Generalisierte Angststörung Flashcards Preview

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Flashcards in Generalisierte Angststörung Deck (12)
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Q

Generalisierte Angststörung / Was ist das?

A
  • nervös, immer auf dem Sprung, angespannt, so dass auch der Schlaf leidet
  • die Betroffenen sprechen nicht davon Angst zu haben, sondern schildern Symptome der körperlichen Anspannung
  • übermäßige Angst und Sorge vor der Zukunft
  • Sorgen können kleine Dinge betreffen ( zu spät kommen), aber auch existentielle Themen (Kinder verlieren)
  • Körperliche Symptome:
    • Ruhelosigkeit, Ermüdbarkeit, Konzentrationsprobleme, Reizbarkeit, Muskelverspannungen
  • chronischer Verlauf (> 6 Monate)
  • normalerweise somatische Vorstellungsgründe in der Praxis
  • Prävalenz: 4-7 % der Bevölkerung, beginnt im Alter von Mitte 20, verläuft chronisch, Pat. geben sich im Schnitt erst 10 Jahre nach Auftreten der Symptome in Behandlung
  • normalerweis Komorbiditäten: spezifische Phobien (29- 59 %), Sozialphobien (16-33%)
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Q

Generalisierte Angststörung / Was sind Sorgen?

A

= Gedankenketten, die sich mit möglichen bedrohlichen zukünftigen Ereignissen beschäftigen. Sie werden begleitet vom Gefühl der Angst und als belastend erlebt.

  • mentale Problemlösung, die jedoch of zu keiner Lösung kommt!
  • Aversive Konsequenzen werden ruminativ durchgespielt
  • Springen von einem Thema zum nächsten
  • Sorgen werden als kaum kontrollierbar erlebt
    • ⇒Hilflosigkeit und wachsende Belastung
  • Neigung zum Katastrophisieren
  • sehr viele Stunden am Tag!
  • Vermeidungsverhalten (Rechnungen werden nicht mehr geöffnet etc.)
  • Rückversicherungsverhalten (fragen ständig andere, ob es ihnen gut geht!)
  • interessant: es handelt sich um Gedanken und nicht um Bilder, deswegen werden die Ängste kognitiv und eher nicht emotional verarbeitet. (Sorgen können die kardiovaskuläre Reaktion auf phobische Konfrontation unterdrücken, Verhinderung der emotionalen Verarbeitung von phobischem Material), deswegen auch negative Verstärkung, da Angst durch Sorgen gemindert werden! Das verhindert Klärung und korrektive Erfahrungen!
  • Meta-Sorgen: Gedanken über Gedanken, positive oder negative Annahmen (Sorge ist gleich Vorsorge, Sorgen haben wieder begonnen und schaden mir), binden die Aufmerksamkeit.
    • Identifikation ist schwierig, weil sie den Patienten vertraut oder evident vorkommen
3
Q

Generalisierte Angststörung / Ätiologie und Verlauf

A
  • bei Personen mit Veranlagung zur Ängstlichkeit können individuelle Lernerfahrungen oder Lebensereignisse zur Entstehung irgendeiner Angststörung führen
  • v.a. Lernerfahrungen in Kindheit: Eltern vermitteln Modelle
  • Sorgen als aufrechterhaltende Faktoren
    • Vermeidung von inneren Erfahrungen (z.B. kognitiver Natur, oder erhöhtes Erregungsniveau, erlebte Emotionen)
      • Erfahrung intensiver Emotionen wird dadurch verhindert, dass emotionale Reize nur kognitiv verarbeitet werden: deswegen negative Verstärkung des Sich-Sorgen. Emotionen werden dann nicht adäquat und vollständig verarbeitet. Aber Emotionen initiieren Verhalten, motivieren und organisieren es!

​⇒ suboptimale Strategie der Emotionsregulation

Pat. lernen intensive Emotionen zu fürchten, da diese als sehr intensiv wahrgenommen werden. Deswegen nur kognitive Verarbeitung und Vermeidung des Durchlebens dieser Emotionen!

Deswegen zwar intensive Sorgen, aber kein Hochschaukeln zu Panikanfällen!

4
Q

Generalisierte Angststörung / Diagnostik

A
  • ICD-10-Kriterien: F41.1
  • generalisierte und anhaltende Angst
  • ist nicht auf bestimmte Umgebungsfaktoren beschränkt
  • “frei flottierend”

A: Ein Zeitraum von mindestens 6 Monaten mit vorherrschender Anspannung, Besorgnis und Befürchtungen in Bezug auf alltägliche Ereignisse.

B: mindestens 4 der folgenden Symptome, davon mind. 1 der ersten 4 Symptome:

  1. Palpitationen, Herzklopfen, erhöhte Herzfrequenz
  2. Schweißausbrüche
  3. fein- grobschlägiger Tremor
  4. Mundtrockenheit (nicht infolge von Medis)

Symptome die Thorax und Abdomen betreffen:

  1. Atembeschwerden
  2. Beklemmungsgefühl
  3. Thoraxschmerzen und Missempfindungen
  4. abdominelle Missempfindungen

Psychische Symptome

  1. Gefühl von Schwindel, Unsicherheit, Schwäche und Benommenheit
  2. Gefühl, die Objekte sind unwirklich (Derealisation, Depersonalisation)
  3. Angst vor Kontrollverlust
  4. Angst zu sterben

​Allgemeine Symptome

  1. Hitzewallungen oder Kälteschauer
  2. Gefühllosigkeit oder Kribbelgefühle

Symptome der Anspannung

  1. Muskelverspannung, akute oder chronische Schmerzen
  2. Ruhelosigkeit, Unfähigkeit zu entspannen
  3. Gefühl von Aufgedrehtsein, Nervosität
  4. Kloßgefühl im Hals

Unspezifische Symptome

  1. übertriebene Reaktion auf kleine Überraschungen oder Erschrecktwerden
  2. Konzentrationsschwierigkeiten, Leeregefühl im Kopf
  3. anhaltende Reizbarkeit
  4. Einschlafstörungen wegen Besorgnissen

C: Die Störung erfüllt nicht die Kriterien einer Panikstörung (F41.0), einer phobischen Störung (F40), eine Zwangsstörung (F42), oder eine hypochondrische Störung (F45.2)

D: Ausschlussvorbehalt: Die Störung ist nicht zurückzuführen auf eine organische Krankheit wie eine Hyperthyreose, organische psychische Störung (F0) oder auf eine psychotrope Substanzen bedingte Störung (F1) : Benzoentzug oder Amphetamin-Genuss

  • Abgrenzung zur anderen Erkrankungen:
    • Rumination ist häufig über Vergangenes, nicht über die Zukunft (vs. Depression)
    • Affekt ist eher ängstlich bei GAS, nicht niedergeschlagen (vs. Depression)
    • Pat. mit GAS fürchten eher Folgen einer Erkrankung, nicht Erkrankung selbst (deswegen keine Hypochondrie)
    • Zwangpatienten haben meist ein Thema und sind starr und ritualisiert

Fragebögen:

  • GAD-7
  • Worry-Domain-Questionnaire
  • Pennstate Worry Questionnaire**​

⇒Achtung: die Fragebögen sind nicht normiert, und haben keine Kennwerte

  • DIPS ist hilfreich zur Differentialdiagnostik
5
Q

Generalisierte Angststörung / Therapie / Bausteine

A
6
Q

Generalisierte Angststörung / Therapie / Allgemein

A
  • Es können nicht alle Therapie-Bausteine zusammen eingesetzt werden:
    • angewandte Entspannung (Coping-Strategie zum Verhindern von Ängsten) sollte nicht mit Konfrontation (Angst soll zugelassen werden) durchgeführt werden
    • Achtsamkeit kann nicht mit Konfrontation, dafür aber mit kognitiven Ansätzen (Achtsamkeit mit Konfrontation, aber trotzdem auch akzeptierenden Elementen)

⇒ unterschiedliche Strategien gegen die Angst!

⇒sorgfältige Therapieplanung (je nach Symptomatik) und Diagnostik, Komorbiditätenerfassung ist wichtig!

  • z.B. eher Entspannung, wenn physische Anspannung im Vordergrund steht, eher Konfrontation bei Sorgen
  • wenig Interventionen: bei komorbider Angststörung z.B.: Konfrontation, da diese bei beiden Störungen (GAS und Phobie) hilft
7
Q

Generalisierte Angststörung / Therapie / Allgemeine Informationsvermittlung

A

= Psychoedukation

  • Vermittlung eines Verständnisses für individuelle Problematik und deren Entstehung
  • Allgemeine Infos zur Angst:
    • Angst ist nicht schlecht, sondern biologisch sinnvolle Reaktion
    • Angst wird auf allen Ebenen beschrieben (physisch, psychisch,
  • Vulnerbilität-Stress-Modell: Erarbeiten der individuellen möglichen Vulnerabilitätsfaktoren und Auslösefaktoren (z.B. auch Stressfaktoren)
  • Einführung von Tagebüchern, Protokollen, Sorgentagebuch
8
Q

Generalisierte Angststörung / Therapie / Sorgenkonfrontation in sensu

A

= systemtische Konfrontation mit Vorstellungsbildern seiner Sorgen

  • isolierte Betrachtung einer Sorge → Unterbrechung der Sorgenkette, ermöglicht neue Lernerfahrungen
  • Einsicht: sorgen können zu heftigen Emotionen führen, diese sind aber nicht gefährlich
  • es können auch andere Emotionen als Angst auftreten: z.B. Wut , Trauer
  • Indikationen:
    • reine GAS
    • Sorgen als Hauptproblem
    • GAS und andere Angststörungen
  • Kontraindikationen:
    • Körperliche Symptome der angst stehen im Vordergrund
    • Sorgen werden nur schwer identifiziert
    • Psychose in Vergangenheit
    • Schwangerschaft
    • evtl. schwere körperliche Erkrankung

SCHRITT 1 Herleitung der aufrechterhaltenden Bedingungen

  • Sorgentagebuch soll helfen die Sorgen zu identifizieren, Aufstellen einer Sorgenkurve und Erarbeitung von Strategien
    • gezieltes Fragen/ geleitetes Entdecken: Pat. soll Aufrechterhaltungsmodell selbst finden! Welche Strategien die ich bisher benutzt habe, helfen wirklich oder führen nur zur Aufrechterhaltung?
    • aufrechterhaltende Faktoren:
      • Kontrollversuche: Denke nicht an den rosa Elefant!
      • Denken in Sorgenketten: Sorge wird vermieden dadurch dass an andere Sorgen gedacht wird
      • Sorgen in Worten: statt in Bildern, Verringerung der physiologischen Reaktionen
      • Vermeidung von Situationen: Verhinderung der Überprüfung, ob gefürchtete Konsequenzen eingetreten sind, dann bleiben Sorgen bestehen
      • Rückversicherungsverhalten: aktives Suchen nach Bestätigung, dass gefürchtetes Verhalten nicht eingetreten ist! (kurzfristige Erleichterung)

SCHRITT 2 Herleitung der Sorgenkonfrontation

Herleitung der Sorgenkonfrontation / Vorstellungsexperiment

  • Pat. soll sich eine Sorge vorstellen, zu Ende denken und Erwartungskurven beschreiben
  • normalerweise können Pat. nur schwer beschreiben, was in ihrer Vorstellung passieren wird (im Gegensatz zu bspw. Agoraphobikern)
  • dann Vorbereitung der Konfrontationsübung: gemeinsames Erarbeiten eines Sorgenszenarios (inkl. Gefühle)
  • Achtung: klassisch: Die ausgewählte Sorge ist oft nicht die richtige, andere sind wichtiger,etc. = Vermeidungsverhalten des Pat.

SCHRITT 3: Konfrontation

  • regelmäßige Durchführung und wechselnde Sorgen ist essentiell für Therapieerfolg!
9
Q

Generalisierte Angststörung / Therapie / Konfrontation in vivo

A
  • Patient bekommt Aufgaben für zuhause
  • Abbau von offenem Vermeidungs- und Rückversicherungsverhalten
  • sorgfältige Nachbesprechung und einbezug der Verwandten ist sehr wichtig!
10
Q

Generalisierte Angststörung / Therapie / Kognitive Interventionen

A
  • zusätzlich zu Sorgenkonfrontation
  • Modell nach Wells: Typ-1-Sorgen = Alltagssorgen, wenn diese auftreten, werden Metakognitionen aktiviert, diese können positiv oder negativ sein.

⇒ Typisch für GAS: Sorgen, die sich direkt auf Prozess des Sorgens beziehen (= Typ-2-Sorgen)

⇒ Kernstück der Therapie: Identifikation der Metakognitionen, Hinterfragen von diesen und verändern von diesen!

  • zusätzlich: Gedankenexperimente: denke nicht an den Rosa Elefanten! : verdeutlicht dem Pat. dass Kontrollversuche, nicht an die Sorgen zu denken, zum Gegenteil führen!
  • Sorgen-Aufschub-Experiment: Sorgen an bestimmter Zeit des Tages! + Kontrolle
11
Q

Generalisierte Angststörung / Therapie / Angewandte Entspannung

A

entwickelt von Öst:

  • baut auf progressiver Muskelentspannung auf
  • Sorgen können als Hinweisreiz genutzt werden, sich zu entspannen
  • aber auch zusätzlich Sorgenkonfrontation um Einsatz der Entspannung gezielt zu lernen!
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Q

Generalisierte Angststörung / Therapie / Achtsamkeit

A
  • mindfulness based stress reduction, mindfulness based cognitive therapy
  • Grundprinzip: auf bestimmte Art und Weise aufmerksam sein, absichtlich im jetzigen Moment und nicht urteilend!