4.3 Affektive Störungen und Suizidalität: Suiziddalität Flashcards
(29 cards)
Was ist Suizidalität?
Suizidalität beschreibt einen psychischen Zustand, in dem Gedanken und Verhaltensweisen darauf ausgerichtet sind, gezielt den eigenen Tod herbeizuführen oder diesen als möglichen Ausganz in Kauf zu nehmen.
Was ist Parasuizidalität?
Der Übergangsbereich von Suizidalität zur Selbstverletzung, die per se nicht den Tod zum Ziel hat.
Was ist erweiterter Suizid?
Mitnahme anderer Menschen in den eigenen Tod.
Was ist Doppel- oder Massensuizid?
Zeitgleicher Suizid zweier oder mehrerer Menschen.
Was ist da eigentliche Ziel der Suizidalität?
Versuch, einer unerträglich, ausweglos und hoffnungslos erscheinenden Situation zu entfliehen.
Was stellt einen wichtigen Ansatzpunkt für die Behandlung von Suizidalität dar?
Die Ambivalenz zwischen dem Wunsch nach dem eigenen Tod und dem Wunsch, die aktuelle Situation und das soziale Umfeld so zu verändern, dass weiterleben möglich ist.
Was ist das Konzept des Präsuizidalen Syndroms nach Ringel (1953)?
Es besteht aus drei Charakteristika:
1. Einengung der persönlichen Möglichkeiten (Auswegslosigkeit, passivität)
2. Aggression und Frustration gegen die eigene Person
3. Suizidfantasien
Inwiefern ist Suizidalität im ICD-10 und DSM-IV zu finden?
- eigentlich nicht als Störung
- im ICD-10 als Zusatzsymptom (Selbsttötung)
Inwiefern wird Suizidalität diagnostiziert?
- offenes, direktes und empathisches fragen nach Vorhandensein von Suizidalität
- Abklärung von Suizidalität im Freundeskreis (Modellernen)
- akute Belastungsfaktoren feststellen
- psychische Erkrankungen feststellen
- Zukunftsperspektiven erfragen
Welche Punkte sind zur Bestimmung der Suizidgefahr in jedem Fall abzuklären?
- Ankündigung des Suizids
- Klarheit und Persistenz der Suizidgedanken
- konkrete Planungen und Vorbereitungen
- frühere Suizidversuche
- Familienanamnese von Suizidhandlungen
- Gefühle von Hoffnungslosigkeit und Auswegslosigkeit
- Kontaktreduktion und Interesselosigkeit
- Perspektiven und zukunftsbezogenes Denken
Wie ist die Suizidprävelenz von Männern und Frauen weltweit?
- 1,5% bei Männern
- 0,7% bei Frauen
Inwiefern unterscheiden sich Männer und Frauen im Bezug auf Suizid?
- Männer begehen etwa 3x so häufig Suizid
- Frauen versuchen sich dagegen 3x so häufig selbst zu töten (und schaffen es nicht)
Wie häufig sind erfolgreiche Suizide im Bezug auf Suizidversuche?
Suizidversuche werden auf 10-20x höher eingeschätzt.
Bei welchen Menschen finden sich die höchsten suiziversuchsraten?
Frauen zwischen 15 und 30 Jahrn
Wodurch erfolgen die meisten erfolgreichen Suizide?
Erhängen, Sturz aus Höhe, Erschiessen, Überrollen lassen oder Ertrinken.
Wodurch erfolgen die meisten Suizidversuche?
Vergiftung durch Medikamente
Wie häufig wird mehr als ein Suizidversuch unternommen?
Etwa 40% der Betroffenen versuchen es mehrmals.
Wie ist die Reaktion der Überlebenden nach der Rettung?
Etwa 80% zeigen sich im Nachhinein froh, gerettet worden zu sein.
Was sind Risikofaktoren für Suizidalität?
- psychische Störungen
- chronische oder körperliche Erkrankungen
- ungünstige soziale Bedingungen (Einsameit, soziale Isolation)
- negative Lebensereignisse
- frühere Suizidversuchen
- männliches Geschlecht
- höheres alter
- suizidales Verhalten in der Familie und Freundeskreis
- Berichte über Suizide in den Medien (Werther-Effekt)
- Entwicklungskrisen bei Jugendlichen
- Impulsivität
Welche psychischen Störungen gelten besonders als Risikofaktoren für Suizidalität?
- Depressionen (15% Suizidrate)
- Schizophrenie (10%)
- Borderline (3-10%)
- Narzistische Persönlichkeitsstörung (8%)
- Abhängigkeit (15%)
- auch: Bipolar, Angst- und Anpassung, Esstörungen, organische psychische Störungen
- auch: Komorbidität mehrerer psychischer Störungen
Was könnte eine plötzliche Verhaltensänderung (z.B. gehobene Stimmung) im Bezug auf Suizid bedeuten?
Dass ein Suizidbeschluss gefasst wurde und die positive Stimmung aufgrund des gefundenen Ausweges erfolgt.
Welche Theorien zur Suizidalität werden im Buch vorgestellt?
- Psychodynamische Theorien (Freud: Suizidalität ist nach innen gerichtete Wut, Menningenr: Suzidalität ist durch schwächung des Ichs erscheinender Todestrieb)
- Suizidalität als Problemlösestrategie (Shneidman 1978)
- soziologische Theorie des Suizids (Durkheim: schlechte Anpassung in der Gesellschaft = Suizidrisiko)
- Interpersonelle Theorie des versuchten und vollendeten Suizids (Joiner)
Welche vier Arten von Suizid unterscheidet Durkheim (1897) in seiner soziologischen Theorie des Suizids?
- egoistischer Suizid (zu schwache ausgeprägte Anpassung an die Gesellschaft)
- altruistischer Suizid (Person zu stark mit der Gesellschaft identifiziert)
- fatalistischer Suizid (durch sehr enge Normen, z.B. Märtyrertod)
- anomischer Suizid (unbestimmte Normen -> Desorientierung)
-> Theorie wird kritisiert wegen unpräsiser Festlegung der Bezugsgruppe und mangelnder empirischer Grundlage.
Was sind die Bedingungen für Suizid gemäss der interpersonellen theorie des versuchten und vollendeten Suizids von Joiner (2005)?
- Fähigkeit zur Ausführung lethaler Selbstverletzung
- Annahme, für andere eine Belastung darzustellen
- Annahme, zu keiner wertvollen sozialen Gruppe zu gehören