Menschenbild Im Coaching Flashcards
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Was ist das Menschenbild im Coaching?
Das Menschenbild eines Coaches – seine grundlegende Annahme und Haltung gegenüber dem Klienten als Mensch – ist ein entscheidendes Fundament für einen erfolgreichen und professionellen Coaching-Prozess. Es beeinflusst maßgeblich die Gestaltung der Zusammenarbeit, die Methodenwahl und letztendlich die Wirksamkeit des Coachings.
Was ist das Menschenbild im Coaching?
Im Kern beschreibt das Menschenbild, wie ein Coach den Klienten wahrnimmt und versteht. Es umfasst Annahmen über dessen Potenzial, seine Fähigkeit zur Veränderung und Selbstverantwortung sowie seine grundlegenden Bedürfnisse und Werte. Viele professionelle Coaches orientieren sich an einem humanistischen Menschenbild. Dieses geht davon aus, dass jeder Mensch grundsätzlich nach Wachstum, Sinn und Selbstverwirklichung strebt und die Ressourcen zur Lösung seiner Probleme in sich trägt.
Warum ist das Menschenbild im Coaching so wichtig?
Die Bedeutung des Menschenbildes im professionellen Coaching manifestiert sich in mehreren zentralen Aspekten:
Gestaltung der Coaching-Beziehung: Ein wertschätzendes und ressourcenorientiertes Menschenbild schafft eine vertrauensvolle und offene Atmosphäre. Fühlt sich der Klient als Mensch mit seinen Stärken und Entwicklungspotenzialen gesehen und akzeptiert, fördert dies seine Bereitschaft, sich auf den Prozess einzulassen und persönliche Themen zu bearbeiten. Respekt, Empathie und eine Begegnung auf Augenhöhe sind direkte Ausflüsse eines positiven Menschenbildes.
Prozessgestaltung und Methodenwahl: Das Menschenbild des Coaches lenkt, wie er den Coaching-Prozess strukturiert und welche Methoden er einsetzt. Ein Coach, der an die Selbstwirksamkeit des Klienten glaubt, wird eher lösungs- und ressourcenorientierte Fragen stellen und den Klienten dabei unterstützen, eigene Antworten und Strategien zu entwickeln, anstatt Ratschläge zu erteilen.
Fokus auf Ressourcen und Potenziale: Ein humanistisches Menschenbild lenkt den Blick des Coaches auf die vorhandenen Stärken, Talente und Entwicklungsmöglichkeiten des Klienten. Dieser Fokus ist entscheidend, um den Klienten zu ermutigen und ihn dabei zu unterstützen, sein volles Potenzial auszuschöpfen.
Förderung der Selbstverantwortung: Coaches mit einem entsprechenden Menschenbild sehen den Klienten als Experten für sein eigenes Leben. Sie fördern dessen Autonomie und Eigenverantwortung, indem sie ihn dabei unterstützen, eigene Ziele zu definieren, Entscheidungen zu treffen und die Verantwortung für deren Umsetzung zu übernehmen.
Ethische Grundlage: Ein klares und reflektiertes Menschenbild dient dem Coach als ethischer Kompass. Es hilft ihm, professionelle Grenzen zu wahren, die Würde des Klienten zu achten und verantwortungsvoll zu handeln.
Nachhaltigkeit der Ergebnisse: Wenn das Coaching darauf abzielt, die inneren Ressourcen und die Selbstmanagementfähigkeiten des Klienten zu stärken – basierend auf dem Glauben an sein Potenzial –, sind die erzielten Ergebnisse oft nachhaltiger. Der Klient lernt, auch zukünftige Herausforderungen eigenständig zu meistern.
Was sind mögliche Auswirkungen eines negativen oder unreflektierten Menschenbildes?
Ein negatives oder unreflektiertes Menschenbild den Coaching-Prozess behindern. Geht ein Coach beispielsweise implizit davon aus, dass Klienten von Natur aus unmotiviert sind oder externe Anleitung benötigen, um Probleme zu lösen, kann dies zu einer direktiven und weniger partnerschaftlichen Vorgehensweise führen. Dies kann die Eigeninitiative des Klienten untergraben und die Entwicklung nachhaltiger Lösungen erschweren.
Was ist die Kernidee und die Prägung des Menschenbildes in der Humanistischen Psychologie?
Humanistische Psychologie
Kernideen: Diese Richtung, maßgeblich geprägt von Carl Rogers (Personenzentrierte Gesprächsführung) und Abraham Maslow (Bedürfnispyramide), stellt die Einzigartigkeit des Individuums, sein Potenzial für persönliches Wachstum und Selbstverwirklichung (Aktualisierungstendenz) in den Mittelpunkt. Sie betont die Bedeutung von Empathie, Akzeptanz (bedingungslose positive Wertschätzung) und Kongruenz (Echtheit) seitens des Coaches.
Prägung des Menschenbildes: Der Coach sieht den Klienten als grundsätzlich fähig, seine eigenen Lösungen zu finden und sein Leben selbstbestimmt zu gestalten. Der Klient ist der Experte für sich selbst. Das Menschenbild ist geprägt von Vertrauen in die Ressourcen und die Veränderungsfähigkeit des Klienten. Der Fokus liegt auf dem Erleben und den Stärken des Individuums.
Was ist die Kernidee und die Prägung des Menschenbildes in der Positiven Psychologie?
Positive Psychologie:
Kernideen: Begründet von Martin Seligman, beschäftigt sich die Positive Psychologie wissenschaftlich mit den Bedingungen und Prozessen, die zu einem gelingenden Leben und optimalem Funktionieren beitragen. Themen wie Stärken, Wohlbefinden, Glück, Optimismus, Resilienz und Sinnerleben stehen im Vordergrund.
Prägung des Menschenbildes: Der Coach nimmt eine ressourcenorientierte Perspektive ein und fokussiert auf die Stärken und positiven Potenziale des Klienten. Das Menschenbild ist optimistisch und sieht den Menschen als fähig, Wohlbefinden aktiv zu kultivieren und auch in schwierigen Situationen Wachstumschancen zu erkennen. Es geht nicht darum, Defizite zu reparieren, sondern Stärken auszubauen.
Was ist die Kernidee und die Prägung des Menschenbildes im systemischen Denken / Systemtheorie?
Systemisches Denken / Systemtheorie:
Kernideen: Dieser Ansatz betrachtet den Menschen nicht isoliert, sondern als Teil verschiedener Systeme (z.B. Familie, Beruf, Organisation). Probleme und Symptome werden als Ergebnis von Interaktionsmustern und Wechselwirkungen innerhalb dieser Systeme verstanden. Kommunikation, Beziehungen und Kontexte sind zentral.
Prägung des Menschenbildes: Der Coach sieht den Klienten im Kontext seiner relevanten Systeme. Das Menschenbild erkennt an, dass Verhalten und Erleben stark von Umweltfaktoren und Beziehungsdynamiken beeinflusst werden. Der Fokus liegt auf der Veränderung von Mustern und der Erweiterung von Perspektiven und Handlungsoptionen im System, wobei der Klient als autonom und fähig zur Beeinflussung dieser Systeme gesehen wird.
Was ist die Kernidee und die Prägung des Menschenbildes im Konstruktivismus?
Konstruktivismus:
Kernideen: Der Konstruktivismus geht davon aus, dass Menschen ihre Wirklichkeit aktiv selbst konstruieren. Es gibt keine objektive Realität, sondern individuelle Interpretationen und subjektive Weltsichten, die durch Erfahrungen und soziale Interaktionen geprägt werden.
Prägung des Menschenbildes: Der Coach respektiert die subjektive Realität des Klienten als dessen gültige Wahrheit. Das Menschenbild betont die Autonomie des Klienten in seiner Wahrnehmung und Bedeutungskonstruktion. Coaching wird zu einem Prozess, in dem der Klient eingeladen wird, seine Konstruktionen zu reflektieren, zu hinterfragen und potenziell zu verändern, um neue, nützlichere Sichtweisen und Handlungsmöglichkeiten zu entwickeln.
Ein moderner und professioneller Coach integriert oft Elemente aus mehreren psychologischen und philosophischen Denkrichtungen. Die bewusste Auseinandersetzung mit diesen psychologischen und philosophischen Grundlagen hilft dem Coach:
Ein kohärentes und positives Menschenbild zu entwickeln: Dies bildet die Basis für eine vertrauensvolle und wirksame Coaching-Beziehung.
Seine Interventionen fundiert auszurichten: Die Wahl der Methoden und Fragetechniken wird durch das zugrundeliegende Menschenbild beeinflusst.
Eine reflektierte Haltung einzunehmen: Das Verständnis dieser Denkrichtungen fördert die Selbstreflexion des Coaches bezüglich seiner eigenen Annahmen und Werte.
Den Klienten ganzheitlicher zu verstehen: Die verschiedenen Perspektiven ermöglichen ein tieferes Verständnis für die Komplexität menschlichen Erlebens und Verhaltens.
Letztendlich trägt ein durchdachtes und humanistisches Menschenbild, informiert durch diese Denkrichtungen, entscheidend zur Qualität und Professionalität des Coachings bei.
Wer ist war Steve de Shazer?
Steve de Shazer, zusammen mit seiner Frau Insoo Kim Berg, war eine Schlüsselfigur in der Entwicklung der Lösungsorientierten Kurzzeittherapie (Solution-Focused Brief Therapy, SFBT). Obwohl sein Ansatz eigenständig ist, weist er deutliche Verbindungen und Überschneidungen mit einigen der zuvor genannten Denkrichtungen auf und hat das professionelle Coaching maßgeblich beeinflusst.
Steve de Shazer hat zwar keine eigene, umfassende philosophische oder psychologische Denkrichtung im traditionellen Sinne begründet, aber sein lösungsorientierter Ansatz ist tief in konstruktivistischen und systemischen Ideen verwurzelt und teilt wichtige Grundannahmen mit der humanistischen und positiven Psychologie. Sein pragmatischer, ressourcen- und zukunftsorientierter Werkzeugkasten hat das professionelle Coaching revolutioniert und Coaches weltweit mit effektiven Methoden ausgestattet, um Klienten bei der Erreichung ihrer Ziele zu unterstützen, indem sie sich auf das konzentrieren, was möglich ist und was bereits funktioniert.
Welche Beiträge hatte Steve de Shazer zu in diesem Kapitel genannten Denkrichtungen?
Beiträge zu und Verbindungen mit den genannten Denkrichtungen:
Systemtheorie: Die SFBT (Solution-Focused Brief Therapie) hat ihre Wurzeln in der systemischen Familientherapie, insbesondere in der Arbeit des Mental Research Institute (MRI) in Palo Alto. De Shazer übernahm die Idee, dass Probleme in Interaktionsmustern entstehen und aufrechterhalten werden. Allerdings verschob er den Fokus radikal von der Problemanalyse hin zur Lösungsfindung und zur Identifizierung von Ausnahmen vom Problem. Sein Ansatz ist also systemisch in dem Sinne, dass er Interaktionen und Kontexte berücksichtigt, aber er konzentriert sich auf die Konstruktion von Lösungen innerhalb des Systems Klient (und ggf. dessen Umfeld).
Konstruktivismus: Die SFBT ist stark vom Konstruktivismus geprägt. De Shazer ging davon aus, dass Realität und Bedeutung durch Sprache und soziale Interaktion co-konstruiert werden. Klienten sind die Experten für ihr eigenes Leben und ihre eigenen Ziele. Der Coach/Therapeut hilft dem Klienten, eine bevorzugte Zukunft zu “konstruieren” und Wege dorthin zu finden, indem er die Sprache von Problemen hin zur Sprache von Lösungen verschiebt. Die “Wunderfrage” ist ein klassisches Beispiel dafür, wie Klienten eingeladen werden, eine alternative, problemfreie Realität zu entwerfen.
Humanistische Psychologie: Obwohl nicht direkt ein humanistischer Psychologe im Sinne von Rogers, teilt de Shazers Ansatz wichtige humanistische Grundannahmen. Dazu gehören der Glaube an die Ressourcen und Stärken des Klienten, die Betonung der Autonomie des Klienten bei der Zielsetzung und Lösungsfindung sowie eine grundsätzlich respektvolle und partnerschaftliche Haltung des Coaches/Therapeuten. Der Fokus auf das, was bereits funktioniert (“exceptions”), und die Verstärkung der Kompetenzen des Klienten spiegeln eine positive Sicht auf dessen Fähigkeiten wider.
Positive Psychologie: Die SFBT kann als ein Vorläufer oder eine verwandte Disziplin der Positiven Psychologie betrachtet werden, auch wenn sie sich vor deren formaler Begründung entwickelte. Der konsequente Fokus auf Stärken, Ressourcen, Ausnahmen vom Problem (Zeiten, in denen es besser war) und die gewünschte Zukunft (anstelle der Problemanalyse) nimmt viele Kernideen der Positiven Psychologie vorweg. Es geht darum, das Wohlbefinden und die funktionierenden Aspekte im Leben des Klienten zu identifizieren und auszubauen.
Was waren die Einflüsse von Steve de Shazer auf das professionelle Coaching?
Steve de Shazers Einfluss auf das professionelle Coaching ist erheblich und beruht hauptsächlich auf den Prinzipien und Techniken der Lösungsorientierten Kurzzeittherapie:
Fokus auf Lösungen statt auf Probleme: Dies ist der vielleicht revolutionärste und einflussreichste Aspekt. Coaches, die lösungsorientiert arbeiten, verbringen weniger Zeit mit der Analyse der Ursachen und der Geschichte von Problemen und konzentrieren sich stattdessen darauf, mit dem Klienten dessen gewünschte Zukunft zu definieren und kleine, konkrete Schritte dorthin zu identifizieren.
Zielorientierung: SFBT ist stark zielorientiert. Klienten werden ermutigt, klare, spezifische und für sie bedeutsame Ziele zu formulieren. Die “Wunderfrage” (“Angenommen, über Nacht geschieht ein Wunder und das Problem ist gelöst: Woran würden Sie das merken?”) ist eine zentrale Technik, um positive Ziele zu explorieren.
Identifizierung von Ausnahmen: De Shazer betonte die Wichtigkeit, nach Zeiten zu suchen, in denen das Problem nicht oder weniger stark auftrat (“exceptions”). Diese Ausnahmen liefern Hinweise auf bereits vorhandene Ressourcen und erfolgreiche Strategien des Klienten, die verstärkt werden können.
Nutzung von Skalierungsfragen: Fragen wie “Auf einer Skala von 0 bis 10, wobei 10 bedeutet, Ihr Ziel ist erreicht, und 0 das genaue Gegenteil – wo stehen Sie heute?” helfen, den Fortschritt messbar zu machen, kleine Verbesserungen wertzuschätzen und nächste Schritte zu definieren.
Betonung von Stärken und Ressourcen: Der Ansatz geht davon aus, dass Klienten die notwendigen Stärken und Ressourcen zur Lösung ihrer Probleme bereits in sich tragen. Aufgabe des Coaches ist es, diese bewusst zu machen und zu mobilisieren.
Kürze und Effizienz: Wie der Name “Kurzzeittherapie” andeutet, zielt der Ansatz auf möglichst effiziente und zeitnahe Veränderungen ab. Dies ist auch im Coaching-Kontext oft ein wichtiger Faktor.
Kooperative Haltung: Der Coach agiert als kooperativer Partner, der den Klienten als Experten für sein Leben anerkennt und ihn dabei unterstützt, seine eigenen Lösungen zu entwickeln. Es wird davon ausgegangen, dass der Klient am besten weiß, was für ihn funktioniert.
“Wenn etwas nicht kaputt ist, repariere es nicht. Wenn du weißt, was funktioniert, tu mehr davon. Wenn etwas nicht funktioniert, tu etwas anderes.”: Diese pragmatischen Leitsätze von de Shazer sind im Coaching sehr einflussreich geworden.
Kannst du mir eine Einführung in den Philosophischen Konstruktivismus geben?
Konstruktivismus: Eine Einführung
Der Konstruktivismus ist eine erkenntnistheoretische Position, die davon ausgeht, dass Wissen und Wirklichkeit nicht passiv wahrgenommen oder entdeckt, sondern aktiv von Individuen oder sozialen Gruppen konstruiert werden. Anstatt eine objektive Realität abzubilden, erschaffen Menschen ihre eigenen subjektiven Realitäten durch Interpretation, Erfahrung und soziale Interaktion.
Philosophischer Konstruktivismus
Der philosophische Konstruktivismus ist die breitere und grundlegendere Strömung. Seine Kernannahmen sind:
Wirklichkeit ist konstruiert: Es gibt keine vom Beobachter unabhängige, objektive Realität. Jedes Individuum konstruiert seine eigene Wirklichkeit basierend auf seinen Wahrnehmungen, Erfahrungen, seinem Vorwissen und seinen sozialen Interaktionen.
Wissen ist subjektiv: Da Wirklichkeit subjektiv ist, ist auch Wissen darüber subjektiv und nicht absolut. Es gibt viele mögliche “richtige” Sichtweisen und Interpretationen.
Fokus auf den Beobachter: Die Aufmerksamkeit richtet sich darauf, wie wir wissen und welche Prozesse zur Konstruktion unserer Wirklichkeit führen, anstatt darauf, was die “wahre” Natur der Dinge ist.
Viabilität statt Wahrheit: Konstruktivistische Ansätze fragen weniger danach, ob eine Überzeugung “wahr” ist, sondern eher, ob sie “viabel” (gangbar, nützlich, passend) für das Individuum in seiner Lebenswelt ist.
Im Coaching bedeutet ein philosophisch-konstruktivistischer Ansatz, dass der Coach anerkennt, dass die “Problem”-Beschreibung des Klienten dessen subjektive Konstruktion der Realität ist. Es geht nicht darum, dem Klienten eine “objektiv richtige” Sichtweise aufzudrängen, sondern ihn dabei zu unterstützen, seine eigenen Konstruktionen zu verstehen, zu hinterfragen und potenziell hilfreichere oder zielführendere Sichtweisen zu entwickeln. Der Coach respektiert die Autonomie des Klienten als Experte für sein eigenes Leben und seine eigenen Lösungen.
Kannst du mir eine Einführung in den Psychologischen Konstruktivisums geben?
Konstruktivismus: Eine Einführung
Der Konstruktivismus ist eine erkenntnistheoretische Position, die davon ausgeht, dass Wissen und Wirklichkeit nicht passiv wahrgenommen oder entdeckt, sondern aktiv von Individuen oder sozialen Gruppen konstruiert werden. Anstatt eine objektive Realität abzubilden, erschaffen Menschen ihre eigenen subjektiven Realitäten durch Interpretation, Erfahrung und soziale Interaktion.
Psychologischer Konstruktivismus
Der psychologische Konstruktivismus konzentriert sich stärker auf die individuellen kognitiven Prozesse des Lernens und der Bedeutungsgebung. Wichtige Aspekte sind:
Aktives Lernen: Lernen ist kein passives Aufnehmen von Informationen, sondern ein aktiver Prozess, bei dem Lernende neues Wissen auf der Grundlage ihrer bisherigen Erfahrungen und ihres vorhandenen Wissens aufbauen und interpretieren.
Bedeutungskonstruktion: Individuen konstruieren aktiv Bedeutungen, anstatt sie einfach aus der Umwelt zu übernehmen. Erfahrungen werden interpretiert und in bestehende kognitive Schemata integriert (Assimilation) oder führen zur Anpassung dieser Schemata (Akkommodation).
Soziale und kulturelle Einflüsse: Obwohl der Fokus oft auf dem Individuum liegt, erkennen viele psychologische Konstruktivisten auch die Bedeutung sozialer Interaktion und kultureller Kontexte für Lern- und Entwicklungsprozesse an (z.B. im Sozialkonstruktivismus).
Im Coaching impliziert der psychologische Konstruktivismus, dass der Klient im Coaching-Prozess aktiv neue Einsichten und Verständnisse entwickelt. Der Coach fungiert als Facilitator dieses Lernprozesses, indem er Fragen stellt, Reflexion anregt und den Klienten dabei unterstützt, neue Perspektiven und Handlungsoptionen zu “konstruieren”. Es wird davon ausgegangen, dass der Klient die Ressourcen zur Veränderung bereits in sich trägt und diese durch den Coaching-Prozess aktivieren kann.
Erkläre die Relevanz vom Konstruktivismus für das Coaching von Menschen
Der Konstruktivismus bietet eine sehr fruchtbare Grundlage für Coaching:
Klientenzentrierung: Der Klient wird als Experte für sein eigenes Leben und seine Probleme anerkannt. Seine subjektive Realität und seine Konstruktionen stehen im Mittelpunkt.
Ressourcenorientierung: Der Fokus liegt auf den Stärken und Fähigkeiten des Klienten, neue, nützlichere Wirklichkeitskonstruktionen und Lösungen zu entwickeln.
Lösungsorientierung: Anstatt sich tiefgehend mit der “objektiven Ursache” eines Problems zu beschäftigen, wird danach gesucht, wie der Klient seine Sichtweise und sein Handeln so verändern kann, dass er seine Ziele erreicht.
Empowerment: Indem Klienten erkennen, dass ihre Realität eine Konstruktion ist, gewinnen sie die Macht, diese Konstruktionen zu verändern und somit ihr Erleben und Verhalten aktiv zu gestalten.
Wertschätzung von Vielfalt: Unterschiedliche Perspektiven und “Wirklichkeiten” werden als legitim und potenziell nützlich angesehen. Der Coach hilft, die Vielfalt der Sichtweisen zu erweitern.
Prozessorientierung: Coaching wird als ein Prozess der gemeinsamen Bedeutungs- und Lösungsfindung verstanden, bei dem der Coach den Klienten begleitet und unterstützt, ohne fertige Lösungen vorzugeben.
Hypothesen statt Diagnosen: Der Coach arbeitet mit Hypothesen über die Konstruktionen des Klienten und bietet diese als mögliche alternative Sichtweisen an, die vom Klienten auf ihre Nützlichkeit überprüft werden können.
Was waren zwei Einflussreiche Denker im Konstruktivismus?
Jean Piaget (1896-1980): Schweizer Entwicklungspsychologe, dessen Theorien über die kognitive Entwicklung von Kindern grundlegend für den psychologischen Konstruktivismus sind. Er beschrieb, wie Kinder aktiv Wissen über die Welt konstruieren, indem sie mit ihr interagieren (Stichworte: Assimilation, Akkommodation, Äquilibration).
Paul Watzlawick (1921-2007): Kommunikationswissenschaftler, Psychotherapeut und Philosoph, der maßgeblich zur Verbreitung konstruktivistischer Ideen im deutschsprachigen Raum beigetragen hat, insbesondere durch seine Arbeiten zur menschlichen Kommunikation und zur “Erfindung der Wirklichkeit”. Seine Arbeit ist eng mit der Palo-Alto-Schule und dem systemischen Denken verbunden.