Kapitel 1 Flashcards
(58 cards)
Definition von Psychologie
Wissenschaft vom Verhalten und Erleben
Mit welchen Methoden sind Erleben (Bewußtseinspsychologie) und Verhalten (Verhaltenswissenschaft) verbunden?
- Erleben mit Selbstbeobachtung (Erste-Person-Perspektive)
- Verhalten mit Fremdbeobachtung (Dritte-Person-Perspektive)
Schwierigkeiten der Anwendung der psychologischen Methode “Selbstbeobachtung”?
- Erleben kann nicht von aussen beobachtet werden, sie ist subjektiv und nicht überprüfbar. Selbstbeobachtung ist nicht objektiv.
- Es kann nicht genau erklärt werden, wie Introspektion funktioniert: Das zu Beobachtende und der Beobachter werden beide vom Beobachter erzeugt und sind auf schwer entwirrbare Weise miteinander verbunden - müssen beide aufmerksam beachtet werden.
Umspringbild: Was ist der Ursprung diskrepanter Erfahrungen?
Was beinhaltet die diskrepante Erfahrung?
- Ein und dasselbe physikalische Muster gibt Anlaß zu zu zwei völlig verschiedenen Wahrnehmungen.
Diskrepante Erfahrung lehrt, dass ein Erleben, wie das Sehen eines S/W-Musters, nicht ausschließlich mit der unveränderten physikalsichen Reizgrundlage im phänomenalen Draussen erklärt werden kann.
Abb. Kippbild Rubinscher Pokal
- dieselbe Vorlage ermöglicht zwei gänzlich verschiedene Wahrnehmungseindrücke: beide Eindrücke sind gleich “richtig”.
Definition diskrepante Erfahrung
- Unterschied zwischen subjektiver Wahrnehmung (Inneres) eines Gegenstandes aus dem physikalischen Draussen und der physikalischen Reizgrundlage dieses Gegenstandes (phänomenales Draussen)
- Derselbe äußere physikalische Reiz kann zu völlig verschiedenen Wahrnehmungen führen durch Mitwirkung eines produktiven inneren Faktors.
Bei Wahrnehmung spielt “Einstellung” eine Rolle:
Äußeres plus produktiver innerer Faktor: Etwas geht mit dem Außen eine Verbindung ein.
Das, was wir sehen, deuten wir aufgrund unserer Erfahrungen, vergangener Wahrnehmungen und Deutungen.
Sehen ist von Erkennen zu unterscheiden.
Größenkonstanz / Definition Konstanzleistungen:
Psychische Leistungen, die in der Wahrnehmungspsychologie als Verrechnung unterschiedlicher Größeneindrücke mit Bewegungen interpretiert werden.
Größenkonstanz: Objekte, die aus weiterer Entfernung auf der Netzhaus kleiner abgebildet werden, werden noch immer als gleich groß wahrgenommen. Wir nehmen nicht an, eine Tasse auf dem Tisch wird kleiner, wenn wir weiter vom Tisch weggehen.
Reizgrundlage auf der Netzhaut ändert sich, Wahrnehmungseindruck bleibt gleich.
Wahrnehmung macht den wahrgenommenen Gegenstand besser als es die physikalischen Verhältnisse sind.
Welche Bedeutung haben Konstanzleistungen für das Verständnis des Psychischen?
Konstanzleistungen sind Beispiele für die Realität des Psychischen: trotz variierender Größe des Netzhautbildes nehmen wir einen Gegenstand innerhalb einer bestimmter Entfernungsgrenze als gleich groß war -> psychische Leistung.
Fähigkeit trotz veränderlicher Sinnesreize etwas Unverändertes wahrzunehmen.
Konstanzleistungen sind das Ergebnis einer Verrechnung unseres inneren produktiven Faktors von Größeneindrücken und der Veränderung der Entfernung zum Gegenstand (=Bewegung).
Der Wahrnehmungseindruck bleibt gleich, durch die unterbewußt ablaufende Konstanzleistung ist garantiert, dass wir uns in der physikalischen Welt zurechtfinden.
optische Täuschung, Müller-Lyersche Täuschung
Pfeillänge wird als unterschiedlich lang wahrgenommen. Stabile Wahrnehmung, jedoch steht der Wahrnehmungseindruck in Konflikt mit Wissen (erworben durch intersubjektive Messpraxis).
Visuelle Wahrnehmung unterscheided sich von derjenigen (intersubjektive Messpraxis) mit dem Lineal im Aussen:
Extraorganismische vs. intraorganismische Bedingungen - es besteht kein einfacher und direkter Zusammenhang
(intersubjektiv… von verschiedenen Personen gemacht worden und für gut befunden)
Diskrepanzerfahrungen
Wahrnehmungen können sich verändern, während die Dinge unverändert bleiben.
Wahrnehmungen können gleich bleiben, während die Dinge sich verändern.
Mischung aus Äußerem und Innerem - > das Wahrnehmungsobjekt ist psychisch verarbeitet worden.
Es gibt einen Unterschied zwischen dem, was wir sehen und dem, was es ist.
Kritisches Wirklichkeitsdenken - Unterscheidung von Sein und Schein
-Perspektivabhängig
Doppelstatus der Außenweltobjekte
Begriffe für Psychisches (Erleben und Verhalten),
die gleichzeitig die diskrepanten Erfahrungen illustrieren
Vergleichsurteil
Erinnerung
Erwartung
Überraschung
VEEÜ
Kausale Wirksamkeit der mentalen Zustände im Alltag
Was sind mentale Zustände?
Die kausale Wirksamkeit der mentalen Zustände im Alltag kann man im Allgemeinen daran erkennen, dass Personen den mentalen Zustand einer anderen Person einschätzen und ihr Verhalten daran anpassen, um ihre Absichten umzusetzen.
Mentale Zustände sind Ursache von Handlungen und anderen mentalen Zuständen.
Sowohl in der Introspektion, wie in der Fremdbeobachtung kann man die kausale Wirksamkeit bei jedem Gefühlsausbruch oder planvollem Handeln beobachten.
Mentale Zustände: Gefühle sind eigene Zutat und nicht dem Außen anhaftend, damit hat jeder eine eigene Innenwelt, die man zu verstehen und zu beeinflussen versucht, um eigene Ziele zu erreichen.
Innen-Außen-Unterscheidung
Sie ermöglicht, die Außenwelt als bewußtseinsunabhängig wahrzunehmen und den Doppelstatus der Außenobjekte (bsp. der optischen Täuschungen/Diskrepanzerfahrungen) zu akzeptieren.
Doppelstatus: Dinge sind nicht so, wie sie im naiven Realismus erscheinen.
Kritische Auseinandersetzung mit Wahrnehmung und Realität.
Innenwelt der Anderen
Erkenntnis: andere Menschen haben wie ich ein Innenleben und
- erinnern sich
- beabsichtigen etwas
- wollen
- bevorzugen
- freuen sich
- werden traurig
- sehen etwas gleich oder anders als man selbst
Verstehen lernen, was sie tun und lassen und Innenwelt der anderen beeinflussen
variierende Erscheinung
Man wird von anderen in bestimmter und unterschiedlicher Weise wahrgenommen, verstanden und interpretiert.
Bemühen, bestimmte Erscheinung abzugeben, je nach dem, bei wem man wie erscheinen will.
Dies kann man umso besser, je mehr und je spezifischer man über eigenes und fremdes Erleben und Innenleben Bescheid weiß.
Wie lernen also, unsere Sinne aneinander zu messen, indem wir verschiedene Erfahrungsweisen ein und desselben Objektes, ein und derselben Person in ein System von einander wechselseitig stützenden und fordernden Bezügen einordnen.
Bewußtseinsunabhängige Außenwelt
durch physikalische Gesetzmäßigkeiten veränderte Darstellung der Außenwelt - hier spielt kein seelischer Faktor eine Rolle:
Lichtbrechung - Ast im Wasser
Doppler-Effekt - Martinshorn im Vorbeifahren
Diskrepanztheorie verdeutlicht, wie die Psychologie zu ihren Erkenntnissen kommt:
- aus (insb. experimetellen) Beobachtungen wird indirekt auf Psychisches geschlossen
- unmittelbar Psychisches, z.B. Erleben, ist nur jedem einzelnen zugänglich
–> alles, was erforscht wird, braucht öffentliche Kriterien, denn Wissenschaft ist eine intersubjektive Praxis und öffentliche Erkenntnisgewinnung und -bewertung. Wissenschaftlich ist also auch Erleben und Verhalten nur anhand öffentlicher Kriterien zugänglich.
Mit welchen Phänomenen wird die Realität des Psychischen begründet?
Mit Hilfe von solchen Phänomenen wie
diskrepante Erfahrungen
Konstanzleistungen
optischen Täuschungen.
Welche verschiedenen Deutungen sind mit dem Begriff “Seele” verbunden?
Mehrdeutigkeit:
theologisch / ethisch: Beleg für die Unsterblichkeit des individuellen Menschen / Träger des ethischen Zentrums des Menschen (metaphysisch: bezeiht sich auf das, was jede mögliche Erfahrung überschreitet)
theologische und ethische Gesichtspunkte wurden aus der wissenschaftlichen Psychologie ausgeklammert ( >Franz Brentano, Wilhelm James, Wilhelm Wundt)
Deutung wissenschaftliche Psychologie:
Seele als (logischer) Sammelbegriff für seelische Funktionen und Eigenschaften.
–> eine „arbeitende funktionale Form“ (Busche 2001)
Grundlegende seelische Funktionen sind z.B.:
sensomotorischer Funktionskreislauf: Wahrnehmung, Bewegungsregulation, Handeln
aber auch:
Streben, Spüren, Gefühle und Emotionen, Wünschen, Wollen und Entscheiden, Vorstellen, Denken.
Seelenbegriff als grundlegendes Merkmal dessen, was ein Wesen zu etwas Lebendigem macht.
Die Arbeit des Systems Seele zeigt sich in zahlreichen psychischen Leistungen. Seele ist nicht identisch mit der Person oder dem Körper, sondern das Insgesamt der seelischen Funktionen, deren Leistungen Ausdruck der psychophysischen Einheit der Person sind.
Als logischer Kollektivbegriff kann “Seele” genauso benutzt werden wie “Intelligenz”, “Gesellschaft”, “Leben”.
Seele ist das Insgesamt der seelischen Eigenschaften und Zustände, der seelischen Funktionen sowie der seelischen Fähigkeiten und Fertigkeiten.
Seele als Reflexionsbegriff: erlaubt uns, unsere Erfahrungen kritisch zu analysieren.
— aus Forum: –
Der historische Seelenbegriff ist mehrdeutig:
Große Bedeutung im Abendland (theologische und ethische Gesichtspunkte)
- Beleg für die Unsterblichkeit des Individuums
- Träger des ethischen Zentrums des Menschen
- Ort, an dem Motive, Gründe und Gewissen angesiedelt sind
- V.a. im anglo-amerikanischen Raum wird der Begriff „soul“ theologisch genutzt
Deutung der wissenschaftlichen Psychologie:
- Seele als logischer Begriff: Sammelbegriff für seelische Eigenschaften und Funktionen, wie Erleben, Verhalten, Handeln
–
In der Bewusstseinspsychologie (nach Descartes) ist „Seele“ mit „Bewusstsein“ gleichzusetzen (Bewusstsein ist aber ebenso mehrdeutig)
Der Positivismus (nach Kant) hält die „Seele“ für metaphysisch und damit für nicht erfahr- und erforschbar
Heute ist „Seele“ ein Sammelbegriff: Ein System von seelischen Funktionen, Fähigkeiten, Fertigkeiten –> eine „arbeitende funktionale Form“ (Busche 2001)
- Seele als Reflexionsbegriff: Ermöglicht die Unterscheidung von Innen und Außen und das Nachdenken darüber (unsere Erfahrungen kritisch zu analysieren)
Definition “psychische Eigenschaften”
relativ stabile und generelle Merkmale eines psychischen Prozesses, oder einer psychischen Funktion (Wahrnehmung, Gedächtnis), die relativ unabhängig von situativen und zeitlichen Randbedingungen sind.
Definition “psychische Funktion”
Sammelbezeichnung für Prozesse und Strukturen, auf die sich jegliche Aktivität von Menschen stützt und durch die Menschen zu einem flexiblen, adaptiven Verhalten in einer vielfältigen, sich verändernden Umgebung befähigt werden.
Z.B. Wahrnehmung, Denken, Gedächtnis, aber auch
Streben, Spüren, Gefühle und Emotionen, Wünschen, Wollen und Entscheiden, Vorstellen, Denken.
Diese Auswahl deutet darauf hin, dass
a) psychische Funktionen sich mit Hilfe unseres mentalen Vokabulars voneinander unterscheiden lassen, aber ihre funktionelle Verschränkung empirisch untersucht werden muss
b) dass sich psychische Funktionen zwar methodisch isolieren lassen, aber stets mehr oder weniger zusammenwirken
Definition Fähigkeiten (abilities)
Stellen verfestigte Systeme verallgemeinerter psychischer Prozesse dar, die den Tätigkeitsvollzug steuern und Leistung ermöglichen.
Sie betreffen hauptsächlich kognitive Vorgänge, Gedächstnisleistungen sowie gedanklich analysierende und synthetisierende Vorgänge.
Sie sind nicht beobachtbar, allenfalls können sie erschlossen werden.
Definition Fertigkeiten (skills, Geschicklichkeiten)
Aufgabenbezogene individuelle Aktivitäten, die als eingeübte und automatisierte Bewegungsabläufe realisiert werden, z.B. (senso-) motorische Fertigkeiten sind Tischtennisspielen, Schwimmen.