SFBT Short Focused Brief Therapy Flashcards

(21 cards)

1
Q

Was sind zentrale Ideen der lösungsorientierten Kurzzeittherapie nach Steve de Shazer?

A

Die zentralen Ideen dieses Ansatzes sind:
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Der Fokus liegt auf Zielen, Lösungen und Ressourcen anstelle von Problemen und deren Entstehung. De Shazer und seine Kollegen begannen in den frühen 1980er Jahren, Lösungen zu konstruieren, anstatt Probleme zu lösen.
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Das Wissen über die Problemursachen wird als für die Lösungsfindung irrelevant angesehen. Es wird die Idee vertreten: “Man muss nicht wissen, was das Problem ist, um es zu lösen”.
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Es wird davon ausgegangen, dass der Klient bereits einen Teil der Lösung in Form von Ressourcen in sich trägt.
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Die therapeutische Beziehung wird als ein verhandelter, konsensueller und kooperativer Prozess verstanden, in dem Therapeut und Klient gemeinsam verschiedene Sprachspiele zu Ausnahmen, Zielen und Lösungen entwickeln.
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Ausnahmen (Zeiten, in denen das Problem nicht auftritt oder weniger stark ist) sind von zentraler Bedeutung. Sie werden als Annäherungen an den Zielzustand oder als “Rohmaterial” für die Lösungsfindung betrachtet und in den Vordergrund gerückt.
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Ziele werden gemeinsam vereinbart. Sie sollten klar, spezifisch und handlungsorientiert beschrieben werden (wer macht was, wann, wo und wie). Die Therapie endet, wenn die vom Klienten selbst definierten Ziele erreicht sind.
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Der Ansatz konzentriert sich auf kleine, handlungsorientierte Schritte hin zum Ziel. Eine zentrale Aufgabe ist es, den Klienten zu ermutigen, bereits funktionierende Handlungen fortzusetzen.
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Spezifische Techniken wie die “Wunderfrage” werden genutzt, um Klienten einzuladen, sich eine problemfreie Zukunft vorzustellen und diese zu beschreiben. Dies dient dazu, von Beginn der Sitzung an das lösungsorientierte Sprachspiel zu etablieren.
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Skalierungsfragen helfen dabei, den Fortschritt auf dem Weg zum Ziel zu messen und kleine Schritte oder Ausnahmen zu identifizieren.
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Der Therapeut arbeitet mit dem Klienten kooperativ zusammen und nutzt das, was der Klient mitbringt, auch “Widerstände” oder als schwierig angesehene Verhaltensweisen. Nicht-Erfüllung von Aufgaben wird als Botschaft über die Arbeitsweise des Klienten verstanden, nicht als Widerstand.
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Der Fokus liegt auf der Oberfläche des Geschehens und der Interaktion im therapeutischen System.
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Es wird Wert darauf gelegt, die exakten Worte des Klienten zu verwenden, um Wertschätzung zu zeigen und aktiv zuzuhören.
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Der Therapeut vermeidet Interpretationen und konzentriert sich auf den Kontext (wer, was, wann, wo, wie).
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Emotionen werden nicht ignoriert, aber im Kontext betrachtet und ihre interaktionelle Manifestation wird berücksichtigt.
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Obwohl der Ansatz oft als nicht-direktiv beschrieben wird, zeigen die Quellen, dass es nicht um ein Entweder-oder, sondern um ein Sowohl-als-auch geht: Vorschläge können gemacht werden, aber die Entscheidung liegt beim Klienten. Ziel ist die Empowerment des Klienten.
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Die Grundhaltung ist geprägt von der Erwartung von Wachstum, dem Schwerpunkt auf Eigenverantwortung und Ressourcenorientierung.
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Die Beziehung basiert auf Respekt.

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2
Q

Wie wird SFBT ganz kurz zusammengefasst?

A

Der lösungsorientierte Kurzzeittherapie (SFBT - Solution-Focused Brief Therapy), deren Mitentwickler Steve de Shazer zusammen mit Insoo Kim Berg und Kollegen am Brief Family Therapy Center (BFTC) in Milwaukee war, ist ein pragmatischer, hoch disziplinierter, zukunftsorientierter und zielgerichteter Ansatz der Kurzzeittherapie. Er entwickelte sich induktiv durch die Beobachtung dessen, was in Therapiesitzungen zu Fortschritten und Lösungen bei Klienten führte

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3
Q

Warum wird SFBT als pragmatischer Ansatz verstanden?

A

Die Kurzzeittherapie von Steve de Shazer wird aus mehreren zentralen Gründen als äusserst pragmatisch angesehen. Pragmatismus in diesem Kontext bedeutet eine Haltung, die sich auf praktische Anwendbarkeit, Effektivität und das Erzielen konkreter Ergebnisse konzentriert, anstatt auf tiefgreifende Ursachenforschung oder komplexe Theorien.
Hier sind die Hauptgründe, warum de Shazers Ansatz als pragmatisch gilt:

Die Hauptgründe dafür sind:

Lösungsorientierung: Statt Ursachen zu analysieren, fokussiert sie darauf, wie eine gewünschte Zukunft erreicht werden kann.

Fokus auf Ausnahmen: Sie sucht nach Momenten, in denen das Problem nicht auftritt, um Erfolge zu verstärken.

Zukunftsorientierung: Die Therapie konzentriert sich auf die Definition und Erreichung klarer, zukünftiger Ziele.

“Kleinste nötige Veränderung”: Sie strebt nach kleinen, umsetzbaren Schritten, die eine positive Kettenreaktion auslösen.

Klient als Experte: Der Klient wird als bester Kenner seiner Situation und potenzieller Lösungen betrachtet.

Handlungsorientierung: Der Fokus liegt auf konkreten Handlungen, die der Klient umsetzen kann.

Kurzfristigkeit: Sie ist darauf ausgelegt, schnell spürbare Verbesserungen zu erzielen.

Zusammenfassend ist de Shazers Ansatz pragmatisch, weil er aktionsorientiert, zukunftsgewandt und ressourcenbasiert ist, um effizient konkrete Veränderungen herbeizuführen.

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4
Q

Warum wird SFBT als hoch diszipliniert verstanden?

A

Steve de Shazers Kurzzeittherapie wird als hoch diszipliniert angesehen, weil sie eine sehr fokussierte und konsequente Anwendung ihrer Prinzipien erfordert. Diese Disziplin zeigt sich sowohl in der Haltung des Therapeuten als auch in der Struktur der Therapie:

1. Strikte Lösungsorientierung

2. Konsequente Anwendung spezifischer Fragetechniken

3. Fokus auf den “nächsten kleinen Schritt”

4. Respekt und Klientenkompetenz

5. Zeitliche Begrenzung und Effizienz

Die “Disziplin” in Steve de Shazers Kurzzeittherapie liegt also in der konsequenten Anwendung der lösungsorientierten Prinzipien und Techniken durch den Therapeuten und in der strukturierten Anleitung des Klienten zu konkretem, zukunftsorientiertem Handeln. Sie ist eine Disziplin des Weglassens (Problemfokus, Ursachensuche) und des Fokus auf das Wesentliche (Lösung, Handlung, Ressourcen).

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5
Q

Eines der Prinzipien ist die strikte Lösungsorientierung.

A

Strikte Lösungsorientierung:

Kein Abweichen vom Fokus: Die Disziplin besteht darin, konsequent vom Problem wegzuführen und sich auf die gewünschte Lösung zu konzentrieren. Der Therapeut muss diszipliniert sein, Klienten, die immer wieder ins Problem zurückfallen wollen, sanft, aber beharrlich zum Lösungsraum zurückzuführen.

Vermeidung von Ursachenforschung: Es erfordert Disziplin, nicht der natürlichen Neigung nachzugeben, nach dem “Warum” zu fragen oder tiefe Analysen der Vergangenheit anzustellen, selbst wenn diese auf der Hand liegen scheinen.

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6
Q

Eines der Prinzipien ist die konsequente Anwendung von Fragetechniken.

A

Konsequente Anwendung spezifischer Fragetechniken:

Wunderfrage: Die präzise Formulierung und konsequente Nachfrage zur “Wunderfrage” (Was wäre anders, wenn das Problem gelöst wäre?) erfordert disziplinierte Sprachführung, um konkrete, sensorisch basierte Beschreibungen der erwünschten Zukunft zu erhalten.
Skalierungsfragen: Die systematische Anwendung von Skalenfragen (“Auf einer Skala von 1 bis 10, wo stehen Sie heute?”) erfordert Disziplin, um Fortschritte messbar und sichtbar zu machen und um den Klienten dazu zu bringen, über kleine Schritte nachzudenken.
Ausnahmefragen: Das gezielte Suchen nach Ausnahmen (“Wann ist das Problem schon einmal weniger schlimm gewesen oder gar nicht aufgetreten?”) erfordert Disziplin, um diese Momente präzise zu identifizieren und zu nutzen.

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7
Q

Eines der Prinzipien ist der Fokus auf den nächsten kleinen Schritt.

A

Fokus auf den “nächsten kleinen Schritt”:

Vermeidung von Überforderung: Die Disziplin besteht darin, nicht nach der perfekten, grossen Lösung zu suchen, sondern den Klienten dazu anzuleiten, den kleinsten, realistischsten und dennoch wirksamen Schritt zu identifizieren und zu planen. Dies erfordert vom Therapeuten die Disziplin, sich zurückzuhalten und dem Klienten Raum zu geben, seine eigene, kleine Veränderung zu finden.
Konsequente Umsetzung: Der Klient wird diszipliniert dazu angeleitet, diese kleinen Schritte auch tatsächlich umzusetzen und die Beobachtungen daraus in die nächste Sitzung mitzubringen.

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8
Q

Eines der Prinzipien ist der Respekt und die Klientenkompetenz

A

Respekt und Klientenkompetenz:

Disziplin des Zuhörens: Es erfordert grosse Disziplin, dem Klienten wirklich als Experten zuzuhören, seine Welt zu akzeptieren und nicht die eigenen Annahmen oder “Expertenlösungen” aufzudrängen. Das bedeutet, geduldig zu sein und die Lösungen des Klienten zu würdigen.
Konsequente Würdigung: Die systematische Anwendung von Komplimenten und Bestärkung für Fortschritte, so klein sie auch sein mögen, ist eine disziplinierte Haltung, die das Selbstvertrauen des Klienten stärkt.

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9
Q

Eines der Prinzipien ist die zeitliche Begrenzung und Effizienz.

A

Zeitliche Begrenzung und Effizienz:

Fokus auf das Wesentliche: Die Kurzfristigkeit der Therapie erzwingt eine hohe Disziplin im Fokus und in der Priorisierung. Es gibt keine Zeit für “Small Talk” oder unwesentliche Abschweifungen. Jede Interaktion ist darauf ausgerichtet, Fortschritt zu erzielen.
Zielgerichtetes Vorgehen: Die Disziplin des Therapeuten stellt sicher, dass jede Sitzung einem klaren Ziel dient und zur Lösung beiträgt.

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10
Q

Was ist die Bedeutung des lösungsorientierten Ansatzes für das Coaching?

A

Der lösungsorientierte Ansatz von Steve de Shazer ist aus mehreren Gründen für das Coaching von großer Bedeutung:
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Globale Verbreitung und Einfluss: SFBT hat sich international zu einer führenden Schule der Kurzzeittherapie entwickelt und hat großen Einfluss auf Bereiche wie Wirtschaft und Bildung.
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Passung mit der Coaching-Agenda: Die Konzentration auf Ziele, Lösungen und Ressourcen passt hervorragend zur typischen Coaching-Agenda, die auf die Verbesserung von Fähigkeiten (Skills Coaching), Leistung (Performance Coaching) und die persönliche Entwicklung (Development Coaching) abzielt. Coaching ist per Definition zielorientiert und darauf ausgerichtet, den beruflichen Handlungserfolg zu optimieren.
*
Fokus auf Selbstverantwortung und Klientenkompetenz: Das Kernprinzip der “Hilfe zur Selbsthilfe” und die Annahme, dass der Klient die nötigen Ressourcen besitzt und der Experte für sich selbst ist, ist ein fundamentaler Wert im Coaching.
*
Methodische Beeinflussung: SFBT hat direkt oder indirekt andere bedeutende Coaching-Ansätze wie NLP, den Hypnosystemischen Ansatz und Generative Coaching beeinflusst. Spezifische SFBT-Techniken wie die Wunder- und Skalierungsfrage werden im Coaching häufig eingesetzt.
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Kontextbezogenheit: Der Ansatz, der die Interaktion innerhalb des Systems (einschließlich des therapeutischen Systems) betrachtet, passt gut zu Coaching-Situationen an der Schnittstelle zwischen Person und ihrer beruflichen/organisationellen Welt.
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Beziehungsgestaltung: SFBTs Betonung von Kooperation, Respekt und einer wertschätzenden Haltung korreliert mit dem Coaching-Prinzip der Begegnung auf Augenhöhe und dem Aufbau einer vertrauensvollen Arbeitsbeziehung.
*
Pragmatismus und Ergebnisorientierung: Der pragmatische, ergebnisorientierte Charakter des SFBT ist in der Wirtschaft und im Coaching besonders willkommen.

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11
Q

Wie hängen die lösungsfokusierte Kurzzeittherapie von Steve de Shazer mit der positiven Psychologie zusammen?

A

Die lösungsorientierte Kurzzeittherapie von Steve de Shazer und die Positive Psychologie haben starke konzeptuelle Überschneidungen und können als sich gegenseitig ergänzende Ansätze betrachtet werden. Beide bewegen sich weg von einem rein defizit- oder problemorientierten Blick und richten den Fokus auf Stärken, Ressourcen und das Gelingen.

Hier sind die Hauptverbindungspunkte:

1. Fokus auf Stärken und Ressourcen:

2. Lösungsorientierung vs. Problemorientierung:

3. Blick auf Ausnahmen und Gelingen:

4. Zukunftsorientierung und Zielerreichung:

5. Selbstwirksamkeit und Empowerment:

Fazit:

Der lösungsorientierte Ansatz von Steve de Shazer kann als ein praktisches Anwendungsfeld der positiven Psychologie in der Beratung und Therapie verstanden werden. Während die Positive Psychologie die wissenschaftliche Grundlage für das Erforschen und Verstehen von Wohlbefinden und Stärken liefert, bietet de Shazers Ansatz konkrete Methoden und Fragetechniken, um diese Prinzipien in der direkten Arbeit mit Menschen effektiv umzusetzen und ihnen zu helfen, ihre Probleme durch den Fokus auf Lösungen und Ressourcen zu überwinden. Beide Ansätze teilen die Überzeugung, dass der Blick auf das Positive, das Funktionierende und die Potenziale des Menschen der fruchtbarere Weg zur Veränderung ist.

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12
Q

“Fokus auf Stärken und Ressourcen” De Shazer vs. Positive Psychologie

A

Fokus auf Stärken und Ressourcen:

De Shazer: Geht davon aus, dass Klienten alle Ressourcen und Fähigkeiten in sich tragen, um ihre Probleme zu lösen oder ihre Situation zu verbessern. Er fragt gezielt nach vorhandenen Stärken, Kompetenzen und bereits erfolgreichen Bewältigungsstrategien (“Was funktioniert schon?”).
Positive Psychologie: Ihr Kern ist die wissenschaftliche Erforschung dessen, was das menschliche Leben gelingen lässt. Sie konzentriert sich auf die Entdeckung und Förderung von Charakterstärken, Tugenden, positiven Emotionen, Resilienz und anderen menschlichen Ressourcen.

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13
Q

“Lösungsorientierung vs. Problemorientierung” De Shazer vs. Positive Psychologie

A

Lösungsorientierung vs. Problemorientierung:

De Shazer: Sein Mantra “Problem Talk Creates Problems, Solution Talk Creates Solutions” bringt es auf den Punkt. Statt die Ursachen des Problems zu analysieren, wird der Blick konsequent auf die gewünschte Zukunft und konkrete Schritte zur Lösung gelenkt.
Positive Psychologie: Während sie negative Emotionen und Probleme nicht ignoriert, zielt sie darauf ab, einen Perspektivenwechsel hin zum Positiven, zu Wohlbefinden und Gelingen zu erreichen. Es geht darum, nicht nur psychisches Leid zu mindern, sondern auch positives Wachstum zu fördern.

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14
Q

“Blick auf Ausnahmen und Geilngen” De Shazer vs. Positive Psychologie

A

Blick auf Ausnahmen und Gelingen:

De Shazer: Die Arbeit mit “Ausnahmen” (Zeiten, in denen das Problem weniger stark oder gar nicht auftritt) ist zentral. Diese Momente werden exploriert und verstärkt, da sie bereits erfolgreiche Lösungsansätze beinhalten.
Positive Psychologie: Sie erforscht die Bedingungen und Praktiken, die zu positivem Erleben, Engagement und Erfolg führen (“Was macht das Leben lebenswert?”). Die Analyse dessen, was gut läuft, ist ein Kernelement.

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15
Q

“Selbstwirksamkeit und Empowerment” De Shazer vs. Positive Psychologie

A

Selbstwirksamkeit und Empowerment:

De Shazer: Indem der Klient als Experte für seine Lösung behandelt wird, fördert der Ansatz seine Selbstwirksamkeit und sein Gefühl, fähig zu sein, Veränderungen herbeizuführen.
Positive Psychologie: Die Förderung von Selbstwirksamkeit, Resilienz und Optimismus ist ein zentrales Anliegen, um Menschen zu befähigen, ihre Potenziale zu entfalten.

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16
Q

Wie hängt die lösungsfokussierte Kurzzeittherapie von de Shazer mit dem Konstruktivismus zusammen?

A

Die lösungsorientierte Kurzzeittherapie von Steve de Shazer ist tief im Konstruktivismus verwurzelt. Der Konstruktivismus ist keine psychotherapeutische Methode an sich, sondern eine erkenntnistheoretische Grundhaltung, die besagt, dass Menschen die Welt und ihre Realität nicht objektiv abbilden, sondern sie aktiv durch ihre Erfahrungen, Wahrnehmungen, Interpretationen und Kommunikationen konstruieren.

Hier sind die Hauptverbindungspunkte zwischen de Shazers Ansatz und dem Konstruktivismus:

Subjektivität der Realität:

Sprache als Wirklichkeitskonstrukteur:

Klient als Experte und Konstrukteur der Lösung:

Fokus auf Ausnahmen und “Was funktioniert”:

Verzicht auf Ursachenforschung:

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Steve de Shazers lösungsorientierter Ansatz die konstruktivistische Überzeugung in die Praxis umsetzt, dass Menschen ihre eigene Realität erschaffen. Anstatt zu versuchen, eine vermeintlich “objektive” Problemlösung von aussen zu geben, leitet der Therapeut den Klienten an, selbst eine neue, wünschenswertere Realität und damit eine Lösung zu konstruieren, indem er seine Perspektive, seine Erzählungen und seine Handlungen verändert.

17
Q

“Subjektivität der Realität” Konstruktivismus vs. de Shazer

A

Subjektivität der Realität:

Konstruktivismus: Es gibt keine objektive, einzig wahre Realität, die von allen gleich wahrgenommen wird. Jeder Mensch schafft sich seine eigene, subjektive Wirklichkeit. Ein “Problem” ist demnach nicht eine objektive Gegebenheit, sondern eine subjektive Konstruktion.
De Shazer: Wenn ein Klient mit einem Problem kommt, wird dieses Problem nicht als eine “objektive Krankheit” oder ein “objektiver Mangel” verstanden, der geheilt werden muss. Vielmehr wird es als eine Beschreibung oder eine Erzählung des Klienten über seine Schwierigkeiten betrachtet. Die Therapie akzeptiert diese subjektive Realität des Klienten.

18
Q

“Sprache als Wirklichkeitskonstrukteur” Konstruktivismus vs. de Shazer

A

Sprache als Wirklichkeitskonstrukteur:

Konstruktivismus: Sprache ist nicht nur ein Mittel zur Beschreibung der Realität, sondern ein wesentliches Instrument, um Realität zu konstruieren und zu verändern. Durch Sprache geben wir Dingen Bedeutung.
De Shazer: Der lösungsorientierte Ansatz ist stark sprachbasiert. Durch gezielte Fragetechniken (Wunderfrage, Skalierungsfragen, Ausnahmefragen) wird der Klient dazu angeregt, eine neue Realität zu konstruieren – eine Realität, in der das Problem gelöst ist oder bereits weniger dominant ist. Der Fokus liegt darauf, von “Problem-Sprechen” zu “Lösungs-Sprechen” zu wechseln, da das Reden über Lösungen auch Lösungen schafft.

19
Q

“Klient als Experte und Konstrukteur der Lösung” Konstruktivismus vs. de Shazer

A

Klient als Experte und Konstrukteur der Lösung:

Konstruktivismus: Da jeder seine eigene Realität konstruiert, ist auch jeder der Experte für seine eigene Welt und seine Möglichkeiten zur Veränderung.
De Shazer: Der Therapeut nimmt eine Haltung des “Nicht-Wissens” ein. Er ist nicht der Experte für die Lösung des Klienten, sondern der Experte für den therapeutischen Prozess, der es dem Klienten ermöglicht, seine eigenen Lösungen zu konstruieren. Der Klient hat die Ressourcen, das Wissen und die Kreativität, um seine Realität neu zu gestalten.

20
Q

“Fokus auf Ausnahmen und “was funktioniert” Konstruktivismus vs. de Shazer

A

Fokus auf Ausnahmen und “Was funktioniert”:

Konstruktivismus: Wenn die Realität subjektiv ist, dann gibt es auch keine Konstanz des Problems. Es gibt immer “Ausnahmen” – Momente, in denen das Problem nicht auftritt oder weniger schlimm ist. Diese Ausnahmen sind bereits Konstruktionen einer anderen (erwünschten) Realität.
De Shazer: Das Auffinden und Erforschen von Ausnahmen ist zentral. Diese Momente werden als Beweis dafür genommen, dass eine andere, lösungsorientierte Realität möglich ist. Der Therapeut hilft dem Klienten, diese “gelingenden” Momente zu identifizieren und zu verstärken, um so die neue, gewünschte Realität zu konstruieren.

21
Q

“Verzicht auf Ursachenforschung” Konstruktivismus vs. de Shazer

A

Verzicht auf Ursachenforschung:

Konstruktivismus: Die Suche nach einer “objektiven” Ursache in der Vergangenheit ist im konstruktivistischen Denken weniger relevant, da die Vergangenheit ebenfalls eine konstruierte Erzählung ist.
De Shazer: Er verzichtet bewusst auf tiefe Ursachenforschung. Es ist nicht notwendig, das Problem und seine Entstehung vollständig zu verstehen, um eine Lösung zu konstruieren. Dies ist eine direkte Konsequenz der konstruktivistischen Annahme, dass das “Problem” primär in der Art der Wahrnehmung und der Erzählung liegt, nicht in einer objektiven, unveränderlichen Tatsache.