Patzelt Flashcards
(46 cards)
Was ist Wissenschaft? (+3 Eigenschaften)
Wissenschaft ist menschliches Handeln, dass abzielt auf die Herstellung von Aussagen, die alltagspraktischen Aussagen in folgendem überlegen sind:
- reflektierte Perspektivität/Selektivität und Normativität (nicht Beseitigung)
- Übereinstimmung mit ihrem Gegenstand
- Logische Konsistenz
Was ist der Zweck von Wissenschaft?
Zweck von Wissenschaft ist Fragen zu beantworten und Probleme zu lösen.
Wie funktioniert Wissenschaft?
Wissenschaft beginnt mit Fragestellung, endet mit Formulierung von Aussagen und ist unnötig wo Alltagsdenken ausreicht.
Aufgabe von Wissenschaft?
Aufgabe von Wissenschaft: Emanzipation vom Alltagsdenken = über Alltagsdenken hinausgehen, wo dieses an die Grenze der Leistungsfähigkeit gelangt (Gegenstände zu kompliziert, unbemerkte Perspektivität, Selektivität und Normativität)
Regeln von Wissenschaft?
Wissenschaftliches Arbeiten erfolgt nach festen Regeln.
Was macht qualitative Forschung aus?
FVFBEDSD
- Forschungsabsicht: neue Fragen zu beantworten, Unbekanntes zu entdecken
- Vorwissen: eher gering
- Forschungsstand: schlecht, gering
- Begriffe: klassifikatorisch, komparativ
- Erhebungsinstrumente: werden im Forschungsablauf entwickelt, nicht vorab vorhanden
- Datenerhebung: erkundend, schrittweise
- Stichprobe: intuitiv oder theoretisch, Einzelfälle
- Datenanalyse: interpretierend
Was macht quantitative Forschung aus?
FVFBEDSD
- Forschungsabsicht: Hypothesen prüfen
- Vorwissen: meist recht gut
- Forschungsstand: gut, umfangreich
- Begriffe: metrisch
- Erhebungsinstrumente: standardisiert, getestet, vorab vorhanden
- Datenerhebung: systematisch, geplant
- Stichprobe: systematisch gezogen, Zufallsstichproben, größere Stichproben
- Datenanalyse: Statistik
Was sind Begriffe?
Begriff ist ein Vorstellungsinhalt, der einen bestimmten Wirklichkeitsausschnitt von anderen Wirklichkeitsausschnitten abhebt
- hinsichtlich seiner inhaltlichen Merkmale, die der Wirklichkeitsausschnitt aufweisen muss, wenn er unter den Begriff fallen soll: Intension (was muss ich mir vorstellen, um genau das zu sehen, was der Begriff meint)
- hinsichtlich der Menge der Wirklichkeitselemente, die aufgrund ihrer inhaltlichen Beschaffenheit unter einen bestimmten Begriff fallen: Extension (was alles fällt überhaupt unter den Begriff)
Was bedeutet Intension?
legt die Theorieperspektive fest, die Perspektive unter der der bezeichnete Wirklichkeitsausschnitt betrachtet werden soll
Was bedeutet Extension?
legt die Empirischen Referenten fest. Je allgemeiner ein Begriff, desto mehr empirische Referenten fallen darunter, um so weniger sagt er über den einzelnen empirischen Referenten, um so größer ist die Extension. Je spezifischer ein Begriff, umso mehr sagt er über einen ganz bestimmten empirischen Referenten, umso schlechter passt er auf anderere empirische Referenten, umso geringer meist die Extension.
Was geschieht beim Definieren?
Beim Definieren werden Intension und Extension eines Begriffs (Vorstellungsinhalt) für alle praktischen Verständigungszwecke ausreichend klar definiert. Das Definieren eines Begriffs verlangt zudem die Festlegung eines Begriffswortes (Wort oder Wortgruppe) das für den Begriff steht, ihn bezeichnet, den Vorstellungsinhalt auslöst.
Welche Normaldefinitionen werden unterschieden? (4 Arten von Definitionen)
- explizite Definition: vollständige und ausdrückliche Erläuterung von Intension und Extension, sowie Festlegung des Begriffswortes (Optimum - sollte erreicht werden)
- operationale Definition: es wird gezeigt, wie und in welchen Schritten ein theoretischer Begriff mit Beobachtungsbegriffen zu verknüpfen ist (ist für Forschungsprozess unverzichtbar)
- implizite Definition: von einem Begriffswort ausgehend werden Hinweise darauf gegeben, was ungefähr man sich nach Intension und Extension unter dem Begriff vorstellen soll
- partielle Definition: unvollständige Erläuterung von Intension und Extension eines Begriffs
- implizite und partielle Definitionen sollten möglichst zu expliziten Definitionen weiterentwickelt werden
Wie und warum werden theoretische Begriffe in Beobachtungsbegriffe umgesetzt?
- mittels Operationalisierung und operationalen Definitionen
- der theoretische Begriff (abstrakter, recht unspezifischer Begriff, unter den ggf. viele Fälle fallen) wird zunächst in teilweise empirisch interpretierbare Begriffe untergliedert (Begriff mittlerer Reichweite mit ggf. mittlerer Extension). Diese wiederum werden in Beobachtungsbegriffe umgesetzt (spezifischer, anschaulicher Begriff mit ggf. geringer Extension). Beobachtungsbegriffe müssen so beschaffen sein, dass sie direkt auf den empirischen Referenten anwendbar sind, sich beim empirischen Referenten messen lassen.
- Operationalisieren legt also fest über welche Begriffskette der theoretische Begriff auf den empirischen Referenten bezogen wird. Für jeden Begriff dieser Kette ist eine Definition nötig.
- Operationalisierung ist nötig um die theoretischen Begriffe messbar, beobachtbar zu machen.
Erläutern sie kurz, was Modelle sind und wozu sie dienen?
Modelle sind übersichtlich gehaltene Darstellungsweisen von Theorien, zentralen Gedanken, Strukturierung eigener Überlegungen.
Zweck:
- Ordnung eigener Gedanken für Bildung einer Vortheorie für empirisches Forschungsvorhaben -> für Festlegung einer Variablenstruktur, Erstellung Erhebungsinstrumente, Auswahl der Datenanalyse, Ergebnisinterpretation und Ergebnissicherung
- Verdichtung forschungsleitender Hypothesen zu Vorhersagemodellen, die dann geprüft werden
- Zusammenfassung verfügbarer Ergebnisse und Theoreme -> Theoriebildung
- überschaubar machen und Weiterentwicklung des Forschungsstands
Beschreiben sie stichpunktartig was eine Typologie ist.
Zusammenfassung von ähnlichen Fällen in einem mehrdimensionalen Merkmalsraum und Beschreibung als (Real-)Typen.
Def.: Typologie ist mehrdimensionaler Merkmalsraum (Dimensionen von forschungsleitenden Variablen gebildet) in dem die Fälle anhand ihrer Merkmalsausprägungen dargestellt werden. Bilden sich Cluster von Fällen, also Fälle mit ähnlichen Merkmalen, mit bestimmten Merkmalsmustern, sind (Real-)Typen gefunden, aus denen sich die Typologie erstellen lässt
Welchem Zweck dient die Typologie.
Zweck:
- übersichtliche Darstellung von Ergebnissen (Kurzschrift von Ergebnissen)
- Systematisierung, Aufbereitung, Verfügbarhaltung erarbeiteten Wissens
- Inspiration für neue Fragestellungen
- Einsatz als forschungsleitende Theorie
Was sind die Unterschiede zwischen Real- und Idealtypen?
Realtypen:
- Cluster von tatsächlich vorkommenden Merkmalskombinationen in den Untersuchungsfällen, sind Typisierungen wie sie in dem vorliegenden Daten gefunden werden und dienen dem Entdecken von Strukturen.
Idealtypen:
- die sich aus den Extremwerten aller Merkmale im Dimensionsraum ergebenden theoretischen Typen (Eckpunkte im Dimensionsraum), bzw. die theoretisch im Dimensionsraum konstruierten Typen (z.B. alles hoch ausgeprägt, alles mittel ausgeprägt, alles gering ausgeprägt)
- dienen der Analyse und Beurteilung von realen Merkmalskombinationen, der gedanklichen Analyse der Funktionslogik der Konfigurationen
Was ist eine Stichprobe?
Stichprobe: Auswahl aus einer Grundgesamtheit, aller für die Untersuchung in Frage kommenden Einheiten
Was ist eine repräsentativen Stichprobe?
Repräsentative Stichprobe: Zufallsauswahl, wenn jedes Element der Grundgesamtheit eine angebbare und von 0 verschiedene (gleiche) Chance (Auswahlwahrscheinlichkeit) hat in die Stichprobe zu gelangen und nur der Zufall entschied, welche Elemente tatsächlich in die Stichprobe gelangten.
Wie überprüft und korrigiert man Theorien?
1) klar aus der Theorie herausarbeiten, was in ihren empirischen Aussagen über den empirischen Referenten behauptet wird
2) Datenerhebung und Datenanalyse um tatsächliche Beschaffenheit des empirischen Referenten festzustellen
3) Vergleich der Ergebnisse der eigenen Datenanalyse und der Aussagen der Theorie, Feststellen welche Aussagen bestätigt (verifiziert) oder bekräftigt (nicht falsifiziert) wurden und welche widerlegt (falsifiziert)
4) Feststellen von welchen allgemeinen Theorieaussagen sich widerlegte empirische Aussagen logisch korrekt ableiten lassen, da dann allgemeine Aussage nicht korrekt
5) alle falsifizierten Aussagen (aus 3 und 4) werden so verändert oder neu formuliert, dass die korrigierte Theorie mit den empirisch festgestellten Tatsachen übereinstimmt
Welche Problem gibt es bei der Überprüfung von Theorien (Verifikation/Falsifikation)?
Probleme:
- Theorie tatsächlich auf einzelne prüfbare empirische Aussagen reduzierbar? Sagt also die Verifikation oder Falsifikation der abgeleiteten empirischen Aussagen etwas über den Wahrheitsanspruch der gesamten Theorie (oder Theorie zu komplex, zu abstrakt, zu vage) (-> Schlamperei)
- wenn einzelne Aussagen falsch, bedeutet das nicht gleichzeitig, dass gesamte Theorie falsch ist (-> Pragmatik)
- sind die für die Überprüfung vorgenommen empirischen Befunde korrekt? (-> Schlamperei)
- Theorie soll sie nicht in Zweifel gezogen werden, falsifizierende Ergebnisse/empirischer Prüfungen werden negiert (-> Immunisierung)
- falsche Beobachtungstheorie (deshalb gesicherte Beobachtungstheorie aus Methodenlehre, gut erforschte Wirklichkeitsausschnitte)
Arten wissenschaftlicher Aussagen:
- analytischen/synthetische Aussagen
- Existenzaussagen/Allaussagen
- empirische/normative Aussagen
- korrelative/kausale Aussagen
- Hypothesen/Gesetze
Was sind analytische/synthetische Aussagen?
Analytische Aussagen:
- Formulieren logische Aussagen - durch Logik prüfbar
Synthetische Aussagen:
- Formulieren Behauptungen über einen empirischen Referenten - Wahrheitsgehalt empirische prüfbar
Was sind Existenz-/Allaussagen?
Existenzaussagen:
- reine E.: nicht falsifizierbar; nicht verifizierbar (es gibt Gesellschaften ohne Machtausübung)
- raum-zeitlich begrenzte E.: falsifizierbar und verifizierbar am konkret benannten Fall (im Kuba Fidel Castros besteht eine Gesellschaft ohne Machtausübung)
Allaussagen:
- reine A.: falsifizierbar durch Gegenbeispiel; nicht verifizierbar (in allen Staaten führt die Verbindung von Verhältniswahlrecht und parlamentarischen Regierungssystem zu starken Parten)
- raum-zeitlich begrenzte A.: falsifizierbar durch ein Gegenbeispiel und verifizierbar durch Nachweis in allen benannten Fällen ist es so (in Europas freiheitlichen Staaten führt die Verbindung von Verhältniswahlrecht und parlamentarischen Regierungssystem zu starken Parteien)
-> können synthetische/empirische Aussagen etc. beinhalten