Ethnologie als Wissenschaft vom Fremden Flashcards

1
Q

Definition Ethnologie, Wurzeln, Bezeichnungen

A

Karl Heinz Kohl (1993) bezeichnet die Ethnologie als “Wissenschaft vom kulturell Fremden”

Die Ethnologie hat Wurzeln in den Naturwissenschaften, wird aber heute zum überwiegenden Teil kulturwissenschaftlich betrieben.
Kind der Aufklärung und des Kolonialismus (Petermann 2004) wurde die Ethnologie im späten 19. Jahrhundert als wissenschaftliche Disziplin etabliert

Deutschland: Ethnologie oder Völkerkunde (Ethnographie, Volkskunde,
Anthropologie)
England: Social Anthropology USA: Cultural Anthropology
Zusammenführung von Sozial- bzw. Kulturanthropologie mit Archäologie und Linguistik im anglophonen Raum

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2
Q

Was ist Wissenschaft?

A

Wissenschaft fordert Transparenz der Erkenntniswege und Nachvollziehbarkeit, was wiederum eine genaue Begrifflichkeit und (zumindest fachinterne) Öffentlichkeit voraussetzt.

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3
Q

Was ist Kultur?

A
  • Die Ethnologie legt einen weitgefassten, holistischen und interpretierenden Kulturbegriff zugrunde
  • Zur Kultur zählt auch der common sense, die Wissenschaft und die Sprache.

VIELZAHL an Definitionen
1873: EDWARD BURNETT TYLOR:
ERSTE WISSENSCHAFTLICHE DEFINITIONEN
“Cultur oder Civilisation im weitesten ethnographischen Sinn ist jener Inbegriff von Wissen, Glauben, Kunst, Moral, Gesetz, Sitte und alle übrigen Fähigkeiten und Gewohnheiten, welche der Mensch als Glied der Gesellschaft sich angeeignet hat.

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4
Q

BRONISLAW MALINOWSKI: KULTUR ALS ADAPTIVES SYSTEM

A

Kultur ermöglicht einer Gemeinschaft, die Bedürfnisse der Individuen einschließlich der abgeleiteten Bedürfnisse zu befriedigen. (Funktionalismus)
Marvin Harris: Kulturen entwickeln sich in natürlichen (und sozialen) Umwelten und passen sich als adaptive Systeme an. (Kulturmaterialismus)
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5
Q

RUTH BENEDICT:
KULTUR ALS INTEGRATIVES SYSTEM

A

Zu untersuchen ist die Form – und nicht die Funktion – von Kulturen. Benedict entwickelt in ihrem Werk Patterns of Culture (1934) den Konfigurationsansatz, dem zufolge das Ganze seine Teile bestimmt. Kulturen bieten, dem Individuum vergleichbar, mehr oder weniger konsistente Denk- und Handlungsmuster an und
schaffen kulturelle Ideale.

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6
Q

CLAUDE LÉVI-STRAUSS: KULTUR ALS ABSTRAKTES SYSTEM

A

Kulturen lassen sich auf abstrakte Relationen reduzieren, sie sind logische Konfigurationen und bilden Strukturen. Menschen bedienen sich dieser Strukturen und schaffen mit ihnen konkrete Gesellschaften. (Strukturalismus)
Stichworte: Kultur als Grammatik, als Partitur.
Andere Ansätze: Kulturen sind kognitive Systeme, sie bilden die Grundlage für die Wahrnehmung der Umwelt. Kulturen können nicht auf Aspekte von Nützlichkeit oder Umweltanpassung reduziert werden.

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7
Q

CLIFFORD GEERTZ:
KULTUR ALS BEDEUTUNGSGEWEBE

A

Geertz schließt sich der Definition des deutschen Soziologen Max Weber an:
“Ich meine mit Max Weber, dass der Mensch ein Wesen ist, das in selbstgesponnene Bedeutungsgewebe verstrickt ist, wobei ich Kultur als dieses Gewebe ansehe. Ihre Untersuchung ist daher keine experimentelle Wissenschaft, die nach Gesetzen sucht, sondern eine interpretierende, die nach Bedeutungen sucht. Mir geht es um das Erläutern, um das Deuten gesellschaftlicher
Ausdrucksformen, die zunächst rätselhaft scheinen.”

WAS MENSCHEN SAGEN UND TUN …
* Zugespitzt nach Geertz:
Was Menschen sagen, beinhaltet primär eine Aussage über ihre Kultur, und
was sie tun, konstituiert ihre Gesellschaft. * Theoretisch:
Differenzierung von normativem Diskurs und pragmatischem Handeln.

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8
Q

KRITIK AM KULTURBEGRIFF

A

Argumente gegen die Verwendung des Terminus “Kultur”: Christoph Brumann 1999: Writing for Culture (in: Current Anthropology)
I. Kultur ist empirisch nicht belegbar, Aussagen über Kultur lassen sich oft empirisch widerlegen.
II: Kulturkonzepte sind theoretisch fehlgeleitet, sie widersprechen sich und sind nicht konsistent.
III: Allgemeine Aussagen über andere Kulturen sind politisch nicht korrekt (Orientalismusdebatte).
Brumann plädiert jedoch aus pragmatischen Gründen für die Weiterverwendung
des Kulturkonzepts.

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9
Q

DIE RELATIONALITÄT VON FREMDHEIT

A
  • Der Gegenstand der Ethnologie ändert sich also mit der Perspektive, er ist
    relational (Kohl 1993): Für die Fremden sind wir fremd.
  • Fremdheit ist ein ideelles Konstrukt mit realen Folgen – wer fremd ist, gehört nicht dazu.
  • Die Ordnung der Welt basiert gleichermaßen auf einer faktischen wie auf einer ideellen Ordnung, wobei sich das Faktische meist als der dynamische Aspekt erweist.
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10
Q

Klausur:
Kulturkonzepte: Welche gibt es? Sind Kulturkonzepte sinnvoll? Was Nachteil?

A
  1. Funktionalismus- BRONISLAW MALINOWSKI: KULTUR ALS ADAPTIVES SYSTEM Kultur ermöglicht einer Gemeinschaft, die Bedürfnisse der Individuen einschließlich der abgeleiteten Bedürfnisse zu befriedigen.
  2. Kulturmaterialismus - Marvin Harris: Kulturen entwickeln sich in natürlichen (und sozialen) Umwelten und passen sich als adaptive Systeme an.
  3. Strukturalismus- Claude Levi-Strauss: Kulturen lassen sich auf abstrakte Relationen reduzieren, sie sind logische Konfigurationen und bilden Strukturen. Menschen bedienen sich dieser Strukturen und schaffen mit ihnen konkrete Gesellschaften.
    Stichworte: Kultur als Grammatik, als Partitur.

Argumente gegen die Verwendung des Terminus “Kultur”: Christoph Brumann 1999: Writing for Culture (in: Current Anthropology)
I. Kultur ist empirisch nicht belegbar, Aussagen über Kultur lassen sich oft empirisch widerlegen.
II: Kulturkonzepte sind theoretisch fehlgeleitet, sie widersprechen sich und sind nicht konsistent.
III: Allgemeine Aussagen über andere Kulturen sind politisch nicht korrekt (Orientalismusdebatte).
Brumann plädiert jedoch aus pragmatischen Gründen für die Weiterverwendung
des Kulturkonzepts.

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11
Q

Klausur:
Text: Hans Fischer lesen: Welche Position nimmt er ein? Was ist sein Fazit?

A

“Kenntnis und verstehen fremder Kulturen bedeutet auch ein besseres Verständnis der eigenen Kultur”, “Relativierung des eigenen Absolutheitsanspruchs, den jeder Mensch aus seiner Kultur ableitet: Folge Anerkennung von Andersartigkeit und damit Völkerverständigung”

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12
Q

Was sind die Säulen der Ethnologie? Welche Methoden verwendet sie? qualitativ vs.
quantitativ (Soziologie)

A
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