11. Entstehung von Intergruppenkonflikten Flashcards

1
Q

Die autoritäre Persönlichkeit (Adorno et al., 1950)

A

• Ideologische und politische Einstellungen sowie Anfälligkeit für faschistische Ideen sind Ausdruck einer autoritären Persönlichkeit
• Autoritäre Persönlichkeit resultiert aus frühkindlichen Erfahrungen
– Strenge elterliche Erziehung mit Fokus auf konventionelle Normen und Gehorsam
– Widersprüchliche Gefühle zwischen Bewunderung und Aggression wird „verschoben“ und entlädt sich gegenüber schwachen Gruppen
• Autoritäre Persönlichkeitsstruktur
– Einfaches Denken, keine Toleranz für Ambiguität
– Unterwürfigkeit gegenüber Autoritätsfiguren
– Rigides Festhalten an sozialen Konventionen
– Aggression gegenüber Menschen, die von Normen abweichen

Radfahrer-Prinzip
nach unten treten, nach oben buckeln → Gehorsam ggü.
Autoritäten
→ Aggression ggü.
Abweichlern
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2
Q

Right-Wing Authoritarianism (Altemeyer, 1981)

A

• RWA ist Ausdruck bestimmter Einstellungen und normativer Ansichten (und kein Persönlichkeitsmerkmal)
• 3 Facetten:
1. Konventionalismus
2. Autoritäre Unterwürfigkeit
3. Autoritäre Aggression
• Entsteht durch eine soziale Umwelt, die geprägt ist durch Gehorsam, Konventionalismus und Aggression
– Zentral sind soziale Lernprozesse
– Insbesondere in der Jugend (keine frühkindliche Prägung)
• RWA sagt unterschiedliche soziale Einstellungen voraus:
– Unterstützung der Todesstrafe
– Akzeptanz der Einschränkung bürgerlicher Freiheiten
– Vorurteile, …

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3
Q

KSA-3 Skala (Beierlein et al., 2015)

A

• Konventionalismus
– Traditionen sollten unbedingt gepflegt und aufrechterhalten werden.
– Bewährte Verhaltensweisen sollten nicht in Frage gestellt werden.
– Es ist immer das Beste, Dinge in der üblichen Art und Weise zu machen.
• Autoritäre Unterwürfigkeit
– Wir brauchen starke Führungspersonen damit wir in der Gesellschaft sicher leben können.
– Menschen sollten wichtige Entscheidungen in der Gesellschaft Führungspersonen überlassen.
– Wir sollten dankbar sein für führende Köpfe, die uns genau sagen, was wir tun können.
• Autoritäre Aggression
– Gegen Außenseiter und Nichtstuer sollte in der Gesellschaft mit aller Härte vorgegangen werden.
– Unruhestifter sollten deutlich zu spüren bekommen, dass sie in der Gesellschaft unerwünscht sind.
– Gesellschaftliche Regeln sollten ohne Mitleid durchgesetzt werden.

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4
Q

Social Dominance Theory (Sidanius & Pratto, 1999)

A

Gesellschaftliche Ebene:
Legitimierende Mythen -> Institutionelle Diskriminierung -> Gruppenbasierte Hierarchien

Individuelle Ebene:
SDO -> Legitimierende Mythen -> Individuelle Diskriminierung

(SDO -> Legitimierende Mythen)
(Individuelle Diskriminierung -> Gruppenbasierte Hierarchien)

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5
Q

Social Dominance Orientation (Pratto et al., 1994)

A

• Individuelle Präferenz für hierarchische (vs. egalitäre) Beziehungen innerhalb sozialer Systeme
– Mehr Unterstützung für hierarchy-enhancing Mythen als für hierarchy-attenuating Mythen?

• SDO7(s) Scale (Ho et al., 2015) – Zwei Subdimensionen

  1. Dominanz (Befürwortung der Unterdrückung von Gruppen durch andere Gruppen; z.B. „Es ist wahrscheinlich gut, dass bestimmte Gruppen oben stehen und andere unten.“)
  2. Anti-Egalitarismus (Präferenz für in-egalitäre soziale Systeme; z.B. „Wir sollten nicht auf Gruppengleichheit drängen.“)

• Enge Zusammenhänge zu legitimierenden Mythen:
– Sexismus
– Rassismus
– Überzeugung, dass Einkommen = Kompetenz (Meritokratie)
– Widerspruch gegen Gleichstellungsmaßn16ahmen

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6
Q

SDO und das Justizsystem der USA (Sidanius et al., 1994)

A
police behavior [...] is part of a
mosaic of social mechanisms which
help to establish and maintain
hierarchical relationships among
different social strata in society” (Sidanius et al., 1994, p. 338)

Zwei Arten von Institutionen in dominanten Hierarchien
1. Hierarchy-enhancing (HE) Institutionen
• Verstärken und stabilisieren Hierarchien
• Begünstigen dominante Gruppen
• Polizei, FBI, große Konzerne …
2. Hierarchy-attenuating (HA) Institutionen
• Erhöhen Gleichheit zwischen Gruppen
• Verteidigen und unterstützen Interessen schwacher Gruppen
• Wohlfahrtsverbände, Menschenrechtsvereine, Stafverteidiger,…

• HE und HA Institutionen rekrutieren Individuen mit unterschiedlich stark ausgeprägter SDO
• Annahmen
– Pflichtverteidigerinnen < Polizistinnen
– Pflichtverteidigerinnen < Gesamtbevölkerung
– Polizist
innen > Gesamtbevölkerung
• Methode: Befragung von n = 713 Personen aus unterschiedlichen Populationen

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7
Q

RWA = SDO?

A

• RWA und SDO haben Ähnlichkeiten, unterscheiden sich aber in Bezug auf einige Punkte
• SDO hat anderen psychologischen Ursprung
– Keine Befürwortung von Unterwürfigkeit
– Keine Orientierung an konventionellen Normen
– Weniger Religiosität
– Häufiger männlich
– Machiavellismus
• Schwache bis mittelohe Korrelation
• Erklären Vorurteile gegenüber unterschiedlichen Gruppen

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8
Q

RWA und SDO als „ideologische Überzeugungen“

A

• RWA und SDO auch abhängig vom sozialen Kontext
– Guimond et al. (2003)
• Jura-Studierende (≈ HE-Karriere) zu Studienbeginn höher in SDO als Psychologie- Studierende
• Unterschied noch größer gegen Ende des Studiums
– Duckitt & Fischer (2003)
• Experimentelle Variation der Bedrohung
• Hohe (vs. niedrige) Bedrohung → RWA/SDO höher
→ RWA und SDO sind keine stabilen Persönlichkeitsmerkmale, sondern ideologische Überzeugungen
– D.h. Einfluss von Persönlichkeit und Beziehung zwischen Gruppen in einem bestimmten sozialen Kontext

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9
Q

Dual Process Model (z.B. Duckitt, 2006)

A
  • RWAundSDOsind zwei unabhängige Dimensionen sozialer Einstellungen
  • Kernbeider Einstellungen ist die Weltsicht
  • Vorhersagevon Vorurteilen ggü. Unterschiedlichen Gruppen
  • Bedingtdurch Persönlichkeit und sozialen Kontext
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10
Q

Ferienlager-Untersuchungen (Sherif & Sherif, 1969)

A

• Fragestellung
– Wie wirkt sich Wettbewerb um beschränkte Ressourcen auf Intergruppenbeziehungen aus?
• 3 Feldexperimente in Ferienlagern
– Vpn: Jungen im Alter von 11 – 12 Jahren,
– Dauer: 2.5 Wochen
– Beobachterinnen und Versuchsleiterinnen getarnt als Betreuungspersonal
– Unauffällige Messung der AVs
• 3 Phasen
1. Gruppenbildung
2. Intergruppenkonflikt
3. Konfliktreduktion

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11
Q

Realistic Group Conflict Theory (RCT; Sherif, 1966)

A

• Grundannahmen
– Wenn zwei Gruppen um ein (materielles) Ziel wetteifern, das nur eine Gruppe (auf Kosten der anderen) erreichen kann, kommt es zu negativ eskalierenden Konflikten und Feinseligkeiten zwischen den Gruppen.
– Das Verhalten zwischen sozialen Gruppen wird bestimmt durch die funktionale Beziehung zwischen den Gruppen (negative und positive Interdependenz).
• Reduktion negativ eskalierender Konflikte
– Negativ eskalierende Konflikte können abgemildert und Feinseligkeiten können reduziert werden durch die Verfolgung gemeinsamer übergeordneter Ziele, d.h. Ziele, die beiden Gruppen erreichen
wollen, die jede Gruppe aber nur mit Hilfe der anderen erreichen
kann.

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12
Q

Minimal-Group Experimente (Tajfel et al., 1971)

A

• Logik der Experimente
– Zufällige Zuweisung von anonymisierten Vpn auf zwei minimale (= triviale) Gruppen
– Aufgabe: Zuteilung von Geldbeträgen zu anderen Vpn
• Einzige Information: deren Gruppenmitgliedschaft
• Keine Möglichkeit, sich selbst Geldbeträge zukommen zu lassen

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13
Q

Social Identity Theory (SIT; Tajfel & Turner, 1979)

A

• Grundannahmen

  1. Menschen wollen eine positive Selbsteinschätzung erhalten oder herstellen.
  2. Menschen leiten einen Teil ihrer Selbsteinschätzung, ihre soziale Identität, aus ihren Gruppenzugehörigkeiten und den Bewertungen dieser Gruppen ab.
  3. Die Bewertung einer Gruppe ergibt sich aus dem Vergleich dieser Gruppe mit relevanten anderen Gruppen.

Self-Esteem Hypothese
• Diskriminierung von Outgroups → Hoher Selbstwert
• Niedriger Selbstwert → Diskriminierung von Outgroups

• Voraussetzungen
– Identifikation
– Salienz

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14
Q

Selbstkategorisierungs-Theorie (SCT; Turner et al., 1987)

A

• (Soziale) Kategorien besitzen einen Prototyp
• Selbstkategorisierung als Gruppenmitglied verleiht soziale Identität
• Wenn sich Individuen in Gruppen selbstkategorisieren
– … schreiben sie sich Gruppencharakteristika zu
– … richten sie ihr Verhalten am Prototypen aus
-> Depersonalisierung
• Prototyp einer Gruppe ist kontextabhängig
– Berechnung über den Metakontrast-Koeffizienten:
durchschnittlich wahrgenommener Unterschied zwischen Kategorien durchschnittlich wahrgenommener Unterschied innerhalb der Kategorien

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15
Q

Integrated Threat Theory (Stephan & Stephan, 2000)

A
  • Realistische Bedrohung
  • Symbolische Bedrohung
  • Intergruppen- Angst
  • Negative Stereotype
    –>
    Vorurteile
    –>
    Verhalten
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16
Q

Riek et al. (2006)

A

• Metaanalyse zum Zusammenhang zwischen verschiedenen Typen von Intergruppen-Bedrohung und Vorurteilen

• Moderator: Status der Gruppe
– Intergruppenangst, (realistische Bedrohung), (negative Stereotype)
– Zusammenhang jeweils stärker, wenn Outgroup niedrigeren Status (vs. höheren Status)

17
Q

9/11 und Hate-Crimes (Byers & Jones, 2007)

A

• Zeitreihenanalyse von Anti-Islamischen Hate Crimes 84 von und 15 Wochen nach den Anschlägen am 11. September 2001

  • 0.61 Hate Crimes in Wochen vor 9/11
  • 28.44 Hate Crimes in Wochen nach 9/11
  • Fast 200 in der Woche unmittelbar nach 9/11
18
Q

The Trump-Effect on Prejudice (Crandall et al., 2018)

A

• Soziale Normen: Standards, die von Mitgliedern einer Gruppe akzeptiert werden und bestimmte Einstellungen und Verhaltensweisen wahrscheinlicher machen
– U.a. abgeleitet aus institutionellen Signalen

Methode
– n=388
– Längsschnittstudie (T1: 8-10 Tage vor der Wahl, T2: 3 Tage nach der Wahl)
– UV: Gruppen, die Trump adressiert hat (Muslime, Übergewichtige, Mexikanerinnen, etc.) vs. nicht- adressierte Gruppen (Kanadierinnen, Alkoholiker*innen, Drogendealer, etc.)
– AV1: Normativität von Vorurteilen
– AV2: eigene Vorurteile

19
Q

Normen und Bedrohung (Schlüter et al., 2012)

A

Methode
– 2 Studien mit repräsentativen Daten aus 25 Ländern (N = 21799 bzw. N = 34412)
– Fragestellung: Beeinflussen Migration Policies die Wahrnehmung von Bedrohung?

20
Q

Studie zur Debatte um „Deutschenfeindlichkeit“ (Kauff et al., 2015)

A
  • Befragung von 968 Deutschen ohne Migrationshintergrund im Jahr 2011
  • Vergleichbare Ergebnisse für „Integrationsunwille“

Wahrnehmung von Deutschenfeindlichkeit -> + -> Bedrohung -> + -> Diskriminierungs- intentionen

Wahrnehmung von Deutschenfeindlichkeit -> + -> Diskriminierungs- intentionen

RWA -> + Wahrnehmung von Deutschenfeindlichkeit -> Bedrohung