Ethik Flashcards
(106 cards)
Die Kommmunikationsbranche ist wenigen Gesetzen unterworfen. Warum ist das so?
Um die Grundfreiheiten in westlichen Gesellschaften (wie die Meinungsfreiheit) nicht einzuschränken.
Wozu dient Ethik in erster Linie?
Ethik springt also dort ein, wo das Recht bewusst nicht greift. Sie ist ein Selbstregulierungsmechanismus, der ein Eingreifen des Gesetzes unnötig machen soll – was auch weitgehend funktioniert.
Wie wird ethisches Verhalten in der Kommunikationsbranche praktisch durchgesetzt?
Indem es für Kommunikationsbereiche Räte oder Gremien gibt, die als Hüter der Ethik-Kodizes jene mahnen und verurteilen, die sich nicht an die, in der Regel von den Berufspraktikern und Theoretikern im Einvernehmen entwickelten, ethischen Leitlinien des kommunikativen Handelns halten (PRVA, Werberat, Presserat).
Beschickt werden die Räte von der Branche selbst (von Arbeitgebern und Arbeitnehmern, via Gewerkschaft). Untadelige Akteure prüfen entweder angezeigte Vergehen und/oder beobachten in Fachgruppen selbstständig die Branche. Sie sind ihr Gewissen – und regeln außergerichtlich moralische Vergehen.
Was ist das Schwierige am Selbstregulierungsmechanismus?
Jemand kann ein journalistisches Vergehen beim Presserat anzeigen – es wird geprüft, danach folgt ein Urteilsspruch. Hat sich das Medium zum Pressekodex bekannt und ist Mitglied des Presserates, hat es sich freiwillig verpflichtet, den Schuldspruch anzunehmen und im Regelfall mediale bzw. in Härtefällen auch darüberhinausgehende Wiedergutmachung zu leisten.
Leider kommt vor, dass Medien, die häufiger verurteilt werden, den Presserat verlassen, um sich den Schuldsprüchen zu entziehen. Dies ist nicht zu verhindern und rechtlich unproblematisch – untergräbt aber den Selbstregulierungsmechanismus, schädigt also mittelfristig die Branche. Die Gefahr, dass sich der Gesetzgeber veranlasst sieht, zunehmend zu regulieren, wenn die Kommunikationsbranche sich nicht selbst reguliert, ist nicht zu unterschätzen – entsprechend wichtig ist es, dass alle Akteure sich ihrer ethischen Verantwortung bewusst sind und sich freiwillig nach anerkannten ethischen Handlungsleitlinien richten. Andernfalls ist mittelfristig eine Bedrohung bzw. zumindest Unterminierung der demokratischen Freiheiten nicht auszuschließen.
Zu welcher wissenschaftlichen Fachrichtung gehört die Ethik?
Philosophie
Was versteht man unter dem Begriff Ethik?
Sie ist die „Reflexionstheorie der Moral“ (Luhmann 1989), die „Wissenschaft vom moralischen Handeln“ (Pieper 2003). Im Zentrum der Ethik steht der Mensch und sein Handeln, und zwar jenes Handeln, das einen Anspruch auf Moralität erhebt. Die Ethik nähert sich dabei methodisch der Antwort auf die Frage, was denn nun moralisch korrektes Handeln ist.
Welche zwei Arten von Ethik werden grob unterschieden? (2)
- deskriptive Ethik
- normative Ethik
Erstere untersucht methodisch die Handlungen auf ihre dahinterliegenden Wertvorstellungen. Zweitere will demgegenüber Kriterien entwickeln, die es möglich machen, Handlungen moralisch zu beurteilen. Beide „Ethiken“ sind entsprechend wichtig, gemeinsam bilden sie ein moralisches Rückgrat.
Was ist der Unterschied zwischen normativer und deskriptiver Ethik?
Deskriptive Ethik untersucht methodisch die Handlungen auf ihre dahinterliegenden Wertvorstellungen. Normative Ethik will demgegenüber Kriterien entwickeln, die es möglich machen, Handlungen moralisch zu beurteilen. Beide „Ethiken“ sind entsprechend wichtig, gemeinsam bilden sie ein moralisches Rückgrat.
Ethik und Moral wurden lange Zeit synonym in der Alltagssprache verwendet. Was ist allerdings ein Unterschied?
Das griechische ēthos und das lateinische mos sind sich in ihrer Bedeutung sehr ähnlich. In der heutigen praktischen Philosophie ist das nicht so:
* Moral bezeichnet hier das Normensystem, das für menschliches Verhalten gilt und mit dem Anspruch auf unbedingte Gültigkeit auftritt.
* Ethik ist die Wissenschaft von der Moral.
Entsprechend ist die Gleichsetzung von Ethik und Moral nicht korrekt, möglich wäre lediglich die Gleichsetzung von Ethik und Moralphilosophie – da sich beide mit den Grundlagen, Begründungen und der Anwendung von Moral auseinandersetzen.
Welcher gedankliche Grundsatz bedingt die Ethik?
Grundlage ist das Bewusstsein, dass menschliches Zusammenleben nur mit Regeln möglich ist, an die sich alle so gut wie möglich halten – aber auch von dem Bewusstsein, dass nicht alles mit Gesetzen geregelt werden kann und soll, weswegen oft der Einzelne einen Handlungsspielraum hat. Das Handeln in diesem Spielraum auf der Grundlage von gesellschaftlich anerkannten Werten anzuleiten, ist die Aufgabe von Ethik und Moral.
Welcher dritter Begriff existiert neben Ethik und Moral noch?
Normen.
Über die Werte hinaus gehen Normen: Diese sind oftmals gesetzlich verankert, können aber auch ethischer Natur sein, wenn das entsprechende gesellschaftliche Fundament fest dahintersteht. Normen sind Sollensforderungen, die über Werte als Leitlinien hinausgehen. Beide Elemente sind in der Ethik enthalten. Die Moral fragt auf ihrer Basis nach den Pflichten, die sich daraus für Menschen ergeben.
Was versteht man unter “praktischer Vernunft”?
Der Philosoph Immanuel Kant hat in der Ethik bereits im Jahr 1788 die Anforderung für moralisches Handeln definiert: „Handle so, dass die Maxime deines Willens jederzeit zugleich als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könne.“ Er nennt dies den „kategorischen Imperativ“, der das einzig gültige Moralprinzip sei, aus dem sich sämtliche Handlungsmaxime ableiten lassen. Darauf baut das Prinzip der „praktischen Vernunft“ auf:
Handeln muss stets vernünftiger Rechtfertigung standhalten, aus der Reflexion müssen sich Handlungsgrundsätze ableiten lassen. Eine Bedingung dafür ist nach Kant die Einsicht. Moralisches Handeln müsse aus freiem Willen geschehen, nur dann sei dieses Handeln auch moralisch. Und wer dies willentlich nicht tut, also unmoralisch handelt, setze sich in Widerspruch zur eigenen Würde als vernunftbegabtes Wesen. Kant war allerdings keineswegs blauäugig: Menschen würden dennoch unmoralisch handeln, im positiven Fall aber das Zuwiderhandeln gegen die Moralprinzipien als problematisch erleben und dieses zunehmend aufgeben.
Was versteht man unter dem “kategorischen Imperativ” von Kant?
„Handle so, dass die Maxime deines Willens jederzeit zugleich als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könne.“
Was ist die Voraussetzung nach Kant für die praktische Vernunft?
Die Einsicht. Moralisches Handeln müsse aus freiem Willen geschehen, nur dann sei dieses Handeln auch moralisch
Welche Ansicht vertritt Machiavellis?
Er sieht einzelne unmoralische Handlungen als gerechtfertigt an, wenn sie einem höheren Ziel dienen.
Welcher Zweck heiligt nun also welches Mittel? Der Soziologe Max Weber setzte sich vor rund hundert Jahren (1919) mit dieser Frage auseinander: „Keine Ethik der Welt“ komme „um die Tatsache herum“, dass die Erreichung „guter Zwecke in zahlreichen Fällen daran gebunden“ sei, dass man „sittlich bedenkliche (…) Mittel (…) in Kauf nimmt“, und „keine Ethik der Welt kann ergeben: wann und in welchem Umfang der ethisch gute Zweck die ethisch gefährlichen Mittel (…) heiligt“.
Welche zwei grundlegenden Ethiken unterscheidet Weber? (2)
- Gesinnungsethik: Die Richtigkeit von Handlungen wird auf Grundlage der Überzeugung beurteilt, nicht im Hinblick auf etwaige Folgen.
- Verantwortungsethik: Die Folgen sind entscheidend, sind der Gradmesser für richtiges und falsches Handeln.
Weber sieht beide Ethiken als Ergänzungen, beide würden den Menschen in seiner Gesamtheit letztlich erst ausmachen.
Ziel der Wirtschaftsethik ist nicht, moralische Normen zu schaffen, sondern….
… die Art zu beschreiben, wie Selbst- oder Fremdregulierungen im System von den Menschen und ihren Organisationen einzuhalten sind.
Wirtschaftsethik versteht sich als anwendungsorientierte Reflexion über moralisch richtiges Handeln in der Wirtschaft. Welche drei Ebenen unterscheidet Heidenreich? (3)
- Mikro-Ebene: das ethische Handeln einzelner Menschen, zum Beispiel von KonsumentInnen oder Führungskräften.
- Meso-Ebene: das ethische Handeln auf Organisations- und Unternehmensseite, manifestiert in Standards und Strukturen, zum Beispiel im Rahmen der Corporate Social Responsibility (CSR).
- Makro-Ebene: das ethische Handeln im Gesamtsystem. Hier geht es um die wirtschaftliche Ordnung abseits von Gesetzen – zum Beispiel um übergeordnete Fragen wie jener nach Gütern, deren Angebot und Nachfrage aufgrund ihrer öffentlichen Bedeutung für alle Bürger nicht vom Markt geregelt werden soll.
Was leitet sich in Organisationen konkret aus der Wirtschaftsethik ab?
Werte- und Compliance-Management (zB CSR oder Leitlinien für Führungskräfte)
Was ist die Schnittstelle zwischen Wirtschafts- und Kommunikationsethik?
Die Unternehmenswerte.
Diese sind von klassischen ökonomischen Werten abzugrenzen, sie bilden sich heraus, indem das Unternehmen auf Basis seiner Werte mit der Umwelt kommuniziert und interagiert. Sie wirken letztlich als Maßstab des eigenen unternehmerischen Handelns, als nicht klar definiertes, ethisches Referenzsystem. Damit sind die Unternehmenswerte auch schwierig ökonomisch mess- und darstellbar. Anstelle von Zahlen treten Begründungen und Zusammenhänge, das „Big Picture“ unternehmerischen Handelns. Die Relevanz dieser Werte steigt in der aktuellen Wirtschaftswelt, sind sie doch oft ein Alleinstellungsmerkmal, das noch dazu schwer zu kopieren ist. Nicht was gemacht wird, sondern wie es gemacht wird, lautet hier die Frage. Vertrauen und Glaubwürdigkeit sind die Währungen, in denen hier bezahlt wird, mit klaren mittel- bis langfristigen Auswirkungen auch auf ökonomische Parameter.
Wahr oder Falsch.
Unternehmenswerte werden zunehmends wichtiger.
Wahr. Mast (2013) sieht einen Paradigmenwechsel im Verständnis von Kommunikation: Die Werte übernehmen zunehmende eine tragende Rolle, ja eine Leitfunktion, in Unternehmensstrategien ein. Sie bestimmen damit wesentlich die Kommunikation – und die Kommunikation wirkt wiederum stark auf sie ein.
Welches Prinzip liegt der Gerechtigkeit zugrunde?
Die Gerechtigkeit.
Sie ist ein ethischer und juristischer Begriff und eine relevante Orientierungshilfe im Handeln und in demokratischen Gesellschaften die Basis aller Rechtsnormen.
Nur zum wiederholten Lesen: Sichtweise von Aristoteles und Kant zur Gerechtigkeit in der Ethik.
- Aristoteles’ Sichtweise: Aristoteles betrachtet Gerechtigkeit als eine Tugend. Das bedeutet, dass Gerechtigkeit eine Charaktereigenschaft oder eine Veranlagung ist, die das menschliche Handeln leitet. Für Aristoteles ist Gerechtigkeit eine innere Haltung, die Menschen dazu bringt, auf gerechte Weise zu handeln.
- Kants Sichtweise: Im Gegensatz dazu sieht Kant Gerechtigkeit als eine normative Leitvorstellung. Das bedeutet, dass Gerechtigkeit für ihn ein ethisches Prinzip ist, das das soziale Zusammenleben der Menschen mitbestimmt. Es ist eine Regel oder ein Gesetz, das vorschreibt, wie Menschen miteinander umgehen sollten.
Zusammengefasst bedeutet das:
- Aristoteles: Gerechtigkeit als Tugend und innere Haltung.
- Kant: Gerechtigkeit als ethisches Prinzip und Regel für das Zusammenleben.
Nur zum wiederholten Lesen: Spannungsfeld Recht und Moral
Recht und Moral haben eine angespannte Beziehung. Es wurde viel darüber diskutiert, ob moralische Vorstellungen auch rechtliche Verbindlichkeit besitzen sollten, also in Folge allein das geschriebene Recht gelten soll. Sogenannte „rechtspositivistische“ Auffassungen, die eine Unabhängigkeit rechtlicher Normen von moralischen Normen sehen und befürworten, sind dabei im Clinch mit sogenannten „naturrechtlichen“ Auffassungen, die im Recht einen Sicherungsmechanismus für eine Minimal- oder Kernmoral sehen. Diese Moral sei dann rechtlich erzwing-, weil sanktionierbar. In beiden Positionen gibt es eigenständige ethische Forderungen über den Kern hinaus – im ersten Fall allerdings als Teil eines unabhängigen Sets an moralischen Normen, im zweiten Fall als Ergänzung der rechtlich verankerten Kernmoral.
In der zeitgenössischen, angewandten Philosophie wird die Unabhängigkeit von Recht und Moral betont. Ethische und rechtliche Normen würden einander nicht bedingen, bzw. nicht die einen in den anderen aufgehen. Sie werden als unabhängig voneinander betrachtet – nur so ist es möglich, dass dort wo oftmals Recht gilt, keine ethische Legitimation gefunden werden kann – man denke nur an manche Regeln in der Straßenverkehrsordnung. Moral ist außerdem nicht erzwingbar, ganz im Gegensatz zum Recht. Dies liegt einerseits in der nicht-gesetzlichen Form der moralischen Normen, aber auch in der fehlenden, unabhängigen Instanz, die deren Verletzung ahnden könnte.
Gänzlich unabhängig voneinander sind Recht und Moral demgegenüber aber ebenso nicht: Ein Rechtssystem, das systematisch mit ethischen Regeln in Konflikt wäre, wäre jedenfalls vermutlich nicht nur wenig stabil, sondern auch ansonsten kaum akzeptabel – man denke hier nur an viele Gesetze in Diktaturen, beispielsweise aus der NS-Zeit. Auch die Frage der Sanktionen trennt die beiden Bereiche nicht vollends: Selbstverständlich wird Recht direkt sanktioniert, bei der Nichteinhaltung von Gesetzen über Gerichte. Allerdings wird auch die Moral sanktioniert – beispielsweise gesellschaftliche Ächtung oder gar Ausgrenzung, die sich wiederum in Scham beim Einzelnen niederschlagen kann und in der Regel auch wird. Die Art der Sanktionierung ist hier lediglich weniger klar definierbar, sie manifestiert sich im täglichen sozialen Zusammenleben.
Darüber hinaus gibt es noch einen Faktor, der Recht und Moral verbindet: Gibt es in einer Gesellschaft einen starken moralischen Druck, werden oftmals neue Gesetze geschaffen.
Und letztlich sind moralische Begriffe auch Teil des Rechts. Begriffe wie „Menschenwürde“ sind beispielsweise auch in Gesetzestexten zu finden – ihre Bedeutung ist aber unscharf, jedenfalls moralischer Natur, und daher der Interpretation einer Gesellschaft unterworfen. Ethische Deutungen sind hier entsprechend wichtig, sie bereichern notwendig das Rechtssystem.
In Summe kann also gesagt werden: Recht und Moral haben eine nicht ganz unkomplizierte, aber wichtige Verbindung mit vielen Nahtstellen. Die Bereiche sind per se unabhängig, aber in vielen gesellschaftlichen Belangen positiv miteinander verknüpft.
Ein Beispiel ist hier die Gen-Technik: Neue wissenschaftliche Erfindungen wurden kontrovers diskutiert, viele der Errungenschaften moralisch von einer Mehrheit der Menschen abgelehnt. Die Politik handelte unter diesem moralischen Druck und beschloss Gesetze, die den Einsatz von Gen-Technik aus dem Bereich der moralischen Normen in jenen der rechtlichen Normen verschob.