Die Marktwirtschaft Flashcards

1
Q

Abgrenzung Marktsirtschaft vs. zentrale Planwirtschaft

A

Marktwirtschaft: Eine Wirtschaft, in der die Koordination der Wirtschaftspläne über Märkte läuft. Ein idealer Markt einer mordernen Marktwirtschaft ist durch zwei zent-rale Prinzipien gekennzeichnet:
1. Vollständige Konkurrenz auf allen Güter- und Fakrtormärkten (unendlich viele kleine Anbieter, vollkommene Informationenen und Transparenz, Unendliche An-passungsgeschwindigkeit
2. Preis als alleiniger Koordinationsmechanismus zwischen Angebot und Nachfrage
Die moderne Marktwirtschaft funktioniert auch mit ethisch motivierten, also z.B. alt-ruistischen und prosozial handelnden Menschen, aber ein Wohlfahrtsoptimum wird nur erreicht, wenn alle im Sinne eines HO entscheiden.

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2
Q

Beschreibe und Kritisiere den Homo Oeconomicus

A

Der Homo Oeconomicus bezeichnet einen Menschen, der
• rational handelt, darunter wird hier verstanden, dass er diejenige Alternative wählt, die für ihn den höchsten Nutzen bringt, d.h. er maximiert seine individuelle Nutzenfunktion (unter Nebenbedingungen) => strikt eigeninteressiert.
• über vollständige Informationen verfügt.
Eigentlich maximiert der HO seinen Nettonutzen = Nutzen – Kosten.
Nur mit dem Menschenbild des HO wird der maximale Gesamtnutzen in einer theo-retischen Marktwirtschaft erreicht. Dieses lässt sich interpretieren als „Wenn jeder an sich denkt, ist für alle gesorgt“
Aber: psychologische und anthropologische Studien zeigen, dass der HO kein realisti-sches Menschenbild ist. Emirisch wurde es widerlegt und gezeigt, dass eine Minder-heit altruistisch ist und eine Minderheit egoistisch i.S.d. HO. Die Mehrheit ist reziprok

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3
Q

Nenne die zwei zentralen Prinzipien der Marktwirtschaft und erörtere Sie aus ethischer Sicht

A
  1. Vollständige Konkurrenz ist kein neutraler Mechanismus, sondern impliziert ein bestimmtes menschliches Verhalten.
    Konkurrenz und Wettbewerb – vereinfacht hier gleichgesetzt. In beiden Arten des Wettbewerbs gibt es in der Regel Gewinner und Verlierer (außer auf wachsenden Märkten)
    Gesamtnutzen hier gleich Wohlfahrt = Summe aus Konsumentenrente und Gewinnen (bzw. Produzentenrente) Annahme: Keine externen Effekte
    Konkurrenz wird ethisch damit gerechtfertigt, dass der Nutzengewinn der „Gewin-ner“ größer ist, als der Nutzenverlust der „Verlierer“. Umgangssprachlich: Höheres Gemeinwohl durch Wettbewerb.  Begründbar durch den ethischen Ansatz des Utli-tarismus (moralisch richtig ist die Regel/Handlung etc. mit dem höchsten Gesamt-nutzen)
  2. Preis als alleiniger Koordinationsmechanismus zwischen Angebot und Nachfrage
    Mechanismus“ suggeriert auch etwas Objektives, jedenfalls nichts, was unbedingt durch Werte und Normen bestimmt wird.
    Manche sprechen daher auch von einem „objektiven“ Marktpreis. Einen objektiven Marktpreis gibt es nicht. Der Marktpreis ist abhängig von:
    • der konkreten institutionellen Ausgestaltung der Marktwirtschaft
    • Von den Präferenzen der Konsumenten (die per Definiton subjektiv sind)
    • und vielen anderen Faktoren
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4
Q

Erkläre, unter welchen restriktiven Bedingungen die Marktwirtschaft zu einem Wohl-fahrtsoptimum führt

A

In einem Modell mit
• vollständiger Konkurrenz auf allen Güter- und Faktormärkten
• dem Preis als alleinigen Koordinationsmechanismus
• Nutzenmaximierenden Individuen (Konsumenten und Arbeitsanbietern) und ge-winnmaximierenden Unternehmen, also Annahme des Homo Oeconomicus (HO)
• positiven, konstanten oder steigenden Grenzkosten (keine fallenden Durch-schnittskosten, keine Grenzkosten von null)
• Abwesenheit externer Effekte
• Betrachtung nur privater Güter (Rivalität im Konsum, Ausschluss)
• vollständiger Ausblendung des Geldsystems
• vollständiger Ausblendung des gesamten ökologischen Systems
 erzeugt ein Markt viele Pareto-Optima mit unterschiedlicher Nutzenverteilung.

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5
Q

Grenze die Marktwirtschaft vom Kapitalismus und Sozialismus ab

A

Siehe Bild

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6
Q

Der Mythos des freien Marktes

A

Meist ist nicht ganz klar, was damit gemeint ist. Mögliche Interpretationen (Aus-wahl):
• Staat interveniert nicht in die Preisbildung (z.B. Höchst-, Mindestpreise, Rationie-rung, Mehrwertsteuer, spezielle Verbrauchsteuern)
• Staat greift nicht in den Konsum durch Konsumpflicht oder Konsumverbot ein.
• Staat betätigt sich selbst nicht als Anbieter oder Nachfrager auf dem Markt
• Jedes Unternehmen kann produzieren oder anbieten, was es will.
• Staat lässt alle produzierten, angebotenen Waren und Dienstleistungen zu.
• Staat greift nicht in den Wettbewerb ein.
Zum Teil waren diese Interpretationen zur Kolonialzeit erfüllt.
HEUTE: Der Staat muss Aufgaben erfüllen, sonst funktioniert die Marktwirtschaft gar nicht, u.a.:
• Aufrechterhaltung des Wettbewerbs (Deutschland: Bundeskartellamt, Bundes-netzagentur), sonst entstehen Oligopole und Monopole => Marktwirtschaft kolla-biert,
• die Einhaltung der Kauf- und Lieferverträge (z.B. Widerrufsrechte, Sanktionen bei Nichteinhaltung), von Arbeits- und Kreditverträgen durch ein Rechtssystem gesi-chert.
• Bereitstellung öffentlicher Güter oder Mischgüter (z.B. Straßen, andere Infra-struktur, Sicherheit durch Polizei)
• Regelung des Geldsystems.
=> Eine „freie Marktwirtschaft“ im Sinne von „frei vom Staat“ ist HEUTE vollum-fänglich auch rein theoretisch widersprüchlich und praktisch nicht umsetzbar

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7
Q

Der Mythos der Marktwirtschaft als natürliche Ordnung

A

Adam Smith, Begründer der Volkswirtschaftslehre sieht Marktwirtschaft als natürli-che Wirtschaftsordnung.
Kritik:
• Die anthropologische Forschung zeigt, dass nicht in allen menschlichen Gesell-schaften Menschen Güter getauscht und untereinander Handel getrieben haben. Die natürliche Neigung zu Handel und Tausch gilt als widerlegt.
• Die Marktwirtschaft im weiteren Sinn (Handel und Tausch) ist also nicht eine schon immer bestehende Wirtschaftsordnung, daher kann sie auch nicht natürlich sein (sonst wären ja manche Wirtschaftsordnungen natürlich und andere un-natürlich) – und insbesondere die Gesellschaften der Jungsteinzeit wären un-natürlich.
• Widerlegt ist auch, dass unbegrenztes Selbstinteresse, Eigennutzmaximierung zur Natur des Menschen gehört. Gier ist kein Trieb. Vielmehr ist Gier in der mo-dernen Psychologie entweder erlerntes Verhalten, ein Motiv (von vielen) oder ei-ne Sucht.
• Konkurrenzorientiertes Verhalten ist auch nicht natürlich, sondern auch ein Motiv oder antrainiert. Manche Menschen sind null konkurrenzorientiert und deswegen nicht unnormal oder unnatürlich.
• Im übrigen versuchen Unternehmen mit allen Mitteln aus dem Wettbewerb raus-zukommen.
=> Die Marktwirtschaft ist keine natürliche Wirtschaftsordnung, kein soziales Natur-gesetz.

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8
Q

Erkläre den Zusammenhang zwischen den Merkmalen der Marktwirtschaft und den inhaltlichen Positionen des Neoliberalismus

A

3 Unterarten des Liberalismus: Altliberalismus, Ordoliberalismus, Neoliberalismus.
HO als Menschenbild, sowie methodologischer Individualismus
• Bürger definieren sich nur durch ihre privaten Rechtsansprüche und Interessen und sind sich wechselseitig gleichgültig.
• Jedes Individuum ist ein ungebundenes Selbst, dessen soziale Einbindung (auch in den Moralkodex) nicht konstitutiv für die Identitätsbildung ist.
• Soziale Interaktion findet wirtschaftlich & politisch nur statt, wenn sie individuell nützlich erscheint. Dann in Form eines Tauschvertrags (Kauf/Verkauf von Gütern, Arbeit, Finanzanlagen) oder Gesellschaftsvertrags (Institutionen zur Auflösung von sozialen Dilemmata).
Zentrale Rolle des Wettbewerbs und der Konkurrenz, u.a. als zentrale Voraussetzung für hohe Arbeitsproduktivität, als Leistungsanreiz, für Innovationen, wirtschaftliche Dynamik und Wachstum.
Rechtfertigung der Marktwirtschaft:
• Eine moralisch-ökonomische und rechtliche Rahmenordnung zur Len-kung/Steuerung der egoistischen Eigeninteressen wird als notwendig erachtet.
• Innerhalb der Rahmenordnung, d.h. solange Gesetze eingehalten werden ist jeder einzelne von jeglicher moralischer/ethischer Verantwortung entlastet.
• Verantwortung für das kollektive Ergebnis und die ökonomische Moral tragen die Politiker, die die Rahmenordnung konstruiert haben.
• These: Weil Marktwirtschaften effizienter sind als Planwirtschaften führen sie zu mehr Wohlstand, von dem letztlich alle profitieren. => Marktwirtschaft ist eine „moderne institutionalisierte Nächstenliebe“ (Homann).
• Die Verteilungsfrage wird wegen des hohen Wohlstandes als nachranging be-trachtet.
• Selbst Mischgüter (z.B. Autobahnen, Parkanlagen) sollten über den Markt bereit gestellt werden, da das Marktversagen in der Regel kleiner ist als das Staatsver-sagen in der Produktion und Bereitstellung.
• Der Freiheit in Produktion und Konsum wird ein hoher Wert beigemessen, ebenso dem Privateigentum. (Keine Enteignungen zur Gemeinwohlsteigerung)

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