VL 10: Schizophrenie & Sucht

Question 1

Was ist eine Psychose?

Answer 1

• schwere psych. Störung, die den Realitätskontakt erheblich beeinträchtigt
• mehrere Formen von psychotischen Störungen, z.B. affektive, organisch bedingte, schizophrene Psychosen

Question 2

Schizophrenie: diagnostische Kriterien

Answer 2

1. mind. 2 der Symptome jedes bestehend für einen erheblichen Teil einer Zeitspanne von 1 Monat (pos./ 1 neg. Symptom)
2. sozialberufliche Leistungseinbußen (Arbeit, zwischenmenschliche Beziehungen, Selbstfürsorge)
3. Dauer: Zeichen des Störungsbildes mind. 6 Monate, davon mind. 1 Monat mit Symptomen der Kategorie 1
4. Ausschluss von schizoaffektiver & affektiver Störung
5. Ausschluss Substanz (Droge)/ med. Krankheitsfaktor

Question 3

Positive & negative Symptome

Answer 3

positive:

• Wahn
• Halluzinationen
• desorganisierte Sprechweise
• grob desorganisiertes/ katatones Verhalten

negative:

• flacher Affekt
• Alogie (Sprachverarmung)
• Willensschwäche & Apathie (Teilnahmslosigkeit)
• Anhedonie (Lustlosigkeit), soz. Rückzug
• Aufmerksamkeitstörungen

Question 4

Klassifikation von Psychosen (ICD-10)

Answer 4

F20 Schizophrenie

• .0 paranoide
• .1 hepephrene
• .2 katatone
• .3 undifferenzierte Schizophrenie
• .4 postschizophrene Depression

F21 schizotype Störung
F22 anhaltende wahnhafte Störung
F23 akute vorübergehende psychotische Störung
F24 induzierte wahnhafte Störung
F25 schizoaffektive Störung

Question 5

Epidemiologie
(Schizophrenie)

Answer 5

• 1% Lebenszeitprävalenz
• Erstmanifestation:
  Frauen (25-29), Männer (20-24)
• Geschlechterverhältnis: 1:1

Question 6

Initialer Verlauf

Answer 6

1. Prämorbide Phase
   (erste unspezifische Anzeichen)
2. Prodromale Phase
   (Beginn Negativsymptomatik, Erkrankungsbeginn)
3. Psychotische Symptome
   (Beginn Positivsymptomatik, 1. Episode)
4. Erste Behandlung
   (Ende der 1. Episode)
5. Langzeitphase

Question 7

Prognose

Answer 7

1/3 gute Remission: geringe Restsymptome
1/3 mäßiggradige Residualbildung
1/3 schwere Endzustände: weitgehend auf Versorgung angewiesen

ungünstige Verlaufsprognose:

• früher, schleichender Erkrankungsbeginn
• initial vorherrschende Negativsymptomatik
• soz. Isolation
• schlechte Anpassung & berufliche Desintegration
• Substanzmissbrauch

Question 8

unterschiedliche Verlaufsformen

Answer 8

• 22% nur 1 Episode, ohne bleibende Beeinträchtigung
• 35% mehrere Episoden, ohne bleibende Beeinträchtigung
• 8% bleibende Beeinträchtigung nach 1. Episode
• 35% Beeinträchtigungen vergrößern sich nach jeder Episode

Question 9

F20.0 paranoide Schizophrenie

Answer 9

• überwiegend Positivsymptomatik
• häufigste Schizophrenieform (~75%)
• etwas späterer Beginn
• prognostisch vergleichsweise günstig
• oftmals Verfolgungswahn, aber auch Beziehungs-, Abstammungs-, Eifersuchtswahn

Question 10

F20.1 hepephrene Schizophrenie

Answer 10

• desorganisierte Schizophrenie
• überwiegend Desorganisation von Denken/Affekt & Negativsymptomatik
• eher selten (10%)
• frühester Beginn, meistens Jugendalter
• schlechte Prognose

Question 11

F20.2 katatone Schizophrenie

Answer 11

• überwiegend katatone/ psychomotorische Symptome wie z.B. Haltungsstereotypien, katatoner Stupor (völlige Bewegungslosigkeit bei vollem Bewusstsein), Katalepsie, Raptus
• katatoner Stupor ist psychiatrischer Notfall!
• seltene Form (5%)
• häufig akuter Beginn
• Prognose eher günstig

Question 12

Klassifikation von Abhängigkeitserkrankungen
(ICD-10)

Answer 12

Psychische & Verhaltensstörungenen durch psychotrope Substanzen
(F10-F19)

• .0 akute Intoxikation
• .1 schädlicher Gebrauch
• .2 Äbhangigkeitssyndrom
• .3 Entzugssyndrom
• .4 Entzugssyndrom mit Delir
• .5 Psychotische Störung
• .6 Amnestisches Syndrom
• .7 Restzustand

Question 13

Beispiel Alkohol

Answer 13

• F10.0 Alkoholrausch
• F10.1 schädlicher Alkoholgebrauch
  (Diagnose erfordert tatsächliche Schädigung, psychisch/physisch)
• F10.2 Alkoholabhängigkeit
  -> 3/mehrere der folgenden Kriterien in den letzten 12 Monaten gleichzeitig vorhanden: Zwang, verminderte Kontrollfähigkeit, körperl. Entzugssyndrom, Toleranz, Vernachlässigung anderer Interessen, anhaltender Konsum trotz Nachweis schädlicher Folgen
• F10.3 Alkoholentzugssyndrom
  (Übelkeit, Schlafstörungen, Craving, Gereiztheit, Schwitzen, Zittern, Krampfanfälle)
• F10.6 Korsakow Syndrom
  (Ursache Thiaminmangel führt zu Schädigung Mammilarkörper & Hippocampus -> Retrogade & anterograde Amnesie, Antriebsarmut)

Question 14

Biopsychosoziales Modell der Abhängigkeit

Answer 14

1. Alkohol -> Enthemmung/Beruhigung
2. Teufelskreis

• Intrapsychischer
  (beeinträchtigte Selbstwahrnehmung, Copingdefizite)
• neurobiologischer
  (Toleranzsteigerung, Suchtgedächtnis)
• psychosozialer
  (gestörte Trinkkultur, soz. Folgeschäden, Mangel an Ressourcen)

3. erhöhter Anreiz & Automatisierung des Alkoholkonsums

Question 15

Therapie der Alkoholabhängigkeit

Answer 15

1. Entzugs-
   (Überwindung von Entzugserscheinungen)
2. Entwöhnungsbehandlung
   (Aufbau von Abstinenzmotivation)
3. ambulante Nachsorge
   (Abstinenzstabilisierung)
4. Adaptions-
   (berufliche Wiedereingliederung)
5. Langzeitbehandlung
   (soz. Stabilisierung)
6. Selbsthilfegruppen