Prolog Im Himmel

Question 1

Der Lobgesang der Engel auf die Schöpfung des Herrn

Answer 1

Preis/Lob auf die „unbegreiflich hohen Werke“ des Schöpfers durch Erzengel Raphael (der, der die Wahrheit offenbart), Gabriel (der, der Visionen erklären kann), Michael (der, der wie Gott ist)
- Raphael: Verweis auf pythagoreisches Weltbild → Vorstellung von Sonne und Planeten, die sich auf Kugelschalen („Sphären“) um die Erde drehen und die aufgrund gleicher Bewegungen in einem harmonischen Verhältnis („Brudersphären“) zueinander stehen; Vorstellung, dass Sonne und Planeten gleichzeitig eine Sphärenharmonie, d.h. eine Musik („Wettgesang“ , der nach „alter Weise“ „tönt“) vollführen; diese Musik können die Menschen auf der Erde nur noch als Donner wahrnehmen, weil sie von Geburt an daran gewöhnt sind.
Motiv der Sphärenmusik als Ausdruck der Weltharmonie bei Goethe
- Gabriel und Michael: Blick richtet sich vom Großen ins Kleine; kopernikanisches Weltbild → Vorstellung von der Erddrehung um die eigene Achse; Lob auf Schönheit der Erde und Naturgewalten in ihrer Gegensätzlichkeit: Konstruktives und Destruktives, Positives und Negatives als Teile des göttlichen Schöpfungsplans → Bipolarität des Seins → Ganzheit, Harmonie
→ Lobgesang als Theodizee (= Versuch der Rechtfertigung des von Gott zugelassenen Bösen/Schlechten in der Welt)

Question 2

Dialog Herr vs. Mephisto

Answer 2

Konträre Menschenbilder (Zikadengleichnis vs. Gärtnermetapher, s. nächste Seite)
- Verweis des Herrn auf unermüdlich strebenden Faust (V. 304-307) →
Demonstrationsobjekt, soll das positive Menschenbild des Herrn und die Güte der
Schöpfung bestätigen;

Rolle Mephistos im Schöpfungsplan: er ist der Geselle, „der reizt und wirkt und muss als Teufel schaffen“; da der Mensch allzu schnell bequem wird und dazu neigt sich zur Ruhe zu setzen, also nicht mehr zu streben, gibt der Herr ihm den Teufel als Gesellen; der Teufel stiftet zur Tat an; will eigentlich Böses erreichen, erreicht aber letzten Endes das Gute

• kein Streben ohne Irrtum (V. 317!!) aber Tätigkeit/Streben gilt als Garant für den „rechten
  Weg“ (V.328-29!!); „gut“ im Sinne von „tätig“ bei Goethe!
• Ziel und Scheinwette Mephistos: er wettet, Faust vom Streben abbringen zu können,
  indem er ihn „sacht seine Straße“ führt; Begrenztheit des Teufels: muss um Erlaubnis bitten um Faust verführen zu dürfen