03420 Flashcards
(142 cards)
Zwei typische Merkmale des Interviews
a) zwei Personen treffen sich
b) eine Person stellt Fragen und die andere Person gibt antworten
Definition Interview nach Keßler
Zielgerichtete mündliche Kommunikation zwischen einem oder mehreren Befragern und einem oder mehreren Befragten, wobei eine Informationssammlung über das Verhalten und Erleben der zu befragenden Person(en) im Vordergrund steht.
Definition psychologisches Interview nach Westhoff
Ein psychologisches Interview ist ein Gespräch zwischen einem oder mehreren Interviewern auf der einen und einem oder mehreren Interviewten auf der anderen Seite, das nach impliziten und expliziten Regeln abläuft und dazu dient, Informationen zur Beschreibung, Erklärung oder Vorhersage individuellen Verhaltens oder der Beziehung zwischen Personen zu erheben oder Informationen zu den Bedingungen zu gewinnen, die individuelles Verhalten oder die Beziehung zwischen Personen ändern oder aufrecht halten.
Übergang zwischen Diagnostik und Intervention
Ist manchmal fließend aufgrund von Reflexionsprozessen, die durch ein Interview ausgelöst werden können.
Exploration
Form des Interviews -> Erkundung des subjektiven Lebensraums eines Probanden steht im Mittelpunkt. Zum Beispiel angewandt in der biographischen Persönlichkeitstheorie von Hans Thomae
Anamnese
> Begriff stammt aus der Medizin
Erhebung der Vorgeschichte einer kranken Person vor Behandlungsbeginn
Psychologie: störungsbezogene Vorgeschichte
Katamnese
> Informationssammlung nach Abschluss der Behandlung
> Ziel: Stabilität der Behandlungseffekte abzuschätzen
Biografisches Interview
> Erhebung der gesamten Biografie eines Menschen
Eigenanamnese
Betroffene Person gibt selbst Auskunft über ihre störungsbezogene Vorgeschichte
Fremdanamnese
Andere Personen (z. B. Eltern) werden zur Vorgeschichte befragt.
Alltagskonversation nach Dyer
> nicht unbedingt expliziter Zweck
Wiederholungen sind in der Regel unerwünscht
beide können Fragen stellen
Interesse und Desinteresse an bestimmten themen wird von beiden ausgedrückt
basiert auf implizitem Wissen
allzu detaillierte Antworten und Statements werden in der Regel aus Höflichkeit vermieden.
Interview nach Dyer
> Zweck, Ziel
Wiederholungen sind oft notwendig
Hauptsächlich der Interviewer stellt Fragen (festgelegte Rollen)
Eher der Interviewer drückt Interesse und Desinteresse aus
implizites Wissen sol möglichst expliziert werden
Antworten sollten so detailliert wie möglich sein
Merkmale von Interviews
> Setting (Medien)
Dauer
Anzahl der Interviewer und der Interviewten
Rolle des Befragers
Ziele
Grad der Strukturierung oder Standardisierung
Settings eines Interviews
z. B. Face-to-Face, Telefon, Internet
Dauer eines Interviews
Einige Minuten (Telefoninterviews), in Beratungs- und Forschungskontexten deutlich länger. Sollten jedoch nicht länger als 60-90 min (Aufmerksamkeit, Konzentration, Motivation)
Rolle des Befragers im Interview
> weiches Interview: offene, warme Atmosphäre, z. B. klientenzentrierte Psychotherapie: positive Wertschätzung, Empathie, Kongruenz/Echtheit
neutrales Interview: zurückhaltend-interessierte Rolle, Fehlerquellen minimieren, Vergleichbarkeit von Interviews sichern
hartes Interview: Befragte Person überrumpeln oder provozieren, Abwehr durchbrechen und offenheit erzwingen.
Ziele des Interviews
> möglichst umfassende Beschreibung
z. B. klinische Psychologie: Bedingungen für dysfunktionales Verhalten
z. B. Eignungsdiagnostik: Vorhersage zukünftigen Verhaltens (eines Bewerbers)
Unterschiedliche Ziele der Interview-Methode hängen auch mit forschungsmethodologischen Grundeinstellungen zusammen.
Strukturierungsgrad des Interviews
> hoch standardisiertes Interview
teilstandardisiertes bzw. halbstrukturiertes Interview
unstandardisiertes Interview
Anzahl der Interviewer
> Panel-Interview (mehrere Interviewer, ein Kandidat -> z. B. Bewerbungsgespräch)
Focus Group (ein Interviewer stellt mehreren Interviewten Fragen und lässt sie dann diskutieren)
Aspekte der Standardisierung von Interviews (Makrostruktur)
> Fragen (Wortlaut, Anzahl und Abfolge)
Antworten (offen oder geschlossen)
Auswertungen (nach festgelegten Regeln/Kategorisierungen)
Verhalten des Interviewers: Reaktion auf Fragen des Probanden
Mikrostruktur des Interviews
Konkrete Formulierung einzelner Fragen
Standardisiertes Interview
-Beschreibung-
Inhalt, Reihenfolge der Fragen, Verhalten des Interviewers, Antwortklassen und Art der Auswertung sind vorher festgelegt. Keine individuellen Variationen vorgesehen bzw. erwünscht. Beispiele: Diagnostisches Interview bei psychischen Störungen (DIPS, Schneider & Margraf, 2006), Strukturiertes klnisches Interview für DSM-IV (SKID, Wittchen, Zaudig & Fydrich, 1997)
Vorteile des standardisierten Interviews
> Gute Vergleichbarkeit verschiedener Interviews
Vergleichsweise ökonomische Auswertung
Anforderungen an Interviewer werden reduziert (Reihenfolge & Inhalt der Fragen ist klar vorgegeben genauso wie bei Nachfragen reagiert werden soll)
Klassische Gütekriterien könnnen leichter oder überhaupt ermittelt werden.
Potentielle Interviewerfehler sind besser kontrollier- und reduzierbar.
Nachteile des standardisierten Interviews
> Subjektiver Lebensraum bzw. subjektive Repräsentation des Probanden werden möglicherweise nicht angemessen erfasst.
Keine Chance, für den Probanden subjektiv wichtige Inhalte abzufragen bzw. zu äußern
Wortwörtlich festgelegte Fragen können von unterschiedlichen Befragten unterschiedlich verstanden werden.
Striktes Festhalten an der Standardisierung kann im Gespräch unnatürlich wirken, evtl. nimmt die Antwortbereitschaft des Probanden ab.