LIB 4 Flashcards
(73 cards)
Nennen Sie die vier Phasen pädagogisch-psychologischer Beratungsprozesse und erläutern Sie, welche Aufgaben in jeder Phase üblicherweise die Beraterinnen bzw. Berater übernehmen.Die vier Phasen der Beratung:
Die vier Phasen der Beratung:
- Bestandsaufnahme: Erfassung der Problemlage und Biografieanalyse
- Zielvereinbarung: Klärung möglicher Problemlösungen und Zielformulierung
- Beratungsprozess & Problemlösung: Entwicklung von Lösungen, Analyse von Hindernissen
- Abschluss & Bewertung: Reflexion des Beratungsprozesses, Feedback und Entscheidung über Weiterarbeit
5.2 Erfolgskriterien von Beratung
Beratungsprozesse werden von Klientinnen und Klienten sowie von Beratenden unterschiedlich bewertet.
Frage: Erklären Sie zwei zentrale Unterschiede in der Bewertung von Beratungserfolgen zwischen Klientinnen und Klienten und Beraterinnen und Beratern.
- Klientinnen und Klienten bewerten den Erfolg oft danach, ob ihr Problem gelöst wurde.
- Beratende betrachten zusätzlich die langfristige Veränderung von Einstellungen und Verhaltensweisen.
Anwendung von Skalierungstechniken
Die Skalierungsscheibe ist ein diagnostisches Instrument, das auch zur Problemlösung beitragen kann.
Formulieren Sie sieben Skalenfragen, die helfen, den Konflikt in einem Team zu analysieren und Lösungswege zu erarbeiten.
- Wie stark erleben Sie den aktuellen Konflikt auf einer Skala von 1 bis 10?
- Wie groß ist Ihr Vertrauen in Ihre Kolleginnen und Kollegen?
- Wie offen können Sie in Ihrem Team Ihre Meinung äußern?
- Wie wohl fühlen Sie sich in Ihrer aktuellen Rolle?
- Wie hoch ist Ihre Motivation, gemeinsam an einer Lösung zu arbeiten?
- Wie würden Sie die Kommunikationskultur in Ihrem Team bewerten?
- Wie zuversichtlich sind Sie, dass eine Lösung für den Konflikt gefunden werden kann?
Drei zentrale Entwicklungen der Beratung im Laufe der Geschichte
- In der Antike war Beratung eine Tätigkeit von Philosophen, die Ratsuchende in ethischen und existenziellen Fragen unterstützten.
- In der Neuzeit wurden spezialisierte Beratungsberufe etabliert, z. B. in der Medizin und Psychologie.
- Im 20. und 21. Jahrhundert führte die Individualisierung der Gesellschaft zu einem starken Anstieg an Beratungsangeboten, insbesondere in den Bereichen Coaching, Psychotherapie und Karriereberatung.
Aufgabe 1: Grundlagen pädagogisch-psychologischer Beratung
Vier-Phasen-Modell der Beratung
Frage: Begründen Sie anhand von zwei Aspekten, weshalb eine klare Zielvereinbarung (Phase 2) für die Wirksamkeit der Beratung wichtig ist.
- Eine klare Zielvereinbarung hilft den Klientinnen und Klienten, eine Orientierung für die Beratung zu gewinnen und die gewünschten Ergebnisse zu konkretisieren.
- Sie ermöglicht eine strukturierte und zielgerichtete Beratung, indem sie als Leitfaden für den weiteren Beratungsprozess dient.
Aufgabe 2: Qualitative Diagnostik in der Beratung
Beschreiben Sie die Lebenslinie als Diagnostikinstrument in der pädagogisch-psychologischen Beratung. (10 P.)
- Die Lebenslinie ist eine biografische Methode, bei der Klientinnen bzw. Klienten wichtige Lebensereignisse grafisch darstellen. (2 P.)
- Sie dient dazu, persönliche Ressourcen, wiederkehrende Muster oder biografische Brüche zu identifizieren. (2 P.)
- Das Verfahren unterstützt die Klientin bzw. den Klienten dabei, Problemlösungsstrategien aus der Vergangenheit zu reflektieren und für gegenwärtige Herausforderungen nutzbar zu machen. (3 P.)
- Die Beraterin bzw. der Berater nutzt gezielte Fragen, um Emotionen und Bewältigungsstrategien herauszuarbeiten. (3 P.)
Aufgabe 2: Qualitative Diagnostik in der Beratung
Diagnostische Instrumente
In der Beratung Erwachsener kommen qualitative Diagnostikinstrumente zum Einsatz.
Frage: Beschreiben Sie die drei Instrumente „Introspektion“, „Lebenslinie“ und „Skalierungsscheibe“ und erläutern Sie für jedes Instrument eine Situation, in der es sinnvoll eingesetzt werden kann.
Introspektion:
Eine Selbstreflexionsmethode, bei der Klientinnen und Klienten durch gezielte Fragen ihre Gedanken und Emotionen ordnen.
Einsatzbereich: Wenn eine Person ihre eigenen Werte und Motivationen besser verstehen möchte.
Lebenslinie:
Eine grafische Darstellung von wichtigen Lebensereignissen, um persönliche Entwicklung und Krisen sichtbar zu machen.
Einsatzbereich: Zur Verarbeitung von biografischen Veränderungen oder Krisensituationen.
Skalierungsscheibe:
Ein Instrument zur visuellen Darstellung von Beziehungen oder Konflikten in Gruppen.
Einsatzbereich: In der Teamberatung, um Rollenverteilungen oder Kommunikationsprobleme zu analysieren.
Anforderungen an Beratende
Nennen und erläutern Sie drei zentrale Charaktermerkmale einer professionellen Beraterin bzw. eines Beraters. (9 P.)
- Empathie: Fähigkeit, sich in die Perspektive der Klientin bzw. des Klienten hineinzuversetzen, um deren Anliegen und Emotionen besser zu verstehen. (3 P.)
- Fähigkeit zur Distanzierung: Professionelle Beraterinnen und Berater wahren eine Balance zwischen Nähe und Distanz, um sachlich und objektiv zu bleiben. (3 P.)
- Reflexionsfähigkeit: Sie analysieren ihr eigenes Beratungsverhalten, um ihre Methoden und Kommunikation stetig zu verbessern. (3 P.)
Interventionsstrategien und Problemlösung
Interventionstechniken in der Beratung
Psychologische Beratung beinhaltet verschiedene Interventionsformen.
Frage:
Beschreiben Sie die Methode des „Reframings“ und erläutern Sie, inwiefern sie Klientinnen und Klienten hilft, eine neue Perspektive auf ihr Problem zu gewinnen.
Reframing bezeichnet eine Technik, bei der eine problematische Situation oder ein negatives Erlebnis in einen neuen, positiven Kontext gestellt wird.
Beispiel:
Eine Klientin empfindet ihre Arbeitslosigkeit als Scheitern. Durch Reframing könnte die Beraterin ihr aufzeigen, dass sie diese Zeit als Chance für Weiterbildung und Neuorientierung nutzen kann.
Beratungsprozesse und Methoden
Skizzieren Sie die Funktion von Reframing in der Beratung. Geben Sie ein Beispiel. (8 P.)
- Reframing bedeutet, dass eine Person ihre Perspektive auf ein Problem verändert, um neue Handlungsoptionen zu entwickeln. (2 P.)
- Die Beraterin bzw. der Berater hilft der Klientin bzw. dem Klienten, eine bisher negative Situation in einem neuen, konstruktiven Licht zu sehen. (2 P.)
- Beispiel: Eine Klientin ist arbeitslos und sieht sich als gescheitert. Durch Reframing könnte sie erkennen, dass diese Phase ihr die Möglichkeit bietet, sich beruflich neu zu orientieren und weiterzubilden. (4 P.)
Aufgabe 5: Arbeitsfelder der Beratung und Evaluation
Arbeitsfelder pädagogisch-psychologischer Beratung
Es gibt verschiedene Formen der Beratung, darunter Coaching, Supervision und Mediation.
Frage: Wählen Sie zwei dieser Formen aus und erläutern Sie deren wesentlichen Unterschiede.
- Coaching: Fokussiert sich auf individuelle Entwicklung, häufig im beruflichen Kontext, um persönliche oder fachliche Kompetenzen zu verbessern.
- Mediation: Vermittelt zwischen Konfliktparteien mit dem Ziel einer einvernehmlichen Lösung, z. B. in Unternehmen oder Familien.
Beratung im beruflichen Kontext
Erklären Sie die Bedeutung von Coaching als Beratungsform.
- Coaching ist eine zielorientierte Beratungsform, die darauf abzielt, die Selbststeuerung und Leistungsfähigkeit von Klientinnen bzw. Klienten zu stärken. (3 P.)
- Es unterscheidet sich von anderen Beratungsformen, da es vor allem in der beruflichen Entwicklung und im Karrierebereich Anwendung findet. (3 P.)
- Ein Coach unterstützt durch gezielte Fragen, Reflexion und Feedback, statt direkte Lösungen vorzugeben. (2 P.)
- Coaching kann als individuelles Einzelcoaching oder als Teamcoaching durchgeführt werden. (2 P.)
Berater müssen verschiedene Eigenschaften mit sich bringen. Ist es besser Introvertiert oder extrovertiert zu sein?
Introvertiert oder extrovertiert?
Introvertierte Menschen neigen dazu, gut zuzuhören, sich intensiv in andere einzufühlen und ihre Worte sorgfältig zu wählen – das kann in der Beratung sehr hilfreich sein.
Extrovertierte Menschen sind oft kommunikativ und offen, was ebenfalls Vorteile bringt, aber sie müssen darauf achten, nicht zu dominant im Gespräch zu sein.
💡 Fazit: Es gibt nicht „die perfekte Beraterpersönlichkeit“. Viel wichtiger ist, dass jemand seine eigene Art reflektiert und an seinen kommunikativen Fähigkeiten arbeitet.
Berater sollen über Empathie verfügen. Worauf ist hierbei zu achten?
Empathie – aber mit Distanz
Beraterinnen und Berater sollen mitfühlen, aber nicht mitleiden.
Sie müssen professionell bleiben und dürfen sich nicht zu sehr in die Probleme der Klienten verstricken.
Ihre Aufgabe ist es, Hilfe zur Selbsthilfe zu geben, nicht Probleme für die Klienten zu lösen.
Beraterinnen und Berater brauchen bestimmte Charaktereigenschaften, um in ihrem Beruf erfolgreich zu sein. Welche (nach Carl Rogers)?
📌 Drei zentrale Eigenschaften nach Carl Rogers:
- Empathie – Das Einfühlungsvermögen, sich in die Gedanken und Gefühle der Klienten hineinzuversetzen.
- Wertschätzung – Akzeptanz und Respekt gegenüber den Klienten, unabhängig von ihren Problemen oder Fehlern.
- Kongruenz (Echtheit) – Der Berater sollte authentisch sein und nicht „eine Rolle spielen“.
Beschreiben Sie die beiden Teile, die das Arbeitsprozesswissen professioneller pädagogisch-psychologischer Beraterinnen und Berater ausmachen.
Zwei Teile des Arbeitsprozesswissens:
- Theoretisches Wissen: Erwerb in Studium & Ausbildung, basiert auf wissenschaftlichen Grundlagen
- Implizites Wissen: Entwickelt sich aus der Beratungspraxis, intuitiv angewendet
Beschreiben Sie die Funktionen des Einsatzes der Lebenslinie als Diagnostikinstrument in der pädagogisch-psychologischen Beratung Erwachsener.
- Dient zur Reflexion über frühere Problemlösungsstrategien
- Hilft, Ressourcen und Kompetenzen aus der Vergangenheit zu identifizieren
- Unterstützt die Entwicklung neuer Lösungsansätze auf Basis früherer Erfolge
Charaktereigenschaften von Beraterinnen und Beratern
Nicht jede Person ist für die Beratungsrolle geeignet.
Beschreiben Sie drei Charaktereigenschaften, die eine erfolgreiche Beratungsperson auszeichnen, und begründen Sie, warum diese Eigenschaften wichtig sind.
- Geduld: Veränderungen benötigen Zeit, und Beraterinnen und Berater müssen Klientinnen und Klienten Raum zur Entwicklung lassen.
- Flexibilität: Beratungen verlaufen nicht immer nach Plan, daher ist die Fähigkeit zur Anpassung an unerwartete Entwicklungen wichtig.
- Analytisches Denken: Hilft, komplexe Probleme zu strukturieren und Lösungswege zu erarbeiten.
Erläutern Sie die drei qualitativen Diagnostikinstrumente: Introspektion, Lebenslinie und Skalierungsscheibe.
- Introspektion: Selbstreflexion durch Fragen zu Motiven, Werten, Identität. (5 P.)
- Lebenslinie: Visualisierung der biografischen Entwicklung mit Fokus auf prägende Ereignisse. (5 P.)
- Skalierungsscheibe: Darstellung sozialer Beziehungen und Konflikte durch räumliche Anordnung von Figuren. (5 P.)
Erläutern Sie die Merkmale einer gemeinschaftlichen psychologischen Diagnostik, die sinnvollerweise in der pädagogisch-psychologischen Beratung von Erwachsenen zur Anwendung kommt.
Gemeinschaftliche Diagnostik bedeutet, dass Diagnostik nicht nur zur Analyse dient, sondern auch als Gesprächseinstieg genutzt wird. Der Fokus liegt auf subjektiver Problemdefinition, alltagsnaher Beschreibung statt pathologischer Begriffe und klarer Zielentwicklung.
Existenzängste sind ein häufiger Beratungsanlass. Welche vier typischen Denkmuster verstärken Existenzprobleme? (8 P.)
- Katastrophendenken → Jedes Problem wird als unlösbare Krise wahrgenommen. (2 P.)
- Generalisiertes Schwarz-Weiß-Denken → „Wenn ich einmal scheitere, werde ich immer scheitern.“ (2 P.)
- Verrenkungsdenken → Willkürliche, unlogische Schlussfolgerungen über die eigene Lage. (2 P.)
- Meinungen mit Tatsachen verwechseln → Subjektive Befürchtungen werden als Realität angesehen. (2 P.)
Menschen mit Selbstwertproblemen entwickeln oft verzerrte Denkweisen. Nennen und beschreiben Sie drei typische Denkfehler. (9 P.)
- Applausfetischismus (3 P.)
* Die eigene Identität hängt von der Anerkennung durch andere ab.
* Kritik wird als persönliche Ablehnung empfunden. - Schwarz-Weiß-Denken (3 P.)
* Personen sehen sich entweder als totale Gewinner oder totale Verlierer.
* Keine Nuancen oder Zwischenlösungen werden wahrgenommen. - Versicherungsdenken (3 P.)
* Betroffene denken lieber negativ, um sich auf das Schlimmste vorzubereiten.
* Führt oft zu Vermeidungsverhalten oder Angst vor Risiken.
Welche drei zentralen Problembereiche treten in der pädagogisch-psychologischen Beratung häufig auf? Beschreiben Sie jeden Bereich kurz. (9 P.)
- Selbstwertprobleme (3 P.)
- Personen definieren ihren Selbstwert über Leistung oder Anerkennung von anderen.
- Sie haben Angst vor Ablehnung oder kämpfen um Bestätigung (z. B. „Applausfetischismus“).
- Neigen zu Schwarz-Weiß-Denken oder übermäßiger Selbstkritik.
- Existenzprobleme (3 P.)
- Angst vor dem Verlust von Sicherheit (Job, Gesundheit, finanzielle Sicherheit).
- Katastrophendenken („Wenn ich arbeitslos werde, ist mein Leben ruiniert“).
- Übertreibung von Risiken, auch bei medizinischen Diagnosen.
- Frustrationstoleranzprobleme (3 P.)
- Schwierigkeiten, Rückschläge zu akzeptieren („Alles muss perfekt sein“).
- Null-Verzicht-Denken („Ich will eine Lösung ohne Nachteile“).
- Unrealistische Erwartungen an die Umwelt oder sich selbst.
Grundlagen der pädagogisch-psychologischen Beratung
Frage 1.1
Was ist pädagogisch-psychologische Beratung und wie unterscheidet sie sich von Psychotherapie, Betreuung und Lehre? (10 P.)
- Beratung: Hilfe zur Selbsthilfe, Klientinnen und Klienten erarbeiten selbst Lösungen für ihre Probleme. (2 P.)
- Psychotherapie: Zielt auf die Heilung psychischer Störungen ab, basiert auf einer klaren Diagnose und oft auf medizinischen Maßnahmen. (2 P.)
- Betreuung: Beinhaltet direkte Fürsorge und Entscheidungsmacht über die betreute Person. (2 P.)
- Lehre: Fokussiert auf die systematische Wissensvermittlung, oft in einem strukturierten Bildungskontext. (2 P.)
- Unterschied: Beratung ist ergebnisoffen, partizipativ und setzt auf Eigenverantwortung der Ratsuchenden. (2 P.)