2 Instittutionen Macht & Staat: 2.6 Die Konstruktion der Nation Flashcards
(33 cards)
Zusammenhang zwischen Staat und Nation
- Heute: Konstruktion der Nation
- Pfeil: links nach rechts

Ein multi-theoretischer Ansatz
1. Rationale, strategische Machtlogik:
- Strategie der neuen Eliten:
Loyalität durch politische und soziale Rechte sichern gegen alten Eliten ab. - „Konstruktion“ von Identität: Sozialisierung durch Schule, Medien und Militär.
2. Normative, emotionale, psychologische Logik:
(wie Leute neue Werte internalisieren: Aneignung, Verinnerlichung, Identität = irrational “sich als Franzose fühlen” -> Gegenteil von RC)
- Mechanismen der Internalisierung von Identität (z.B. Aufopferung).
- Verwendung emotionaler Bilder und Hervorrufen der Vergangenheit.
- Irrationale mythische und territoriale Elemente.
- Sozio-ökonomische, strukturelle Logik:
(strukturalistische Sichtweise: wenig mit Kultur, Rationalität zu tun)
- Industrielle Mobilisierung und „Massen“-Gesellschaft; Rationalisierung, Kommunikation und Urbanisierung.
(Akteur = zentral -> handeln, RC)
Definitionen Nationalismus
„Nationalismus“: ein modernen Begriff.
- Spätes 18. Jahrhundert.
- Herder (D) und Barruel (F)
- Ein multi-dimensionaler Begriff:
- Eine politische Bewegung mit einer spezifischen Ideologie und die Entwicklung von Bildern (Symbole, Mythen, Interpretationen, usw.).
- Nation im Zentrum einer Ideologie für politisches Handeln. Nation muss autonom und vereinigt sein (betrifft Territorium und Identität).
Definition Nationalismus
Als Ideologie (Wekt funktioniert so)
- Interpretation der Realität (Weltanschauung).
- Politisches Projekt / Programm für Handlung / Ziel = Veränderung, welche auf Vision der Welt basiert.
- Klares Ziel: Autonomie, Einheit, Identität.
(Sprache, Ethnie verteidigen) - Verlangt Handlung / Aktion: von einer Bewegung (attaining) sowie von Institutionen (maintaining).
- Betrifft existierende Nationen, aber auch potentielle, d.h. noch nicht konstituierte Nationen, bei denen der Wille dafür vorhanden ist.
- Als Konsequenz: Nationalisten (Akteure) und nationalistische Aktion. Setzt eine Definition von Nation voraus.
(jmd muss handeln -> hat Interesse daran zu handeln)
-> nächster Schritt: Nation - was ist das? -
Bild:
- stärkere Haltung des attaining -> = erlangen
- maintaining = aufrechterhalten
- congruent = übereinstimmend
- Project
- Vision

Nation: Definitionen basierend auf…
(schwierig: viele Definitionen)
-
Objektiven Faktoren:
- Sprache, Gebiet, Religion und Gebräuche, gemeinsame Kultur, usw.
- Zu beschränkt: schliesst zu viel aus; Nationen, die diese Eigenschaften nicht haben.
- (Identität - restriktiv, beschränkt)
- (gemeinsame Faktoren)
-
Subjektive Faktoren:
- Gefühle, Einstellungen, Meinungen, Identität, Werte, usw.
- Zu extensiv: schliesst zu viel ein und jede Gruppe wird zu Nation. (z.B. GC - Fans)
- (gemeinsames Ziel)
Nation: unterscheidet sich von … / befindet sich „zwischen“…
- Staat & Ethnie
- Nation:
- Ziel
- Politisches Projekt
- Willen
(normalerweise nicht alle: Eliten)

Nation
Zwei zusätzliche Gruppendimensionen
-
Zeit:
-
Ewigkeit (hohe Abstraktion): über die eigene Lebenszeit hinweg:
- Retrospektiv (rückblickend), Referenz an die Vergangenheit: Genealogie, Abstammung, Ursprung, Gründungsmythen.
-
Prospektiv (vorausschauend): Aufopferung für zukünftige Generationen.
(eine Nation kann nicht eine Nation sein, wenn man nicht daran glaubt - sie ist ein soz. Konstrukt)
-
Ewigkeit (hohe Abstraktion): über die eigene Lebenszeit hinweg:
-
Raum:
- Der „Ort“: das Land (homeland): Bedeutung von Heimat, Sicherheit, Geborgenheit, Vaterland (patria).
- Territoriale Souveränität: Selbstbestimmung und Autonomie.
-
Individuum: Teil von etwas Grösserem.F
( es ist eine vorgestellte Gemeinschaft, man kennt nie jeden Schweizer)
David Miller: Nation …
- … ist eine historisch erweiterte Gemeinschaft.
- … hat einen gemeinsamen Glauben, dass MitgliederInnen durch Vorfahren verbunden sind.
- … hat gegenseitige Verpflichtungen (Rechte und Pflichten): Solidarität.
- … hat eine Verbindung mit territorialem Gebiet.
- … besitzt eine eigene separate Kultur.
- … hat einen „Namen“ (Anthony Smith).
(Namen hat grosse Bedeutung -> Nordmazedonien: Änderung = schwierig)
Nationale Identität
Bewusstsein einer Nation:
(Inhalt der Nationalität)
- Nationaler Charakter: welche „Merkmale“?
-
Stärke der Identität: stark / schwach.
- individuelle Identifikation (Konkurrenz mit anderen Identitäten -> an welcher Stelle).
- Verbreitung über Gruppen und Regionen hinweg.
- Institutionalisierung (z.B. Schule oder Schutz von Symbole -> wie stark wird das in Schulen mitgeteilt)
-
Zeitliche Stabilität: hoch / tief.
(Identität schwank: CH heute zu sein hat andere Bedeutung als früher) - Beziehung mit sich selbst: kritisch (Kritik, Scham) / unkritisch (Stolz).
- Nationale Identität (Bewusstsein) nicht = Nation -> Individuum vs Gruppe
Typen nationaler Identität (später in der Vorlesung).
Theorien: die zwei Revolutionen
- keine Revolution mit “Menschen auf der Strasse” sondern ideengeschichtliche Revolution
- gemeinsames Merkmal: Massenmobilisierung

Theorien: die zwei “Revolutionen”
Theorien
-
Modernismus
- Industrielle Revolution
- Kapitalismus
- (Gesellschaft verändert sich, Veränderungen folgen automatisch, deterministisch, folgt Sozialismus -> + Akteure -> = politisches Projekt: Akteure + Integrität, nicht einfach nur struktureller Wandel)
-
Politischer Nationalismus
- Kommunikation
- Öffentlichkeit
- (Politische Projekte: alles erfunden: z.B. Wilhelm Tell
-
Ethno-Nationalismus
- Ethnie
- Zeit
- Raum
- ( es gibt einen Kern an Wahrheit, es gibt immer Wurzeln, Akteure nicht wirklich wichtig)
- Funktionalismus: welche Funktion hat etwas
-> Modernismus, Politischer Nationalismus - von rechts nach links lesen
- Theorie beschäftigt sich mit Wandel d. 19.Jh, Industrielle Revolution vs Kapitalismus als Ausgangspunkt für moderne Nationen

Theorien
Modernismus
(Industrielle Revolution, Kapitalismus)
- Sozio-kulturalistisch: Gellner.
- Sozio-ökonomisch: Nairn, Hechter.
Theorien
Politischer Nationalismus
(Kommunikation, Öffentlichkeit)
- Konstruktivistisch: Hobsbawn, Anderson.
- Staatlich/politisch: Breuilly, Giddens, Mann.
- Ideologisch: Kedourie.
Theorien
Ethno-Nationalismus
(Ethnie, Zeit, Raum)
- Ethno-symbolistisch: Smith.
- Primordialistisch: Connor.
- Perennialistisch: Seaton-Watson.
Modernismus
Sozio-kulturell
Beitrag von Ernest Gellner:
- Nationalismus als Produkt und als Ursache der sozialen Mobilisierung.
- Massenphänomenen gebunden an der Mobilisierung der Arbeiterklassen (nicht nur intellektuelle, Elitenideologie) in der industriellen Ära.
- Konsequenz der Modernität (nicht nur Erfindung): Industrialisierung braucht mobile, alphabetisierte und numerisch-gebildete Arbeitskraft.
- Nationale Identität ersetzt frühere Formen der Identität in der modernen Massengesellschaft.
Politisches Projekt:
nationale Identität notwendig um Klassendivisionen aus der Industriellen Revolution zu mildern
(Nationalismus ist eine Funktion der modernen Gesellschaft).
(Verbindung mit Industrie sehr stark -> Verbindung von Tal zu Tal muss gegeben sein -> Mobilisierung -> = Nation)
Modernismus
Vormoderne / Agrargesellschaft
-
vertikal (oben): Schichten ohne vertikale Mobilität:
- Militär
- Verwaltung
- Klerus
- manchmal Bürgertum
- vertikal (unten): Bauern
-
horizontal:
- seitlich isolierte Bauerngemeinschaft
- keine Kommunikation/Mobilität
- keine Vorstellung
- Soziale Modernisierung = Bürgschaft
- kann keine Nation sein: Schichten sind isoliert
- -> Abschaffung von horizontalen Schichten, keine Eliten, keine Schichten

Modernismus
Moderne / Industriegesellschaft
-
vertikale Mobilität
- oben: breiteres Bürgertum
- unten: Arbeiter und Bauern
-
horizontal:
- seitlich verbundene Gemeinschaften
- hohe Kommunikation/Mobilität (über Medien)
- Vorstellung (Form von Vorstellung, was im gesamten passiert)
- soziale Mobilität
- Horizontale sind nicht mehr getrennt
- man ist nicht mehr automatisch ausgeschlossen aus Entscheidungen -> Industrialisierung = verantwortlich nach Gellner, Aufstiegsmöglichkeit

Modernismus
sozio-ökonomisch
Beiträge von Tom Nairn und Michael Hechter:
- Rolle des Kapitalismus stärker als die der Industrielle Revolution: Bourgeoisie anstatt Arbeiterklasse. (gibt es auch in Kolonialstaaten)
-
Imperialismus (auch nicht unbedingt industriell): z.B. verursacht Nationalismus in kolonisierter aber nicht-industrialisierter Peripherie der Welt (Süden).
(Wille sich zu trennen, erklärt das auch dort wo es keine Industrialisierung gab)
Akteure und dessen Ideologie: nicht zentral. Allerdings:
Schon Idee, dass Nationalismus Nationen erfindet führt zum Konstruktivismus.
- Imperalismus: höchste Stufe von Kapitalismus -> Land wird angesehen als Kapital -> Ausweitung des Herrschaftsgebietes
- Dies alles kann auch ohne Industrialisierung geschehen
Politischer Nationalismus
Konstruktivistisch
Nationen als Erfindung (Erik Hobsbawm):
- Nationen von neuem geschaffen: die moderne Nation also soziales Konstrukt (social engineering).
- Buch: The Invention of Tradition (1983).
(konstruiert nicht determiniert durch sozialen Wandel, müssen nicht stimmen aber man muss daran glauben, qualitative Studien, konstruiert, Traditionen mit Monarchie (GB): sehr neu (19.Jh)
Nationen als Bedeutung (Benedict Anderson):
- Kompensation für den Verlust an Bedeutung durch Rückzug von Religion und Monarchie.
- Nationen als „imaginierte Gemeinschaften“ (imagined communities): gedruckter Kapitalismus (welcher dieser Vorstellung ermöglicht).
- Nationen sind Diskurse, Narrative.
Politischer Nationalismus
Rolle von Akteuren und Ideologie
Staatliche / politische Perspektive
(Michael Mann, John Breuilly, Anthony Giddens):
- Wer konstruiert und warum?
- Der modernen Staat: zentralisiert, rationalisiert.
(funktioniert nur mit technischem + industriellem Fortschritt) - Ziel: Festigung interner Kontrolle; Verbesserung internationaler Stellung im Länderwettbewerb.
- Zentral ist Geopolitik und wirtschaftlicher Wettbewerb zwischen Nationen (Nationen also klassenübergreifende Allianzen gegen andere Nationen).
- Politisch: Nationalistische / Liberale Bewegungen gegen Arbeiterparteien.
- Sozialisierung: Schule, Medien, Wehrpflicht, Sprache (es braucht Infrastruktur, Zeitungen, Bahn um zu funktionieren)
Doch noch funktionalistisch:
parallel zu wirtschaftlichem / gesellschaftlichem Wandel.
(politisches Projekt: Stärkung des Staates)
Ethno-Nationalismus
Symbolismus
Symbolismus (Anthony Smith):
- Keine Tabula rasa (unbeschriebenes Blatt): Rolle der Vergangenheit in der Gegenwart.
-
Ethnie: Gebiet, Mythen der Abstammung, Geschichte und Erinnerung, usw.
(nicht nur eine ethnische Gruppe, sondern eine Gemeinschaft) -
Langfristige Analyse
(Projektion in Vergangenheit und Zukunft):- Untersuchung von Artefakten.
(Gegenstand, der siene Form durch menschliche Einwirkung erhielt) - Kontinuität von Namen.
- Besetzung von Territorien (Ursprung).
- Abstammung: Mythen von Vorfahren, Geschichten.
- Untersuchung von Artefakten.
- Ethnien als „vornationale Völker“, potentielle Nationen, die im 19./20. Jahrhundert zu Nationen geworden sind.
-
Umdeutung der Vergangenheit, Wiederentdeckung, Selektion und Siebung von historischem Material.
- ABER: nicht alles ist konstruiert: Nationalismus hat historischen und räumlichen Kontext, der gegeben ist.
(z.B. Namen - Kontinuität, etwas authentisches, Völkerwanderungen
- ABER: nicht alles ist konstruiert: Nationalismus hat historischen und räumlichen Kontext, der gegeben ist.
(letzter Schritt zur Kultur, bestimmte Objektivität muss geben -> Kern an Wahrheit -> z.B. Willhelm Tell - nicht von 0 erfunden -> keine taubla rasa)
Sprache und Öffentlichkeit
Die Nationalisierung von
Die Nationalisierung von:
- Sprache: nationale Standards.
-
Religion: nationaler Protestantismus
(Allianz Staat-Kirche). ≠ supra-nationaler Katholizismus (Gegensatz Staat-Kirche). Auswirkung auf nationale Sprachen / Alphabetisierung. - letzte Woche: Verstaatlichung von territorialen Staaten zuerst in Peripherie -> klares Zentrum z.B. Paris -> andere Teile z.B. Westküste: hatten keine Chance sich zu etablieren
- Supra-Nationalität = Überstaatlichkeit
- eine standardisierte Sprache hilft der Kommunikation + Identitätsbildung, die es erlaubt einer Öffentlichkeit sich zu entwickeln
- die Verstaatlichung, Vereinigung etc. fand zuerst in der Peripherie statt
- Grund für die frühe Entwiklung der skandinavischen Staaten ist der PRotestantismus u.a. -> Konflikt zwischen Staat und Kirche war nicht vorhanden (vgl. Süden), weil im Norden Staat und Kirche alliert waren, Protestantisus hatte auch Auswirkungen auf die Sprache, auch einfacher: Leute müssen in der Lage sein Schriften zu lesen (Bibel muss übersetzt werden - gleichzeitig wie Gutenberg -Leute müssen es verstehen)

Sprache und Öffentlichkeit
Französisch in Frankreich
- Leute mit Rechten und Pflichten
- Teilnahme, bekommen Ressource = nation
- erfolgt spät in 19.Jh
- Messe noch immer auf lateinisch, keine Schulpflicht -> in protestantischen Staaten viel früher

Sprache und Öffentlichkeit
Strukturwandel der Öffentlichkeit
Jürgen Habermas:
- Gemeinsame Sprache zentral für Demokratie und nationale politische Debatte.
- Rolle von Sprache / Alphabetisierung, Medien ab 18. Jahrhundert.
- Erlaubt landesweite Partizipation in politischen Prozessen, verbreitet sich in alle Schichten (siehe oben Gellner, sozio-kulturalistisch).
-
Demokratische / partizipative Definition von Nation:
- Verfassungspatriotismus.
- Politischer Typ von Nation.
- Bürgerschaft.
- Konsequenzen für multi-sprachliche politische Systeme (CH, EU …).
-> Typen von Nationen / nationaler Identitäten.
(Nation kann nicht Nation sein, wenn es keine Teilnahme gibt)



