Erziehungspsychologie Flashcards
(51 cards)
Beschreiben Sie die „Familie“ aus psychologischer Sicht. Wie viele Personen bzw. Generationen sind mindestens erforderlich, um von Familie zu sprechen?
Eine Familie ist
„eine Gruppe von Menschen, die durch nahe und dauerhafte Beziehungen miteinander verbunden sind, die sich auf eine nachfolgende Generation hin orientiert und die einen erzieherischen und sozialisatorischen Kontext für die Entwicklung der Mitglieder bereitstellt“
(Hofer, 2002)
Familien sind
biologisch, sozial oder rechtlich verbundene Einheiten
umfassen mindestens zwei Generationen in zeitlicher Abfolge
verfolgen bestimmte Zwecke
• Produktion gemeinsamer Güter von gesellschaftlicher Relevanz (z.B. Erziehung / Bildung von Kindern)
• Produktion privater Güter, die auf die Befriedigung individueller und gemeinsamer Bedürfnisse abzielen (z.B. Geborgenheit, Intimität)
Familien sind intime Beziehungssysteme mit folgenden Merkmalen: 1. Abgrenzung
2. Privatheit
3. Dauerhaftigkeit
4. Nähe
(Schneewind, 2010)
Welche Rolle spielt die biologische Elternschaft für die Definition von Familie?
Familie ist für die Mehrheit dort, wo auch Kinder sind – unabhängig von der Lebensform, neben verheirateten heterosexuellen Paaren auch
• 97% unverheiratetes heterosexuelles Paar mit Kindern
• 88% homosexuelles Paar mit Kindern
• 85% eine Mutter, die mit einem neuen Partner unverheiratet zusammenlebt
• 82% eine alleinerziehende Mutter.
Nehmen Sie Stellung zum Begriff der Kernfamilie!
Begriff – Kernfamilie:
Zwei-Generationen-Familie, die nur aus der Eltern- und der Kinder- generation besteht
Familie, in der beide (verheirateten)
Elternteile mit ihrem Kind bzw. mit
ihren Kindern zusammenleben (vgl. Schneewind, 2019; Steinbach 2017)
Welche Interaktionen (wer interagiert mit wem?) können im Mikrosystem Familie voneinander abgegrenzt werden?
Elternteil - Elternteil
Elternteil - Kind
Kind - Kind
Was sind horizontale, was vertikale Familienbeziehungen?
Horizontale familiäre Beziehungen:
Gleiche Generation
Geschwister, Cousinen / Cousins
Vertikale familiäre Beziehungen: Umfassen zwei und mehr Generationen Drei Varianten besonders relevant: - (Groß-)Elternbeziehungen, wenn deren Kinder selbst Eltern werden - Eltern-Kind-Beziehungen - Großeltern-Beziehungen zu Enkelkindern
Beschreiben Sie den Begriff des Coparenting und seine Bedeutung für die kindliche
Entwicklung!
Psychologisches Konstrukt (Teubert, 2011; Teubert & Pinquart, 2009)
Erzieherisches Zusammenspiel von zwei Personen (z. B. Eltern), die
Verantwortung für ein Kind teilen
Vier zentrale (funktionale wie dysfunktionale) Aspekte:
1. Kooperation (Informationsaustausch, wechselseitige Unterstützung)
2. Konflikt (Streitigkeiten übers Kind und dessen Erziehung)
3. Triangulation (Grenzverletzungen zwischen Subsystemen, z.B. Hineinziehen in elterliche Konflikte)
4. Elterliche Übereinstimmung (Übereinstimmung in Fragen der Kindeserziehung)
Nenne 4 Elterliche Beziehungs- und Erziehungskompetenzen
- Selbstbezogene Kompetenzen
- Kindbezogene Kompetenzen
- Kontextbezogene Kompetenzen
- Handlungsbezogene Kompetenzen
Welche kindlichen Grundbedürfnisse kennen Sie?
Geborgenheit, Bezogenheit Unversehrtheit, Sicherheit, Regulation Stimulation
Kompetenz
Autonomie
Sind Entwicklungsaufgaben gesellschaftlichen Wandlungsprozessen unterworfen? Trifft das
auf alle Arten von Entwicklungsaufgaben zu? Bitte begründen Sie Ihre Antwort!
„The developmental tasks […] arise from three sources: (1) physical maturation,
(2) cultural pressure (the expectations of the society), and (3) individual aspirations and values.“
(Havighurst, 1956, p. 215)
Beschreiben Sie das Konzept der Risiko- und Schutzfaktoren.
Risikofaktoren
Faktoren, die die Auftretenswahrscheinlichkeit von Problemen erhöhen
Variablen / Konstrukte, die mit Indikatoren der Fehlanpassung kausal verknüpft sind
Schutzfaktoren
Faktoren, die die Auftretenswahrscheinlichkeit von Problemen vermindern
Schutzfaktoren sind Variablen / Konstrukte, die die Wirkung eines Risikofaktors abpuffern,
d.h. unter Risiko / Belastung ein (relativ) normales „Funktionsniveau“ gewährleisten
Was ist mit Kumulation von Risikofaktoren gemeint?
Kumulation von Risikofaktoren
Risikofaktoren treten selten isoliert in Erscheinung, sondern meist zusammen auf und kumulieren
Kombination bzw. der Zeitpunkt des Auftretens risikoerhöhender Faktoren bestimmt im wesentlichen ihre Auswirkungen
Balance zwischen Risiko- und Schutzfaktoren bedeutsam für die kindliche Entwicklung
Was beschreibt die Spill-Over-Hypothese? Wie lassen sich hierdurch Effekte
partnerschaftlicher Konflikte auf Kinder erklären?
Spillover- Effekt:
direkte Übertragung von Stimmungen, Affekten oder Verhalten von einer Situation auf eine andere (Spill-Over-Hypothese, Engfer 2002)
Spillover-Effekte
von Paarbeziehungskonflikten auf Eltern-Kind-Beziehungen
Partnerschaftskonflikte werden auf Kinder umgelenkt (Problemkind statt eigene Probleme)
Konflikthafte Beziehungen als Verhaltensmodelle für Kinder (Modelllernen)
Partnerschaftskonflikte als Auslöser inter- und intraparentaler Inkonsistenz (widersprüchliches Erziehungsverhalten)
Familienstress und Rollenbelastungen durch externe und interne Stressoren (Arbeitslosigkeit, Armut / Krankheit, erzieherische Inkompetenz)
(Schneewind, 2017)
Welche Effekte haben Scheidungen / Trennungen auf Kinder und Jugendliche? Was sind
diesbezüglich Risiko- und Schutzfaktoren?
Unterschiede zwischen Scheidungskindern und Kindern aus Kernfamilien
(Metanalysen - Amato & Keith, 1991; Amato, 2001):
• Geringe schulische Leistungen
• Negatives Sozialverhalten
• Negative emotionale Befindlichkeiten
• Negatives Selbstbild
• Schlechtere Vater-Kind- / Mutter-Kind-Beziehung (Allerdings: Effektstärken sind niedrig!)
Wahrscheinlichkeit langfristiger Probleme (z.B. kindliche Verhaltensauffälligkeiten) steigt bei mangelnden (finanziellen und sozialen) Ressourcen (Armutsrisiko)
bei anhaltenden Konflikten zwischen leiblichen Eltern (z.B. Loyalitätskonflikte des Kindes)
Co-Parenting und positives Erziehungsverhalten sind wesentliche Schutzfaktoren!
Was sind kritische Lebensereignisse?
Kritische Lebensereignisse
sind Situationen, die in den meisten Fällen non-normativ sind und die Personen-Umwelt- Beziehung aus dem Gleichgewicht bringen, da sie nicht mit den Erwartungen, Gewohn- heiten, Befürchtungen oder Wünschen einer Person übereinstimmen.
In den meisten Fällen erfordern sie eine Rollentransformation und gestalten so den individuellen Lebenslauf (Filipp, 2010).
Ist Scheidung / Trennung für Kinder ein kritisches Lebensereignis?
Ja, Scheidung und Trennung der Eltern sind kritische Lebensereignisse.
Welche Bindungstypen kennen Sie?
sicher (B) unsicher-vermeidend (A) unsicher-ambivalent (C) desorganisiert-desorientiert (D) (Lohaus & Vierhaus, 2015; Siegler et al., 2016)
Nennen Sie zwei Möglichkeiten, die Bindungsqualität zu erfassen.
Fremde Situation-Test
Adult Attachment Interview
Beschreiben Sie, wodurch die Bindungsqualität Effekte auf die kognitive Entwicklung haben
kann.
Bei Sicherheit, Nähe, etc. ist Explorationsverhalten hoch, dadurch hohe kognitive Stimulation.
Wenn Unsicherheit, Bedrohung hoch –> Bindungsverhalten..
Explorationsverhalten und Bindungsverhalten sind komplementär zueinander! Immer nur eines aktiviert.
Erklären Sie, warum es wahrscheinlich ist, dass Kinder mit ungünstigen Bindungsstilen auch
in Kindergarten und Schule mit höherer Wahrscheinlichkeit negative Beziehungen zu
Lehrkräften und Erziehenden haben.
?
Was würden Sie angehenden Eltern an Verhaltensweisen ihren Neugeborenen und
Säuglingen gegenüber empfehlen, was nicht?
Bindungsförderliches Verhalten:
Sensitivität für kindliche Signale (promptes Reagieren)
Positive, akzeptierende Haltung (Äußerungen von Gefühlen und Zuneigung)
Synchronisation (Abstimmung reziproker Interaktionen)
Wechselseitigkeit (Gestaltung von Interaktionen, in denen Eltern und Kind auf einen Gegenstand wechselseitig Bezug nehmen)
Unterstützung (aufmerksame Zuwendung und emotionale Hilfestellung)
Stimulation (häufige Interaktionsaufnahme mit dem Kind)
Was ist die kognitive, was die Verhaltenskomponente von Erziehung?
Wenn wir auf Erziehung blicken, lässt sich eine kognitive Komponente von einer verhaltensnahen (beobachtbaren) Komponente unterscheiden. Das Konzept der Erziehungsstile ist eher der verhaltensnahen Komponente zuzuordnen.
Beschreiben Sie in eigenen Worten, was ein Erziehungsstil ist.
Ein Erziehungsstil ist konzipiert als intraindividuell stabile Tendenz, Erziehungspraktiken zu realisieren (eine Person reagiert also in verschiedenen Situationen ähnlich). Erziehungsstile sind interindividuell verschieden (verschiedene Personen reagieren also in ähnlichen Situation verschieden).
Was unterscheidet in der Erziehungsstilforschung eine induktive von einer deduktiven
Strategie?
Induktiv bedeutet, dass in der erzieherischen Realität umfassend Erziehungsverhalten beobachtet wird, welches dann mit statistischen Methoden strukturiert und greifbar gemacht wird (Datenreduktion). Deduktiv bedeutet, dass Erziehungsstile theoretisch konzeptualisiert werden und dieses Konzept dann in der Realität empirisch überprüft wird.
Beschreiben Sie die Erziehungsstile (besser: Führungsstile) nach Lewin, welche Effekte
zeigten sich bei den Jugendlichen?
Die autoritären Leiter haben die Aufgabe strukturiert, Teilaufgaben verteilt, mangelnde Leistung sanktioniert. Die laissez- faire-Leiter haben sich praktisch nicht um die Jugendlichen (und die Aufgabe) gekümmert, allenfalls auf Ansprache reagiert. Die demokratischen Leiter haben gemeinsam mit den Jugendlichen (kooperativ) die Aufgabe strukturiert und Anregungen / Ideen der Jugendlichen aufgegriffen.
Die Arbeitsleistungen waren in der demokratischen und der autoritären Bedingungen hoch, eine gute Beziehungsqualität fand sich aber nur in der demokratischen Bedingung, so dass diese den anderen Bedingungen gegenüber überlegen ist.