Allgemeines (Tut. Garbe + Schneider) Flashcards
(81 cards)
Worum geht es in der Sozialpsychologie?
📌 Definition:
* Sozialpsychologie erforscht, wie das Verhalten, Denken und Fühlen von Individuen durch soziale Kontexte beeinflusst wird.
* Sie beschäftigt sich mit dem Einfluss von tatsächlicher, vorgestellter oder impliziter Anwesenheit anderer
📌 Beispiel:
* Menschen verhalten sich in Gruppen oft anders als alleine (z. B. Gruppendruck, soziale Rollen).
* Die Wahrnehmung einer Person wird durch erste Eindrücke und soziale Stereotype geprägt.
💡 Fazit:
Die Untersuchung sozialer Einflüsse auf das Erleben und Verhalten macht die Sozialpsychologie aus – sie zeigt, dass wir keine isolierten Individuen sind, sondern unser Denken und Handeln stark von anderen geprägt wird.
Selbst
📌 Definition:
* Das Selbst ist das grundlegende Bewusstsein über die eigene Person als eigenständiges Individuum.
* Es bedeutet, sich selbst als Handelnden zu erleben („Ich“) und gleichzeitig als Objekt der Selbstreflexion wahrzunehmen („Mich“, Mead, 1934).
* Enthält noch keine spezifischen Annahmen über Eigenschaften, Fähigkeiten oder Werte.
📌 Beispiel:
* Ein Baby erkennt sich im Spiegel und begreift: „Das bin ich.“
* Eine Person erlebt sich als Handelnden im Alltag: „Ich entscheide, was ich tue.“
💡 Fazit:
Das Bewusstsein der eigenen Existenz ist die Grundlage für alle weiteren selbstbezogenen Prozesse, enthält aber noch keine detaillierten Vorstellungen über die eigene Persönlichkeit oder Fähigkeiten.
Bewusstsein der eigenen Existenz
Selbstkonzept
📌 Definition:
* Das Selbstkonzept ist die kognitive Struktur, die das Wissen über sich selbst umfasst
- Beantwortet die Fragen:
✅ Wer bin ich? → Identität & soziale Rollen
✅ Was kann ich? → Fähigkeiten & Kompetenzen
✅ Was bin ich wert? → Selbstwertgefühl - Entwickelt sich durch soziale Interaktionen, Reflexion und Erfahrungen.
📌 Beispiel:
* „Ich bin eine selbstbewusste Person.“ (Eigenschaft)
* „Andere sehen mich als introvertiert.“ (Selbstbild durch Fremdwahrnehmung)
* „Ich bin gut in Mathe, aber schlecht im Sport.“ (Fähigkeiten)
💡 Fazit:
Das Wissen & die Überzeugungen über die eigene Person bilden das Selbstkonzept – es ist der „Inhalt“ des Selbst und bestimmt, wie wir uns selbst einschätzen.
Wissen & Überzeugungen über die eigene Person
Selbstwertgefühl
📌 Definition:
* Selbstwertgefühl beschreibt, wie positiv oder negativ eine Person sich selbst bewertet.
* Es ist die affektive Komponente des Selbstkonzepts – also das Gefühl, das mit der eigenen Selbstwahrnehmung verbunden ist.
* Aus der Summe aller Selbstbewertungen, die im Selbstkonzept liegen ergibt sich das Selbstwertgefühl
* Das Selbstwertgefühl verändert sich maßgeblich mit der Entwicklung und kann durch kritische/wichtige Lebensereignisse beeinflusst werden
📌 Unterscheidung:
✅ Hohes Selbstwertgefühl → „Ich bin wertvoll & kompetent.“
✅ Niedriges Selbstwertgefühl → „Ich bin nicht gut genug.“
✅ Stabiles Selbstwertgefühl → Wenig Schwankungen trotz externer Einflüsse.
✅ Fragiles Selbstwertgefühl → Hohe Schwankungen, abhängig von Bestätigung durch andere.
📌 Beispiel:
* Eine Person mit hohem Selbstwertgefühl traut sich neue Herausforderungen zu und kann mit Kritik gut umgehen.
* Eine Person mit niedrigem Selbstwertgefühl neigt dazu, Selbstzweifel zu haben und Erfolge abzuwerten.
💡 Fazit:
Das Selbstwertgefühl ist die emotionale Bewertung des Selbstkonzepts und bestimmt, wie zufrieden jemand mit sich selbst ist.
Subjektive Bewertung des eigenen Selbst
Was sind die Quellen des Selbstkonzeptes (und damit verbunden auch des Selbstwertgefühls)?
📌 Definition:
Das Selbstkonzept und das Selbstwertgefühl entstehen nicht nur durch individuelle Reflexion, sondern durch ein Zusammenspiel aus Selbstwahrnehmung, sozialem Feedback, sozialen Vergleichen und Gruppenzugehörigkeit.
📌 Die drei Hauptquellen der Selbstbewertung:
✅ Selbstwahrnehmung (Bem, 1972) → Menschen beobachten ihr eigenes Verhalten und schließen daraus auf ihre Eigenschaften („Ich helfe oft anderen, also bin ich wohl hilfsbereit.“).
✅ Soziale Rückmeldung (Cooley, 1902 – Looking-Glass Self) → Menschen nehmen sich so wahr, wie sie denken, dass andere sie sehen („Meine Lehrer loben mich für Mathe, also bin ich wohl gut in Mathe.“).
✅ Soziale Vergleichsprozesse (Festinger, 1954) → Menschen bewerten ihre Fähigkeiten und ihren Wert im Vergleich zu anderen („Ich bin besser in Sport als meine Freunde.“).
📌 Erweiterte soziale Determinanten:
✅ Soziale Identität (Tajfel & Turner, 1979) → Gruppenzugehörigkeit beeinflusst, wie Menschen sich selbst definieren („Ich bin nicht nur ich, sondern Teil einer Gemeinschaft, z. B. ‚Ich bin Deutscher, Student, Fußballfan‘.“).
✅ Kulturelle Normen & gesellschaftliche Erwartungen → Das Selbstkonzept unterscheidet sich je nach Kultur:
* Individualistische Kulturen (z. B. USA, Deutschland): Selbstdefinition durch persönliche Erfolge.
* Kollektivistische Kulturen (z. B. Japan, China): Selbstdefinition durch soziale Rollen und Beziehungen.
✅ Lebensereignisse & Rollenwechsel → Bedeutende Erfahrungen (z. B. Elternschaft, Jobwechsel, Migration) können das Selbstkonzept verändern.
📌 Beispiel:
* Ein Schüler entwickelt ein positives Selbstbild in Mathe, weil er gute Noten bekommt (eigene Erfahrung), von Lehrern gelobt wird (soziale Rückmeldung) und sich mit schwächeren Schülern vergleicht (sozialer Vergleich).
* Ein Erwachsener verändert sein Selbstkonzept nach einem Jobverlust, weil seine Rolle als „kompetenter Fachmann“ infrage gestellt wird.
Mehrdimensionale Entstehung des Selbstkonzepts & Selbstwertgefühls
self-serving-bias
📌 Definition:
* Self-Serving Bias beschreibt die Tendenz, Erfolge internal (eigene Fähigkeiten) und Misserfolge external (äußere Umstände) zu attribuieren, um das Selbstwertgefühl zu schützen.
* Dient dazu, das eigene Selbstbild positiv zu halten und Selbstzweifel zu vermeiden.
📌 Mechanismen:
✅ Erfolg → Interne Attribution („Ich habe die Prüfung bestanden, weil ich klug bin.“)
✅ Misserfolg → Externe Attribution („Ich habe die Prüfung nicht bestanden, weil der Lehrer unfair war.“)
✅ Verzerrte Selbstwahrnehmung → Menschen überschätzen ihre eigene Kompetenz und unterschätzen Fehler.
📌 Beispiel:
* Ein Fußballspieler schreibt seinen Sieg seiner guten Technik zu, aber eine Niederlage dem schlechten Schiedsrichter.
* Jemand glaubt, er sei wegen seiner Leistung befördert worden, während ein Kollege seine Beförderung „nur durch Beziehungen“ bekommen hat.
Selbstwertschützende Verzerrung
Selbstaufmerksamkeit
📌 Definition:
Personen richten ihre Aufmerksamkeit enntweder überwiegend nach außen, d.h. auf die Umwelt und externe Ereignisse, oder nach innen, d.h auf ihr Selbst.
Also gibt es zwei Formen:
✅ **Objektive Selbstaufmerksamkeit **→ Selbst einer Person rückt als Objekt in den Fokus
✅ **Subjektive Selbstaufmerksamkeit **→ Person richtet als Subjekt ihre Aufmerksamkeit auf die Umwelt
Selbstfokus kann zu einer gesteigerten Arbeitsmoral führen
Objektive Selbstaufmerksamkeit
Selbst einer Person rückt als Objekt in den Fokus
Subjektive Selbstaufmerksamkeit
Person richtet als Subjekt ihre Aufmerksamkeit auf die Umwelt
Selbstwirksamkeit
📌 Definition:
* Selbstwirksamkeit (Bandura, 1977) beschreibt die Überzeugung einer Person, durch eigenes Handeln bestimmte Ergebnisse erzielen zu können.
* Beeinflusst Motivation, Durchhaltevermögen und den Umgang mit Herausforderungen.
* Menschen mit hoher Selbstwirksamkeit glauben, dass sie Schwierigkeiten überwinden können, während Menschen mit niedriger Selbstwirksamkeit sich oft hilflos fühlen.
📌 Zentrale Einflussfaktoren:
✅ Eigene Erfahrungen → Erfolg steigert Selbstwirksamkeit, Misserfolg kann sie senken.
✅ Stellvertretende Erfahrungen (Modelllernen) → „Wenn andere es schaffen, kann ich es auch.“
✅ Soziale Ermutigung → Bestätigung durch andere stärkt den Glauben an die eigene Kompetenz.
✅ Physiologische & emotionale Zustände → Stress oder Angst können Selbstwirksamkeit verringern.
📌 Beispiel:
* Hohe Selbstwirksamkeit: „Ich kann diese Prüfung bestehen, wenn ich genug lerne.“
* Niedrige Selbstwirksamkeit: „Ich bin schlecht in Mathe, also brauche ich es gar nicht erst zu versuchen.“
Worauf kann die Selbstwirksamkeitserwartung Einfluss nehmen?
📌 Zentrale Einflussbereiche:
✅ Motivation & Zielsetzung → Menschen mit hoher Selbstwirksamkeit setzen sich eher ambitionierte Ziele und bleiben länger dran.
✅ Leistungsverhalten → Personen mit hoher Selbstwirksamkeit zeigen mehr Durchhaltevermögen und Anstrengungsbereitschaft.
✅ Emotionale Regulation → Hohe Selbstwirksamkeit hilft beim Umgang mit Stress und Angst, da Herausforderungen als bewältigbar wahrgenommen werden.
✅ Soziales Verhalten → Wer glaubt, Einfluss auf soziale Situationen zu haben, agiert selbstbewusster in sozialen Interaktionen.
✅ Gesundheitsverhalten → Menschen mit hoher Selbstwirksamkeit ernähren sich gesünder, treiben mehr Sport und gehen eher zum Arzt.
Beispielsweise:
Helfen Menschen bei Unfall?
Sind die Führungskräfte schuld am eigenen Leid?
Schaffe ich es aufzuhören zu rauchen?
Selbstregulation
📌 Definition:
* Selbstregulation beschreibt die Fähigkeit, Gedanken, Emotionen und Verhalten bewusst zu steuern, um Ziele zu erreichen oder sich an soziale Normen anzupassen.
* Sie ermöglicht Impulskontrolle, Anpassung an Herausforderungen und langfristige Planung.
📌 Komponenten der Selbstregulation:
✅ Emotionsregulation → Fähigkeit, Emotionen zu kontrollieren & zu modulieren (z. B. Wut unterdrücken, um rational zu bleiben).
✅ Aufmerksamkeitskontrolle → Fokus auf relevante Informationen lenken & Ablenkungen vermeiden.
✅ Verhaltenssteuerung → Impulskontrolle & langfristige Zielverfolgung trotz kurzfristiger Versuchungen (z. B. Lernen statt Netflix).
✅ Motivationsregulation → Eigene Anstrengung aufrechterhalten, auch wenn es schwerfällt.
📌 Beispiel:
* Hohe Selbstregulation: Eine Person bleibt ruhig, obwohl sie provoziert wird, und trifft eine überlegte Entscheidung.
* Niedrige Selbstregulation: Jemand gibt impulsiv Geld aus, ohne an langfristige Konsequenzen zu denken.
Wie ist der Ablauf der Selbstregulation?
📌 Definition:
* Die Selbstregulation verläuft in mehreren aufeinanderfolgenden Phasen, die das bewusste Steuern von Verhalten, Emotionen und Kognitionen ermöglichen.
* Diese Prozesse helfen, Ziele zu setzen, Motivation aufrechtzuerhalten und Verhalten an neue Umstände anzupassen.
📌 Ablauf der Selbstregulation (nach Carver & Scheier, 1982):
✅ 1. Zielsetzung → Eine Person definiert ein gewünschtes Verhalten oder Ergebnis.
* Beispiel: „Ich will für meine Prüfung regelmäßig lernen.“
✅ 2. Selbstüberwachung → Eigene Gedanken, Emotionen und Handlungen werden beobachtet.
* Beispiel: „Habe ich heute gelernt oder war ich abgelenkt?“
✅ 3. Selbstbewertung & Vergleich mit dem Zielzustand → Wird das angestrebte Ziel erreicht?
* Beispiel: „Ich habe nur 30 Minuten gelernt statt zwei Stunden – ich muss mich besser konzentrieren.“
✅ 4. Selbststeuerung & Verhaltensanpassung → Falls nötig, werden Strategien verändert oder verstärkt.
* Beispiel: „Ich stelle mein Handy auf Flugmodus, damit ich nicht mehr abgelenkt werde.“
📌 Beispiel:
* Ein Marathonläufer setzt sich das Ziel, in sechs Monaten 10 km unter 50 Minuten zu laufen.
* Er überprüft regelmäßig seine Laufzeiten und passt sein Training an, wenn er feststellt, dass er langsamer ist als geplant.
Ego-Depletion-Effekt (Selbsterschöpfungseffekt)
📌 Definition:
* Selbsterschöpfung tritt auf, wenn die Willenskraft durch anhaltende Selbstkontrolle und kognitive Anstrengung geschwächt wird.
* Basierend auf der Ego-Depletion-Theorie (Baumeister et al., 1998), die besagt, dass Selbstkontrolle eine begrenzte Ressource ist und durch übermäßige Nutzung abnimmt.
📌 Mechanismen:
✅ Erschöpfung durch dauerhafte Selbstkontrolle → Nach langem Widerstehen von Versuchungen fällt es schwerer, sich weiter zu regulieren.
✅ Reduzierte kognitive Kapazität → Konzentrationsfähigkeit nimmt ab, Entscheidungen werden impulsiver.
✅ Wiederherstellung durch Erholung & Belohnung → Pausen, Schlaf und positive Emotionen helfen, Selbstkontrollressourcen aufzuladen.
📌 Beispiel:
* Ein Student lernt stundenlang und widersteht Ablenkungen → Am Abend fällt es ihm schwer, Junk Food zu vermeiden, weil seine Selbstkontrollkapazität erschöpft ist.
* Nach einem anstrengenden Tag im Büro hat jemand weniger Energie, sich beim Sport zu motivieren.
Schattenseiten der Selbstregulation
📌 Definition:
* Selbstregulation ist essenziell für langfristige Zielerreichung, kann aber auch negative Effekte haben, wenn sie exzessiv oder unausgewogen eingesetzt wird.
* Besonders bei chronischer Selbstkontrolle oder starken Selbstidealen kann Selbstregulation zu psychischer & physischer Belastung führen.
📌 Schattenseiten der Selbstregulation:
✅ Ego-Depletion (Baumeister et al., 1998) → Selbsterschöpfung durch dauerhafte Selbstkontrolle.
✅ Rigidität & Perfektionismus → Zu starke Selbstregulation kann zu unflexiblem Denken & übermäßigem Leistungsdruck führen.
✅ Emotionale Unterdrückung → Wer ständig Emotionen reguliert, kann langfristig höhere Stressbelastung erleben (z. B. suppressed anger effect).
✅ Geringere Spontaneität & Kreativität → Ständige Selbstüberwachung kann kreatives Denken und authentisches Verhalten hemmen.
✅ Paradoxe Effekte (Wegner, 1994 – Ironic Process Theory) → Zu starkes Unterdrücken von Gedanken oder Emotionen kann dazu führen, dass sie sich noch aufdringlicher zeigen („Denk nicht an einen weißen Bären!“).
📌 Beispiel:
* Eine Person unterdrückt über Jahre ihre wahren Emotionen in sozialen Situationen → Erhöhte Wahrscheinlichkeit für Burnout oder psychosomatische Beschwerden.
* Ein Perfektionist setzt sich selbst unter ständigen Druck → Statt bessere Leistung entsteht eine Blockade.
Konsistenztheorien
📌 Definition:
Gruppe von Theorien, denen zufolge Menschen Kongruenz, bzw. Konsistenz zwischen ihren diversen Kognitionen bevorzugen, insbesondere zwischen Überzeugungen, Wertvorstellungen und Einstellungen. Demnach streben Personen nach keinen Widerspruch (in ihren Kognitionen, oder zwischen Kognitionen und Verhaltensweisen)
📌 Wichtige Konsistenztheorien:
✅ Theorie der kognitiven Dissonanz (Festinger, 1957) → Menschen streben nach Übereinstimmung zwischen ihren Überzeugungen und ihrem Verhalten.
✅ Selbstwahrnehmungstheorie (Bem, 1972) → Menschen leiten ihre Einstellungen aus der Beobachtung ihres eigenen Verhaltens ab.
✅ Balancetheorie (Heider, 1958) → Menschen streben nach harmonischen Beziehungen zwischen ihren Einstellungen und sozialen Bindungen.
✅ Selbstkonsistenztheorie (Swann, 1983) → Menschen möchten ein stabiles, konsistentes Selbstbild aufrechterhalten, auch wenn es negativ ist.
📌 Beispiel:
* Kognitive Dissonanz: Ein Raucher weiß, dass Rauchen ungesund ist → Um den Widerspruch aufzulösen, könnte er das Rauchen aufgeben oder die Risiken herunterspielen („Mein Opa hat auch geraucht und wurde 90“).
* Balancetheorie: Wenn eine Person einen Freund mag, aber dessen Meinung ablehnt, entsteht Spannung → Sie könnte entweder ihre Meinung ändern oder die Freundschaft distanzieren.
Theorien der psychischen Konsistenz
Kongruenz vs. Konsistenz
📌 Definition:
* Kongruenz und Konsistenz sind beide Begriffe für Übereinstimmung und Stimmigkeit, beziehen sich aber auf unterschiedliche psychologische Ebenen.
* Kongruenz beschreibt die Übereinstimmung zwischen Erleben, Verhalten und Selbstbild.
* Konsistenz beschreibt die Stabilität und Widerspruchsfreiheit von Kognitionen und Einstellungen über die Zeit hinweg.
Kongruenz
📌 Definition:
* Kongruenz beschreibt, wie sehr das eigene Verhalten mit dem Selbstbild und inneren Erleben übereinstimmt.
* Eine hohe Kongruenz bedeutet, dass eine Person authentisch handelt, eine niedrige Kongruenz kann zu psychischer Spannung führen.
📌 Beispiel:
* Kongruent: „Ich bin eine ehrliche Person“ → Ich sage die Wahrheit, auch wenn es unangenehm ist.
* Inkongruent: „Ich bin ein offener Mensch“ → Ich vermeide Gespräche und bin sozial zurückhaltend.
💡 Fazit:
Die Übereinstimmung zwischen Selbstbild und Verhalten ist essenziell für psychisches Wohlbefinden und Authentizität.
Übereinstimmung zwischen Selbstbild und Verhalten
Konsistenz
📌 Definition:
* Konsistenz beschreibt, wie stabil und widerspruchsfrei Gedanken, Einstellungen und Verhalten über die Zeit sind.
* Menschen streben nach Konsistenz, da Widersprüche kognitive Dissonanz erzeugen können.
📌 Beispiel:
* Konsistent: „Mir ist Umweltschutz wichtig“ → Ich fahre regelmäßig mit dem Fahrrad statt mit dem Auto.
* Inkonsistent: „Mir ist Umweltschutz wichtig“ → Ich fliege mehrmals im Jahr, weil es günstiger ist.
💡 Fazit:
Die Stabilität und Widerspruchsfreiheit des Selbst sorgt für innere Klarheit und reduziert kognitive Spannungen.
Stabilität und Widerspruchsfreiheit des Selbst
Theorie der kognitiven Dissonanz (Festinger, 1957)
📌 Definition:
* Die Theorie der kognitiven Dissonanz (Festinger, 1957) beschreibt den aversiven psychischen Spannungszustand, der entsteht, wenn Gedanken, Überzeugungen oder Verhalten nicht miteinander übereinstimmen.
* Menschen streben nach Konsistenz in ihren Kognitionen und Verhalten
* Menschen sind motiviert, diese Dissonanz zu reduzieren, weil sie als unangenehm empfunden wird.
📌 Mechanismen der Dissonanzreduktion:
✅ Verhaltensänderung → „Ich höre auf zu rauchen, weil ich weiß, dass es ungesund ist.“
✅ Einstellungsänderung → „Rauchen ist gar nicht so schlimm, mein Opa hat auch geraucht und wurde 90.“
✅ Rechtfertigung des Widerspruchs → „Ich rauche nur, wenn ich gestresst bin, also ist es nicht so schlimm.“
📌 Beispiel:
* Kognitive Dissonanz: Jemand hält sich für umweltbewusst, fährt aber regelmäßig große Strecken mit dem Auto.
* Mögliche Dissonanzreduktion:
* „Ich fahre nur, wenn es wirklich nötig ist.“ (Rechtfertigung)
* „So schlimm ist mein CO₂-Fußabdruck nicht.“ (Einstellungsänderung)
* „Ich fahre weniger Auto und nutze häufiger das Fahrrad.“ (Verhaltensänderung)
Spannung durch Widersprüche zwischen Kognition und Verhalten
Aversion
📌 Definition:
* Aversion bezeichnet eine starke Abneigung oder Ablehnung gegenüber bestimmten Reizen, Erfahrungen oder Gedanken.
* Sie kann emotional (z. B. Ekel, Angst), kognitiv (z. B. negative Erwartung) oder verhaltensbezogen (z. B. Vermeidung) sein.
📌 Beispiel:
* Jemand hat eine Aversion gegen laute Geräusche und fühlt sich sofort gestresst, wenn eine Baustelle in der Nähe ist.
* Eine Person vermeidet Konfrontationen, weil sie eine Aversion gegen Konflikte hat.
💡 Fazit:
Die Unlustreaktion auf unangenehme Reize beeinflusst, welche Situationen Menschen meiden oder negativ bewerten.
Unlustreaktion auf unangenehme Reize
Dissonanz
📌 Definition:
* Dissonanz beschreibt den unangenehmen psychischen Zustand, der entsteht, wenn Gedanken, Überzeugungen oder Verhalten nicht übereinstimmen.
* Dieser Spannungszustand führt oft dazu, dass Menschen ihr Denken oder Verhalten anpassen, um wieder innere Stimmigkeit herzustellen (kognitive Dissonanzreduktion).
📌 Beispiel:
* Eine Person hält sich für ehrlich, lügt aber aus Bequemlichkeit → Dissonanz entsteht, weil Selbstbild und Handlung nicht übereinstimmen.
* Jemand investiert viel Geld in eine schlechte Entscheidung und rechtfertigt es mit „Das war trotzdem eine wertvolle Erfahrung“ → Dissonanzreduktion.
💡 Fazit:
Die mentale Spannung durch innere Widersprüche motiviert Menschen, ihre Überzeugungen oder ihr Verhalten zu verändern, um psychische Stimmigkeit wiederherzustellen.
Mentale Spannung durch innere Widersprüche
Strategien zur Reduktion kognitiver Dissonanz
📌 Definition:
* Menschen reduzieren kognitive Dissonanz durch Anpassung ihrer Kognitionen oder ihres Verhaltens.
* Dies geschieht oft unbewusst, um innere Widersprüche aufzulösen.
📌 Drei kognitive Strategien (nach Vorlesung):
✅ Neue konsonante Kognitionen hinzufügen → „Ja, Fliegen ist umweltschädlich, aber ich kompensiere meine CO₂-Emissionen.“
✅ Bestehende dissonante Kognitionen abziehen → „So schlimm ist Fliegen eigentlich nicht.“
✅ Kognitionen durch andere ersetzen → „Langstreckenflüge sind schlimmer als meine Kurzflüge – mein Verhalten ist also vertretbar.“
📌 Zusätzliche Verhaltensstrategien:
✅ Verhaltensänderung → „Ich fliege weniger und nehme öfter den Zug.“
✅ Selektive Informationssuche → „Ich lese nur Artikel, die belegen, dass Fliegen nicht so umweltschädlich ist.“
💡 Merke:
Je größer die kognitive Dissonanz, desto stärker die Motivation diese zu reduzieren!