Maria Montessori Flashcards

1
Q

Historischer Kontext

A
  • Königreich Italien (starke soziale Spannungen)
  • Viele Personen wanderten aus (v.a. nach Amerika) – auch wegen Rückgang der Landwirtschaft
  • Verspätete Industrialisierung
  • Nord-Süd-Gefälle (Norden reich, Süden arm)
    1. Weltkrieg (Italien zuerst neutral, danach Kriegserklärung an der Seite von Österreich und Ungarn)  Wirtschaftliche, soziale & politische Krise (anders als in Deutschland, wo der 1. Weltkrieg der Antrieb für die 1. Demokratie, die Weimarer Republik ist, bricht die Wirtschaft in Italien ein)
  • Faschistische Diktatur unter Mussolini (Folge des 1. Weltkriegs)
  • 1943 Absetzung & Gefangennahme von Mussolini; nach ihm übernahm ein König den Oberbefehl; kurz darauf besetzte Deutschland den Norden Italiens und befreite Mussolini, welcher wieder die Herrschaft übernahm und den Alliierten und dem Süden Italiens den Krieg erklärte
    1. Weltkrieg (zuerst neutral, danach Eintritt in Krieg gegen Frankreich und England) / Bündnis mit Deutschland
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2
Q

Biografie

A
  • Geburtsstadt Chiaravelle
  • Vater Offizier und Inhaber einer staatlichen Tabakfirma, dann Staatsdienst in Rom  Umzug nach Rom
  • Eltern förderten sie schon früh in der Bildung (technisch-naturwissenschaftliche Schule)
  • Studiert Medizin (eine der ersten Frauen Italiens, die das Medizinstudium abgeschlossen hat)
  • Grosser Fokus auf Kinderheilkunde und Psychiatrie, arbeitete in der Psychiatrie mit geistig behinderten Kindern  erkannte dort, dass diese Kinder spezielle pädagogische Unterstützung brauchen
  • Befürwortete die Sonderklassen und Unterstützung, Qualifizierung der Lehrer und spezielle pädagogische Massnahmen für behinderte Kinder
  • Hatte einen unehelichen Sohn von einem Arzt (versteckte ihn und bekannte sich nicht öffentlich zu ihm bis sein Vater starb, weil die Wertvorstellung der damaligen Zeit sehr streng war – Katholizismus, sie hatte aber ein gutes Verhältnis zu ihm und besuchte ihn oft)
  • Reformpädagogik
  • Engagierte sich in der Frauenbewegung und in der Arbeiterbewegung (welche sich damals stark am Faschismus orientierte)
  • Gründung der Liga für behinderte Kinder (zur Schaffung einer Ausbildung für die Arbeit mit geistig behinderten Kindern)
  • Studium der Pädagogik und Anthropologie und Lehrstuhl Universität Rom in Lehrerausbildung
  • Leitung einer Kindertagesstätte für benachteiligte Kinder (kann hier erstmals ihre Montessori-Methode/Bildungsprinzipien in Praxis umsetzen)
  • Erziehungsmethode Montessori sehr beliebt, widmet sich mit der Zeit hauptsächlich noch der Verbreitung der Methode (Ausbildungsangebote, Verbreitung durch Publikationen, Vorträge etc. und Gründung von Montessori-Gesellschaften)
  • Diverse Reisen (Indien und Pakistan) um ihre Methode bekannt zu machen
  • Stirbt in Holland 1952, wo sie die letzten Jahre ihres Lebens lebte
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3
Q

Reformpädagogik

A
  • Bis der Nationalsozialismus ausbricht, hat die Reformpädagogik einen grossen Einfluss
  • Nicht homogen: unterschiedliche Ziele, Strömungen, Ansätze, Ausrichtungen
  • Ausgangspunkt der Reformpädagogik war eine vielfältige Kritik an der gesellschaftlichen Kultur und Bildung. Diese Kritik begann bereits im ausgehenden 19.Jahrhundert und setzte sich im beginnende 20.Jahrhundert fort.
  • Die Reformpädagogik ist keine einheitliche Bewegung. Sie besteht aus verschiedenen Richtungen und Schulen, z.B. Kunsterziehungsbewegung, Landerziehungsheimbewegung, Arbeitsschulpädagogik
  • Kunsterziehungsbewegung
    o Ausgang: Annahme, dass jeder Mensch kreativ ist.
    o Jedes Kind soll die Möglichkeit haben, diese Kreativität auszuleben
    o Im Rahmen von pädagogischen Methoden die Kreativität einbringen
  • Landerziehungsheimbewegung
    o Junge Menschen sollen in naturgemässen, gesunden und vernünftigen Umgebungen aufwachsen können
    o Körperliche, seelische und intellektuelle Fähigkeiten schulen und dafür besondere Settings bereitstellen
    o Heime in ländlichen Umgebungen: Körperliche Arbeit, Bezug zur Natur
  • Arbeitsschulpädagogik
    o Haptische und intellektuelle Fähigkeiten in gegenseitiger Wechselwirkung
    o Pestalozzi, Fröbel
    o Prozesse, bei denen Dinge produziert werden: Produktive Prozesse sind wichtig für die geistige Entwicklung
  • Generelle Reform des Lebens, der Gesellschaft und des kulturellen Zusammenlebens
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4
Q

Theorie der Erziehung und wissenschaftsauffassung

A
  • Ihre Spielmaterialen sollten nicht als reine Spielzeuge erachtet werden, weil sie einen pädagogischen Hintergrund haben
  • Entwicklung von spekulativen Pädagogik zu positiven Erziehungswissenschaft durch Orientierung an Methoden der Experimentalwissenschaften
  • Erziehungswissenschaft soll aufzeigen, dass alle Kinder einen immanenten Bauplan haben. Diese Entwicklungsgesetze sollen wissenschaftlich aufgedeckt werden und das praktische erzieherische Handeln bestimmen.
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5
Q

Anthropologische Grundannahme

A
  • Kind ist hilflos (wir als Erwachsene haben Verantwortung) und anpassungsfähig
  • Jeder ist entwicklungs- und bildungsfähig (auch geistig Behinderte)
  • Kind hat eine unbewusste Geistesform
  • Der Geist des Kindes und des Erwachsenen unterscheidet sich: Ist beim Kind unbewusst und beim Erwachsenen bewusst
  • Kind wird durch Umwelt angeregt und eignet sich die Umwelt an
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6
Q

Entwicklung und Lerntheorien

A
  • Feste Gesetzmässigkeiten bilden die Grundlage für die Entwicklung des Menschen (Geist des Menschen soll sich nicht durch Zufall formen, sondern auf Gesetzen beruhen. Es ist unmöglich anzunehmen, dass gerade der Geist des Menschen sich durch Zufall formen lassen sollte, ohne Gesetzen zu gehorchen)
  • Das Kind wählt selber die Tätigkeit aus, die für die Verwirklichung seiner Entwicklung notwendig sind (analog Montessori-Schule, Kind entscheidet welches Spiel es heute lernen will)
  • Jedes Kind hat einen eigenen individuellen Bauplan (immanenter Bauplan), der aus versch. Etappen besteht, die abgearbeitet werden müssen. Dazu gibt es Reize wie Farben, Formen etc. – so lernt das eine zuerst für eine lange Zeit die Farben und geht erst dann zu den Formen und das andere umgekehrt etc.
  • Bauplan geht ewig weiter!
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7
Q

Pädagogisches Verständnis

Indirektes Handeln

A
  • Erzieher können den Bauplan nicht verändern, es muss Schritt für Schritt beim Kind selber geschehen, Erzieher können nur die Reize verändern/beeinflussen, indem sie das richtig Material zur Verfügung stellen (z.B. beim Entwickeln des Tastsinns etwas zum berühren geben  Erzieher bleiben im Hintergrund und greifen nicht direkt ein. Wenn sie direkt eingreifen, richten sie grossen Schaden an. Die Reize dürfen nicht unterbrochen werden)
  • Natur bildet das Fundament und sollte in der Erziehung als Orientierung dienen, an welcher man sich von Geburt an festhalten soll  Fortgang der Entwicklung ist nicht möglich, wenn man die Natur mit Füssen tritt
  • Materialen und indirektes Eingreifen sollten die freie, individuelle Tätigkeit und den natürlichen Prozess psychischer Entwicklung fördern.
  • Spontane Tätigkeit der Kinder führt zu einer tiefgehenden Arbeit, die alle geistigen Kräfte in Anspruch nimmt
  • Disziplin geht aus inneren Gesetzen hervor, die sich durch die Freiheit zeigt (es war nötig, dass niemand in die Freiheit eingreift und die spontane Aktivität des Kindes hemmte
  • Umgebung ist vorbereitet, dass sich das Kind entfalten kann / Umgebung ist auf die durch Gesetze geleitete Entwicklung abgestimmt
  • Keine Disziplinmassnahmen, keine Stundenpläne, keine körperlichen Bestrafungen
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8
Q

Pädagogisches Material von Montessori

A
  • Sprachmaterial (z.B. Buchstaben auf Tafeln zum Sehen & Tasten, anhand vom Tastsinn Buchstaben schreiben lernen)
  • Mathematisches Material (Schwerpunkt von Montessori, Klassiker z.B. Perlenketten)
  • Sinnesmaterial (Tasten-Geruchs-Memory, Farben etc.  Sinne hatten für Montessori eine grosse Bedeutung)
  • Biologisches Material (Bezug zur Natur: z.B. Lernen des Körperaufbaus & Entwicklungsverläufen von Tieren)
  • Geografisches Material (Länder den Flaggen zuordnen, Globus etc.)
  • Kosmisches Material (Darstellung grösserer Entwicklungsverläufe z.B. das Jahr, die Jahreszeiten, die Zeitalter, Monate etc.)
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9
Q

Montessori Schulen Heute

A
  • Unterschiedliche Formen (z.B. Fokus auf Elternarbeit, Fokus aus Gemeinwesen etc.)
  • Immer gleiche Grundsätze wie z.B. freies Lernen, indirektes Eingreifen der Pädagogen, kein Zeitdruck etc.
  • Alternative zur normalen Schule
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10
Q

Warum gehört Montessori zur Reformpädagogik

A
  • Kind steht im Zentrum (Erkenntnis des individuellen Bauplans jedes Kindes)
  • Das Lernen ist sehr vielfältig und orientiert sich an dem täglichen Leben (Hauswirtschaft, Natur, Soziales)  Kinder üben zuerst an einem Model für das spätere Leben (Junge, der Holz schöpft.)
  • Braucht keine homogenen Klassen, das wichtige ist, dass die Umgebung vorbereitet ist.
  • Durch Unterricht draussen werden viele neue & versch. Reize angesprochen, gibt Freiräume, welche Kinder gestalten können, Bezug zu Rousseau (naturbezogene Erziehung) stark erkennbar
  • Den Kindern wird Selbstkompetenz, Selbstinitiative & Eigenverantwortung zugesprochen (Ansätze der Demokratie, wo das Volk mehr mitbestimmen darf)  Kein Frontalunterricht, wodurch es keine richtige Hierarchie wie früher üblich gibt
  • Sozialkompetenzen werden mehr gefördert (wenn Kinder nicht mehr weiterwissen, müssen sie auf andere zugehen und nachfragen)
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11
Q

Würdigung

A
  • Einschluss aller Menschen (auch Behinderte)
  • Verständnis, dass jedes Kind individuell ist und individuell gefördert werden muss
  • Gedanken der Demokratisierung
  • Sinnvolles Spiel- und Lernmaterial
  • Den Kindern wird etwas zugetraut (Selbsttätigkeit gibt Verantwortung und Freiheit)
  • Ihre Grundlagen basieren auf der Wissenschaft
  • Partnerschaftliche Beziehung auf Augenhöhe zwischen Kind-Erzieher. Gibt keine Hierarchie.
  • Rolle der Erzieher ohne Machtgefälle auf partnerschaftlicher Ebene
  • Unterricht hat Bezug zum Leben
  • Idee vom neuen Menschen: Kinder früh bilden, damit sich so die Gesellschaft positiv weiterentwickeln kann
  • Förderung der Selbsttätigkeit und Eigenverantwortung
  • Hat Idee, dass sich die Technik viel schneller entwickelt, als wir uns Menschen entwickeln können
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12
Q

Kritik

A
  • Kinder, die Strukturen brauchen sind mit der Montessori-Methode überfordert (z.B. Aufmerksamkeitsstörung)
  • Es gibt Kinder, die klare Anleitung brauchen, weil sie nicht von Natur aus selber erzeugen können
  • Hat ihren eigenen Sohn jahrelang versteckt
  • Überforderung des Lehrpersonals, da der Lehrer auf jeden Schüler einzeln eingehen muss
  • Lehrer müssen noch eine zusätzliche Ausbildung machen um unterrichten zu können
  • Setzt viele Ressourcen voraus (kognitive Fähigkeiten der Kinder, viel Material & Personal, geschulte Lehrer)
  • Übergänge in höhere Bildung erschwert (Leistungsdruck, Vergleichbarkeit etc.)
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13
Q

Bezüge zu Heute

A
  • Montessori-Schulen und Therapien
  • Änderungen im Bildungssystem (Mischklassen)
  • Spezifisches Material mit dem Ziel zur Selbsttätigkeit
  • Zusatzausbildung als Lehrer für Montessori Schulen
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14
Q

Bezüge zur sozialen Arbeit

A
  • Montessori-Methoden im Bereich der Psychiatrie und in der Demenz
  • Sozialarbeiter streben an, kein Machtgefälle mit Klienten zu haben und ihnen auf Augenhöhe zu begegnen Ressourcenorientierung (jede Person hat etwas, das in ihr steckt; wichtig ist aber nicht nur Ressourcen zu nutzen, die das Kind mitbringt, sondern auch die in der Umgebung)
  • Hilfe zur Selbsthilfe (Menschen werden befähigt)
  • Kinder und Menschen allgemein brauchen Individualität und Freiräume
  • Inklusion (sie hat Sonderschulen propagiert; heute Integration in Regelschule)
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15
Q

Montessori-Reformpädagogik

A
  • Kritik am klassischen Unterricht Vielfältiges Lernen notwendig
  • Unterricht auf kollegialer Ebene; Beziehung auf gleichwertiger Ebene
  • Ganzheitlicher Ansatz; Einbezug aller Sinne
  • Rousseau: immanenter Bauplan, Kinder von Natur aus gut
  • Lern- und Lehrformen orientieren sich am Leben; Umfüllen von Flüssigkeiten
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16
Q

Gemeinsamkeiten Unterschiede Fröbel Montessori

A

Gemeinsamkeiten

  • Entwicklung läuft über das ganze Leben; beginnt bei 0
  • Naturwissenschaften als Basis (Biographisch und ausführend)
  • Entwicklung von gesamtheitlichen Grundfähigkeiten
  • Freiheit und Individualität
  • Selbsttätigsein als Basis des Lernens
  • Beziehung zwischen Kind und Erziehende

Unterschiede

  • Spielpädagogik von Fröbel: Montessori lehnt den Begriff „Spiel“ ab (keine Spielzeuge sondern Materialien)
  • Fröbel fokussiert mehr auf Vorschulkinder
  • Montessori arbeitet mit psychisch, kognitiv oder sozial beeinträchtigten Kinder
  • Fröbel spricht nicht von
17
Q

Verbindende Merkmale der verschiedenen Reformpädagogischen Ansätzen

A

Bei der Kritik geht es um eine generelle Änderung im Kulturellen und Gesellschaftlichen
- Neues Verständnis des Kindes
o Verständnis lehnt an Rousseau als auch Fröbel und Pestalozzi an
o Spezifisches Individuum mit spezifischen Entwicklungsbedürfnissen
o Alle Lern- und Bildungsprozesse müssen vom Kind ausgehen
- Betonung einer ganzheitlichen Erziehung und Bildung des Menschen
Nicht neu, Mensch besteht aus vielen Dingen und muss ganzheitlich gefördert werden
- Bedeutung vieler Grundgedanken von Rousseau
o Idee der natürlichen Entwicklung
o Naturfolgenden Entwicklung (nicht zielgerichtete Entwicklung) zu erhalten und zu entfalten
o Kind vor negativen Einflüssen schützen
- Lebendiges und vielfältiges Lernen
o Organisches Lernen: Prinzip der Aktivierung, der Selbsttätigkeit; Selbstregulation, Partizipation, Selbstorganisation, Selbstbestimmung
- Lehr- und Lernformen orientieren sich am Leben
o Leben und Lernen müssen zusammengebracht werden
- Überwindung eines einseitigen Unterrichts
o Aufbrechen von schematischem Unterricht
o Grosse Klassen aufbrechen
o Kleine homogene Altersstruktur
- Demokratisierung
o Partnerschaftliche Zusammenarbeit, Pädagogen nehmen andere Rolle ein
o Partizipationsmöglichkeiten der Schüler und v.a. auch deren Eltern
- Positive Erziehungserwartungen
o Durch verändere Pädagogik kann sich auch die Gesellschaft verändern
o Gesellschaftsreform
o Wenn Frauen aktiver in der Pädagogik sein können entsteht eine humanere Gesellschaft