Vorlesung 4 Wirkungsabschätzung Flashcards
(49 cards)
Was sind Wirkungsabschätzungen? kr
- In der Wirkungsabschätzungsphase der Ökobilanzwird die Beurteilung der Bedeutung potentieller Umweltwirkungen mit Hilfe der Ergebnisse der Sachbilanz angestrebt
- Im Allgemeinen werden in diesem Schritt Sachbilanzdaten mit spezifischen Wirkungskategorien und Wirkungsindikatoren verknüpft
Was sind verpflichtende Bestandteile der Wirkungsabschätzung?
- Sachbilanzergebnisse
- Sachbilanzergebnisse, den Wirkungskategorien zugeordnet
- Wirkungsindikator
- Wirkungsendpunkt(e)
Welche Punkte sollten bei der Zuordnung der Sachbilanzergebnisse zu Wirkungskategorien berücksichtigt werden?
a. Zuordnung von Sachbilanzergebnissen, die ausschließlich einer einzigen Wirkungskategorie zuzurechnen sind
b. Identifizierung derjenigen Sachbilanzergebnisse, die sich auf mehr als eine Wirkungskategorie beziehen
- Unterteilung zwischen parallelen Mechanismen (z.B. SO2 wird zwischen den Wirkungskategorien der menschlichen Gesundheit und der Versauerung aufgeteilt) und
- Zuordnung zu seriellen Mechanismen (z.B. NOx kann ebenso Beitrag bei der Bildung von bodennahem Ozon als auch anschließend als Beitrag zur Versauerung klassifiziert werden)
Auf welche Wirkungsendpunkte sollte die Umweltrelevanz des Wirkungsindikators eindeutig angegeben werden?
- Zustand des oder der Wirkungsendpunkte
- relative Größenzuordnung der abgeschätzten Änderungen im Wirkungspunkt
- räumlicher/zeitlicher Aspekt (Gebiet, Ausmaß, Dauer, Verweilzeit…)
- Umkehrbarkeit des Umweltwirkungsmechanismus
- Unsicherheit der Verbindungen zwischen den Wirkungsindikatoren und den Wirkungspunkten
Welchem Aspekt des Klimawandels können die jeweiligen Wirkungskategorien zugeordnet werden?
- Sachbilanzergebnisse
- Wirkungsindikator
- Charakterisierungsmodell
- Charakterisierungsfaktor
- Indikatorergebnis
- Wirkungsendpunkte
- Umweltrelevanz
- Sachbilanzergebnisse = Emissionen von Treibhausgasen
- Wirkungsindikator = Erhöhung des Infrarotstrahlungsantriebs (W/m^2)
- Charakterisierungsmodelle = Modell wurde vom International Panel of Climate Change (IPCC) entwickelt. Treibhauspotential unterchiedliche Treibhausgase und Zeithorizonte
- Charakterisierungsfaktor = Treibhauspotential für die Zeithorizonte von 20, 100, 500 Jahren für jedes Treibhausgas (kg CO2-Äquivalent/kg Emission)
- Indikatorergebnis = kg CO2-Äquivalente
- Wirkungsendpunkte = Menschliche Gesundheit, Korallenriff, Antarktis, Getreidepflanzen
- Umweltrelevanz = der Infrarotstrahlungsantrieb steht stellvertretend für eventuelle Effekte des Klimas, die von der integrierten Wärmeabsorption der Atmosphäre abhängen, die durch Emissionen und deren Verteilung über die Zeit verursacht werden
Was sind optionale Bestandteile?
- Berechnung des Betrages von Wirkungsindikatorenwerten im Verhältnis zu einem oder mehreren Referenzwerten (Normierung).
- Einordnung und eventuelle Rangbildung der Wirkungskategorien (Ordnung)
- Umwandlung und eventuelle Zusammenfassung der Indikatorenwerte über Wirkungskategorien hinweg unter Verwendung numerischer Faktoren, die auf Werthaltungen beruhen (Gewichtung)
Was ist die Normierung?
Die Normierung transformiert einen Indikatorwert mittels Division durch einen ausgewählten Referenzwert. Einige Beispiele für Referenzwerte sind:
- die gesamten Inputs und Outputs für ein vorgegebenes Gebiet, das global, regional, national oder lokal sein kann
- die gesamten Inputs und Outputs für ein vorgegebenes Gebiet pro Kopf der Bevölkerung oder ein vergleichbares Maß und
- Inputs und Outputs in einem Referenz-Szenario, z.B. einem vorgegebenen alternativen Produktsystem
Die Auswahl der Referenzsystems sollte die Einheitlichkeit der räumlichen und zeitlichen Maßstäbe von Umweltwirkungsmechanismus und Referenzwert berücksichtigen
Was ist die Ordnung?
Die Ordnung ist die Einteilung von Wirkungskategorien in eine oder mehrere Klassen - wie in der Festlegung von Ziel und Untersuchungsrahmen vorgegeben - und kann eine Einordnung und/oder Rangbildung einschließen. Die Ordnung ist ein optionaler Bestandteil mit zwei möglichen Verfahren, entweder
- die Wirkungskategorien auf einer nominalen Skala zu ordnen (z.B. an Hand von Charakteristika wie Inputs und Outputs oder globale, regionale und lokale räumliche Maßstäbe) 0der
- die Wirkungskategorien in einer vorgegebenen Hierarchie einzuordnen (wie z.B. hohe, mittlere und niedrige Priorität)
Die Rangbildung beruht auf Werthaltungen. Verschiedene Einzelpersonen, Organisationen und gesellschaftlichen Gruppen können verschiedenen Präferenzen haben; aus diesem Grunde ist es möglich, dass verschiedene Kreise bei der Rangbildung gleicher oder normierter Indikatorwerte zu verschiedenen Ergebnissen gelangen
Was ist die Gewichtung?
Es existieren zwei mögliche Verfahren der Gewichtung:
- die Indikatorwerte oder die normierten Ergebnisse mit ausgewählten Gewichtungsfaktoren umzuwandeln oder
- diese umgewandelten Indikatorwerte oder normierten Ergebnisse über Wirkungskategorien hinweg zusammenzufassen
Was kann in einer Ökobilanz hinsichtlich der Gewichtung wünschenswert sein?
In einer Ökobilanz kann es wünschenswert sein, eine Reihe verschiedener Gewichtungsfaktoren und -verfahren anzuwenden und eine Sensitivitätsanalyse durchzuführen, um die Konsequenzen für die Ergebnisse der Wirkungsabschätzung aufgrund verschiedener Werthaltungen und Gewichtungsverfahren abzuschätzen
Die Gewichtung darf nicht in Ökobilanz-Studien angewendet werden, die für die Verwendung in zur Veröffentlichung vorgesehenen vergleichenden Aussagen bestimmt sind.
Was sind Input-bezogene Wirkungskategorien?
- abiotischer-Ressourcen-Verbrauch (ADP; Char.fak.: Antimon)
- fossiler Ressourcenverbrauch
- Nutzung von (Süß)Wasser
- Biotische Ressourcenverbrauch
- Biodiversität
- Naturraumbeanspruchung
kumulierter Energieverbrauch KEA (keine echte Wirkungskategorie, sondern eine Kennzahl)
Was sind Output-bezogene Wirkungskategorien?
- Treibhauspotential, GWP (Global Warming Potential; Charakterisierungsfaktor: CO2)
- Ozonabbaupotential in der Stratosphäre, ODP (Ozone Depletion Potential; Char.fak.: Trichlorfluormethan)
- Bodennahes Ozonbildungspotential, POCP (Photochemical Ozone Creation Potential; Char.fak.: Ethen)
-Versauerungspotential, AP (Acidification Potential; Char.fak.: SO2) - Eutrophierungspotential, EP (Eutrification Potential; Char.fak.: Phosphat)
Was sind toxizitätsbezogene Wirkungskategorien?
- Humantoxizität und Ökotoxizität
Was ist das Treibhauspotential?
Die durch menschliche Aktivitäten zunehmende CO2(-Äquivalente)-Konzentration in der Atmosphäre führt zu einem Anstieg der durchschnittlichen globalen Temperatur -> Klimawandel
Was ist das Versauerungspotential?
- Luftschadstoffe wie zum Beispiel Schwefel- und Stickstoffverbindungen reagieren in der Luft mit Wasser zu Schwefel- bzw. Salpetersäure;
- diese fällt dann als “Saurer Regen” zur Erde und gelangt so in den Boden und Gewässer
Was ist das Eutrophierungspotential?
- Ausgelöst wird Eutrophierung durch menschliche Aktivitäten die zu einer Anreicherung von Nährstoffen in ursprünglich nährstoffarme Gewässern führen
- Algen und Wasserpflanzen können dann übermäßig wachsen und entziehen andern Pflanzenarten, viele Kleinlebewesen und Tieren die Lebensgrundlage
Was versteht man unter der Schädigung der Ozonschicht?
Durch vom Menschen verursachten Emissionen von Fluorchlorkohlenwasserstoffen (FCKW) wird die Ozonschicht insbesondere über der Antarktis geschädigt
Was versteht man unter der Naturraumbeanspruchung?
- gibt Auskunft über die Naturnähe (Hemerobie) einer Flächennutzung und damit indirekt Informationen zu Biodiversität und Bodenqualität
Was versteht man unter Ressourcenverbrauch/Ressourcenbeanspruchung?
- Verbrauch von Energie- und Primärrohstoffen (mineralische Rohstoffe, Metalle, fossile Brennstoffe, Biotische Ressourcen)
Was ist Humantoxizität? Was ist ihre Bewertungsgrundlage?
- Die Gesamtheit der auftretenden schädigenden Stoffe auf die menschliche Gesundheit
Bewertungsgrundlage:
- Akut toxisch/ruft bleibende Schäden hervor
- krebserregend: steigert die Wahrscheinlichkeit, an Krebs zu erkranken (es muss nicht so kommen)
- Krankheiten, die eine Person zweitweise einschränken (Grippe, Schnupfen…)
Was wird bei kanzerogenen Stoffen angenommen?
Bei kanzerogenen Stoffen wird in der Regel davon ausgegangen, dass keine unbedenkliche (Null-Risiko-) Dosis existiert. Es gibt daher auch keine entsprechenden TRD-Werte!
Stattdessen wird ermittelt, welches Risiko noch mit der Aufnahme einer geringen Dosis verbunden ist (unit Risk-Konzept)
Was versteht man unter Feinstaub/anorgansiche Emissionen?
Als Feinstaub, Schwebstaub oder englisch “Particulate Matter” (PM) bezeichnet man Teilchen in der Luft, die nicht sofort zu Boden sinken, sondern eine gewisse Zeit in der Atmosphäre verweilen. Je nach Korngröße der Staubteilchen wird der Feinstaub in so genannte Fraktionen unterteilt:
- PM_10 (Feinstaub kleiner als 10 Mikrometer)
- PM_2,5 (Feinstaub kleiner als 2,5 Mikrometer)
Wie viele Menschen leiden unter Feinstaub und wie viele Menschen versterben deswegen?
Mehr als 90% aller Menschen leiden unter Luftverschmutzung (WHO, 2016). Alleine an Feinstaub sterben weltweit jährlich ca. 4,5 Mio. Menschen (Centre of Research on Energy and Clean Air CREA, 2020)
Beschreibe die Photochemische Ozonbildung
In der Bodennähe auftretendes Ozon wird nicht direkt freigesetzt, sondern bei intensiver Sonneneinstrahlung durch komplexe photochemische Prozesse aus Vorläuferschadstoffen - überwiegend Stickstoffoxiden (NOx) und flüchtigen organischen Verbindungen (VOC) - gebildet. Ozon wird deshalb als sekundärer Schadstoff bezeichnet