Haltbarmachungsmethoden Flashcards
(34 cards)
Auswahl von Haltbarmachungsverfahren
- Art des Lebensmittels
- Veränderungen des Lebensmittels durch das angewandte Haltbarmachungsverfahren
- Angestrebte Haltbarkeit
- Ökonomische Überlegungen
- Akzeptanz einer Haltbarmachungstechnologie - Vorhandensein einer notwendigen Infrastruktur
Hürdenprinzip zur Haltbarmachung
- Ein LM kann durch eine einzige konservierende Maßnahme sicher vor mikrobiellem Verderb geschützt werden
ABER!!!!!
- Massive Veränderungen nutritiver und sensorischer Qualität möglich
- Beeinträchtigung der gesundheitlichen Unbedenklichkeit (Konservierungsstoffe!)
- Durch Kombination kann die Intensität von Einzelmaßnahmen reduziert werden
Die Haltbarkeit vieler Lebensmittel beruht auf mehr als einem Haltbarmachungsprinzip!
Fruchtsaft: pH-Wert, Pasteurisation, nach dem Öffnen der Flasche Kühlung
Rohwurst: aW-Wert, pH-Wert, Konkurrenzflora, Nitrit, Salz, Redoxpotential
(Außenseite: Rauch oder Konkurrenzflora oder Konservierungsstoffe)
Übliche Kombinationen sind
- -Pasteurisieren und pH-Wert
- Beispiele:* Fruchtsaft, Konfitüre, Sauerkraut
- Pasteurisieren und aW-Wert
- Beispiele:* Wurstwaren
- Pasteurisieren zur Abtötung aller vegetativen Keime und aW-Wert
- Beispiele:* Wurstwaren
- Pasteurisation zur starken Reduzierung der psychrophilen und psychrotrophen Arten und anschließende Kühllagerung
- Beispiele:* Frischmilch (= pasteurisierte Milch)

Einteilung der Erhitzungsprozesse
- nach der Prozessfeuchte
- nach dem Ziel des Erhitzungsprozesses
- nach der Erhitzungstemperatur
Feuchtthermische Verfahren:
- Blanchieren
- Pasteurisieren
- Sterilisieren
- UHT-Verfahren
- Tyndallisieren
- Kochen
Trockenthermische Verfahren:
- Rösten
- Backen
Blanchieren
Kurzzeitiges Erhitzen in siedendem Wasser (1,5 bis 4 min), in Wasserdampf (2 bis 7 min), in Heißluft oder durch Infrarot-Strahlung.
Blanchiergeschwindigkeiten: Wasser > Dampf > Luft
Pflanzliche Lebensmittel werden vor der Weiterverarbeitung (Trocknen, Gefrieren, Konservenherstellung) blanchiert, um
- Enzyme zu inaktivieren
- Sauerstoff zu eliminieren
- unerwünschte Aromastoffe zu entfernen (Konserven aus Kohlarten)
- die Rohware zu schrumpfen bzw. zu erweichen (Konserven)
- die Keimbelastung zu reduzieren
Enzyminaktivierung beim Blanchieren
Die Wirkung des Blanchierens wird über die Aktivität von Leitenzymen häufig Peroxidase oder seltener Katalase überwacht.

Inaktivierung endogener Enzyme (LOX)
Lipoxygenase (LOX) sind Enzyme die mehrfach ungesättigte Fettsäuren oxidieren und dadurch entscheidend mit zum Fettverderb (Ranzigwerden) beitragen.
LOX auch noch bei geringen Temperaturen aktiv
⇒Vor der Gefrierlagerung von Gemüse (insb. Leguminosen haben hohe Lipoxygenaseaktivität) inaktivieren
⇒Fettabbauprodukte sehr geruchs- und geschmacksintensiv und bei TK-Produkten meist auf LOX-Aktivität zurückzuführen
Inaktivierung endogener Enzyme (POD)
POD ist (war) das „Leitenzym“ für thermische Behandlungen, da es relativ hitzestabil ist.
Neuer Ansatz: Beschränkung auf die Inaktivierung von Enzymen, die bei der Lagerung des Produkts einen Qualitätsverlust verursachen (siehe LOX) →schonendere Erhitzung
Pasteurisieren
Definition Pasteurisieren: Erhitzung unter 100°C
Lebensmittel werden pasteurisiert, um
- Enzyme zu inaktivieren
- Reduzierung insbesondere der pathogenen Mikroorganismen bis zur Abtötung aller vegetativen Keime
Lebensmittel werden pasteurisiert, wenn:
- pathogene Mikroorganismen im Produkt abgetötet werden müssen
- überlebende Mikroorganismen durch Zusatzmethoden wie z.B. pH-Wert, Kühlung beherrscht werden können
- die höheren Temperaturen, die für eine Sterilisierung notwendig wären, die Qualität des Produktes zu sehr schädigen
- Konkurrenzflora beseitigt werden soll (Fermentation)
Die Auswahl des Temperatur-Zeit-Regimes richtet sich nach dem Lebensmittel. Je höher die Temperatur, umso kürzer die Erhitzungsdauer
- Hocherhitzung : 2-4 sec bei 85-90°C
- Kurzzreiterhitzung : 15-40 sec bei 71-75°C
- Dauererhitzung : 30min bei 62-65°C
Herstellung ESL-Milch
- Voraussetzung ist in jedem Fall eine gute Rohmilchqualität
- Es gibt mehrere Verfahren zur Herstellung von ESL-Milch:
- Erhitzung durch Dampfzugabe auf 127°C für 2s, anschließend schnelle Abkühlung durch Entspannungskühlung
- Membranfiltration mit anschließender Pasteurisation
- Lagerung bei max. 6°C und geschlossener Kühlkette, Haltbarkeit ca. 21 Tage
Entspannungsverdampfung/ Vakuumkühlung
- Es wird ein Unterdruck angelegt.
- Der Siedepunkt fällt.
- Wasser verdampft.
- Dadurch wird dem Lebensmittel die Verdampfungswärme entzogen und das Lebensmittel wird so abgekühlt.
Am Siedepunkt entspricht der Dampfdruck der Flüssigkeit dem Umgebungsdruck.
Anwendungsgebiete der Vakuumkühlung
- Schnelles Abkühlen thermisch behandelter Lebensmittel wie z.B. UHT- und ESL-Milch.
- Schnelle Kühlung z.B. von Salat, Fondantmassen, halbgebackenen Backwaren etc.
Sterilisieren
Definition Sterilisieren: Erhitzung zur Abtötung aller Mikroorganismen (vegetativ und Sporen)
Die übliche Sterilisationstemperatur ist 121°C.
Enzyme werden aufgrund der hohen Temperaturen und langen Haltezeiten in der Regel inaktiviert.
Die Auswahl des Temperatur-Zeit-Regimes richtet sich nach dem Lebensmittel, sie ist abhängig von
- der Ausgangskeimzahl des Lebensmittels
- der Eingangstemperatur des Lebensmittels
- der Art der Keime, ihrem Funktionszustand (vegetativ oder Sporen) und ihrer Vorgeschichte
- den Milieubedingungen
- der Zusammensetzung und der Wärmeleitfähigkeit des Lebensmittels
- der Art der Wärmeübertragung
Beim Sterilisieren in Behältern (Konserven) kommt hinzu:
- Größe und Geometrie des Behälters
- isolierende Gasräume im Behälter
- Wärmedurchgang des Behältermaterials
- Ruhe oder Rotation des Behälters beim Sterilisieren
Leitkeime beim Sterilisieren
- Es wird ein 12 D-Konzept für Clostridium botulinum Typ A und B angestrebt, d.h. man legt Sterilisations- prozesse so aus, dass die Reduktion der Anzahl der Sporen von Clostridium botulinum Typ A und B um 12 Dezimalstellen erfüllt wird
- Da die Arbeit mit Clostridium botulinum zu gefährlich ist, arbeitet man mit Ersatzkeimen. Bei einem 5 D Konzept für Clostridium sporogenes pA 3697 ist auch das 12 D-Konzept für Clostridium botulinum erfüllt.
Prozesswerte bei Erhitzungsprozessen
Um reale Erhitzungsprozesse mit Literaturdaten vergleichen zu können, werden Prozesswerte verwendet. Ein Erhitzungsprozess mit einem F-Wert von 5 min, entspricht in seiner Mikroorganismen abtötenden Wirkung einer 5 min andauernden schlagartigen Erhitzung auf 121,1°C.

Der Letalitätswert (L-Wert)
Der Letalitätswert (L-Wert) gibt an, welcher Effekt durch einminütige Erhitzung auf eine Temperatur T erreicht wird im Vergleich zu einer ein Minuten langen Erhitzung auf 121,1°C.
Der L-Wert ist abhängig von der Temperatur und dem z-Wert der Reaktion.
L-Werte werden tabelliert, um die Berechnung von F-Werten zu erleichtern.

Ultra-Hochtemperatur-Erhitzung (UHT)
Erhitzung bei 135 bis 150°C für 1 bis 10 s.
Alle Mikroorganismen werden abgetötet.
Die Enzyminaktivierung kann unvollständig sein.
z.T. werden Pasteurisationen zur Enzyminaktivierung einer UHT-Behandlung vorweg gestellt.
Röhrenwärmetauscher
- Indirekte Erhitzung im Gegenstromverfahren
- Keine Abdichtungsprobleme bei hohen Drücken ⇒Arbeiten bei hohen Drücken bzw. Temperaturen möglich
- Etwas längere Aufheiz- bzw. Kühlzeiten wie beim direkten Verfahren
→evtl.Qualitätsveränderungen
- Keine direkte Zuführung bzw. Entnahme von Dampf oder sonstigem Heizmedium zum Produkte
Plattenwärmetauscher
- Indirekte Erhitzung im Gegenstromverfahren
- Wellenförmig profilierte Platten Spaltbreite zwischen 3 – 6 mm → turbulente Durchströmung → intensiver Wärmeaustausch
- Keine Abdichtungsprobleme bei hohen Drücken ⇒Arbeiten bei hohen Drücken bzw. Temperaturen möglich
Vorteile Dampfinjektion
- Direkte Produkterhitzung
- Produkt wird mit Dampf vermischt →Reduzierung der Trockenmasse →Wasser wird im Entspannungskühler dem Produkt wieder entzogen
- Rasche Temperaturerhöhung und Absenkung
- Schonende, aseptische Produktbehandlung
- Ringförmige Dampf-Düsen gewährleisten einen gleichbleibenden und schonenden Dampfübergang
Rotationsautoklav (Verfahren)
- Vollwasser-Verfahren (mit Rotation)
- Dampfsprüh-Verfahren (mit Rotation)
Vorgehensweise Tyndallisieren
- Mehrfache (2 bis 4 mal) Erhitzung auf Temperaturen unter 100°C
- Sterilisieren durch mehrfaches Pasteurisieren
- Zwischen den Pasteurisierschritten werden Auskeimungszeiten z.B. von 16 - 24 h bei 15 - 25°C eingehalten.
- Tyndallisieren wird angewandt bei sehr temperaturempfindlichen Produkten, bei denen ein einmaliges Pasteurisieren kein stabiles Produkt erzielen würde.
Reduzierung von negativen Nebenwirkungen von thermischen Haltbarmachungsprozessen
- Prozessoptimierung thermischer Prozesse (z.B. Hochtemperatur-Kurzzeiterhitzung)
- Verkürzung von Aufwärmphasen thermischer Prozesse (z.B. Dampfinjektion, Mikrowellenerhitzung)
- Verkürzung von Abkühlphasen thermischer Prozesse (z.B. Entspannungsverdampfung)
- Einsatz nicht thermischer Verfahren
(z. B. Hochdruckbehandlung, Elektropulsverfahren, Sterilfiltration)
Neue Erhitzungstechnologien
- Mikrowellenerhitzung
- Ohmsche Erhitzung
- Induktive Erhitzung
Unterschied zwischen konventioneller Erhitzung und Mikrowellenerhitzung
- Bei der konventioneller Erhitzung wird die Wärme durch Wärmestrahlung (z.B. Ober- und Unterhitze), Wärmekonvektion (z.B. Umluft) oder Wärmeleitung (z.B. Kontaktgrillen) auf die Oberfläche des Lebensmittels übertragen und von da aus in
das Innere des Lebensmittels geleitet. Die Oberfläche des Lebensmittels wird daher wesentlich stärker erhitzt als das Innere, so dass es hier z.B. zur Maillard-Reaktion kommen kann. - Bei der Mikrowellenerhitzung wird die Wärme im Lebensmittel erzeugt und nur über kurze Entfernungen durch Wärmeleitung transportiert, die Erwärmung in der Mikrowelle ist daher schneller.
- Trotz gleicher Temperaturverteilung weist die Erhitzung in der Mikrowelle die geringeren F-Werte und somit die geringere mikroorganismenabtötende Wirkung auf.*

Vor- und Nachteile der Mikrowellenerhitzung
Vorteile:
- Unabhängig von Wärmeleitung, daher kurze Erhitzungszeiten
- Aufgrund der kurzen Erhitzungszeiten Vitamin- und Nährwertschonend
Nachteile:
- In der Regel keine Maillard-Reaktion oder Karamellisierung
- Je nach Produkt Veränderungen der Produktqualität



