines Erachtens keine neue Bewusstseinsform, sondern ein Neologismus für Wissensaktualisierung im Urteilen oder Handeln. Was auch immer das Unbewusste in einem ist, es muss jedenfalls bewusst werden, also in sprachlichen Formen ausgedrückt werden. Dies ist Teil der psychoanalytischen Therapie. Das phänomenale Bewusstsein braucht jedenfalls öffentliche Kriterien, es muss auch der Dritten-Person-Perspektive zugänglich sein, ansonsten ist es nicht nur unkommunizierbar, sonder auch unbeobachtbar. Es könnte damit nicht Gegenstand einer Wissenschaft, also auch nicht der Psychologie sein, was den Behavioristen recht gibt. Wer behauptet, es gibt x, aber nicht sagen kann, woran man x erkennt, der bleibt auf seiner Behauptung sitzen, ja, sie, er, kann sogar recht haben, aber es ist eben ihr Privatbesitz.

11
Q

Zustandsbewusstsein

A

Es ist also problematisch, von dem Bewusstsein zu sprechen. Wir sprechen zwar manchmal von der Materie, dem Stofflichen, aber das ist ein Klassenbegriff, der unter sich lauter einzelne individuelle Materie- oder Stoffteile enthält, die vom Typ Ding sind. Das Bewusstsein ist ebenfalls ein Klassenbegriff, aber uns gelingt es nicht, einzelne Bewusstseine, oder Bewusstseinsteile zu identifizieren, so dass wir von Bewusstseinsdingen oder -stoffen sprechen könnten.
„Bewusstsein“ ist also kein Gegenstand, allenfalls ein Zustand.
Dieser Zustand ist durch Wach-Sein und Orientiert-Sein gekennzeichnet.

12
Q

Bewusstsein als Eigenschaft

A

Eigenschaften erkennt man als solche, die Körper oder Stoffe haben. Wir können Bewusstsein als Eigenschaft erkennen, aber nur bei lebendigen Körpern. Allerdings nicht bei allen lebendigen Körpern, sondern bei solchen, die sich selber bewegen und eine relativ komplexe Organisation haben, vor allem bei Lebewesen, die über ein zentrales Nervensystem verfügen. Dies ist eine wissenschaftliche Erkenntnis.

13
Q

Bewusstsein im Alltag

A

Im Alltag erkennen wir typischerweise Bewusstsein in der Aktion mit anderen Menschen. Wenn man an einen Unfallort kommt, dann prüft man nach den Regeln der Ersten Hilfe auch, ob die verunfallte Person bei Bewusstsein ist. Das macht man, in dem man sie anspricht, sie berührt. Wenn sie daraufhin reagiert, idealerweise Antwort gibt, dann zweifeln wir nicht, dass sie bei Bewusstsein ist. „Bewusstsein“ wird hier intransitiv gebraucht: „Person P1 ist bei Bewusstsein“ heißt, dass Person P1 typische Leistungen vollbringen kann, für die man wach und orientiert sein muss (intransitive Bewusstseinsbedeutung). Damit wird also die Unterscheidungs- und Orientierungs-fähigkeit gemeint und mit dieser intransitiven Verwendung wird keine zusätzliche Information gegeben. Wolffs Verwendung „Bewust seyn“ passt zu dieser intransitiven Kernbedeutung von „Bewusstsein“. Man erkennt an bestimmten Eigenschaften, dass welt- und selbstzugewandte mentale Aktivitäten ablaufen.

14
Q

kognitives Bewusstsein

A

Wenn wir sagen: „Der Person P ist x bewusst“, dann heißt das meistens, dass die Person P weiß, dass x der Fall ist (Pauen, 2006, nennt das „kogni- tives Bewusstsein“). Es also eine propositionale Einstellung, eine Relation zwischen einer Person und einem Sachverhalt, die als Überzeugung zu verstehen ist. Wichtig ist hier, dass es sich hierbei um das Merkmal des Geistigen handelt, das Brentano als Intentionalität bezeichnete. Dies ist der Umstand, dass man sich im Vorstellen, Urteilen, Meinen, Lieben, Wünschen stets auf etwas bezieht, auf das intentionale Objekt, das Gemeinte, Vorgestellte, Beurteilte, Geliebte, Gewünschte.

15
Q

Reflexion als Art des Bewusstseins / Monitoring-Bewusstsein

A

Man weiß, dass man etwas weiß. Wenn man sagt, dass man weiß, dass man bei Bewusstsein ist, so kommt einem der Satz merkwürdig vor. Denn wenn man sagt, dass man x weiß, so heißt das ja gerade nicht, dass man x unbewusst weiß, denn die Äußerung eines Wissens ist ein Zeichen von Bewusstsein. Es kann aber durchaus sein, dass man etwas nicht sagen wollte, dass man die Äu-
ßerung zurückhalten wollte, sich aber nicht beherrschen konnte und es trotzdem sagte.
Hier zeigt sich der Bedeutungsaspekt von Bewusstsein im Sinne von Kontrolle, Selbstbeherrschung. Trotzdem unterstellen wir, dass jemand etwas bewusst sagt und wenn wir daran zweifeln, dann fragen wir gewissermaßen therapeutisch nach, ob ihr denn das bewusst sei, was sie da sage, ob sie das recht bedacht habe.

16
Q

alltagssprachliche semantische Primitivform des Bewusstseinsbegriffs

A

ist relational, nicht adjektivisch oder verbmässig. Sie lautet, wie schon mehrfach gesagt: „X ist der und der Person P bewusst“. Ein Ausdruck wie „x ist bewusst“ macht keinen Sinn. Ein Verb wie „bewussen“ oder „bewissen“ ist komisch, mit dem Wort „bewusst“ drückt man also keine Tätigkeit aus. Ein adjektivischer, prädikativer Gebrauch des Wortes „bewusst“ ist auch komisch.
Kemmerling erwähnt auch eine Reihe von prädikativen Verwendungen im Sprachgebrauch. Diese lauten:
„i) … ist bei Bewußtsein (umgangssprachlich, jemand ist wach und orientiert, ansprechbar, basale Lebensfunktionen)
ii) … hat Bewußtsein (üblich, aber umgangssprachlich nicht klar geregelt)
iii) … hat ein Bewußtsein (leider auch üblich)
iv) … ist ein Bewußtsein (nur philosophisch)
v) … ist ein Zustand oder eine Tätigkeit eines Bewußtseins (sehr philosophisch)
vi) … ist ein Objekt eines Zustands oder einer Tätigkeit eines Bewußtseins (sehr, sehr philo- sophisch)“ (S. 63).

17
Q

Weitere Bewusstseinsbegriffe nach Kämmerling, 1999

A

(1) „P ist bei Bewusstsein“=Bewusstsein steht im Zusammenhang mit basalen Lebensfunktionen wie dem Wachen und Schlafen, Orientiertsein und Dysorientiert sein
(2) „P y-t bewusst“ ist nur auf Tätigkeiten oder Unterlassungen anwendbar, die vorsätzlich vorgenommen werden
(3) „P ist sich y’s bewusst“ kann meist in „P weiß y“ übersetzt werden
(4) „P hat Bewusstsein von y“ ist eine Variante von (3)

18
Q

Zustandsbewusstsein

A

Es gibt umgangssprachlich drei Weisen, in denen Ausdrücke mit „bewusst“ und „Bewusstsein“ verwendet werden

  1. dienen die Ausdrücke dazu, Absichtlichkeit zu bezeichnen
  2. dienen sie dazu, einen kognitiven Zustand zu bezeichnen, zu denen Wissen und Aufmerksamkeit sowie Orientiertheit gehören
  3. bezeichnet man eine Klasse von Zuständen, in denen Personen (nicht nur mentale Zustände) sich befinden können, was im wesentlichen energe-tische Zustände sind, die unter die Stichworte Aktivierung fallen, zu denen auch Gefühle und Stimmungen gehören
19
Q

Monitoring-Bewusstsein

A

Wenn man wach ist, dann kann man seine Gedanken schweifen lassen, aber wenn man beispielsweise einen Brief schreibt oder einen Plan macht, dann überwacht man seine Gedanken und achtet darauf, dass sie nicht abschweifen. Dieses Achtgeben auf seine Gefühle und Gedanken wird gelegentlich als Monitoring-Bewusstsein bezeichnet. Der Ausdruck scheint gute Dienste zu leisten, wenn man sich mit Selbstkontrolltheorien beschäftigt.

20
Q

Die psychologische Erforschung des Bewusstseins

A

Für die Psychologie ist festzuhalten, dass „Bewusstsein“ weitgehend dasjenige ist, was traditionellerweise unter dem Begriff „Erleben“ thematisiert wurde. Man kann sich daher Fragen, ob mit dem Ausdruck „Bewusstsein“ wirklich ein eigenständiges Themenfeld bezeichnet wird (kritisch dazu Wilkes, 1987, 1988, aber auch schon beim modernen klassischen Kritiker eines unkritischen Mentalismus, Gilbert Ryle (1969/1949), der das Hintergrundbild von dem ghost in the machine kritisierte, das den Geist zu einem Gespenst verunstaltete).

Eine andere Traditionslinie führt von der Bewusstseinspsychologie zur aktuellen Aufmerksamkeitspsychologie, in der Konstrukte wie „selektive Aufmerksamkeit“ „automatische vs. kontrollierte Informationsverarbeitung“ zentral sind. Gelegentlich wird von der experimentellen Bewusstseinspsychologie gesprochen, so, als ob damit eine neue Forschungsrichtung etabliert worden wäre. Historisch ist aber die Psychologie mit der klassischen Psychophysik letztlich als experimentelle Bewusstseinspsychologie gegründet worden. Der ebenmerkliche Unterschied sollte als Maßeinheit des Psychischen gelten. Damit sind Unterscheidungen, die man urteilend treffend kann, die „Einheiten“ des Bewusstseins.

Zusammenfassend kann man festhalten, dass aus psychologischer Sicht Bewusstsein eine grundlegende Rolle bei der zeitlichen Organisation von Verhalten spielt.
Es bedarf also eines rück- und vorschauenden Gedächtnisses (Orientierung in der Zeit), um diese Sequenzierungsleistung hinzubekommen, denn ohne Planung führt kein Weg in die Zukunft und ohne Vergangenheitsgedächtnis weiß man nicht, wie man das macht und was man erwarten kann und soll. In der psychischen Gegenwart muss selegiert werden und auswählen heißt, dass man Objekte und Ereignisse ein- und abgrenzen muss. Man kann also sagen, dass das Bewusstsein im Wesentlichen die Funktion des Abgrenzens und Selegierens sowie des Orientierens hat.

Die mit der Selektion verbundenen Probleme werden vor allem in der Aufmerksamkeitsforschung behandelt und die Probleme der Sequenzierung und Handlungssteuerung in der Gedächtnis- und Handlungskontrolltheorie. Man kann die Sequenzierung als Handlungsselektion verstehen. Es stellt sich ja die Frage, mit welchen Bewe-gungen, welcher Intensität und welcher Richtung ich zum Ziele komme.

21
Q

Enge des Bewusstseins

A

„Bewusstseinsumfang“
- eng verbunden mit der Frage nach der zeitlichen Organisation des Bewusstseins, die W. James mit dem berühmten Ausdruck „stream of consciousness“ versah.
Aus was besteht der Bewusstseinsstrom eigentlich? Aus Impressionen, Eindrücken, Wahrnehmungen, Gedanken. Es ist jedem deutlich, dass man pro Zeiteinheit aber nicht beliebig viele Eindrücke, nicht beliebig viele Objekte und Ereignisse „auffassen“ kann. Vielmehr finden Wahrnehmungen nacheinander statt, man kann pro Zeiteinheit nicht beliebig viele Gedanken äußern so wie man nicht pro Zeiteinheit beliebige Wegstrecken zurücklegen kann
Die Frage nach dem Bewusstseinsverlauf („Strom“) ist eng mit dem Phänomen der unterschiedlichen Klarheit des Bewusstseins verbunden, da einige Phänomene im Vordergrund stehen, im Fokus der Aufmerksamkeit, wohingegen andere im Hintergrund sind und am Rande des Bewusstseins verschwinden. W. James und E. Husserl haben dies sorgfältig diskutiert, insbesondere den Umstand, dass das Bewusstsein keine skalare Größe ist, sondern eine zeitliche Orientierung aufweist.

22
Q

Enge des Bewusstseins

A

„Bewusstseinsumfang“
- eng verbunden mit der Frage nach der zeitlichen Organisation des Bewusstseins, die W. James mit dem berühmten Ausdruck „stream of consciousness“ versah.
Aus was besteht der Bewusstseinsstrom eigentlich? Aus Impressionen, Eindrücken, Wahrnehmungen, Gedanken. Es ist jedem deutlich, dass man pro Zeiteinheit aber nicht beliebig viele Eindrücke, nicht beliebig viele Objekte und Ereignisse „auffassen“ kann. Vielmehr finden Wahrnehmungen nacheinander statt, man kann pro Zeiteinheit nicht beliebig viele Gedanken äußern so wie man nicht pro Zeiteinheit beliebige Wegstrecken zurücklegen kann.

23
Q

Subitizing

A

Phänomen, dass man bis zu 4 Elemente mit einem Blick erfassen zu können scheint, bei größeren An- zahlen muss man Zählen

24
Q

psychisches Moment

A

zeitliche Organisation des Bewusstseins

Es ist einem pro Zeiteinheit, immer nur weniges bewusst. Dies verweist auf die Selektivität als Grundstruktur des Wahrnehmens (vgl. oben, Kap. I.4.1). K. E. v. Baer, der Entdecker des Säugetiereis (1826), prägte 1862 den Ausdruck „Moment“ („Dauer eines Augenblicks“, daraus wurde „psychisches Moment“)), das die kleinste noch wahrnehmbare Zeiteinheit (subjektives Zeitquant) bezeichnet, die bei 1/16s liegen soll. Dies ist eine weitreichende Behauptung, die nach Pöppel (1985) und anderen zu stimmen scheint, was bedeuten würde, dass das Bewusstsein kein Strom, also nicht kontinuierlich, sondern ge- quantelt wäre.
Was ist also das psychische „Jetzt“, das ja nicht punktuell ist? Der Psychologe William Stern (1897) prägte den Ausdruck „psychische Präsenzzeit“.

Die Zeit ist damit ein „Fenster zur Kognition“ (Ruhnau, 1992). Der Philosoph Daniel Dennett hat diese enge Verbindung zwischen Zeit und Bewusstseinsstruktur herausgearbeitet und darauf- hin eine Theorie des Bewusstseins vorgeschlagen, die große Beachtung fand (Dennett, 1999).

25
Q

Brentanos Analyse eines mentalen Aktes

A

Brentano war bestrebt, psychische und physische Phänomene voneinander abzugrenzen (Brentano, 1874/1973)
Er entwickelte die Lehre von den psychischen Akten, die zugleich eine Lehre über die Struktur des Bewusstseins ist. Brentano analysiert aus-
führlich ein einfaches Beispiel: Was geschieht, wenn wir einen Ton hören? Im psychischen Akt sind zwei Momente miteinander verbunden, der Ton, den wir hören und die Tatsache, dass wir ihn hören. Diese beiden Momente sind uns nicht in gleicher Weise gegeben. Der Ton ist das primäre Objekt, er wird direkt wahrgenommen. Der Umstand, dass wir ihn hören, aber nicht sehen oder tasten, fällt nicht unmittelbar auf und dennoch können wir uns klar machen, dass wir den Ton hören und nicht sehen. Die Aktivität Hören, der Akt in der Terminologie Brentanos, kann aber unterschieden werden vom Ton selber, womit das Hören selbst das sekundäre Objekt des Hörens ist. Das Hören kann aber nicht beobachtet werden, man kann es nicht hören, aber man kann sich bewusst machen, dass man dabei ist, den Ton zu hören. „Die Töne, die wir hören, können wir beobachten, das Hören der Töne können wir nicht beobachten; denn nur im Hören der Töne wird das Hören selbst mit erfasst“ (1874/1973, S. 181).

Brentano versteht psychische Akte als Bewusstseinserscheinungen, die einen zweifachen Inhalt haben. Sie enthalten den Gegenstand, auf den sie sich richten (primäres Objekt, im Beispiel den Ton) und die Art und Weise, wie der Gegen- stand gegeben ist. Es klingt sehr gekünstelt, eine Gegebenheitsweise als (sekundäres) Objekt zu bezeichnen, aber Objekt ist, formal gesehen, alles das, was zum Bezugs-Gegenstand einer Intention werden kann. Prinz schlägt vor, das primäre Objekt als explizit bewusst und die Gegebenheitsweise als implizit bewusst zu bezeichnen.

Brentanos Analyse mentaler Akte ist aber unvollständig. Prinz stellt die Überle- gung an, dass nicht nur das primäre Objekt, der Ton im Beispiel, und das sekundäre Objekt, die Gegebenheitsweise, das Hören, im mentalen Akt enthalten sind, sondern auch das Subjekt des Hörens.

Die interessante psychologische Schlussfolgerung, die Prinz aus der Analyse des mentalen Aktes sensu Brentano als Bewusstseinserscheinung zieht, ist die, dass die „Bezogenheit auf ein implizit anwesenden Ich offensichtlich die konstituierende Bedingung für die Ausbildung bewusster Repräsentationen darstellt: Zur bewussten Repräsentation gelangen Sachverhalte nur dann, wenn (bzw. dadurch, dass) sie in ihrer Beziehung zum Ich repräsentiert werden“ (S. 457, Hervorhebung im Original). Die bewusste Repräsentanz einer Situation endet genau dann, so Prinz, „wenn das Ich sich aus ihr verabschiedet“. Er bringt das Beispiel zweier sich angeregt unterhaltenden Personen, die spazieren gehen und aufgrund ihres interessanten Gesprächs kaum ihre Umgebung bemerken. Alles, was außerhalb ihrer Aufmerksamkeit und ihres Interesses liegt, wird nicht bewusst.

Nach Prinz (1996) ist die implizite Anwesenheit des Ich „nicht nur die Entstehungsgrundlage für das Auftreten bewusster Repräsentationen, sondern auch die inhaltliche Grundlage für ihre Beschaffenheit. Mit anderen Worten: Die Qualität des Bewusstseins entsteht nur nicht nur dann, wenn die Bedingung der impliziten Gegenwart des Ich erfüllt ist, sondern sie besteht auch darin, dass diese Bezogenheit auf das Ich als ein zentrales Merkmal im Inhalt der Repräsentation in Erscheinung tritt. Diese inhaltliche Beziehung legt klar, dass der bewusste Charakter von Repräsentationen sich unmittelbar aus ihrer Bezogenheit auf das Ich ergibt (im Grunde mit ihr zusammenfällt) – und dass nicht etwa umgekehrt Ich- Bezogenheit aus einer (irgendwie anders fundierten) Bewusstheit resultiert“ (S. 457).

26
Q

Brentanos Analyse eines mentalen Aktes

A

Brentano war bestrebt, psychische und physische Phänomene voneinander abzugrenzen (Brentano, 1874/1973)
Er entwickelte die Lehre von den psychischen Akten, die zugleich eine Lehre über die Struktur des Bewusstseins ist. Brentano analysiert aus-
führlich ein einfaches Beispiel: Was geschieht, wenn wir einen Ton hören? Im psychischen Akt sind zwei Momente miteinander verbunden, der Ton, den wir hören und die Tatsache, dass wir ihn hören. Diese beiden Momente sind uns nicht in gleicher Weise gegeben. Der Ton ist das primäre Objekt, er wird direkt wahrgenommen. Der Umstand, dass wir ihn hören, aber nicht sehen oder tasten, fällt nicht unmittelbar auf und dennoch können wir uns klar machen, dass wir den Ton hören und nicht sehen. Die Aktivität Hören, der Akt in der Terminologie Brentanos, kann aber unterschieden werden vom Ton selber, womit das Hören selbst das sekundäre Objekt des Hörens ist. Das Hören kann aber nicht beobachtet werden, man kann es nicht hören, aber man kann sich bewusst machen, dass man dabei ist, den Ton zu hören. „Die Töne, die wir hören, können wir beobachten, das Hören der Töne können wir nicht beobachten; denn nur im Hören der Töne wird das Hören selbst mit erfasst“ (1874/1973, S. 181).