Allgemeines (Tut. Garbe + Schneider) Flashcards

(81 cards)

1
Q

Worum geht es in der Sozialpsychologie?

A

📌 Definition:
* Sozialpsychologie erforscht, wie das Verhalten, Denken und Fühlen von Individuen durch soziale Kontexte beeinflusst wird.
* Sie beschäftigt sich mit dem Einfluss von tatsächlicher, vorgestellter oder impliziter Anwesenheit anderer

📌 Beispiel:
* Menschen verhalten sich in Gruppen oft anders als alleine (z. B. Gruppendruck, soziale Rollen).
* Die Wahrnehmung einer Person wird durch erste Eindrücke und soziale Stereotype geprägt.

💡 Fazit:
Die Untersuchung sozialer Einflüsse auf das Erleben und Verhalten macht die Sozialpsychologie aus – sie zeigt, dass wir keine isolierten Individuen sind, sondern unser Denken und Handeln stark von anderen geprägt wird.

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2
Q

Selbst

A

📌 Definition:
* Das Selbst ist das grundlegende Bewusstsein über die eigene Person als eigenständiges Individuum.
* Es bedeutet, sich selbst als Handelnden zu erleben („Ich“) und gleichzeitig als Objekt der Selbstreflexion wahrzunehmen („Mich“, Mead, 1934).
* Enthält noch keine spezifischen Annahmen über Eigenschaften, Fähigkeiten oder Werte.

📌 Beispiel:
* Ein Baby erkennt sich im Spiegel und begreift: „Das bin ich.“
* Eine Person erlebt sich als Handelnden im Alltag: „Ich entscheide, was ich tue.“

💡 Fazit:
Das Bewusstsein der eigenen Existenz ist die Grundlage für alle weiteren selbstbezogenen Prozesse, enthält aber noch keine detaillierten Vorstellungen über die eigene Persönlichkeit oder Fähigkeiten.

Bewusstsein der eigenen Existenz

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3
Q

Selbstkonzept

A

📌 Definition:
* Das Selbstkonzept ist die kognitive Struktur, die das Wissen über sich selbst umfasst

  • Beantwortet die Fragen:
    ✅ Wer bin ich? → Identität & soziale Rollen
    ✅ Was kann ich? → Fähigkeiten & Kompetenzen
    ✅ Was bin ich wert? → Selbstwertgefühl
  • Entwickelt sich durch soziale Interaktionen, Reflexion und Erfahrungen.

📌 Beispiel:
* „Ich bin eine selbstbewusste Person.“ (Eigenschaft)
* „Andere sehen mich als introvertiert.“ (Selbstbild durch Fremdwahrnehmung)
* „Ich bin gut in Mathe, aber schlecht im Sport.“ (Fähigkeiten)

💡 Fazit:
Das Wissen & die Überzeugungen über die eigene Person bilden das Selbstkonzept – es ist der „Inhalt“ des Selbst und bestimmt, wie wir uns selbst einschätzen.

Wissen & Überzeugungen über die eigene Person

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4
Q

Selbstwertgefühl

A

📌 Definition:
* Selbstwertgefühl beschreibt, wie positiv oder negativ eine Person sich selbst bewertet.
* Es ist die affektive Komponente des Selbstkonzepts – also das Gefühl, das mit der eigenen Selbstwahrnehmung verbunden ist.
* Aus der Summe aller Selbstbewertungen, die im Selbstkonzept liegen ergibt sich das Selbstwertgefühl
* Das Selbstwertgefühl verändert sich maßgeblich mit der Entwicklung und kann durch kritische/wichtige Lebensereignisse beeinflusst werden

📌 Unterscheidung:
✅ Hohes Selbstwertgefühl → „Ich bin wertvoll & kompetent.“
✅ Niedriges Selbstwertgefühl → „Ich bin nicht gut genug.“
✅ Stabiles Selbstwertgefühl → Wenig Schwankungen trotz externer Einflüsse.
✅ Fragiles Selbstwertgefühl → Hohe Schwankungen, abhängig von Bestätigung durch andere.

📌 Beispiel:
* Eine Person mit hohem Selbstwertgefühl traut sich neue Herausforderungen zu und kann mit Kritik gut umgehen.
* Eine Person mit niedrigem Selbstwertgefühl neigt dazu, Selbstzweifel zu haben und Erfolge abzuwerten.

💡 Fazit:
Das Selbstwertgefühl ist die emotionale Bewertung des Selbstkonzepts und bestimmt, wie zufrieden jemand mit sich selbst ist.

Subjektive Bewertung des eigenen Selbst

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5
Q

Was sind die Quellen des Selbstkonzeptes (und damit verbunden auch des Selbstwertgefühls)?

A

📌 Definition:
Das Selbstkonzept und das Selbstwertgefühl entstehen nicht nur durch individuelle Reflexion, sondern durch ein Zusammenspiel aus Selbstwahrnehmung, sozialem Feedback, sozialen Vergleichen und Gruppenzugehörigkeit.

📌 Die drei Hauptquellen der Selbstbewertung:
Selbstwahrnehmung (Bem, 1972) → Menschen beobachten ihr eigenes Verhalten und schließen daraus auf ihre Eigenschaften („Ich helfe oft anderen, also bin ich wohl hilfsbereit.“).
Soziale Rückmeldung (Cooley, 1902 – Looking-Glass Self) → Menschen nehmen sich so wahr, wie sie denken, dass andere sie sehen („Meine Lehrer loben mich für Mathe, also bin ich wohl gut in Mathe.“).
Soziale Vergleichsprozesse (Festinger, 1954) → Menschen bewerten ihre Fähigkeiten und ihren Wert im Vergleich zu anderen („Ich bin besser in Sport als meine Freunde.“).

📌 Erweiterte soziale Determinanten:
✅ Soziale Identität (Tajfel & Turner, 1979) → Gruppenzugehörigkeit beeinflusst, wie Menschen sich selbst definieren („Ich bin nicht nur ich, sondern Teil einer Gemeinschaft, z. B. ‚Ich bin Deutscher, Student, Fußballfan‘.“).
✅ Kulturelle Normen & gesellschaftliche Erwartungen → Das Selbstkonzept unterscheidet sich je nach Kultur:
* Individualistische Kulturen (z. B. USA, Deutschland): Selbstdefinition durch persönliche Erfolge.
* Kollektivistische Kulturen (z. B. Japan, China): Selbstdefinition durch soziale Rollen und Beziehungen.
✅ Lebensereignisse & Rollenwechsel → Bedeutende Erfahrungen (z. B. Elternschaft, Jobwechsel, Migration) können das Selbstkonzept verändern.

📌 Beispiel:
* Ein Schüler entwickelt ein positives Selbstbild in Mathe, weil er gute Noten bekommt (eigene Erfahrung), von Lehrern gelobt wird (soziale Rückmeldung) und sich mit schwächeren Schülern vergleicht (sozialer Vergleich).
* Ein Erwachsener verändert sein Selbstkonzept nach einem Jobverlust, weil seine Rolle als „kompetenter Fachmann“ infrage gestellt wird.

Mehrdimensionale Entstehung des Selbstkonzepts & Selbstwertgefühls

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6
Q
A
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7
Q

self-serving-bias

A

📌 Definition:
* Self-Serving Bias beschreibt die Tendenz, Erfolge internal (eigene Fähigkeiten) und Misserfolge external (äußere Umstände) zu attribuieren, um das Selbstwertgefühl zu schützen.
* Dient dazu, das eigene Selbstbild positiv zu halten und Selbstzweifel zu vermeiden.

📌 Mechanismen:
✅ Erfolg → Interne Attribution („Ich habe die Prüfung bestanden, weil ich klug bin.“)
✅ Misserfolg → Externe Attribution („Ich habe die Prüfung nicht bestanden, weil der Lehrer unfair war.“)
✅ Verzerrte Selbstwahrnehmung → Menschen überschätzen ihre eigene Kompetenz und unterschätzen Fehler.

📌 Beispiel:
* Ein Fußballspieler schreibt seinen Sieg seiner guten Technik zu, aber eine Niederlage dem schlechten Schiedsrichter.
* Jemand glaubt, er sei wegen seiner Leistung befördert worden, während ein Kollege seine Beförderung „nur durch Beziehungen“ bekommen hat.

Selbstwertschützende Verzerrung

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8
Q

Selbstaufmerksamkeit

A

📌 Definition:
Personen richten ihre Aufmerksamkeit enntweder überwiegend nach außen, d.h. auf die Umwelt und externe Ereignisse, oder nach innen, d.h auf ihr Selbst.

Also gibt es zwei Formen:
✅ **Objektive Selbstaufmerksamkeit **→ Selbst einer Person rückt als Objekt in den Fokus
✅ **Subjektive Selbstaufmerksamkeit **→ Person richtet als Subjekt ihre Aufmerksamkeit auf die Umwelt

Selbstfokus kann zu einer gesteigerten Arbeitsmoral führen

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9
Q

Objektive Selbstaufmerksamkeit

A

Selbst einer Person rückt als Objekt in den Fokus

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10
Q

Subjektive Selbstaufmerksamkeit

A

Person richtet als Subjekt ihre Aufmerksamkeit auf die Umwelt

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11
Q

Selbstwirksamkeit

A

📌 Definition:
* Selbstwirksamkeit (Bandura, 1977) beschreibt die Überzeugung einer Person, durch eigenes Handeln bestimmte Ergebnisse erzielen zu können.
* Beeinflusst Motivation, Durchhaltevermögen und den Umgang mit Herausforderungen.
* Menschen mit hoher Selbstwirksamkeit glauben, dass sie Schwierigkeiten überwinden können, während Menschen mit niedriger Selbstwirksamkeit sich oft hilflos fühlen.

📌 Zentrale Einflussfaktoren:
✅ Eigene Erfahrungen → Erfolg steigert Selbstwirksamkeit, Misserfolg kann sie senken.
✅ Stellvertretende Erfahrungen (Modelllernen) → „Wenn andere es schaffen, kann ich es auch.“
✅ Soziale Ermutigung → Bestätigung durch andere stärkt den Glauben an die eigene Kompetenz.
✅ Physiologische & emotionale Zustände → Stress oder Angst können Selbstwirksamkeit verringern.

📌 Beispiel:
* Hohe Selbstwirksamkeit: „Ich kann diese Prüfung bestehen, wenn ich genug lerne.“
* Niedrige Selbstwirksamkeit: „Ich bin schlecht in Mathe, also brauche ich es gar nicht erst zu versuchen.“

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12
Q

Worauf kann die Selbstwirksamkeitserwartung Einfluss nehmen?

A

📌 Zentrale Einflussbereiche:
Motivation & Zielsetzung → Menschen mit hoher Selbstwirksamkeit setzen sich eher ambitionierte Ziele und bleiben länger dran.
Leistungsverhalten → Personen mit hoher Selbstwirksamkeit zeigen mehr Durchhaltevermögen und Anstrengungsbereitschaft.
Emotionale Regulation → Hohe Selbstwirksamkeit hilft beim Umgang mit Stress und Angst, da Herausforderungen als bewältigbar wahrgenommen werden.
Soziales Verhalten → Wer glaubt, Einfluss auf soziale Situationen zu haben, agiert selbstbewusster in sozialen Interaktionen.
Gesundheitsverhalten → Menschen mit hoher Selbstwirksamkeit ernähren sich gesünder, treiben mehr Sport und gehen eher zum Arzt.

Beispielsweise:
Helfen Menschen bei Unfall?
Sind die Führungskräfte schuld am eigenen Leid?
Schaffe ich es aufzuhören zu rauchen?

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13
Q

Selbstregulation

A

📌 Definition:
* Selbstregulation beschreibt die Fähigkeit, Gedanken, Emotionen und Verhalten bewusst zu steuern, um Ziele zu erreichen oder sich an soziale Normen anzupassen.
* Sie ermöglicht Impulskontrolle, Anpassung an Herausforderungen und langfristige Planung.

📌 Komponenten der Selbstregulation:
Emotionsregulation → Fähigkeit, Emotionen zu kontrollieren & zu modulieren (z. B. Wut unterdrücken, um rational zu bleiben).
Aufmerksamkeitskontrolle → Fokus auf relevante Informationen lenken & Ablenkungen vermeiden.
Verhaltenssteuerung → Impulskontrolle & langfristige Zielverfolgung trotz kurzfristiger Versuchungen (z. B. Lernen statt Netflix).
Motivationsregulation → Eigene Anstrengung aufrechterhalten, auch wenn es schwerfällt.

📌 Beispiel:
* Hohe Selbstregulation: Eine Person bleibt ruhig, obwohl sie provoziert wird, und trifft eine überlegte Entscheidung.
* Niedrige Selbstregulation: Jemand gibt impulsiv Geld aus, ohne an langfristige Konsequenzen zu denken.

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14
Q

Wie ist der Ablauf der Selbstregulation?

A

📌 Definition:
* Die Selbstregulation verläuft in mehreren aufeinanderfolgenden Phasen, die das bewusste Steuern von Verhalten, Emotionen und Kognitionen ermöglichen.
* Diese Prozesse helfen, Ziele zu setzen, Motivation aufrechtzuerhalten und Verhalten an neue Umstände anzupassen.

📌 Ablauf der Selbstregulation (nach Carver & Scheier, 1982):

1. Zielsetzung → Eine Person definiert ein gewünschtes Verhalten oder Ergebnis.
* Beispiel: „Ich will für meine Prüfung regelmäßig lernen.“

2. Selbstüberwachung → Eigene Gedanken, Emotionen und Handlungen werden beobachtet.
* Beispiel: „Habe ich heute gelernt oder war ich abgelenkt?“

3. Selbstbewertung & Vergleich mit dem Zielzustand → Wird das angestrebte Ziel erreicht?
* Beispiel: „Ich habe nur 30 Minuten gelernt statt zwei Stunden – ich muss mich besser konzentrieren.“

4. Selbststeuerung & Verhaltensanpassung → Falls nötig, werden Strategien verändert oder verstärkt.
* Beispiel: „Ich stelle mein Handy auf Flugmodus, damit ich nicht mehr abgelenkt werde.“

📌 Beispiel:
* Ein Marathonläufer setzt sich das Ziel, in sechs Monaten 10 km unter 50 Minuten zu laufen.
* Er überprüft regelmäßig seine Laufzeiten und passt sein Training an, wenn er feststellt, dass er langsamer ist als geplant.

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15
Q

Ego-Depletion-Effekt (Selbsterschöpfungseffekt)

A

📌 Definition:
* Selbsterschöpfung tritt auf, wenn die Willenskraft durch anhaltende Selbstkontrolle und kognitive Anstrengung geschwächt wird.
* Basierend auf der Ego-Depletion-Theorie (Baumeister et al., 1998), die besagt, dass Selbstkontrolle eine begrenzte Ressource ist und durch übermäßige Nutzung abnimmt.

📌 Mechanismen:
✅ Erschöpfung durch dauerhafte Selbstkontrolle → Nach langem Widerstehen von Versuchungen fällt es schwerer, sich weiter zu regulieren.
✅ Reduzierte kognitive Kapazität → Konzentrationsfähigkeit nimmt ab, Entscheidungen werden impulsiver.
✅ Wiederherstellung durch Erholung & Belohnung → Pausen, Schlaf und positive Emotionen helfen, Selbstkontrollressourcen aufzuladen.

📌 Beispiel:
* Ein Student lernt stundenlang und widersteht Ablenkungen → Am Abend fällt es ihm schwer, Junk Food zu vermeiden, weil seine Selbstkontrollkapazität erschöpft ist.
* Nach einem anstrengenden Tag im Büro hat jemand weniger Energie, sich beim Sport zu motivieren.

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16
Q

Schattenseiten der Selbstregulation

A

📌 Definition:
* Selbstregulation ist essenziell für langfristige Zielerreichung, kann aber auch negative Effekte haben, wenn sie exzessiv oder unausgewogen eingesetzt wird.
* Besonders bei chronischer Selbstkontrolle oder starken Selbstidealen kann Selbstregulation zu psychischer & physischer Belastung führen.

📌 Schattenseiten der Selbstregulation:
Ego-Depletion (Baumeister et al., 1998) → Selbsterschöpfung durch dauerhafte Selbstkontrolle.
Rigidität & Perfektionismus → Zu starke Selbstregulation kann zu unflexiblem Denken & übermäßigem Leistungsdruck führen.
Emotionale Unterdrückung → Wer ständig Emotionen reguliert, kann langfristig höhere Stressbelastung erleben (z. B. suppressed anger effect).
Geringere Spontaneität & Kreativität → Ständige Selbstüberwachung kann kreatives Denken und authentisches Verhalten hemmen.
Paradoxe Effekte (Wegner, 1994 – Ironic Process Theory) → Zu starkes Unterdrücken von Gedanken oder Emotionen kann dazu führen, dass sie sich noch aufdringlicher zeigen („Denk nicht an einen weißen Bären!“).

📌 Beispiel:
* Eine Person unterdrückt über Jahre ihre wahren Emotionen in sozialen Situationen → Erhöhte Wahrscheinlichkeit für Burnout oder psychosomatische Beschwerden.
* Ein Perfektionist setzt sich selbst unter ständigen Druck → Statt bessere Leistung entsteht eine Blockade.

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17
Q

Konsistenztheorien

A

📌 Definition:
Gruppe von Theorien, denen zufolge Menschen Kongruenz, bzw. Konsistenz zwischen ihren diversen Kognitionen bevorzugen, insbesondere zwischen Überzeugungen, Wertvorstellungen und Einstellungen. Demnach streben Personen nach keinen Widerspruch (in ihren Kognitionen, oder zwischen Kognitionen und Verhaltensweisen)

📌 Wichtige Konsistenztheorien:
Theorie der kognitiven Dissonanz (Festinger, 1957) → Menschen streben nach Übereinstimmung zwischen ihren Überzeugungen und ihrem Verhalten.
Selbstwahrnehmungstheorie (Bem, 1972) → Menschen leiten ihre Einstellungen aus der Beobachtung ihres eigenen Verhaltens ab.
Balancetheorie (Heider, 1958) → Menschen streben nach harmonischen Beziehungen zwischen ihren Einstellungen und sozialen Bindungen.
Selbstkonsistenztheorie (Swann, 1983) → Menschen möchten ein stabiles, konsistentes Selbstbild aufrechterhalten, auch wenn es negativ ist.

📌 Beispiel:
* Kognitive Dissonanz: Ein Raucher weiß, dass Rauchen ungesund ist → Um den Widerspruch aufzulösen, könnte er das Rauchen aufgeben oder die Risiken herunterspielen („Mein Opa hat auch geraucht und wurde 90“).
* Balancetheorie: Wenn eine Person einen Freund mag, aber dessen Meinung ablehnt, entsteht Spannung → Sie könnte entweder ihre Meinung ändern oder die Freundschaft distanzieren.

Theorien der psychischen Konsistenz

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18
Q

Kongruenz vs. Konsistenz

A

📌 Definition:
* Kongruenz und Konsistenz sind beide Begriffe für Übereinstimmung und Stimmigkeit, beziehen sich aber auf unterschiedliche psychologische Ebenen.
* Kongruenz beschreibt die Übereinstimmung zwischen Erleben, Verhalten und Selbstbild.
* Konsistenz beschreibt die Stabilität und Widerspruchsfreiheit von Kognitionen und Einstellungen über die Zeit hinweg.

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19
Q

Kongruenz

A

📌 Definition:
* Kongruenz beschreibt, wie sehr das eigene Verhalten mit dem Selbstbild und inneren Erleben übereinstimmt.
* Eine hohe Kongruenz bedeutet, dass eine Person authentisch handelt, eine niedrige Kongruenz kann zu psychischer Spannung führen.

📌 Beispiel:
* Kongruent: „Ich bin eine ehrliche Person“ → Ich sage die Wahrheit, auch wenn es unangenehm ist.
* Inkongruent: „Ich bin ein offener Mensch“ → Ich vermeide Gespräche und bin sozial zurückhaltend.

💡 Fazit:
Die Übereinstimmung zwischen Selbstbild und Verhalten ist essenziell für psychisches Wohlbefinden und Authentizität.

Übereinstimmung zwischen Selbstbild und Verhalten

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20
Q

Konsistenz

A

📌 Definition:
* Konsistenz beschreibt, wie stabil und widerspruchsfrei Gedanken, Einstellungen und Verhalten über die Zeit sind.
* Menschen streben nach Konsistenz, da Widersprüche kognitive Dissonanz erzeugen können.

📌 Beispiel:
* Konsistent: „Mir ist Umweltschutz wichtig“ → Ich fahre regelmäßig mit dem Fahrrad statt mit dem Auto.
* Inkonsistent: „Mir ist Umweltschutz wichtig“ → Ich fliege mehrmals im Jahr, weil es günstiger ist.

💡 Fazit:
Die Stabilität und Widerspruchsfreiheit des Selbst sorgt für innere Klarheit und reduziert kognitive Spannungen.

Stabilität und Widerspruchsfreiheit des Selbst

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21
Q

Theorie der kognitiven Dissonanz (Festinger, 1957)

A

📌 Definition:
* Die Theorie der kognitiven Dissonanz (Festinger, 1957) beschreibt den aversiven psychischen Spannungszustand, der entsteht, wenn Gedanken, Überzeugungen oder Verhalten nicht miteinander übereinstimmen.
* Menschen streben nach Konsistenz in ihren Kognitionen und Verhalten
* Menschen sind motiviert, diese Dissonanz zu reduzieren, weil sie als unangenehm empfunden wird.

📌 Mechanismen der Dissonanzreduktion:
✅ Verhaltensänderung → „Ich höre auf zu rauchen, weil ich weiß, dass es ungesund ist.“
✅ Einstellungsänderung → „Rauchen ist gar nicht so schlimm, mein Opa hat auch geraucht und wurde 90.“
✅ Rechtfertigung des Widerspruchs → „Ich rauche nur, wenn ich gestresst bin, also ist es nicht so schlimm.“

📌 Beispiel:
* Kognitive Dissonanz: Jemand hält sich für umweltbewusst, fährt aber regelmäßig große Strecken mit dem Auto.
* Mögliche Dissonanzreduktion:
* „Ich fahre nur, wenn es wirklich nötig ist.“ (Rechtfertigung)
* „So schlimm ist mein CO₂-Fußabdruck nicht.“ (Einstellungsänderung)
* „Ich fahre weniger Auto und nutze häufiger das Fahrrad.“ (Verhaltensänderung)

Spannung durch Widersprüche zwischen Kognition und Verhalten

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22
Q

Aversion

A

📌 Definition:
* Aversion bezeichnet eine starke Abneigung oder Ablehnung gegenüber bestimmten Reizen, Erfahrungen oder Gedanken.
* Sie kann emotional (z. B. Ekel, Angst), kognitiv (z. B. negative Erwartung) oder verhaltensbezogen (z. B. Vermeidung) sein.

📌 Beispiel:
* Jemand hat eine Aversion gegen laute Geräusche und fühlt sich sofort gestresst, wenn eine Baustelle in der Nähe ist.
* Eine Person vermeidet Konfrontationen, weil sie eine Aversion gegen Konflikte hat.

💡 Fazit:
Die Unlustreaktion auf unangenehme Reize beeinflusst, welche Situationen Menschen meiden oder negativ bewerten.

Unlustreaktion auf unangenehme Reize

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23
Q

Dissonanz

A

📌 Definition:
* Dissonanz beschreibt den unangenehmen psychischen Zustand, der entsteht, wenn Gedanken, Überzeugungen oder Verhalten nicht übereinstimmen.
* Dieser Spannungszustand führt oft dazu, dass Menschen ihr Denken oder Verhalten anpassen, um wieder innere Stimmigkeit herzustellen (kognitive Dissonanzreduktion).

📌 Beispiel:
* Eine Person hält sich für ehrlich, lügt aber aus Bequemlichkeit → Dissonanz entsteht, weil Selbstbild und Handlung nicht übereinstimmen.
* Jemand investiert viel Geld in eine schlechte Entscheidung und rechtfertigt es mit „Das war trotzdem eine wertvolle Erfahrung“ → Dissonanzreduktion.

💡 Fazit:
Die mentale Spannung durch innere Widersprüche motiviert Menschen, ihre Überzeugungen oder ihr Verhalten zu verändern, um psychische Stimmigkeit wiederherzustellen.

Mentale Spannung durch innere Widersprüche

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24
Q

Strategien zur Reduktion kognitiver Dissonanz

A

📌 Definition:
* Menschen reduzieren kognitive Dissonanz durch Anpassung ihrer Kognitionen oder ihres Verhaltens.
* Dies geschieht oft unbewusst, um innere Widersprüche aufzulösen.

📌 Drei kognitive Strategien (nach Vorlesung):
✅ Neue konsonante Kognitionen hinzufügen → „Ja, Fliegen ist umweltschädlich, aber ich kompensiere meine CO₂-Emissionen.“
✅ Bestehende dissonante Kognitionen abziehen → „So schlimm ist Fliegen eigentlich nicht.“
✅ Kognitionen durch andere ersetzen → „Langstreckenflüge sind schlimmer als meine Kurzflüge – mein Verhalten ist also vertretbar.“

📌 Zusätzliche Verhaltensstrategien:
✅ Verhaltensänderung → „Ich fliege weniger und nehme öfter den Zug.“
✅ Selektive Informationssuche → „Ich lese nur Artikel, die belegen, dass Fliegen nicht so umweltschädlich ist.“

💡 Merke:
Je größer die kognitive Dissonanz, desto stärker die Motivation diese zu reduzieren!

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25
(vier) Situationen von Dissonanz und Reduktion
1. Prinzip der Einfachheit und der Effizienz 2. Post-decisional dissonance 3. Forced/induced compliance 4. Freiwilliges Engagement
26
Prinzip der Einfachheit und Effizienz
📌 Definition: * Menschen neigen dazu, kognitive Dissonanz so effizient wie möglich zu reduzieren. * Statt lange nach komplexen Lösungen zu suchen, nutzen sie die einfachste und schnellste Strategie, um Widersprüche aufzulösen. 📌 Beispiel: * Jemand kauft ein teures Auto und fühlt Dissonanz wegen des hohen Preises → Statt lange darüber nachzudenken, rechtfertigt die Person den Kauf schnell mit „Die Qualität ist es wert.“
27
Post-dezisionale Dissonanz
📌 Definition: * Post-dezisionale Dissonanz beschreibt die kognitive Spannung, die nach einer Entscheidung auftritt, insbesondere wenn mehrere attraktive Alternativen zur Verfügung standen. * Diese Form der Dissonanz resultiert aus der kognitiven Bewertung nicht gewählter Optionen und der Unsicherheit über die optimale Wahl. 📌 Mechanismen der Dissonanzreduktion: ✅ Kognitive Rekonstruktion → Reinterpretation der Entscheidung, um Kongruenz herzustellen. ✅ **Selektive Wahrnehmung & Bestätigungsfehler** → Fokus auf Informationen, die die gewählte Alternative als überlegen darstellen. ✅ **Spreading-Apart-of-Alternatives-Effekt** → Die kognitive Diskrepanz wird aufgelöst, indem die subjektive Bewertung der getroffenen Wahl erhöht und die nicht gewählte Option herabgesetzt wird. 📌 Empirische Evidenz: * Brehm (1956) demonstrierte, dass Individuen nach einer Entscheidung die gewählte Alternative höher bewerten als zuvor und die abgelehnten Alternativen abwerten – ein klassischer Effekt der Dissonanzreduktion.
28
Spreading-Apart-of-Alternatives-Effekt
📌 Definition: * Der Spreading-Apart-of-Alternatives-Effekt beschreibt die kognitive Verzerrung, bei der nach einer Entscheidung die gewählte Option retrospektiv aufgewertet und die nicht gewählte(n) Alternative(n) abgewertet werden. * Dieser Mechanismus dient der Dissonanzreduktion und stabilisiert das subjektive Gefühl der Entscheidungsrichtigkeit. 📌 Kognitive Prozesse: ✅ Post-dezisionale Rationalisierung → Nachträgliche Verstärkung der positiven Attribute der gewählten Option. ✅ Abwertung nicht gewählter Alternativen → Minimierung von Bedauern durch selektive Fokussierung auf deren negative Aspekte. 📌 Empirische Evidenz: * Brehm (1956) zeigte, dass Versuchspersonen nach einer Wahl ihre Entscheidung durch nachträgliche Neubewertung kognitiv absicherten.
29
Selektive Informationssuche & Confirmation Bias
📌 Definition: * Der Confirmation Bias beschreibt die Tendenz, Informationen so zu selektieren, zu interpretieren und zu erinnern, dass sie bestehende Überzeugungen bestätigen, während widersprüchliche Informationen ignoriert oder abgewertet werden. * Die selektive Informationssuche ist eine spezifische Form dieses Bias, bei der aktiv nach Belegen gesucht wird, die eine bestehende Meinung oder Entscheidung stützen. 📌 Mechanismen: ✅ Selektive Exposition → Bevorzugte Auseinandersetzung mit konsonanten Informationen. ✅ Bias in der Interpretation → Kritischere Bewertung dissonanter Inhalte, wohlwollendere Interpretation bestätigender Evidenz. ✅ Erinnerungsverzerrung → Überproportionale Abrufbarkeit von Informationen, die eigene Überzeugungen stärken. 📌 Empirische Evidenz: * Wason (1960) demonstrierte, dass Menschen dazu neigen, Hypothesen zu bestätigen, anstatt aktiv nach falsifizierenden Informationen zu suchen.
30
Forced/Induced Compliance (Erzwungene Zustimmung)
📌 Definition: * Forced/Induced Compliance beschreibt eine Form der kognitiven Dissonanz, die auftritt, wenn Individuen entgegen ihrer eigenen Überzeugungen oder Einstellungen handeln, insbesondere wenn sie zu diesem Verhalten external motiviert wurden (z. B. durch Belohnung oder Bestrafung). * Die resultierende Dissonanz führt häufig zu einer nachträglichen Einstellungsänderung, um das Verhalten kognitiv zu rechtfertigen. 📌 Mechanismen der Dissonanzreduktion: ✅ Minimierung externer Rechtfertigung → Je geringer die äußere Motivation (z. B. geringe Belohnung), desto stärker ist die Dissonanz und desto eher passt die Person ihre Einstellung an. ✅ Internalisierung des Verhaltens → Individuen übernehmen das Verhalten langfristig als Teil ihres Überzeugungssystems. ✅ Selbstwahrnehmungseffekt → Personen interpretieren ihr Verhalten als Hinweis auf ihre „wahre“ Einstellung. 📌 Empirische Evidenz: * Festinger & Carlsmith (1959) führten ein klassisches Experiment durch, in dem Teilnehmende für eine langweilige Aufgabe entweder $1 oder $20 erhielten, um anderen zu sagen, dass die Aufgabe spannend sei. * Ergebnis: Die $1-Gruppe erlebte stärkere Dissonanz (weil die externe Rechtfertigung zu gering war) und änderte nachträglich ihre Einstellung zur Aufgabe → Selbstrechtfertigung durch Einstellungsanpassung. 💡 Fazit: Forced/Induced Compliance zeigt, dass Individuen ihr Verhalten kognitiv anpassen, wenn sie eine Handlung ausgeführt haben, die nicht mit ihrer ursprünglichen Einstellung übereinstimmt – insbesondere dann, wenn externe Rechtfertigungen gering sind.
31
Freiwilliges Engagement & Selbstrechtfertigung
📌 Definition: * Freiwilliges Engagement beschreibt eine Form der kognitiven Dissonanz, die auftritt, wenn Individuen sich aus eigener Entscheidung für ein aufwendiges oder unangenehmes Verhalten engagieren, ohne dass externe Zwänge oder Belohnungen vorliegen. * Um die damit verbundene Anstrengung oder Unannehmlichkeit zu rechtfertigen, erfolgt häufig eine nachträgliche Aufwertung der Handlung oder des Ziels. 📌 Mechanismen der Dissonanzreduktion: ✅ **Effort Justification (Rechtfertigung von Aufwand)** → Je größer der investierte Aufwand, desto höher die kognitive Bewertung der Tätigkeit. ✅ Selbstwahrnehmungseffekt → Individuen interpretieren ihr Verhalten als Hinweis darauf, dass sie intrinsisch motiviert waren. ✅ Commitment & Identitätsangleichung → Langfristige Integration der Handlung in das Selbstkonzept. 📌 Empirische Evidenz: * Aronson & Mills (1959): In einem Experiment mussten Teilnehmende entweder eine schwere oder leichte Aufnahmeprüfung bestehen, um einer Gruppe beizutreten. * Ergebnis: Die Gruppe wurde von denen, die eine schwere Aufnahmeprüfung hatten, signifikant positiver bewertet → Je höher der Aufwand, desto stärker die Rechtfertigung. 💡 Fazit: Freiwilliges Engagement führt oft zu einer nachträglichen Aufwertung des Ziels oder der Handlung, um investierten Aufwand oder ertragene Kosten kognitiv zu rechtfertigen.
32
(beispielhaft) Anwendungsgebiete der kognitiven Dissonanz
📌 Definition: * Kognitive Dissonanz beeinflusst Entscheidungsprozesse, Einstellungsänderungen und Verhaltensmuster in verschiedenen psychologischen Disziplinen. 📌 Beispiele für Anwendungsfelder: ✅ Politische Psychologie → Wahlverhalten, Radikalisierungsprozesse ✅ Arbeits- & Organisationspsychologie → Commitment, Corporate Identity ✅ Gesundheitspsychologie → Raucherentwöhnung, Präventionskampagnen ✅ Sozialpsychologie → Vorurteile, Intergruppenprozesse ✅ Konsumentenpsychologie → Kaufentscheidungen, Marketingstrategien 💡 Fazit: Kognitive Dissonanz ist ein zentrales Konzept in der Psychologie, das in vielen Bereichen zur Erklärung von Verhaltensänderungen genutzt wird.
33
Einstellung
📌 Definition: * Eine Einstellung ist eine überdauernde, wertende Reaktion auf Personen, Objekte oder Ideen. * Sie umfasst kognitive, affektive und behaviorale Komponenten und beeinflusst Wahrnehmung, Entscheidungsprozesse und Verhalten. 📌 Drei-Komponenten-Modell der Einstellung: ✅ **Kognitive Komponente** → Überzeugungen & Wissen über das Einstellungsobjekt („Ich glaube, Elektroautos sind umweltfreundlicher.“) ✅ **Affektive Komponente** → Emotionale Reaktion auf das Objekt („Ich mag Elektroautos.“) ✅ **Behaviorale Komponente** → Handlungstendenz in Bezug auf das Objekt („Ich kaufe ein Elektroauto.“) 📌 Eigenschaften von Einstellungen: * Explizite Einstellungen → Bewusste, reflektierte Bewertungen. * Implizite Einstellungen → Automatische, unbewusst aktivierte Assoziationen. * Starke Einstellungen → Hohe Stabilität & Verhaltensrelevanz. * Schwache Einstellungen → Kontextabhängig, leicht veränderbar. 📌 Empirische Evidenz: * Ajzen & Fishbein (1980): Theorie des geplanten Verhaltens zeigt, dass Einstellungen Verhalten beeinflussen, aber nicht determinieren. 💡 Fazit: Einstellungen sind stabile, aber veränderbare Bewertungsmuster, die kognitive, emotionale und verhaltensbezogene Dimensionen umfassen und eine zentrale Rolle in der Sozialpsychologie spielen.
34
Drei-Komponenten-Modell der Einstellung
📌 Definition: * Das Drei-Komponenten-Modell (Rosenberg & Hovland, 1960) beschreibt Einstellungen als ein Zusammenspiel aus kognitiven, affektiven und behavioralen Anteilen. * Einstellungen sind demnach nicht nur reine Meinungen, sondern beinhalten auch emotionale Reaktionen und Verhaltensabsichten. 📌 Die drei Komponenten: ✅ Kognitive Komponente → Überzeugungen, Wissen & Gedanken über das Einstellungsobjekt. * Beispiel: „Kaffee enthält Koffein, das wach macht.“ ✅ Affektive Komponente → Emotionale Reaktion auf das Einstellungsobjekt. * Beispiel: „Ich liebe den Geruch von frisch gebrühtem Kaffee.“ ✅ Behaviorale Komponente → Handlungstendenz oder tatsächliches Verhalten. * Beispiel: „Ich trinke jeden Morgen eine Tasse Kaffee.“ 📌 Empirische Evidenz: * Rosenberg & Hovland (1960): Einstellungen beeinflussen Verhalten nicht isoliert, sondern über das Zusammenspiel dieser drei Dimensionen. * Kritik: Nicht alle Einstellungen enthalten immer alle drei Komponenten in gleicher Stärke; in manchen Fällen kann eine Komponente dominieren. 💡 Fazit: Das Drei-Komponenten-Modell zeigt, dass Einstellungen aus kognitiven, emotionalen und verhaltensbezogenen Elementen bestehen und somit eine ganzheitliche Betrachtung von Einstellungsprozessen ermöglichen.
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Valenz
📌 Definition: * Valenz beschreibt die positive, negative oder neutrale Bewertungsdimension eines Reizes, einer Emotion oder einer Einstellung. * Sie gibt an, ob ein Objekt, Ereignis oder eine Information als angenehm oder unangenehm wahrgenommen wird. 📌 Anwendungsbereiche: ✅ Emotionstheorie: Emotionen haben eine Valenz, die bestimmt, ob sie positiv (Freude) oder negativ (Angst) sind. ✅ **Einstellungsforschung**: Einstellungen besitzen eine Valenz, die zeigt, ob eine Person ein Objekt eher positiv oder negativ bewertet. ✅ Motivationstheorie: Die Valenz eines Ziels beeinflusst, wie attraktiv oder aversiv es für eine Person ist. 📌 Beispiel: * Positive Valenz: „Ich mag Schokolade.“ * Negative Valenz: „Ich hasse Spinnen.“ 💡 Fazit: Valenz ist ein zentrales Konzept in der Psychologie, das beschreibt, ob eine emotionale Reaktion oder Einstellung positiv oder negativ gefärbt ist.
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Funktionen von Einstellungen
📌 Definition: * Einstellungen übernehmen spezifische Funktionen, die das Verhalten steuern und kognitive Effizienz ermöglichen. 📌 Vier zentrale Funktionen: ✅ Instrumentelle Funktion → Nutzenmaximierung & Bestrafungsvermeidung. ✅ Ich-Verteidigungsfunktion → Schutz des **Selbstwerts** durch Abwehr bedrohlicher Informationen. ✅ Wertausdrucksfunktion → Ausdruck zentraler Überzeugungen & sozialer **Identität**. ✅ **Wissensfunktion** → Kognitive Strukturierung & Orientierung in der Umwelt. 📌 Empirische Evidenz: * Katz (1960): Funktionale Einstellungen beeinflussen deren Stabilität & Änderungsresistenz. 💡 Fazit: Einstellungen haben adaptive Funktionen, die Verhalten steuern, Selbstbild stabilisieren und kognitive Prozesse erleichtern.
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Multikomponentenmodell der Einstellung (Zanna & Rempel, 1988)
📌 Definition: * Einstellungen basieren auf einer Wechselwirkung zwischen kognitiven, affektiven und behavioralen Prozessen, die sich wechselseitig beeinflussen. * Im Gegensatz zu statischen Modellen betrachtet das Multikomponentenmodell Einstellungen als dynamische Konstrukte, die durch Erfahrungen und neue Informationen modifizierbar sind. 📌 Drei Hauptkomponenten: ✅ Kognitive Basis → Überzeugungen & Wissen über das Einstellungsobjekt. ✅ Affektive Basis → Emotionale Reaktionen auf das Einstellungsobjekt. ✅ Behaviorale Basis → Vergangene Verhaltensweisen & Erfahrungen mit dem Objekt. 📌 Unterschied zum Drei-Komponenten-Modell: * Dynamischer Ansatz: Die Komponenten beeinflussen sich wechselseitig und sind nicht streng voneinander getrennt. * Individuelle Gewichtung: Nicht alle Einstellungen basieren in gleichem Maße auf kognitiven, affektiven oder behavioralen Faktoren. 📌 Empirische Evidenz: * Zanna & Rempel (1988): Einstellungen sind nicht statisch, sondern flexibel und werden durch Erfahrungen geformt. 💡 Fazit: Das Multikomponentenmodell beschreibt Einstellungen als dynamische Konstrukte, die aus kognitiven, affektiven und behavioralen Elementen bestehen und sich durch wechselseitige Interaktion formen und verändern.
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**Wechselwirkung** (Interdependenz von Variablen)
📌 Definition: * Wechselwirkung beschreibt die gegenseitige Beeinflussung zweier oder mehrerer Variablen, sodass die Wirkung einer Variable von der Ausprägung einer anderen abhängt. * In psychologischen Modellen tritt Wechselwirkung auf, wenn die Effekte einer Bedingung durch eine andere moderiert oder verstärkt werden. 📌 Beispiel in der Einstellungsforschung: * Im Multikomponentenmodell (Zanna & Rempel, 1988) beeinflussen sich kognitive, affektive und behaviorale Komponenten wechselseitig. * Eine positive Erfahrung mit einem Produkt (behavioral) kann affektive Bewertungen verändern, was wiederum die kognitiven Überzeugungen über das Produkt beeinflusst. 📌 Empirische Evidenz: * Interaktionseffekte sind zentral in der moderierten Regression (Baron & Kenny, 1986) und zeigen, dass eine Variable den Einfluss einer anderen modifiziert. 💡 Fazit: Wechselwirkung beschreibt interdependente Prozesse, bei denen eine Variable nicht isoliert betrachtet werden kann, sondern durch andere beeinflusst wird, was in dynamischen Modellen eine zentrale Rolle spielt.
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Messung von Einstellungen
📌 Definition: * Einstellungen können über direkte (explizite) und indirekte (implizite) Verfahren erfasst werden. * Die Wahl der Methode hängt von der Zugänglichkeit der Einstellung (bewusst vs. unbewusst) und möglichen Verzerrungen durch soziale Erwünschtheit ab. 📌 Methoden der Einstellungsmessung: ✅ 1. **Explizite Verfahren** (direkte Erfassung bewusster Einstellungen) * Likert-Skalen → Mehrstufige Skalen zur Bewertung von Aussagen (Likert, 1932). * Semantisches Differenzial → Bewertung eines Objekts entlang bipolarer Adjektivpaare (Osgood et al., 1957). * Direkte Befragung → Verbale oder schriftliche Einschätzung der eigenen Einstellung. ✅ 2. **Implizite Verfahren** (indirekte Erfassung unbewusster Einstellungen) * Implicit Association Test (IAT, Greenwald et al., 1998) → Reaktionszeitbasierte Messung assoziativer Verknüpfungen. * Evaluatives Priming (Fazio et al., 1995) → Messung unbewusster affektiver Reaktionen durch Prime-Reize. * Affektives Misattributionsparadigma (AMP, Payne et al., 2005) → Bewertung irrelevanter Stimuli zur Erfassung impliziter Affekte. 📌 Empirische Evidenz & Anwendungsbereiche: * Explizite Messungen sind valide für bewusst zugängliche Einstellungen, aber anfällig für soziale Erwünschtheit. * Implizite Messungen sind sensitiv für unbewusste Prozesse, aber weniger reliabel in der Vorhersage von Verhalten. 💡 Fazit: Die Messung von Einstellungen erfordert methodische Differenzierung zwischen expliziten (bewussten) und impliziten (unbewussten) Verfahren, um Verzerrungen zu minimieren und reliablere Daten zu erhalten.
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Interdependenz
📌 Definition: * Interdependenz beschreibt eine wechselseitige Beziehung zwischen zwei oder mehr Variablen, in der Veränderungen einer Variable Auswirkungen auf die andere(n) haben. * In der Psychologie wird Interdependenz oft im Zusammenhang mit sozialen Beziehungen, kognitiven Prozessen oder experimentellen Wechselwirkungen untersucht. 📌 Anwendungsbereiche: ✅ Sozialpsychologie: Interdependenz in Gruppenprozessen, z. B. bei dyadischen Beziehungen (Kelley & Thibaut, 1978). ✅ Einstellungsforschung: Kognitive, affektive und behaviorale Komponenten interagieren dynamisch (Zanna & Rempel, 1988). ✅ Statistik & Forschung: Interaktionseffekte in der Moderationsanalyse (Baron & Kenny, 1986). 📌 Beispiel: * In engen Beziehungen beeinflussen sich Partner gegenseitig: Das Verhalten einer Person löst eine Reaktion der anderen aus, wodurch eine Interdependenz entsteht. 💡 Fazit: Interdependenz beschreibt wechselseitige Abhängigkeitsverhältnisse, die dazu führen, dass sich Variablen oder soziale Akteure gegenseitig beeinflussen, wodurch isolierte Betrachtungen unzureichend sind.
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Likert-Skala
📌 Definition: * Die Likert-Skala (Likert, 1932) ist ein explizites Messverfahren zur Erfassung von Einstellungen, bei dem Befragte Aussagen auf einer mehrstufigen Antwortskala bewerten. * Sie misst Zustimmung oder Ablehnung zu einer Aussage auf einer ordinalen Skala. 📌 Merkmale: ✅ Mehrstufige Antwortmöglichkeiten (z. B. 1 = „stimme überhaupt nicht zu“ bis 5 = „stimme voll und ganz zu“). ✅ Standardisierte Messung von Einstellungen in sozialwissenschaftlicher Forschung. ✅ Sensitiv für bewusste Einstellungen, aber anfällig für soziale Erwünschtheit. 📌 Beispiel: * „Ich halte Klimaschutz für wichtig.“ * (1) Stimme überhaupt nicht zu – (2) Stimme eher nicht zu – (3) Neutral – (4) Stimme eher zu – (5) Stimme voll zu 💡 Fazit: Die Likert-Skala ist ein etabliertes explizites Messverfahren zur standardisierten Erfassung bewusster Einstellungen und Meinungen.
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Semantisches Differenzial
📌 Definition: * Das Semantische Differenzial (Osgood et al., 1957) ist ein explizites Messverfahren zur Erfassung von Einstellungen, bei dem Befragte ein Objekt anhand bipolarer Adjektivpaare bewerten. * Es misst die affektive Bewertung eines Einstellungsobjekts auf mehreren Dimensionen. 📌 Merkmale: ✅ Bewertung erfolgt auf kontinuierlichen Skalen zwischen gegensätzlichen Begriffen. ✅ Erfasst die affektive Valenz eines Objekts (z. B. „gut – schlecht“). ✅ Nutzt häufig drei Dimensionen: Evaluation (gut-schlecht), Potenz (stark-schwach), Aktivität (schnell-langsam). 📌 Beispiel: * „Wie bewerten Sie Elektroautos?“ * umweltfreundlich ◦ ◦ ◦ ◦ ◦ umweltschädlich * innovativ ◦ ◦ ◦ ◦ ◦ rückständig 💡 Fazit: Das Semantische Differenzial ist ein explizites Messverfahren, das subjektive Bewertungen entlang bipolarer Adjektivskalen misst und besonders sensitiv für affektive Einstellungen ist.
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Evaluative Priming-Technik
📌 Definition: * Die Evaluative Priming-Technik (Fazio et al., 1995) ist ein implizites Messverfahren zur Erfassung affektiver Assoziationen. * Sie misst, wie schnell eine Person auf positiv oder negativ bewertete Zielreize reagiert, nachdem sie mit einem Prime konfrontiert wurde. (Valenz) 📌 Merkmale: ✅ Basierend auf der Annahme, dass affektiv konsonante Reize schneller verarbeitet werden. ✅ Keine direkte Abfrage von Einstellungen → Reduziert soziale Erwünschtheit. ✅ Erfassung von impliziten affektiven Assoziationen, die unbewusst aktiviert werden. 📌 Beispiel: * Prime: Ein Bild einer Person bestimmter ethnischer Zugehörigkeit. * Zielwort: „Freundlich“ oder „Bedrohlich“. * Erwartung: Schnellere Reaktionszeiten bei semantisch passenden Assoziationen (z. B. positive Wörter nach positivem Prime). 💡 Fazit: Die Evaluative Priming-Technik ermöglicht die indirekte Erfassung affektiver Einstellungen, indem sie Reaktionszeitunterschiede auf positiv oder negativ konnotierte Stimuli misst.
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Impliziter Assoziationstest
📌 Definition: * Der Implizite Assoziationstest (IAT, Greenwald et al., 1998) ist ein reaktionszeitbasiertes Messverfahren zur Erfassung impliziter Einstellungen. * Er misst die Stärke assoziativer Verknüpfungen zwischen Konzepten (z. B. soziale Gruppen) und Attributen (z. B. positiv vs. negativ). 📌 Merkmale: ✅ Misst automatische Assoziationen durch Reaktionszeitdifferenzen. ✅ Ermöglicht Erfassung unbewusster Stereotype & Vorurteile. ✅ Reduziert Verzerrungen durch bewusste Antworttendenzen. 📌 Beispiel: * Kategorisierung von Wörtern & Gesichtern: * Aufgabe: Begriffe wie „gut“ oder „schlecht“ möglichst schnell Gesichtern zuordnen. * Erwartung: Schnellere Reaktionszeiten für kulturell gelernte Assoziationen. 📌 Empirische Evidenz: * Greenwald et al. (1998): Der IAT zeigt robuste Effekte impliziter Einstellungen, die nicht durch explizite Befragungen erfassbar sind. 💡 Fazit: Der IAT ist ein etabliertes implizites Messverfahren, das unbewusste Assoziationen erfasst, indem es Reaktionszeiten bei kategorialen Zuordnungen misst.
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Theorie des überlegten Handelns (Ajzen & Fishbein, 1975)
📌 Definition: * Die Theorie des überlegten Handelns beschreibt, wie Verhalten durch Einstellungen und subjektive Normen über die Intention vermittelt wird. * Sie basiert auf der Annahme, dass menschliches Verhalten rational und intentional gesteuert ist. 📌 Struktur (siehe Diagramm): 1️⃣ Einstellung gegenüber dem Verhalten → Individuelle Bewertung der Handlung (positiv/negativ). 2️⃣ Subjektive Normen → Wahrgenommener sozialer Druck durch andere (sozial akzeptiert oder nicht). 3️⃣ **Intention (Verhaltensabsicht)** → Bewusste Entscheidung, ein Verhalten auszuführen oder nicht. 4️⃣ Verhalten → Tatsächliche Umsetzung der Intention. 📌 Zentrale Annahme: 👉 Verhalten ist umso wahrscheinlicher, je positiver die Einstellung und je stärker der soziale Druck ist. 👉 **Verhalten wird nicht direkt durch Einstellung und Normen gesteuert, sondern immer über die Intention vermittelt.** 📌 Empirische Evidenz & Kritik: * Fishbein & Ajzen (1975): Hohe Vorhersagekraft für geplantes Verhalten. * Kritik: Fehlende Berücksichtigung situativer & unbewusster Faktoren → Erweiterung zur Theorie des geplanten Verhaltens (Ajzen, 1991). 💡 Fazit: Die Theorie des überlegten Handelns erklärt geplante, intentionale Verhaltensweisen als Produkt von Einstellungen und subjektiven Normen, betont aber nicht den Einfluss unbewusster oder situativer Faktoren.
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Theorie des geplanten Verhaltens (Ajzen, 1991)
📌 Definition: * Die Theorie des geplanten Verhaltens erweitert die Theorie des überlegten Handelns (TRA) um die wahrgenommene Verhaltenskontrolle, um auch nicht vollständig intentionale Verhaltensweisen zu erklären. * Verhalten wird durch drei Hauptfaktoren vermittelt, die die Intention bestimmen, welche wiederum das Verhalten beeinflusst. 📌 Struktur der TPB (siehe Diagramm): 1️⃣ Einstellung gegenüber dem Verhalten → Bewertung der Handlung als positiv oder negativ. 2️⃣ Subjektive Normen → Wahrgenommener sozialer Druck, das Verhalten auszuführen oder zu unterlassen. 3️⃣ **Wahrgenommene Verhaltenskontrolle** → Einschätzung der eigenen Fähigkeit, das Verhalten umzusetzen (Selbstwirksamkeit, externe Barrieren). 4️⃣ Intention (Verhaltensabsicht) → Direkte Determinante des Verhaltens. 5️⃣ Verhalten → Ergebnis der Intention und der tatsächlichen Kontrolle über die Handlung. 📌 Zentrale Erweiterung zur TRA: 👉 Wahrgenommene Verhaltenskontrolle (Perceived Behavioral Control, PBC): * Kann Verhalten direkt beeinflussen, auch ohne starke Intention. * Höhere wahrgenommene Kontrolle erhöht die Wahrscheinlichkeit der Verhaltensausführung. * Berücksichtigt interne (Fähigkeiten, Selbstkontrolle) & externe (Ressourcen, Hindernisse) Faktoren. 📌 Empirische Evidenz & Anwendung: * Ajzen (1991): Die TPB erklärt Verhalten besser als die TRA, besonders bei komplexen oder von Kontrolle beeinflussten Handlungen. * Anwendungsbereiche: Gesundheitsverhalten, nachhaltiges Verhalten, Konsumverhalten. * Kritik: Unterschätzt emotionale & spontane Verhaltensweisen, da es stark auf rationale Entscheidungsprozesse fokussiert. 💡 Fazit: Die TPB verbessert die Vorhersage von Verhalten, indem sie neben Einstellungen und Normen auch die wahrgenommene Kontrolle über das Verhalten berücksichtigt, wodurch sie besonders für Verhaltensweisen mit situativen Einschränkungen relevant ist.
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Soziale Interaktion
📌 Definition: * Soziale Interaktion mein ein wechselseitiges aufeinander bezogenes Handeln von mindestens zwei Akteuren. Somit beeinhaltet es Aktion und Reaktion. * Sie umfasst bewusste und unbewusste Prozesse, die soziale Beziehungen, Gruppendynamiken und gesellschaftliche Strukturen formen. 📌 Merkmale sozialer Interaktion: ✅ Reziprozität → Wechselseitige Beeinflussung der Interaktionspartner. ✅ Symbolische Kommunikation → Sprache, Gestik, Mimik als zentrale Interaktionsmittel. ✅ Soziale Normen & Rollen → Verhalten wird durch gesellschaftliche Erwartungen reguliert. ✅ Dynamik & Kontextabhängigkeit → Interaktionen variieren je nach sozialem Setting.
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Interdependente Beziehungen
📌 Definition & Bedeutung: * Interdependente Beziehungen beschreiben soziale Beziehungen, in denen das Verhalten und die Entscheidungen einer Person das Erleben und Handeln der anderen beeinflussen und umgekehrt. * Sie sind ein zentrales Konzept in der Sozialpsychologie und beeinflussen zwischenmenschliche Dynamiken in Paarbeziehungen, Freundschaften, Gruppen und Organisationen. * Je nach Grad der Interdependenz kann das Verhalten der Beteiligten kooperativ (positive Interdependenz) oder kompetitiv (negative Interdependenz) geprägt sein. 📌 Merkmale: ✅ Wechselseitige Abhängigkeit → Individuen beeinflussen sich gegenseitig direkt oder indirekt. ✅ Dynamik & Flexibilität → Interdependenz variiert situativ und über die Zeit. ✅ Emotionale, kognitive & behaviorale Interdependenz → Betroffene passen sich in Wahrnehmung, Gefühlen und Verhalten an. 📌 Empirische Befunde: * Starke Interdependenz führt zu höherer Beziehungszufriedenheit (Rusbult, 1980). * Ungleiche Interdependenz kann zu Dysbalancen und Machtdynamiken in Beziehungen führen (Kelley & Thibaut, 1978). * In Gruppensettings fördert positive Interdependenz Kooperation und Leistung, während negative Interdependenz Konkurrenzverhalten verstärkt (Deutsch, 1949). 💡 Fazit: Interdependente Beziehungen sind durch wechselseitige Abhängigkeit geprägt, wobei der Grad der Interdependenz maßgeblich das soziale Verhalten beeinflusst. Während positive Interdependenz Kooperation und Verbundenheit fördern kann, kann eine unausgewogene oder negative Interdependenz zu Konflikten und Machtasymmetrien führen.
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Abgrenzung Kommunikation – Interaktion
📌 Kommunikation: * Übermittlung von Informationen zwischen Individuen durch verbale, nonverbale oder paraverbale Signale. * Kann einseitig sein (z. B. Monolog, Massenmedien). * Ziel: Austausch von Gedanken, Emotionen oder Informationen zur Verständigung. * Beispiel: Eine Person gibt eine Ansage, ohne dass eine direkte Reaktion erforderlich ist. 📌 Interaktion: * Wechselseitige Beeinflussung von Individuen durch Handlungen, Reaktionen und soziale Signale. * Setzt Gegenseitigkeit voraus (reziproke Dynamik). * Kommunikation ist ein Bestandteil der Interaktion, aber Interaktion umfasst zusätzlich nonverbale & behaviorale Aspekte (z. B. gemeinsames Handeln). * Beispiel: Ein Gespräch, bei dem beide Parteien aktiv aufeinander eingehen und sich in ihrem Verhalten anpassen. 💡 Fazit: Kommunikation ist ein Bestandteil sozialer Interaktion, jedoch nicht mit ihr gleichzusetzen. Während Kommunikation auch einseitig erfolgen kann, ist Interaktion stets durch wechselseitige Einflussnahme gekennzeichnet.
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Kennzeichen von sozialer Interaktion
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Mere-Exposure-Effekt
📌 Definition & Bedeutung: * Der Mere-Exposure-Effekt beschreibt die Tendenz, ein Objekt, eine Person oder eine Stimulusklasse positiver zu bewerten, je häufiger man ihr ausgesetzt ist. * Dies geschieht unbewusst und unabhängig von einer bewussten Bewertung oder inhaltlichen Verarbeitung des Stimulus. 📌 Zentrale Mechanismen: ✅ Vertrautheitseffekt → Wiederholte Exposition erhöht die subjektive Vertrautheit mit einem Stimulus. ✅ Affektive Konditionierung → Vertraute Reize lösen positivere affektive Reaktionen aus. ✅ Automatischer Prozess → Effekt tritt auf, ohne dass bewusste Kognitionen notwendig sind. 📌 Empirische Befunde: * Zajonc (1968): Teilnehmer bewerteten chinesische Schriftzeichen positiver, je häufiger sie diese gesehen hatten. * Bornstein (1989): Meta-Analyse zeigte robuste Effekte in verschiedenen Modalitäten (Bilder, Gesichter, Musik). * Monahan et al. (2000): Mere-Exposure beeinflusst Präferenzen auch bei unterschwelliger Wahrnehmung (Subliminal Priming). 📌 Anwendungsbereiche: * Marketing & Werbung: Wiederholte Werbebotschaften erhöhen die Produktattraktivität. * Soziale Wahrnehmung: Häufige Exposition gegenüber Personen kann zu positiveren Bewertungen führen. * Politische Psychologie: Wiederholtes Auftreten in Medien erhöht die Beliebtheit von Kandidaten. 💡 Fazit: Der Mere-Exposure-Effekt zeigt, dass Wiederholungen allein ausreichen, um eine positivere Bewertung eines Stimulus hervorzurufen. Dies geschieht unabhängig von bewussten kognitiven Prozessen und hat weitreichende Implikationen für Werbung, soziale Wahrnehmung und Entscheidungsfindung.
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(Gruppe) Subjektive Perspektive
Wahrnehmung von sich selbst und anderen Mitgliedern als gemeinsame Gruppe
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(Gruppe) Objektive Perspektive
Gruppenzugehörigkeit von Außen betrachtet
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Was ist eine Gruppe?
📌 Begriffserklärung: * Eine Gruppe ist eine soziale Einheit, die aus zwei oder mehr Personen besteht, die miteinander interagieren, gemeinsame Ziele oder Interessen teilen und sich als zusammengehörig wahrnehmen. * Gruppen können formal (strukturierte Organisationen) oder informell (lockere soziale Netzwerke) bestehen und variieren in Dauer, Interaktionshäufigkeit und Kohäsion. 📌 Zentrale Merkmale einer Gruppe: ✅ Interaktion: Gruppenmitglieder stehen in direktem oder indirektem Kontakt. ✅ Gemeinsame Ziele oder Interessen: Die Gruppe verfolgt einen Zweck oder teilt bestimmte Werte. ✅ Normen & Rollen: Gruppen entwickeln spezifische Verhaltensstandards und differenzierte Rollenverteilungen. ✅ Wir-Gefühl & soziale Identität: Mitglieder identifizieren sich mit der Gruppe. ✅ Struktur: Gruppen weisen eine interne Organisation auf, die Status, Hierarchie oder Aufgabenverteilung beinhalten kann. 📌 Subjektive vs. objektive Perspektive auf Gruppen: * Subjektive Perspektive: Eine Gruppe existiert nur, wenn sich ihre Mitglieder als zusammengehörig wahrnehmen (soziale Identität). * Objektive Perspektive: Eine Gruppe kann von außen anhand struktureller Merkmale definiert werden (z. B. soziale Klassen, ethnische Gruppen). 📌 Empirische Befunde: * Tajfel & Turner (1979): Soziale Identität entsteht durch Gruppenzugehörigkeit. * Lewin (1947): Gruppen haben einen starken Einfluss auf individuelles Verhalten. * Sherif et al. (1961): Gruppenkonflikte und -kooperation hängen von wahrgenommenen Interdependenzen ab („Robbers Cave“-Experiment). 💡 Fazit: Eine Gruppe ist durch Interaktion, gemeinsame Ziele, Normen und soziale Identifikation definiert. Während die subjektive Perspektive Gruppen durch das Erleben der Mitglieder beschreibt, betrachtet die objektive Perspektive sie anhand externer Kriterien.
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Kann eine Gruppe bereits bestehen, wenn Menschen nur in dieselbe Richtung laufen?
* Aus einer **objektiven Perspektive** könnte eine Gruppe als solche betrachtet werden, wenn Individuen sich räumlich und situativ gemeinsam bewegen. * Aus einer **subjektiven Perspektive** fehlt jedoch oft die soziale Identifikation und das Wir-Gefühl, sodass diese Personen sich nicht als Gruppe verstehen würden. 📌 Unterscheidung von Gruppenarten: ✅ Aggregat: Eine zufällige Ansammlung von Menschen am gleichen Ort, die nicht zwingend interagieren (z. B. Passanten, die eine Straße überqueren). ✅ Menge mit geteiltem Ziel: Menschen, die sich in eine Richtung bewegen, weil sie dasselbe Ziel haben (z. B. Konzertbesucher). ✅ Psychologische Gruppe: Individuen mit wechselseitiger Interaktion und sozialer Identifikation (z. B. ein Fanclub). 📌 Empirische Befunde: * Turner (1982): Eine Gruppe entsteht erst dann, wenn soziale Kategorisierung und Identifikation stattfinden. * Levine & Moreland (1998): Räumliche Nähe allein reicht nicht aus, um Gruppenprozesse auszulösen. * Lickel et al. (2000): Gruppen werden anhand von Interaktionshäufigkeit, gemeinsamer Zielverfolgung und sozialer Kohäsion definiert. 💡 Fazit: Menschen, die in dieselbe Richtung laufen, bilden aus einer objektiven Perspektive eine vorübergehende soziale Einheit, aber nicht zwangsläufig eine psychologische Gruppe. Eine Gruppe im engeren Sinne erfordert eine gemeinsame Identifikation, Interaktion und Normen, die über eine rein situative Verbindung hinausgehen.
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Klassifikation von Gruppen
📌 Gruppen lassen sich anhand verschiedener Merkmale systematisch klassifizieren. * Die Differenzierung erfolgt nach Größe, Struktur, Entstehungsweise und sozialer Kategorisierung. 1️⃣ **Gruppengröße** ✅ Kleingruppen (2–20 Mitglieder): Intensive Interaktion, hohe Kohäsion (z. B. Freundeskreis, Arbeitsgruppe). ✅ Großgruppen (ab 20 Mitglieder): Strukturell komplexer, weniger direkte Interaktion (z. B. Unternehmen, politische Bewegungen). 2️⃣ **Formelle** vs. **informelle** Gruppen ✅ Formelle Gruppen: Strukturiert mit definierten Rollen & Normen (z. B. Arbeitsgruppen, Vereine). ✅ Informelle Gruppen: Spontan & ohne feste Hierarchien (z. B. Freundeskreise, Cliquen). 3️⃣ **Natürliche** vs. **experimentelle** Gruppen ✅ Natürliche Gruppen: Bestehen unabhängig von wissenschaftlicher Intervention (z. B. Familien, Teams). ✅ Experimentelle Gruppen: Werden zu Forschungszwecken künstlich geschaffen (z. B. Gruppen in sozialpsychologischen Studien). 4️⃣ **Eigengruppe** (Ingroup) vs. **Fremdgruppe** (Outgroup) ✅ Eigengruppe (Ingroup): Gruppe, mit der sich eine Person identifiziert → Wir-Gefühl & positive Verzerrung (Tajfel & Turner, 1979). ✅ Fremdgruppe (Outgroup): Andere Gruppe, die oft als weniger homogen & negativ wahrgenommen wird. 5️⃣ Entstehungsprozesse von Gruppen ✅ Geplante Gruppen: Bewusst gegründet (z. B. Projektgruppen, politische Parteien). ✅ Spontane Gruppen: Entstehen informell durch soziale Interaktion (z. B. Protestbewegungen). ✅ Erzwungene Gruppen: Zugehörigkeit ist nicht selbst gewählt (z. B. Schulklassen, Militär). 💡 Fazit: Die Klassifikation von Gruppen zeigt, dass soziale Einheiten je nach Struktur, Entstehung und sozialer Wahrnehmung sehr unterschiedlich sein können. Besonders die Unterscheidung zwischen Eigengruppe und Fremdgruppe hat weitreichende Implikationen für soziale Identität und intergruppale Prozesse.
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Gruppenentstehungsprozesse
📌 Definition: * Gruppen können entweder durch externe Strukturen (Top-Down) oder durch die Eigeninitiative der Mitglieder (Bottom-Up) entstehen. * Die Art der Gruppenbildung beeinflusst Gruppenkohäsion, Normenbildung und soziale Dynamiken. 📌 **Top-Down**-Prozesse: ✅ Externe Steuerung → Gruppenbildung erfolgt durch institutionelle, organisatorische oder gesellschaftliche Vorgaben. ✅ Hierarchische Struktur → Rollen und Normen werden durch übergeordnete Instanzen festgelegt. ✅ Geringere Anfangskohäsion → Gruppenzusammenhalt muss oft erst durch Interaktion und gemeinsame Erfahrungen aufgebaut werden. ✅ Beispiele: Schulklassen, Arbeitsgruppen in Unternehmen, militärische Einheiten. 📌 **Bottom-Up**-Prozesse: ✅ Eigeninitiative & Selbstorganisation → Gruppen entstehen spontan durch individuelle Interaktion. ✅ Hohe intrinsische Motivation → Mitglieder identifizieren sich stärker mit der Gruppe. ✅ Flexible Strukturen → Rollen und Normen entwickeln sich organisch über Zeit. ✅ Beispiele: Freundeskreise, soziale Bewegungen, Graswurzelinitiativen. 📌 Empirische Evidenz: * Levine & Moreland (1998): Bottom-Up-Gruppen weisen oft eine stärkere emotionale Bindung und höhere Kohäsion auf als Top-Down-Gruppen. * Moreland (1987): Top-Down-Gruppen zeigen eine effizientere Rollenverteilung, während Bottom-Up-Gruppen mehr Dynamik und Anpassungsfähigkeit besitzen.
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Graswurzelinitiativen
📌 Definition: * Graswurzelinitiativen sind dezentral organisierte, bottom-up entstandene Bewegungen, die sich aus der Zivilgesellschaft herausbilden, um soziale, politische oder ökologische Veränderungen herbeizuführen. * Sie zeichnen sich durch Basisdemokratie, Selbstorganisation und kollektive Mobilisierung aus. 📌 Merkmale: ✅ Bottom-Up-Struktur → Entstehen aus lokalen oder individuellen Initiativen, nicht durch zentrale Steuerung. ✅ Hohe Partizipation & Selbstbestimmung → Mitglieder organisieren sich aktiv und basisdemokratisch. ✅ Flexibilität & Anpassungsfähigkeit → Keine starren Hierarchien, schnelles Reagieren auf aktuelle Herausforderungen. ✅ Langfristige oder temporäre Mobilisierung → Können je nach Zielsetzung dauerhafte Bewegungen oder kurzfristige Proteste sein. 📌 Beispiele: ✅ Umweltbewegungen: Fridays for Future, Extinction Rebellion. ✅ Soziale Bewegungen: Bürgerrechtsbewegungen, LGBTQ+-Aktivismus. ✅ Politische Bewegungen: Lokale Anti-Korruptionsgruppen, basisdemokratische Initiativen. 📌 Empirische Evidenz: * Tilly (2004): Graswurzelbewegungen sind besonders erfolgreich, wenn sie breite Netzwerke und kollektive Identifikation aufbauen. * Della Porta & Diani (2006): Basisbewegungen zeichnen sich durch Innovationskraft und Widerstand gegen etablierte Machtstrukturen aus.
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Fünf Stadien der Gruppenentwicklung (Tuckman, 1965; Tuckman & Jensen, 1977)
📌 Definition: * Die Theorie der Gruppenentwicklung beschreibt fünf aufeinanderfolgende Phasen, die Gruppen durchlaufen, um effektive Zusammenarbeit und Kohäsion zu erreichen. * Das Modell wurde ursprünglich von Tuckman (1965) mit vier Phasen formuliert und später von Tuckman & Jensen (1977) um eine fünfte Phase ergänzt. 📌 Fünf Stadien der Gruppenentwicklung: ✅ 1. Forming (Orientierungsphase) * Gruppenmitglieder lernen sich kennen, Unsicherheiten bestehen. * Rollen, Normen und Erwartungen sind noch nicht klar definiert. * Verhalten ist oft vorsichtig, höflich und explorativ. ✅ 2. Storming (Konfliktphase) * Erste Meinungsverschiedenheiten & Konkurrenz um Status oder Einfluss. * Auseinandersetzungen über Rollen, Normen und Zielsetzung. * Entweder entstehen Subgruppen/Konflikte oder die Gruppe entwickelt produktive Strategien zur Konfliktlösung. ✅ 3. Norming (Normierungsphase) * Gruppenstruktur stabilisiert sich, gemeinsame Normen und Regeln entstehen. * Mitglieder entwickeln ein Wir-Gefühl und akzeptieren ihre Rollen. * Vertrauen und Zusammenarbeit nehmen zu. ✅ 4. Performing (Leistungsphase) * Die Gruppe arbeitet effizient zusammen, produktive Interaktion & Zielerreichung stehen im Fokus. * Konflikte werden konstruktiv gelöst, hohe Kohäsion & Leistungsfähigkeit. * Mitglieder identifizieren sich mit der Gruppe und ihren Zielen. ✅ 5. Adjourning (Auflösungsphase, ergänzt 1977) * Gruppe wird aufgelöst, entweder durch Erreichen des Ziels oder durch äußere Umstände. * Reflexion über Gruppenerfahrungen, emotionale Abschiedsprozesse. * Transfer von Wissen oder Erfahrungen auf neue Kontexte. 📌 Empirische Evidenz: * Gersick (1988): Gruppenentwicklung verläuft nicht immer linear; Übergänge zwischen Phasen können variabel sein. * Wheelan (2005): Effektive Gruppen durchlaufen schneller die ersten Phasen und verweilen länger in der Leistungsphase. 💡 Fazit: Das Fünf-Phasen-Modell von Tuckman beschreibt die typische Entwicklung von Gruppen als einen Prozess von Orientierung, Konflikt, Normenbildung, Leistungsfähigkeit und Auflösung. Jede Phase stellt spezifische Herausforderungen dar, die die Dynamik und Effizienz der Gruppe beeinflussen.
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Gruppenkohäsion
📌 Definition: * Gruppenkohäsion beschreibt den Grad des Zusammenhalts innerhalb einer Gruppe und die Stärke der emotionalen Bindung zwischen den Mitgliedern. * Höhere Kohäsion führt zu stärkerer Identifikation mit der Gruppe, höherer Motivation und stabileren sozialen Beziehungen. 📌 Determinanten der Gruppenkohäsion: ✅ Attraktivität der Gruppe → Hohe soziale Anziehungskraft und positive Wahrnehmung der Gruppenmitglieder untereinander. ✅ Gemeinsame Ziele & Werte → Einigkeit über Zielsetzungen und geteilte Überzeugungen erhöhen den Zusammenhalt. ✅ Interaktionshäufigkeit → Regelmäßige soziale Interaktion verstärkt den Gruppenzusammenhalt. ✅ Erfolgswahrscheinlichkeit → Gruppen mit hoher Erfolgszuversicht zeigen stärkere Kohäsion. ✅ Externe Bedrohung → Gemeinsame Herausforderungen oder Feindbilder fördern den Zusammenhalt. 📌 Effekte der Gruppenkohäsion: ✅ Positive Effekte: * Höhere Leistungsbereitschaft und Kooperation. * Bessere Gruppenkommunikation und Konfliktbewältigung. * Stärkere Gruppenidentifikation und geringere Fluktuation. ✅ Negative Effekte: * Groupthink (Janis, 1972): Zu starke Kohäsion kann zu kritikunfähigem Gruppendenken führen. * Konformitätsdruck und Ausschluss von Andersdenkenden. 📌 Empirische Evidenz: * Festinger, Schachter & Back (1950): Gruppenkohäsion erhöht Gruppenleistung, aber nur, wenn auch die Gruppenziele positiv bewertet werden. * Carron et al. (2002): Kohäsive Sportteams zeigen bessere Leistungen als weniger kohäsive Teams. * Evans & Dion (1991): Meta-Analyse zeigt, dass Kohäsion die Gruppenleistung insbesondere in kooperativen Aufgaben verbessert.
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Überindividuelle Perspektive
📌 Definition: * Die überindividuelle Perspektive betrachtet soziale Phänomene auf kollektiver Ebene, indem sie Gruppen, soziale Strukturen und gesellschaftliche Prozesse als eigenständige Einflussgrößen analysiert. * Individuelles Verhalten wird als Produkt sozialer Normen, kultureller Werte und struktureller Bedingungen verstanden. 📌 Merkmale: ✅ Fokus auf Gruppen, soziale Systeme & Strukturen. ✅ Individuelles Verhalten wird durch übergeordnete soziale Mechanismen erklärt. ✅ Analyse auf Makroebene (z. B. soziale Rollen, gesellschaftliche Dynamiken). 📌 Beispiel: * Die soziale Identitätstheorie (Tajfel & Turner, 1979) erklärt Verhalten nicht durch individuelle Merkmale, sondern durch Gruppenzugehörigkeit. * Soziale Ungleichheit wird aus einer überindividuellen Perspektive als Produkt struktureller Bedingungen betrachtet. 💡 Fazit: Die überindividuelle Perspektive untersucht soziale Prozesse auf kollektiver Ebene und betont die Rolle von Gruppendynamiken, sozialen Normen und kulturellen Strukturen für menschliches Verhalten.
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Individualistische Perspektive
📌 Definition: * Die individualistische Perspektive fokussiert auf das Individuum als zentrale Handlungseinheit und erklärt Verhalten durch persönliche Merkmale, Motive und individuelle Entscheidungsprozesse. * Im Gegensatz zur überindividuellen Perspektive wird sozialer Einfluss als ein Faktor unter vielen betrachtet, nicht als primäre Determinante. 📌 Merkmale: ✅ Fokus auf Persönlichkeit, Motivation & individuelle Kognitionen. ✅ Verhalten wird primär durch intrapsychische Prozesse erklärt. ✅ Analyse auf Mikroebene (z. B. Selbstkonzept, individuelle Entscheidungsprozesse). 📌 Beispiel: * Attributionstheorien (z. B. Heider, 1958) analysieren Verhalten aus Sicht individueller Kausalattributionen. * Leistung wird aus individualistischer Perspektive oft als Ergebnis persönlicher Anstrengung gesehen, während eine überindividuelle Perspektive soziale Rahmenbedingungen einbezieht. 💡 Fazit: Die individualistische Perspektive erklärt Verhalten aus der Sicht des Individuums und betont persönliche Merkmale, Entscheidungen und Kognitionen, während kollektive Einflüsse eher als Kontextfaktoren betrachtet werden.
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Gruppengeist (Group Mind)
📌 Definition: * Der Gruppengeist (Group Mind) bezeichnet die Annahme, dass eine Gruppe als eigenständige Entität agiert, die eine kollektive Kognition, Emotionen und Entscheidungsprozesse entwickeln kann. * Individuen innerhalb der Gruppe nehmen gruppenspezifische Denkweisen an, die sich von ihrem individuellen Denken unterscheiden können. 📌 Merkmale: ✅ Kollektive Wahrnehmung & Entscheidungsfindung → Gruppen können Meinungen und Normen entwickeln, die über individuelle Überzeugungen hinausgehen. ✅ Soziale Identität & Kohäsion → Gruppenmitglieder passen ihre Gedanken und Verhaltensweisen an die Gruppe an. ✅ Emergente Prozesse → Der Gruppengeist entsteht durch soziale Dynamiken und kann sich von den Intentionen einzelner Mitglieder unterscheiden. 📌 Empirische Befunde: * Le Bon (1895): In Massen verlieren Individuen ihre Selbstkontrolle zugunsten eines kollektiven Bewusstseins. * Tajfel & Turner (1979): Gruppenidentifikation beeinflusst individuelles Denken und Verhalten durch soziale Kategorisierung. * Turner (1991): Das Self-Categorization Model zeigt, dass Gruppenmitgliedschaft zur Depersonalisation und Anpassung an Gruppenmeinungen führt. 💡 Fazit: Der Gruppengeist beschreibt die kollektive Kognition und Dynamik sozialer Gruppen, bei der individuelle Entscheidungsprozesse zugunsten eines gemeinsamen Gruppenbewusstseins überformt werden können.
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Tatsächliche vs. Potenzielle Gruppenleistung
📌 Definition: * In der Gruppenleistungsforschung wird zwischen der potenziellen Gruppenleistung (theoretisch maximal erreichbare Leistung) und der tatsächlichen Gruppenleistung (real erbrachte Leistung) unterschieden. * Der Unterschied zwischen beiden ergibt sich aus prozessbezogenen Verlusten oder Gewinnen. 📌 **Potenzielle** Gruppenleistung: ✅ Die maximale Leistung, die eine Gruppe unter optimalen Bedingungen (vollständige Nutzung der Ressourcen, keine Koordinations- oder Motivationsverluste) erbringen könnte. ✅ Abhängig von der Art der Aufgabe (additiv, disjunktiv, konjunktiv etc.) und den individuellen Fähigkeiten der Mitglieder. 📌 Formel Gruppenpotenzial = (individuelle Leistung) IL1 + IL2 + IL3, ... 📌 **Tatsächliche** Gruppenleistung: ✅ Die real erbrachte Leistung, die durch Koordination, Motivation, Kommunikation und Gruppendynamik beeinflusst wird. ✅ Meist niedriger als die potenzielle Leistung aufgrund von Prozessverlusten (z. B. Koordinationsverluste, Soziales Faulenzen). 📌 Formel (Steiner, 1972): Tatsächliche Gruppenleistung = Potenzielle Gruppenleistung – Prozessverluste + Prozessgewinne
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Soziale Interdependenz
📌 Definition: * Soziale Interdependenz bezeichnet ein strukturelles Verhältnis zwischen Individuen, bei dem das Erreichen der eigenen Ziele von den Handlungen anderer Personen abhängt. * Die Theorie sozialer Interdependenz geht davon aus, dass die Art der Zielbeziehungen (positiv oder negativ) die soziale Dynamik innerhalb von Gruppen maßgeblich beeinflusst. 📌 Formen sozialer Interdependenz (Deutsch, 1949): ✅ Positive Interdependenz → Zielerreichung eines Gruppenmitglieds fördert die Zielerreichung anderer („Kooperation“). ✅ Negative Interdependenz → Zielerreichung eines Gruppenmitglieds behindert die der anderen („Konkurrenz“). ✅ Keine Interdependenz → Zielerreichung ist unabhängig von anderen („Individualismus“). 📌 Merkmale: ✅ Wechselseitige Ergebnisabhängigkeit. ✅ Strukturiert das soziale Feld und die Interaktionsmuster. ✅ Grundlage für Kooperation, Wettbewerb oder Konflikt. 📌 Empirische Befunde: * Deutsch (1949): Kooperative Interdependenz führt zu höherem Vertrauen, offener Kommunikation und gegenseitiger Unterstützung. * Johnson & Johnson (1989): Gruppen mit positiver Interdependenz zeigen höhere Leistung, stärkere Kohäsion und größere individuelle Verantwortungsübernahme.
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Dimensionen von Gruppenaufgaben (Steiner, 1972)
📌 1️⃣ Teilbarkeit der Aufgabe Beschreibt, ob eine Aufgabe in Teilaufgaben zerlegt und aufgeteilt werden kann. * **Teilbar** → Aufgabe lässt sich in Einzelbeiträge zerlegen (z. B. Brainstorming). * **Unteilbar** → Aufgabe muss gemeinsam gelöst werden (z. B. Tragen eines schweren Objekts). 📌 2️⃣ Art der Zielverknüpfung Bestimmt, wie individuelle Leistungen zur Gruppenleistung zusammengeführt werden. * **Additiv** → Summe aller Beiträge zählt (z. B. Schneeschaufeln). * **Disjunktiv** → Ein bestes Einzelergebnis entscheidet (z. B. Problemlösen). * **Konjunktiv** → Schwächstes Glied bestimmt das Gruppenergebnis (z. B. Staffellauf). 📌 3️⃣ Optimierungsziel Beschreibt, ob das Ziel ist, möglichst viel zu erreichen oder eine möglichst gute Lösung zu finden. * **Maximierend** → Quantität steht im Vordergrund (z. B. Anzahl der Ideen). * **Optimierend** → Qualität steht im Vordergrund (z. B. die beste Entscheidung). 📌 4️⃣ Kriteriumsorientierung Gibt an, ob das Ergebnis messbar oder subjektiv zu bewerten ist. * Quantitativ → Messbar (z. B. Zeit, Anzahl, Punkte). * Qualitativ → Nach inhaltlichen, oft subjektiven Kriterien beurteilbar (z. B. Kreativität). 📌 5️⃣ Lösungsvielfalt Bezieht sich auf die Anzahl möglicher Lösungen. * Offen → Viele mögliche Lösungen (z. B. Designentwicklung). * Geschlossen → Eine richtige Lösung (z. B. Mathematikaufgabe).
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Additive Aufgaben
📌 Definition: * Bei additiven Aufgaben ist die Gruppenleistung die **Summe der Einzelleistungen aller Gruppenmitglieder.** * Jede Person trägt durch ihren individuellen Beitrag zum Gesamtergebnis bei – unabhängig von der Qualität der Einzelbeiträge. * **Maximierungsaufgaben** 📌 Merkmale: ✅ Teilbar: Die Aufgabe lässt sich problemlos aufteilen. ✅ Gleichwertige Beiträge: Alle Mitglieder leisten in der Regel einen ähnlichen Beitrag. ✅ Größter Vorteil bei großen Gruppen, sofern keine Motivationsverluste auftreten. 📌 Beispiele: * Spendensammeln * Schneeschaufeln in der Nachbarschaft * Ideenanzahl beim ungefilterten Brainstorming * Zählen oder Addieren von Einzelwerten 📌 Typische Prozessverluste: * Soziales Faulenzen (Social Loafing) → Einzelne reduzieren ihren Einsatz, weil der individuelle Beitrag weniger sichtbar ist. * Koordinationsaufwand → Organisation und Verteilung der Teilaufgaben können zusätzlichen Aufwand bedeuten. 📌 Empirische Befunde: * Latané et al. (1979): In lauten Gruppenrufsituationen ließ sich Social Loafing bei additiven Aufgaben nachweisen. * Ingham et al. (1974): Beim Seilziehen nahm die individuelle Anstrengung pro Person mit zunehmender Gruppengröße ab.
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Disjunktive Aufgaben
📌 Definition: * Bei disjunktiven Aufgaben entscheidet die beste individuelle Leistung über die Gruppenleistung. * Die Gruppe profitiert, wenn mindestens eine Person die richtige oder beste Lösung findet – vorausgesetzt, diese Lösung wird erkannt und übernommen. 📌 Merkmale: ✅ Leistungsfähigste Person ist entscheidend → Erfolgreiche Gruppenleistung hängt davon ab, ob die richtige Lösung eingebracht und akzeptiert wird. ✅ Oft mit Entscheidungs- oder Problemlöseaufgaben verbunden. ✅ Effektivität hängt von Kommunikation & Einflussverteilung ab (z. B. ob kompetente Personen sich durchsetzen können). 📌 Beispiele: * Richtiges Lösen eines Rätsels oder einer Denksportaufgabe * Eine Jury muss einen Schuldigen identifizieren * Strategiebestimmung in einer Krisensituation 📌 Typische Prozessverluste: * Hidden Profile-Effekt → Die beste Lösung bleibt unberücksichtigt, weil sie nicht geteilt oder von der Gruppe ignoriert wird. * Statusbias → Beiträge kompetenter Personen werden übersehen, wenn sie wenig sozialen Status haben. * Gruppendenken (Groupthink) → Konformitätsdruck verhindert die Durchsetzung abweichender, aber überlegener Ideen. 📌 Empirische Befunde: * Stasser & Titus (1985): Gruppen scheitern oft an disjunktiven Aufgaben, wenn entscheidungsrelevante Informationen ungleich verteilt sind. * Nemeth & Wachtler (1974): Minderheitenmeinungen werden nur dann berücksichtigt, wenn die Person eine zentrale Position in der Gruppe einnimmt.
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Heureka-Effekt
📌 Definition: * Der Heureka-Effekt (auch Aha-Erlebnis) beschreibt den plötzlichen Moment des Verstehens oder der Einsicht, in dem eine Person eine zuvor unlösbar erscheinende Aufgabe durch eine kognitive Umstrukturierung lösen kann. * Der Begriff leitet sich von dem griechischen Wort „εὕρηκα“ („Ich habe es gefunden“) ab, das Archimedes zugeschrieben wird. 📌 Merkmale: ✅ Spontane Einsicht nach vorheriger gedanklicher Sackgasse. ✅ Geht häufig einher mit einem subjektiv stark positiven Erleben (emotionale Erleichterung, Freude). ✅ Entsteht meist nicht durch lineares Denken, sondern durch plötzlichen Perspektivwechsel oder Reorganisation mentaler Schemata. 📌 Kognitive Grundlage: * Kognitive Umstrukturierung → Problemrepräsentation wird verändert. * Inkubationseffekte → Nach einer Denkpause kann die Lösung plötzlich bewusstwerden. 📌 Beispiel: * Lösung eines scheinbar unlösbaren Rätsels nach längerer Pause. * Plötzliches Verstehen eines komplexen Sachverhalts im Lernprozess. 📌 Empirische Befunde: * Metcalfe & Wiebe (1987): Heureka-Probleme zeigen einen sprunghaften Anstieg im Lösungsgefühl, nicht einen kontinuierlichen. * Kounios & Beeman (2009): Neurowissenschaftliche Studien zeigen erhöhte Aktivität im rechten anterioren Temporallappen vor dem Aha-Moment.
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Konjunktive Aufgaben
📌 Definition: * Bei konjunktiven Aufgaben wird die Gruppenleistung durch das schwächste Gruppenmitglied begrenzt. * Alle Mitglieder müssen ihre Beiträge leisten, da der Erfolg nur erreicht wird, wenn jedes Gruppenmitglied seine Aufgabe erfüllt. 📌 Merkmale: ✅ Abhängigkeit vom Leistungsminimum → Die Gesamtleistung ist so stark wie das schwächste Glied. ✅ Hohe Koordination und gegenseitige Unterstützung erforderlich. ✅ Fehler oder Verzögerungen eines Einzelnen gefährden das Gruppenergebnis. 📌 Beispiele: * Bergsteigen in der Seilschaft (alle müssen mithalten) * Staffellauf (Wechselpunkte sind erfolgskritisch) * Gruppenpräsentation, bei der jede*r einen Teil beitragen muss 📌 Typische Prozessverluste: * Trittbrettfahren (Free Riding) → Einzelne verlassen sich auf stärkere Mitglieder, obwohl deren Leistung nicht kompensierbar ist. * Geringe Motivation bei Hochleistenden, da ihr Beitrag allein den Gruppenerfolg nicht steigern kann. * Koordinationsprobleme, wenn die Aufgaben komplex und voneinander abhängig sind. 📌 Empirische Befunde: * Steiner (1972): Konjunktive Aufgaben sind besonders anfällig für Motivations- und Koordinationsverluste. * Hertel et al. (2000): Trainings- und Feedbackmaßnahmen können die Leistung bei konjunktiven Aufgaben verbessern, wenn sie gezielt auf schwächere Mitglieder ausgerichtet sind.
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Diskretionäre Aufgaben
📌 Definition: * Diskretionäre Aufgaben (auch: „diskretionäre Kombination“) sind Gruppenaufgaben, bei denen die Gruppe selbst entscheidet, wie die Einzelleistungen zur Gesamtleistung kombiniert werden. * Sie unterscheiden sich von additiven, disjunktiven und konjunktiven Aufgaben durch ihren hohen Grad an Gestaltungsfreiheit. 📌 Merkmale: ✅ Kombinationsregel ist frei wählbar → Die Gruppe bestimmt selbst, welche Beiträge wie gewichtet, integriert oder verworfen werden. ✅ Hoher Interpretationsspielraum → Besonders relevant bei kreativen, offenen oder deliberativen Aufgaben. ✅ Kommunikation & Aushandlung sind zentral → Erfolg hängt stark von der Qualität gruppeninterner Abstimmungsprozesse ab. 📌 Beispiele: * Kreativteams entwickeln ein neues Design: Einzelne Ideen werden diskutiert, verändert, kombiniert oder verworfen. * Redaktionelle Gruppenarbeit: Welche Inhalte in einen Artikel aufgenommen werden, entscheidet das Team kollektiv. * Jurys oder Gremien: Bewertungsmaßstäbe und Gewichtung werden gemeinsam festgelegt (z. B. Preisvergabe, Förderentscheidungen). 📌 Potenzielle Prozessgewinne: * Nutzung vielfältiger Perspektiven * Synergieeffekte durch Integration unterschiedlicher Kompetenzen 📌 Potenzielle Prozessverluste: * Unklare Entscheidungsprozesse oder Machtasymmetrien * Konflikte bei der Bewertung oder Gewichtung von Beiträgen 📌 Empirische Befunde: * Steiner (1972): Diskretionäre Aufgaben ermöglichen hohe Flexibilität, sind aber stark abhängig von der Gruppenstruktur, Kommunikation und Moderation. * Nemeth (1986): Heterogene Gruppen erzielen bessere Ergebnisse bei diskretionären Aufgaben, wenn Meinungsvielfalt gefördert und nicht unterdrückt wird.
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Potenzielle Gruppenleistung in Abhängigkeit vom Aufgabentyp
📌 Definition: * Die potenzielle Gruppenleistung ergibt sich aus den individuellen Leistungen der Gruppenmitglieder unter der Annahme idealer Bedingungen – also ohne Prozessverluste (z. B. Motivation, Koordination) oder -gewinne. * Wie die Einzelleistungen zur potenziellen Gruppenleistung aggregiert werden, hängt vom jeweiligen Aufgabentyp ab. 📌 Aufgabenspezifische Aggregationsregeln (nach Steiner, 1972): ✅ Additive Aufgaben → Potenzielle Gruppenleistung = Summe der individuellen Beiträge. Beispiel: Spendensumme aller Mitglieder. ✅ Disjunktive Aufgaben → Potenzielle Gruppenleistung = Leistung des besten Mitglieds. Beispiel: Eine Person hat die richtige Lösung – diese wird erkannt und übernommen. ✅ Konjunktive Aufgaben → Potenzielle Gruppenleistung = Leistung des schwächsten Mitglieds. Beispiel: Gemeinsamer Erfolg nur möglich, wenn alle korrekt arbeiten. ✅ Diskretionäre Aufgaben → Potenzielle Gruppenleistung = Ergebnis der frei gewählten Kombination (z. B. Mittelwert, Konsens, Mehrheit, bestes Argument). Beispiel: Gemeinsame Bewertung durch Diskussion und Entscheidung.
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Nenne 3 Motivationsverluste
1. Soziales Faulenzen 2. Entbehrlichkeitseffekt 3. Trotteleffekt
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Nenne 3 Motivationsgewinne
1. Sozialer Wettbewerb 2. Soziale Kompensation 3. Köhlereffekt
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Soziales Faulenzen (Social Loafing)
Gruppenmitglieder verringern ihre Anstrengungen, wenn die individuellen Beiträge zur Gruppenleistung nicht identifizierbar sind
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Entbehrlichkeitseffekt
Verringerung der aufgabenbezogenen Anstrengung bei Gruppenmitgliedern, weil ihr individueller Beitrag nur einen geringen Einfluss auf die Gruppenleistung zu haben scheint.
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Trotteleffekt
Gruppenmitglieder erwarten, dass andere Gruppenmitglieder ihre Anstrenungen verringern. Um Ausnutzung zu vermeiden, verringern sie ihre eigenen Anstrengungen.
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Sozialer Wettbewerb
Gruppenmitglieder wollen sich während Gruppenaufgaben, bei denen die individuellen Beiträge identifizierbar sind, gegenseitig ausstechen.
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Soziale Kompensation
Stärkere Gruppenmitglieder erhöhren ihre Anstrengungen, um damit eine nicht optimale Leistung schwächerer Mitglieder auszugleichen.
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Granularität
Granularität bezeichnet den Detaillierungsgrad, mit dem psychische oder soziale Phänomene unterschieden, beschrieben oder wahrgenommen werden können. Je höher die Granularität, desto feiner und differenzierter ist die Wahrnehmung, Beschreibung oder Analyse eines Erlebens oder eines Konstrukts.
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