LITM 1N Flashcards
Erkläre den Unterschied zwischen fiktionaler und non-fiktionaler Literatur.
Fiktionale Texte entspringen der Fantasie eines Autors, sie sind mehrdeutige sprachliche Kunstwerke.
Nonfiktionale Texte beschreiben die reale Welt, sie benennen Fakten und Sachprobleme.
Die Vermittlung von Inhalten durch literarische Texte hat Grenzen - warum? Welche Möglichkeit entsteht daraus?
Ein Autor kann nie sicher sein, dass beim Leser genau das ankommt, was er ihm vermitteln wollte. Das mag einerseits eine Begrenzung darstellen, hat aber andererseits einen großen Reiz, weil es dem Leser die Chance gibt, durch seine Imagination und Fantasie den literarischen Text lebendig zu gestalten und in seine individuelle Lebenssituation einzubeziehen.
Welche Probleme bringt die Beschäftigung mit Literatur mit sich? (3)
„Die Literatur“ ist nicht „das Leben“, sondern immer ein Abbild von Realität. Literatur ist „gelesenes Leben“ und kein „gelebtes Leben“. Man kann noch so viel über Liebe und Leidenschaft in einem Roman lesen, kein Text wird einem wirklichen Kuss standhalten.
Lesen ist gefährlich. Es hat eine unterwandernde Wirkung, es trägt uns weg von dem gewohnten Umfeld, es stellt Lebensumstände in Frage, weckt Sehnsüchte, schürt Aufstand und Widerstand.
Literatur kann eine Flucht aus der eigenen Realität sein. Wir stellen uns nicht mehr unseren Problemen, sondern fliehen in eine Scheinwelt. Der spanische Autor Miguel Cervantes hat schon 1605 dieses Phänomen zum Gegenstand seines berühmten Romans „Don Quijote“ gemacht. Der Held des Werkes hat so viele alte Ritterromane gelesen, dass er den Bezug zu seinem Leben völlig verloren hat; wir kennen alle seinen berühmten Kampf gegen die Windmühlenflügel.
Nenne zwei wesentliche Merkmale der Lyrik, Epik und Dramatik.
Lyrik: subjektiv, komprimiert, gebundene Sprache
Epik: Erzählung von Vergangenem, freie Sprache
Dramatik: Konflikt zwischen Protagonist (“Held”) und Antagonist (“Antiheld”), Personalisierung von Problemen
Warum interpretiert man literarische Texte?
Umfassenderes Verständnis für den Gehalt des Textes
Einordnung seiner Bedeutung
Bewertung seiner Qualität
Worin liegt der Unterschied zwischen einer textimmanenten und einer textexternen Interpretation?
Eine textimmanente Interpretation bezieht sich nur auf den vorliegenden Text.
Eine textexterne Interpretation nimmt zusätzliche Informationen mit auf: Biografie des Autors, gesellschaftliches Umfeld, kulturgeschichtliche Zusammenhänge.
Welche Aufgaben hat ein Literaturkritiker?
- Interpretation und Bewertung der literarischen Qualität eines Textes
- Einordnung von Neuerscheinungen in die Kultur
Was versteht man unter dem Gehalt eines literarischen Textes?
Nenne Beispiele (4).
Problematik, die der Autor in den Mittelpunkt stellt.
z.B. menschliche Grundprobleme (Liebe, Hass, Tod, Leben), Bewältigung von Schicksalsschlägen, Behandlung sozialer Probleme (Arbeitslosigkeit, Armut, …), Suche nach dem Sinn des Lebens.
Erläutere fünf Arten von Erzählstrukturen (Aufbau und Wirkung).
linearer Erzählstil:
Episoden werden miteinander verknüpft, indem die Hauptpersonen oder ein Motiv in allen Episoden auftritt.
Die Geschichte wirkt dadurch wie eine Einheit, die Spannung zwischen den Episoden ist aber nicht sonderlich groß.
mehrere Handlungsstränge:
Auflösung der Handlung in versch. Handlungsstränge z.B. Haupt- und Nebenhandlung.
Spannung zwischen den Episoden wird verstärkt.
Umgebung der Geschichte mit einer Rahmenhandlung:
Rahmenerzählung (1) - Binnenerzählung - Rahmenerzählung (2)
Dr. F stellt das Problem einer unerfüllten Liebe dar - Die Geschichte von A und B - Dr. F wertet die Geschichte aus.
Stellt die grundsätzliche Bedeutung in den Mittelpunkt.
Rückblende/Vorschau:
Auflockerung einer Geschichte; Schaffung zusätzlicher Spannungsmomente
Diskontinuierlicher Erzählstil
Aufheben der Chronologie z.B. Beginn inmitten der Handlung
Steigerung der Spannung beim Leser (“wie konnte es soweit kommen?”)
Welcher zwei Erzählformen gibt es und welche Merkmale machen sie aus?
Ich-Erzähler:
berichtet über seine eigenen Erlebnisse; schaut auf sein Leben zurück; denkt über das, was er erfahren hat nach; kann Gefühle und Gedanken anderer nur erahnen
Leser kann sich mit dem Erzähler identifizieren und wird unmittelbar in das Geschehen hineingezogen.
Er/Sie-Erzähler:
kein Beteiligungsverhältnis des Erzählers zum Erzählten; Erzähler beschreibt Erlebnisse und Gedanken mehrerer Personen
Erweckt den Eindruck, dass der Erzähler “allwissend” ist.
Welches Problem kann bei der Interpretation hinsichtlich der Person des Autors und dem Erzähler entstehen?
Es besteht leicht die Gefahr, beide Personen bei einer Interpretation gleichzusetzen und zu falschen Aussagen zu kommen.
Bei einem Kriminalroman interessiert den Leser die Handlung des Romans und die daraus resultierende Spannung und nicht die Frage, ob der Autor kriminell ist.
Welche Merkmale (5) hat die personale Erzählperspektive und welche Wirkung (1) erzielt sie beim Leser?
Das Geschehen wird aus Sicht einer bestimmten handelnden Figur geschildert.
Der Leser erfährt vom personalen Erzähler nur solche Überlegungen und Wahrnehmungen, die von einer der handelnden Figuren berichtet oder beobachtet werden können; Erläuterungen werden vermieden
Innere Monologe; Gespräche fast ausschließlich in direkter Rede, bei der die Interessenlage der erzählenden Figur im Mittelpunkt steht; die Person denkt über das Geschehen nach
Verzicht auf erläuternde Bemerkungen.
Erweckt beim Leser den Eindruck, als befände er sich am Schauplatz des Geschenes und erlebte das Geschilderte unmittelbar.
Welche Merkmale (7) hat die auktoriale Erzählperspektive und welche Wirkung (1) erzielt sie beim Leser?
Der Erzähler ist im Text ständig präsent, indem er den Leser direkt anspricht.
Habe ich Ihnen schon von Argo und Beate erzählt? Nein? Dann hören Sie mal zu.
Der Erzähler greift in das Geschehen dadurch ein, dass er auf zukünftiges Geschehen hinweist.
Wie hätte sie auch wissen können, dass Argo in wenigen Jahren in einer Hamburger Spedition Karriere machen würde.
Der Erzähler kommentiert das Verhalten der Figuren.
Argos Reaktion, so verständlich sie auf den ersten Blick ist, war sehr heftig, aber ich empfinde sie als unangemessen.
Der Erzähler steuert eigene Gedanken bei.
Aber Eile und Druck sind in Liebesdingen stets schlechte Ratgeber, finden Sie nicht auch?
Der Erzähler wendet sich an den Leser mit dem Appell, das Geschehen selbst zu beurteilen.
Hätten Sie sich an Beates Stelle auch so entschieden?
Der Erzähler ist als Person erkennbar.
Der Erzähler legt dem Leser Erzählentscheidungen offen.
- Beate hat recht schnell einen neuen Partner gefunden, aber darüber berichte ich Ihnen beim nächsten Mal.*
- Der Leser wird durch den Erzähler intensiv in das Geschehen mit eingebunden, es bleibt durch den sichtbaren Erzähler aber immer deutlich, dass ein vermittelndes Medium existiert, also jemand “dazwischen” steht.*
Welche Merkmale (2) hat die neutrale Erzählperspektive und welche Wirkung (2) erzielt sie beim Leser?
“erzählerloses Erzählen - Camera-eye-Perspektive” - Erzähler ist für den Leser nicht fassbar und ist reiner Beobachter des Geschehens; beschreibt nur, was von außen wahrnehmbar ist.
- Der Leser wird veranlasst, sich die Bedeutung des Dargestellten selbst zu erschließen.*
- Schafft emotionale Distanz des Lesers zum Dargestellten.*
Welche Fragen muss sich ein Autor hinsichtlich der vorkommenden Figuren stellen? (5)
Welche Figuren sollen in der Geschichte auftreten?
Wer ist die Hauptfigur (Protagonist)?
Wer ist der Gegenspieler (Antagonist)?
Wer sind die Nebenfiguren?
Welche Figuren gehören zueinander?
Wie kann ein Autor eine Figur gestalten?
Die Figur ändert/behält im Laufe der Handlung ihre Persönlichkeit durch Erfahrungen und Erkentnisse (dynamische/statische Figur).
Die Figur stellt einen bestimmten Typus (der Sportler, die Blondine, die Karrierefrau, …) dar, oder betont mit vielen verschiedenen und damit auch widersprüchlichen Eigenschaften ihre Individualität.
Der Charakter der Figur ist leicht/schwer erkennbar (offene/geschlossene Figur)
Wie zeichnet sich die direkte Charakterisierung aus?
Charaktereigenschaften werden durch den Erzähler, durch die Figur selbst, oder durch andere Figuren in Form von Bewertungen, Kommentaren und Einschätzungen ausdrücklich genannt.
Wie zeichnet sich die indirekte Charakterisierung aus?
Der Erzähler beschreibt das Verhalten, die Fähigkeiten, oder das Aussehen kommentarlos, erwähnt also Charaktereigenschaften nicht ausdrücklich (Leser zieht selbst Rückschlüsse).
Welche Bedeutung hat der Raum einer Handlung? (2)
Schafft den Hintergrund und die Atmosphäre, in der die Menschen agieren.
Dem Leser wird durch die Beschreibung des Raums die Bühne der Handlung bereitet und versetzt ihn unmittelbar in die erwünschte Stimmung.
Welche Fragen hinsichtlich der Sprache muss man sich bei einer Interpretation stellen? (10)
Ist der Sprachstil verbal oder nominal?
In welcher Zeit ist der Text geschrieben (Präsens/Präteritum/Historisches Präsens)?
Sollen die Aussagen wirklich oder möglich sein (Indikativ/Konjunktiv)?
Soll der Täter oder das Opfer im Mittelpunkt stehen (Aktiv/Passiv)?
Wie ist der Text ausgeschmückt (attributive/adverbiale Verwendung von Adjektiven)?
Ist der Text bildlich gestaltet (Metaphern)?
Werden Fremdwörter verwendet?
Wie ist der Satzbau (Parataxe/Hypotaxe/Treppensätze/Satzfragmente)?
Wird die Bedeutung durch die Wortstellung verändert?
Welche Stilschicht(en) wird verwendet?
Welche sechs Fragen sollten bei einer literarischen Textarbeit beantwortet werden?
Wer? – Der Autor! – nicht zu verwechseln mit dem Erzähler
Wann? – Erscheinungsdatum des Textes
Wo? – Falls vorhanden Erscheinungsort und Textsorte
Was? – kurze Inhaltsangabe und Darstellung des Gehalts
Wie? – Analytisch: Aufbau und Erzählstruktur, Erzählform und Erzählperspektive, Figurenkonstellation und Figurenkonzeption, Charakterisierung, Raum und Zeit, Sprachanalyse
Warum? – Textinterne und, soweit nötig, textexterne Interpretation, Titelbezug
Was sollte die Einleitung einer iterarischen Arbeit beinhalten?
Wer sagt wann, wo, was?
Besonders beim „Was?“ ist es in Ihrer Einleitung von Belang, in höchstens ein bis drei Sätzen die Kernaussagen bzw. Kernproblematik(en) des zu bearbeitenden Textes darzulegen und aufzuzeigen, welche möglichen Fragestellungen sich daraus ergeben.
Danach formulieren Sie einen Übergangssatz, mit dem Sie zum Hauptteil überleiten. Nehmen Sie dabei ruhig die Fragestellung der Aufgabe auf.
Was sollte der Hauptteil einer iterarischen Arbeit beinhalten?
Kurze Inhaltsangabe des vorliegenden Textes
keine wörtliche Rede oder Zitate!
Klären der Fragen “Wie?” und “Warum?”
Erläutern der Analysemerkmale auf ihre Wirkung!
Was sollte der Schluss einer iterarischen Arbeit beinhalten?
Kurze Zusammenfassung und Bewertung der Ergebnisse in Bezug zur Fragestellung.