Bindungsstil Flashcards
(32 cards)
Bindungstheorie
- John Bowlby (1907-1990)
- verknüpfte psychoanalytisches Konzept mit evolutionsbiologischen Ideen
Annahme: Nähesuchen durch Säugling/Kleinkind ist evolutionär entstandenes Verhaltensmuster
Bindungs Verhaltenssystem
A) Unmittelbares Ziel des Bindungs Verhaltenssystems:
- Ausreichend Nähe zur Bezugsperson herstellen bzw.
aufrechterhalten
B) Funktionen der Nähe zur Bezugsperson:
- Schutz vor Gefahr
- Unterstützung im Explorationsverhalten
- Bewältigung von Anforderungen
C) Funktionale Äquivalenz:
- Relevante Verhaltensweisen unterscheiden sich in Abhängigkeit vom Alter des Kindes und von der Situation
Bindungs Verhaltenssystem
A) Unmittelbares Ziel des Bindungs Verhaltenssystems:
- Ausreichend Nähe zur Bezugsperson herstellen bzw.
aufrechterhalten
B) Funktionen der Nähe zur Bezugsperson:
- Schutz vor Gefahr
- Unterstützung im Explorationsverhalten
- Bewältigung von Anforderungen
C) Funktionale Äquivalenz:
- Relevante Verhaltensweisen unterscheiden sich in Abhängigkeit vom Alter des Kindes und von der Situation
Inneres Arbeitsmodell
- Kind entwickelt inneres Arbeitsmodell (internal working model) der Beziehung zur Bezugsperson
- Bei sicherer Bindung: mentale Repräsentation, dass Bezugsperson bei Bedarf verfügbar und fürsorglich/responsiv ist
- Dient in Abwesenheit der Bezugsperson als sichere Basis
- Im Laufe der Entwicklung wird inneres Arbeitsmodell komplexer und anhand weiterer Erfahrungen revidiert
- Wird zu zentralem Bestandteil der Persönlichkeit des Kindes bzw. späteren Erwachsenen
- Dient als Modell für zukünftige enge Beziehungen
Bindungspersonen von Erwachsenen
- Der grösste Teil der Befragten berichtete über mindestens
eine Bindungsperson - Wenn Befragte in Partnerschaft waren, war Partner/in in der
Regel die primäre Bindungsperson
Messung des Bindungsstils im Erwachsenenalter
- Meist über Selbstbeurteilungsverfahren
- Kategorialer Ansatz: z.B. Relationship Questionnaire (RQ)
- Dimensionaler Ansatz: z.B. Experiences in Close Relationships Scale (ECR )
Messung des Bindungsstils im Erwachsenenalter: Relationship Questionnaire (RQ) von Bartholemew und Horowitz (1991)
- Allgemeine Erfassung des Bindungsstils in Beziehungen (nicht beschränkt auf Partnerschaft) - Aufgabe: Befragte sollen die Kategorie auswählen, die am besten zu ihnen passt - Mögliche Bindungsstile: - Sicher - Abweichend - Ängstlich - Besitzergreifend
Messung des Bindungsstils im Erwachsenenalter: Relationship Questionnaire (RQ) - Hinweis zu Bezeichnungen bei Bartholemew und Horowitz
- Ängstlich” (fearful) und “Besitzergreifend ” (preoccupied) entsprechen hohen Werten bei “bindungsbezogener Angst” nach Brennan et al.
- Ängstlich” (fearful) und “Abweisend” (dismissive) entsprechen hohen Werten bei “bindungsbezogener Vermeidung” nach Brennan et al.
Messung des Bindungsstils im Erwachsenenalter: Experiences in Close Relationships Scale (ECR) von Brennan, Clark und Shaver (1998)
- Dimensionale Erfassung des Bindungsstils in Partnerschaften
- Aufgabe: Befragte sollen angeben, wie sehr die Aussagen auf
sie zutreffen - Erfassung von zwei Faktoren (= Dimensionen):
- Bindungsbezogene Angst
- Bindungsbezogene Vermeidung
positiv miteinander. Wenn eine Person auf beiden Dimensionen
niedrige Werte hat, wird ihre Bindung als sicher interpretiert
Messung des Bindungsstils im Erwachsenenalter: Experiences in Close Relationships Scale (ECR): Wann wird ein Bindundsstil als sicher interpretiert?
Wenn eine Person auf beiden Dimensionen (Bindungsbezogene Angst+ Bindungsbezogene Vermeidung) niedrige Werte hat, wird ihre Bindung als sicher interpretiert.
Bindungsbezogene Angst
A) Thesen zur Entstehung bindungsbezogener Angst:
- Personen haben inkonsistente Fürsorge als Kind bekommen, z.B . aufgrund von Überforderung der Bezugsperson
- Bindungsstil hat Kind ermöglicht, mehr Betreuung und Fürsorge
einzufordern
B) Erwachsene mit bindungsbezogener Angst:
- sehnen sich nach Nähe
- haben jedoch Angst, dass Partner sie verlassen könnte
Items zur Erfassung bindungsbezogener Angst (aus der ECR Short Form) - Beispiele
- I worry that romantic partners won’t care about me as much as I care about them.
- My desire to be very close sometimes scares people away.
- I need a lot of reassurance that I am loved by my partner.
Bindungsbezogene Vermeidung
A) Thesen zur Entstehung bindungsbezogener Vermeidung:
- Personen haben wenig Fürsorge als Kind erhalten, Bezugsperson war kalt und abweisend
- Bindungsstil hat Kind ermöglicht, ein nicht zu starkes Bedürfnis nach Nähe zu zeigen (optimalen Abstand von Bezugsperson einzuhalten, ohne dass es im Stich gelassen wird)
B) Erwachsene mit bindungsbezogener Vermeidung:
- unterdrücken Bedürfnis nach Nähe
- haben Misstrauen gegenüber Bezugspersonen und Angst davor, sich abhängig zu machen
Items zur Erfassung bindungsbezogener Vermeidung (aus der ECR Short Form) - Beispiele
- I want to get close to my partner, but I keep pulling back.
- I am nervous when partners get too close to me.
- I try to avoid getting too close to my partner.
Stabilität der Bindungssicherheit von der frühen Kindheit bis zum jungen Erwachsenenalter: Modelle + Befunde
A) Revisionistisches Modell
- Frühe Erfahrungen werden durch spätere Erfahrungen revidiert
- Stabilität nähert sich asymptotisch an 0 an
B) Prototypmodell
- Früh erworbenes internes Arbeitsmodell von Beziehungen ist Prototyp für spätere Beziehungen
- Es gibt stabile Komponente; Asymptote liegt zwischen 0 und 1
Mechanismen der Stabilität individueller Unterschiede im Bindungsstil
A) Mechanismus 1: - Interpretation des Verhaltens anderer ist in Richtung des bestehenden Schemas (des internen Arbeitsmodells) verzerrt
B) Mechanismus 2
- Einfluss der Person auf ihre Umwelt
(Reminder: Person Umwelt Transaktionen: Selbstselektion, Fremd-selektion, Evokation, Manipulation, Attrition)
Beispiel: Assortative Mating in Partnerschaften trägt zu Stabilität bei
Kanalisierung
- Langzeitstabilität im Erwachsenenalter (ca. .50) deutlich höher als im Kindesalter (ca. .30)
- Neue Erfahrungen beeinflussen Bindungsstil immer weniger, je älter Person wird
- Im Erwachsenenalter werden Veränderungen im Bindungsstil immer stärker temporär; Individuen neigen dazu, längerfristig zu vorhergehenden Bindungsstil zurückzukehren
- Kritische Ereignisse (z.B. Scheidung der Eltern) beeinflussen jüngere Kinder stärker als ältere Kinder
Differenzierung
- Traditionell ist Bindungsstil in der Literatur als globales Konstrukt angesehen worden
- Individuen entwickeln jedoch beziehungsspezifische Unterschiede im Bindungsstil
- Bindungsstil variiert über verschiedene Beziehungen hinweg (z.B. Beziehung zu Mutter, Vater, Partner/in, enge Freunde)
- Globale Bindungssicherheit korreliert in Höhe von etwa .30
bis .50 mit Bindungssicherheit in spezifischen Beziehungen
Beziehungsspezifische Stabilität des Bindungsstils (ängstlich und vermeidend)
- Nach einiger Zeit ist man weniger ängstlich+vermeidend mit unserem Partner (niedrige Stabilität)
- Nach einiger Zeit ist man weniger ängstlich mit Partner, Familie, aber vermeidendbleibt man ungefähr immer mit Familie
Altersunterschiede in bindungsbezogener Angst und Vermeidung
- Je älter, je niedrige Angst (die häufiger vorkommt/höheren Werte hat als Vermeidung)
- Je älter, je mehr Vermeidung
Altersunterschiede in bindungsbezogener Angst (bei Singles vs. Personen in einer Beziehung)
- Single: mehr Angst, die immer niedriger wird
- in Beziehung: Angst (weniger wie wenn single), die immer niedriger wird
Altersunterschiede in bindungsbezogener Vermeidung (bei Singles vs. Personen in Partnerschaft)
- Bei single: höhere Vermeidung, die stabil bleibt
- In Beziehung: niedrigere Vermeidung als single, aber immer steigend bis 50. LJ, danach Abnahme
Effekte der Bindungsicherheit auf die Qualität von Partnerschaften
Wie kann ein Partner Bindungsunsicherheit beim anderen Partner puffern?
- Grundprinzip: Verhalten ist unterstützend, wenn es auf die besonderen Sorgen/Bedürfnisse des Partners eingeht
A) Partner mit hoher bindungsbezogener Angst
- hat Angst vor Verlassenwerden und möchte sich geliebt und unterstützt fühlen
B) Partner mit hoher bindungsbezogener Vermeidung
- möchte Eigenständigkeit und Kontrolle aufrechterhalten
- reagiert verärgert auf Forderung, sich zu verändern
- nimmt Unterstützung eher an, wenn diese „auf gleicher Augenhöhe“ angeboten wird