Bindungsstil Flashcards

1
Q

Bindungstheorie

A
  • John Bowlby (1907-1990)
  • verknüpfte psychoanalytisches Konzept mit evolutionsbiologischen Ideen
    Annahme: Nähesuchen durch Säugling/Kleinkind ist evolutionär entstandenes Verhaltensmuster
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
2
Q

Bindungs Verhaltenssystem

A

A) Unmittelbares Ziel des Bindungs Verhaltenssystems:
- Ausreichend Nähe zur Bezugsperson herstellen bzw.
aufrechterhalten

B) Funktionen der Nähe zur Bezugsperson:

  • Schutz vor Gefahr
  • Unterstützung im Explorationsverhalten
  • Bewältigung von Anforderungen

C) Funktionale Äquivalenz:
- Relevante Verhaltensweisen unterscheiden sich in Abhängigkeit vom Alter des Kindes und von der Situation

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
2
Q

Bindungs Verhaltenssystem

A

A) Unmittelbares Ziel des Bindungs Verhaltenssystems:
- Ausreichend Nähe zur Bezugsperson herstellen bzw.
aufrechterhalten

B) Funktionen der Nähe zur Bezugsperson:

  • Schutz vor Gefahr
  • Unterstützung im Explorationsverhalten
  • Bewältigung von Anforderungen

C) Funktionale Äquivalenz:
- Relevante Verhaltensweisen unterscheiden sich in Abhängigkeit vom Alter des Kindes und von der Situation

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
3
Q

Inneres Arbeitsmodell

A
  • Kind entwickelt inneres Arbeitsmodell (internal working model) der Beziehung zur Bezugsperson
  • Bei sicherer Bindung: mentale Repräsentation, dass Bezugsperson bei Bedarf verfügbar und fürsorglich/responsiv ist
  • Dient in Abwesenheit der Bezugsperson als sichere Basis
  • Im Laufe der Entwicklung wird inneres Arbeitsmodell komplexer und anhand weiterer Erfahrungen revidiert
  • Wird zu zentralem Bestandteil der Persönlichkeit des Kindes bzw. späteren Erwachsenen
  • Dient als Modell für zukünftige enge Beziehungen
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
4
Q

Bindungspersonen von Erwachsenen

A
  • Der grösste Teil der Befragten berichtete über mindestens
    eine Bindungsperson
  • Wenn Befragte in Partnerschaft waren, war Partner/in in der
    Regel die primäre Bindungsperson
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
5
Q

Messung des Bindungsstils im Erwachsenenalter

A
  • Meist über Selbstbeurteilungsverfahren
  • Kategorialer Ansatz: z.B. Relationship Questionnaire (RQ)
  • Dimensionaler Ansatz: z.B. Experiences in Close Relationships Scale (ECR )
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
6
Q

Messung des Bindungsstils im Erwachsenenalter: Relationship Questionnaire (RQ) von Bartholemew und Horowitz (1991)

A
- Allgemeine Erfassung des Bindungsstils in Beziehungen (nicht
beschränkt auf Partnerschaft)
- Aufgabe: Befragte sollen die Kategorie auswählen, die am
besten zu ihnen passt
- Mögliche Bindungsstile:
    - Sicher
    - Abweichend
    - Ängstlich
    - Besitzergreifend
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
7
Q

Messung des Bindungsstils im Erwachsenenalter: Relationship Questionnaire (RQ) - Hinweis zu Bezeichnungen bei Bartholemew und Horowitz

A
  • Ängstlich” (fearful) und “Besitzergreifend ” (preoccupied) entsprechen hohen Werten bei “bindungsbezogener Angst” nach Brennan et al.
  • Ängstlich” (fearful) und “Abweisend” (dismissive) entsprechen hohen Werten bei “bindungsbezogener Vermeidung” nach Brennan et al.
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
8
Q

Messung des Bindungsstils im Erwachsenenalter: Experiences in Close Relationships Scale (ECR) von Brennan, Clark und Shaver (1998)

A
  • Dimensionale Erfassung des Bindungsstils in Partnerschaften
  • Aufgabe: Befragte sollen angeben, wie sehr die Aussagen auf
    sie zutreffen
  • Erfassung von zwei Faktoren (= Dimensionen):
    • Bindungsbezogene Angst
    • Bindungsbezogene Vermeidung
    –> die beiden Faktoren korrelieren in kleiner bis mittlerer Höhe
    positiv miteinander. Wenn eine Person auf beiden Dimensionen
    niedrige Werte hat, wird ihre Bindung als sicher interpretiert
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
9
Q

Messung des Bindungsstils im Erwachsenenalter: Experiences in Close Relationships Scale (ECR): Wann wird ein Bindundsstil als sicher interpretiert?

A

Wenn eine Person auf beiden Dimensionen (Bindungsbezogene Angst+ Bindungsbezogene Vermeidung) niedrige Werte hat, wird ihre Bindung als sicher interpretiert.

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
10
Q

Bindungsbezogene Angst

A

A) Thesen zur Entstehung bindungsbezogener Angst:
- Personen haben inkonsistente Fürsorge als Kind bekommen, z.B . aufgrund von Überforderung der Bezugsperson
- Bindungsstil hat Kind ermöglicht, mehr Betreuung und Fürsorge
einzufordern

B) Erwachsene mit bindungsbezogener Angst:

  • sehnen sich nach Nähe
  • haben jedoch Angst, dass Partner sie verlassen könnte
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
11
Q

Items zur Erfassung bindungsbezogener Angst (aus der ECR Short Form) - Beispiele

A
  • I worry that romantic partners won’t care about me as much as I care about them.
  • My desire to be very close sometimes scares people away.
  • I need a lot of reassurance that I am loved by my partner.
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
12
Q

Bindungsbezogene Vermeidung

A

A) Thesen zur Entstehung bindungsbezogener Vermeidung:

  • Personen haben wenig Fürsorge als Kind erhalten, Bezugsperson war kalt und abweisend
  • Bindungsstil hat Kind ermöglicht, ein nicht zu starkes Bedürfnis nach Nähe zu zeigen (optimalen Abstand von Bezugsperson einzuhalten, ohne dass es im Stich gelassen wird)

B) Erwachsene mit bindungsbezogener Vermeidung:

  • unterdrücken Bedürfnis nach Nähe
  • haben Misstrauen gegenüber Bezugspersonen und Angst davor, sich abhängig zu machen
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
13
Q

Items zur Erfassung bindungsbezogener Vermeidung (aus der ECR Short Form) - Beispiele

A
  • I want to get close to my partner, but I keep pulling back.
  • I am nervous when partners get too close to me.
  • I try to avoid getting too close to my partner.
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
14
Q

Stabilität der Bindungssicherheit von der frühen Kindheit bis zum jungen Erwachsenenalter: Modelle + Befunde

A

A) Revisionistisches Modell

  • Frühe Erfahrungen werden durch spätere Erfahrungen revidiert
  • Stabilität nähert sich asymptotisch an 0 an

B) Prototypmodell

  • Früh erworbenes internes Arbeitsmodell von Beziehungen ist Prototyp für spätere Beziehungen
  • Es gibt stabile Komponente; Asymptote liegt zwischen 0 und 1
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
15
Q

Mechanismen der Stabilität individueller Unterschiede im Bindungsstil

A
A) Mechanismus 1:
- Interpretation des Verhaltens anderer ist in Richtung des
bestehenden Schemas (des internen Arbeitsmodells) verzerrt

B) Mechanismus 2
- Einfluss der Person auf ihre Umwelt
(Reminder: Person Umwelt Transaktionen: Selbstselektion, Fremd-selektion, Evokation, Manipulation, Attrition)
Beispiel: Assortative Mating in Partnerschaften trägt zu Stabilität bei

16
Q

Kanalisierung

A
  • Langzeitstabilität im Erwachsenenalter (ca. .50) deutlich höher als im Kindesalter (ca. .30)
  • Neue Erfahrungen beeinflussen Bindungsstil immer weniger, je älter Person wird
  • Im Erwachsenenalter werden Veränderungen im Bindungsstil immer stärker temporär; Individuen neigen dazu, längerfristig zu vorhergehenden Bindungsstil zurückzukehren
  • Kritische Ereignisse (z.B. Scheidung der Eltern) beeinflussen jüngere Kinder stärker als ältere Kinder
17
Q

Differenzierung

A
  • Traditionell ist Bindungsstil in der Literatur als globales Konstrukt angesehen worden
  • Individuen entwickeln jedoch beziehungsspezifische Unterschiede im Bindungsstil
  • Bindungsstil variiert über verschiedene Beziehungen hinweg (z.B. Beziehung zu Mutter, Vater, Partner/in, enge Freunde)
  • Globale Bindungssicherheit korreliert in Höhe von etwa .30
    bis .50 mit Bindungssicherheit in spezifischen Beziehungen
18
Q

Beziehungsspezifische Stabilität des Bindungsstils (ängstlich und vermeidend)

A
  • Nach einiger Zeit ist man weniger ängstlich+vermeidend mit unserem Partner (niedrige Stabilität)
  • Nach einiger Zeit ist man weniger ängstlich mit Partner, Familie, aber vermeidendbleibt man ungefähr immer mit Familie
19
Q

Altersunterschiede in bindungsbezogener Angst und Vermeidung

A
  • Je älter, je niedrige Angst (die häufiger vorkommt/höheren Werte hat als Vermeidung)
  • Je älter, je mehr Vermeidung
20
Q

Altersunterschiede in bindungsbezogener Angst (bei Singles vs. Personen in einer Beziehung)

A
  • Single: mehr Angst, die immer niedriger wird

- in Beziehung: Angst (weniger wie wenn single), die immer niedriger wird

21
Q

Altersunterschiede in bindungsbezogener Vermeidung (bei Singles vs. Personen in Partnerschaft)

A
  • Bei single: höhere Vermeidung, die stabil bleibt

- In Beziehung: niedrigere Vermeidung als single, aber immer steigend bis 50. LJ, danach Abnahme

22
Q

Effekte der Bindungsicherheit auf die Qualität von Partnerschaften

A
23
Q

Wie kann ein Partner Bindungsunsicherheit beim anderen Partner puffern?

A
  • Grundprinzip: Verhalten ist unterstützend, wenn es auf die besonderen Sorgen/Bedürfnisse des Partners eingeht
    A) Partner mit hoher bindungsbezogener Angst
    - hat Angst vor Verlassenwerden und möchte sich geliebt und unterstützt fühlen
    B) Partner mit hoher bindungsbezogener Vermeidung
    - möchte Eigenständigkeit und Kontrolle aufrechterhalten
    - reagiert verärgert auf Forderung, sich zu verändern
    - nimmt Unterstützung eher an, wenn diese „auf gleicher Augenhöhe“ angeboten wird
24
Q

Folgen von unterstützendem Verhalten auf den Partner

A
  • Gefühl von Sicherheit (Verfügbarkeit und Responsivität des Partners) und Reduktion von Distress
  • Konstruktiveres Verhalten in aktueller Situation (z.B. in Partnerschaftskonflikt)
  • Positivere Selbstsicht
  • Erhöhung der Beziehungszufriedenheit
25
Q

Folgen von unterstützendem Verhalten für den unterstützenden Partner

A
  • Erhöhung der Beziehungszufriedenheit
26
Q

Bindung und Emotionsregulation im Erwachsenenalter (Mikulincer & Shaver, 2016) - Modul 1

A

Modul 1:

  1. Etwas passiert->
  2. Gefahr?
    2. 1 Nein –> Führe aktuelle Aktivität fort
    2. 2 Ja–>
  3. Aktivierung des Bindungssystem –>
  4. Suche Nähe zu externer/internalisierter Bezugsperson

–> überwacht das aktuelle Nicht Bindungsverhalten (Monitoring von
drohenden Gefahren

26
Q

Bindung und Emotionsregulation im Erwachsenenalter (Mikulincer & Shaver, 2016)

A

A) Modul 1:

Etwas passiert->Gfahr?

27
Q

Bindung und Emotionsregulation im Erwachsenenalter (Mikulincer & Shaver, 2016) - Modul 2

A
  1. Gefahr?
    1. 1 Nein –> Führe aktuelle Aktivität fort
    1. 2 Ja–>
  2. Aktivierung des Bindungssystem –>
  3. Suche Nähe zu externer/internalisierter Bezugsperson –> (bis hier Modul 1)

Modul 2:

  1. Bezugsperson erreichbar, aufmerksam, responsiv?
    4. 1 Ja –> Sicherheit –> Nicht bindungs-verhalten –> Gefahr? –> …
    4. 2 Nein –> Unsicherheit

–> prüft bei Bedrohung, ob reale oder symbolische Bezugsperson erreichbar und zugänglich ist (primäre Bindungsstrategien. Responsivität der Bezugsperson gibt sichere Basis, ermöglicht angemessenes Bewältigungsverhalten

28
Q

Bindung und Emotionsregulation im Erwachsenenalter (Mikulincer & Shaver, 2016) - Modul 3

A
  1. Gefahr?
    1. 1 Nein –> Führe aktuelle Aktivität fort
    1. 2 Ja–>
  2. Aktivierung des Bindungssystem –>
  3. Suche Nähe zu externer/internalisierter Bezugsperson –> (bis hier Modul 1)
  4. Bezugsperson erreichbar, aufmerksam, responsiv?
    4. 1 Ja –> Sicherheit –> Nicht bindungs-verhalten –> Gefahr? –> …
    4. 2 Nein –> Unsicherheit (bis hier Modul 2)

Modul 3:
5. Nähesuchen möglich?
5.1 Nein –> Deaktivierende Strategien –> fernhalten von
Gefahr+Bindunsverhalten –> Gefahr?
5.2 Ja –> Hyperaktivierende Strategien –>
6. Hinwendung zu Gefahr und bindungsrelevante Reizen –> Gefahr?

–> wenn Bezugsperson nicht erreichbar/zugänglich ist: Nähesuchen oder, falls Nähe nicht möglich, Deaktivierung (sekundäre Bindungsstrategien

29
Q

Welches Modell ist am besten gestützt bzgl. Bindungsstil?

a) Dimensionales Modell
b) Taxometrisches Modell
c) Revisionistsches Modell
d) Prototypmodell

A

d)

30
Q

Was bedeutet Kanalisierung in Bezug auf den Bindungsstil?

a) Veränderungen im Bindungsstil werden umso temporärer, je älter man wird.
b) Es gibt beziehungsspezifische Unterschiede im Bindungsstil.
c) Es gibt eine Tendenz dahingehend, dass man sich auf eine Bezugsperson konzentriert.

A

a)