3 Angststörungen Flashcards
(44 cards)
Angststörungen
Symptome:
bild
Formen von Angst
- Angst als Primäremotion
- affektiv-kognitive, verhaltensbezogene und physiologische Komponenten - Dispositionelle Ängstlichkeit
- Zeitlich relativ stabiles Persönlichkeitsmerkmal (bei ängstlich-vermeidender PS: Überlappung mit „Pathologischer Angst) - Pathologische Angst
- Angstreaktionen gehen in Bezug auf Häufigkeit, Intensität und/oder Dauer über das hinaus, was durch den Grad der Gefährdung gerechtfertigt ist.
- Bzw. solche Reaktionen werden durch um jeden Preis vermieden
- Die Angst und/oder das angstbedingte Vermeidungsverhalten führt zu bedeutsamen Leiden und/oder Beeinträchtigungen
Pfade der Angstaktivierung:
Hochautomatisierte vs. elaboriertere Reizverarbeitung
Organische Ursachen für Panikattaken:
- Herzerkrankungen (Arrhythmie, Tachykardie)
- Angina pectoris
- Hyperthyreose, Hyperparathyreose
- Phäochromozytom (Tumor im Nebennierenmark)
- Hypoglykämie
- Asthma bronchiale
- Chronisch-obstruktive Lungenerkrankung
- vestibuläre Dysfunktion
- Schlafapnoe-Syndrom
- Epilepsie (in erster Linie Temporallappen-Epilepsie)
- Intoxikation (z.B. Koffein, Kokain, Amphetamine, Cannabis)
- Entzug von ZNS-dämpfenden Substanzen (Alkohol, Barbiturate)
- Kokain
Verlauf angsstörungen
Verlauf
Remissionsraten Spontanremissionsraten für alle Angststörungen < 20%, für PD nur 14,3% in 7 J. (Wittchen 1991)
Komplikationen: hohes Risiko für Komorbiditätsentwicklung im Langzeit-Verlauf (v.a. Depressionen, Substanzmissbrauch und -abhängigkeit, weitere Angstprobleme); bei Hinzukommen einer depressiven Störung meist erhebliche psychosoziale Beeinträchtigungen
Zeitliche Abfolge bei Komorbidität: Depressive und substanzbezogene Störungen scheinen sich in der Mehrzahl der Fälle nach der Angststörung (ggf. „reaktiv“; mit Intervallen von vielfach mehreren Jahren, bei PD jedoch oft kürzer) zu entwickeln. Bei depressiven Störungen ist aber auch ein zeitgleicher Beginn und ein Vorausgehen der depressiven Störung zu beobachten.
Familiäre häufung (bsp. Soziale Phobie):
Die familiäre Häufung ist nicht Störungsspezifisch für die Soziale Phobie sondern über alle Anststörungen hinweg zu beobachten.
Risikofaktoren
Geschlecht: Risiko für Frauen etwa doppelt so hoch wie für Männer (ausgeprägteste Geschlechtsunterschiede bei Phobien und Generalisierter Angststörung GAD)
Alter: Onset der Panikstörung (PD) früher bei Frauen als bei Männern (bei Männern bimodale Verteilung mit Spitzen im frühen Erwachsenenalter und > 40. Lj.); Onset der Phobien meist in der Kindheit oder Adoleszenz; Onset der GAD meist 25-30 Lj., z.T. auch später
Familienstand: erhöhtes Risiko bei getrennt lebenden, geschiedenen und verwitweten Personen; für GAD bei Hausfrauen
Familiengenetische Belastung: Risiko vermutlich bei PD und GAD
Life events: Befunde widersprüchlich; bei PD bei 38-81% Lebensereignisse vor der Panikattacke: häufig bedrohliche Ereignisse sowie Tod oder plötzliche schwere Erkrankung eines Angehörigen oder Freundes, Schwangerschaft, Geburt
Keine Risikofaktoren: ländliche/städtische Gebiete, Berufsstatus
Ätiologie
Genetische Faktoren
- gut belegt (z.B. selektive Züchtung ängstlicher Tiere, erhöhte Konkordanz bei eineiigen Zwillingen)
Lernprozesse
spezifische Angstreaktionen hängen von Erfahrungen ab; Angstreaktion ist klassisch konditionierbar, Vermeidungsverhalten kann erlernt werden, Angst kann über Modelllernen erworben werden.
Theorien:
1. Zweifaktorentheorie (Mowrer and Miller):
- Three-Pathway-Modell (Rachman)
Weiterentwicklung der Zwei-Faktoren Theorie zum Three- Pathway- Modell: Angsterwerb möglich durch
- klassische bzw. operante Konditionierung
- Imitations- bzw. Modelllernen
- Instruktionslernen
Poulton & Menzies (2002) ergänzten das Modell um den Aspekt der mangelnden Erfahrung in der Bewältigung potentiell angstauslösender Situationen
- Inflastionseffekt
Frühere intensive Angstreaktion erleichtert spätere Konditionierung von Angstreaktionen an ganz andere Stimuli
- Bsp.: kleiner Autounfall kann zur Fahrphobie führen, aber nur wenn früher intensive Angstreaktionen vorlagen (besonders in unkontrollierbaren Stresssituationen)
Konditionierung von Angstreaktionen auch ohne spezifischen traumatischen Auslöser - Frühere positive Erfahrungen mit dem konditionierten Stimulus erschweren Konditionierbarkeit
- Auch Modelllernen zur latenten Hemmung: Wenn Affen andere Affen beobachten, die mutig bei Schlangen auftreten, sind auch bei ihnen Angstreaktionen auf Schlangen schlechter konditionierbar
- Inkubation der Angst (Eysenck)
Wenn die Betroffenen den ungefährlichem aber gefürchteten Stimulus begegnen erleben sie Angst und diese als ausgesprochen unangenehm, was als Beleg für die Bedrohlichkeit des Stimulus gesehen wird
Infoverarbeitung
Informationsverarbeitung
- Selektiv-fokussierte Wahrnehmung und katastrophisierende Bewertung von externen oder aus dem Körperinneren stammende Reizen
Interaktive Modell e
Interaktive Modelle
- Multifaktoriell, probabilistisch, dynamisch
- Bio-psycho-sozial
- Diathese-Stress-Paradigma
Spezifische Phobien:
Klinische Merkmale
Klinische Merkmale
- Dauerhafte, unangemessene und intensive Furcht und/ oder Vermeidung spezifischer Objekte oder Situationen
- In den gefürchteten Situationen treten Angstsymptome auf, wie sie bei anderen Angststörungen definiert sind (bspw. Agoraphobie)
- Einsicht, dass die Symptome und das Vermeidungsverhalten übertrieben und unvernünftig sind.
- Die Symptome sind auf die gefürchtete Situation oder Gedanken an diese beschränkt.
Typen
Spezifische Phobien
Typen
Im Prinzip beliebige Situationen oder Objekte relevant. In der Praxis finden sich deutliche Häufigkeiten in Bezug auf bestimmte Klassen von Situationen und Objekten (vgl. „Preparedness“)
Tiertypus
- Angst vor Spinnen, Schlangen oder Insekten
- Oft werden besonders die abrupten Bewegungen der Tiere gefürchtet
-
Umwelttypus
- Angst vor Naturereignissen wie Gewitter oder Wasser
Situationstypus
- Furcht vor bestimmten Situationen wie Menschenmengen oder engen Räumen
- z.T. Überschneidung mit Panikstörung mit Agoraphobie
Blut-, Spritzen- und Verletzungstypus
- Ausgeprägte Angst vor Arztbesuchen oder Spritzen
- Besonders relevant ist dieser Typus, da z.T. wichtige Untersuchungen bzw. Behandlungen nicht wahrgenommen werden
- Besonderheit: bis zu 75% der Betroffenen fallen in entsprechenden Situationen in Ohnmacht
Beispiele:
Diagnostik:
Kriterien der Spezifischen Phobie (DSM-IV)
Diagnostik:
Kriterien der Spezifischen Phobie (DSM-IV)
A. Ausgeprägte und anhaltende Angst, die übertrieben oder unbegründet ist und die durch das Vorhandensein oder die Erwartung eines spezifischen Objekts oder einer spezifischen Situation ausgelöst wird (z. B. Fliegen, Höhen, Tiere, eine Spritze bekommen, Blut sehen).
B. Die Konfrontation mit dem phobischen Reiz ruft fast immer eine unmittelbare Angstreaktion hervor, die das Erscheinungsbild einer situationsgebundenen oder einer situationsbegünstigten Panikattacke annehmen kann (bei Kindern kann sich die Angst in Form von Weinen, Wutanfällen, Erstarren oder Anklammern ausdrucken).
C. Die Person erkennt, dass die Angst übertrieben oder unbegründet ist (bei Kindern darf dieses Merkmal fehlen).
D. Die phobischen Situationen werden gemieden bzw. nur unter starker Angst oder starkem Unbehagen ertragen.
E. Das Vermeidungsverhalten, die ängstliche Erwartungshaltung oder das Unbehagen in den gefürchteten Situationen schränkt deutlich die normale Lebensführung der Person, ihre berufliche (oder schulische) Leistung oder sozialen Aktivitäten oder Beziehungen ein, oder die Phobie verursacht erhebliches Leiden für die Person.
F. Bei Personen unter 18 Jahren hält die Phobie über mindestens sechs Monate an.
G. Die Angst, Panikattacken oder das phobische Vermeidungs-verhalten, die mit dem spezifischen Objekt oder der spezifischen Situation assoziiert sind, werden nicht besser durch eine andere psychische Störung erklärt wie z. B. Zwangsstörung (z.B. Angst vor Schmutz bei Personen, die die Vorstellung haben, kontaminiert zu werden), Posttraumatische Belastungsstörung (z. B. Vermeidung von Reizen, die mit dem Trauma assoziiert sind) oder Störung mit Trennungsangst (z.B. Vermeidung von Schulbesuchen), Soziale Phobie (z.B. Vermeidung sozialer Situationen aus Angst vor Peinlichkeiten), Panikstörung mit Agoraphobie oder Agoraphobie ohne Panikstörung in der Vorgeschichte
Epidemiologie
spezifische Phobien
Epidemiologie:
- Lebenszeit-Prävalenz 10.0% (ECA) bis 11,3% (NCS);
- Einjahresprävalenz 7-9% (Raten abhängig von Definition des Schweregrades)
- Frauenanteil abhängig vom Typus: bei Tier- und naturbezogener Phobie 75-90%, bei Höhenphobie 55-70%, bei situationsbezogener Phobie 75-90%, bei Blut- bzw. Injektionsphobie 55-70%
Verlauf spezifische Phobien
Verlauf:
Onset abhängig vom Typus: situationsbezogene Phobie in Kindheit sowie Mitte der 20er Lj. (zweigipflige Verteilung), andere Typen meist in der Kindheit
Komorbidität: häufig mit anderen Angststörungen, v.a. Panikstörung mit Agoraphobie; z.T. auch gemeinsames Auftreten mit PTBS, Zwangsstörung, affektiven oder somatoformen Störungen
Prädisponierende Faktoren: traumatische Ereignisse (z.B. von einem Tier angefallen werden); häufige Warnungen überängstlicher Eltern
Ätiologie
Spezifische Phobien
Modelle
Konkrete Ursachen
Modelle
Zwei-Faktoren-Theorie (Mowrer,1939)
Three-Pathway-Modell und Erweiterungen (Rachman, 1977)
Vulnerabilitäts-Stress-Modell:
- Angeborene Prädisposition bzgl. Entwicklung von Angsterkrankungen (Familienstudien)
- Frühkindliche Neigung zur Verhaltensgehemmtheit als Risikofaktor
- Auffälligkeiten zeigen sich v.a. im Bereich der Amygdala
- Wechselwirkung zwischen genetischer Disposition und Stresslevel kann zur Entstehung von Angsterkrankungen beitragen
konkrete Ursachen
Eigene Erfahrungen / direkte Konditionierung (vgl. „preparedness“)
Modelllernen / ängstliche Personen in der Umgebung
Semantisches Lernen (negative Informationen, Nachrichten etc.)
Fehlende Bewältigung frühkindlicher Furchtdispositionen (vgl. Dunedin-Studie: wer als Kind viel auf Bäume kletterte [auch wenn er/sie mal runter fiel], hat als Erwachsener seltener Höhenphobie)
Therapieansätze
- Konfrontationsverfahren
Effektivste Therapiemethode für spezifische Phobien
Unterschiede im konkreten Vorgehen bzgl. massiert oder graduiert bzw. in vivo (in der Realität) oder in sensu (in der Vorstellung)
Graduierte Exposition (schrittweise Steigerung des Angst auslösenden Reizes)
- In sensu (systematische Desensibilisierung): im entspannten Zustand führt In-sensu-Konfrontation mit ansteigendem Angst auslösenden Reiz zu konditionierter Hemmung der Angstreaktion (reziproke Inhibition)
- In vivo (Habituationstraining): Reaktionsstärke nimmt nach wiederholter realer In-vivo-Präsentation des Angst auslösenden Reizes ab
Massierte Exposition (direkte Konfrontation, maximal Angstauslösende Reize)
-
In sensu (Implosion)
- In vivo (Flooding)
Heute: Verwendung des Oberbegriffs Exposition
Dabei gilt: Je höher physiologische Aktivierung während Exposition, desto höher der Therapieerfolg
CAVE: Erfolg nur wenn: Angst + als „bewältigt“ verarbeitet
2. Applied Tension
Sonderfall: Behandlung von Blut-, Spritzen- und Verletzungsphobie
•Patient zeigt spezifische physiologische (biphasische) Reaktion auf Angstreiz:
–Absenken des Blutdrucks Ohnmachtsanfälle (Synkopen), statt (wie sonst bei Angsterkrankungen) Sympathikusaktivierung
Daher: Applied Tension
•Erlernen des gezielten Anspannens der Skelettmuskulatur (z.B. PMR ohne Entspannungselemente)
•Ziel: kurzfristige Blutdrucksteigerung zur Vermeidung situationsgebundener Ohnmacht
Aufbau: 5 Sitzungen (Öst & Sterner, 1987)
1. Verhaltensanalyse, Erlernen der Anspannungstechnik
2.–5. Schrittweise Steigerung der Angst auslösenden Situationen (Bildmaterial, Besuch einer Blutspendeeinrichtung und tatsächliche Blutabnahme, Beobachtung einer Operation), Wahrnehmen von Ohnmachtsanzeichen und Anwendung der Anspannungstechnik
Effektivität
Welche Komponente der Applied-Tension-Behandlung ist die eigentlich wirksame?
Vergleich von:
•Applied-Tension Verfahren
•Konfrontation in vivo (ohne Coping Technik)
•Reine Anspannungstechnik (ohne Konfrontation)
Ergebnis:
•Angewandte Anspannung und Applied-Tension (beide Verfahren wirken Synkopen entgegen) nachweislich effektiver als reine Konfrontation in vivo (auch im 1-Jahres-Follow-Up).
Soziale Phobie
Klinische Merkmale
Klinische Merkmale
- Ausgeprägte und anhaltende Angst vor einer oder mehrerer sozialen oder Leistungssituationen, in denen befürchtet wird, im Zentrum der Aufmerksamkeit zu stehen, gedemütigt zu werden und/oder sich peinlich/ beschämend zu verhalten.
- Konfrontation löst fast immer Angst aus.
- Betroffene erkennt, dass die Angst nunvernünftig ist.
- Situationen werden vermieden oder unter intensiver Angst ertragen.
- Erhebliche Beeinträchtigung und Ausschluss des Einflusses von Medikamenten oder anderen Erkrankungen
Typische Furchtsituationen:
soziale Phobien
•Im Mittelpunkt stehen
•Konversation in Gruppen
•Gespräch mit einer Person
•Teilnahme an Party, Hochzeit o.ä.
•Telefonieren
Leistungssituationen
•Sprechen in der Öffentlichkeit, Rede halten
•Etwas schreiben vor anderen (z.B. Scheck)
•Öffentliche Toilette benutzen
•Vor anderen essen od. trinken, Tasse halten
Typische Befürchtungen
Beim Essen oder Trinken …
… könnten meine Hände zu zittern beginnen
… könnte mir die Gabel oder Tasse aus der Hand fallen
… könnte es mir schlecht werden
… könnte ich wegen eines Kloßgefühls im Hals nicht mehr schlucken
An öffentlichen Orten …
… könnte ich auf einmal zittern, schwitzen oder erröten
… könnte ich mich ungeschickt benehmen
… könnten alle auf mich schauen
Beim Schreiben …
… könnten meine Hände zu zittern beginnen, so dass nur noch Kritzeleien entstehen
… könnte ich versagen
… könnten andere mich für einen Analphabeten halten
Kriterien der Sozialen Phobie (DSM-IV)
A. Eine ausgeprägte und anhaltende Angst vor einer oder mehreren sozialen oder Leistungssituationen, in denen die Person mit unbekannten Personen konfrontiert ist oder von anderen Personen beurteilt werden könnte. Der Betroffene befürchtet, ein Verhalten (oder Angstsymptome) zu zeigen, das demütigend oder peinlich sein könnte
Beachte: Bei Kindern muss gewährleistet sein, dass sie im Umgang mit bekannten Personen über die altersentsprechende soziale Kompetenz verfügen, und die Angst muss gegenüber Gleichaltrigen und nicht nur in der Interaktion mit Erwachsenen auftreten
B. Die Konfrontation mit der gefürchteten sozialen Situation ruft fast immer eine unmittelbare Angstreaktion hervor, die das Erscheinungsbild einer situationsgebundenen oder einer situationsbegünstigten Panikattacke annehmen kann
Beachte: Bei Kindern kann sich die Angst durch Weinen, Wutanfälle, Erstarren oder Zurückweichen von sozialen Situationen mit unvertrauten Personen ausdrücken
C. Die Person erkennt, dass die Angst übertrieben oder unbegründet ist
Beachte: Bei Kindern darf dieses Kriterium fehlen
D. Die gefürchteten sozialen oder Leistungssituationen werden vermieden oder nur unter intensiver Angst oder Unwohlsein ertragen.
E. Das Vermeidungsverhalten, die ängstliche Erwartungshaltung oder das starke Unbehagen in den gefürchteten sozialen oder Leistungssituationen beeinträchtigen deutlich die normale Lebensführung der Person, ihre berufliche (oder schulische) Leistung oder soziale Aktivitäten oder Beziehungen, oder die Phobie verursacht erhebliches Leiden
F. Bei Personen unter 18 Jahren hält die Phobie über mindestens 6 Monate an
G. Die Angst oder Vermeidung geht nicht auf die direkte körperliche Wirkung einer Substanz (z.B. Droge, Medikament) oder eines medizinischen Krankheitsfaktors zurück und kann nicht besser durch eine andere psychische Störung (z.B. Panikstörung mit oder ohne Agoraphobie, Störung mit Trennungsangst, Körperdysmorphe Störung, tiefgreifende Entwicklungsstörung oder Schizoide Persönlichkeitsstörung) erklärt werden
H. H. Falls ein medizinischer Krankheitsfaktor oder eine andere psychische Störung vorliegen, so stehen diese nicht in Zusammenhang mit der unter Kriterium A beschriebenen Angst z.B. nicht Angst vor Stottern, Zittern bei Parkinsonscher Erkrankung oder, bei Anorexia Nervosa oder Bulimia Nervosa, ein abnormes Essverhalten zu zeigen
Generalisiert: Wenn die Angst fast alle sozialen Situationen betrifft [ziehe auch die zusätzliche Diagnose einer Vermeidend-Selbstunsicheren Persönlichkeitsstörung in Betracht]
Differentialdiagnose (Abgrenzung von anderen Erkrankungen)
Agoraphobie und/oder Panikstörung :auch Erleben starker Angst an Orten mit zahlreichen Personen, oder meiden diese
- primäre Befürchtung: im Fall einer Panikattacke Raum nicht schnell genug verlassen zu können)
soziale Phobie: eindeutig Angst vor negativen Bewertungen zentral
Schizophrenes Spektrum: paranoides anmuten der mit sozialen Ängsten verbundenen Kognitionen
Sozialphobische Ängste werden vom Betroffenen als übertrieben erkannt
Depression: Vermeidung geselliger und interaktiver Anlasse als mögliche Folge
- Vorherrschende Gründe für Vermeidung: Antriebslosigkeit, negative Stimmung und Interessenverlust (Angst vor negativer Bewertung oder Ablehnung lediglich während depressiver Episoden)
Selbstunsicher-vermeidende Persönlichkeitsstörung (DSM-IV Achse II): Tiefgreifendes Muster sozialer Gehemmtheit, Insuffizienzgefühle, Überempfindlichkeit gegenüber negativer Bewertung. Beginn im frühen Erwachsenenalter.
Eher Selbstunsicher-Vermeidende PS bei 4 der folgenden Kriterien:
- Vermeidet berufliche Aktivitäten, die Sozialkontakte mit sich bringen
- Lässt sich nur widerwillig auf Menschen ein, solange deren positive Haltung nicht bekannt ist
- Zurückhaltung in intimen Situationen
- Angst vor Kritik und Ablehnung
- Ist gehemmt
- Fühlt sich anderen unterlegen, unbeholfen, unattraktiv
- Geht keine sozialen Risiken ein
Prävalenz:
Lebenszeit-Prävalenz 2.8% (ECA) - 13.3% (NCS); Einjahresprävalenz 7.9% (NCS) [Raten abhängig von Definition des Schweregrades]
Geschlechtsunterschiede: Frauen haben 1.5 – 2 x höheres Risiko
Beginn: überwiegend in Jugend und im frühen Erwachsenenalter
- Hochrisikoalter für erste Symptome 10 – 17 Jahre
- Bei > 90% vor 25. Lebensjahr
Verlauf
- Bei Jugendlichen variabler
- Bei Erwachsenen i.d. Regel chronischer Verlauf
- Bis Behandlungsbeginn: durchschnittlich 10-12 Jahre
Komorbidität hoch
Andere Angststörungen, Depression, Substanzmissbrauch, 12% Suizidversuche
Ätiologie
Ätiologie:
Entstehungsbedingungen:
Genetische Bedingungen:
- Disposition zu erhöhter physiologischer Erregbarkeit
Umgebungsbedingungen:
- Ängstliches Modellverhalten der Eltern
- Erziehungsstil, z.B. Normen, Perfektionismus
- Negative Vorerfahrungen, z.B. mit Gleichaltrigen, anderem Geschlecht
Diese Faktoren beeinflussen Annahmen über Soziale Situationen.