FLB-01 Flashcards
Vokabeln und wichtige Theorien (81 cards)
interpersonell (zwischenmenschlich)
📌 Definition:
„Interpersonell“ bezeichnet alle Prozesse, Beziehungen, Wahrnehmungen oder Handlungen, die zwischen zwei oder mehreren Personen stattfinden – also das gesamte Spektrum des zwischenmenschlichen Geschehens.
Es steht im Gegensatz zu intrapersonell, das sich auf Vorgänge innerhalb einer einzelnen Person bezieht.
Es ist ein zentrales Konzept der Sozialpsychologie, das hilft, das Miteinander, Konflikte, Kommunikation und Beziehungsprozesse zu verstehen und zu analysieren.
Selbstkonzept
- Die Gesamtheit aller Annahmen einer Person hinsichtlich der eigenen Eigenschaften und Fähigkeiten.
- Grundlage für die Selbststruktur; umfasst kognitive Einschätzungen wie „Ich bin intelligent“ oder „Ich bin sportlich“.
Selbstwertgefühl
- Bezieht sich auf die affektive und bewertende Komponente des Selbst.
- Ergebnis der subjektiven Bewertung der eigenen Eigenschaften („Es ist gut, dass ich intelligent bin“).
- Kann zustands- oder eigenschaftsbezogen sein.
Quellen des Selbstkonzeptes
-
Selbstwahrnehmung und Attributionsprozesse
→ Rückschlüsse auf sich selbst aus eigenem Verhalten (Bem, 1972). -
Soziale Rückmeldungen
→ Reaktionen anderer auf das eigene Verhalten. -
Sozialer Vergleich
→ Einschätzung eigener Fähigkeiten durch Vergleich mit anderen.
Strategien zum Selbstwertschutz und zur Selbstwerterhöhung
- Selbstwertdienliche Attributionen (self-serving bias)
- Selektive Informationssuche
- Self-handicapping
- Sandbagging
- Above-average-effect
- False-consensus-effect
- Downward comparison
Self-serving Bias
- Erfolge werden internen Faktoren (z. B. Fähigkeit), Misserfolge externen Faktoren (z. B. Pech) zugeschrieben.
- Dient dem Selbstwertschutz
Selektive Informationssuche
- Tendenz, Informationen zu bevorzugen, die das Selbstwertgefühl stützen.
- Selbstwertbedrohliche Inhalte werden vermieden.
Self-handicapping
- Strategisches Erzeugen von Handicaps (z. B. unausgeschlafen zur Prüfung), um Misserfolge external attribuieren zu können oder Erfolge aufzuwerten.
Sandbagging
- Eigene Leistungsfähigkeit wird in Leistungssituationen absichtlich heruntergespielt, um Erwartungshaltungen zu senken und spätere Leistung günstiger erscheinen zu lassen.
Above-average Effect
- Tendenz, eigene Fähigkeiten im Vergleich zu anderen als überdurchschnittlich einzuschätzen.
False Consensus Effect
- Überschätzung des Ausmaßes, in dem andere Menschen die eigenen Einstellungen und Verhaltensweisen teilen.
Downward Comparison
- Vergleich mit Personen, die schlechter abschneiden als man selbst, um das eigene Selbstwertgefühl zu stabilisieren oder zu erhöhen
Selbstwahrnehmungstheorie nach Bem
- Die Selbstwahrnehmungstheorie (Bem, 1972) besagt, dass Personen bei mangelndem Zugang zu internen Zuständen auf ihr eigenes Verhalten und die situativen Umstände zurückgreifen, um Rückschlüsse auf ihre Eigenschaften und Einstellungen zu ziehen – ähnlich wie ein externer Beobachter.
Attributionsasymmetrie
- Eigene Erfolge werden überwiegend auf internale Faktoren (z. B. Fähigkeit, Anstrengung), eigene Misserfolge hingegen auf externale Faktoren (z. B. Aufgabenschwierigkeit, Pech) attribuiert. Diese systematische Verzerrung dient dem Selbstwertschutz und wird auch als self-serving bias bezeichnet
Symbolischer Interaktionismus
- Der symbolische Interaktionismus (z. B. Mead, 1934) geht davon aus, dass das Selbst durch soziale Interaktionen entsteht. Menschen entwickeln ihr Selbstbild auf Grundlage der Annahmen darüber, wie bedeutsame andere sie sehen.
Looking-Glass-Self
- Der Begriff „Looking-Glass-Self“ (Cooley, 1902) bezeichnet die Vorstellung, dass das Selbstkonzept einer Person einem Spiegel gleicht, der die (vermuteten) Einschätzungen bedeutsamer anderer Personen reflektiert
Theorie der sozialen Vergleichsprozesse
- Die Theorie sozialer Vergleichsprozesse postuliert, dass Personen ihre Fähigkeiten und Eigenschaften durch den Vergleich mit anderen bewerten. Solche Vergleiche liefern Informationen zur Selbstbewertung und beeinflussen das Selbstwertgefühl nachhaltig
Theorie der sozialen Identität
- Die Theorie der sozialen Identität (nicht explizit ausgeführt, aber kontextuell erwähnt) betont, dass Selbstkonzept und Selbstwert auch aus der Zugehörigkeit zu sozialen Gruppen entstehen. Gruppenzugehörigkeiten werden dabei zur Quelle positiver sozialer Identifikation.
Theorie des Selbstwertschutzes und der Selbstwerterhöhung
- Diese Theorie postuliert, dass Menschen dazu motiviert sind, ihren Selbstwert zu schützen oder zu erhöhen.
- Selbstbezogene Informationen werden im Lichte eines positiven Selbstwertes verzerrt verarbeitet.
- Diese Verzerrungen wirken wie ein psychologisches „Immunsystem“, das das Selbst vor bedrohlichen Informationen schützt.
- Beispiele: self-serving bias, selektive Informationssuche, self-handicapping, downward comparison etc.
- Problematisch wird diese Verzerrung, wenn sie so weit geht, dass Personen ihre Fähigkeiten überschätzen und unangemessene Entscheidungen treffen.
Selbstwerterhöhungstheorie
- Zentrale Annahme: Personen bevorzugen positive Informationen über sich selbst – auch wenn diese nicht mit dem bisherigen Selbstbild übereinstimmen.
- Besonders relevant in Bereichen mit geringem elaboriertem Selbstwissen.
- Positive Rückmeldungen werden dort als hilfreicher erlebt als konsistente.
💡 Fazit: In unbekannten oder neuen Selbstbereichen streben Menschen vorrangig nach positiver Selbstbewertung – nicht zwingend nach Konsistenz
Selbstkonsistenztheorie
- Zentrale Annahme: Menschen sind motiviert, ein konsistentes Bild von sich selbst aufrechtzuerhalten – auch wenn dieses negativ ist.
- Besonders relevant in Bereichen mit umfangreichem Selbstwissen.
- Konsistente Rückmeldungen werden dort gegenüber positiven bevorzugt.
💡 Fazit: Die Stabilität und Konsistenz des Selbstbildes hat für viele Menschen Vorrang gegenüber der positiven Bewertung, wenn bereits viel Wissen über einen Selbstbereich besteht
Theorie der Selbstaufmerksamkeit (Duval & Wicklund, 1972)
- Personen können ihre Aufmerksamkeit nach außen (Umwelt) oder nach innen (auf das Selbst) richten.
- Wird die Aufmerksamkeit auf das Selbst gerichtet, spricht man von objektiver Selbstaufmerksamkeit.
- Wird die Aufmerksamkeit auf externe Reize gerichtet, handelt es sich um subjektive Selbstaufmerksamkeit.
📌 Disposition vs. Zustand:
* Trait self-consciousness: stabile, interindividuelle Disposition zur Selbstaufmerksamkeit.
* State self-awareness: situativ induzierter Zustand (z. B. durch Spiegel, Kameras, Tonbandaufnahmen).
💡 Fazit:
Selbstaufmerksamkeit beschreibt die Fokussierung auf das eigene Selbst, wobei insbesondere die objektive Selbstaufmerksamkeit bedeutsame psychologische Effekte auslöst.
Theorie der objektiven Selbstaufmerksamkeit (Fenigstein et al., 1975)
- Personen erleben das Selbst als Objekt ihrer eigenen Aufmerksamkeit.
- Diese Aufmerksamkeit kann dispositionell oder situativ entstehen.
📌 Vier zentrale Effekte:
1. Erhöhte Empfänglichkeit für eigene Einstellungen und Reaktionen.
2. Bewusstsein über Diskrepanzen zwischen Ideal- und Real-Selbst.
3. Erhöhte Motivation, Selbst-Standard-Diskrepanzen zu reduzieren.
4. Vermeidung von Selbstaufmerksamkeit bei geringer Erfolgserwartung zur Diskrepanzreduktion.
💡 Fazit:
Objektive Selbstaufmerksamkeit intensiviert das Selbstbewusstsein, erhöht aber auch die Sensibilität für Diskrepanzen und kann zur Vermeidung entsprechender Reize führen.
Impression Management / Eindruckssteuerung
- Versuch, den Eindruck, den andere von der eigenen Person haben, bewusst oder vorbewusst zu steuern.
- Umfasst verbal/nonverbal, direkt/indirekt, assertiv/defensiv ausgeführte Strategien.
💡 Fazit:
Eindruckssteuerung ist ein sozialpsychologischer Mechanismus zur Kontrolle der Außenwirkung und beeinflusst zwischenmenschliche Beziehungen sowie soziale Rollen.