Systemische Therapie (ST) Flashcards
(42 cards)
Systemische Therapie: System-Definition
- Beliebige Gruppe von Elementen, die durch Beziehungen miteinander verbunden sind und durch eine Grenze von ihrer Umwelt abgrenzbar sind
- Verbindung und Beziehungsgeflecht
Systemische Therapie: Systeme - Bsp: Welche dieser Bsp. sind keine Systeme?
1) Tom, Hannah, Celia und Anna haben auf
Instagram-Accounts; haben sie von Liste
entnommen
2) Sonntagmorgen: 10 Personen stehen in der Bäckerei an, um Brötchen zu kaufen
3) Cleo, Tim und John sitzen im Tram, sind an
verschiedenen Haltestellen zugestiegen, steigen an unterschiedlichen wieder aus und kennen sich nicht;
4) Tom arbeitet als Controller in Madrid; James als Business-Unit-Leiter-Vertrieb in London; Lisa als IT-verantwortlich in San Diego; arbeiten an Sicherheitskonzept für IT-Projekt
1) + 3)
Systemische Therapie: Konstruktivismus (“Die Umwelt, die wir wahrnehmen, ist
unsere Erfindung”): Definition
= keinen objektiven, unmittelbaren Zugriff auf die objektive Realität
− Fortwährende aktive Wahrnehmung und
Neukonstruktion unserer Wirklichkeit
− Reduktion der Komplexität, um handlungsfähig zu bleiben
− Systeme: Leben in gemeinsamen Konstruktionen
− Soziale Systeme einigen sich auf eine bestimmte Beschreibung der Welt
Systemische Therapie: Kybernetik - Definition
Es ist die Wissenschaft von den Steuerungs- und Regelungsmechanismen in belebten und unbelebten Systemen, d.h. in Organismen und Maschinen, aber auch in sozialen, organisatorischen, ökonomischen und politischen Gebilden
Systemische Therapie: Kybernetik 1. und 2. Ordnung
A) Kybernetik 1. Ordnung:
− Beschreibung eines Systems (z.B. Familie)
mit deren Kommunikation, Mustern, Regeln,…
− Impliziert Objektivität
− Berücksichtigt nicht die Wechselwirkung
zwischen Familie und des Beobachters
B) Kybernetik 2. Ordnung:
− Familie und Beobachter bilden ein neues System
− Direkte Wechselwirkung miteinander
–> Es gibt keine Objektivität, nur gemeinsame Entwicklung
Welche Aussage zu Kybernetik ist falsch?
a) Kybernetik ist die Lehre der Steuerung und Regulierung von Systemen
b) Kybernetik 1. Ordnung beschreibt die Kommunikation/Muster/ Regeln eines Systems (z.B. Familie)
c) Kybernetik 1. Ordnung berücksichtigt die Wechselwirkung zwischen Beobachter und Familie
d) Kybernetik 2. Ordnung integriert die Familie und den Beobachter zu EINEM neuen System
e) Kybernetik 2. Ordnung beinhaltet eine gemeinsame Entwicklung und eine direkte Wechselwirkung miteinander
c)
Systemische Therapie: Autopoiese - Definition
- Idee, dass etwas aus sich selbst erzeugen/ entstehen kann. Jedes System hat die Möglichkeit sich zu erneuern und Lösungen zu suchen.
- Fokus auf innere, autonome Selbstorganisation
–> Therapeuten kann System nicht verändern. Er kann ein Input/Feedback geben, und das System muss eine Lösung finden
Systemische Therapie: Systemische Grundannahmen & Haltungen
- Möglichkeitsraum vergrössern
- Autonomie als Schlüsselwort
- Systemische Hypothesenbildung
- Zirkularität
- Allparteilichkeit/ Neutralität
- Neugier
- Irreverenz
- Verstörung und Anregung
- Ressourcen-, Lösungs-, Kundenorientierung
Systemische Therapie: Welche der aufgelisteten Grundannahmen gehört nicht zu Systemischer Haltung / Grundannahmen?
a) Autonomie als Schlüsselwort
b) Zirkularität
c) Parteilichkeit
d) Irreverenz
e) Verstörung und Anregung
c)
Systemische Therapie: Welches ist KEINE systemische Grundannahme/Grundhaltung?
a) Linearität: lineare Kausalitätsannahme von Ursache und Wirkung
b) Irreverenz: Wissen kann neue Einsichten verhindern
c) Neugier: Offenheit für neue Erklärungsmöglichkeiten
d) Verstörung und Anregung von Systemen: Problemlösung steht nicht im Vordergrund
e) Möglichkeitsraum vergrössern
a)
Systemische Therapie: Grundannahmen und Haltungen - Möglichkeitsraum vergrössern
- Ziel: Veränderung der Wirklichkeits-beschreibung (=man spricht nicht viel über Problemen, sondern wie kreiere neue Möglichkeiten)
- Zukunftsorientierteund hypothetische Fragen, möglichst keine chronifizierenden Bezeichnungen, die Opfer-und Krankenrolle festschreiben
- Gewusstesin Frage stellen, kaum Gedachtes thematisieren
- Gibt keine Tabus, Denkverbote, kein Richtig-Falsch-Denken in der ST
Systemische Therapie: Grundannahmen und Haltungen - Autonomie als Schlüsselwort
- Sie sind autonom, nicht instruierbarund Experten ihres eigenen Lebens
- TherapeutIn/BeraterIn: Adäquate Rahmenbedingungen bereitstellen für konstruktive Veränderungen ohne Idee gezielter und geplanter Veränderungen
- -> Ziel: Symptom/Störung für das Überleben in jeweiligem Kontext wertschätzen, Blockaden bei der Nutzung vorhandener Ressourcenüberwinden und Ressourcen (wieder-)entdecken
Systemische Therapie: Grundannahmen und Haltungen - Systemische Hypothesenbildung
- Def: vorläufige Annahmen über mögliche Bedeutungs-zusammenhängein einem System, die im Gesprächsverlauf überprüft werden. Ihr Wert bemisst sich an ihrer Nützlichkeit (Ordnung+Anregungsfunktion)
- Ziel: Raum+neue Handlungsoptionen geben
- -> Sollte möglichst alle Mitglieder des Systems umfassen und positiv zueinander in Beziehung setzen
Systemische Therapie: Grundannahmen und Haltungen - Systemische Hypothesenbildung: Nützlichkeit
Um den Wert einer Hypothese zu kennen, misst man die Nützlichkeit. Die Nützlichkeit einer Hypothese bemisst sich anhand ihrer:
− Ordnungsfunktion: Informationen (Bedeutsames oder Irrelevantes?)
−Anregungsfunktion: neue Möglichkeiten aufwerfen und untersuchen
Systemische Therapie: Grundannahmen und Haltungen - Zirkularität
- Kreisförmigkeit =Resultat von Rückkopplungsprozessen: Frau ist wütend, Mann schmollt (und vis-versa)
- Wirkung an vielen Stellen im System=Niemand ist alleine krank!
Systemische Therapie: Grundannahmen und Haltungen - Allparteilichkeit
− Fähigkeit, für alle Familienmitglieder gleichermassen Partei zu ergreifen
− Verdienste jedes Familienmitglieds anzuerkennen
− Sich mit beiden Seiten ambivalenter Beziehungen identifizieren können
Systemische Therapie: Grundannahmen und Haltungen - Neutralität
Therapeuten:
- nach dem Gespräch muss unklar sein, auf welcher Seite der/die Therapeuten stand
- Darf eigene Meinung haben, aber bleibt offen, ob sie zum System passt
- Darf Engagement für einzelne Person zeigen, muss aber ausbalanciert werden im Kontakt zu Mitgliedern im System
- Warme, empathische Beziehung
- -> N. Gegenüber a) Personen, b) Problem/Symptom, c) Ideen
Systemische Therapie: Grundannahmen und Haltungen - Von der Neutralität zur Neugier
− Neutralitätbegünstigt Neugier
− vs. Gewissheit der Kausalität und der «One-up»-Position
− Suche nach neuen, weiteren Beschrei.
− vs. «Reparaturlogik» (System durchschauen und steuern)
− Interesse an Eigenlogik des Systems, ohne Bewertung, als wirksam erwiesen
− Ungewissheit des Therapeuten/der Therapeutin als Ressource
Systemische Therapie: Grundannahmen und Haltungen - Irreverenz
− Respektlosigkeit gegenüber Ideen/ Gewissheiten, Respekt gegenüber Menschen − Wissen verhindert neue Einsichten und Einsichten sind wissensbasiert − «War schon immer so, dass ich der Aussenseiter war!» --> «Warum sollte das so sein?» − Benötigt Flexibilität mit den eigenen therapeutischen Überzeugungen
Systemische Therapie: Grundannahmen und Haltungen - Therapie als Verstörung und Anregung
− Keine Problemlösung, sondern Unterbrechung des Kreislaufs („Anregung“)
− z.B. Schlafstörungen: Kann nicht schlafen, weil man nicht schlafen kann –> Kreis unterbrechen durch nicht mehr auf die Uhr schauen
− Geänderte Reaktion auf eine Intervention („Verstörung“)
− Entscheidung durchs System
− System organisiert sich selbst –> gibt nur mögliche Wirkungen
Systemische Therapie: Grundannahmen und Haltungen - Ressourcen- & Lösungsorientierung
- Annahme: Jedes System verfügt bereits über alle Ressourcen, die es zur Lösung seiner Probleme benötigt –nutzt sie derzeit nur nicht (aus subjektiv respektablen Gründen)
- Konsequenz: Muss sich nicht ausführlich mit Problemen beschäftigen, sondern Fokus liegt auf Konstruktion von Lösungen
Systemische Therapie: Grundannahmen und Haltungen - Kundenorientierung
- An Interessen des Gegenübers orientieren; möglichst genau anbieten, was das Gegenüber haben möchte und nicht was sie laut Fachleuten haben sollten
− kein Auftrag bekommen/unmotivierte Patienten („Nichtkunden“) oder Versorgungslücken
− Kunde („kundig“): kennt sich aus, braucht fundierte Auftragsklärung
Systemische Interventionen: Erstgespräch
- Joining als positive affektive Rahmung
- Kontext berücksichtigen
- Auftrag abklären
Systemische Interventionen: Systemisches Fragen - Ziel + Def
− Jede Frage kann die gewohnte Arte, Dinge zu sehen, verstören
− Jede Antwort enthält implizites Angebot, wie Dinge zu sehen sind
− «engagierter Austausch von Wirklichkeitsbeschreibungen»
− Leichtigkeit der Ablehnung schützt vor Widerständen