Qualitative Methoden Flashcards

(87 cards)

1
Q

Grundlegende Unterscheidung qualitativer Methoden
Frage: Welche zwei Hauptkategorien qualitativer Methoden (Forschungsdesigns / Forschungsansätze) werden in den Quellen unterschieden?

A

Interpretative (verstehende) Methoden (Herangehensweisen oder Zugänge)
*
Positivistische (erklärende) Methoden (Herangehensweisen oder Zugänge)

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2
Q

Verstehen vs. Erklären
Frage: Erläutern Sie den Unterschied zwischen “Verstehen” und “Erklären” in den Sozialwissenschaften laut den Quellen.

A

Verstehen: Nachvollzug von Bedeutung (und des Prozesses ihrer Genese). Handeln erfolgt aus “Gründen” (im Gegensatz zu “Ursachen”).
Erklären: Nachweis von Ursache und Wirkung. Suche nach gesetzesartigen Regelmässigkeiten (‘Ursachen’).

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3
Q

Was ist das Hauptziel einer fallvergleichenden Kausalanalyse?

A

Das Hauptziel ist die Bestimmung der Wirkung einer bestimmten Kausalvariable. Es geht darum herauszufinden, ob ein ganz bestimmter Faktor eine bestimmte Wirkung besitzt. Dies entspricht einer X-zentrierten Perspektive: Macht X einen Unterschied (für Y)?. Sie wird in der Grundlagenforschung für Theorietests und in der angewandten Forschung für Evaluationen genutzt.

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4
Q

Nennen Sie zentrale Grundannahmen der fallvergleichenden Kausalanalyse laut den Quellen.

A

Sie orientiert sich an der experimentellen Methode und einem kontrafaktischen Begriff der Kausalität.
*
Sie stützt sich auf ein deterministisches (vs. probabilistisches) Verständnis von Kausalität.
*
Sie nimmt an, dass unabhängige Variablen jeweils autonom (vs. konfigurativ) wirken.
*
Sie geht davon aus, dass alle relevanten Kontrollvariablen abgedeckt sind (-> omitted variable bias).

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5
Q

Fallvergleichende Kausalanalyse - Fallauswahl
Frage: Wie erfolgt die Fallauswahl bei der fallvergleichenden Kausalanalyse?

A

ie Fälle werden so ausgewählt, dass die Varianz der unabhängigen Variable maximiert und die Varianz der Kontrollvariablen minimiert wird. Ziel ist es, möglichst ähnliche Fälle zu finden, die sich hinsichtlich der unabhängigen Variable unterscheiden.

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6
Q

Was ist das Ziel einer (kausalen) Prozessanalyse?

A

Die Prozessanalyse zielt darauf ab, die sequenziellen und situativen Konfigurationen von Kausalfaktoren zu identifizieren, die zu bestimmten Ergebnissen führen. Sie dient der Rekonstruktion der Kausalpfade, die zu Y führen und der Identifizierung der Bedingungen, unter denen Kausalmechanismen wirksam werden

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7
Q

Prozessanalyse - Grundannahmen
Frage: Welche Annahmen über Kausalität liegen der Prozessanalyse zugrunde, insbesondere im Vergleich zum Kovarianz-Ansatz?

A

Prozessanalysen, die auf konfigurativem Denken basieren, gehen davon aus:
*
Fast alle sozialen Ergebnisse resultieren aus einer Kombination von Kausalfaktoren.
*
Verschiedene Pfade führen zu ähnlichen sozialen Ergebnissen (Äquifinalität).
*
Ein und derselbe Kausalfaktor kann in unterschiedlichen Kontexten und Kombinationen verschiedene Wirkungen entfalten (kausale Heterogenität)

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8
Q

Prozessanalyse - Kausalmechanismen
Frage: Wie werden Kausalmechanismen in den Quellen definiert und wie unterscheiden sie sich von einfachen kausalen Kombinationen?

A

Definition 1: Wiederkehrende Prozesse, die bestimmte Ausgangsbedingungen und ein bestimmtes Ergebnis miteinander verbinden (Renate Mayntz).
*
Definition 2: Ein komplexes System, das durch das Zusammenwirken seiner Teile ein Ergebnis hervorbringt (Stuart Glennan).
*
Eine spezifischere Definition sieht kausale Mechanismen als konfigurative Einheiten, die drei verschiedene Typen sozialer Mechanismen kombinieren: Situationsmechanismen, Handlungsmechanismen und Transformationsmechanismen.
*
Kausale Kombinationen sind unspezifische Konfigurationen von Kausalfaktoren, während kausale Mechanismen kausale Mehrebenenmodelle sind, die auf einer Konfiguration von drei Typen sozialer Mechanismen basieren.

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9
Q

Prozessanalyse - Prozessbeobachtungen
Frage: Was sind “causal-process observations” (Prozessbeobachtungen) im Vergleich zu “data-set observations” und welche Typen von Prozessbeobachtungen sind für die Prozessanalyse wichtig

A

Data-set observation: Die Sammlung aller Werte eines Falls auf abhängigen und unabhängigen Variablen.
*
Causal-process observation: Ein Einblick oder Datum, das Informationen über Kontext, Prozess oder Mechanismus liefert und eine deutliche Aussagekraft für kausale Schlussfolgerungen besitzt. Es kann ein “rauchender Colt” in qualitativer Forschung sein und eine Ergänzung zu korrelationsbasierten Schlussfolgerungen in quantitativer Forschung. Spezifischere “process-tracing observations” dienen dazu, die zeitliche Abfolge, den Status kausaler Faktoren (notwendig/hinreichend) und soziale Mechanismen zu identifizieren/spezifizieren.
*
Wichtige Typen von Prozessbeobachtungen: Beobachtungen für ein gesamthaftes Bild (comprehensive storyline), Beobachtungen zur Beschreibung kritischer Momente (smoking guns), Beobachtungen für Einsichten in Wahrnehmungen und Motivationen (confessions)

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10
Q

Kongruenzanalyse - Ziel
Frage: Was ist das Hauptziel einer Kongruenzanalyse?

A

Das Ziel ist die Verbindung von theoretischem Diskurs und empirischen Studien auf reflektierte Weise. Sie dient dazu, die relative Erklärungskraft einer Theorie zu bestimmen oder einen Fall in neuem Licht zu sehen. Sie ermöglicht ein vollständigeres Verständnis eines Falls, die Einschätzung der relativen Erklärungskraft verschiedener Theorien und die Entwicklung neuer theoretischer Ansätze

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10
Q

Kongruenzanalyse - Logik
Frage: Was meint “Kongruenz” im Kontext der Kongruenzanalyse und wie wird sie beurteilt?

A

Kongruenz meint die Übereinstimmung der aus der Theorie abgeleiteten Vorhersagen / Erwartungen mit den tatsächlich gemachten Beobachtungen. Die Beurteilung erfolgt durch einen systematischen Vergleich der gesammelten empirischen Informationen mit den aus verschiedenen Theorien abgeleiteten Erwartungen. Man prüft, ob die Beobachtungen mit den Erwartungen übereinstimmen, ihnen widersprechen oder außerhalb des Erwartungshorizonts liegen

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11
Q

Kongruenzanalyse - Fallauswahl
Frage: Wie unterscheidet sich die Fallauswahl bei der Kongruenzanalyse von der fallvergleichenden Kausalanalyse, insbesondere im Hinblick auf “crucial cases”?

A

Im Gegensatz zur fallvergleichenden Analyse geschieht die Fallauswahl bei der Kongruenzanalyse nicht mit Blick auf die Ausprägungen der unabhängigen Variable und der Kontrollvariablen. Stattdessen reflektiert man ex ante über die Wahrscheinlichkeit, mit der der Fall einem Erklärungsansatz entspricht. Wichtig sind dabei “crucial cases”, insbesondere “very likely cases” (dominierende Theorie sehr unwahrscheinlich, trifft aber zu) und “very unlikely cases” (alternative Theorie sehr unwahrscheinlich, trifft aber zu), um den Diskurs zu beeinflussen

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12
Q

Diskursanalyse - Was ist ein Diskurs?
Frage: Was sind “Diskurse” laut den Quellen und warum interessieren sich Sozialwissenschaftler dafür?

A

Diskurse sind repräsentierende Praktiken, durch die Bedeutungen generiert werden.
*
Sie sind Systeme der Bedeutungs-Produktion, die Bedeutung (wenn auch temporär) fixieren und Akteuren ermöglichen, die Welt zu verstehen und in ihr zu handeln.
*
Sie beschränken, wie die Welt geordnet gedacht wird, was als möglich oder “natürlich” in einer Situation angesehen wird.
*
Sozialwissenschaftler interessieren sich dafür, weil Sprache und andere Repräsentationsformen Realität erzeugen. Wissen und soziale Realität sind eng verknüpft, Bedeutung ist sozial konstruiert und hat praktische Konsequenzen, auch wenn sie nicht hinterfragt wird

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13
Q

Diskursanalyse - Forschungsfragen
Frage: Für welche Arten von Forschungsfragen eignet sich eine Diskursanalyse?

A

Eine Diskursanalyse eignet sich, um zu fragen:
*
Was ist ein Diskurs? Was eine Diskursanalyse?
*
Für welche Arten von Fragen eignet sich eine Diskursanalyse?
*
Wie hat sich ein Konzept über die Zeit verändert und welche policy-Änderungen haben diese Veränderungen “angemessen” oder “normal” erscheinen lassen?
*
Wie und warum hat sich der Diskurs zu einem bestimmten Thema über die Zeit verändert und welche praktischen Konsequenzen hat dies?
*
Wie wird ein Phänomen konstruiert (z.B. in politischen Karikaturen oder Boulevardzeitungen)?
*
Welche Gegenmaßnahmen erscheinen durch bestimmte Konstruktionen eines Phänomens angemessen, nützlich oder logisch?
*
Warum wurde ein Text oder ein Konzept so erfolgreich?
*
Rekonstruktion alternativer Konstruktionen, die sich nicht durchgesetzt haben

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14
Q

Ethnographie - Was zeichnet sie aus?
Frage: Was zeichnet ethnographische Forschung aus?

A

Sie ist eine Form der Erkenntnisgewinnung, die auf dichter Beschreibung beruht.
*
Das empirische Herzstück ist die Beobachtung.
*
Sie stützt sich auf teilnehmende Beobachtung, Interviews und Artefaktanalyse.
*
Sie ist darauf ausgerichtet, die gelebten Realitäten, Erfahrungen und Perspektiven der Praktiker ernst zu nehmen.
*
Sie beinhaltet oft das “DIY”-Prinzip (“Do it yourself”), was bedeutet, die Phänomene räumlich und zeitlich nah zu erleben.
*
Sie erfordert die Bereitschaft, Überraschungen aufzugreifen und das eigene Forschungsdesign zu überdenken.
*
Das Ziel ist, ein Verständnis der Methodik zu gewinnen und die historischen Entwicklungen zu schätzen.

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15
Q

Ethnographie - De-Naturalisierung
Frage: Was bedeutet “De-Naturalisierung” in der Ethnographie?

A

De-Naturalisierung ist die Fähigkeit, vertraute Dinge fremd zu sehen und die eigene Perspektive auf das zu ändern, was als natürlich oder selbstverständlich angesehen wird. Dies hilft, die soziale Konstruktion der Realität zu dekonstruieren und zu verstehen, was als normal angesehen wird.

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16
Q

Qualitätskriterien qualitativer Forschung
Frage: Nennen Sie vier zentrale Qualitätskriterien für qualitative Forschung laut den Quellen.

A

Rich rigor (Reichhaltige Strenge): Überzeugende theoretische Konzepte, ausreichende Zeit im Feld, sinnvolle Kontexte/Samples, sorgfältige Datenerhebung/Analyse.
2.
Sincerity (Aufrichtigkeit): Selbstreflexivität des Forschenden bezüglich Werte/Neigungen, Transparenz bezüglich Methoden/Herausforderungen.
3.
Credibility (Glaubwürdigkeit): Dichte Beschreibung, Kristallisation (statt Triangulation), Multivokalität, Reflexion mit Mitgliedern (statt Überprüfung).
4.
Meaningful coherence (Schlüssigkeit des Gesamtproduktes): Studie erreicht, was sie vorgibt; Methoden überzeugend umgesetzt; Elemente bilden kohärentes Ganzes (Forschungsfrage/ziel, Theorien, Methoden, Empirie, Ergebnisse)

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17
Q

Kombination qualitativer Methoden
Frage: Können qualitative Methoden kombiniert werden und was ist dabei zu beachten?

A

a, verschiedene qualitative Methoden können kombiniert werden, beispielsweise als Teil von “multi-method” Designs. Es wird empfohlen, die verschiedenen Analysetechniken nicht miteinander zu vermischen, sondern sequenziell und getrennt einzusetzen. Die Prozessanalyse eignet sich oft als nachfolgender zweiter Schritt zur Ergänzung der fallvergleichenden Kausalanalyse oder der Kongruenzanalyse

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18
Q

Qualitative Methoden: Grundunterscheidungen
Interpretative (verstehende) Methode, was ist Ziel, Fokus, Grundannahme und Ansätze

A

Ziel: Nachvollzug von Bedeutung (und des Prozesses ihrer Genese)
*
Fokus: Soziale Regeln / Bedeutungen, die Praktiken anleiten (“Gründe”, “sozialer Sinn”)
*
Grundannahme: Die soziale Welt besteht aus ‘Spielen’ oder ‘Systemen’. Bedeutung ist nicht objektiv gegeben, sondern das Produkt sozialer Konstruktion.
*
Ansätze: Ethnographie, Diskursanalys

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19
Q

Positivistische (erklärende) Methoden; Was ist ziel, Fokus, Grundannahme, Ansätze

A

Ziel: Nachweis von Ursache und Wirkung
*
Fokus: Suche nach gesetzesartigen Regelmässigkeiten (“Ursachen”)
*
Grundannahme: Die soziale Welt besteht aus ‘Systemen’.
*
Ansätze: Fallvergleichende Kausalanalyse, (Kausale) Prozessanalyse, Kongruenzanalyse

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20
Q

Fallvergleichende Kausalanalyse (Kovarianzanalyse)
Grundbegriffe

A

X-zentriert / Y-zentriert
*
Variablen (Unabhängige, Abhängige, Kontrollvariablen)
*
Hypothesen (deterministische vs. probabilistische, notwendige vs. hinreichende Bedingungen)
*
Mill’s Method of Difference / Most Similar Systems Design
*
Mill’s Method of Agreement / Most Different Systems Design

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21
Q

Fallvergleichende Kausalanalyse (Kovarianzanalyse) - Forschungsziele

A

Herauszufinden, ob ein ganz bestimmter Faktor eine bestimmte Wirkung besitzt.
*
Typische Frage: “Macht X einen Unterschied (für Y)?” oder “Führt der Kausalfaktor X zum erwarteten Effekt Y?”.
*
Genutzt für: Theorietests in der Grundlagenforschung, Evaluationen in der angewandten Forschung

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22
Q

Fallvergleichende Kausalanalyse (Kovarianzanalyse) -Grundannahmen

A

Orientiert sich an der experimentellen Methode und einem kontrafaktischen Begriff der Kausalität.
*
Stützt sich auf ein deterministisches (vs. probabilistisches) Verständnis von Kausalität.
*
Nimmt an, dass unabhängige Variablen jeweils autonom (vs. konfigurativ) wirken.
*
Geht davon aus, dass alle relevanten Kontrollvariablen abgedeckt sind (-> omitted variable bias)

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23
Q

Fallvergleichende Kausalanalyse (Kovarinazanalyse) Fallauswahl

A

Maximierung der Varianz der unabhängigen Variablen und Minimierung der Varianz der Kontrollvariablen.
*
Zielt darauf ab, Fälle zu finden, die sich in Bezug auf Kontrollvariablen möglichst wenig unterscheiden, sich aber hinsichtlich der unabhängigen Variable unterscheiden.

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24
Fallvergleichende Kausalanalyse (KovarianzanalyseSchlussfolgerungen / Generalisierung
Schlussfolgerungen für die untersuchten Fälle basieren auf dem Abgleich von Variablenwerten. * Generalisierung über die untersuchten Fälle hinaus ist begrenzt und hängt von der Ähnlichkeit der Rahmenbedingungen in anderen Kontexten ab. Dieser Nachteil wiegt schwerer, je breiter und diverser die Gesamtpopulation der Fälle ist.
25
(Kausale) Prozessanalyse Grundbegriffe
Zieht kausale Schlussfolgerungen auf der Grundlage von Kausalprozessbeobachtungen (causal-process observations). * Ziel: Identifizierung der sequenziellen und situativen Konfigurationen von Kausalfaktoren, die zu bestimmten Ergebnissen führen. * Arbeitet eher wie Detektive als wie Statistike
26
Was bedeutet "qualitativ" in der qualitativen Forschung?
Qualitative Forschung befasst sich mit dem Sammeln und Analysieren von nicht-numerischen Daten wie Texten, Videos oder Audio, um Konzepte, Meinungen oder Erfahrungen zu verstehen. Im Gegensatz zu quantitativer Forschung hat sie ein kleines 'n' (Anzahl der Fälle), konzentriert sich dafür aber auf die Forschung in die Tiefe. Sie nutzt mehrere Informationsquellen und berücksichtigt mehrere Dimensionen, wobei die Ergebnisse von der kleinen Anzahl von Fällen auf andere übertragen werden.
27
Was ist der Unterschied zwischen "Verstehen" und "Erklären"?
Der Unterschied zwischen "Verstehen" und "Erklären" ist in den Sozialwissenschaften zentral, da sie sehr unterschiedliche Ansätze und Interpretationsweisen darstellen. Verstehen zielt darauf ab, die Bedeutung von Handlungen oder Phänomenen und den Prozess ihrer Entstehung nachzuvollziehen, was eine Interpretation aus einer Innenperspektive erfordert. Dieser Ansatz orientiert sich oft an den Geisteswissenschaften und betrachtet den Menschen als aktiv. Ein Beispiel ist das Verstehen, warum eine Flagge auf Halbmast weht: weil es der soziale Sinn ist, den Flaggen als Zeichen nationaler Trauer zugeschrieben wird. Erklären hingegen sucht nach Ursache und Wirkung und beschreibt lediglich, was beobachtet wird. Dieser Ansatz orientiert sich an den Naturwissenschaften, will Gesetzmässigkeiten entdecken und betrachtet den Menschen als passiv, beeinflusst vom System. Das Erklären, warum die Flagge auf Halbmast weht, wäre hier, dass jemand am Seil gezogen hat, bis sie die Mitte erreichte – die mechanische Ursache
28
Erläutere die Konzepte Objektivität, Subjektivität und Intersubjektivität in der Forschung.
Diese Begriffe beschreiben verschiedene Standpunkte in Bezug auf Wissen und Forschung. ◦ Objektivität: Kann zum einen bedeuten, dass etwas "richtig" oder "das Beste" ist (eine Ansicht, die problematisch sein kann). Eine andere Ansicht ist, dass Forschung objektiv ist, wenn sie mit gewisser Distanz, ohne emotionale Bindung und von Aussen betrachtet wird. Dies kann ebenfalls problematisch sein, da sie suggeriert, dass der Aussenstehende besser weiss, "was Sache ist", als die emotional Betroffenen selbst. ◦ Subjektivität: Wird oft negativ als "schlecht" oder "voreingenommen" konnotiert, im Gegensatz zur vermeintlich besseren Objektivität. Eine positivere Sicht erkennt jedoch an, dass eine gewisse Subjektivität nie vollständig vermieden werden kann und dass Forscher fähig sein müssen, diese zu relativieren und zu reflektieren. Diese Sicht kritisiert Personen, die von sich denken, sie seien komplett objektiv, da dies unrealistisch sei. ◦ Intersubjektivität: Beschreibt die Verbindung zwischen Subjekten, das, was uns verbindet. Dazu gehören ähnliche Ansichtsweisen, geteiltes Wissen oder Kultur. Die Perspektive ist hier, dass Menschen die Welt nicht komplett objektiv von Aussen wahrnehmen können, da auch die Beobachtenden nicht isoliert sind, sondern Verbindungen existieren. Forschungsergebnisse sollten idealerweise intersubjektiv nachvollziehbar sein, sodass andere Personen sie lesen, verstehen und kritisieren können.
29
Was ist der Unterschied zwischen deduktiven, induktiven und abduktiven Forschungsansätzen?
Diese Begriffe beschreiben unterschiedliche Logiken der Theoriebildung und -prüfung. ◦ Deduktiv: Man beginnt mit einer Theorie, leitet daraus Erwartungen ab und überprüft diese dann mit Empirie. Es ist ein Vorgehen vom Allgemeinen zum Spezifischen. Karl Marx wird tendenziell diesem Ansatz zugeordnet. ◦ Induktiv: Man formuliert eine Theorie ausgehend von der Empirie. Dies ist ein Vorgehen vom Spezifischen zum Allgemeinen. ◦ Abduktiv: Dieser Ansatz beinhaltet ein Hin- und Hergehen zwischen deduktiver und induktiver Logik und vermeidet eine strenge Trennung. Er drückt das inkrementelle und kreative in der Forschung aus. Abduktion kommt insbesondere dann zum Tragen, wenn etwas Überraschendes passiert, das man nicht in bestehende Vorgehensweisen oder Theorien einordnen kann. Forschung, die einen flexiblen, offenen Prozess hat, wird dem abduktiven Ansatz zugeordnet
30
Wie werden Ontologie und Epistemologie in den Quellen beschrieben?
Diese beiden philosophischen Konzepte sind grundlegend für die Sozialwissenschaften. ◦ Ontologie ist die Lehre vom Sein oder die Anschauung von der Welt und ihrer Wirkungsweise. Sie befasst sich mit der Frage, was die Realität ist. Im Kontext von Karl Marx beinhaltet seine Ontologie zum Beispiel seine Sicht auf Produktionsverhältnisse, Produktivkräfte und die ökonomische Basis der Gesellschaft als die wahre Realität, die Bewusstsein und Handlungen bestimmt. Eine Ontologie, die die soziale Welt in die Naturordnung einordnet, wird als "naturalistisch" bezeichnet. ◦ Epistemologie oder Erkenntnistheorie befasst sich mit der Frage, wie Erkenntnis der Realität der sozialen Welt möglich ist. Es geht darum, wie wir Wissen über die Welt erlangen – sei es über verborgene Strukturen oder über uns selbst und unser Handeln. Eine zentrale Frage ist, ob dieses Wissen sich von dem Wissen über die natürliche Welt unterscheidet und wie Sozialwissenschaftler verzerrte Wahrnehmungen vermeiden können. John Stuart Mill vertritt eine empiristische Erkenntnistheorie, wonach Wissen auf Erfahrung basiert
31
Wie unterscheiden sich erklärende und interpretative Herangehensweisen an die Sozialwissenschaften laut den Quelle
Die Quellen stellen zwei gegensätzliche Traditionen dar: ◦ Erklärende Herangehensweisen ("Erklären"): Diese Ansätze sind naturalistisch orientiert und nehmen an, dass eine einheitliche wissenschaftliche Methode für alle Wissenschaften ausreicht, da Mensch und Gesellschaft Teil der Naturordnung sind. Sie zielen darauf ab, Ursachen des Verhaltens zu suchen und kausale Gesetze sowie deren Wirkungsbedingungen zu ermitteln. Das Verstehen erfolgt hier "von oben nach unten" (Holismus/Systeme) oder "von unten nach oben" (Individualismus/Akteure), wobei Systeme oder Individuen die primäre Erklärungsebene darstellen. Der Fokus liegt auf Kausalzusammenhängen und Vorhersagbarkeit. Marx und Mill werden als Vertreter naturalistischer, erklärender Ansätze genannt. ◦ Interpretative Herangehensweisen ("Verstehen"): Diese Tradition, auch als "deutende" oder "hermeneutische" Sozialwissenschaft bezeichnet, hat eine grundverschiedene Auffassung. Ihr Grundsatz ist, dass die soziale Welt nicht von aussen erklärt, sondern von innen heraus verstanden werden muss. Anstatt nach Ursachen zu suchen, geht es darum, den Sinn oder die Bedeutung des Handelns aufzuspüren. Handlungen leiten ihren Sinn von gemeinsamen Vorstellungen und Regeln des sozialen Lebens ab, und die soziale Welt wird als "Bedeutungsgeflecht" oder "Spiele" aufgefasst. Die Regeln solcher "Spiele" sind nicht nur regulativ, sondern konstitutiv für das Spiel selbst. Diese Herangehensweise nutzt Kategorien, die spezifisch für menschliches Leben sind, wie "Zweck", "Wert" und "Ideal". Verstehen kann eine "Verneinung des Naturalismus" nach sich ziehen. Ethnographie wird als eine verstehende/interpretative Wissenschaft betrachtet, da sie versucht, Taten wirklich zu verstehen, oft aus der Binnenperspektive der PraktikerInnen
32
Was sind die zentralen Merkmale ethnographischer Forschung?
Ethnographische Forschung ist eine qualitative Methodik. Sie zeichnet sich durch eine systematische Beobachtung von Menschen in ihrer natürlichen Umgebung über einen bestimmten Zeitraum aus, um ein tiefgehendes Verständnis der Gruppe zu gewinnen. - Ein Hauptanliegen ist es, zu untersuchen, was in Gesellschaften passiert und was Menschen warum machen. Dies beinhaltet das Ernstnehmen der gelebten Wirklichkeiten, Erfahrungen und Perspektiven der PraktikerInnen ("Insider"), oft durch die Untersuchung dessen, was intersubjektiv geteilt wird. - Eine zentrale Aktivität ist die teilnehmende Beobachtung, ergänzt durch Interviews und Artefaktanalyse. Der Ethnograph baut eine direkte Beziehung zu den Akteuren auf, verweilt in ihrem Umfeld, beobachtet und beschreibt ihr Verhalten, nimmt an Aktivitäten teil, lernt ihre Codes und Regeln und sammelt umfassende ethnographische Notizen. - Ein wichtiges Merkmal ist die Fähigkeit, das Vertraute zu "denaturalisieren" oder "verfremden", d.h., die eigene natürliche Einstellung und soziale Realität als Konstrukt zu hinterfragen. Ethnographie macht stillschweigendes Wissen explizit und enthüllt die "Architektur" der Gesellschaft. - Sie ist eine verstehende/interpretative Wissenschaft, die den Sinn und die Bedeutung von Handlungen von innen heraus begreifen will
33
Was ist das "Paradox der teilnehmenden Beobachtung" in der Ethnographie?
Das "Paradox der teilnehmenden Beobachtung" ist ein zentrales Element der Ethnographie, das den Verstehensansatz kennzeichnet. Es beschreibt die ständige Spannung, in der sich der Ethnograph befindet, da er gleichzeitig Teilnehmer (Insider) und Beobachter (Outsider) ist. Um die soziale Welt von innen heraus zu verstehen, muss der Forscher in das Feld eintauchen und am Leben der Gruppe teilnehmen (Teilnehmerperspektive). Gleichzeitig muss er aber auch die analytische Distanz und Objektivität eines Wissenschaftlers wahren (Beobachterperspektive). Die Fähigkeit, das Vertraute zu "verfremden" oder "denaturalisieren", ist hierbei essenziell, um nicht vollständig in die "natürliche Einstellung" der Gruppe zu versinken (auch "Home Blindness" genannt, wenn man den Kontakt zu den eigenen Vorannahmen verliert). Gute Ethnographie erfordert eine Balance zwischen diesen beiden Rollen.
34
Wie kann man die Qualität ("Güte") qualitativer Forschung beurteilen?
Sarah J. Tracy schlägt acht "Big-Tent"-Kriterien für exzellente qualitative Forschung vor. Diese Kriterien sollen eine gemeinsame Sprache schaffen und den Dialog über methodische Unterschiede hinweg ermöglichen. Vier wichtige Kriterien sind: ◦ Worthy Topic (Würdiges Thema): Das Forschungsthema ist relevant, aktuell, bedeutsam, interessant oder evokativ. Gute Studien hinterfragen Annahmen und sind überraschend ("Das ist interessant!"). ◦ Rich Rigor (Reiche Strenge): Die Forschung zeigt Komplexität und Fülle durch eine erforderliche Vielfalt an Konstrukten, Datenquellen, Kontexten und Stichproben. Sie erfordert Sorgfalt, Anstrengung und Gründlichkeit in Datenerhebung und -analyse. ◦ Sincerity (Aufrichtigkeit): Wird durch Selbstreflexion, Verletzlichkeit und Transparenz erreicht. Forscher sind ehrlich über ihre eigenen Vorurteile, Ziele und Schwächen sowie deren Rolle im Prozess. Transparenz bezieht sich auch auf die Offenlegung des Forschungsprozesses und eventueller Herausforderungen. ◦ Credibility (Glaubwürdigkeit): Bezieht sich auf die Vertrauenswürdigkeit, Wahrhaftigkeit und Plausibilität der Ergebnisse. Erreicht wird sie durch Praktiken wie dichte Beschreibung (tiefgehende Darstellung mit kulturell situierten Bedeutungen), Triangulation (quantitative Perspektive: Kombination von Methoden/Quellen zur Annäherung an "die Wahrheit") oder Kristallisation (interpretative Perspektive: Kombination von Methoden/Quellen zur Offenlegung einer komplexeren, mehrdimensionalen Realität), Multivokalität (Einbeziehung verschiedener Stimmen und Standpunkte), und Mitgliederreflexionen (Dialog mit Teilnehmern über Ergebnisse). Weitere Kriterien sind Resonance (Fähigkeit, das Publikum zu beeinflussen), Significant Contribution (bedeutender Beitrag zum Verständnis des sozialen Lebens), Ethical (Einhaltung ethischer Praktiken), und Meaningful Coherence (logische Verbindung von Design, Methoden und Zielen).
35
Was sind Diskurse und warum sind sie für die Sozialforschung relevant?
Diskurse werden in den Quellen als "Repräsentationspraktiken, durch die Bedeutungen erzeugt werden" definiert. Sie sind Systeme der Bedeutungsproduktion, die Bedeutungen fixieren (wenn auch temporär) und es Akteuren ermöglichen, die Welt zu verstehen und in ihr zu handeln. Diskurse strukturieren und begrenzen, wie die Welt geordnet wird und wie Menschen über die Welt kategorisieren und denken. Sie bestimmen, was überhaupt gedacht, was als möglich erachtet und was in einer gegebenen Situation als "natürlich" angesehen wird. Die zentrale Überlegung ist, dass menschliche Wahrnehmung nicht direkt ist, sondern automatisch durch Hintergrundwissen oder Voreingenommenheit beeinflusst wird. Sprache und andere Repräsentationsmodi erzeugen Realität, anstatt sie nur darzustellen. Diskurse zeigen auf, wie wir dazu gekommen sind, bestimmte Phänomene oder die soziale Realität als selbstverständlich anzusehen. Sie sind relevant, weil Handeln aus "Gründen" (statt Ursachen) erfolgt und diese Gründe mit den von Gemeinschaften geschaffenen Bedeutungssystemen verknüpft sind. Bedeutung ist nicht objektiv gegeben, sondern Produkt sozialer Konstruktion, wird aber oft nicht hinterfragt und hat praktische Konsequenzen
36
Was ist das Ziel einer Diskursanalyse?
Das Ziel einer Diskursanalyse ist es, zu verstehen, wie und warum Dinge auf eine bestimmte Weise erscheinen und wie bestimmte Handlungen möglich werden. Sie fragt nach den Wegen, wie spezifische Systeme der Bedeutungsproduktion erzeugt, verbreitet, verinnerlicht oder abgelehnt wurden. Der Ansatz ist besonders geeignet für "Warum"-Fragen. Diskursanalyse möchte verstehen, wie das scheinbar Unveränderliche und Natürliche unserer sozialen Welt tatsächlich als Produkt menschlicher Geschichte entstanden ist. Sie macht die soziale Welt transparenter, indem sie zeigt, wie ihre Elemente miteinander interagieren und wie Bedeutungen produziert und sozialen Subjekten und Objekten zugewiesen werden. Dies führt zu bestimmten Interpretationen, die einige Möglichkeiten eröffnen und andere ausschliessen. DiskursanalytikerInnen versuchen auch, die Wissensproduktion eines Diskurses aufzudecken, indem sie zeigen, welche "Fakten" unhinterfragt präsentiert werden.
37
Was sind die Kernideen der fallvergleichenden Kausalanalyse (Kovarianzanalyse)?
* Die fallvergleichende Kausalanalyse ist ein **X-zentrierter Ansatz,** dessen Hauptziel darin besteht, zu untersuchen, ob **ein bestimmtes Merkmal der sozialen Realität (die unabhängige Variable X) einen Unterschied für ein Ergebnis (die abhängige Variable Y) macht. ** Sie orientiert sich stark an der **experimentellen Methode** und basiert auf einem **kontrafaktischen Kausalitätsbegriff **(ein Effekt wäre nicht da gewesen, wenn die Ursache nicht da gewesen wäre). Ein zentraler Grundsatz ist, dass kausale Schlüsse auf **Basis von Kovariation** gezogen werden. Dabei wird verglichen, wie sich die Variation der unabhängigen Variable mit der Variation der abhängigen Variable verhält. * Die Methode nimmt ein d**eterministisches Verständnis von Kausalität** an (Ergebnis tritt entweder auf oder nicht). Sie geht davon aus, dass unabhängige Variablen jeweils autonom wirken (nicht nur in Kombination) und dass **alle relevanten Kontrollvariablen abgedeckt sind**, um Scheinkorrelationen zu vermeiden (Omitted Variable Bias). * Im Unterschied zur Prozessanalyse liegt der **Fokus auf dem Variablen-zentrierten Vergleich zwischen Fällen (cross-case analysis**), nicht auf der Analyse innerhalb der Fäll**e.
38
Wie erfolgt die Fallauswahl in der fallvergleichenden Kausalanalyse nach den Prinzipien von Mill?
Die Fallauswahl ist in der fallvergleichenden Kausalanalyse von zentraler Bedeutung und orientiert sich an den Prinzipien von John Stuart Mill. Das Ziel ist, Fälle so auszuwählen, dass die Varianz der unabhängigen Variable maximiert und die Varianz der Kontrollvariablen minimiert wird. Das bedeutet, dass die Fälle nicht zufällig ausgewählt werden sollten. Stattdessen wählt man gezielt Fälle, die sich hinsichtlich der unabhängigen Variable von Interesse unterscheiden, um die verschiedenen Kategorien der Variablen abzudecken. Gleichzeitig sollten diese Fälle sich in Bezug auf die Variablen, die kontrolliert werden sollen, möglichst ähnlich sein. Es ist entscheidend, dass die Fallauswahl auf den Werten der unabhängigen Variable basiert und nicht auf der abhängigen Variable, da eine Auswahl nach letzterer einen Selection Bias darstellen würde. Mills Method of Difference (Most Similar Systems Design) vergleicht einen Fall, bei dem das Phänomen auftritt, mit einem Fall, bei dem es nicht auftritt; sie sollten sich nur in einer Variable unterscheiden. Mills Method of Agreement (Most Different Systems Design) vergleicht Fälle, bei denen das Phänomen auftritt, die aber nur eine Variable gemeinsam haben.
39
Was ist das Ziel der (kausalen) Prozessanalyse und wie unterscheidet sie sich von der fallvergleichenden Kausalanalyse?
* Das Ziel der (kausalen) Prozessanalyse (CPT) ist es, **kausale Schlussfolgerungen auf der Grundlage von Kausalprozessbeobachtungen** zu ziehen. * Sie zielt darauf ab, die **sequenziellen und situativen Konfigurationen von Kausalfaktoren zu identifizieren**, d**ie zu einem bestimmten Ergebnis führen. ** * Sie ist besonders geeignet, um das Zusammenspiel und die Interaktion unterschiedlicher kausaler Faktoren im Entstehungsprozess eines Ergebnisses zu analysieren. * Im Gegensatz zur fallvergleichenden Kausalanalyse (COV), die auf einem Vergleich zwischen Fällen (cross-case analysis) basiert, konzentriert sich die Prozessanalyse auf die Analyse innerhalb eines Falls (within-case analysis). * Während COV den Nettoeffekt einer Variablen nachweisen will, möchte CPT detaillierte Einblicke gewinnen und verstehen, wie sich Faktoren zeitlich verbinden und welche zugrunde liegenden Mechanismen tatsächlich zur Wirkung führen. * Die Prozessanalyse wird als das small-N-Pendant zu konfigurativ-vergleichenden Methoden wie QCA betrachtet. * Wer mit CPT arbeitet, denkt eher wie Detektive als wie Statistiker und nutzt Techniken der Informationsbeschaffung, die von Historikern und Ethnographen entwickelt wurden.
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Welche Arten von Evidenz werden in der Prozessanalyse genutzt, um kausale Schlüsse zu ziehen?
e kausale Prozessanalyse (CPT) stützt sich typischerweise auf drei Arten von Evidenz, um kausale Schlussfolgerungen innerhalb eines Falls zu ziehen: ◦ Storylines (Umfassende Erzählstränge): Dies beinhaltet die Rekonstruktion des Gesamtablaufs des kausalen Prozesses, die Identifizierung zentraler Prozessdynamiken, langfristiger Entwicklungslinien struktureller Faktoren sowie wichtiger Wendepunkte und Phasen des Wandels. Die zeitliche Nähe und Abfolge von Wendepunkten kann Hinweise auf potenzielle kausale Verbindungen geben. Storylines reduzieren die komplexe Realität auf die wichtigsten Faktoren. ◦ Geständnisse (Aussagen von Akteuren): Dies meint explizite Aussagen von Akteuren, in denen sie ihre Beweggründe, Motivationen oder Intentionen offenlegen. Es geht darum, Belege zu finden, dass ein bestimmter Faktor tatsächlich zum nächsten Schritt oder Ergebnis führte, oft durch direkte Aussagen der Beteiligten. Geständnisse können das "Smoking Gun"-Element mit psychologischer Tiefe untermauern. ◦ Smoking Guns (Zeitlich und räumlich eng verbundene Schlüsselbeweise): Eine zentrale Beobachtung, die im Kontext anderer Beobachtungen eine hohe Sicherheit für eine kausale Aussage liefert. Solche Beobachtungen stehen zeitlich und räumlich dicht an der tatsächlichen kausalen Handlung und verknüpfen Ursache und Wirkung direkt und zeitnah. Sie liefern starke Belege für einen Schritt im Kausalpfad.
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Was sind die Kernideen der Kongruenzanalyse?
Die Kongruenzanalyse ist ein Fallstudiendesign, das darauf abzielt, die Verbindung zwischen theoretischem Diskurs und empirischen Studien auf reflektierte Weise herzustellen. Ihre Grundidee ist, die Übereinstimmung ("Kongruenz") der aus Theorien abgeleiteten Vorhersagen oder Erwartungen mit den tatsächlich gemachten empirischen Beobachtungen zu untersuchen – es wird geprüft, passt die Theorie zur Wirklichkeit. Sie ist – wie die Prozessanalyse – eine Methode der fallinternen Analyse (within-case analysis). Das Hauptziel ist der systematische Vergleich abstrakter, theoretischer Konzepte mit konkreten, empirischen Beobachtungen. Sie fragt: Wie gut stimmen die aus Theorien abgeleiteten Erwartungen mit den empirischen Beobachtungen in einem Fall überein?. Die Kongruenzanalyse ist primär deduktiv ausgerichtet (Überprüfung ex ante formulierter Erwartungen), sollte aber auch offen sein für induktive Schlüsse aus Prozessbeobachtungen. Sie zielt darauf ab, einen Beitrag zum wissenschaftlichen Diskurs zu leisten, indem sie z.B. die relative Erklärungskraft verschiedener Theorien einschätzt oder neue theoretische Ansätze entwickelt. Theorien prägen unsere Wahrnehmung der sozialen Realität durch Fokussierungs- und Rahmeneffekte. Typischerweise wird die Analyse mit zwei oder mehr Theorien durchgeführt, um differenziertere Ergebnisse und gewichtigere Schlussfolgerungen zu ermöglichen.
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Was ist der Unterschied zwischen einem Ansatz konkurrierender Theorien und einem Ansatz komplementärer Theorien in der Kongruenzanalys
Die Quellen unterscheiden zwei Untertypen der Kongruenzanalyse: ◦ Ansatz konkurrierender Theorien: Dieser Ansatz geht davon aus, dass unterschiedliche Theorien zu widersprüchlichen empirischen Implikationen führen. Das Ziel ist es, die Erklärungskraft einer Theorie im Vergleich zu einer oder mehreren anderen Theorien zu beurteilen, indem man die tatsächlichen Beobachtungen mit den Erwartungen der verschiedenen Theorien vergleicht. Man nutzt die empirischen Informationen also, um zu entscheiden, welche Theorie besser geeignet ist, das untersuchte Phänomen zu erklären. ◦ Ansatz komplementärer Theorien: Hier geht man davon aus, dass verschiedene Theorien zu komplementären (ergänzenden) Implikationen führen. Eine Vielzahl an Theorien wird nicht als Problem, sondern als Bereicherung betrachtet. Das Ziel ist es, eine umfassendere Erklärung des Falls durch die Kombination mehrerer theoretischer Perspektiven zu gewinnen. Dies korreliert mit der Erkenntnis, dass soziale Phänomene oft komplexer sind, als gemeinhin angenommen.
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Wie erfolgt die Generalisierung in der fallvergleichenden Kausalanalyse, Prozessanalyse und Kongruenzanalyse?
ie Generalisierungslogik unterscheidet sich bei den drei Small-N-Ansätzen: ◦ Fallvergleichende Kausalanalyse (COV): Zielt darauf ab, generalisierende Schlüsse von den untersuchten Fällen auf eine breitere Population ähnlicher Fälle zu ziehen. Die Verallgemeinerung ist streng genommen auf Fälle mit gleicher oder ähnlicher Konfiguration der Kontrollvariablen beschränkt (Scope Conditions). Die Ergebnisse gelten mit großer Sicherheit für die untersuchten Fälle, da andere Einflüsse kontrolliert wurden. Für eine Generalisierung auf andere Bereiche muss argumentiert werden, dass die begründenden Argumente auch dort zutreffen. ◦ Prozessanalyse (CPT): Zielt darauf ab, tiefere und dichtere Einblicke in kausale Prozesse in einem Fall zu gewinnen. Generalisierungen sind nicht so leicht wie bei COV. Das Ziel ist, jene Menge an kausalen Konfigurationen zu bestimmen, die eine bestimmte Art von Ergebnis (Y) möglich machen (Possibilistische Generalisierung). Eine konsistentere Form der Generalisierung im mechanismenorientierten CPT ist, Schlüsse auf die Menge sozialer Mechanismen oder auf kausale Mechanismen in mehrstufigen Modellen zu ziehen. Die Generalisierung erfolgt oft konfigurativ. ◦ Kongruenzanalyse (CON): Generalisierende Schlussfolgerungen werden für den theoretischen Diskurs gezogen. Der theoretische Diskurs ist hier das Äquivalent zur Population. Die Ergebnisse dienen als "Munition" im Kampf zwischen konkurrierenden Theorien oder als Argumente für die Angemessenheit und Fruchtbarkeit neuer oder marginalisierter Theorien. Ein Fall hat besondere Relevanz, wenn er kritisch für dominante und alternative Theorien ist und die alternative Theorie besser abschneidet. Die Generalisierung wirkt also auf die Ebene der Theorie.
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Für was steht "qualitativ"
Qualitative Forschung: Das Sammeln und Analysieren von nicht-numerischen Daten (z.B. Texten, Videos, Audio) um Konzepte, Meinungen oder Erfahrungen zu verstehen - Kleines n - Mehrere Informationsquellen - Mehrere Dimensionen => befasst sich nur mit einer kleinen Anzahl von Fällen und überragt die Ergebnissen dann auf andere Fälle
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was bedeutet Objektiv
- Ansicht von objektiv: etwas ist richtig (nicht unproblematisch), objektiv ist das beste - Andere Ansicht von objektiv: mit einer gewissen Distanz, ohne emotionale Bindung, von Aussen - kann problematisch sein, weil ma sagt, dass die wissenschaftliche Ansichtsweise von Aussen besser weiss, was passiert/was Sache ist, als die Personen, die davon (emotional) betroffen sind
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Was bedeutet Subjektiv
Negative Sicht: schlecht, man ist voreingenommen, objektiv ist besser Positive Sicht: man kann eine gewisse Subjektivität nie vermeiden, man muss aber relativieren/reflektieren können -> kritiesieren Personen, die denken, dass sie komplett objektiv sind, da man das nie sein kann
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Was bedeutet Intersubjektivität
- Verbindung zwischen den Subjekten, was, was uns verbindet -> z.B. ähnliche Ansichtsweisen, geteiltes Wissen, Kultur - menschen können etwas nciht komplett objektiv von aussen wahrnehmen, auch die Beobachtenden sind nicht isoliert, es gibt Verbindungen, das Leier in der menschlichen Natur - Forschungsergebnisse sollten untersubjektiv nachvollziehbar sein, andere Personen sollen es lesen, verstehen und kritisieren können
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was bedeutet deduktiv
- Mit Theorie beginnen, daraus Erwartungen ableiten, die man mit Empirie überprüft - Vom Allgemeinen zum Spezifischen gehen - Marx beginnt tendenziell deduktiv
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Induktiv
- Aus Empirie Theorie formulieren - Vom Spezifischen zum Allgemeinen
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Abduktiv
- Vor und zurückgehen zwischen deduktiv und induktiv, keine strenge Trennung - Ausdruck für ikrementelles und kreatives in der Forschung - Konstitutive Phänomene der Forschung: was etwas ist, was etwas repräsentiert - kommt dann zum Zug, wenn etwas Überraschendes passiert ist -> etwas das man nicht einordnen kann in die typischen Vorgehensweisen/Theorien
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Vorstrukturiert/geschlossen
o Strikter Forschungsprozess
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* Homo oeconomicus
objektive ansichtsweise, Grundannahme: alle wollen maximieren (dementsprechend muss man sich nicht mit spezifischen Situationen auseinandersetzen, da man davon ausgeht, dass alle maximieren wollen, wenn sie das nicht tun, werden sie verschwinden/unbedeutend werden)
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o Homo sociologicus
Sozialisierung, Subkultur, Werte und Normen haben einen grossen Einfluss → Maximierung ist nicht das Ziel aller, es gibt Personen, die einen Gewinn opfern aufgrund moralischer Aspekte aufgrund gesellschaftlichen Denkens kann man aber dennoch generelle Erwartungen aufstellen
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* Naturalismus vs. Hermeneutik
* Naturalismus vs. Hermeneutik o Naturalismus: orientiert sich an Naturwissenschaften o Hermeneutik: menschliche Verstehensprozesse sind eine Herausforderung; man versteht das Ganze besser, wenn man die Teile kennt, aber auch die Teile besser, wenn man das Ganze kennt (auch: man braucht Kontext, um einen Text zu lesen, durch das Lesen wiederum erarbeitet man sich ein besseres Kontextverständnis)→ man muss irgendwo anfangen und es mehrmals machen
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* Hermeneutischer Zirkel (Ganze/Teile, Kontext/Text, Vorwissen/neues Wissen)
o Erster hermeneutischer Zirkel: im Alltag, man versucht so, Forschung zu rekonstruieren o Zweiter hermeneutischer Zirkel: Übersetzen in einen wissenschaftlichen Kontext
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* Verstehen als «doppelte Hermeneutik» (Alltagsverständnis und Wissenschaftssprache)
o Wenn man aus der verstehenden Perspektive qualitative Forschung betreibt, muss rekonstruiert werden, wie Menschen ihr Umfeld erfahren oder interpretieren → man interpretiert automatisch Dinge aus seinem Umfeld, Interpretationen basieren auf Vorannahmen
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Welche Theorie passt - im Vergleich zu den anderen - am besten zu einer bestimmten Grundüberzeugung? Ordnen Sie die vier Theorien den vier Grundüberzeugungen zu. * Analyse nationaler Identitäten (Hopf)
→Aktoren (verstehender Individualismus) o Analyse internationaler Politik und Beziehungen → es geht um nationale Identitäten o Theorie, die das nationale Selbstverständnis und die Art und Weise, wie die Hauptakteure ihr Umfeld wahrnehmen, untersucht
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* Demokratischer Frieden (Kant)
→Akteure (erklärender Individualismus) - o Bestimmte Staaten verhalten sich anders als andere Staaten → Demokratien greifen sich gegenseitig nicht an o Interessen sind objektiv bestimmbar
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* Englische Schule (Bull
→Spiele (verstehender Holismus o Staaten handeln aufgrund von gemeinsamen Regeln und Institutionen, die von Staaten situativ interpretiert werden
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* Neorealismus (Waltz)
→ Systeme (erklärender Holismus) o Anarchische Struktur o Systeme, weil: anarchische Struktur determiniert Handlungen von Staaten, es trägt nichts dazu bei, wie Staaten die Struktur interpretieren
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Teilnehmende Beobachtung: Welche 2 Ansätze der Beobachtung gibt es?
o Partizipierende Beobachtung  Interaktionen zwischen der Forscherin und den PraktikerInnen  Strategie der Forscherin: * Aufbau einer direkten Beziehung zu sozialen Akteuren durch * Aufenthalt in ihrer natürlichen Umgebung * Beobachtung und Beschreibung ihres Verhaltens * Interaktion mit ihnen und Teilnahme an ihren alltäglichen Zeremonien/Ritualen * Erlernen ihres Codes → Verstehen der Bedeutung ihrer Handlungen * Systematisches Sammeln ethnografischer Notizen o Nicht-partizipierende Beobachtung  Aus der Distanz beobachten  Interaktionen vermeiden  Objektive Betrachtungsweise
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welche 3 Techniken zur Beobachtung gibt es?
o Denaturalisieren  Ändern der Sichtweise → Haltung eines Fremden  Entfremdungstechniken oder praktische Methoden, die die natürliche Haltung ausser Kraft setzen und Ethnographen zwingen, eine Reihe von Aktivitäten als vermeintliche soziale Fakten zu sehen o Gedankenexperimente  Die beobachtete Situation mental umkehren  Möglich, die stillschweigenden Grundlagen von Macht- und Geschlechterbeziehungen zu dekonstruieren & zu rekonstruieren o Beobachtung von «marginal subjects»  Beobachtung von Randgruppenmitgliedern, die sich um die Aufnahme in die Gruppe oder Gemeinschaft bemühen  NICHT absichtlich, sondern spontan
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welche 4 Hauptarten von Randmitgliedern ("marginal subjects") gibt es
* Fremde o Leicht anzutreffen, da eine grosse Anzahl von Flüchtlingen o Wenn es unmöglich ist, sich wie einer zu verhalten, ist es leicht, einen zu beobachten * Neulinge o Personen, die den Zugang zur Gruppe suchen oder vor kurzem erhalten haben und möglicherweise einen Beruf erlernen (Lehrlinge, Praktikanten, neu eingestellte Arbeitnehmer) o ODER vor kurzem einen neuen Status erhalten haben (Studienanfänger, Gefängnisinsassen...) o Sie müssen geschult werden, um ihre bisherigen natürlichen Einstellungen zu ändern, damit sie in der neuen Umgebung angemessen interagieren können o Eine Anpassungsphase für Neulinge ist für den Forscher äusserst informativ * Kulturelle Aussenseiter o Randgruppen, die mehr oder weniger erfolgreich versuchen, als ein bestimmtes Mitglied der Gruppe durchzugehen * Kulturelle Störenfriede o Menschen, die in irgendeinem Bereich des sozialen Lebens als fehlerhaft identifiziert wurden und die als unfähig angesehen werden, einige der Aufgaben zu erfüllen, die dem normalen, natürlichen erwachsenen Mitglied der Gesellschaft obliegen o Ansatz der sozialen Ausgestossenen: basiert auf der Überzeugung, dass Normalität und Abweichung untrennbar miteinander verwoben sind und nur in Bezug aufeinander definiert werden können
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Was sind die Stärken der Ethnographie
* Durch die 3 Säulen können Widersprüche aufgefangen und hinterfragt werden → was sagen sie über die untersuchte Gesellschaft aus und darüber, was die PraktikerInnen denken, beziehungsweise wollen, dass man über sie denkt? * Das, was aus verschiedenen Materialen gesammelt wurde, wird nebeneinandergestellt → man erwartet nicht, dass alles zusammenpasst, sondern untersucht auch die Unterschiede; was wollen die PraktikerInnen nach Aussen zeigen vs. Wie ist es wirklich?
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Der Text von Martin Hollis (1995) stellt zwei gegensätzliche Ansätze zur Erklärung sozialer Veränderungen vor. Was bedeutet "Von oben nach unten" (holistisch)
- Erklärt Handlungen durch Bezugnahmen auf umfassende Gesellschaftsstrukturen - als Beispiel wird Karl Marx herangezogen, der in "Zur Kritik der politischen Ökonomie" (1895) argumentiert, dass Menschen notwendige, von ihrem Willen unabhängige Produktionsverhältnisse eingehen, die die ökonomische Struktur der Gesellschaft bilden und das Bewusstsein bestimmten - Individuen sind hier "Marionetten", deren Überzeugungen oft verzerrt sind und die Realität der verborgenen Kräfte kaschieren. - Revolutionen entstehen aus dem Konflikt zwischen Produktivkräften und Produktionsverhältnissen in der "realen Basis" . o Strukturen bedingen Taten
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Der Text von Martin Hollis (1995) stellt zwei gegensätzliche Ansätze zur Erklärung sozialer Veränderungen vor. Was bedeutet "Von unten nach oben" (individualistisch)
- Betrachtet die Handlungen von Individuen als den eigentlichen Stoff der Historie, wobei Strukturen als Ergebnis vorangehender Handlungen angesehen werden - John Stuart Mill ist hier das Beispiel -sein essay "über die Freiheit" plädiert für die Freiheit des Einzelnen und lehnt die Idee gesellschaftlicher Kräfte im Sinne von Marx ab - mill postuliert in seinem "System der Logik", dass die Gesetze gesellschaftlicher Phänomene nichts anderes sind als die Gesetze der Handlungen und Leidenschaften von Individuen, die sich immer noch nach den Gesetzen der menschlichen Natur verhalten - der Sozialwissenschaft muss demnach auf den "Gesetzen der einzelmenschlichen Natur" basieren o Taten bedingen Strukturen
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trotz unterschiede in der Erklrungsstratgie zwischen MArx und Mill (Bezug text von Hollis) gibt es eine Gemeinsamkeit, was ist diese?
teilen beide einen Naturalismus, der eine einheitliche Erklärungslogik für alle Wissenschaften annimmt.
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wie geht hollis auf die erklären und Verstehen ein? (Bezug hermeneutische Sozialwissenschaften)
Während "Erklären" typisch für naturalistische Ansätze ist, die "Systeme" betrachten und "von oben nach unten" oder "unten nach oben" verfahren, zielt "Verstehen" auf eine "deutende" oder "hermeneutische" Sozialwissenschaft ab, die die soziale Welt von innen heraus verstehen will. Sie betrachtet die soziale Welt als ein "Bedeutungsgeflecht" und soziale Praktiken als "Spiele", deren Regeln konstitutiv für die Handlungen sind. Die Buchstruktur spiegelt diese Debatten wider.
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was ist die Ontologie nach Hollis
→ Lehre vom Sein oder die Anschauung von der Welt und ihrer Wirkungsweise im kontext: Marx Vorwort: seine Sicht auf die Produktionsverhältnisse, Produktivkräfte, die ökonomische Basis der Gesellschaft und deren Überbau
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was wird als Naturalistische Ontologie bezeichnet?
Eine derartige Ontologie, die die soziale Welt in die Naturordnung einreiht, wird als "naturalistisch" bezeichnet. - Diese verborgenen Elemente und Verhältnisse werden als die Realität der sozialen Welt hingestellt, die das Bewusstsein und die Handlungen der Akteure bestimmt
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was ist mit der Epistemoligie gemeint?
frage, wie Erkenntnis der Realität der sozialen Welt möglich ist - stellt sich insbesondere die Frage, wie Sozialwissenschaften den ideologischen Formen entgehen können, die die Wahrnehmung aller Menschen verzerren - es geht darum, wie wir wissen über die welt erlangen, sei es über verborgene Strukturen oder über uns selbst uns unsere Handlungen, und ob dieses Wissen sich von dem Wissen über die natürliche Welt unterscheidet Mill vertrete eine empiristische Erkenntnistheorie, wonach Wissen auf Erfahrung beruht
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Was sind die drei zentralen Botschaften der politischen Ethnographie
- gelebten Wirklichkeiten, Erfahrungen und Perspektiven der Praktikerinnen erst nehmen, es wird das, was intersubjektiv geteilt wird, untersucht und rekonstruiert - DO it yourself: das läuft oft auf "erlebe es selbst" hinaus -> es soll zumindest versucht werden, dich den Phänomenen, die einen interessiert, räumlich und zeitlich anzunähern - Man soll darauf vorbereitet sein, Überraschungen Aufzugreifen, die eignen Verhaltensgewohnheiten und Denkmuster zu hinterfragen sowie das eigene Forschungsdegin zu überdenken - explorative und abduktive Forschung - Am Anfang weiss man gar noch nicht wirklich, was interessante Fragen sind
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Was sind die drei Pfeiler des Ethnographischen Forschens
-Artefaktanalyse - Interviews - Teilnehmende Beobachtung
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Was für typen von Artefakten gibt es
Technologisch, Kognitiv und Organisational
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was ist ein technologischer Artefakt
 Gegenstände, die physische Handlungen ausführen, verstärken oder ergänzen (z. B. Bleistift)
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was ist ein kognitiver Artefakt
 Objekte, die erfunden wurden, um die kognitiven Fähigkeiten eines Menschen zu erweitern, wie z.B. ein Kalender
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was ist ein organisationaler Artefakt
 Dient der menschlichen Heuristik, indem es ihre Fähigkeiten zur Vorhersage und Planung zukünftiger Handlungen verbessert  Ermöglicht, Handlungen in Zeit und Raum zu verteilen, um komplexe Aktivitäten mit interner Koordination und Kohärenz zu erzeugen  Unterstützt Handlungen nicht nur, sondern strukturiert und konditioniert sie ständig
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Eine positivistische Perspektive auf Krieg und Frieden vs. eine interpretative Perspektive, die eine Diskursanalyse nahelegt
Aus einer positivistischen Perspektive * Könnte Sie interessieren: Wie viele Kriege hat es zwischen 1700 und 2000 gegeben? * Zu diesem Zweck könnten Forschende den Begriff „Krieg“ definieren, ihn operationalisieren und die Kriege zählen Aus einer interpretativen Perspektive * Wundern Sie sich vielleicht, dass Krieg im 18. Jahrhundert eine relativ naheliegende politische Option war, und fragen sich dementsprechend, wie es möglich war, dass Krieg im Laufe des 19. und 20. Jahrhundert zunehmend delegitimiert wurde. * Um ein Verständnis für diesen Wandel zu entwickeln, könnten sich Forschende auf die Diskursanalyse stützen, um das Netz von Zeichen zu untersuchen, in das „Krieg“ und „Frieden“ eingebettet sind, wie sich dieses Netz im Laufe der Zeit verändert hat und wie sich die Grenze zwischen den beiden Begriffen selbst verändert hat. Eine solche Analyse würde auch die widersprüchlichen Positionen erfassen, die innerhalb des Diskurses eingenommen werden.
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Was ist ein Diskurs?
* Diskurse = o “the representational practices through which meanings are generated” o “constrains how the stuff that the world consists of is ordered, and so how people categorize and think about the world. It constrains what is thought of at all, what is thought of as possible, and what is thought of as the ‘natural thing’ to do in a given situation” o “are systems of meaning-production that fix meaning, however temporarily, and enable actors to make sense of the world and to act within it”
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Warum ist die Diskursanalyse interessant?
* Sprache und andere Arten (Modi) der Repräsentation erzeugen Realität * (unterschiedliche Varianten von) Zeichen sind zentral für die menschliche Kommunikation und Wahrnehmung * Zentrale Überlegung: menschliche Wahrnehmung ist nicht direkt → Hintergrundwissen/Voreingenommenheit beeinflusst die Wahrnehmung automatisch * action is driven by reasons and motives, which are then linked to systems in which we as communities create meanings * wir müssen allem einen Sinn geben; eng verknüpft mit Bedeutung → die materielle Welt stellt sich ihren Bewohnern nicht als selbstverständlich dar; Gesellschaften konstruieren und verbinden Bedeutungen und Bedeutungen und Werte für die uns umgebende materielle Welt (durch die Konstruktion von Diskursen) o Diskursanalyse: zeigt auf, wie wir dazu gekommen sind, ein bestimmtes Phänomen oder die gesamte soziale Realität als selbstverständlich anzusehen * Sprache o stellt die Realität nicht dar, sondern erschafft sie o ist ein Zeichensystem, das Teil eines grösseren Systems ist, mit dem Subjekte, Objekte und Welten erzeugt werden → Bedeutungszuweisung und Ausstattung bestimmter Identitäten für Objekte/Subjekte o offenbart jedoch keine wesentlichen Wahrheiten o Sprache erklärt die Welt nicht so sehr, sondern sie produziert sie * Diskurs: versucht zu erfassen, wie dies geschieht; Texte o weit gefasst verstanden (auch Bilder, Performances) o strukturiert und relational o offen und unvollständig o produktiv in Bezug auf Realität o mehr als ideell, aber direkt messbar als Verbindung zur Praxis  Ein Diskurs wird verstanden als ein System, das eine Menge von Aussagen und Praktiken produziert, die, indem sie in Institutionen eingebettet und formal erscheinen, die Realität ihrer Subjekte konstruieren und eine gewisse Regelmässigkeit aufrechterhalten.
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Wozu Diskursanalyse?
* Ausganspunkt: Wieso halten wir etwas für (faktisch) wahr/unwahr, (moralisch) richtig/falsch? * Wissen und soziale Wirklichkeit sind eng verknüpft * Handeln erfolgt aus «Gründen» (statt «Ursachen») * Bedeutung o Ist nicht objektiv gegeben o Ist Produkt sozialer Konstruktion o Wird trotzdem i.d.R. nicht hinterfragt o Hat praktische Konsequenzen
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was ist eine Diskursanalyse?
* Genaues Studium von Sprache im Gebrauch * Untersuchung, wie und warum Dinge auf eine bestimmte Weise erscheinen und wie bestimmte Handlungen möglich werden * Fragt nach den Wegen, wie spezifische Systeme der Bedeutungsproduktion erzeugt, verbreitet, verinnerlicht oder auch abgelehnt wurden
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Forschungsaufgaben einer Diksursanalyse
o Diskurse identifizieren  Aufzeigen von Ähnlichkeiten und Unterschieden zwischen Darstellungen → Nachweis, ob sie demselben Diskurs angehören  Aber: Wiederholung schliesst Variation nicht aus → Ziel der Analyse ist es auch, kulturelle Veränderungen in der Darstellung von Realität zu erfassen o Abgrenzung des Diskurses auf eine breite, aber handhabbare Anzahl von Quellen und Zeiträumen o Veränderungen untersuchen → Aufdeckung von Schichtungen innerhalb des Diskurses
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Welche zwei Herangehensweisen zu der Diksuranalyse gibt es?
o Diskursive Ebene o Nicht-diskursive Ebene  lehnt ab, dass es eine autonom abgrenzbare nicht-diskursive Ebene gibt
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Welche Ebenen der Diskursanalysen gibt es?
o Offizielle Diskurse o ExpertInnen o Populäre Kategorien
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