Krankheiten des Darms Flashcards
(33 cards)
Enteritis
Ätiologie
- Enteritis = Katarrhalische und entzündliche Erkrankungen des Darmes
- Komplex, der schwer in Einzelerkrankungen aufzugliedern ist
- Vielfältige Ursachen, fließende Übergänge
- Primär entzündliche Erscheinungen im MDT selten
- Entwicklung meist sekundär oder als Folge von Stress
Pathogenese
- Viele Enteritiden: schwere Schädigungen der Darmwand (Epithelnekrosen, Blutungen und starke Flüssigkeitsverluste in Darmlumen) => Diarrhoe
-
Einfachste Form: akuter Darmkatarrh
- Im Verlauf von Allgemeinerkrankungen
- Stress
- Erschöpfung
- Antibiotikatoleranz
- Parasitenbefall
- Virusinfektionen und bakterielle Infektionen
- Hyperämie und Schleimabsonderungen der Darm – SH mit vorübergehender Resorptionsstörung
- Daraus kann chronischer Darmkatarrh entstehen → Degenerative oder proliferativ – hyperplastische Veränderungen an der Oberfläche der Darm-SH
-
chronischer Darmkatarrh
- mit degenerativen oder proliferativ-hyperplastischen Veränderungen an der Schleimhautoberfläche
- Besondere Rolle: Veränderungen in Folge von Thrombosen und Darmwandschädigung durch wandernde Strongylidenlarven
- Größere Darmabschnitte betroffen: Malabsorptionserscheinungen wie Hypoproteinämie und fortschreitende Kachexie
- Schädigung der Darm-SH / Störung der Darmflora → fakultativ – pathogene Keime können virulent werden und zu akuter Darmentzündung führen
- Zwei besondere Formenhämorrhagischer Enteritis beim Pferd sind dieGastroduodenojejunitisund dieequine Typhlokolitis.
Klinik und Diagnose
- Leitsymptom ist Durchfall
- Spastische Darmkontraktionen => milde bis heftige Kolikschmerzen
- Einfacher Darmkatarrh kann in 1- 2 Tagen spontan heilen
- Rektale Untersuchung: spastisch kontrahierte, rigide Darmteile zu fühlen
- Starke Peristaltik oft schon aus einiger Entfernung zu hören
- Länger anhaltende Katarrhe → leichte – mittelgradige Exsikkose, Hypokaliämie und Hyponatriämie
- Kolon und Enddarm mit betroffen → Tenesmus ani
- Chronischer Darmkatarrh: glanzloses Fell, Abmagerung, Elektrolytverlust und anhaltende Durchfälle, Kuhfladen
Differenzialdiagnosen
Durchfall und Fieber auch bei
- Peritonitis
- Nekrosen des Kolons und Zäkums
- Unterscheidung durch Bauchhöhlenpunktat
- Breiiger Kot oft auch bei chronisch – rezidivierender Blinddarmobstipation und Hyperlipidämie
- Akute Magen- und Darmstörungen: Aufnahme giftiger Pflanzen mögliche Ursache
Therapie
Einfacher Darmkatarrh
- 1-2 d Nahrungskarenz
- Paraffinöl oder Leinsamenschleim
- Stärkere Durchfälle: Carbmedicinalis und Cortex Quercus
- Verhinderung der sekundären bakteriellen Infektion: Antibiotika oder Sulfonamide
- Reduktion des Wasser- und Elektrolytausscheidung im Kot!
- Intravenöse Rehydratation (unter Beachtung von Hämatokrit, Gesamteiweiß, Elektrolyten und Blutgasen)
- Isotone (0,9%ige), bzw. hypertone (7%ige) NaCl – Lösungen, Plasma, Plasmaexpander, Glukose- und Elektrolytlösungen
- Korrektur der Azidose durch Natriumhydrogencarbonatlösungen (5%, 8,4%)
- Einsatz antisekretorischer Pharmaka (Promazin – Derivate)
- Blockade der Enterotoxinproduktion durch Antibiotika und nichtsteroidale Antiphlogistika
- Schrittweise Umstellung von intravenöser auf orale Rehydratation mit Glucose- und Elektrolytlösungen (orale Rehydratationslösung, von der WHO empfohlen: 1 l Wasser mit 20g Glukose, 3,5g NaCl, 2,5g Natriumhydrogencarbonat und 1,5g Kaliumchlorid
- Ratsam: frühzeitige bakterielle Kotuntersuchung mit Resistenztest
- Parasitäre Grundlage: antihelminthische Behandlung
- Völlige Inappetenz: Zwangsfütterung mit Nasenschlundsonde in kleinen Portionen über den Tag verteilt
Verlauf und Prognose
- Akute Form verläuft mild, heilt in 1-2 d bei Futterentzug aus
- Chronischer Katarrh: durch irreversible Schädigung der Darmwand chronische Durchfälle mit Malabsorptionserscheinungen → Therapeutisch schwer bis gar nicht zu beeinflussen
- Eschericha-coli- undClostridium-perfringens-Infektionen der Fohlen sowie die Salmonellose verlaufen perakut und können innerhalb von 12–24 Stunden zum Tode führen.
Durchfall Mechanismen und Allgemeines
- Chronische Abmagerung + akuter oder chronischer Durchfall sind beim Pferd häufig
- Physiologische Besonderheiten
- Dünndarm
- 25-30 Meter lang (450-500 kg Pferd)
- Kurze Passagezeit (1.5-4 Stunden)
- Flüssigkeitssekretion (Pankreasenzyme, Galle, Elektrolyte und H20 zur Pufferungdes sauren Mageninhaltes, Erreichen von Isotonie, Digestion, Abschwemmung von Mikroorganismen)
- Sezernierte Menge pro Tag liegt bei ca. 95 % des gesamten extrazellulären Volumens =( 20% des KG)
- Absorption von ca. 40-80% der verdaulichen Kohlenhydrate
- Dickdarm
- Zäkum (1m lang, 33l Inhalt), Colon ascendens (3-4 m, 130 l), Colon descendens (2-4 m) mikrobielle Gärkammer + sehr hohe Verdauungskapazität (75% des Energiebedarfs)
- Lange Passagezeit (ca. 12 Stunden im Zäkum und mehr als 48 Stunden im Kolon)
- Sehr hohe Flüssigkeitsresorption (95% der aus dem Dünndarm in den Dickdarm gelangenden Flüssigkeit wird rückresorbiert → Eindickung der Fäces)
- Im Vergleich zum Dünndarm kaum Sekretion (abhängig von Osmolalität des Darminhaltes)
- Flüssigkeitsverschiebungen im Verdauungstrakt folgen den Elektrolytverschiebungen und osmotischen Gradienten
- Koproduktion 20-28g/kg KG/Tag → Durchfall: bis zu 200g/kg KG/Tag
- Bei chronischem Durchfall wird der Verlust durch erhöhte Wasseraufnahme kompensiert Steuerung Darmmotilität: intrinsische enterale Nervensystem + extrinsisch durch das ZNS - Parasympathikus → Stimulation
- Sympathikus → Inhibition der Darmmotilität
- Wichtig für den klinischen Verlauf von Darmerkrankungen: Intensität, Lokalisation (Dünndarm oder Dickdarm) und die Ausdehnung
- Dünndarm
> Durchfall = Erhöhter Flüssigkeitsgehalt des Darminhaltes, abweichend von der Norm
- Häufiges und manchmal fatales klinisches Symptom bei Pferden jeden Alters
- Bei chronischem Durchfall (>2 Wochen) bleibt Diagnose in bis zu 50% der Fälle unklar
- Entzündung des Darms spielt eine zentrale Rolle
- Kann den gesamten Darm oder bestimmte Abschnitte betreffen, akut oder chronisch verlaufen
- Starker Durchfall kann zu verschiedenen Komplikationen führen, darunter:
- Störungen der Resorption
- Wasser- und Elektrolytverlust
- Hypoproteinämie
- Dehydratation
- Blutazidose
- Extrarenale Urämie
- Intoxikationen
- Bei chronischem Verlauf: Abmagerung
Mechanismen, die an der Entstehung von Durchfall beteiligt sind:
- Maldigestion: Fehlen oder Verminderung der für die Verdauung notwendigen Enzyme und Hilfsstoffe
- Malabsorption: Zottenatrophie und Verlust von funktionellen Enterozyten → Verminderung der Gesamt-Resorptionsfläche des Darms
- Erhöhte Sekretion: Bakterielle Enterotoxine, Entzündungsmediatoren und weitere Faktoren führen zu erhöhter Flüssigkeitssekretion in den Darm
- Motilitätsstörungen: Entzündung, Stress oder Aufregung können die Darmmotilität steigern → Dadurch verminderte Transitzeit des Darminhaltes und negative Beeinflussung der Nährstoff- und Flüssigkeitsresorption
- Erhöhte Osmolarität: Verabreichung osmotisch aktiver Substanzen oder Überladung mit Kohlenhydraten → Resultiert in erhöhter osmotischer Aktivität
- Erhöhter hydrostatischer oder verminderter onkotischer Druck: Insbesondere bei chronischen Erkrankungen wie kongestivem Herzversagen, Hypoproteinämie oder verminderter lymphatischer Drainage
Diarrhoe Untersuchungsgang
Der Untersuchungsgang bei Durchfall beim Pferd kann in folgenden Schritten ablaufen:
-
Anamnese:
- Erfassung der Krankengeschichte, Symptome und Dauer des Durchfalls.
- Fragen zur Fütterung, Haltung, Entwurmung und Medikation.
-
Klinische Untersuchung:
- besonders auf Themperatur, ödeme, Dehydratation achten
- bei Abmagerung gründliche Maulhöhlen und Zahnuntersuchung
- Gewicht erheben (Basiswert zur Therapiekontrolle)
-
Transrektale Untersuchung inkl. makroskopischer Kotbeurteilung und Probenentnahme für bakteriologische und parasitologische Untersuchung
- Achten auf Darmwanddicke, vergrößerte Lymphknoten, Zubildungen
- Bei makroskopischer Kotbeurteilung auf Konsistenz, Zerkleinerung, Geruch, Beimengungen achten
- Probenentnahme für parasitologische, bakteriologische und virologische (Fohlen) Untersuchung
-
Bauchhöhlenpunktion:
- Untersuchung auf Menge, Farbe, Protein- und Zellgehalt, Zytologie und BU
-
Laboruntersuchungen:
- Hämatologie (Wichtig: Leukozyten, Fibrinogen, Plasmaproteine)
- Blutchemie (wichtig: Elektrolyte, Leber- und Nierenparameter, Serumelektrophorese)
- Venöse Blutgasanalyse (Säure-Basenhaushalt)
- Immunglobulinbestimmung beim Fohlen
- Harnuntersuchung bei Abmagerung
- Verschiedene serologische Untersuchungen (Lawsonia intracellularis, EIA, Piroplasmose).
-
Therapeutische Diagnostik:
- Diätänderungen, insbesondere bei chronischem Durchfall. Eine Heudiät kann empfohlen werden.
- Absetzen von Medikamenten, insbesondere nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAID) und Antibiotika (AB).
-
Endoskopie:
- Gastro- oder Duodenoskopie zur Untersuchung des Magen-Darm-Trakts.
-
Bildgebende Diagnostik:
- US: Freie Bauchhöhlenflüssigkeit, Umfangsvermehrungen (Neoplasie, Abszess), Darmwanddicke
- Darmwanddicke (normal bis 0,36cm)
- Freie Flüssigkeit im Abdomen (Echogenität?)
- Darminhalt (feste/flüssige Phase?)
- Darmmotilität (Entzündung, Schmerz → reduzierte Motorik)
- Echogenität des Leberparenchyms, Schallauslöschungen, gestaute Gallengänge
- Größe der Nieren, Abgrenzbarkeit von Nierenmark und – rinde
- Abdominale Massen?
- Eventuell ultraschallkontrollierte Biopsie oder Probenentnahme bei Verdacht auf intraabdominale Massen oder Abszesse.
- Röntgenologische Untersuchung des Abdomens, besonders bei Fohlen.
- US: Freie Bauchhöhlenflüssigkeit, Umfangsvermehrungen (Neoplasie, Abszess), Darmwanddicke
-
Intestinaler Funktionstest:
- D-Glukose- oder D-Xyloseabsorptionstest zur Diagnostik einer Malabsorption von Kohlenhydraten im Dünndarm
- Xylose wird in Dünndarmmukosa nicht metabolisiert und Absorption ist nicht insulinabhängig
- Pferd sollte 18-24h gehungert sein, nicht sedieren
- Eingabe von 0,5-1g/kg Glukose/Xylose über NSS
- Blutproben alle 30min bis 240min (Glukose: Na-Fluorid-Röhrchen, Xylose: heparinisiertes Plasma)
- Glukose: Nach 90-120min sollte ein Peak >85% des Basalwertes auftreten, Peak < 15%: komplette Malabsorption
- Xylose: Nach 60-120min sollte ein Peak zwischen 20-25mg/dl auftreten
- Absorptionstests sehr sensitiv, aber nicht spezifisch → funktioneller Test
-
Rektumschleimhautbiopsie
- Hinweise auf infiltrative (Neoplasien) oder inflammatorische Darmwandveränderungen → oft
falsch negative Ergebnisse - Stehendes Pferd
- Rektum ausräumen und Pferd mit Butylscopolamin versorgen, ggf. sedieren
- Rektumsbiopsiezange oder Uterusbiopsiezange
- Biopsiezange unter Fingerschutz einführen
- Biopsieentnahme annähernd parallel zur Schleimhaut unter Fingerschutz
- Fixierung in Formalin
- Mehrere Proben entnehmen
- 15-30 cm proximal des Anus bioptieren, auf 10 oder 12 Uhr
- Hinweise auf infiltrative (Neoplasien) oder inflammatorische Darmwandveränderungen → oft
-
Probelaparoskopie mit Biopsieprobenentnahme
- Indikation bei zweifelhaften oder fehlenden Befunden der Untersuchungen 1. - 9.
- Zugang über Flanke
- Teilweise Visualisierung intraabdominaler und retroperitonealer Organe möglich → Biopsieentnahme veränderter Strukturen
-
Probelaparotomie
- Indikation bei zweifelhaften oder fehlenden Befunden der anderen Untersuchungen, alternativ zur Laparoskopie
- Stärker invasiv als Laparoskopie
- Exploration und Biopsieentnahmen sowie operative Entfernung veränderter Strukturen (Neoplasie, Abszesse, veränderte Darmabschnitte)
- Nachweis von Clostridientoxinen
- Schnelltest kommerziell erhältlich
- Teuer
Durchfall Formen
Zähle alle Therapiemöglichkeiten des Durchfalls auf!
Korrektur des Flüssigkeitshaushaltes
Berechnung des Flüssigkeitsbedarfs
Problem: nur 25% der Infusionen bleiben im Gefäßsystem, der Rest verteilt sich schnell im Interstitium, v.a. bei Albuminverlusten - Lösung?
Korrektur des Elektrolythaushaltes
Therapie der Eiweißverluste
Syst. Entzündung / Endotoxämie
Koagulopathien
intestinale Entzündung
Cyathostominose/Strongylose
-
Cyathostominose/Strongylose
- Fenbendazol: 7,5-10mg/kg p.o. über 5 Tage
- Ivermectin: 0,2mg/kg p.o.
- Moxidectin: 0,4mg/kg p.o.
- Moxidectin wirkt auch gegen hypobiotische Stadien, bei ausgeprägtem klin. Bild evtl. unter Prednisolonschutz entwurmen
Clostridiose
Metronidazol 15mg/kg 3x tägl. p.o.
Kohlenhydratüberschuss
- Magenspülung per NSS und Eingabe von Magnesiumsulfat 1g/kg
- Metabolische Azidose: NaBic i.v.
- Reheprophylaxe
Sand
- Flohsamenschalen (Psylium): 250-500g/Tag in mehreren Portionen in Paraffinöl über NSS (akute Erkrankung), danach weniger
Peritonitis
- Breitspektrum-Antibiotika: Penicillin 22.000 IU/kg und Gentamicin 6,6mg/kg i.v. 1x tägl.
- Bauchhöhlenlavage: 10-30 L 1-3x tägl.
NSAID Toxizität (Right Dorsal Colitis)
- Flohsamenschalen (Psylium): 50-100g/Tag
- Sulfasalazin 10mg/kg 3x tägl. p.o.
- Metronidazol 10-15mg/kg 2x tägl. p.o.
- Prednisolon 1-2mg/kg p.o. ausschleichend
Allgemein Obstipationen beim Pferd
Zusammenfassung: Obstipation beim Pferd
- Obstipation ist eine Ansammlung von eingetrocknetem Darminhalt, der das Darmlumen verstopft und zu einer Erweiterung des Darmrohrs führt.
- Die Ursachen von Obstipationen können vielfältig sein und reichen von Bewegungsmangel über anatomische Engstellen bis hin zu Dehydratation des Darminhalts.
- Im Dünndarm des Pferdes liegt der normale Inhalt zu etwa 95% in einer flüssigen Form vor, während die Eindickung im Dickdarm stattfindet.
- Bei Dünndarmobstipation kommt es durch Sedimentierung und spastische Kontraktionen schnell zu Symptomen wie Schmerzen und Koliken, während Dickdarmobstipation in der Regel schleichender verläuft.
- Störungen in der Darmmotilität, Bewegungsmangel, Enteritis, Parasitenbefall und andere Faktoren können die Obstipation beeinflussen.
- Mechanische Ursachen können Zahnfehler oder eine hastige Nahrungsaufnahme sein.
- Futtermittel wie verholztes Stroh, überständiges Heu und verdorbene Silage erhöhen das Obstipationsrisiko.
- Die Kontrolle der Futtermittelqualität und der Wasseraufnahme sowie die Überprüfung des Zahnstatus sind wichtig bei Obstipationen.
- Engstellen im Darm, wie die Beckenflexur und Übergänge zwischen verschiedenen Darmabschnitten, sind bevorzugte Lokalisationen für Obstipationen.
Obstipation Colon ascendens
Ätiologie
- Funktionen des Dickdarmes: Wasserresorption, Verdauung und Transport
Verschiedene Störungen können Obstipationen hervorrufen, v.a. aber
- Ungenügende Zerkleinerung des Futters
- Schwerverdauliche Futterkomponenten, die in großen Mengen aufgenommen werden
- Reduzierte Aktivität der Darmflora (Wassermangel, orale Antibiotikagabe…)
- Gestörte Motorik durch exo- und endogene Faktoren (ungenügende Bewegung, Witterungseinflüsse, Parasiten, Streß, Sandablagerungen..)
- Eindickung des Chymus durch Wassermangel und/oder hohe Schweißverluste
- Neuronendefizit in der Beckenflexur
- Magenulzera mit Störung des Gastr- Kolonreflexes
Klinik
- Störungen der Darmaktivität durch Erkrankungen der glatten Muskulatur und des Plexus myenterici
- Beginnen schleichend und haben protrahierten Verlauf
- Kolikanzeichen erst bei erheblichem Ausmaß der Obstipation
- Zunächst: verzögerter und verringerter Absatz von trockenem, kleingeballtem Kot, wechselnder Appetit, verminderter Wasseraufnahme und häufiges Liegen
- Ungewöhnlich starkes Schwitzen bei der Arbeit
- Milde Kolikzeichen meist von längeren Intervallen ohne Beschwerden unterbrochen
- Nebenbefund: rektal volle Harnblase festgestellt (meist reflektorischer Krampf des Blasenhalses)
- Peristasltik meist deutlich herabgesetzt
- AB nur leicht gestört; P, A und T zunächst unverändert!!!
Diagnose
I.Allg. gesichtert durch eindeutige rektale Befunde
- Anschoppung der ventralen linken Kolonlage, der Beckenflexur und der linken dorsalen Kolonlage
Obstipationen der ventralen linken Längslage
- Am häufigsten
- Linke ventrale Kolonlage oberschenkelstark ausgedehnt
- Mehr oder weniger verstrichene Poschenreihen, dazwischen Bandstreifen um 90° versetzt und zur Beckenflexur hin auslaufende
- Linke dorsale Kolonlage ist leer
Obstipation der Beckenflexur
- U-förmige Schleife horizontal nach kranial offen
- Meist vor Beckeneingang
- Unterschenkelstark mit glatter Oberfläche
- Übergang in linke ventrale Kolonlage kann durch deren Bandstreifen identifiziert werden
- Dorsale Kolonlage hat keine Bandstreifen und ist nur undeutlich zu fühlen (da leer!!)
Anschoppung der dorsalen linken Lage
- Meist im unteren linken Quadranten vor Becken
- Oberarmstark, glatt und bandstreifenfrei
- Fingereindrücke bleiben kurzfristig bestehen
- Bei korrekter Lagerung der linken Längslage meist Rückstau von Ingesta vor einer Obstipation der magenähnlichen Erweiterung
Allgemein
- Auch Mischformen möglich
- Voluminöse Obstipationen => linke Bauchhöhle fast total eingenommen => Palpation der Milz schwierig
Obstipation der magenähnlichen Erweiterung
- Eher selten
- Rektal schwer nachzuweisen
- Betroffener Darmteil stark vergrößert, aber nur bei maximal tiefem Eingehen zu fühlen
- Medianlinie und etwas rechts von ihr: konvexe Seite einer relativ derben Umfangsvermehrung zu fühlen (= caudaler Pol der Obstipation am Übergang zum Colon transversum)
- Schwer zu erreichen, da immer Dünndarmgekröse vor magenähnlicher Erweiterung liegt
Differentialdiagnose
Dünndarmileus
- Eindickung des Darminhaltes der linken Kolonlagen wegen Flüssigkeitsverlust
- Über dehydriertem Darminhalt in linker ventraler Kolonlage kontrahiert Darmwand => Poschen und Tänien treten deutlich vor
Verlagerung der großen Kolons nach links dorsal in Milz-Nieren-Raum
- Typische rektale Befunde, die abgegrenzt werden müssen
Abszesse an vorderer Gekrösewurzel
- Von Obstipation der magenähnlichen Erweiterung abzugrenzen
- Oberfläche meist höckrig und nicht glatt wie bei Lnn
Therapie
- Bei leichten Formen in linken Kolonlagen reicht oft Gabe von 300 g Glaubersalz als isotone wässrige Lösung und einige Liter Paraffinöl
- Spasmonalagetika zur Verhinderung eines Darmkrampfes und gegen die Schmerzen
- Falls nach 24 h keine Besserung: Wdh der Therapie bis zur endgültigen Abheilung
- Bei Dehydratation: Infusionstherapie
- Hyperinfusionstherapie (5l prStunde) => Erweichung des Kotes
- Wenn nach wenigen d immer noch keine Abheilung: OP
Prognose
- Bei rechtzeitiger Behandlung günstig
- Besteht Obstipation schon länger, ist Prognose vorsichtig zu stellen
- Obstipationen der magenähnlichen Erweiterung: meist Sandverstopfung
- Wird erst relativ spät bemerkt => vorsichtige Prognose
- Indikation für Laparotomie
Obstipation Colon descendens
- Meist Anschoppung von grobfilzigem, dehydriertem Darminhalt
- Darmrohr wird dilatiert und verliert charakt. Poschierung
Ätiologie
- Rezidivierende Verstopfung auch bei chronisch-rezidivierender Blinddarmverstopfung => chronische Dilatation des Darmrohres und Hypertrophie seiner Muskulatur
Primäre Obstipationen
- Ohne erkennbare Veränderungen des Darmrohres
- Manchmal nach Verfütterung von grobstengligem, saftigem Grünfutter
- Oft auch neurogene Funktionsstörungen des Colon descendens (tritt auch bei normaler Fütterung unter Medikation mit Laxantien auf => unheilbar)
Sekundäre Obstipation
- Vor Stenosen oder infolge mechanischer Hindernisse (Phytobezoare, Darmsteine, Fremdkörper)
- Selten: Knickung oder Längs- bzw. Querdrehung in Folge abnormer Füllung
Diagnose
Charakt. Rektales Bild
- Vor Obstipat Rückstau festen Darminhaltes und Gas => tws. Blinddarmmeteorismus
- Dilatiertes Colon descendens erkannt an erhabenen antimesenterialen Bandstreifen und radförmiger Anordnung der angeschoppten Darmschlingen
- Sehr langes Gekröse wird gespannt => bis zur kaudalen Gekrösewurzel verfolgbar
Therapie
- Primäre Form kann von rektal ausgespült werden
- Nach Gabe von Spasmolytikum, portionsweise Einlauf machen → CAVE: dabei keinen Druck ausüben!!!! Gefahr der Darmruptur!!!
Invagination
- Darmeinschiebung (Invagination)= Verlagerungen einer Darmschlinge in Richtung ihrer Längsachse
- Teil des Darmrohres wird ümgestülpt, rückt in das benachbarte ein und bewegt sich Richtung kaudal mit Peristaltik => 3 Darmrohre werden teleskopartig zusammengeschoben
- Äußeres Rohr: Intussuszipiens (Invaginans)
- Inneres Rohr mit mittlerem Rohr: Intussuszeptum (Invaginat)
- Äußeres und mittleres Rohr berühren sich mit ihrer SH-Seite, mittleres und inneres mit ihrer Serosaseite
- Zwischem mittlerem und innerem Rohr liegt miteingestülptes Gekröse
- Invaginaler Darmabschnitt wird so lange weiter befördert, bis Zug am Gekröse Weiterschub behindert
- Verhältnismäßig selten
- Meist Fohlen, Warmblutjährlinge oder Kleinpferde betroffen
Formen
Können am Dünn- oder Dickdarm entstehen, je nach betroffenem Darmabschnitt benannt
- Invaginatio jejunalis
- Invaginatio jejunoilealis
- Invaginatio ileocaecalis
- Invaginatio jejunoileocaecalis
- Invaginatio caecalis
- Invaginatio caecocolica
- Invaginatio colica ascendentis
- Invaginatio colica descendentis
- Invaginatio colorectalis
Ätiologie
- Peristaltische Dysfunktion (Hyperperistaltik) und Atonie benachbarter Darmteile als Auslöser
- Mechanische Reize durch Parasiten (Anoplocephala – Arten) mit bevorzugtem Sitz an der Ileocaecalklappe weitere Ursache
- Invaginationen am Dünndarm auch während normaler Verdauung => entstehen wohl durch Hyperperstaltik
- Eindruck, als würden Intussuspizines und Intussuszeptum aktiv gegenläufige Bewegungen durchführen
- Intussuszeptum auf antimesenterialer Seite durch Zug des Mesenteriums konvex gekrümmt
- Darmlumen zu Beginn nicht vollständig verschlossen => Verlauf kann milde und protrahiert sein (Subileus)
- Am Invaginationshals wird Gekröse komprimiert und geklemmt => venöse Abflussbehinderung => Stauungshyperämie und Stauungsödem des Intussuszeptums
- Submukosa wird sulzig ödematisiert und verfärbt sich dunkel- bis schwarzrot
- Circulus vitiosus: Schwellung verstärkt Kompression der Blutgefäße => gänzlicher Verschluss des Darmlumens => Verschluss der Venen und Arterien => Ileussymptome
- Ileussymptome abhängig vom Ort der Invagination
Pathogenese
Dünndarm
- Prästenotischer Stau mit bekannten Folgen
- Intussuszeptum geht in Nekrose über
- Invaginationshals: fibrinöse Verklebung
- Tws. Naturheilung durch Abstoßung des nekrotischen Intussuszeptums und fibrinöse Verklebungen schon dicht genug sind, um Darm sicher zu verschließen, wenn nicht: Sickerinfektion mit tödlicher Peritonitis
Dickdarm
- Rückstau bis in Magen fehlt
- Wasserresorption ist kaum gestört
- Störungen des AB nur verzögert
Auch hier Chancen auf Naturheilung
Klinik
- Bei Dünndarminvaginationen Muster des Dünndarmileus!!
Invaginatio ileocaecalis, bzw. Invaginatio jejunoileocaecalis
- Invaginat als korkenzieherartig gewundene, fleischige Geschwulst im Blinddarmbereich
- Geschwulst lässt sich in pendelnde Bewegung versetzen
- Dorsokaudal der Geschwulst Indetifikation der ventrale Caecumtaenie und ungehinderte Verfolgung nach caudal
- Klinisch typische Dünndarmileussymptome
Invaginatio caecalis
- Kolikanzeichen längere Zeit mild, lassen sich mit Spasmoanalgetika beseitigen solange noch keine vollständige Darmobstruktion vorliegt
- P, A, Hkt und TPP über längere Zeit im normalen Bereich
- Tws. Vorstellung von Patienten mit rezidivierender Kolik, aber eigentlich Vorliegen einer chronischen Invaginatio caecalis
Invaginatio caecocolica
- Darmpassage und Blutzirkulation des invaginierten Bereiches erheblich gestört
- Ileum mit einbezogen => deutlich verschärfte Situation
- Besonders heftige Kolik, nur begrenzte Wirkung von Spasmoanalgetika
- Verschlechtertes AB der Tiere => Anstieg von P, A, Hkt und TPP
- Blinddarmspitze in rechter ventraler Kolonlage
- Invaginierter Teil im Ostium caecocolicum eingeklemmt
- Rechte Bauchhälfte erscheint erst leer
- Rechter dorsaler Quadrant: fleischige Geschwulst, relativ beweglich, schmerzhaft auf Berührung
Therapie
- Werden meist erst dann vorgestellt, wenn Reposition fast nicht mehr möglich ist => Resektion
- Rechtzeitige OP: Resektion nur nötig, wenn Vitalitätsverlust am Darm auftritt
Prognose
- Bei guter OP-Technik heilbar, wenn keine Peritonitis entsteht und paralytischer Ileus und Schock in Griff bekommen werden
Milz-Nierenband Verlagerung
Ätiologie
- Ursache noch nicht bekannt
- Linke Kolonlagen schwimmen zwischen Milz und linker seitlicher Bauchwand hoch
- Voller Magen mit Verlagerung der Milz nach kaudomedial soll Vorgang beschleunigen
- Kolonschleife im Milz – Nieren – Raum: wird festgehalten und eingeschnürt → Festgehalten von linker Niere, Lig. Phrenicolienale, dorsalem Milzpol und dorsaler Bauchwand
- Unterscheidung zwischen kompletter und inkompletter Form, je nachdem ob Milzpol laterodorsal (komplette Einklemmung) oder ventral (inkomplette Einklemmung) von der ventralen Grimmdarmschleife liegt
- Milz in der Regel gestaut
- Straff gespannte Lig. Phrenicolienale: Kolonlagen fast immer um 180° gedreht
- Am Milz-Nieren-Band kommt es zur prästenotischen Ingestaanschoppung in ventraler und steno-stenotischen on der dorsalen Kolonlage
Klinik
- Milde Kolik, protrahierter Verlauf
- Selten heftige Kolik, dann perakuter Verlauf => nach 3-6 h Schockzeichen, Verwechslung mit Torsicoli möglich
- In der Regel milder Verlauf → P, A und T nicht erhöht, AB erst nicht gestört
- Kaum Beeinflussung durch Spasmoanalgetika
- Abdomen im Bereich der linken Flanke leicht gefüllt
- Peristaltik klingen, angehackt und spastisch gehemmt, aber selten aufgehoben
- Milder Verlauf: Hkt in Norm oder nur mäßig erhöht, TPP bei 6,5- 7,5 g/dl
- Längere Dauer: Hkt kann auf über 0,5l/l ansteigen
Magensondierung: Gas entweicht
- Bei 30% aller Fälle: Magendilatation
- Verschleppte Fälle: Mageninhalt übelriechend
Rektale Untersuchung
- Einwandfreie Diagnose möglich
- Ampulla recti ist leer und pappig, oder enthält geringe Mengen trockenen Kotes
- Kolon descendens nur gering gefüllt oder sogar leer (dann unauffindbar)
- Äuffällig: Grimmdarmtaenien, die quer durch Abdomen ziehen und nicht aus der Lage gebracht werden können, verlaufen konvergierend nach links und kraniodorsal und sind abnorm fixiert
- Ausgestreckter Arm kann nicht wie normal ungehindert von Aorta bis zur linken ventralen Bauchwand schwenken
- Kaudaler Pol der linken Niere zieht straff gespanntes Milz – Nieren – Band nach ventral und links unter Grimmdarmtänie
- Milz meist schwer zugänglich
- ??Meist weiter ventromedial oder kaudal als erwartet
- Nur Beckenflexur eingeklemmt: große Kurvatur ist nach kaudal gerichtet und in Nähe des Beckeneinganges zu fühlen
- Schon bei mäßiger Füllung des stenostenotischen Teils Tänien der linken ventralen Längslage konvergierend in Milz – Nieren – Raum ziehend
Therapie
Konservativ
- Zu Beginn genügt Futterentzug und Unterbringung in einer großen Box zum Wälzen → Viele Pferde legen sich auf rechte Seite => Reposition
- Verlagerungen der linken Lagen ohne Prästenotische Obstipation und Gasstau: meist spontane Korrektur nach 5-10 h
- Analgetikum: Metamizol
- verbesserte Peristaltik, Gasabgang
- allmähliche Beruhigung
- Peristaltikum (Parasympatomimetikum): Neostigmin + Analgetikum
- verbesserte Peristaltik, Gasabgang
- cave: Kolik verstärkt / Schock
- Adrenalin (Tropfinfusion, 1mykro- g/kg/min) + Analgetika → Milzentspeicherung
- cave: Tachykardie, Extrasystolen, Schwitzen
- Laxanthien
Wälzen in Allgemeinnarkose
- Pferd auf rechte Körperseite ablegen, und 10 Min liegen lassen => Milz sinkt in Bauchmitte ab => Mehr Platz im Bereich der Stenose => Verminderung der Einklemmung der Kolonlagen
- Anchließend Verbringen des Pferde in Rückenlage => dorsaler Milzpol kann an Bauchwand zurückgelangen, ventraler Milzteil wird nach medial abgedrängt => Kolonlagen können nach ventral aufsteigen
- Wälzversuch kann mehrmals wiederholt werden
- Erleichterung der Repostion, wenn man vor Ablegen Bauchhöhle mittels Punktion in Flanke mit bis zu 30l isotoner (steriler!!!) NaCl füllt!!
- Blinddarmmeteorismus muss vor Ablegen beseitigt werden
- Wälzen meist erfolglos, wenn auch rechte Kolonlagen betroffen
- Gabe von Adrenalin -> Milz als Eryspeicher entlässt diese => wird kleiner, evtl. Reposition
Operativ
- Nach medianer oder linker lateraler Laparotomie
- Nicht leicht am geblähten und geschoppten Kolon → Gasabsaugen
- Rezidivverhütung: Resektion der linken Kolonlage oder Verschluß des Milz-Nieren-Raumes