VL 10: Projektive Testverfahren Flashcards

1
Q

Ursprüngliche Bedeutung des Begriffs „Projektion“

A

Der Begriff der Projektion geht auf Freud zurück und meint die Verlegung eines Triebimpulses, von dem das Ich bedroht wird, in die Außenwelt. Der Triebimpuls wird verdrängt und zusätzlich auf eine andere Person übertragen. Dieser Vorgang ist der betroffenen Person nicht bewußt.

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2
Q

Definition Projektiver Verfahren nach Frank (1939)

A

Projektive Verfahren sind Methoden, welche die Persönlichkeit dadurch untersuchen, dass sie die Vp einer Situation gegenüberstellen, auf welche die Vp entsprechend der Bedeutung reagiert, die diese Situation für sie besitzt. Das Wesen eines projektiven Verfahrens liegt darin, dass es etwas hervorruft, was - auf verschiedene Art - Ausdruck der Eigenwelt, des Persönlichkeits- prozesses ist.

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3
Q

Projektionsarten nach Murstein & Pryer

A
  1. Attributive Projektion
    Sie liegt dann vor,
    wenn man eigenen
    Gefühle Verhaltensweisen anderen zuschreibt.
    Hier spielt das Unbewußte u.ä. keine Rolle
  2. Autistische Projektion Dies ist z.B. eine
    Wahrnehmung, die von den Bedürf- nissen des Individu- ums stark beeinflusst wird, so dass die figuralen Aspekte des wahrgenommenen Objekts mit den Bedürfnissen übereinstimmen
  3. Rationalisierte
    Projektion
    Hier ist sich das Individuum zwar nicht des Prozesses der Projektion, wohl aber des eigenen Verhaltens bewusst: es versucht, dieses Verhalten durch eine Rationalisierung zu rechtfertigen
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4
Q

Projektionsbegriffe nach Holmes (1968)

A

Komplementäre Projektion
Der Proband projiziert auf einen Menschen (z.B. eine Testfigur) eine andere Eigenschaft als die, die er seinem eigenen Wissen nach besitzt. Z.B. Untersuchung von Murray (1933): Geängstigte Kinder nehmen Gesichter als stärker angsteinflößend (nicht ängstlicher) wahr als nicht geängstigte Kinder.

Attributive Projektion
Der Proband projiziert eine Eigenschaft, die er auch selbst besitzt und deren er sich bewusst ist. Das scheint vor allem bei negativ einge- schätzten Eigenschaften der Fall zu sein.

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5
Q

Charakteristische Merkmale Projektiver Verfahren

A
  • Geringe Strukturiertheit des Testmaterials
  • In der Regel ungebundene Antworten
  • Undurchschaubarkeit der auswertungsrelevanten Testaspekte für den Probanden
  • Simultane Erfassung verschiedener Personen- merkmale anhand der Reaktionen
  • Annahme, dass die deutungsabhängigen Reaktionen einer Person von Eigenschaften gesteuert werden, die über die durch den Test selbst ausgelösten Wahrnehmungs- und Gestaltungsaspekte hinaus verhaltensrelevant sind
  • Bezug auf motivationale und kognitive Persönlichkeitaspekte im Rahmen einer zumeist umfassenden Beschreibung der Persönlichkeit
  • Auswertung häufig unter Bezugnahme auf psychodynamische Interpretationskonstrukte
  • Anwendung komplexer Regeln der Testauswertung und Interpretation, deren Handhabung ein hohes Maß an Erfahrung voraussetzt
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6
Q

Arten Projektiver Testverfahren:

A
  1. Deutung gering strukturierter, teilweise farbiger Formen
  2. Deutung und verbale Weiterführung von in Bildern dargestellten Situationen
  3. Deutung und verbale Weiterführung von verbal dargestellten Situationen
  4. Szenische Anordnung von standardisiertem Spielmaterial
  5. Satzergänzungen
  6. Zeichnen von Personen, Tieren und Gegenständen
  7. Zeichnen ausgehend von Anfangszeichen
  8. Anordnung farbiger geometrischer Figuren
  9. Auswahl und Anordnung von Farben
  10. Auswahl von Gesichtern
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7
Q

Szondi-Test

A

Der „Test ist ein experimentelles Verfahren zur Erforschung der individuell variablen Trieb- und Ich-Mechanismen. Sein Grundprinzip ist die Interpretation einfacher triebhafter Wahlhandlungen.

Der Versuchsperson wird die Aufgabe gestellt, aus sechs Serien von Photographien, die aus je acht Einzelbildern bestehen, die ihr am sympathischsten und am unsympathischsten erscheinen.

Die Photographien stellen Individuen dar, die an schweren Triebkrankheiten leiden, und deren Krankheitsgeschichte und klinische Diagnose genau bekannt ist.“

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8
Q

Kritik an Projektiven Verfahren

A
  • Idiographische Verfahren
  • bestenfalls hypothesengenerierend
  • Testtheoretisch und empirisch hochproblematisch
  • Entsprechen nicht den Anforderungen der Testgütekriterien
  • In der Praxis (insb. in Psychiatrie und Psychotherapie) weit verbreitete Verfahren
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9
Q

Beispiel Kritik an Projektiven Verfahren: Tiger

A

Wenn jemand ein Tiger sein möchte, weil er so schön beißen kann - heißt das, daß die Versuchsperson aggressiv ist und aggressiv sein will, oder daß sie nicht aggressiv ist, aber aggressiv sein möchte, oder daß sie nicht aggressiv ist, auch bewußt nicht aggressiv sein möchte, ihre unbewußten Wünsche nach Aggressiv-Sein aber hier projiziert, oder daß sie aggressiv ist, aber bewußt nicht aggressiv sein möchte und deshalb hier ihr Aggressiv-Sein-Wollen projiziert? Daß der Stimulus ‚Tiger’ hier die Dimension Aggressivität anspricht und nicht etwa die Dimension Ästhetik (so schön gefleckt), weist zwar darauf hin, daß Aggressivität für die Versuchsperson eine Rolle spielt - aber welche?”

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