Sonstiges Flashcards
kleine Fächer: Anästhesie, Notfallmedizin (16 cards)
Wie gross sollte die Anionenlücke eigentlich sein?
Die Anionenlücke ist eigentlich nicht vorhanden. Klingt komisch, ist aber so! Denn: Positive und negative Ladungen liegen im Blut in gleicher Menge vor (sonst wären wir ja dauerhaft geladen). Wir erfassen im Routinelabor allerdings einige Anionen regelhaft nicht – das bezeichnet man als die Anionenlücke.
Es gibt verschiedene Ansätze, um die Anionenlücke zu bestimmen. Der einfachste, pragmatischste und gerade für die Notfallmedizin gut anwendbare ist folgender:
Anionenlücke = Na – (Cl + HCO3)
Eine normale Anionenlücke nach dieser Berechnung ist etwa 3-10mmol/l groß. Abhängig von der Berechnungsform der Anionenlücke, können diese Normwerte allerdings etwas abweichen.
Wofür brauche ich die Anionenlücke?
Insbesondere bei metabolischen Azidosen kann die Anionenlücke bei der Ursachensuche helfen. Hier können zwei Arten der Anionenlücke unterschieden werden.
Additionsazidose
ein Anion kommt hinzu (Laktat, Ketone etc.) und es kommt zu einem Abfall von Bicarbonat. Die Anionenlücke wird daher vergrößert.
Subtraktionsazidose
Bicarbonat wird verloren (z.B. Niereninsuffizienz oder Durchfall) und durch einen Anstieg von Chlorid ausgeglichen (hyperchloräme Azidose). Die Anionenlücke bleibt in diesem Fall unverändert.
Zusammengefasst, kann man durch die Anionenlücke also erkennen, ob zu viele Anionen im Körper sind und daher Rückschlüsse auf die vorliegende Ursache ziehen.
Ursachen einer zu großen Anionenlücke
GOLDMARK (Glykol, Oxoprolin, L-Laktat, D-Laktat, Methanol, Aspirin, Renal Failure, Ketone) – hier wird das Abbauprodukt von Paracetamol Oxoprolin (insb. bei PCM-Daueraufnahme manchmal vermehrt anfallend) und das D-Laktat (bei Patienten mit Kurzdarmsyndrom) zusätzlich ergänzt.
Anamnese:
ist der Patient nierenkrank (genug Urin in den letzten Tagen), liegen Voroperationen/Teilresektionen am Darm vor, werden Medikamente (insb. Paracetamol) dauerhaft eingenommen oder ein Diabetes oral mit SGLT-2 Inhibitoren (-gliflozin) behandelt?
Wird alles verneint sind Urämie, Oxoprolin oder D-Laktat als Ursache sehr unwahrscheinlich.
Laktat?
Laktat sollte in jeder BGA enthalten sein, diese Ursache für eine Azidose sollte also schnell erkannt sein..
Ketoazidose:
Ist der Blutzucker zu hoch? Wird ein Diabetes oral mit SGLT-2 Inhibitoren (-gliflozin) behandelt? Besteht nur minimale Nahrungsaufnahme (bzw. Low-Carb Diät)?
Wird alles verneint, ist eine Ketoazidose als Ursache extrem unwahrscheinlich! (Ausschließen kann man sie durch die Messung von Ketonen im Urin/Serum)
Intoxikation:
Wurde Punkte eins bis drei abgeklärt, ist eine Intoxikation zunehmend wahrscheinlich und muss IMMER als Differenzialdiagnose von einer vergößerten Anionenlücke in Erwägung gezogen werden.
Anionenlücke zu klein??
Selten kann die Anionenlücke auch mal zu klein (oder sogar negativ sein). Gründe dafür sind z.B.:
Hypalbuminämie
Hyperchloridämie
Lithiumintoxikationen
Kristalloide Infusionslösungen
Definition: Isotone, hypotone und hypertone Infusionslösungen mit Glucose und/oder Elektrolyten , ohne Zusatz von Makromolekülen
Wirkung: Geringer intravasaler Volumeneffekt durch rasche Verteilung im gesamten Extrazellulärraum (EZR)
Lediglich ca. 25% bleiben intravasal, 75% diffundieren in kurzer Zeit nach extravasal ins Interstitium! Dies liegt daran, dass sie keine osmotisch aktiven Makromoleküle enthalten, die intravasal verbleiben würden.
Kolloidale Infusionslösungen
Definition: Infusionslösungen mit osmotisch aktiven Makromolekülen
Plasmaersatzstoffe: Gleicher kolloidosmotischer Druck wie Blutplasma (isoonkotisch), halten Flüssigkeit intravasal
Plasmaexpander: Größerer kolloidosmotischer Druck als Blutplasma (hyperonkotisch), ziehen Flüssigkeit nach intravasal
Indikation: 2. Wahl zum kurzfristigen Volumenersatz (wenn kristalloide Lösungen nicht ausreichen, bspw. bei akutem Blutverlust)
Beispiele
Hydroxyethylstärke
Gelatine
Brennwerte der einzelnen Komponenten klinischer Ernährung
1 g Glucose ≈ 4 kcal ≈ 17 kJ
1 g Protein ≈ 4 kcal ≈ 17 kJ
1 g Fett ≈ 9 kcal ≈ 37 kJ
Bestimmung des Energieumsatzes (Kalorienziel) für parenterale Ernährung
Schätzformel nutzen: 24 kcal/kgKG/d
Plasma-Kompatibilität
AB0-Kompatibilität: Muss unbedingt beachtet werden
Rhesus-Kompatibilität: Muss nach aktuellen Leitlinien nicht berücksichtigt werden
„Universalspender“: Blutgruppe AB
„Universalempfänger“: Blutgruppe 0
Plasma der Blutgruppe AB Rhesus-positiv ist das Universalplasma und kann im Notfall allen Blutgruppentypen transfundiert werden!
Plasmakonzentrate enthalten die Antikörper der jeweiligen Blutgruppe (und ggf. Spuren von Antigenen). Es muss bei Transfusionen somit auf die Kompatibilität dieser Antikörper mit Antigenen des Empfängers geachtet werden!
Thrombozytenkompatibilität
AB0-Kompatibilität sollte berücksichtigt werden
Rhesusfaktor sollte berücksichtigt werden, eine Ausnahme bildet der Mangel rhesuskompatibler Konzentrate.
Thrombozyten tragen keine Rhesus- oder Kell-Antigene. Vorhandene (Rest‑)Erythrozyten können jedoch eine Sensibilisierung bedingen. Wann immer möglich, sollten daher auch rhesuskompatible TKs bevorzugt transfundiert werden.
Indikation Prothrombinkonzentrat (PPSB)
Vitamin-K-abhängige Gerinnungsfaktoren
Faktor II (Prothrombin)
Faktor VII (Prokonvertin)
Faktor X (Stuart-Prower-Faktor)
Faktor IX (antihämophiler Faktor B)
Protein C, Protein S
Indikation: Vitamin-K-assoziierte Koagulopathie (z.B. bei Notoperationen unter Cumarintherapie oder bei schwerer Leberfunktionsstörung)
TRALI
Transfusionsassoziierte akute Lungeninsuffizienz (TRALI)
Auftreten
Während oder bis zu 6 h nach Transfusion
Gehäuft bei Fresh Frozen Plasma (FFP) oder Thrombozytenkonzentraten
Ursache: Antikörper gegen Granulozyten des Empfängers → Aktivierung von Leukozyten → Mikrozirkulationsstörung der Lunge → Lungenödem
Tidalvolumen berechnen?
Das Tidalvolumen entspricht dem Atemzugvolumen und sollte ca. 6 mL/kg Körpergewicht (bei einem 70 kg schweren Mann also ca. 420 mL pro Atemzug) betragen.
Bittermandelintox-Antidot
Bittermandeln enthalten Amygdalin, wovon während der Verdauung Blausäure abgespalten wird. Blausäure blockiert die Atmungskette und bewirkt somit ein „inneres Ersticken“. Eine frühzeitige Therapie ist also von entscheidender Bedeutung! Neben einer Beatmung mit 100%-igem Sauerstoff sollte schnellstmöglich ein Antidot gegeben werden. Von den hier genannten Substanzen gehört nur Hydroxocobalamin (Vitamin B12b) dazu, das Komplexe mit der Blausäure bildet und somit schnell und effektiv wirkt.
J-Wellen (Osborn-Wellen)
Die sogenannte J- oder Osborn-Welle ist ein charakteristisches Zeichen einer moderaten oder schweren Hypothermie. Es handelt sich um eine deutliche Anhebung und wellenförmige Transformation des J-Punktes, der physiologischerweise den Übergang von S-Zacke zu ST-Strecke markiert. Ihre Ausprägung ist oft proportional zur Ausprägung der Hypothermie und ähnelt in ihrer Konfiguration einem Kamelhöcker.