Allgemeines (Tut. Driebe + Bernedo) Flashcards

(96 cards)

1
Q

Vorgestellte Anwesenheit

A

Bedeutet, dass du dir bewusst vorstellst, dass andere Menschen da sind und dein Verhalten beeinflussen. Beispiel: Du überlegst, wie dein Freund reagieren würde, wenn du eine bestimmte Entscheidung triffst.

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2
Q

Implizite Anwesenheit

A

Bedeutet, dass soziale Normen, Regeln oder gelernte Verhaltensmuster dein Denken und Handeln beeinflussen, selbst wenn du dir dessen nicht aktiv bewusst bist. Beispiel: Du stehst an einer roten Ampel und wartest, obwohl niemand da ist – weil du die Regel internalisiert hast.

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3
Q

Was ist Sozialpsychologie?

A

… ist der Versuch, zu verstehen und zu erklären, wie die Gedanken,
Gefühle und Verhaltensweisen von Personen durch tatsächliche,
vorgestellte oder implizite Anwesenheit anderer Menschen
beeinflusst werden. - (Allport, 1954, S. 5)

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4
Q

Explizite Einstellungen

A

Bewusste Überzeugungen

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5
Q

Implizite Einstellungen

A

Unbewusste Assoziationen

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6
Q

Zähle vier Betrachtungsebenen der Sozialpsychologie auf

A

Betrachtungsebenen der Sozialpsychologie:

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7
Q

Zähle die 5 Hypothesen der Sozialpsychologie auf

A
  1. Situationen sind mächtig
  2. Motive (anderer Menschen) sind oft unklar
  3. Wir wissen nicht, was wir nicht wissen
  4. Es gibt zwei soziale Grundbedürfnisse
  5. Einschätzungen sind erstunlich akkurat
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8
Q

Thin Slicing

A

… ist die Fähigkeit Muster in (sozialen) Ereignissen zu finden, die in
einem nur knappen Erfahrungszeitfenster mit wenig Informationen
stattfinden.

Bestimmte Persönlichkeitseigenschaften können schnell, effizient und akkurat beurteilt werden.

nach Malcolm Gladwell

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9
Q

Schemata

A

Mentale Strukturen, die Personen dienen, das eigene Wissen über die soziale Realität in Kategorien zusammenzufassen.

oder:
Größere Netzwerke von Assoziationen, die Wissen strukturieren.

wenn auf Geschlecht oder Ethnizität => Stereotyp

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10
Q

Assoziationen

A

Einzelne Verbindungen zwischen Begriffen oder Ideen.

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11
Q

Soziale Kognition (social cognition)

A

Ein […] Thema innerhalb der Sozialpsychologie, das [behandelt],
wie wir über uns selbst und über andere Menschen denken und wie die
beteiligten Prozesse unsere Urteile und unser Verhalten in sozialen
Kontexten beeinflussen. (Jonas et al., 2014)

Unterscheidung in:
- automatische Informationsverarbeitungsprozesse
- kontrollierte Informationsverarbeitungsprozesse

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12
Q

Heuristik

A

Eine oft genutzte, nicht optimale Faustregel, die Menschen
verwenden, um zu einem Urteil zu gelangen, die in vielen Fällen
effektiv ist, jedoch nicht in allen. (Jonas et. al, 2014)

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13
Q

Gaze-Heuristik (Blicksteuerungsheuristik)

A

Die Gaze-Heuristik beschreibt, wie Menschen (z. B. beim Fangen eines Balls) ihren Blick so anpassen, dass sie die Bewegung automatisch steuern können, ohne komplexe Berechnungen anzustellen.

Dabei werden komplexe mathematische Berechnungen ignoriert (wie Geschwindigkeit, Winkel, Luftwiderstand, Windrichtung, Spin).

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14
Q

Satisfice

A

satisfy + suffice

Strategie, bei der man eine ausreichend gute statt die bestmögliche Lösung wählt – oft, um Zeit und kognitive Ressourcen zu sparen.

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15
Q

Repräsentativitätsheuristik

A

“Eine mentale Abkürzung, bei der Fälle Kategorien zugeordnet werden, nach dem Prinzip, wie gut ihre Merkmale mit denen der Kategorie
übereinstimmen“ (Jonas et al., 2014)

Statt die statistische Wahrscheinlichkeit zu berücksichtigen, wird eher ein Abgleich mit bestehenden kognitiven Schemata durchgeführt - meist, weil es weniger Ressourcen dafür aufwenden muss.

Dies führt zu Fehlern (biases!)

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16
Q

2 Beispiele für Repräsentativitätsheuristik

A

Basisratenmissachtung: Grundwahrscheinlichkeit bleibt unberücksichtigt (kognitives Schemata wird befragt)
–> Wird es morgen regnen? (Heute regnet es bereits.)

Konjunktionstäuschung: Wahrscheinlichkeit zweier gemeinsam auftretender Ereignisse wird als wahrscheinlicher eingeschätzt, als nur das Einzelereigniss.
–> 1. Ist Linda Bankangestellte? 2. Ist Linda Bankangestellte UND in der Frauenbewegung aktiv?

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17
Q

Wie kann ich Fehlurteile durch Heuristiken vermeiden? (Repräsentativitätsheuristik)

A
  1. Lenken von Aufmerksamkeit trainieren
  2. Relative Häufigkeiten angeben statt prozentuale Werte
  3. Prozentuale Werte in nominale übersetzen
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18
Q

Verfügbarkeitsheuristik

A

„Eine kognitive Abkürzung, die es ermöglicht, uns darauf zu stützen, wie
schnell uns Informationen über ein bestimmtes Ereignis in den Sinn
kommen , um daraus auf die Häufigkeit bzw. Wahrscheinlichkeit dieses
Ereignisses zu schließen“ (Jonas et al., 2014)

Beispiel AfD:
Obwohl die Kriminalitätsrate in Deutschland insgesamt nicht stark gestiegen ist, suggerieren AfD-Posts durch ständige Wiederholung von Einzelfällen, dass „Deutschland immer unsicherer wird“. Menschen überschätzen dann das Risiko durch Migration, weil sie sofort an schockierende Einzelfälle denken. Die Häufigkeit eines Problems wird dann nicht durch Statistik, sondern durch Erinnerbarkeit und emotionale Präsenz eingeschätzt.

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19
Q

Wie kann ich Fehlurteile durch Heuristiken vermeiden? (Verfügbarkeitsheuristik)

A
  1. Förderung einer systematischen Informationsverarbeitung
  2. Verdeutlichen der Irrelevanz der Leichtigkeitsempfindung für das aktuelle Urteil
  3. Gründe für Leichtigkeit klar machen:
    –> Situationseinflüsse (Musik, Hintergrund, etc.)
    –> Expertenwissen (Experten verlassen sich auf Bauchgefühl statt zu hinterfragen)
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20
Q

Ankerheuristik

A

„Eine kognitive Heuristik, die uns den ursprünglichen Standards/Schemata (Ankern) ein bestimmtes Gewicht beimessen lässt, und dazu führt, dass das endgültige Urteil häufig zu nahe am Anker liegt (nicht ausreichend angepasst wird)“ (Jonas et al., 2014)

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21
Q

Kontrollierte Kognition

A

(= langsames Denken) Das Ziel von kontrolliertem Denken ist es, das automatische Denken kritisch zu überprüfen und auszugleichen.

Bspw. über:
1. Bewusste soziale Urteile
2. Introspektion & Selbstwahrnehmung
3. Nachdenken darüber, was andere über uns denken
4. Kontrafaktisches Denken

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22
Q

Kontrafaktisches Denken / Simulationsheuristik

A

…gewisse Aspekte der Vergangenheit werden, mit dem Ziel, sich
auszumalen, was auch hätte passieren können, verändert.
Aronson et al. (2014)

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23
Q

Was ist eine Einstellung?

A

Evaluatives Summenurteil (= Gesamtbewertung) über ein Objekt.

Bspw. Haltung ( = evaluatives Summenurteil) zu Klimaschutz (= Objekt)

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24
Q

Wie sind Einstellungen aufgebaut, bzw. was enthalten sie?

A
  1. Ausprägungen: gut, schlecht, neutral, ambivalent
  2. Stärke: Extremität, Zugänglichkeit (Abrufbarkeit einer Einstellung)
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25
Welche Reaktionen können Einstellungen hervorrufen?
Einstellungen können Reaktionen auf drei Ebenen hervorrufen: kognitiv, affektiv, verhaltensbezogen (oftmals kausal verbunden) ==> Drei-Komponenten-Modell
26
Drei-Komponenten-Modell
Einstellungen können Reaktionen auf drei Ebenen bewirken: kognitiv, affektiv, verhaltensbezogen
27
Heider & Simmel animation (1944)
Eine Animation, in welcher Formen sich bewegen (2 Dreiecke und Kreis, sowie "Haus/Box". ==> Mensch versucht alles um sich herum zu erklären und einen kausalen zusammenhang zwischen Dingen herzustellen. Selbst wenn keine Kausalität besteht, wird diese durch unsere Denkprozesse suggeriert und für uns "fehlendes" vervollständigt.
28
Was sind Naive Theorien?
Naive Theorien sind intuitive, oft unbewusste Erklärungsmodelle, die Menschen über die Welt haben, ohne dass sie wissenschaftlich überprüft wurden. Man kann auch sagen es sind (oft falsche) Annahmen.
29
Wie erklärt man Naive Theorien?
Mensch = Laienwissenschaftler/Forschergeist Naive Theorien helfen... ...soziale Umwelt besser verstehen und vorhersagen zu können ...menschliches Verhalten kausal erklären zu können Theorien werden häufig auf überdauernden, stabilen Entitäten basiert Verhalten kann internal oder external attribuiert werden
30
fundamentaler Attributionsfehler
Fehlattribution, durch Negation oder Unterschätzung der situativen Faktoren, bzw. externalen Einflüssen
31
Stereotyp
Kognitive Struktur oder mentale Repräsentation, die unser Wissen und unsere Überzeugungen über eine soziale Gruppe von Menschen enthält. => Kognitive Ebene Kann positiv oder negativ sein, muss also keine Konnotation haben oder wertend/emotional sein. "Frauen interessieren sich nicht für Technik" "Männer interessieren sich nicht für Emotionen"
32
Vorurteil
Ablehnende oder feindselige Haltung gegenüber einer Person, die zu einer Gruppe gehört, einfach deswegen, weil sie zu dieser Gruppe gehört und ihr deshalb die übergeordneten Eigenschaften der Gruppe zugesprochen werden. => Emotionale Ebene Enthält wertende, emotionale Komponente (z.B. Ablehnung, Misstrauen, etc.) "Ich mag keine Golf-Spieler, weil diese alle einen Stock im Arsch haben."
33
Rassismus
Negative Einstellung gegenüber Menschen oder Bevölkerungsgruppen auf Grundlage von (quasi-)biologischen oder ethnischen Kriterien (Zick & Küpper, 2008) => (meist) Handlungsebene geht über individuelle Vorurteile hinaus und kann sich in Diskriminierung, Machtausübung oder struktureller Ungleichheit äußern. „Ich stelle keine Asiaten ein, weil sie nicht teamfähig sind.“
34
Welche Formen von Rassismus gibt es?
Institutioneller/struktureller Rassismus = bestimmte Gruppierungen werden in ihren fundamentalen Rechten, z.B. bei der Berufswahl oder der Ausübung der Religion beschnitten Individueller Rassismus = negative Einstellungen und Verhaltensweisen gegenüber einzelnen Mitgliedern bestimmter Gruppierungen Impliziter Rassismus = Unbewusste Vorurteile, die sich im Verhalten zeigen (z. B. jemandem weniger Vertrauen schenken, ohne es zu merken)
35
Was ist der Unterschied zwischen Stereotypen, Vorurteilen und Rassismus?
Stereotyp = kognitive Ebene // keine Wertung, sondern mentaler Repräsentation // neutral Vorurteile = affektive/emotionale Ebene // Ablehnende oder feindselige Haltung/Wertung gegenüber einer Gruppe // subjektiv Rassismus = (meist) Verhaltenskomponente // Diskriminierende Handlung oder strukturelle Benachteiligung // geht über persönliche Einstellung hinaus, kann auch systemisch sein.
36
Was ist die Theorie der sozialen Identität (Tajfel & Turner, 1986)
Gruppen-Selbstbild Die Theorie erklärt, wie Menschen ihr Selbstbild durch Gruppenmitgliedschaften formen und sich von anderen Gruppen abgrenzen. Beispiel: Eine Person identifiziert sich als „Umweltschützer“ und fühlt sich dadurch einer bestimmten Gruppe zugehörig, während sie sich von „Klimaskeptikern“ abgrenzt.
37
Was ist die Grundannahme der Theorie der sozialen Identität (Tajfel & Turner, 1986)
1. Persönliche Identität (Wer bin Ich als Individuum?) vs. Soziale Identität (Wer bin ich als Teil einer Gruppe) 2. Menschen ordnen sich Gruppen zu und grenzen sich von anderen ab ("Wir gegen Sie") Beispiel: Fußballfans fühlen sich stark mit ihrer Mannschaft verbunden („Wir sind die Besten!“) und sehen gegnerische Teams als „die anderen“.
38
Nenne drei psychologische Prozesse, die zur sozialen Identität führen.
1. Soziale Kategorisierung Menschen teilen sich und andere automatisch in Gruppen ein („Wir vs. Die“). Beispiel: „Ich bin Deutscher, du bist Franzose.“ 2. Soziale Identifikation Man übernimmt Werte, Normen und Einstellungen der Gruppe als Teil der eigenen Identität. Beispiel: „Ich bin Vegetarier, also lehne ich Massentierhaltung ab.“ 3. Soziale Vergleichsprozesse Die eigene Gruppe wird mit anderen verglichen, oft um den eigenen Status aufzuwerten. Beispiel: „Unser Unternehmen ist innovativer als die Konkurrenz.“
39
Was sind die Folgen/Effekte der sozialen Identität?
1. Eigengruppenbevorzugung + Fremdgruppenabwertung Man bevorzugt Mitglieder der eigenen Gruppe. Beispiel: Ein Lehrer bewertet Schüler aus der eigenen Stadt wohlwollender. 2. Fremdgruppenhomogenität + Eigengruppenheterogenität Menschen nehmen Fremdgruppen als homogener wahr als die eigene. Beispiel: „Alle Asiaten sind gut in Mathe.“ 3. Gruppenbasierte Diskriminierung Die eigene Gruppe wird aufgewertet, während die Fremdgruppe abgewertet wird. Beispiel: Politische Parteien stellen die eigene Position als überlegen dar und verteufeln die Gegenseite. => Bei sozialer Identitätsbildung über kulturelle oder ethnische Zugehörigkeit = Ethnozentrismus
40
Was ist die Theorie des sozialen Vergleichs (Leon Festinger, 1954) ?
Menschen bewerten ihre Meinungen, Fähigkeiten und Eigenschaften, indem sie sich mit anderen vergleichen – besonders wenn es keine objektiven Maßstäbe gibt. Beispiel: Eine Studentin weiß nicht, ob ihre Klausurnote gut ist → Sie vergleicht sich mit ihren Kommilitonen.
41
Warum vergleichen sich Menschen?
Soziale Vergleiche helfen, sich realistisch einzuschätzen, weil Menschen oft keine absoluten Maßstäbe haben. Beispiel: Ein Sportler kann seine eigene Leistung nur bewerten, indem er sie mit anderen Athleten vergleicht.
42
Welche Arten sozialer Vergleiche gibt es? (Festinger, 1954)
1. Aufwärtsgerichteter Vergleich Man vergleicht sich mit besseren Personen, um sich zu verbessern – oder fühlt sich minderwertig. Beispiel: Eine Schülerin vergleicht sich mit der Klassenbesten – sie kann sich motiviert oder entmutigt fühlen. 2. Abwärtsgerichteter Vergleich Man vergleicht sich mit schlechteren Personen, um sich besser zu fühlen. Beispiel: Ein Fußballspieler, der nicht für das Team nominiert wurde, fühlt sich besser, wenn er sieht, dass andere noch schlechter sind.
43
Mit wem vergleichen sich Menschen?
Menschen vergleichen sich eher mit ähnlichen Personen, weil diese als relevante Vergleichsmaßstäbe gelten. Beispiel: Ein Azubi vergleicht sein Gehalt eher mit anderen Azubis als mit seinem Chef.
44
Was sind die Konsequenzen sozialer Vergleiche?
1. Eigengruppenbevorzugung Menschen vergleichen sich stärker mit der eigenen Gruppe und bewerten diese positiver. Beispiel: Ein Team glaubt, dass es besser ist als andere Teams, auch wenn objektiv kein Unterschied besteht. 2. Selbstwertregulation Abwärtsvergleiche schützen den Selbstwert, Aufwärtsvergleiche können motivieren oder frustrieren. Beispiel: Ein Musiker, der sich mit Weltstars vergleicht, könnte entmutigt aufgeben oder sich inspiriert fühlen.
45
Attributionstheorie (Heider, 1958)
Die Attributionstheorie beschreibt, wie Menschen Ursachen für das Verhalten anderer und ihr eigenes Verhalten erklären. 1. Personale Attribution (Internal) Max hat die Prüfung bestanden, weil er intelligent und fleißig ist. 2. Situationale Attribution (External) Max hat die Prüfung bestanden, weil sie leicht war. Beispielsweise tendieren Menschen mit geringen Selbstwertgefühl dazu, eigenen Erfolg external zu attribuieren, während Misserfolg internal attribuiert wird.
46
Fundamentaler Attributionsfehler (FAF) (Ross, 1977)
Der fundamentale Attributionsfehler beschreibt die Tendenz, das Verhalten einzelner Personen stärker auf deren Persönlichkeit (interne Faktoren) zurückzuführen und situative Einflüsse (externe Faktoren) zu unterschätzen. Lisa ist unpünktlich, weil sie unzuverlässig ist.“ → Es wird nicht berücksichtigt, dass der Bus eine Panne hatte.
47
Ultimativer Attributionsfehler (UAF)
Die Tendenz, das Verhalten einer gesamten Gruppe unterschiedlich zu erklären – positiv für die eigene (In-Group), negativ für die andere (Out-Group). Unser Land ist reich, weil wir hart arbeiten – ihr seid arm, weil ihr faul seid. Warum? --> Selbstwertdienliche Verzerrung der Attribution/Ursachenzuschreibung
48
Was ist der Unterschied zwischen dem fundamentalen Attributionsfehler und dem ultimativen Attributionsfehler?
FAF → Fehlattribution auf individueller Ebene (Personenbezogen). Max ist arbeitslos, weil er faul ist. UAF → Fehlattribution auf Gruppenebene (Gruppenbezogen) Diese ethnische Gruppe ist arbeitslos, weil sie faul ist.
49
Confirmation Bias (Bestätigungsfehler)
Die Tendenz, Informationen so zu suchen, zu interpretieren und zu erinnern, dass sie unsere bestehenden Überzeugungen bestätigen, während widersprüchliche Informationen ignoriert oder abgewertet werden. Eine Person, die glaubt, dass Impfungen gefährlich sind, liest nur Artikel, die diese Meinung unterstützen, und ignoriert wissenschaftliche Studien, die das Gegenteil belegen. Beispiel: „Ich wusste schon immer, dass diese Partei Recht hat – alle Artikel, die ich lese, bestätigen das.“
50
Warum tendieren Menschen dazu, in Stereotypen zu denken?
Menschen nutzen mentale Abkürzungen (Heuristiken), um Informationen schnell zu verarbeiten – dabei entstehen Stereotype, weil sie komplexe soziale Realität vereinfachen. Statt jede neue Person individuell einzuschätzen, wird sie automatisch einer bestimmten sozialen Kategorie (z. B. „Berufsgruppe“, „Nationalität“, „Geschlecht“) zugeordnet. 💡 Grund: Das Gehirn spart kognitive Ressourcen, indem es Informationen schnell in bestehende Kategorien einfügt – was jedoch oft zu Fehleinschätzungen führt. + Selbtwertdienlich!
51
Was ist der Wason-Selection-Task?
📌 Definition: Der Wason-Selection-Task ist ein klassisches Experiment zur logischen Regelüberprüfung, bei dem Menschen häufig systematisch Fehler machen, weil sie dazu neigen, nach bestätigenden (confirmation bias) statt falsifizierenden Beweisen zu suchen. 📌 Beispiel (Karten: E, K, 4, 7 / Regel: „Wenn auf der einen Seite ein Vokal ist, dann ist auf der anderen eine gerade Zahl“): * Korrekte Lösung: E & 7 umdrehen (weil nur diese Karten die Regel potenziell verletzen können). * Häufiger Fehler: Menschen drehen oft E & 4 um, weil sie nur nach bestätigenden Beispielen suchen, statt die Regel zu widerlegen. 💡 Fazit: Die Regelüberprüfungsaufgabe zeigt, dass Menschen in der Logik nicht primär nach Falsifikation suchen, sondern nach Bestätigung – ein zentraler Mechanismus in der sozialen Kognition und Stereotypenbildung. Hypothesen werden aufgestellt (naive Theorien) und es wird nach Evidenz gesucht um diese Hypothesen zu bestätigen.
52
Wason-Selection Task: Welche Karte(n) musst du umdrehen, um zu überprüfen, ob die Regel logisch korrekt ist?
📌 Definition: In der logischen Regelüberprüfung (Wason-Selection-Task) werden zwei Arten von Schlussfolgerungen genutzt: 1️⃣ Modus Ponens („Bestätigung des Wenn-Teils“) → E-Karte * Form: Wenn P, dann Q. P ist gegeben, also folgt Q. * Beispiel: * Regel: „Wenn auf der einen Seite ein Vokal ist, dann ist auf der anderen eine gerade Zahl.“ * E-Karte: Hat einen Vokal → Prüfen, ob auf der Rückseite eine gerade Zahl ist. 2️⃣ Modus Tollens („Widerlegung des Dann-Teils“) → 7-Karte * Form: Wenn P, dann Q. Q ist nicht gegeben, also kann P nicht wahr sein. * Beispiel: * Regel: „Wenn auf der einen Seite ein Vokal ist, dann ist auf der anderen eine gerade Zahl.“ * 7-Karte: Ungerade Zahl → Prüfen, ob auf der Rückseite ein Vokal ist (denn das würde die Regel verletzen).
53
Substereotypisierung
Substereotypisierung beschreibt den Prozess, bei dem Menschen Ausnahmen innerhalb eines bestehenden Stereotyps schaffen, um das ursprüngliche Stereotyp aufrechtzuerhalten, anstatt es zu widerlegen. Gegenbeispiele führen demnach NICHT zur Änderung eines Stereotyps. 📌 Beispiel: * Stereotyp: „Frauen sind nicht gut in Mathe.“ * Substereotypisierung: „Lisa ist gut in Mathe, aber sie ist eine Ausnahme, weil sie von ihrem Vater gefördert wurde.“ Unterkategorisierung dient dazu, Stereotype vor Falsifikation zu schützen, indem widersprüchliche Informationen als „Sonderfall“ betrachtet werden, anstatt das gesamte Stereotyp zu hinterfragen.
54
Stereotype Threat (Stereotypenbedrohung)
📌 Definition: Stereotype Threat beschreibt die Angst oder Unsicherheit einer Person, ein negatives Stereotyp über ihre eigene soziale Gruppe zu bestätigen, was oft zu einer Leistungsverschlechterung führt. 📌 Beispiel: * Frauen schneiden in einem Mathetest schlechter ab, wenn sie vorher daran erinnert werden, dass Frauen angeblich in Mathe schlechter sind. * Schwarze Studierende zeigen schlechtere Testergebnisse, wenn ihnen gesagt wird, dass der Test ihre Intelligenz misst – weil sie sich unbewusst mit dem Stereotyp auseinandersetzen. 💡 Fazit: Die Stereotypenbedrohung kann dazu führen, dass Menschen unter ihren tatsächlichen Fähigkeiten bleiben, weil sie sich unbewusst mit gesellschaftlichen Erwartungen auseinandersetzen.
55
Unterschied zwischen Stereotype Threat und Selbsterfüllender Prophezeiung
Stereotype Threat (Stereotypenbedrohung) entsteht, wenn Menschen in Leistungssituationen unter gesellschaftlichen Stereotypen leiden, die ihnen eine Schwäche zuschreiben. => Frauen schneiden schlechter in Mathe ab, wenn sie vorher an das Stereotyp „Frauen sind schlechter in Mathe“ erinnert werden. Selbsterfüllende Prophezeiung beschreibt den Prozess, bei dem individuelle Erwartungen dazu führen, dass sich eine Person entsprechend verhält und die Erwartung bestätigt. => Ein Lehrer hält einen Schüler für „faul“, behandelt ihn entsprechend, woraufhin der Schüler die Motivation verliert und tatsächlich schlechter wird. 💡 Fazit: Stereotypendruck basiert auf gesellschaftlichen Annahmen, Selbsterfüllende Prophezeiung auf individuellen Interaktionen.
56
Selbsterfüllende Prophezeiung
Eine Person verhält sich so, dass sie die vorhergesagte Erwartung bestätigt, weil ihr Verhalten durch äußere Erwartungen beeinflusst wird. => Ein Manager glaubt, dass eine neue Mitarbeiterin unsicher ist → Er gibt ihr keine wichtigen Aufgaben → Sie fühlt sich unsicher und bestätigt die Erwartung. 💡 Fazit: Die Selbsterfüllende Prophezeiung zeigt, wie soziale Erwartungen Realität formen können.
57
Stereotypenverstärkung durch Umfeld?
📌 Definition: Das Verhalten des Umfelds kann dazu beitragen, bestehende Stereotype zu bestätigen und zu verstärken, indem es Menschen unterschiedlich behandelt und dadurch stereotype Rollenbilder aufrechterhält. 📌 Beispiel (Crowley et al., 2001): * In Museen erklären Eltern Jungen häufiger wissenschaftliche Konzepte als Mädchen → Mädchen erhalten weniger wissenschaftliche Förderung → Das Stereotyp „Mädchen interessieren sich weniger für Wissenschaft“ wird unbewusst verstärkt. 💡 Fazit: Stereotypenverstärkung durch Umfeld beschreibt, wie gesellschaftlich verbreitete Annahmen zu unbewusst unterschiedlichem Verhalten führen, das die Stereotype weiter festigt.
58
Wie können Stereotype gemessen werden?
Stereotype können durch verschiedene Messverfahren erfasst werden, die jedoch jeweils Vor- und Nachteile haben. 1️⃣ Einstellungsmessung (Explizite Verfahren) → Direkte Befragungen ✅ Vorteile: * Einfach und schnell durchführbar (z. B. Fragebögen, Skalen). * Erfasst bewusste Überzeugungen und Meinungen. ❌ Nachteile: * Soziale Erwünschtheit: Personen geben nicht immer ehrliche Antworten. * Fehlende Objektivität: Manche Stereotype sind so tief verankert, dass sich Personen ihrer nicht bewusst sind. 📌 Beispiel: „Wie sehr stimmen Sie der Aussage zu: Frauen sind emotionaler als Männer?“ 2️⃣ Verhaltensmessung → Beobachtung von tatsächlichem Verhalten ✅ Vorteile: * Erfasst unbewusstes Verhalten in realen Situationen. * Weniger anfällig für soziale Erwünschtheit. ❌ Nachteile: * Schwierig zu standardisieren, da Verhalten kontextabhängig ist. * Interpretationsspielraum: Verhalten kann mehrere Ursachen haben. 📌 Beispiel: Untersuchung von Elternverhalten im Museum (Crowley et al., 2001): Eltern erklären Jungen häufiger technische Konzepte als Mädchen → Unbewusste Stereotypenwirkung. 3️⃣ Impliziter Assoziationstest (IAT) → Reaktionszeitbasierte Messung ✅ Vorteile: * Erfasst implizite, unbewusste Assoziationen, die explizite Tests nicht erfassen. * Objektive Methode mit quantifizierbaren Ergebnissen. ❌ Nachteile: * Messfehler & Tagesformabhängigkeit → Ergebnisse können schwanken. * Erfasst Assoziationen, aber nicht unbedingt Verhalten. 📌 Beispiel: Ein IAT-Test zeigt, dass Menschen „Frauen“ schneller mit „Familie“ verknüpfen als mit „Karriere“ – selbst wenn sie explizit sagen, dass sie Frauen in Führungspositionen befürworten.
59
Fremdenfeindlichkeit
Fremdenfeindlichkeit beschreibt eine negative Einstellung oder feindselige Haltung gegenüber Menschen, die als „fremd“ wahrgenommen werden – oft basierend auf Vorurteilen, Stereotypen oder gesellschaftlicher Abgrenzung.
60
Ursachen der Fremdenfeindlichkeit
Fremdenfeindlichkeit kann aus verschiedenen psychologischen, sozialen und gesellschaftlichen Faktoren resultieren, die zur Ablehnung von Fremdgruppen führen. ✅ Mangelnder Kontakt & Intergruppenangst (Allport, 1954) ✅ Sozialisation & elterliche Prägung (Noack, 2001) ✅ Wahrgenommene Bedrohung (Stephan & Stephan, 2000) ✅ Wettbewerb & relative Deprivation (Gurr, 1970) ✅ Starke In-Group-Identifikation & Autoritarismus (Sidanius & Pratto, 1999) Soziale Distanzierungsmuster erklären, warum Menschen „Fremde“ ablehnen – oft aus Angst, Unsicherheit oder Gruppenzugehörigkeit.
61
Warum kann die Theorie der sozialen Identität nicht alleine Fremdenfeindlichkeit erklären?
📌 (1) Sie erklärt nicht die individuellen Unterschiede * Nicht jeder mit starker In-Group-Identifikation ist fremdenfeindlich. * Warum sind manche Menschen offener gegenüber Fremdgruppen als andere? * Andere Faktoren wie Persönlichkeitsmerkmale (Autoritarismus, soziale Dominanzorientierung) müssen hinzugezogen werden. 📌 (2) Sie berücksichtigt keine situativen oder sozioökonomischen Einflüsse * Wahrgenommene Bedrohung (Stephan & Stephan, 2000) spielt eine große Rolle. * Ökonomische Unsicherheit, Wettbewerb um Ressourcen (Sherif & Sherif, 1969) können Fremdenfeindlichkeit verstärken. * Beispiel: In wirtschaftlichen Krisen steigt Fremdenfeindlichkeit oft an – das erklärt die Theorie der sozialen Identität nicht direkt. 📌 (3) Sie ignoriert systemische & politische Faktoren * Fremdenfeindlichkeit wird oft durch politische Narrative verstärkt. * Institutionelle Diskriminierung & struktureller Rassismus spielen eine Rolle, die über Gruppenprozesse hinausgehen.
62
Kontakthypothese (Allport, 1954)
Die Kontakthypothese (Allport, 1954) besagt, dass direkter Kontakt zwischen Gruppen unter bestimmten Bedingungen Vorurteile und Diskriminierung abbauen kann. 📌 Zentrale Bedingungen für erfolgreichen Kontakt: ✅ Gleicher Status der Gruppen in der Kontaktsituation ✅ Gemeinsame Ziele & Kooperation statt Wettbewerb ✅ Unterstützung durch soziale Normen & Institutionen 📌 Beispiel: * Integrierte Schulklassen → Wenn Kinder unterschiedlicher Herkunft gemeinsam lernen und kooperieren, sinken Vorurteile langfristig. 💡 Fazit: Die Intergruppenkontakt-Theorie erklärt, wie direkte soziale Interaktion Stereotype & Diskriminierung abbauen kann – vorausgesetzt, die Rahmenbedingungen stimmen. Fun-Fact: Kann teilweise erhöhte Vorurteile im Osten Deutschlands gegenüber Ausländern erklären
63
Wie kann die Kontakthypothese erweitert werden?
Bereits das Wissen darum, dass Mitglieder der Eigengruppe Freundschaften mit Mitgliedern der Fremdgruppe pflegen, kann die Diskriminierung zwischen Gruppen reduziert werden.
64
Begrenzungen des Intergruppenkontakts
📌 Definition: Obwohl die Kontakthypothese (Allport, 1954) besagt, dass direkter Kontakt zwischen Gruppen Vorurteile abbauen kann, gibt es mehrere psychologische Mechanismen, die diesen Effekt abschwächen oder sogar umkehren können. 📌 Zentrale Probleme: ✅ Soziale Identitätstheorie (Tajfel & Turner, 1979) → Menschen schützen ihre In-Group und können Kontakt als Bedrohung empfinden. ✅ Confirmation Bias → Menschen nehmen nur das wahr, was ihre bestehenden Vorurteile bestätigt. ✅ Substereotypisierung → Positive Erfahrungen mit Out-Group-Mitgliedern werden als „Ausnahmen“ betrachtet, sodass das Stereotyp bestehen bleibt. ✅ Erzwungener Kontakt kann negative Reaktionen hervorrufen → Wenn Kontakt nicht unter positiven Bedingungen stattfindet (z. B. gleicher sozialer Status, keine Konkurrenz), kann er sogar Vorurteile verstärken. ✅ Kontakt wirkt oft nur in Kontexten, in denen Diskriminierung ohnehin gering ist → Die Rahmenbedingungen, unter denen die Kontakthypothese funktioniert (z. B. gleichberechtigter Austausch, institutionelle Unterstützung), sind meist bereits solche, in denen Diskriminierung kein großes Problem darstellt. 📌 Beispiel: * Jemand, der glaubt, dass Migranten kriminell sind, könnte sich in einem multikulturellen Stadtteil unsicher fühlen – selbst wenn die Kriminalitätsrate dort nicht höher ist. * Kontakt allein reicht nicht – er muss bewusst reflektiert und kognitiv verarbeitet werden. 💡 Fazit: Begrenzungen des Intergruppenkontakts zeigen, dass Kontakt nicht automatisch Vorurteile abbaut – er kann sogar das Gegenteil bewirken, wenn psychologische Abwehrmechanismen wie soziale Identität, Confirmation Bias oder Substereotypisierung greifen. Zudem wird die Kontakthypothese oft nur in Kontexten überprüft, in denen bereits geringe Diskriminierung herrscht – was ihren allgemeinen Nutzen für hoch konfliktgeladene Situationen infrage stellt.
65
Ursachen der Fremdenfeindlichkeit: Sozialisation
* Ausprägung von Vorurteilen ist zeitlich stabil (Noack, 2001) (das bedeutet aber nicht, dass sie sich nicht verändern können!) * starker Einfluß der familiären Sozialisation * bspw. Fremdenfeindlichkeit der Mutter (=.21) und des Vaters (=.24) * Einfluß des wahrgenommenen Erziehungsstils * Mediale Darstellung/Berichterstattung von Zuwanderung & Gewalttaten
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Ursachen der Fremdenfeindlichkeit: Konkurrenz
📌 Definition: * Menschen nehmen ethnische oder soziale Gruppen oft als Konkurrenten um begrenzte Ressourcen (z. B. Jobs, Wohnungen, Sozialleistungen) wahr. * Diese Wahrnehmung kann dazu führen, dass die Fremdgruppe als Bedrohung gesehen wird, selbst wenn objektiv kein Wettbewerb besteht. 📌 Mechanismen: ✅ Realistische Bedrohung → „Sie nehmen uns Arbeitsplätze weg!“ ✅ Symbolische Bedrohung → „Sie gefährden unsere Kultur!“ ✅ Relative Deprivation → „Warum kriegen die mehr als wir?“ 📌 Beispiel: * Eine Person mit niedrigem Einkommen glaubt, dass „Flüchtlinge bevorzugt Sozialwohnungen bekommen“, obwohl Wohnraum nach sozialer Dringlichkeit vergeben wird.
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Relative Deprivation (Gurr, 1970)
Relative Deprivation (Gurr, 1970) beschreibt das Gefühl der Benachteiligung, das entsteht, wenn Menschen sich im Vergleich zu anderen Gruppen als schlechter gestellt wahrnehmen. * Wichtig: Es geht nicht um eine objektive Benachteiligung, sondern um die subjektive Wahrnehmung, dass man weniger bekommt, als einem zusteht. 📌 Beispiel: * Eine Person fühlt sich wirtschaftlich abgehängt, weil sie sieht, dass Migranten in ihrer Nachbarschaft neue Wohnungen bekommen – auch wenn sie objektiv nicht schlechter dasteht. * Folge: Dieses Gefühl kann Ressentiments und Fremdenfeindlichkeit verstärken.
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Ursachen der Fremdenfeindlichkeit: Identifikation mit Eigengruppe
📌 Definition: * Je stärker sich eine Person mit ihrer Eigengruppe (In-Group) identifiziert, desto eher kann sie Fremdgruppen (Out-Group) abwerten. * Hohe In-Group-Identifikation kann zu einem verzerrten Wahrnehmungsmuster führen, bei dem die eigene Gruppe als überlegen und die Fremdgruppe als bedrohlich angesehen wird. 📌 Mechanismen: ✅ Soziale Identitätstheorie (Tajfel & Turner, 1979) → Eigengruppenfavorisierung & Out-Group-Diskriminierung ✅ Positive soziale Identität → Menschen wollen, dass ihre Gruppe besser dasteht als andere ✅ Ethnozentrismus → Die eigene Gruppe wird als Maßstab gesetzt 📌 Beispiel: * Eine Person, die sich stark als „Deutscher“ identifiziert, könnte Migranten eher als Bedrohung sehen. * Studien zeigen, dass Menschen mit starker nationaler Identifikation oft skeptischer gegenüber Einwanderung sind (Blank & Schmidt, 1997).
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Ursachen der Fremdenfeindlichkeit: Wahrgenommene Bedrohung
📌 Definition: * Menschen nehmen Fremdgruppen oft als Bedrohung wahr, sei es auf wirtschaftlicher, kultureller oder sicherheitspolitischer Ebene. * Diese wahrgenommene Bedrohung kann zu Ablehnung, Vorurteilen und Fremdenfeindlichkeit führen – unabhängig davon, ob die Bedrohung real ist oder nicht. 📌 Mechanismen: ✅ Intergruppenangst (Stephan & Stephan, 2000) → Unsicherheit gegenüber Fremden fördert Feindseligkeit ✅ Symbolische Bedrohung → „Sie gefährden unsere Werte & Kultur!“ ✅ Realistische Bedrohung → „Sie nehmen uns Ressourcen weg!“ ✅ Soziale Dominanzorientierung (Sidanius & Pratto, 1999) → Hierarchische Denkmuster verstärken Abgrenzung 📌 Beispiel: * Eine Person glaubt, dass Zuwanderer die „deutsche Kultur“ verändern und sieht das als Bedrohung, obwohl kulturelle Entwicklungen immer dynamisch sind. * In wirtschaftlichen Krisenzeiten steigt die Angst, dass Migranten Arbeitsplätze wegnehmen – selbst wenn es keine tatsächliche Korrelation gibt.
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Ursachen der Fremdenfeindlichkeit: Autoritarismusneigung
📌 Definition: * Menschen mit hoher Autoritarismusneigung tendieren dazu, starke Hierarchien, Gehorsam gegenüber Autoritäten und gesellschaftliche Kontrolle zu befürworten. * Sie zeigen oft geringe Toleranz gegenüber Fremdgruppen, da sie Abweichung von etablierten Normen als Bedrohung wahrnehmen. 📌 Mechanismen: ✅ Autoritäre Unterwürfigkeit → Starkes Bedürfnis nach einer „starken Führung“ und Gehorsam gegenüber Autoritäten (Altemeyer, 1996) ✅ Autoritäre Aggression → Ablehnung und Bestrafung von Gruppen, die als „abweichend“ oder „schwächer“ wahrgenommen werden ✅ Konventionalismus → Hohe Wertschätzung traditioneller Normen und rigider sozialer Ordnungen ✅ Soziale Dominanzorientierung (Sidanius & Pratto, 1999) → Die Überzeugung, dass gesellschaftliche Gruppen in einer festen Hierarchie stehen sollten 📌 Beispiel: * Menschen mit hoher Autoritarismusneigung neigen dazu, Fremdgruppen als Bedrohung für die bestehende soziale Ordnung zu sehen. * Studien zeigen, dass autoritäre Persönlichkeiten eher fremdenfeindliche Einstellungen vertreten, weil sie kulturelle Vielfalt als destabilisierend wahrnehmen. 💡 Fazit: Die autoritäre Denkstruktur fördert Fremdenfeindlichkeit, weil sie rigide soziale Hierarchien befürwortet und Abweichung von Normen als Bedrohung empfindet.
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Ursachen der Fremdenfeindlichkeit: Fremdenfeindliche Gewalt
📌 Definition: * Fremdenfeindliche Gewalt entsteht, wenn negative Einstellungen gegenüber Fremdgruppen nicht nur als Meinung bestehen bleiben, sondern in aggressives oder gewalttätiges Verhalten umschlagen. * Dies geschieht oft durch Gruppendynamiken, soziale Legitimation und emotionale Verstärkung. Vorurteile und gewalttätiges Verhalten korrelieren! Korrelation von Einstellung und Verhaltensintention (r=.38) Korrelation von Einstellung und Verhaltenskriterien (r=.24) Wichtig: Es kommt auf die Art der Vorurteile an, ob gewaltbereitsschaft stark oder schwach korreliert.
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Was könnten aktive Maßnahmen zum Abbau von Diskriminierungen zwischen Gruppen sein? | selbst erlebte/beobachtbare
* Schulprojekte (Inklusive Schulen & Projekte, Gemeinsam gegen Rassismus, etc.) * kulturell inklusive Veranstaltungen (Karneval der Kulturen, etc.) * Aufklärungsarbeit * Bildung
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Mithilfe welcher Maßnahmen können Diskriminierungen zwischen Gruppen abgebaut werden? | Psychologische Konzepte
📌 Definition: * Diskriminierung zwischen Gruppen kann durch gezielte psychologische, soziale und politische Maßnahmen abgebaut werden. * Effektive Strategien basieren auf Kontaktförderung, Dekategorisierung und gemeinsamer Identitätsbildung. 📌 Zentrale Maßnahmen: ✅ Intergruppenkontakt (Allport, 1954) → Direkter Austausch zwischen Gruppen reduziert Vorurteile, wenn bestimmte Bedingungen erfüllt sind (z. B. gleicher sozialer Status, Kooperation). ✅ Dekategorisierung (Brewer & Miller, 1984) → Auflösung starrer Gruppenidentitäten durch Individualisierung der Out-Group-Mitglieder. ✅ Kreuzkategorisierung (Doise, 1976) → Betonung von überlappenden sozialen Identitäten, um Gruppengegensätze abzuschwächen. ✅ Übergeordnete Kategorisierung (Gaertner & Dovidio, 2000) → Rekategorisierung von In- und Out-Group zu einer gemeinsamen „Wir“-Identität. ✅ Mutual Distinctiveness (Brown & Wade, 1987) → Akzeptanz von Gruppendifferenzen, ohne Hierarchie oder Abwertung. ✅ Strukturelle Maßnahmen → Politische & rechtliche Rahmenbedingungen gegen Diskriminierung (z. B. Gleichstellungsgesetze, Anti-Diskriminierungsprogramme). 📌 Beispiel: * Integrationsprogramme in Schulen und Unternehmen fördern direkte Zusammenarbeit zwischen Gruppen und bauen dadurch Vorurteile ab. * Medienkampagnen zur Vielfalt verändern langfristig gesellschaftliche Normen.
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Dekategorisierung (Brewer & Miller, 1984)
* Vermeidung von identitätsbasierten Konflikt zwischen Gruppen, durch Aufhebung der Kategorien bei Kontakt * Ziel ist es, stereotype Wahrnehmungen zu reduzieren, indem soziale Kategorien in den Hintergrund treten. 📌 Mechanismen: ✅ **Interindividuelle Interaktion** → Fokus auf persönliche Eigenschaften statt Gruppenzugehörigkeit. ✅ Flexible soziale Wahrnehmung → „Nicht alle X sind gleich.“ 📌 Beispiel: * Statt „Ali ist ein Muslim“ → „Ali ist ein netter Kerl, der gerne Fußball spielt.“ * In Unternehmen: Statt „Frauen vs. Männer“ → „Wir sind alle ein Team.“ 📌 Problem: * Substereotypisierung könnte wieder greifen und neues wird nicht auf die Gruppe angewandt * Dekategorisierung kann die Gruppenzugehörigkeit so stark abschwächen, dass sich Menschen nicht mehr mit der In-Group identifizieren. * Das kann Widerstand erzeugen, weil Gruppenidentitäten für viele Menschen wichtig sind.
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Kreuzkategorisierung (Doise, 1976)
📌 Definition: * Kreuzkategorisierung (Doise, 1976) beschreibt den Prozess, bei dem Menschen erkennen, dass sie mehrere soziale Identitäten haben, die sich mit anderen überschneiden. * Ziel ist es, starke In-Group vs. Out-Group-Dichotomien aufzuweichen, indem neue, geteilte Identitäten sichtbar werden. 📌 Mechanismen: ✅ Abschwächung der reinen „Wir gegen die“-Kategorisierung ✅ Erhöhung der gemeinsamen sozialen Schnittmengen ✅ Personalisierung der Out-Group durch Mehrfachzugehörigkeit 📌 Beispiel: * Ein deutscher Christ sieht einen syrischen Muslim zunächst als Fremdgruppe. * Erkennt er aber, dass sie beide Lehrer sind und eine gemeinsame Leidenschaft für Fußball haben, werden neue Gemeinsamkeiten sichtbar. 📌 Problem: * Kann auch unerwünschte Effekte haben, wenn eine doppelte Out-Group und somit hohe Salienz entsteht (z. B. „Er ist Ausländer und gehört einer anderen Religion an“). * Kreuzkategorisierung kann Vorurteile abbauen, aber auch neue Trennlinien schaffen.
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Salienz
Aufmerksamkeitsfokus 📌 Definition: * Salienz beschreibt, wie auffällig oder bedeutsam ein Reiz in einer bestimmten Situation ist. * Ein Merkmal ist salient, wenn es die Aufmerksamkeit besonders stark auf sich zieht und das Denken oder Verhalten beeinflusst. 📌 Beispiel: * Ein lautes Geräusch in einer ruhigen Umgebung ist salient, weil es heraussticht. * Soziale Identität wird salient, wenn man als einzige Frau in einer Männergruppe ist. 💡 Fazit: Aufmerksamkeitsfokus erklärt, warum manche Merkmale oder Gruppenidentitäten in bestimmten Situationen besonders stark wahrgenommen werden.
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Distinktheit
📌 Definition: * Distinktheit beschreibt, wie einzigartig oder unterscheidbar eine Person, Gruppe oder ein Merkmal in einer bestimmten Umgebung wahrgenommen wird. * Je distinkter eine Gruppe ist, desto stärker wird sie als „anders“ wahrgenommen. 📌 Beispiel: * Eine einzelne Person mit Migrationshintergrund in einer homogenen Gruppe fällt stärker auf und wird eher als „Vertreter ihrer Gruppe“ wahrgenommen. * In interkulturellen Gruppen kann Distinktheit zu mehr Stereotypisierung oder Abgrenzung führen. 💡 Fazit: Unterscheidbarkeitseffekt zeigt, dass Menschen oder Gruppen, die in einer Umgebung selten sind, stärker wahrgenommen und oft stärker bewertet werden. | Unterscheidbarkeitseffekt
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Reaktanz
📌 Definition: * Reaktanz beschreibt die psychologische Abwehrreaktion, wenn Menschen das Gefühl haben, in ihrer Freiheit eingeschränkt oder bevormundet zu werden. * Je stärker der wahrgenommene Zwang, desto größer der Widerstand. 📌 Beispiel: * „Man darf ja gar nichts mehr sagen!“ → Typische Reaktanz gegenüber gesellschaftlichen Veränderungen (z. B. Sprachsensibilität). * Erzwungene Diversitätsmaßnahmen können Reaktanz auslösen, wenn Menschen sich in ihrer Entscheidungsfreiheit eingeschränkt fühlen. 💡 Fazit: Widerstand gegen Bevormundung erklärt, warum Menschen gegen Vorschriften oder gesellschaftliche Veränderungen rebellieren – oft, selbst wenn diese eigentlich rational sinnvoll wären. | Widerstand gegen Bevormundung
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Übergeordnete Kategorisierung / Gemeinsame Identitätsbildung (Gaertner & Dovidio, 2000)
📌 Definition: * Übergeordnete Kategorisierung (Gaertner & Dovidio, 2000) beschreibt den Prozess, bei dem In-Group und Out-Group in einer größeren, gemeinsamen Gruppe zusammengeführt werden, um intergruppale Diskriminierung zu reduzieren. * Durch die Neudefinition der Gruppenzugehörigkeit wird der Fokus von Unterschieden auf Gemeinsamkeiten gelenkt. 📌 Mechanismen: ✅ Rekategorisierung → Menschen identifizieren sich mit einer übergeordneten Gruppe statt mit kleineren Teilgruppen. ✅ Inklusives „Wir“-Gefühl → Vorurteile gegenüber der ehemaligen Fremdgruppe nehmen ab. ✅ Kognitive Umstrukturierung → Gruppenwahrnehmung verändert sich: „Wir alle gehören zusammen.“ 📌 Beispiel: * Statt „Psychologiestudenten vs. BWL-Studenten“ → „Wir sind alle Studierende.“ * Statt „Deutsche vs. Migranten“ → „Wir sind alle Menschen, die in Deutschland leben.“ 📌 Problem: * Subgruppen-Identitäten sind oft stark verankert und können nicht einfach aufgelöst werden. (also persistent) * Eine neue In-Group kann eine andere Out-Group schaffen (z. B. „Studierende vs. Auszubildende“). 💡 Fazit: Gemeinsame Identitätsbildung kann Gruppenkonflikte reduzieren, indem sie eine übergeordnete Zugehörigkeit schafft – allerdings nur, wenn Menschen bereit sind, ihre bisherigen Gruppenidentitäten teilweise aufzugeben.
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Persistenz
📌 Definition: * Etwas ist persistent, wenn es über längere Zeit stabil bleibt und sich nur schwer verändert. * Psychologisch bedeutet Persistenz, dass bestimmte Einstellungen, Verhaltensweisen oder Strukturen widerstandsfähig gegenüber Veränderungen sind. 📌 Beispiel: * Vorurteile sind persistent, weil sie oft tief in der Sozialisation verankert sind und sich nicht leicht durch Fakten ändern lassen. * Falsche Überzeugungen können persistent bleiben, selbst wenn sie durch neue Informationen widerlegt werden (z. B. Impfmythen oder Verschwörungstheorien). 💡 Fazit: Das Beständigkeitsprinzip erklärt, warum Menschen, Gruppen oder Systeme oft lange an bestehenden Denkmustern und Strukturen festhalten – selbst wenn rationale Argumente für eine Veränderung sprechen. | Beständigkeitsprinzip
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Mutual Distinctiveness (Brown & Wade, 1987)
📌 Definition: * Mutual Distinctiveness (Brown & Wade, 1987) beschreibt einen Ansatz, bei dem Gruppen ihre Unterschiede nicht als Hierarchie, sondern als Ergänzung wahrnehmen. * Statt Gruppen zu verschmelzen (wie bei übergeordneter Kategorisierung) wird betont, dass jede Gruppe auf unterschiedlichen Dimensionen positiv distinkt sein kann und damit eine komplementäre Rolle in der Gesellschaft oder einem sozialen System übernimmt. 📌 Mechanismen: ✅ Positive Distinktheit auf unterschiedlichen Dimensionen → Jede Gruppe wird in bestimmten Bereichen als besonders wertvoll angesehen. ✅ Komplementäre Rollenverteilung → Gruppen unterscheiden sich, aber ihre Stärken ergänzen sich, anstatt in Konkurrenz zu stehen. ✅ Gegenseitige Wertschätzung statt Hierarchiebildung → Unterschiede sind nicht mit Abwertung verbunden, sondern als spezialisierte Beiträge zur Gesellschaft oder Gemeinschaft. 📌 Beispiel: * Kulturelle Gruppen in einer Gesellschaft → Eine Gruppe ist bekannt für handwerkliches Können, eine andere für technologische Innovation. Beide sind unterschiedlich, aber gleichwertig. * Teams in Unternehmen: Marketing und IT haben unterschiedliche Stärken, aber ihre Distinktheit ist komplementär – beide Bereiche sind essenziell für den Erfolg des Unternehmens. 📌 Problem: * Kann nur funktionieren, wenn alle Gruppen als gleichwertig anerkannt werden. * Wenn eine Gruppe glaubt, dass ihre Dimension „wichtiger“ ist als die der anderen Gruppe, kann das wieder zu Abwertung führen. --> meist sieht die Eigengruppe sich weiterhin als die überlegene auf den "wichtigeren" Dimensionen an 💡 Fazit: Komplementäre Differenzierung zwischen Gruppen zeigt, dass Unterschiede nicht nur akzeptiert, sondern als wechselseitig wertvoll betrachtet werden können – solange jede Gruppe in ihrer eigenen Domäne positiv distinkt ist. | Komplementäre Differenzierung zwischen Gruppen
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These von Pettigrew (1997, 1998)
📌 Definition: * Pettigrew (1998) beschreibt Integration als einen mehrstufigen Prozess, bei dem Individuen und Gruppen schrittweise aus einer anfänglichen Trennung in eine kooperative, gleichberechtigte soziale Struktur übergehen. * Integration geschieht nicht sofort, sondern verläuft über verschiedene psychologische und soziale Anpassungsprozesse. 📌 Phasen der Integration nach Pettigrew: 1. Dekategorisierung → Individuen nehmen sich gegenseitig eher als Personen wahr, nicht als Gruppenmitglieder. 2. Wechselseitige Differenzierung, dadurch Generalisierung auf den Intergruppenkontext → Es werden neue Gemeinsamkeiten zwischen Gruppen entdeckt. 3. Übergeordnete Kategorisierung → Beide Gruppen nehmen sich als Teil einer gemeinsamen Identität wahr. 4. Rekategorisierung & langfristige soziale Anpassung → Integration wird zur Norm und Vorurteile werden abgebaut. 📌 Beispiel: * In einem Unternehmen arbeiten deutsche und zugewanderte Fachkräfte zunächst getrennt. Durch gemeinsame Projekte (Kooperation) werden zunächst individuelle Beziehungen aufgebaut (Dekategorisierung), später entstehen neue gemeinsame Identitäten (z. B. „Wir sind alle Kollegen“). 📌 Problem: * Integration kann nur gelingen, wenn beide Gruppen offen für Veränderung sind. * Widerstand gegen Integration entsteht oft durch Reaktanz oder eine starke In-Group-Identifikation. 💡 Fazit: Das Mehrstufige Integrationsmodell von Pettigrew zeigt, dass Integration kein statischer Zustand ist, sondern ein dynamischer Prozess, der über mehrere psychologische Phasen hinweg erfolgt. | Mehrstufiges Integrationsmodell
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Selbstwertdienliche Attribution
📌 Definition: * Menschen schreiben Erfolge eher internen (eigenen) Faktoren zu und Misserfolge eher externen (situativen) Faktoren, um ihr Selbstwertgefühl zu schützen. * Verhindert Selbstzweifel & schützt das positive Selbstbild. 📌 Beispiel: * „Ich habe die Prüfung bestanden, weil ich klug bin.“ (Interne Attribution bei Erfolg) * „Ich habe die Prüfung nicht bestanden, weil der Lehrer unfair war.“ (Externe Attribution bei Misserfolg) | Schutzmechanismus der Ursachenzuschreibung
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Self-serving-bias
📌 Definition: * Generelle Verzerrung in der Selbstwahrnehmung, bei der Menschen Informationen so interpretieren, dass ihr Selbstwertgefühl gestärkt wird. * Übergeordnetes Prinzip, das sich in verschiedenen Attributionen und kognitiven Verzerrungen zeigt. 📌 Beispiel: * Menschen überschätzen ihre eigene Intelligenz oder Kompetenz im Vergleich zu anderen (Dunning-Kruger-Effekt). * Jemand gibt sich selbst die Schuld für Erfolge, aber anderen die Schuld für Misserfolge (Attributionsfehler). | Selbstwertschutz-Tendenz
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Theorie der kognitiven Dissonanz (Leon Festinger, 1957)
📌 Definition: * Wenn Menschen Widersprüche zwischen ihren Überzeugungen und ihrem Verhalten erleben, entsteht ein unangenehmer psychischer Spannungszustand (Dissonanz). * Menschen versuchen, diese Dissonanz zu reduzieren, indem sie ihr Denken oder Verhalten anpassen. 📌 Mechanismen: ✅ Verhalten ändern → „Ich höre mit dem Rauchen auf.“ ✅ Überzeugung ändern → „Rauchen ist gar nicht so ungesund.“ ✅ Dissonanz trivialisieren → „Ich kenne viele Raucher, die alt geworden sind.“ 📌 Beispiel: * Ein Umweltaktivist fliegt oft mit dem Flugzeug → Statt sein Verhalten zu ändern, redet er sich ein, dass „Fliegen gar nicht so schlimm für die Umwelt ist.“ | Dissonanzreduktion durch Selbstrechtfertigung
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H1: Situationen sind mächtig!
📌 Definition: * Unsere Wahrnehmung anderer Menschen wird stark durch die jeweilige Situation beeinflusst, oft ohne dass wir es bewusst merken. * Situationen sind oft unsichtbar, weil wir uns eher auf Persönlichkeitsmerkmale fokussieren (Fundamentaler Attributionsfehler). * Die eigene Vergangenheit beeinflusst, wie wir Situationen heute erleben. 📌 Beispiel: * Jemand wirkt unfreundlich – aber vielleicht ist er nur gestresst. * Eine Kindheit mit wenig sozialer Bestätigung kann dazu führen, dass jemand neutrale Interaktionen später als Zurückweisung wahrnimmt. | Kontextabhängige Wahrnehmungshypothese
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H2: Motive (anderer & eigene) sind oft unklar
📌 Definition: * Wir verstehen nicht immer, warum wir selbst tun, was wir tun. * Introspektion (Selbstbeobachtung) ist oft keine zuverlässige Quelle, weil unsere bewusste Erfahrung rekonstruiert ist. * Attributionsfehler, Self-Serving Bias & selbstaufwertende Illusionen sorgen dafür, dass wir unsere eigenen Motive systematisch verzerrt wahrnehmen. * Das, wonach wir streben, ist von sozialen Erwartungen eingefärbt. 📌 Beispiel: * Jemand denkt, er verfolgt ein Karriereziel aus intrinsischer Motivation, aber in Wahrheit will er Erwartungen von Eltern oder Gesellschaft erfüllen. * Menschen überschätzen oft ihre eigene Kontrolle über Entscheidungen (z. B. Wahl der Lieblingsmarke). | Motivverzerrungs-Hypothese
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H3: Wir wissen nicht, was wir nicht wissen
📌 Definition: * Menschen erkennen ihre eigenen Wissenslücken nicht, weil kognitive Verzerrungen automatisch ablaufen. * Unterschied zwischen automatischen & kontrollierten Prozessen: ✅ Automatische Prozesse: Schnell, unbewusst, intuitiv. ✅ Kontrollierte Prozesse: Langsam, reflektiert, bewusst. * Menschen überschätzen oft ihre Urteilsfähigkeit (Dunning-Kruger-Effekt). 📌 Beispiel: * Jemand hält sich für sehr objektiv, erkennt aber nicht, dass seine Meinung stark von Confirmation Bias geprägt ist. * Ein Laie in der Klimadebatte glaubt, er habe genug Wissen, um mit Experten zu argumentieren. | Kognitive Verzerrungshypothese
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H4: Es gibt zwei soziale Grundbedürfnisse
📌 Definition: * Menschen haben zwei zentrale soziale Bedürfnisse: ✅ Anschlussmotiv: Das Bedürfnis nach Zugehörigkeit und gemocht zu werden. ✅ Authentizitätsmotiv: Das Bedürfnis, akkurat, konsistent und echt zu sein. * Diese beiden Motive können in Konflikt geraten: * „Passe ich mich der Gruppe an oder bleibe ich mir selbst treu?“ 📌 Beispiel: * Jemand verstellt sich, um in einer neuen Gruppe akzeptiert zu werden – was aber langfristig sein Authentizitätsmotiv verletzt. * Ein Wissenschaftler bleibt bei einer unpopulären Meinung, weil er Wert auf intellektuelle Konsistenz legt, auch wenn das soziale Nachteile hat. | Duales Motivationsmodell
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H5: Einschätzungen sind erstaunlich akkurat (aber nur in stabilen Bedingungen)
📌 Definition: * Automatische Prozesse helfen uns bei schnellen Urteilen – aber nur, wenn die Bedingungen, unter denen sie gelernt wurden, stabil bleiben. * Wenn sich die Rahmenbedingungen ändern, können Automatismen irreführend sein. 📌 Beispiel: * Ein erfahrener Autofahrer trifft in seiner Heimatstadt schnelle und sichere Fahrentscheidungen – aber in einem fremden Land mit ungewohnten Verkehrsregeln führen seine Automatismen zu Fehlern. * Ein Investor, der jahrelang in einem stabilen Markt erfolgreich war, trifft in einer Wirtschaftskrise falsche Entscheidungen, weil er sich auf alte Muster verlässt. | Adaptive Automatismen-Hypothese
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False-Consensus-Effect
Überschätzung, wie viele Menschen unsere Meinung teilen.
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Better-Than-Average-Effekt
Die meisten Menschen halten sich für überdurchschnittlich gut. Beispiel: „Ich fahre besser Auto als die meisten anderen.“
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Defensive Attribution
Anderen Menschen geben wir die Schuld an negativen Ereignissen, um uns selbst sicherer zu fühlen („Opfer ist selbst schuld“)
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forced compliance [engl.] erzwungene Einwilligung
forced compliance bez. eine herbeigeführte Einwilligung: eine Person wird (nicht erzwungen, sondern z. B. durch eine Bitte oder eine kleine Belohnung) **dazu gebracht, eine best. Einstellung zu kommunizieren, die eigentlich nicht die ihre ist** (z. B. jemandem, der eine best. Aufgabe erfüllen soll, zu erzählen, dass die Aufgabe sehr spannend sei, obwohl sie von der Person selbst in Wirklichkeit als langweilig empfunden wurde). Hierdurch kommt es zu einer kognitiven Dissonanz bei der Person. In Experimenten konnte schließlich gezeigt werden, dass die betroffenen Personen die Dissonanz u. a. dadurch auflösen, dass die Tätigkeit von ihnen anschl. selbst als weniger langweilig eingestuft wird (quasi als Rechtfertigung dafür, dass sie diese Meinung öffentlich vertreten haben).
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Selbstwahrnehmungstheorie (Self-Perception Theory) – Bem (1972)
📌 Definition: Die Selbstwahrnehmungstheorie von Daryl Bem besagt, dass Menschen ihre eigenen Einstellungen, Emotionen und inneren Zustände ähnlich wie bei anderen Menschen aus dem eigenen Verhalten erschließen, insbesondere dann, wenn diese inneren Zustände mehrdeutig oder schwach ausgeprägt sind. ➡️ Statt introspektiv „nach innen zu horchen“, wird die eigene Handlung von außen betrachtet und interpretiert. 📌 Kernaussagen: ✅ Menschen sind Beobachter ihrer selbst ✅ Einstellungen und Emotionen werden aus Verhalten und Kontext rückgeschlossen, nicht notwendigerweise aus innerem Erleben ✅ Besonders wahrscheinlich bei mehrdeutigen Gefühlen oder schwacher Motivation 📌 Beispiel: Eine Person spendet regelmäßig Geld, ohne sich sicher zu sein, warum. Daraus schließt sie: „Ich spende offenbar oft – also halte ich wohl Wohltätigkeit für wichtig.“ 📌 Abgrenzung zur kognitiven Dissonanztheorie: * Bem: Keine Dissonanz oder unangenehmer Spannungszustand nötig → Verhalten erklärt Einstellung * Festinger: Dissonanz erzeugt psychologischen Druck zur Einstellungsänderung → Einstellung erklärt Verhalten (nachträglich angepasst)
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