Kinderchirurgie Flashcards

1
Q

Häufigste Kindernotfälle

A
  • thermische Verletzungen: Verbrühung (heiße Flüssigkeit oder heiser Dampf), Verbrennung (Verletzung durch offene Flammen)
  • Ertrinken
  • stumpfes Bauchtrauma
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
2
Q

Thermische Verletzungen

A
  • Verbrennung (trockene Wärme) vs Verbrühung (feuchte Wärme)
  • häufigste Konstellation: Verbrühungen im Thoraxbereich im 2.-4. Lebensjahr
  • Indikation zur Vorstellung im Zentrum für Schwerbrandverletzte:
    • > 10% KÖF bei Grad 2
    • > 5% KÖF bei Grad 3
    • alle Grad 4
    • zirkuläre oder gelenküberschreitende Verletzungen
    • Gesicht, Anogenitalregion, Hände, Füße
    • Elektro- und Inhalationstrauma
    • Säuglinge
  • Schweregrade
    • Grad I (epidermal): Rötung, Berührungsschmerz, Hautoberfläche intakt
    • Grad II (oberflächlich, dermal): Rötung, starke Schmerzen, Blasenbildung, bei Entfernen der Blasen bleibt ein glänzender sezernierender Wundgrund, bei Spateldruck blasst die Haut ab, rekapillarisiert sofort
    • Grad IIb (tief, dermal): Rötung, Schmerzen, Blasenbildung, nach Entfernen der Blasen eher rauer Wundgrund, weniger sezernierend, bei Spateldruck blasst die Haut nicht ab
    • Grad III (subdermal): vollständige Zerstörung der Haut, weiß-grau marmorierter trockener Wundgrund, wenig Schmerzen bei nahezu aufgehobener Sensibilität

Anamnese
- was und wie lange auf die Haut eingewirkt

Erstmaßnahmen:
• 20 min mit ca. 20°C kaltem Wasser Kühlen & Abduschen –> 1) Reduktion der Verletzungstiefe; 2) bessere Wundheilung
- Nicht kühlen: bei > 15% KÖF, beim Säugling und bei Bewusstlosen
• Eingebrannte Kleidung nicht entfernen
• durchnässte Kleidung bei Verbrühungen sofort ausziehen
• Analgesie: Fentanyl 1.5 µg/kgKG i.v. oder intranasal
• Analgosedierung: S-Ketamin 1 mg/kgKG i.v. oder 2.5 mg/kgKG intranasal + Midazolam 0.5 mg/kgKG intranasal oder 0.1 mg/kgKG i.v.
• keine Hausmittel auf die Verbrühung geben
• Verbrennungstiefe kann sich in den ersten 72 h bei Verbrühungen noch verändern (beides Regeneration oder Nachtiefen/Nachbrennen)
• an Kindesmisshandlung denken –> 10% aller Kindern < 10 Jahren mit thermischen Verletzungen (Eintauchverletzungen, auffällige Kontaktverbrennungen, symmetrische Verletzungen, ungewöhnliche Lokalisationen, Zeichen von Vernachlässigung, alte Narben, Hämatome unterschiedlichen Alters)
• normalerweise Mischbilder verschiedene Verbrennungstiefen
• 9er Regel nach Wallace erst ab 14 Jahren
• Volumentherapie: zusätzlicher Volumenbedarf Parkland-Formel 4 ml/kgKG * %KÖF; davon Hälfe in den ersten 8 h
• Grundbedarf: bis 10 kgKG 10 ml/kg/d; für jedes Kilo z2. 10 und 20 kgKG 50 ml/kg/d
• Wundsäuberung, Desinfektion, Debridement
• Polyhexanidine: Oberflächenantiseptikum mit fehlender Zytotoxizität gegenüber Keratinozyten und Fibroblasten
• nichtadhäsiven Wundauflage
• nach 1 bis 2 d Reevaluation des Verletzungsausmaßes
• bei Grad I-II synthetische Hautersatzauflagen (alloplastischer Hautersatz: Suprathel) oder Amnion mit Okklusivverband; Belassen bis zur Reepithelialisierung der Wunde; Wechsel des äußeren Schutzverbandes; signifikante Schmerzreduktion; Vermeidung von schmerzhaften Verbandswechseln; Beschleunigte Reepithelialisierung (bessere kosmetische Ergebnisse), Reduktion der Zahl an OP
• tiefe Wunden (IIb, III und IV): tangentiale Nekrektomie, Defektdeckung mit autologen Hauttransplantationen (Vollhaut, Spalthaut, gemeshte Spalthaut), Kaderverhaut, biosynthetisches Material
• Nachbehandlung: Kompressionswäsche

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
3
Q

Stumpfes Bauchtrauma

A

Ätiologie:
• Sturz mit dem Fahrrad mit Aufprall des Abdomens auf den Fahrradlenker
• als Fußgänger vom PKW angefahren
• Autounfall mit Gurtverletzung oder unangeschnallt
• Sturz auf die Kanten eines Bettes, Stuhls oder auf die Stange eines Kletttergerüsts

Management:
• Hämatom als Tumor im Abdomen palpabel
• Zunahme der Bauchumfangs
• i.v. Zugang

Klinik:

  • immer Bauchschmerzen –> ohne Bauchschmerzen kein Bauchtrauma
  • seatbelt sign
  • handelbar sing: Fahrradlenkstange
  • abdominelle Distensionen
  • Peritonismus

Diagnostik:

  • Hb, Hkt, Gerinnung, Blutgruppe, BGA
  • Leberenzyme
  • Amylase/Lipase
  • Urin: Mikro- und Makrohämaturie
  • FAST: Hämoperitoneum, Hämoperikard? aufgrund geringer Sensitivität und des am hämodymanischen Status orientierten Management wird die Wertigkeit kontrovers diskutiert
  • Röntgen-Thorax
  • komplette Abdomen-Sonographie, ggf. CT/MRT bei ausgedehnter Verletzungen und kardiopulmonal Stabilen Kindern

Komplikationen:

  • OPSI-Syndrom
  • Pankreaspseudozyste: unspezifische Oberbauchbeschwerden
  • Pseudoaneurysmen der Milzarterie oder Leberarterie nach höhergradiger Milz- oder Leberverletzung –> interventionelle Angioembolisation
  • Biliom infolge eines Gallelecks: unspezifische Schmerzen, ggf. CHolestase
  • Urinom infolge Verletzung des NIerenbeckens: Schmerzen, Mikro-/Makrohämaturie

Therapie:

  • Standard ist konservatives Vorgehen
  • OP bei hämodynamischer Instabilität trotz intensivmedizinischer Therapie oder Peritonitis
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
4
Q

Ertrinkungsunfall

A
  • Submersion in flüssigem Medium, die zu einer Atemstörung führt
  • Pathophysiologie: Hypoxie, Hypothermie
  • pulmonale Komplikationen: Atelektasenbildung, Bronchospasmus –> intrapulmonaler Rechts-Links-Shunt mit inadäquater Oxygenierung
  • weitere Komplikationen: Stoffwechselentgleisung mit Azidose und Elektrolytimbalancen, Gerinnungsstörung, Nierenversagen
  • die Unterscheidung im “trockenem” (Laryngospasmus/Eintauchreflex) und “feuchten” Ertrinken (mit Wasseraspiration) sowie Süß- und Salzwasseraspiration ist für die Praxis weniger bedeutsam als der Umstand, dass eine pulmonale Verschlechterung sich oft verzögert entwickelt (“sekundäres Ertrinken”)

Management:
• Sicherung der Atemwege
• keine aktive Wasserentfernung
• frühzeitige Intubation

bei Körpertemperatur < 30°C:
• nur 3 Defibrillationsversuche
• keine intravenöse & intraossäre Medikation

bei Körpertemperatur > 30°C übliches Vorgehen

• Nach erfolgreicher Reanimation sollte als neuroprotektive Maßnahme bei Ertrinkungsunfällen
mit Kreislaufstillstand eine therapeutische, milde
Hypothermie (32–34°C) für mindestens 24h
eingeleitet werden.

Prädiktoren für eine ungünstige Prognose: 
am Unfallort 
•	Zeit unter Wasser > 10 min 
•	CRP > 25 min 
•	Einsatz von Katecholaminen 
Transport/Rettungsstelle 
•	CRP 
•	dilatierte und fixierte Pupillen
•	initialer arterieller-venöser pH < 7.0; Laktat > 100 mg/dL
•	Hypothermie < 25°C
Intensivstation 
•	PRISM-Score > 20 
•	persistierende Apnoe, GCS < 5 
•	dilatierte Pupillen 
•	abnormales cCT/transkranielle Dopplersonographie
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
5
Q

Allgemeine Prinzipen der Kindertraumatologie

A
Erstmaßnahmen am Unfallort: 
- Ruhigstellung 
- Schmerztherapie 
- Reposition der Fehlstellung am Unfallort nur bei
grotesker Fehlstellung

Diagnostik bei V.a. Fraktur:

  • keine Prüfung der Druckdolenz im Bereich der Fehlstellung und Schwellung
  • keine Funktionsüberprüfung

Faktoren zur Therapieentscheidung (konservativ vs. operativ)

  • disloziert vs undisloziert
  • Patientenalter
  • Frakturlokalisation
  • Fugenkompetenz der anliegenden Gelenke

Epiphysenfuge mit hoher und niedriger Wachstumskompetenz:
Hohe Wachstumskompetenz:

Spontane Achsenrekonstruktion zu erwarten:
- distale Unterarmfraktur bis 40°
- subkapitale Humerusfraktur bis 50°
bis zum 12. Lebensjahr

WEIL: angrenzende Fugen einen 80%igen Anteil am Gesamtwachstum haben

Niedrige Wachstumskompetenz:

  • suprakondyläre Humerusfraktur: Rotationsfehler lassen sich nicht ausgleichen
  • Frakturen im Bereich der unteren Extremität
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
6
Q

Ellenbogenverletzungen

A

Suprakondyläre Humerusfraktur
- häufigste Ellenbogenverletzung
Therapie
- konservativ bei nur geringer dorsaler Achsabweichung in der Blont´schen Schlinge
- geschlossene Reposition und Gipsanlage
- offene Reposition und K-Draht-Osteosynthese
- Ruhigstellung mit dem Minifixateur

Kondylus radialis Fraktur

  • Wachstumsfuge ist stehts mitbeteiligt
  • i.d.R. OP erforderlich –> 4 Wochen Oberarmgips

Ellebogenluxation

  • am häufigsten nach dorsoradial
  • Reposition in Narkose, Prüfund der Stabilität
  • wenn Gelenk stabil, dann RUhigstellung für 2 Wochen
  • bei INstabilität operative STabilisierung
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
7
Q

Übergangsfrakturen

A
  • Domäne des Adoleszentenalters –> Gelenkfrakturen mit nicht vollständig offenen Fugen
  • Kraftablenkung mit “two-plane” und “tri-plane” fractures
  • two-plane fractures: rein epiphysäre Fraktur
  • tri-plane fractures: Epiphysen-Metaphysen-Fraktur

Immer CT-Indikation gegeben

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
8
Q

Polytrauma im Kindesalter

A
GCS bei Kindern: 
1-5 Jahre
5 = verständliche Worte 
4 = unverständliche Laute 
3 = andauerndes Weinen 
2 = Stöhnen 
1 = keine 
< 1 Jahr: 
5 = Plappern 
4 = Weinen, kann beruhigt werden 
3 = Weinen, kann nicht beruhigt werden 
2 = Stöhnen 
1 = keine

Phasen:
▶ Akut-/Reanimationsphase (1.–3. h): Stabilisierung der Vitalfunktionen, Not-OP, Primärdiagnostik
▶ Primärphase (3.–72. h): dringliche OP-Indikation, organerhaltende OP
▶ Sekundärphase (3.–10. d): funktionerhaltende oder wiederherstellende OP
▶ Tertiärphase (> 10. d): Rehabilitation

Beurteilung der vitalen Gefährdung:
▶ Laktat 
▶ BE
▶ GCS
▶ Rekapillarisierungszeit 
▶ Stundendiurese: Blasenkatheter (Achten auch Makrohämaturie, Körpertemperaturmessung) 
▶ das Ansprechen auf Volumentherapie

SCIWORA: Spinal Cord Injury WithOut Evidence for Trauma

Canadian C-Spine rule für Kinder:

  • Palpation in der Mittellinie
  • Palpation paravertebral
  • wenn 1+2 kein Druckschmerz –> über 45° Rotation nach rechts und links schmerzfrei möglich –> Freigabe
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
9
Q

SHT bei Kindern

A
Monitoring: 
bei 1-2 RF Überwachung: GCS, Pupillenreaktion, Pulsoxymetrie, keine audiovisuellen Reize, gelockerte Bettruhe 
ab 3 Risikofaktoren CCT 
- relevanter Unfallmechanismus, Fallhöhe > 2-3x der Körpergröße 
- Bewusstseinsstörung in der Anamnese 
- rezidivierendes Erbrechen nach Trauma 
- Hinweis auf Schädelfraktur 
- GCS < 15
- fokal-neurologisches Defizit
- posttraumatischer Krampfanfall

Komplikationen:

  • wachsende Schädelfraktur, wenn die Dura und Gehirnmasse in den Frakturspalt hernieren und die Frakturheilung stören ^
  • HWS-Verletzung: Kopfschiefhaltung, insb. bei Kindern < 5 Jahren zw. Occiput und C2/C3
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
10
Q

Klavikulafraktur

A
  • sämtliche Verbände liegen der Schmerzbekämpfung, nicht der Stellungskorrektur
  • keine röntgenologische Verlaufskontrollen notwendig
  • Indikation für OP mittels ESIN oder Plattenosteosynthese
    • offene Frakturen
    • neurovaskuläre Verletzungen
    • gleichzeitige Skapulahalsfraktur
    • symptomatische Pseudarthrose
    • pathologische Frakturen
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
11
Q

Proximale Humerusfrakturen

A
  • die Epiphysenfuge kann als Fraktur fehlinterpretiert werden, a.p. Strahlengang zeltförmig, Seitenbild horizontal und senkrecht zum Schaft
  • Schwächster Punkt des Schlutergelenk unterhalb 10 Jahren ist gelenknahe Wachstumsfuge, daber häufig Frakturen hierorts
  • bei Kindern > 10 Jahren eher Schulterluxation
  • aufgrund des hohen Spontankorrekturpotenzial Domäne der konservativen Therapie bis zum Alter von 10 Jahren
  • Fehlstellung und Verkürzungen werden toleriert
  • konservativ 2-3 Wochen im Gilchrist-Verband
  • ESIN bei Jugendlichen
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
12
Q

Humerusschaftfrakturen

A
  • Gilchrist-, Desault-Verband oder Sarmieto-Brace
  • bei instabilen Frakturen und Achsenfehlstellung über 10°
  • primäre Radialisparese sind selten und habe Spontanremissionsrate > 80% in 3 Monaten
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
13
Q

Suprakondyläre Humerusfrakturen

A
  • Ruhigstellung im Oberarmgips oder Blount-Schlinge nach nicht-dislozierten Frakturen
  • Dislokation: Reposition mit Kirschner-Drähten oder ESIN
  • typische Komplikationen: Nervenläsionen - N. medianus und N. ulnaris, verbleibendes Bewegungsdefizit, Ausbildung von Cubitus varus
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
14
Q

Monteggia-Fraktur

A

• indirekte Einrenken des luxierten Radiusköpfchens durch Reposition der dislozierten Ulnafraktur
• Stabilisierung der Ulna mittels ESIN
- 4 Wochen Gips

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
15
Q

Postoperative Betreuung bei Kinderfrakturen

A
  • meist keine Physiotherapie notwendig
  • bei Radiusfrakturen Physiotherapie kontraindiziert
  • ggf. Physiotherapie bei Persistierender Funktionsstörung 8 Wochen danach
  • bei Normalrotation konvergieren die Fingerspitzen bei 90° Flexion im MCP-Gelenk und in den proximalen Interphalangealgelenken in Richtung Os scaphoideum
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
16
Q

Inkomplette Frakturen des Kindesalters

A
  • Bowingfractures: Sonderform der Grünholzfraktur, bei der die Energie nicht ausreicht, den Knochen nach dem Biegen zu frakturieren, deshalb bleibt das Knochen verbogen; auf der Konvexseite angebrochene Kortikalis mit Spikulae; v.a. bei Kindern > 10 Jahre
  • Grünholzfraktur: auf der Konvexseite Kortikalis vollständig durchbrochen
  • Wulstfraktur durch axiale Stauchung, Auftreibung des Knochens ohne Verschiebung, v.a. aber einseitig, weil die Kraft nicht direkt axial einwirkt
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
17
Q

Oberschenkelfraktur

A
  • v.a. Frakturen im mittleren Schaftdrittel im Bereich der maximalen Antekurvation
  • Kinder < 3 Jahren: dislozierte verkürzte Oberschekel mittels Overhead-Extension und/oder Becken-Bein-Gips
  • Kinder > 3 Jahren: ESIN, Fixateur externe
  • Jugendliche oder Kinder > 50 kg: Verriegelungsmarknagel (juvenile femur nail)
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
18
Q

Kniegelenksnahe Frakturen

A
  • Kniebinnenschädel oder Gefäßverletzungen möglich
  • in der späten Adoleszenz Übergangsfrakturen (Two-plane oder Tri-plane-Frakturen)
  • undislozierte Frakturen in Oberschenkelgips für 4-5 Wochen
  • dislozierte Frakturen und intraartikulären Frakturen mit einer Gelenkstufe > 2 mm operative Versorgung
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
19
Q

Unterschenkelfraktur

A
  • Kinder < 6 Jahren undislozierte Torsionsfraktur des Tibiaschaftes: Toddler-Fraktur (Verdrehen des Unterschenkels bei fixierten Fuß)
  • Risiko für Kompartmentsyndrom!
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
20
Q

Sprunggelenkfrakturen und ligamentäre Verletzungen

A
  • Fugenschluss beginnt medial, d.h. mit dem Alter passieren die meisten Frakturen v.a. lateral
  • Ziel der Versorgung: achsengerechte Stellung ohne Gelenkstufe und Rotationsfehler
  • kein Bandrissen, sondern ligamentäre periosteale, chondrale oder ossäre Avulsionsverletzungen
  • auch bei dislozierten Avulsionsfrakturen konservatives Vorgehen
  • propriozeptives Training bei wiederholten Verletzungen
  • Ottawa Ankle Rule (Schmerzen im Bereich der distalen 6 cm von Fibula oder Tibia, Unmöglichkeit zu laufen direkt nach Trauma oder in der Ambulanz) sind nicht anwendbar
  • posttraumatische Beinlängendifferenzen können zu einer lumbalen Skoliose führen
  • ein traumatisch bedingter führzeitiger partielle Verschluss einer Wachstumsfuge führt zu Valgus- oder Varusdeformitäten mit/oder Ante- bzw. Rekurvation
  • eine Fraktur an der Basis des Os metatarsale V hat einen transversalen Verlauf, während die Apophyse longitudinal verläuft
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
21
Q

Apophyse

A

Apophysen sind Knochenansätze von Sehnen und Bändern. Sie haben ein eigenes Ossifikationszentrum, das im Allgemeinen mit dem Hauptkern der Epiphyse verschmilzt, gelegentlich aber eigenständig bleibt

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
22
Q

Chassaignac Lähmung

A

• nur Kinder 1-4 Lebensjahr
• v.a. durch Unfallmechanismus
der Arm wird am Körper gehalten und wirkt wie gelähmt

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
23
Q

Unterarmschaftfraktur

A
  • i.d.R. OP, weil häufig Fehlstellungen, die bei der konservativen Therapie zu Einschränkungen bei der Drehbewegungen führen
  • ESIN, keine Ruhigstellung erforderlich
  • Materialentfernung nach 6 Monaten
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
24
Q

Fingerfrakturen

A
  • Fehlstellungen können spontan kaum korrigiert werden, daher i.d.R. OP
  • Kirschner-Drähte und danach Unterarmgips mit Fingereinschluss bis zu Materialentfernung
25
Q

Fremdkörperingestion und Verätzungen

A

Laugen:
• Kolliquationsnekrose durch Lauge: Verseifung (Saponifikation) von Triglyzeriden der Zellmembran als Form der alkalischen Hydrolyse führt zur Zelllyse und weiterer Penetration der Lauge ins Gewebe
• Thrombose von Gefäßen durch alkalischen Verletzungen und tiefe Gewebepenetration
• Hervorrufen die Gewebelyse mit resultierender visköser Flüssigkeit

Säuren:
• durch niedrige Viskosität und Schwerkraft sowie Gewebekoagulation und Verhinderung der weiterer Gewebepenetration Passage in den Magen mit Schädigung im präpylorischen Areal
• bei Verätzungen sind Magenspülung, orale Verdünnung, Einnahme von neuralisierender Flüssigkeiten sowie Gabe von Aktivkohle kontraindiziert, um Erbrechen und damit eine mögliche Reexposition der Speiseröhre zu verhindern
• Laugenverätzungen des Ösophagus
sind deutlich gravierender als Verätzungen mit Säure

  • Blickdiagnose: Speicheln, Würgen/Erbrechen, enorale Rötung
  • bei Ingestionsunfall: Rücksprache mit toxikologischem Zentrum bezüglich eingenommener Substanz
  • Knopfzelle (Lithium, Alkali-Mangan, Silberoxid- oder Zink-Luft): Strikturen im Ösophagus bereits innerhalb 2 h, gefährlichste Komplikationen aortoösophageale oder tracheoösophageale Fistel

Magnete:
• wenn eins, keine Entfernung notwendig
• wenn mehrere, Entfernung innerhalb 24h, da Perforation und interinterische Fistel möglich

Scharfe, spitze Objekte
• mit Lage in der Speiseröhre, Magen oder Duodenum –> notfallmässige Entfernung < 2 h
• wenn aborale des Duodenums Bergung nur bei Symptomen, ansonsten Abwarten des spontanen Verlaufs

Münzen
• im Bereich des Ösophagus sofort, ansonsten < 24 h Entfernung
• unmittelbarer vor OP aber wiederholtes Röntgen, da ggf. eine spontane Passage in den Magen bereits erfolgt
• wenn Fremdkörper nicht innerhalb 7 bis 14 h im Stuhl –> wiederholtes Röntgen des Abdomens

Verätzungen
• Endoskopie innerhalb 24-48 h, um die Schwere der Verätzungen zu beurteilen und eine Magensonde einzulegen (nicht blind wegen erhöhter Perforationsgefahr)
• bei Schleimhautläsionen oder Perforationen der Speiseröhre: Magensonde, stationäre Überwachung, Nahrungskarenz, IV-Antibiose, PPI

Komplikationen: Mediastinitis, Ösophagusstrikturen, Perforation im Abdomen/Fistelbildung

  • mittlere Transitzeit verschluckter Fremdkörper 3.6 d
  • mittlere Zeit bis zu einer Perforation 10.4 d
  • stumpfe Objekte mit einem Durchmesser > 25 mm bleiben oft auf Höhe des Pylorus stecken
  • Fremdkörper < 25 mm im Durchmesser sowie > 6 cm Länge verbleiben häufig im duodenalen C

Klinik bei Mediastinitis

  • Fieber
  • Brustschmerzen
  • Dyspnoe
  • Halsschwellung, Hautemphysem
  • Schluckbeschwerden
26
Q

Fremdkörperaspiration

A
  • häufigste Aspirate Karottenstücke und Nüsse
  • oft gleichzeitig Infekt mit obstruierter Nasenatmung als begünstigender Faktor
  • i.d.R. plötzliche Hustenattacke, Erstickungsanfall und Dyspnoe nach vorherigem Wohlbefinden
  • bei einer fraglichen Aspiration ohne Symptome und gutem AZ Auskultation nach Belastung empfohlen –> besteht nach Belastung weiterhin kein Stridor und ein seitengleiches, freies Atemgeräusch, ist ein Aspirationsereignis eher unwahrscheinlich
  • DD pulmonale Obstruktion ohne Aspiration –> 8 Tropfen Sultanol in 2 mL NaCl 0.9% Inhalation und erneute Auskultation nach 20 min
  • chronische Aspiration: Aspirationsereignis < 5 d –> AB i.v. (Cefuroxim), Ampicillin + Sulbactam), dann Extraktion
  • was sich im Speichel auflöst, muss nicht bronchoskopiert werden (Apfel ohne Schale, Teilbröseln)
27
Q

Bisswunden

A

Risikogruppen
• Hoch: Wildtier, Katze, stichförmig, Sehnen- und Gelenkbeteiligung, Hand, Fuß, Schädel, ältere Wunden > 6 h, Vorerkrankungen
• Mittel: Menschen, Affe, lokalisiert, Rumpf, Gesicht
• gering: Hund, Wiederkäuer, Nager, oberflächlich, stammnah

Vorgehen
• Tetanustatus
• Vorstellung des Tieres beim Tierarzt
• immer Abstrich mit Angabe der Tierspezies (atypische Erreger!)
• Sonographie bei V.a. Abszedierung
• Röntgen bei V.a. knöcherne Beteiligung oder Fremdkörper (Zahn)
• Antibiotika mit Ampicillin/Sulbactam für min. 5 d
• Bisswunde ist potenziell infizierte Wunde –> daher offene Wundbehandlung vs kosmetisches Ergebnis Dilemma
• bei niedrigen + mittlerem Risiko als auch hohem Risiko im Gesichtsbereich primäre Wundadaptation anzustreben

• Wunden durch Schlagverletzung gegen die menschlichen Zähnen infizieren sehr häufig

Komplikation
• Hohlhandphlegmone

28
Q

Kindesmisshandlung

A

Identifikation von sentinel injuries bei Kindern sinnvoll:
• Kinder < 2 Jahre
1) Rippenfrakturen –> Spezifität 56% (im Abwesenheit schwerer akzidenteller Verletzungen nahezu pathognomonisch, v.a. durch Kompressionskräfte bei Schütteltrauma)
2) abdominale Traumata –> Spezifität > 20%
3) intrakranielle Blutungen –> Spezifität > 20%

Kinder < 1 Jahr zusätzlich
• Frakturen der langen Röhrenknochen (Ausnahme: distale Unterarmfraktur und Toddler-Fraktur)
• Kalottenfrakturen (außer bei einseitigen linearen Frakturen im Zusammengang mit Sturz im Alter von 7-12 Monate
• Klavikulafraktur (außer beim Neugeborenen)

Weiterhin V.a. Misshandlung:
• Kopf: Impressionsfrakturen, nahtkreuzende Frakturen
• Thorax: dorsale Rippenserienfrakturen, Klavikula medial oder lateral
• Extremitäten: metaphysäre Femurfraktur (Unfallmechanismus: Schütteltrauma; Sonderform: Eckfraktur/Chip-Fraktur; Korbhenkel-Fraktur), diaphysäre Spiralfrakturen (außer Toddler-Fraktur), Manschettenkallus, Unterarmparierverletzungen

bei positiven Sentinel-Injuries –> interdisziplinäre Falldiskussion –> Nachweisdiagnostik (Skelettstatus), Meldung bei der Kinderschutzgruppe + stationäre Aufnahme
• Bildgebung: Schädel a.p. und lateral, WS ap. mit Sternum und lateral, Thorax ap, Extremitäten ap mit Schultern, Händen, LWS, Becken, Fuße
• Babygramm: Thorax und Abdomen auf einem Bild ist wegen Strahlenexposition auf den Bauch obsolet!

Klinik eines Schütteltrauma, Gewalt gegen Kopf:
• neurologische Symptome
• Sopor, Koma, Bradykardie, rezidivierendes Erbrechen
• Initial CT + Scout –> Notfallmaßnahmen –> dann MRT
• fehlende Neurologie < 12 Monate: Sonographie

29
Q

Schmerztherapie bei Kindern

A
  • Schmerzen bei Kindern:
    1) Weinen
    2) Gesichtsausdruck
    3) Rumpfhaltung
    4) Beinhaltung
    5) motorische Unruhe
  • Analgosedierung bei ASA I-II auch ambulant möglich:
    • 1:1-Lachgas-Sauerstoff-Gemisch mit Inhalation über Demandventil, kein Nüchternheit benötigt
    • conscious sedation: Esketamin 1-2 mg/kgKG + Midazolam 0.3 mg/kgKG über nasalen Zerstäuber; Nüchternsein erforderlich
    • Fentanyl 50µg/mL intranasal 1.5 µg/kgKG bei starken Schmerzen und fehlendem i.v.-Zugang in Notfallsituation

Dosierung:
ab Geburt
• Paracetamol: 30 mg/kgKG (max. 90 mg/kgKG/d, absolut 4 g/d)
ab 3 Monate
• Ibuprofen: 10 mg/kgKG alle 8 h; max. 40 mg/kgKG/d (absolut 2.4 g)
• Metamizol: 10 mg/kgKG alle 6 h; max. 100 mg/kgKG/d (absolut 5 g/d), 1 Tropfen = 25 mg
ab 12 Monate
• Diclofenac: 2 mg/kgKG alle 12 h (max. 2 mg/kgKG/d, absolut 150 mg)

Opioide:
• Morphin (i.v., Retardgranulat, Tropfen): 0.1 mg/kgKG; i.v. unter Monitoring; Titration am Effekt
• Piritramid: nur i.v.

30
Q

Akutes Skrotum bei Kindern

A

• in 25% Ursache ist Hodentorsion

Hodentorsion:
• Klassifikation: extravaginal (Neugeborene, perinatale Hodentorsion; kann subakut Auftreten, ggf. keine komplette Strangulation der Gefäße, vermehrte Beweglichkeit des Hodens im Skrotum), intravaginal (Adoleszenten, Bell-Clapper-Anomalie, Hodenhochstand, Pendelhoden)
- 2/3 nach medial
- Bell-Clapper-Anomalie: nicht-stattgefundene posteriore Anheftung des Gubernaculum testis an den Hoden und Nebenhoden
- Diagnostik: Kremaster-Reflex, Prehn-Zeichen, “blue dot sign”
- Hydatidentorsion: Appendix testis als Überbleibsel des Müller-Ganges, Appendix epididymidis als Überbleibsel des Wolff-Ganges
- Therapie: Detorquierung plus Orchidopexie bds.

Nierenembryologie
• Pronephros
• Mesonephros: Urnierenkanälchen = Ductuli seminiferi; Urinierengang = Wolff-Gang (Nebenhoden, Ductus deferens, Glandula vesiculosa, Ureterknospe)
• Metanephros: nephrogenes Blastem

Hodenembryologie:

  • Hodenanlagen ensteht unter dem Zölomepithel
  • Einwanderung der Urkeimzellen in die Hodenanlage
  • Deszensus testis:
  • abdominelle Phase (2 bis 7 Monat)
  • inguinale Phase (7 Monat)
  • extraabdominale Phase bis zur Geburt
  • Deszensus entlang des Gubernaculums testicularis (wenn falsche Insertion nach Fehllage des Hodens)
  • Ausilbund des Processus vaginalis und Obliteration bis zur Geburt
  • bei Neugeborenen ist das Epiorchium (Tunica vaginalis testis parietalis) noch nicht mit umliegenden Gewebe verwachsen –> extravaginale TOrsion)

Hodenhüllen

  • Peritoneum viscerale und parietale: Tunica vaginalis testis externa und interna (Peri- und Epiorchium)
  • Transversalisfaszie: Faszia spermatica externa
  • M. obliquus internus und Faszie: M. cremaster
  • Faszie des M. obliquus externus: Faszia spermatica externa
  • Haut: Tunica dartos
31
Q

Akutes Abdomen bei Kindern

A
Häufigste Ursachen für intestinale Obstruktion bei Neugeborenen: 
•	nekrotisierende Enterokolitis 
•	Mekoniumileus 
•	Darmduplikatur
•	Morbus Hirschsprung 
•	intestinale Atresie 
Häufigste Ursachen für intestinale Obstruktion bei Säuglingen 
•	Malrotation mit Ladd-Band 
•	Malrotation mit Volvulus 
•	Darminvagination 
•	Darmduplikatur 
•	Morbus Hirschsprung 

Zeichen für notwendige operative Versorgung:

  • keine Darmgeräusche
  • galliges Erbrechen
  • blutiges Diarrhö
  • Fieber (mit Beginn nach abdominellem Schmerzbeginn)
  • Abwehrspannung (willkürlich) & Rigidität (unwillkürlich)
  • Loslassschmerz: spezifischste Zeichen für Appendizitis

Zeichen für Appendizitis bei Kindern: positive likelihood ratio 4 bei 6/10 Punkten

  • 2 = Schmerzen im rechten Unterbauch durch Husten, Perkussion
  • 2= Schmerzen im rechten Iliakalgrube
  • 1 = Nahrungsverweigerung
  • Fieber
  • Übelkeit, Erbrechen
  • Leukozytose
  • Neutrophilie
  • Typische Migration des Schmerzen von umbilikal
32
Q

Wunden bei Kindern

A
  • Schnittverletzungen müssen immer auf Fremdkörper exploriert werden
  • Fadenentfernung im Gesicht nach 5 d, um die Fremdkörperreaktion durch Fäden zu vermeiden
  • monophiles Faden, da geringere Fremdkörperreaktion
  • Fadenstärke im Gesicht 4.0-6.0
  • am Lippenrot oder Augenlid resorbierbares Material
  • am Gesicht verzögerter Primärverschluss bis zu 48 h möglich
  • verzögerter Primärverschluss möglich zum Zwecke der Vergewisserung, dass es keine primäre Wundinfektion besteht (tritt normalerweise 24-48 h nach Unfall)
  • Steristrips bei spontaner Wundrandadaptation
  • Dermabond bei nicht-blutender Wunde ohne signifikante Spannung der Wundränder
  • Naht: Einzelknopfnaht zu bevorzugen, da bessere Wundsekretion
  • bei tangentialen Wunden mit Gewebedefekt sekundäre Wundheilung mit alloplastischem Material, ggf. unter VAC-Therapie
  • Subkutannaht durch resorbierbares Nahtmaterial wie Vicryl, Hautnaht mit nicht-resorbierbarem Nahtmaterial wie Prolene
  • AB-Therapie bei tiefen verschmutzen Wunden mit Cephalosphorinen 2G
33
Q

ERAS-Konzept bei Kindern (enhanced recovery after surgery)

A
  1. Präoperativ – Aufklärung: Was passiert?
    – Aufnahme am OP-Tag
    – Nüchternheit (2 h für flüssige Kost, 1 h für klare Flüssigkeiten)
    – Antibiotikaprophylaxe nach Standard
    – Keine routinemäßige Darmvorbereitung
    2a. Intraoperativ Anästhesie – Normothermie
    – Regionalanästhesie, wenn sinnvoll
    – Normovolämie: Flüssigkeitsüberladung vermeiden
    – Perioperativ opioidsparende Anästhesie
    2b. Intraoperativ Chirurgie – Laparoskopie/Thorakoskopie
    – Keine Drainagen
    – Keine Magensonden
  2. Postoperativ – Hydratation
    – Schmerztherapie: aktiv, multimodal, präventiv
    – Früher Kostaufbau und Mobilisation
    – Standardisierte Entlasskriterien
34
Q

Appendizitis bei Kindern

A
  • DD: infektiöse Gastroenteritis (meist erst Übelkeit, dann Schmerzen), Lymphadenitis mesenterialis (viraler Infekt der Atemwege oder GIT), inkarzerierte Leistenhernie, akutes Skrotum, Ovarialtorsion, Koprostase (Beschwerden aus völligem Wohlbefinden nach Nahrungsaufnahme, krampfartig, im linken Mittel- und Unterbauch, palpable Stuhlwarze
  • Diagnostik: nicht-komprimierbare tubuläre Struktur, > 6 mm Durchmesser, echoreiche Umgebungsreaktion, Appendikolith mit dem Schallschatten, frei intraabdominelle Flüssigkeit
  • Therapie: vorzugsweise SILS “single incision laparoscopic surgery” unter einmaliger AB-Prophylaxe
  • primär antibiotische Therapie mit Rezidivrate 5-15%
  • komplizierte Appendizitis ohne Abszess: Antibiotika bis zur Normalisierung der Leukozytenzahl, Fieberfreiheit, AZ-Besserung
  • perforierte Appendizitis mi Abszess: entzündliches Konglomerat mit Abszessformation mit ausgeprägter Leukozytose und CRP-Erhöhung = perforierte Appendizitis – Breitbandantibiotikum, Volumen, Analgesie, Drainage; elektive Appendektomie nach 6-8 Wochen
  • Durchfall ist ein Zeichen der perforierten Appendizitis (Peritonitis)
  • bei retrozökaler Lage P.m. der Schmerzen häufig weiter kranial am Übergang Mittel-/Unterbauch; zieht die Appendix Richtung Ureter/Blase, treten suprapubische Schmerzen und Miktionsbeschwerden mit abakterieller Leukozyturie.
  • Temperaturdifferenz axillär vs. rektal hat keinen diagnostischen Stellenwert
  • DRU ist aufgrund fehlender diagnostischer Relevanz obsolet
  • Appendizitis ist keine alleinige klinische Diagnostik: Appendizitis bei negativen laborchemischen Entzündungswerte ist eine Rarität
  • Appendizitis ist kein Notfall; eine Appendektomie, die innerhalb der ersten 24 h nach Aufnahme durchgeführt wird, geht nicht mit einer erhöhter Perforationsrate oder anderen negativen Effekten einher.
  • in den USA Entlassung am OP-Tag in 50%
  • postoperative Komplikationen: Wundinfektion, intraabdomineller Abszess, Bridenileus
35
Q

Darmduplikatur

A
  • am häufigsten Magen und Dünndarm
  • zystisch oder tubulär
  • mesenteriale Darmseite, gemeinsame Blutversorgung
  • gelegentlich Verbindung zum gesunden Darm
  • Klinik: v.a. Zeichen einer Obstruktion (Subileus), Perforation & Blutung bei ektopem Magenschleimhaut- oder Pankreasgewebe
  • Enukleation einer zystischen Duplikatur ist wegen der gemeinsamen Blutversorgung mit dem Darm selten möglich. Hier erfolgt in der Regel eine Dünndarmsegmentresektion mit End-zu-End-Anastomose
  • am häufigsten in distalem Ileum
  • gemeinsame Inzidenz bei Neugeborenen 1:5.000
36
Q

Blut im Stuhl bei Kindern

A
  • häufigste Ursachen bei Neugeborenen:
  • Meläna spuria
  • Vitamin-K-Mangel
  • nekrotisierende Enterokolitis
  • Analfissur: häufig bei Nahrungsumstellungen
  • häufigste Ursachen bei Säuglingen oder Kleinkindern:
  • Invagination
  • Analfissur: bei Obstipation
  • Meckel-Divertikel
  • Volvulus
  • Dünndarmduplikatur
  • Kuhmilchproteinintoleranz: periorale Schwellung, Durchfälle, blutig-schleimige Stühle, Motilitätsstörungen mi Erbrechen, schwere Koliken, hartnäckige Obstipation mit perianalen Läsionen, Gedeihstörungen, atopisches Ekzem

häufigste Ursache bei Schulkindern:

  • Polypen
  • CED
  • Invagination
  • Purpura Schönlein-Henoch
  • CED
  • Polypen: Prävalenz 1-2% aller Kinder

Therapie:

  • normales Blutvolumen bei Kindern. 75 ml/kgKG
  • 10 ml/kgKG erhöhten den Hkt um 10%
37
Q

Polypen bei Kindern

A
  • häufigste Manifestation: Invagination (Polyp als “leading point”) oder Anämie (okkulte Blutung)
  • 2/3 in Anorektum
  • die meisten Polypen sind Hamartome (80%), lymphoide Polypen (15%), adenomatöse Polypen (3%)
  • mehr als 5 Polypen bzw. positive FA, Pigmentflecken an den Lippen lassen an FAP oder Peutz-Jeghers-Syndrom denken
38
Q

Anorektale Fehlbildungen

A

• Ein normaler Anus ist definiert durch eine normale Größe (Neugeborene: Hegar 12), eine vollständige (360°) Umgebung von Sphinktermuskulatur und ausreichend Perineum

Klassifikation:

  • ARM mit Fistelbildung: je höher die Fistel, desto schlechter ausgebildeter Sphinkterapparat
  • bei Jungen: rektoperineale, rektourethrale (prostatischer oder bulbärer Teil), rektovesikale Fistel, Blasenhalsfistel
  • bei Mädchen: ARM mit rektoperinealer, rektovestibulärer (häufigste Form), rektovaginaler Fistel, Kloakenfehlbildung (Kontinenzprognose ist proportortional zur Länge des “common channel”; Ausschluss Hydrokolpos notwendig, da Kompression des Blaenhalses mit Harnstau)
  • ARM ohne Fistel: Rektum endet blind im Bereich der bulbären Harnröhre, ca. 2 cm oberhalb des Perineums, v.a. bei Patienten mit Down-Syndrom, meist gut ausgebildeter Sphinkterapparat
  • Rektumatresie: ca. 1 cm oberhalb des Sphinkters trichterförmiger Anus (“funnel anus”) mit Atresie oder Stenose ca. 1 cm oberhalb des Perineums ; Prognose insg. gut, Anus inst in der Mitte des Sphinkters positioniert; assoziiert mit Currarino-Syndrom (–> Ausschluss des präsakralen Tumor mittels Sonographie oder MRT notwendig)

Assoziierte Pathologien:

  • kaudales Regressionssyndrom
  • VACTERL-Assoziation (mind. 3 Organsysteme)
  • OEIS-Syndrom = Kloakenekstrophie: Omphalozele-Ekstrophie-Imperforate-Anus-Spina bifida

abhängig vor der Klassifikation Abschätzung der assoziierten Fehlbildungen, operativer Strategie und Kontinenzprognose

Assoziierte Fehlbildungen
• bei 50% urogenitale Fehlbildungen: Harnabflussstörungen, neurogene Blasenentleerungsstörung, Einzelniere, Hypospadie, Ureterozelen, VUR, Megaureter, Nierendoppelanlagen, Nierendysplasie, Uterus didelphys, vaginales Septum, Vagina duplex
• häufig vertebrale Fehlbildungen: Sakrumagenesie, Hemisakrum, präsakrale Tumoren
• Myelon-Fehlbildungen: Tethered Cord, Spina bifida

*** Für die Kontinenzprognose v.a. Myelon- und Sakrumfehlbildungen wichtig!!!

  • VACTERL-Assoziation: mind. 3 Fehlbildungen
  • Analatresie assoziiert mit Down-Syndrom
  • Currarino-Syndrom:
    • Hemisakrum: partielle Agenesie des Steißbeins
    • präsakraler Tumor
    • anorektale Malformation

Diagnostik
• anogenitale Untersuchung: rektoperianale Fisteln (Mekoniumabgang ca. 16-24 h postnatal bei ausreichendem abdominellem Druck), bucket handle malformation (Korbhenkelmalformation über dem regelrechten Analgrübchen bei “tiefen” Fisteln), Analmembran, “flat bottom” (flaches Perineum ohne Gesäßfalte und Analgrübchen als Hinweis auf hohe Fistel)
• Urinuntersuchung auf Mekonium (bei rektovesikalen und rektourethralen Fisteln)
• Ausschluss weiterer Fehlbildungen mittels Sonographie (Herz, urogenital, Myelon), Röntgen (Os sacrum sofort nach der Geburt, da durch Darmluft noch nicht überlagert)
• wenn Fehlbildung unklar –> Seitenaufnahme des Beckens und Os sacrums in der Bauchlage mit erhobenem Becken mit Markierung des Perineums/Analgrube: distale Luftsäule im Rektum > 1 cm vs < 1 cm vom Perineum entfernt
• bei Kloakenmalformation: Frage nach Hydrokolpos, ggf. Dekompression
• nach primärer Deszendostomie: Hochdruckkolostogramm zur Anatomiekenntnis

Therapie
Durchzugsoperation (PSARP, posteriore sagittale anorektale Plastik)
- posteriorer sagittaler Zugang über Mittellinie
- Anschlingen des Sphinkterapparats
- Darstellung und Mobilisierung des Rektums (ggf. transabdominal laparoskopisch assistiert), Abpräparation von der Urethra & Blase
- Verlagerung des Rektums durch die Analöffnung
- postoperative Bougierung mit Hagar-Stiften (kontrovers diskutiert)
- Frühkomplikationen: Dehiszenz, Harnabflussstörung, Strikturen des Neoanus
- Langzeitfolgen: Stuhlinkontinenz (vs. soziale Kontinenz), Verstopfungen, analer Schleimhautprolaps, Magasigmoid bei chronischer Obstipation, Analstenose, gestörte Sexualfunktion (gestörte Ejakulation, wiederkehrende Nebenhodenentzündungen, Veränderungen oder Engstellen der Samenbläschen oder der Samenleiter oder Harnröhrendivertikel als Überbleibsel der Enddarmverbindung), neurogene Blasenentleerungsstörungen, rezidivierende Harnwegsinfektionen
- bei “hohen” Fisteln ist die Inkontinenzrate höher: hohe Fistel > 75%, tiefe Fistel 50%
- bei “tiefen” Fisteln ist die Obstipationsrate höher

Primäre Kolostomie

  • Split- vs. Loop-Kolostoma: weniger Stomaprolapse nach Split-Stoma!
  • Deszendostomie am retroperitonealen Austritt des Colon descendens –> Vorteil: kein Anus-praeter-Prolaps, aboraler Schenkel für spätere Durchzugoperation möglich; Hochdruckkolostogramm möglich
  • komplementäre Nachteile bei Transversostoma

Jungen:
• rektoperineale Fisteln (Inspektion) –> primäre PSRAP
• rektourethrale Fistel (Mekoniumurin, “flat bottom”): dreistufiges Vorgehen mit Kolostomie –> PSRAP –> Stomarückverlagerung
• nach Röntgen in Seitenlage –> primäre PSRAP bei Abstand Rektum bis Perineum < 1 cm & dreistufiges Vorgehen bei Abstand Rektum bis Perineum > 1 cm (weil ohne Anatomiewissen primäre Operation komplikationsreich; ohne Stuhlableitung über Kolostoma hohes Risiko für Infektion & Dehiszenz mit nachfolgender Kontinenzgefährdung)
• Bei isolierter analer Atresie: Cut-back- oder Heineke-Mikulitcz-Operation (zur Anuserweiterung muss er 360° vom Sphinkter umgeben werden)
• bei hohen prostatischen Fisteln oder Blasenfisteln, bei denen der tiefste Punkt des Rektums oberhalb des Os coccygis liegen kann wird die Rekonstruktion über einen transabdominale Zugang begonnen

*** bei primärer OP ohne Anatomiewissen Gefahr der Nicht-Auffindung des Rektums und Verletzung der posterioren Urethra, Bläschendrüse, Vas deferens bei der Rektumsuche

Mädchen
• rektovestibulär: dreistufiges Vorgehen
• bei Kloakenformation: ggf. Harnableitung zur Vorbeugung der Sepsisgefahr

Therapie der Stuhlinkontinenz

  • Analtampons
  • Kontinente Spülstoma (ACE, MACE; Malone-Stoma)
  • Anus praeter
  • Überlaufinkontinenz bei Obstipation oder nicht intakter Sphinkterapparat
  • nur Sakralnervenstimulation erfolgsversprechend
  • Unterstützende Verfahren: Bowel Management Programm mit kontrollierten Darmspülungen des gesamten Kolons durch Bestimmung des Spülvolumens mittels Hydrosonographie (Pat. ist anschließend für 24 h frei von unwillkürlichem Stuhlverlust), Verhaltens- und Rhythmustraining, Ernährungsmodifikation, Analhygiene, Beckenbodentraining und psychosoziale Unterstützung
39
Q

Kaudales Regressionssyndrom

A
  • Klinik: neurogene Blaseninkontinenz, ARM, sensomotorische Parese, sakrale Agenesie (schmale Hüfte, hypoplastische Glutealmuskel, oberflächliche Glutealfalte), Fußdeformitäten, hypoplastische untere Extremitäten
  • Radiologie: lumbosakrale Wirbelkörperdysgenesie i.d.R. unterhalb L1, stumpfer Conus medullaris mit Ende häufig deutlich überhalb L1-L2, Spinalkanalstenose
  • Prognose: v.a. durch neuromuskuläre und urogenitale Störung bestimmt
40
Q

Morbus Hirschsprung

A
  • gestörte Einwanderung der Nervenzellen in den Plexus submucosus (Meißner) und myentericus (Auerbach) –> erhöhte Aktivität des extrinsischen ENS (v.a. Parasympathikus), erhöhter Ruhetonus & fehlende Peristaltik
  • 70% isoliert, 30% syndromal oder zu anderen Fehlbildungen assoziiert (Down, Waardenburg)
  • Inzidenz: 1: 5.000 Lebendgeburten
  • Ausdehnung: Rektosigmoid 85%, linkes Hemikolon 10%, gesamtes Kolon 5% (Zülzer-Wilson-Syndrom)
  • Präsentation:
    * in 90% bei Neugeborenen: verspäteter Mekoniumabgang > 24 h, Mekoniumileus
    * 2. Peak nach Abstillen: chr. Obstipation, Überlaufenkopresis, Enterokolitis, toxisches Megakolon, explosionsartige Stuhlentleerung bei DRU, Gedeihstörung
  • Reg Flags für einen “late onset” M. Hirschsprung bei Kindern mir chr. Obstipation: Mekoniumabgang > 48 h, Gedeihstörungen, Fieber & Erbrechen, distendiertes Abdomen, Abhängigkeit von rektalen Irrigationen ohne signifikante Enkopresis
  • Goldstandard der Diagnostik: 1) Saugbiopsie mit Stufenbiopsie in mehreren Etagen bzw. Streifenbiopsie bei Säuglingen; 2) transmurale Vollwandbiopsie bei älteren Kindern–> Trias aus
    * fehlende Ganglienzellen in Plexus myentericus und Plexus submucosus
    * negative Calretinin-Färbung der Mukosa
    * hypertrophierte Nervenfaser des autonomen Nervensystems in der Mukosa & Submukosa
    * erhöhte ACh-Esterase-Aktivität
  • andere Diagnostik
    * KM-Einlauf: enger distaler Segment, trichterförmiger Segment der Übergangszone (partielle Agangliose), prästenotische Dilatation (gesundes Segment), höhere Sensitivität bei gefüllten Darm
    * anorektale Manometrie: erhöhter Sphinkterdruck (= Sphinkterachalasie); fehlende reflektorische Relaxation der M. sphincter ani internus bei Dehnung
    * ggf. molekulargenetische Diagnostik des RET-Protoonkogens bei ausgeprägter Agangliose (hier MEN2-Syndrom häufig)
  • bis zur Operation: rektale Irrigation (Blasenkatheter, Spülung NaCl 0.9% 15 ml/kgKG 3x täglich, aktive oder passive Evakuation der Spülflüssigkeit, digitale rektale Sphinkterdehnung): muss von den Eltern von der OP beherrscht werden, da häufige postoperative Komplikation
  • CAVE: Diarrhö bei Hirschsprung bis zum Beweis des Gegenteils Hirschsprung-assoziierte Enterokolitis
  • Therapie: primäre Resektion vs Enterostoma
    • extraanale Vollwandresektion nach Swenson
    • perianale End-zu-Seit-Anastomose nach Duhamel
    • tiefe anteriore Resektion nach Rehbein
    • endorektale Durchzugsoperation nach Soave mit muskulärer Rektummanschette
    • transanale endorektale Durchzugsoperation nach De la Torre mit muskulärer Rektummanschette
  • Komplikationen
    * Frühkomplikationen: Wundinfektion, frühe anorektale Stenose (8%, Dilatation mit Hegar-Stiften durch die Eltern), Anastomoseninsuffizienz
    * Spätkomplikationen: Inkontinenz (8%, paradoxe Diarrhö vs Sphinkterinsuffizienz), fortbestehende Obstipation (bis 20%; durch verbliebenes aganglionäres Segment ca. 1 cm proximal der Linea dentata), Anastomosenstriktur, akute Enterokolitis
    * Therapie der Inkontinenz: Irrigationen, Malone-Stoma
  • DD: Volvulus, GIT-Atresie, Mekoniumpfropfsyndrom
41
Q

Obstipation

A

• in 95% funktionell
• Normale Stuhlfrequenz:
Säuglinge: zwischen 1-8 x/d und 1x aller 8 d
ab 3. Lebensmonat: zwischen 3x/d und 1x alle 2 d
• Zeichen einer Verstopfung: Schmerzen beim Stuhlgang, starkes Pressen beim Stuhlgang, Rückhaltemanöver, Enkopresis, Stühle von sehr harter Konsistenz oder großem Kaliber, Stuhlmassen im Rektum
• idiopathische Obstipation: > 1 Monat Symptome der Obstipation
• Diagnostik: Warnzeichen von Morbus Hirschsprung; Koprostase im Kolonkontrasteinlauf, DRU nur bei Säuglingen oder Kindern mit Warnzeichen für M. Hirschsprung (bei allen anderen Kindern keine DRU, um sie nicht zu traumatisieren)
• Anamnese
Säuglingsperiode: Zeitpunkt des Mekoniumabgangs (normal < 24 h), Stuhlverhalten während des Stillens, nach Zufütterung nach dem dem Abstillen
Vermeidungsverhalten
Steifmachen der Beine und Zusammenkneifen der Gesäßmuskulatur & Verstecken in der Situation
Bristol-Stuhlformen-Skala, Stuhlfrequenz, Stuhlkaliber
Explosive Stuhlentleerung
Stuhlschmieren
Einkoten großer Stuhlmengen
Ernährungsanamnese: Beginn der Problematik nach Initiierung bestimmter Nahrungsmittel (Kuhmilch)
bisherige Entwicklung: Somatogramm, (perzentilenflüchtiges Verhalten), Anhalt für neurologische Erkrankungen, abdominelle Voroperationen, chronische Erkrankungen, Allergien
andere Symptome: Bauchschmerzen, Enuresis, HWI, Entwicklungsretardierung
• Dauer der Obstipationsanamnese entspricht der Zeit, die das Kolon für eine Retonisierung nach Dilatation benötigt
• Therapie: Desimpaktion (ggf. in Narkose), Ernährungsumstellung, Flüssigkeitsmenge, körperliche Aktivität 60 min/d, Toilettentraining (3-4x/d für 15 min entspannt sitzen, Ablenkung mit Buch und positive Verstärkung), bei Säuglingen osmotische Laxanzien (Macrogol), bei älteren Kindern stimulierende Laxanzien (Sennesblätterextrakt)

42
Q

Ösophagusatresie

A
  • 90% tracheobronchiale Fistel
  • Fehlentwicklung des Septum ösophagotracheale in der 4.-5. Embryonalwoche
  • Assoziationen: in 25% VACTERL-Assoziation in 25 % (mind. 3 Symptome: vertebral, anorectal, cardiovascular, tracheo-esophageal, renal, limb), CHARGE (coloboma, heart, atresia choanae, retardation, genital, ear)
  • Inzidenz: 1:3000, 1/3 Frühgeborene
  • Klinik: Polyhydramnion, Schluckunfähigkeit, schaumiger Speichelfluss aus Mund und Nase, Regurgitation der Nahrung, Husten- und Erstrickungsanfälle während des Trinkens, Unruhe (ständiger Hunger), Gewichtsverlust
  • Diagnose: Sondierung der Speiseröhre (federnder Stopp), Röntgen-Babygramm (Thorax/Abdomen im Hängen) mit Darstellung des oberen Blindsacks durch Insufflation von 1-2 mL Luft (KM nicht erlaubt wegen Aspirationsgefahr), “Gapogram” (bei Typ I/II nach Vogt zur Beurteilung der Distanz zwischen proximalen und distalen Ösophagusstumpf –> Gasinsufflation ins proximale Lumen, KM via Gastrostomie ins distale Lumen)
  • Vogt
    • Typ I: weitgehend fehlender Ösophagus (sehr selten)
    • Typ II: Atresie ohne Fistel (8%)
    • Typ IIIa: obere Fistel
    • Typ IIIb: untere Fistel (87%)
    • Typ IIIc: obere und untere Fistel (3%)
    • H-Fistel: einfache distale Fistel zw. Ösophagus und Trachea
  • Therapie:
    • Halbsitzende oder seitliche Lagerung
    • Dauer-Absaugsonde im oberen Blindsack
    • frühzeitige OP, wenn primäre Anastomose möglich –> Fistelverschluss und End-zu-End-Anastomose (Fistel v.a. auf Höhe der V. azygos)
    • wenn primäre End-zu-End-Anastomose nicht möglich –> Gastrostomie und ggf. Ösophagostomie, Ösophagus-verlängernde Techniken (z.B. Foker –> oberer und unterer Blindsack werden via Thorakoskopie an die Thoraxwand mittels Nähten fixiert und im Laufe von mehreren Wochen durch Adaptation der außen liegenden Nähte gezogen)
  • Komplikationen: Aspirationspneumonie und peptische Läsionen
43
Q

Pylorusstenose

A
  • Pathogenese: Hypertrophie, Fibrosierung der Ringmuskulatur, weniger der Längsmuskulatur und der pylorusnahen Antrummuskulatur
  • Klinik: schwallartiges Erbrechen, 3 Wochen postnatal, verminderte AF (Kompensation der metabolischen Alkalose), zunehmende Eintrübung –> Coma pyloricum
  • Labor: metabolische hypochlorämische Alkalose, Hypokaliämie, Hyponatriämie
  • Sonographie: verdickter Pylorusmuskel (> 3 mm), verlängerter Pyloruskanal (> 14 mm), stark vorspringende Angulusfalte des Antrums (“antral nipple sign”), “cervix sign”, “Schnabelzeichen”, frustrane Magenperistaltik
  • DD: Gastroenteritis, erhöhter Hirndruck, Roviralta-Syndrom (Pylorusstenose mit Hiatushernie und dadurch Refluxösophagitis –> spontane Reposition der Hiatushernie nach Pylorotomie), hohe Duodenalstenose, AGS mit Salzverlustsyndrom, Pankreas anulare, habituelles Erbrechen (kein Gewichtsverlust, Zufütterung großer Mengen); GERD (Hiatushernie, schlaffer Ösophagustonus in den ersten Lebenswochen durch flachen His-Winkel)
  • Therapie: Korrektur des Wasser-/Säure-Basen-Haushaltes, präoperativ nasogastrale Ablaufsonde, laparoskopische Pyloromyotomie nach Weber-Ramstedt (submuköse Längsspaltung)
44
Q

Invagination

A
  • häufigste Ursache des Ileus bei Kindern
  • Einstülpung eines Darmabschnitts in das Lumen des sich nach distal anschließenden Darmabschnitts
  • meist Leitgebilde: Meckel-Divertikel, ileale Darmduplikatur, ileales Rhabdomyosarkom, Polypen, Tumoren, virale Lymphknotenverdickungen im Bereich des Ileozökalpols, Darmödem bei Purpura Schönlein-Henoch
  • häufigste Manifestationsort: ileozökal
  • Abschnüren der entsprechenden Mesenterialgefäße –> ischämische Darmnekrosen, Ödem und Stauungsblutungen
  • v.a. Kinder zw. 3. und 12. Lebensmonat (nicht Neugeborene!)
  • plötzlich einsetzende kolikartige Bauchschmerzen mit wellenartiger Schmerzcharakteristik, die im Schmerzgipfel bis zur Schocksymptomatik führen können
  • galliges Erbrechen in den ersten Stunden
  • palpable walzenförmige Resistenz
  • Ileussymptomatik
  • auskultatorisch: zunächst klingende Darmgeräusche, später Paralyse
  • Spätsymptom: himbeergeleeartiges Sekret bei der rektalen Untersuchung, im Extremfall palpable Spitze des Invaginatkopfes

Diagnostik und DD

  • Sonographisch: Target-Zeichen im Querscan, Pseudokidney-Zeichen im Längsscan, ggf. freie Flüssigkeit, Pendelperistaltik
  • Röntgen mit Kolon-Gastrografin-Einlauf: KM-Abbruch, unregelmässige Luftverteilung
  • DD der Invagination: Ileus anderer Genese, Gastroenteritis, Appendizitis

Therapie

  • konservativ: Einlauf körperwarmer Ringer-Lösung unter Ultraschallkontrolle in 85% erfolgreich
  • bei persistierender Symptomatik > 24 h, bei ausbleibendem Therapierfolg, Peritonitiszeichen, massivem Blutabgang, Rezidivinvaginationen –> operative Desinvagination über Wechselschnitt: Hutchinson-Handgriff (manuelles Herausdrücken des Invaginats aus distalem Darmabschnitt), Leitgebilde entfernt, nekrotische Darmareale reseziert, ggf. Ileoaszendopexie
45
Q

Grundlagen des Darmultraschalls

A
  • Dicke der Darmwand (zw. zwei hyperechogenen Schichten 1 und 5)
  • Darmwandschichten:
    1. Schicht –> hyperechogen (Trennschicht zw. Lumen und Mukosa)
    2. Schicht –> hypoechogen (Mukosa + Submukosa)
    3. Schicht –> hyperechogen (Trennschicht zw. Submukosa und Muskularis)
    4. Schicht –> hypoechogen (Muskularis)
    5. Schicht –> hyperechogen (Trennschicht zw. Muskularis und Serosa)
  • Darstellung der AMS (Fluss 80-220 cm/s, RI 0.8-0,89), AMI
  • Darstellung des Dünndarms: sichtbare Peristaltik, meistens hypoechogen, Valvula conniventes (= Kerckring-Falten), Jejunum meist links oben, Ileum rechts unten
  • Darstellung des Dickdarms: Iliakalgefäße sind Leitstruktur für Ileozökalpol, keine sichtbare Peristaltik, hyperechogen durch Luftreflexe
  • Fat wrapping oder Fat creep spezifisch für Morbus Crohn
46
Q

DD akutes Abdomen bei Kindern

A

Neugeborene:

  • Angeborene Fehlbildung: Atresie, Stenose, Malrotation, Duplikatur
  • Nekrotisierende Enterokolitis
  • Mekoniumileus
  • Volvulus
  • Morbus Hirschsprung
  • Inkarzerierte Hernie

Säuglinge und Kleinkinder

  • Hypertrophe Pylorusstenose
  • Invagination
  • Meckel-Divertikulitis
  • Gastroenteritis
  • Raumforderung

Schulkinder und Jugendliche

  • Appendizitis
  • Entzündliche Darmerkrankung
  • Mesenteriale Lymphadenitis
  • Pankreatitis
  • Ovarialtorsion, Hodentorsion
  • Trauma
47
Q

Maldescensus testis

A
  • bei Neugeborenen in 80-90% offen
  • 12 Monate: 30% offen (Jungen > Mädchen)
  • Eintrittspforte für Leistenhernie, Kryptorchismus
  • persistierende Verbindung der Bauchhöhle zum Skrotum)
  • RF: chronische Obstipation durch Aszites, Tumoren (selten bei Kindern)
  • Maldescensus testis = Oberbegriff für alle Lageanomalien des Hodens
  • Unterformen:
    • Kryptorchismus: Hoden ist weder sicht- noch tastbar
      Retentio testis inguinalis: Hoden im Leistenkanal
    • Gleithoden: Hoden lässt sich aus dem Leistenkanal in das Skrotum platzieren, weicht nach Loslassen wieder in den Leistenkanal
    • Pendelhoden: Hoden pendelt zw. Leistenkanal und Skrotum
    • Hodenektopie: Hode hat einen abnormalen Abstiegsweg benutzt und liegt an atypischer Stelle
  • Hoden sollte bis Ende des 1. Lebensjahres im Skrotum liegen
  • 2% der Jungen haben nach dem 1. Jahr einen Maldeszensus
  • Therapie: Gonadorelin-Nasentropfen 1.2 mg/d für 28 d und HCG 500-2.000 IE/Wo für 5 Wochen –> wenn erfolglos Orchidopexie (kein Beweis der verbesserter Fertilität oder Risikominderung für Entartung)
  • Komplikation: ektope Hoden bleiben unterentwickelt –> Hormon- und Fertilitätsstörungen, erhöhte Inzidenz von Hodentumoren
48
Q

Hydrocele testis

A
  • prall-elastischer schmerzloser Hodentumor

- Ätiologie: bei Kindern meist Folge einer offenen Processus vaginalis, Orchitis, Epididymitis, Hodentumor

49
Q

Phimose

A
  • Phimose = Missverhältnis zw. Größe der Glans penis und dehnbarer Weite der Vorhautöffnung
  • Vorhaut kann nicht über Glans zurückgezogen werden oder es entsteht beim Zurückstreifen ein anämischer Schnürring
  • Prävalenz: 24 Monate 20%, 36 Monate 10 %
  • Indikation für Zirkumzision: Entzündungen, Schmerzen, Miktionsstörungen, Behinderung der Hygiene, religiöse und kosmetische Gründe
  • Indikation für Zirkumzision großzügig zu stellen (nicht aber im 4.-5. Lebensjahr: Kastrationsängste in der phallischen Phase)
50
Q

Mekoniumileus

A
  • als Erstmanifestation der CF bei 15% der Kinder
  • in 90% haben Patienten CF
  • Pathogenese: durch das Fehlen des Pankreassekrets werden intestinale Sekrete vermindert resorbiert (Proteine aus intestinalem Sekret werden nicht abgebaut)
  • Verlegung im Bereich des terminalen Ileums
  • Klinik: galliges Erbrechen, hochgestellte klingende Peristaltik, aufgetriebenes Abdomen
  • Therapie: Einlauf mit verdünnten Gastrographie (Diagnostik + Therapie) –> CAVE ausreichende Volumenzufuhr wegen osmotischer Wirkung –> wenn erfolglos OP (Resektion des veränderten Ileumabschnittes mit Ileostomie oder doppelläufigen Enterostomie)
51
Q

Wilms-Tumor

A
  • embryonales Adenosarkom der Niere
  • Assoziationen: WAGR-Syndrom (Wilms-Tumor, Aniridie, urogenitale Fehlbildungen wie Gonadoblastom, mentale Retardierung), Neurofibromatose Typ I, Wiedemann-Beckwith-Syndrom
  • Ätiopathogenese: Wilms-Tumor-Suppressorgen (WT-1/2)
  • Klinik: asymptomatischer abdomineller Tumor 80%, Bauchschmerzen & Hämaturie 25%, Hypertension, Fieber, HWI & Varikozele, Dyspnoe/Husten durch Lungenmetastasen (häufigster Ort)

Einteilung in Stadien I-III erfolgt nach initialer Chemotherapie und Operationen (intraoperativ Biopsie der Lymphknoten, LK-Dissektion nicht notwendig)
I: eine Niere befallen, Nierenkapsel intakt
II: eine Nieren befallen, Nierenkapsel durchbrochen, Infiltration in Fettgewebe und Blutgefäße, durch Pseudokapsel vollständige resezierbar
III: Peritonealmetastasen, Organinfiltration, nicht komplett resezierbar, Tumorruptur während der Operation
IV: hämatogene Metastasen und LK-Metastasen außerhalb des Beckens
V (10-15 % bei der ED): beide Nieren befallen

Diagnostik: “claw” sign (intrinsischer Tumor mit scharfen Parenchymrändern, Unterscheidung zu Neuroblastom)

  • Präoperative Chemotherapie
  • Tumornephrektomie (ggf. partielle Nephrektomie)
  • ggf. postoperative Chemotherapie
  • ggf. Radiotherapie: ab Stadium III –> extrakorporale Radiotherapie
52
Q

Neuroblastom

A
  • Ätiologie: sympathische Neuroblasten des NNM oder Ganglien des sympathischen Grenzstrangs
  • häufigster extrakranieller solider Tumor, 3. häufigster Tumor im Kindesalter
  • in 60% abdomineller Primarius (NNM, paravertebrale Ganglien)
  • 25% N-Myc Amplifikation (Protoonkogen) –> schlechtere Prognose
  • 1p-Deletion –> schlechtere Prognose
  • Klinik: Symptome durch verdrängendes Wachstum (Bauchschmerzen, destendierter Abdomen, Unruhe (Knochenschmerzen durch Knochen- und KM-Metastasen), Lidekchymose durch Orbitametastasen (Raccoon eyes), Querschnittsymptomatik bei Sanduhrtumoren, thorakale Tumoren mit Horner-Syndrom, metastasierte Neuroblastome im Stadium 4S Blueberry mafin baby durch Hautmetastasen (DD kongenitales Röteln), Hypertonie durch Nierenarterienkompression (nicht durch exzessive Katecholaminproduktion), Diarrhö als paraneoplastisches Syndrom oder durch Produktion von VIP durch den Tumor), paraneoplastisches Opsoklonus-Myoklonus-Syndrom, Husten/Dyspnoe/Stridor bei Bronchusobstruktion, wässrige Diarrhö (VIP-Produktion)
  • Diagnostik: im CT Kalzifikation, MIBG-Szintigraphie (Sensitivität > 90%), 99mTc-Biphosphonat-Szintigraphie (für Knochenmetastasen)

I: beschränkt auf das Ausgangsgewebe
II: überschreitet das Ausgangsgewebe, ipsilaterale LK-Metastasen
III: überschreitet die Mittellinie, beidseitige LK-Metastasen
IV. Fernmetassen
IV-S: Kinder < 12 Monate + lokal begrenzter Tumor im Stadium I-II mit Metastasen, die auf Leber, Haut und Knochenmark beschränkt sind

Risikostratifizierung anhand Tumorstadium, Alter, N-Myc Amplifikation, Histologie und DNA-Index

Low-Risk Strategie (St. I, St. II Myc neg) –> OP

Intermediate-Risk Strategie (St. II-III Myc neg) –> OP und Polychemotherapie

High-Risk Strategie (alle Myc pos) -> 4 Stadien
• ­Induktion: 4-8 Zyklen Polychemotherapie (4 Substanzen mit paarweise unterschiedlichen Wirkungen)
­• Lokale Tumorkontrolle: Operation und Radiotherapie des Resttumors (externe Bestrahlung oder Iod-131-MIBG-Therapie)
­• Konsolidierung: myeloablative Therapie und Stammzelltransplantation (aus Knochenmark oder peripherem Blut)
­• Erhaltung: Retinoide, IL-2

IV-S: oft Spontanremission, bei Bedrohung durch die Tumormassen bzw. Lebermetastasierung milde Chemotherapie ausreichend

53
Q

Babinski-Fröhlich-Syndrom

A
  • Adipositas (Disinhibition des Hungerzentrums im Hypothalamus)
  • Hypogenitalismus (Fehlen von LHRH)
  • Minderwuchs (Fehlen von GHRH)
  • Sehstörungen, Kopfschmerzen –> Kompression des Hypothalamus
  • Polydypsie und Polyurie (zentrales Diabetes insipidus)
54
Q

Kranyopharyngeom

A
  • Ätiologie: Reste der Rathke-Tasche (Ursprung für Hypophysenvorderlappen)
  • WHO-Grad I Tumor
  • zwei Subtypen: bei Kindern nur adamantinomatös, bei Erwachsenen beide (adamantinomatös und papillär)
  • Diagnostik: CT (80% Kalzifikationen, 70% zystisches Wachstum) und cMRT (T1 hyperintens zum Liquor, weil Protein-reiche Flüssigkeit in der Zyste, T2 hyperintens, KM-anreichende Kapsel; Angiogramm zur Darstellung der Gefäßbeteiligung), Gesichtsfeld, Hormonuntersuchung, ggf. Durstversuch
  • Therapie: gross total resection oder subtotal resection mit Radiotherapie (wenn Gefährdung wichtiger Strukturen), postoperative Substitution der Hormone
55
Q

GERD

A
  • nicht ausgereifte Ösophagusmotorik und schlaffer His-Winkel
  • Prognose: spontanes Sistieren durch Ausreifen der Ösophagusmotorik
56
Q

Pankreasanomalien

A
  • Pankreas divisum: Prävalenz 7%, Fusionsanomalie der dorsalen und ventralen Anlage des Organs, damit keine Kommunikation zw. Ductus Wirsungianus (ventrale Anlage) und dem Ductus Santorini (dorsale Anlage), der Hauptgallengang mündet an der Nebenpapille.
  • Pankreas anulare: ringförmig das Duodenum umgreifendes Pankreas, meist im Bereich der Pars descendens duodeni
57
Q

Laparoskopie in der Kinderchirurgie

A
  • KI zur Laparoskopie: SHT (unter Kapnoperitoneum bis zu 7x erhöhte ICP)
  • SILS als sicheres Verfahren
  • NOTES nicht etabliert
  • insb. bei Neugeborenen und Säuglingen andere Hämodynamik unter Kapnoperitoneum
  • ZVD korreliert nicht zur Vorlast, sondern ist abhängig vom intraabdominellem Druck
  • deutlich verminderte Diurese während des Kapnoperitoneums –> die Flüssigkeitsgabe darf nicht Diurese-gesteuert gegeben werden
58
Q

Neoplasien im Kindesalter

A
30% embryonalen Ursprungs 
- Neuroblastome 8%
- Nephroblastome (Wilms-Tumor) 6% 
- Retinoblastome 
- Medulloblastome 
- Hepatoblastome 
- Pulmoblastome 
30% Leukämien (ALL >> AML) 
20% ZNS-Tumoren 
10% maligne Lymphome 
10% Knochen- und Weichteiltumore
59
Q

Obstipation

A

Definition:
- weniger als drei Stuhlentleerungen pro Woche
- bei mehr als 25% der Stuhlgänge
• Stuhlbeschaffenheit hart
• Pressen erforderlich
• Gefühl der unvollständigen Darmentleerung
• Gefühl der analen Blockierung
• manuelle Unterstützung zur Stuhlentleerung nötig

Ätiologie:

  • chronische habituelle Obstipation funktioneller Genese (häufigste Form): primär verlangsamte Kolonmotilität oder gestörter Defäkationsablauf (Beckenbodendyssynergie), begünstigt durch RF
  • passagere Obstipation: Änderung der Lebensumstände
  • Medikamente: Analgetika, Anticholinergika, Opioide, Eisenpräparate
  • Elektrolytstörungen: Hypokaliämie, Hyperkalzämie
  • mechanische Hindernisse: kolorektale und gynäkologische Tumoren, Divertikulitis, Strikturen
  • Analerkrankungen: schmerzbedingter Stuhlverhalt durch Analfissuren, perianale Abszesse, Perianalthrombosen
  • neurologische Störungen: M. Parkinson, MS, autonome Neuropathie bei DM, M. Hirschsprung
  • endokrine Störungen: Hypothyreose, Hyperparathyreoidismus, SS (Progesteronerhöhung), Conn-Syndrom
  • psychiatrische Störung: Depression, Anorexia nervosa

Diagnostik:

  • Stuhlverhalten: Frequenz, Beschaffenheit, Schmerzen bei übermäßigen Anstrengung bei Defäkation, Vollständigkeit der Stuhlentleerung
  • Lebensgewohnheiten
  • Medikamente
  • Begleitsymptome: Schmerzen, Warnsymptome (Gewichtsverlust, Blut im Stuhl, Anämie, Karzinome in der Eigen oder Familienanamnese)
  • körperliche Untersuchung inkl. DRU
  • Labor, iFOBT
  • Abdomensonographie, Rekto- bzw. Koloskopie
  • ggf. Funktionsdiagnostik: Bestimmung der Kolontransitzeit (röntgendichte Plastiksphären; Kolon-Szintigraphie), Kolonmanometrie, Defäkographie

Therapie

  • Quellmittel: Leinsamen, Flohsamen
  • osmotische Laxantien: Polyethylenglykol, Laktulose
  • stimulierende Laxantien: Bisacodyl, Natriumpicosulfat
  • NICHT EMPFOHLEN: salinische Laxantien
  • Ultima ratio: Prucaloprid (5-HT4-Rezeptoragonist) und Linaclotid (Guanylatcyclase-C-Agonist)
  • Opioidantagonisten (Methylnaltrexon, Naloxegol) bei opioidinduzierter Obstipation
  • bei Entleerungsstörungen des Enddarms: Bisacodyl-Zäpfchen, CO2-freisetzende Zäpfchen