VL7: Gesundheit und Stress 1 Flashcards
(26 cards)
Gelassen und sicher im Stress
Entwicklung des Stressbewältigungsprogramms
- Entwicklung 80er Jahre von Prof. Gert Kaluza für die BZgA
- heute: von den Krankenkassen gefördertes Präventionsprogramm
Ziele des Programms
- Verbesserung individueller Bewältigungskompetenzen im Umgang mit Stress
- Vermittlung vielfältiger Bewältigungsstrategien
Selbständigkeit
GKM Institut für Gesundheitspsychologie (Gesundheit, Kommunikation, Motivation) - Institut seit 2002 (www.gkm-institut.de)
die Stress Ampel
3 Ebenen des strsss Geschehens
ich gerate in Stress wenn - Stressoren Leistungsanforderung zu viel Arbeit Soziale Konflikte • Zeitdruck • Störungen Ich setzte mich selbst unter Stress indem - Persönliche Stressverstärker • Ungeduld • Perfektionismus • Kontrollstreben • Einzelkämpfertum • Selbstüberforderung Wenn ich im Stress bin daqsnn - Stressreaktion --> langfristig Erschöpfung Krankheit Körperliche Aktivierung • Emotionale Aktivierung • Mentale Aktivierung • Verhaltens-Aktivierung
• je nach Wissenschaftsdisziplin und Forschungsschwerpunkt wird Stress definiert als
… ein Umweltreiz
Stimulus-orientierte Stresstheorien (Holmes & Rahe)
… eine Belastungsreaktion des Organismus
Reaktionsorientierte (Psychophysiologische) Stresstheorien (Selye, McEwan)
… ein transaktionales Geschehen
Kognitiv-transaktionaler Ansatz (Lazarus; Hobfoll)
Klassen von Stressoren
• Anforderungen im Leistungsbereich (z.B. Zeitdruck, Überforderung)
• soziale Stressoren (z.B. Konflikte, Trennungen)
• Physikalische und körperliche Stressoren (z.B. Lärm, Hitze, Schmerz)
• Alltagsbelastungen (engl. daily hassles)
• Kritische Lebensereignisse (engl. critical life events)
Entsprechend fällt die Messung aus
Stimulusorientierte Stresstheorien: Kritische Lebensereignisse
• Situationsreize/Stimuli= kritische Lebensereignisse
• Es wird erforscht wie stark unterschiedliche Lebensereignisse Veränderungen und Reorientierungen bei Personen bewirken
• Holmes & Rahe (1967): bloße Veränderungen im Leben werden für Personen zur Belastung und können im Extremfall zu Krankheiten beitragen
Messung
• Zusammenstellung von Listen mit Situationsreizen
• Ordnung nach der Stärke des Bewältigungsaufwandes
Kritische Lebensereignisse
- Stellen einschneidende Konfrontationen im Leben eines Menschen dar (nicht notwendigerweise negative)
- Erfordern ein hohes Maß an sozialer Reorientierung
- Messung: Stressorlisten
Wie wird stress in stimulusorientierten Ansätzen gemessen
- Social Readjustment Rating Scale (SRRS) (Holmes & Rahe, 1967)
- Life Stress Instrument for Classroom use (Renner & Mackin, 1998)
- Social Readjustment Rating Scale (SRRS) (Holmes & Rahe, 1967)
• 43 potentielle Stressauslöser im letzten Jahr
• Ausmaß der mit Stressoren
einhergehenden Belastung wird dann mit Hilfe mehrstufiger Antwortskalen abgeschätzt
Life change unit (LCU) =
mittlerer Bewältigungsaufwand pro kritischem Lebensereignis
- Life Stress Instrument for Classroom use
Renner & Mackin, 1998
• 51 gewöhnliche Ereignisse während der Ausbildung/des Studiums
Alltagsschwierigkeiten (engl. daily hassles)
• Kanner et al. (1981) & Lazarus (1984)
• kleine, alltägliche Schwierigkeiten tragen hauptsächlich zum Stresserleben bei
• Anreicherung von kleinen Alltagsbelastungen hängt mit der Entstehung von Krankheiten zusammen
• Beispiele: Morgens Aufstehen, schreiende Kinder, Verkehr, Arbeitsdruck (im Studium)
• Messung: ähnlich wie das Verfahren zur Erfassung der kritischen Lebensereignisse
• Gegenteil von Freuden des Alltags (engl. daily uplifts)
33
Wie werden Alltagsbelastungen erfasst
mit Ereignis-Listen
Daily Hassels and Uplifts Scale (Lazarus & Folkman, 1989)
53 Items, jedes Ereignis danach geratet ob Belastung oder Alltagsfreude
Kritik am Stressorenansatz?
Social Readjustment Rating Scale
(Holmes and Rahe, 1967)
- Hochzeit hat den willkürlichen Wert von 50
- Zeitrahmen von 12 Monaten
- Probleme der Social Readjustment Rating Skala: Recall bias (ungenaue/verzerrte Angaben), individuelle Unterschiede, Repräsentativität der Items
Stimulusorientierte Stresstheorien: Kritik
Im Stressorenansatz spielt die individuelle Einschätzung der Situationsreize als positiv oder negativ keine Rolle! Kritik am Stressorenansatz: • Retrospektive Erfassung • Vernachlässigung der interindividuellen Unterschiede bei der Wahrnehmung der Stressoren • Individuum wird als „passives Opfer“ von situativen Umständen dargestellt
Myokardinfarkt
(sog. Herzinfarkt)
• Angina pectoris
(sog. Brustenge/Herzenge)
Reaktionsorientierte Stresstheorien
• Familie von Theorien, die Stress als vorwiegend (körperliches) Reaktionsmuster auf belastende Ereignisse definiert
• Stammen aus der Medizin, Biologie oder Psychophysiologie
• Mittelpunkt der Forschung: körperliche Reaktionsmuster
• Fokus auf 2 körpereigene Regulationssysteme
1. Hypothalamus-Nebennierenmark-System
2. Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-
System
System 1: Hypothalamus-Nebennierenmark-System
50
• Ausschüttung von Katecholaminen an (Noradrenalin und Adrenalin)
• Fight-or-Flight-Reaktion: Muster körperlicher Reaktionen, die den Organismus zu schnellen Kampf- oder Fluchtsituationen befähigen soll
• Beeinflussen mehrere Körperfunktionen: Atmung, Herztätigkeit
Sympathikus (noradrenalin) –> Nebennierenmark (Adrenalin)
Das sympathische Nervensystem veranlasst die Ausschüttung der Stresshormone Adrenalin und Noradrenalin
von den Nervenendigungen im inneren Teil der Nebennieren (Nebennierenmark)
System 2: Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-System
• Der zerebrale Kortex befiehlt vermittelt über den Hypothalamus und die Hypophyse die Ausschüttung der Glukokortikoid- Stresshormone durch den äußeren Teil der Nebennieren (Nebennierenrinde)
• Ausschüttung von z.B. Kortisol aus der Nebennierenrinde
Mediziner Hans Selye
Kortisol
• Kortisol = „Stressmarker“
• Kortisol lässt sich gut im Blut, aber auch
nicht invasiv im Urin und Speichel nachweisen (populärster somatische Stressmarker)
• Akute Stressphasen:
Partielle Immunaktivierung durch
sog. „trafficking“ (McEwen, 2002)
Warum gerät unsere Abwehr in Entspannungsphasen in die Schieflage?
Stress-achse 1 (Nebennierenmark = Noradrenalin)
• Hoher Verbrauch von Noradrenalin unter Belastung (z.B. Arbeit, Studium) →in Entspannungsphasen wie Feierabend und/oder Wochenende normale Versorgung mit Botenstoff nicht mehr erreicht
→Mangel kann zu Funktionsstörungen im Nerven- und Immunsystem führen
Stress-achse 2 (Nebennierenrinde = Kortisol)
• Bei akutem Stress: partielle Immunaktivierung
• Entspannung nach langanhaltender Belastung: Abwehrreaktion des Immunsystems geschwächt
Unspezifische Stressreaktion: Kritik
- Menschliche Stressreaktionen laufen nicht so unspezifisch und homogen ab, wie Selye ursprünglich für alle Säugetiere und unabhängig von der Qualität des Stressors, angenommen hatte
- Selyes Stressoren waren sehr ähnlich: Sie waren immer neu oder ungewöhnlich für die Tiere, hatten eine negative Valenz und waren unkontrollierbar
- Bei weniger Unsicherheit fiel z.B. die Stressreaktion weniger stark aus, kein GAS zu beobachten (Mason, 1975)
- Verallgemeinerung von Tiermodellbefunden und damit Vernachlässigung dass Menschen ihre Erfahrungen bewerten
- Fehlen der Verbindung von objektiven physiologischen Stressoren und individueller, psychischer Repräsentation und Interpretation
Wozu noch eine Stresstheorie?
• Psychologische Forschung in den 50ern stark vom Reiz-Reaktions-Gedanken der Lerntheoretiker geprägt
• Menschliche Bewusstsein trägt entscheidenden Beitrag zum Verhalten
• Objektiv gleiche Reizkonstellationen führen zu ganz individuellen Reaktionen
Warum kognitiv?
• Eine Situation wird erst zu einer Stresssituation, wenn Person Situation als aversiv bewertet (=kognitiv) und dabei möglicherweise feststellt
(=kognitiv), dass es ihr nichts entgegensetzen kann
Warum Transaktion?
• Zusammenspiel von Umwelt (Reizgegebenheiten) und Person (Kognitionen über diese Reizgegebenheiten), die in einem Prozess zusammenspielen
• Individuum spielt aktive und zentrale Rolle in der Entstehung und Entwicklung des Stressprozesses
• Berücksichtigung interindividueller Unterschiede
Transaktion = Stress spiegelt eine Verbindung wider zwischen einer sich verändernden Situation und einer denkenden und handelnden Person