Substanzbezogene Störungen Flashcards
(37 cards)
Was sind psychotrope Substanzen?
Psychotrope Substanzen = Stoffe, die zentralnervös auf den
Organismus wirken und Wahrnehmung, Denken, Fühlen,
Handeln beeinflussen
-> wirken über das ZNS und müssen Blut-Hirn-Schranke überwinden
Biologische Aspekte:
von was ist die Wirkung von Substanzen abhängig?
• Art der Einnahme
– oral langsamer als intravenös
• Leichtigkeit, mit der sie das Gehirn erreichen
– Hürden: Schleimhäute des Mundes/Magens/Darms;
Lungenkapillaren; Blut‐Hirn‐Schranke
• Art, wie sie mit Rezeptoren des ZNS interagieren
– siehe nächste Folie
• Schnelligkeit, mit der sie wieder abgebaut werden
Wie können psychoaktive Substanzen wirken? (7-> alternativ)
A. Entleerung von Testikeln innerhalb der präsynaptischen Endigung
B. Transmitterkonzentration von der präsynaptischen Membran erhöhen
C. Transmitterausstoss in synaptischem Spalt blockieren
D. Enzyme inhibieren, die Transmitter synthetisieren
E. Reuptake von Neurotransmitter hemen
F. Enzyme blockieren, die neurotransmitter im Spalt abbauen
G. aus chemischer Ähnlichkeit an postsynoptische Rezeptoren binden und Transmitter dadurch ersetzen
Welche Sunbstanzklassen gibt es nach ICD 10 und welchen Code gibt es?
- Alkohol F10
- Opioide F11
- Cannabinoide F12
- Sedative/Hypnotika F13
- Kokain F14
- Stimulanzien F15
- Halluzinogene F16
- Tabak F17
- flüchtige Lösungsmittel F18
Wie können die Substanzen klinisch eingeteilt werden?
- Stimulation/ Dämpfung
- 0-Psychotogen (bsp- LSD oder Ecstasy)
Andere Einteilung: - Schaden für sich/ Schaden für andere (bsp. Alkohol)
welches sind die schädlichsten Substanzen?
schadenpotenzial
- Alkohol
- Heroin
- Crack Kokain
- Metamfetamine
- Kokain
- Tabak
- Amfetamine
- Cannabis
…. - Ecstasy
- LSD
- ?
- Mushrooms
-> Gesetzgebung orientiert sich nicht a schadenpotenzial für Personen
Welche Störungen im Zusammenhang mit
psychotropen Substanzen gibt es nach ICD 10
A) Störungen durch/infolge Substanzkonsum
• Substanzmissbrauch (DSM‐IV) / schädlicher Gebrauch (ICD‐10)
• Abhängigkeit (DSM‐IV & ICD‐10)
• Neu im DSM‐5: Substanzgebrauchsstörung
B) Substanzinduzierte Störungen, z.B.: • Akute Intoxikation • Entzug • Substanzinduzierte(s): ... ‐ Delir ‐ Demenz ‐ psychotische Störung ‐ affektive Störung ‐ Angststörung ‐ sexuelle Funktionsstörung ‐ Schlafstörung
Wie kann das ICD 10 gelesen werden (was sagt die Zahl an bestimmten Stellen aus)?
- Stelle: verursachende Substanz
- klinisches Erscheinungsbild
- > Kriterien für Abhängigkeit und schädlicher Gebrauch ist über alle Substanzklassen gleich
Beschreibe die Substanzabhängigkeit (ICD‐10)
Mindestens 3 Kriterien während letztem Jahr erfüllt:
1. starkes Verlangen, die Substanz einzunehmen
2. Schwierigkeiten, Konsum zu kontrollieren (bzgl Beginn,
Beendigung, Menge -> Kontrollverlust)
3. körperliche Entzugssymptome
4. Toleranzentwicklung
5. Vernachlässigung anderer Verpflichtungen, Aktivitäten,
Interessen
6. fortdauernder Gebrauch der Substanz(en) wider besseres
Wissen und trotz eintretender schädlicher Folgen.
Beschreibe den schädlichen Gebrauch nach ICD 10
Mindestens während 1 Monat innerhalb des letzten Jahres:
Konsum trägt erheblich zu Schädigung physischer oder
psychischer Gesundheit bei.
Was ist der Unterschied zwischen Substanzmissbrauch in Abhängigkeit?
-> Konzeptuell
> Substanzmissbrauch: fortgesetzter Substanzkonsum im
Alltag, jedoch ohne Abhängigkeitskriterien; wird v.a. über die
schädlichen Folgewirkungen definiert (körperlich, psychisch,
sozial)
> typisch für Abhängigkeit: Toleranz, Entzugssymptome,
Kontrollverlust, Craving (unbezwingbares Verlangen, Gier),
Einschränkung sozialer Aktivitäten, Vernachlässigung anderer
Interessen (Prozess)
Was sind die Änderungen von DSM‐IV zu DSM‐5?
> Keine Unterscheidung zwischen Abhängigkeit und
Missbrauch mehr.
→ Neu: «Substanzgebrauchsstörung» («Substance use
disorder»)
- Mann kann neu auch Schweregrad hinzufügen
Oberbegriff: «Substanzbezogene Störungen» wird «Sucht
und zugehörige Störungen»
→ Öffnung für Verhaltenssüchte
“Wiederkehrende Probleme mit dem Gesetz” rausgeflogen
2 Merkmale von 11 erfüllt= viele Diagnosen ->neu: Craving, das starke Verlangen nach der Substanz
Beschreibe die Substanzgebrauchsstörung nach DSM 5
> Ein unangepasstes Muster von Substanzgebrauch führt in klinisch bedeutsamer Weise zu Beeinträchtigungen oder Leiden.
Mindestens 2 der 11 Kriterien erfüllt.
Abstufung des Schweregrades:
2‐3: leichtgradig
4‐5: mittelgradig
≥ 6: schwergradig
Beschreibe das Screenings und die Diagnostik
> Screening: Identifikation von Personen mit wahrscheinlicher
Suchtproblematik
Diagnostik: Erhebung von detaillierten Informationen über Konsum sowie Antezedenzen und Konsequenzen
• Patientenanamnese, Familienanamnese: Kombination mit
fremdanamnestischen Angaben von Familie, Hausarzt o.a.
(Bagatellisierung / kognitiver Abbau)
• Körperliche Untersuchung, Laborergebnisse (Blut, Urin)
• Fragebogen, Interviews
Verlaufs‐ und Erfolgsdiagnostik
-> bsp. diagnostische Interviews (substanzunspezifisch)
- ASI
-MATE
-DIA-XM-CIDI
Beschreibe die Prävalenz des Konsums
> schwer zu erfassen (Verleugnungstendenzen)
Cannabis am häufigsten 7% im letzten Jahr
25,2% Konsumerfahrung mit illegalen Drogen
(Männer: 31,3%, Frauen: 18,9%);
Anteil Cannabiskonsum ca. 95%
Beschreibe die Prävalenz der Substanzstörungen
> 12‐Monats‐Prävalenz
• in den 12 Monaten vor Durchführung war nahezu 1/3 der
Bevölkerung von mind. einer der abgefragten psychischen
Störungen betroffen
• Spitzenreiter: Substanzstörungen, affektive Störungen,
Angststörungen
Beschreibe die Prävalenz und Versorgung (v=versorgt; uv=unversorgt)
> Substanzstörungen: - v: 29% uv: 71% > Somatoforme Störungen - v: 36% uv: 64% > Panikstörungen - v= 58% uv= 42% > Affektive Störungen - v= 50% uv=50%
Beschreibe die Geschlechterverteilung
> Mehr Männer als Frauen (zwischen 70-80% bei Alk, Opioide, Cannabis, Kokain, Stimulanzien)
Ausnahme: Medikamentenmissbrauch
-> “saubere Süchte” wie Benzo etc.
Welche Erklärungsmodelle gibt es?
> Multifaktoriell (bio‐psycho‐soziale Faktorenbündel oder: Person – Umwelt – Droge) > Diathese-Stress-Modell >psycholog.-lerntheoretische Aspekte > psycholog.-kognitive Aspekte > biologische Aspekte > Soziale/Sozialisations‐Aspekte
Beschreibe das Diathese‐Stress‐Modell
• Diathese (Vulnerabilität): erbliche oder erworbene
Disposition/Anfälligkeit für abnorme oder krankhafte
Reaktionen
• Stress: Belastungen, Lebensereignisse, Anforderungen auf
biologischer, sozialer und psychologischer Ebene
• Annahme, dass Belastungen (Stress) bei Personen mit einer
bestehenden Anfälligkeit (Vulnerabilität) zu psychischen
Störungen führen
– in Abhängigkeit von moderierenden Faktoren
– relative Bedeutung der Faktoren variiert über Lebensspanne
Beschreibe die Psycholog.‐lerntheoretische Aspekte
> Operante Konditionierung:
• Positive Verstärkung durch: euphorisierende Drogenwirkung,
erlangte soziale Akzeptanz, z.B. bei Alkoholikern verbessertes
soziales Reaktionsvermögen
• Negative Verstärkung durch: Beendigung von
Entzugserscheinungen, Reduktion von Schmerz, Spannung,
Hemmung, Minderwertigkeitsgefühl, Langeweile, Angst
Klassische Konditionierung:
• Substanz wird in bestimmtem Umfeld konsumiert (Ort, Geruch,
Geräusch, Stimmungszustand, anwesende Personen)
Umfeld wird Hinweisreiz für die Konsum und damit
verbundenen positiven Effekte allein Anblick der Droge,
Orte, Personen… löst starken Wunsch nach Konsum aus
Beschreibe die Psycholog.‐kognitive Aspekte (Teufelskreis)
> Irrationale Überzeugungen (A. Ellis), z.B.
• Überzeugung, negative Ereignisse nicht aushalten zu können
-> niedrige Frustrationstoleranz / „I‐can‘t‐stand‐it‐itis“
Teufelskreis:
- Auslösesituation (internal/external) -> aktivierte Grundüberzeugung -> Automatische Gedanken -> Verlangen -> erlaubnis-erteildene Gedanken -> instrumentelle Strategien (handeln) -> weiterer Konsum
Beschreibe die biologischen Aspekte
…bei der Entstehung:
- Toleranz gegenüber akuten (Neben‐)Wirkungen als
Disposition/Vulnerabilitätsfaktor
…bei der Aufrechterhaltung:
- Körperliche Abhängigkeit
- Konditionierter Entzug
- Anreiz‐Sensitivierungs‐Theorie (wollen und mögen)
Beschreibe die Soziale/Sozialisations‐Aspekte
> 2 Alkoholiker‐Typen nach Cloninger (1987)
• Typ I‐Alkoholiker (milieubeeinflusst): Abhängigkeitsentwicklung
nach 25. LJ; selten physisch aggressiv; starke psychische
Abhängigkeit; Schuldgefühle und Angst vor Alkoholismus;
Abhängigkeit von sozialer Belohnung
• Typ II‐Alkoholiker (stark genetisch bestimmt): frühe
Suchtentwicklung; Impulsivität, Aggressivität, antisoziale PZüge;
v.a. Männer
• Achtung: keine konsistenten Befunde
Familie und Peergroup als Schutz‐ & Risikofaktor
Gesellschaft: Verfügbarkeit der Droge, soziales Netzwerk,
Schichtzugehörigkeit, Beruf
Soziale Folgen des Konsums begünstigen Aufrechterhaltung