03420 KE2 Flashcards

(102 cards)

1
Q

Ziel der Persönlichkeitspsychologie

A

= konkretes Verhalten vorhersagen

- dafür : Verhaltensbeobachtung

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
2
Q

Definition Persönlichkeit

A

= das, was eine Vorhersage darüber erlaubt, was eine Person in einer gegebenen Situation tun wird

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
3
Q

2 Kriterien wissenschaftlicher Beobachtung

A
  • Selektivität

- Zielgerichtetheit

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
4
Q

Selektivität von wissensch. Beobachtung

A
  • Begrenztheit der menschlichen Auffassungsgabe

- va. aber: wg. expliziter Zielsetzung

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
5
Q

Zielsetzung von wissensch. Beobachtung

A
  • nur bestimmte Aspekte des menschl. Verhaltens interessieren
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
6
Q

Definition von Verhalten

Pawlik und Buse

A

= jedwede, der direkten (Fremd)Beobachtung zugängliche Änderung des Zustands einer Person: ihrer Körperstellung, ihrer Motorik, ihrer lautlichen (insbesondere lautsprachlichen) Äußerungen
- schließt menschliches Erleben ein

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
7
Q

enge Definition von Verhalten

Pawlik und Buse

A

= visuelles und akustisches Verhalten

  • Verhalten beobachten heißt, Wahrnehmungen über das Auftreten oder die Auftretensform (Variationsform, Intensität, Zeitdauer) bestimmter Verhaltensweisen im Verhaltensstrom einer Person anstellen und ergebnismäßig festhalten (protokollieren).
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
8
Q

Wissenschaftliche Beobachtung im Gegensatz zu Alltagsbeobachtung

A

1) methodisch kontrolliert und systematisiert
2) muss best. Gütekriterien genügen
3) weiterführende quantitative Analyse

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
9
Q

Definition Verhaltensstrom

von Pawlik und Buse nach Lewin

A
  • räumlich nicht-stationär
  • über die Zeit kontinuierlich
  • multivariat (bzgl. Verhaltensinhalten und beteiligten Organsystemen)
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
10
Q

Methode der Wahl in der Persönlichkeitspsychologie

A
  • Fragebogen -> für interne Prozesse noch sinnvoll, für alles andere: mehr Verhaltensbeobachtung!
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
11
Q

verschiedene Arten der Verhaltensbeobachtung

A

1) unsystematische vs. systematische Beobachtung
2) Labor- vs. Feldbeobachtung
3) Teilnehmende vs. nicht teilnehmende Beobachtung
4) offene (wissenschaftliche) vs. verdeckte (nicht wissenschaftliche) Beobachtung
5) vermittelte vs. unvermittelte Beobachtung
6) Selbstbeobachtung vs. Fremdbeobachtung

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
12
Q

unsystematische vs. systematische Beobachtung

A
  • unsys.:
    > frei
    > “Was ist hier eig los?”
  • systematisch:
    > strukturiert
    > hypothesenüberprüfend
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
13
Q

Labor- vs. Feldbeobachtung

A
  • Labor:
    > bessere Kontrolle und Inszenierung
    > kann auch natürlich sein bzw übertragbar ins Feld
    > Bsp.: Gefängnisexperiment (Zimbardo)
  • Feld:
    > natürlich
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
14
Q

Teilnehmende vs. nicht teilnehmende Beobachtung

A
  • (aktiv-) teilnehmend:
    > Forscher nimmt direkt an Versuchssituation teil -> beeinflusst Pbn
    > Doppelrolle: Teilnehmer und Beobachter
  • passiv-teilnehmend:
    > Forscher ist für Pb sichtbar, interagiert aber nicht mit ihm
    > kann beeinflussen
  • nicht-teilnehmend:
    > nicht sichtbarer Forscher
    > nicht aktiv teilnehmender Forscher
    > Bsp.: hinter Einwegspiegel
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
15
Q

offene (wissenschaftliche) vs. verdeckte (nicht wissenschaftliche) Beobachtung

A
  • offen:
    > aus ethischen Gründen müssen Pbn im Labor immer über aufgeklärt werden, dass ihr Verhalten beobachtet wird
  • verdeckt:
    > nur im ‘öffentlichen Raum’ möglich
    > Bsp.: Festinger et al. Sekten
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
16
Q

vermittelte vs. unvermittelte Beobachtung

A
  • vermittelt:
    > Aufzeichnungen auf Video oder Audio
    > Vorteile: Zeitlupe, Mikroaspekte können erkannt werden
    > Nachteile: Video ist keine exakte Kopie der Realität
  • unvermittelt:
    > Verhaltensbeobachtung in vivo (Beobachtung während des Geschehens)
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
17
Q

Selbstbeobachtung vs. Fremdbeobachtung

A
  • Selbstbeobachtung:
    1) Altes Verständnis:
    > Introspektion, Beobachtung der eigenen Bewusstseinsvorgänge

2) Neueres Verständnis:
> Selbst-Protokollierung mit technischen Hilfsmitteln
> Bsp.: Versuch Buse und Pawlik (1994) mit Schülern und Taschencompputern

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
18
Q

Isomorphe Deskription

A

= Versuch, wahrnehmbares Verhalten möglichst vollständig und genau zu beschreiben

  • Bsp.: Sounds of Social Life, One boy’s life
  • utopische Idee: Film von Geburt bis Tod für Persönlichkeitsinterpretation eine Pb
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
19
Q

Reduktive Deskription

A

= Verhaltensbeschreibung und -registrierung auf bestimmte Beobachtungseinheiten (Kategorien, Verhaltensklassen), die von konkreten Mikroaspekten des Verhaltens mehr oder weniger stark abstrahieren bzw. diese zusammenfassend charakterisieren

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
20
Q

Zeichen- oder Indexsystem

A

= Mehrere Beobachtungseinheiten bilden ein Zeichen- oder Indexsystem, wenn nur BESTIMMTE Verhaltensweisen eines Beobachtungsabschnitts interessieren /beobachtet werden
- in den Beobachtungseinheiten eines Zeichensystems können definierte Verhaltensweisen gleichzeitig auftreten (Bsp.: BE: Küssen BE2: Küssen und weinen BE3: küssen oder weinen -> küssen und weinen wird beobachtet: BE2)

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
21
Q

Kategoriensystem

A

= JEDE Verhaltensweise innerhalb einer Stichprobe wird einer Beobachtungseinheit zugeordnet
- es kann immer nur EINE Kategorie auf ein beobachtetes Verhalten zutreffen (Bsp.: BE1: Küssen oder laufen BE2: weinen BE3: alles andere -> küssen und weinen wird beobachtet: BE1 und BE2)

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
22
Q

Auftretensformen von Verhalten

A

1) Häufigkeit
2) Dauer
3) Intensität

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
23
Q

Reduktive Einschätzung

A

= Verhaltensbeurteilungen mit viel subjektiver Wertung und Interpretation

  • wenn Abstufung der Ratingskala nicht qualitativ
  • wenn wenig verhaltensnahe Beurteilungseinheiten vorliegen (bspw. “Souveränität” statt Blickkontakt)
  • können sich auf die Häufigkeit, Dauer, Intensität von Verhalten beziehen
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
24
Q

Verhaltensbeobachtung und Verhaltensbeurteilung

A
  • auch eine ‘objektive’ Verhaltensbeobachtung ist nie interpretationsfrei
    = Kontinuum
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
25
gute beobachtbare Persönlichkeitsmerkmale
- Extraversion - Gewissenhaftigkeit - Intelligenz
26
nicht gut beobachtbare Persönlichkeitsmerkmale
- Neurotizismus | - Offenheit für Erfahrungen
27
Definition: Verhaltensspuren
= beobachtbare Nachwirkungen oder Produkte menschlichen Verhaltens gemeint, die mit Persönlichkeitsmerkmalen assoziiert sein können - Vgl. Gosling et al. : Fremdbeurteilung von Büroräumen
28
Arten der Segmentierung des Verhaltensstroms
1) inhaltlich 2) zeitlich 3) nach Anzahl der Beobachtungsobjekte
29
inhaltliche Segmentierung des Verhaltensstroms
= definiert in Abhängigkeit vom Ziel der Beobachtung die zu registrierenden Einheiten
30
zeitliche Segmentierung des Verhaltensstroms
= legt fest, innerhalb welcher Zeitpunkte bzw. Zeiträume die definierten Einheiten registriert werden
31
Segmentierung des Verhaltensstroms nach Anzahl der Beobachtungsobjekte
- Einzelperson - Dyade - Gruppe
32
Arten inhaltlicher Segmentierung
1) morphologische Segmentierung 2) semantische Segmentierung 3) verhaltenspsychologische Segmentierung 4) differentialpsychologische Segmentierung
33
morphologische Segmentierung
= wenn aus dem Verhaltensstrom Einhei-ten nach den am Verhalten beteiligten Körperabschnitten oder Muskelgruppen definiert werden - Bsp.: FACS (Mimischer Verhaltensstrom)
34
semantische Segmentierung
= Abgrenzung von Beobachtungseinheiten nach der gleichen zugeschriebenen sozialen Bedeutung - Bsp.: stimmt zu, macht Vorschläge, setzt andere herab
35
verhaltenspsychologische Segmentierung
= grenzt Beobachtungseinheiten vor dem Hintergrund eines lerntheoretisch fundierten funktionalen Bedingungsmodells aus - Bsp.: Unterscheidung antezedente situative Bedingungen/ daran anschließendes Verhalten / daraus folgende Konsequenzen
36
differentialpsychologische Segmentierung
= fokussiert solche Beobachtungseinheiten (Extraversion), die z.B. nach einer Analyse selbstberichteter Verhaltensweisen (lächeln, auf andere zugehen) in Fragebogenstudien korrelieren bzw. auf demselben Faktor laden = es werden solche Verhaltensweisen (lächeln) registriert, die theoretische Persönlichkeitsmerkmale (Extraversion) indizieren sollten
37
Arten zeitlicher Segmentierung
1) Ereignisstichprobenplan (event sampling) | 2) Zeitstichprobenplan (time sampling)
38
Ereignisstichprobenplan (event sampling)
= Verhalten innerhalb eines festgelegten Beobachtungszeitraums immer dann beobachtet und protokolliert, wenn es auftritt - Idee: selben oder nur kurz auftretende Verhaltensweisen vollständig zu erfassen
39
Zeitstichprobenplan (time sampling)
= Beobachtung der inhaltlich definierten Einheiten zu bestimmten Zeitpunkten (Protokollterminen) bzw. innerhalb kürzerer Zeitintervalle (Beobachtungsfenster) - Idee: um möglichst repräsentative Verhaltensstichproben zu generieren - es muss der gesamte Beobachtungszeitraum a priori festgelegt werden
40
Formale Regeln für Beobachtungseinheiten
1) Beobachtungseinheiten möglichst konkret, eindeutig und verhaltensnah explizieren 2) Disjunkte Beobachtungseinheiten konstruieren 3) Relevante Verhaltensweisen vollständig im Beobachtungssystem abbilden 4) Klassifikation und Hierarchisierung der Beobachtungseinheiten 5) Grenzwerte bei der Anzahl der Beobachtungseinheiten beachten 6) Art der Quantifizierung wählen 7) Beobachtung/Registrierung von der Bewertung trennen 8) Praktische Umsetzung und Erprobung
41
je konkreter, eindeutiger, verhaltensnaher Beobachtungseinheiten (BE) expliziert sind, ...
- umso besser anwendbar (BE) | - umso höher ist de Wahrscheinlichkeit, dass Übereinstimmung zw. Beobachtern erzielt wird
42
Disjunkte Beobachtungseinheiten konstruieren
= wechselseitiger Ausschluss von BE bzw. eindeutige Abgrenzbarkeit
43
Relevante Verhaltensweisen vollständig im Beobachtungssystem abbilden
- bei Kategoriensystem gegeben | - in Restkategorie höchstens 5% einordnen
44
Klassifikation und Hierarchisierung der Beobachtungseinheiten
= Bildung von Oberkategorien, wenn es sich inhaltlich anbietet - Bsp.: BASA (Behavioral Assessment of Speech Anxiety)
45
Grenzwerte bei der Anzahl der Beobachtungseinheiten beachten
weil die menschliche Infoverarbeitungskapazität begrenzt ist | - va bei unvermittelter Beobachtung wichtig
46
Art der Quantifizierung wählen
= Auftretensform: - Intensität : schwierig zu beobachten (eher Interpretation) - Dauer: gut zu beobachten - Häufigkeit: gut zu beobachten
47
Beobachtung /Registrierung von der Bewertung /Eignung trennen
- Eignung ist in einem getrennten Vorgang auf der Basis eines expliziten Urteilsschemas vorzunehmen
48
Praktische Umsetzung und Erprobung
= BE muss in der Entwicklungsphase mehrmals erprobt und u.U. revidiert werden, handhabbar und übersichtlich geführt werden
49
Kategoriensystem von Bales
= historisch wichtigste und grundlegendste System zur Beobachtung von Interaktionen - entwickelt innerhalb der „Interaktions-Prozess-Analyse“ (IPA) = „Klassiker“ nicht-teilnehmender, strukturierter Beobachtungsverfahren
50
Zielsetzung des IPA (Interaktions-Prozess-Analyse)
= allgemeingültige Aussagen über typische Prozesse in Gruppen - durch Beobachtung von sozialem und emotionalem Verhalten
51
Interaktionen von Gruppen sind nach Bales (IPA) einteilbar in
1) Bewältigung von Aufgabenstellungen | 2) sozial-emotionale Interaktion
52
aufgabenorientierte Funktionselemente
Probleme der - Orientierung - Bewertung - Kontrolle
53
sozial-emotional orientierte Funktionselemente
Probleme der - Entscheidung - Spannungsbewältigung - Integration
54
Anwendbarkeit des IPA auf alle Gruppen
= nicht gegeben | - Bales hatte bestimmten Gruppentyp als Untersuchungsgegenstand
55
6 Funktionen sozialer Systeme
Probleme der: 1) Orientierung 2) Bewertung 3) Kontrolle 4) Entscheidung 5) Spannungsbewältigung 6) Integration
56
Definition: Beobachtungseinheit | Bales
= die kleinste erkennbare Einheit des Verhaltens, die der Definition von irgendeiner Kategorie genügt - die Einheit wird also durch einen Bedeutungswechsel innerhalb eines Systems (von Symbolen, Raum oder bloße körperliche Bewegung) definiert = Unterkategorien der IPA
57
Datenerhebung (IPA)
- Handlungen qualitativ in Schema einstufen | - Interaktionspartner kodieren
58
4 verschiedene Auswertungsverfahren (IPA)
1) Erstellung von Profilen - Interaktionsprofile mit 12 Kategorien 2) Sequenzanalyse - Bsp.: welche Interaktion folgt, wenn ein Gruppenmitglied andere herabsetzt - Ziel: generalisierbare Interaktionsaussagen 3) Phasenweise Analyse = Phaseneinteilungen - Als Phasen werden dabei meist drei Zeitabschnitte genommen 4) Matrizen - Wer interagiert mit wem? - es lassen sich u.a. zentrale Figuren einer Gruppe ermitteln
59
Vorteile von Videoaufzeichung
- Interessierte Verhaltensmuster und -prozesse können möglichst vollständig > registriert, > beliebig oft wiedergegeben, > detailliert analysiert werden - Schnelle und komplexe Abläufe können mit Hilfe von Teleobjektiven und Großaufnahmen auch in Zeitlupe gut analysiert werden (Oder Infrarot im Schlaflabor) - Aufmerksamkeitsdefizite des Beobachters fallen weniger ins Gewicht
60
Nachteile von Videoaufzeichnung
- "jede Aufnahme ist schon vor dem Schnitt eine Interpretation" + Selektivität + Konstruktion der Wirklichkeit
61
INTERACT
= Programm zur Verarbeitung von Beobachtungen: - Aufzeichnung - Berechnung v. Beobachterübereinstimmung - Sequenzanalyse
62
Definition: Videofeedback
= technisch vermittelte Selbstbeobachtung - aus psychologischer Sicht = Form der Selbstkonfrontation - Immer: Selbstbewertung - Kann: Prozess der Selbsterkenntnis und Selbstkorrektur auslösen - Kann: mit neg. Emotionen einhergehen -> Vgl Video-Selbst mit Ideal-Selbst - in Gruppe durchführbar
63
Don'ts beim Videofeedback
- Ausschließlich negative, im Moment nicht veränderbare Verhaltensweisen ohne Kommentar und Instruktion, die womöglich noch vor der Gruppe und ohne Eingriffsmöglichkeiten des Pb stattfinden - keine Vor- oder Nachbereitung - zu beliebigem Zeitpunkt durchführen - keine Instruktionen, was der Pb beim Videofeedback va fokussieren soll
64
Do's beim Videofeedback
- Kontrolle des Pb über Abbruch etc. - Nur unerwünschte, aber leicht veränderbare Verhaltensweisen sollen vom Trainer rückgemeldet werden - Self-Modeling
65
Self-Modeling
= videogestütze Rückmeldung erwünschter, wenn auch selten auftretender Verhaltensweisen der eigenen Person
66
Beeinflussung der Güte von Verhaltensdaten durch ....
1) Beobachtungsfehler 2) störende Bedingungen in der Beobachtungssituation 3) Probleme innerhalb des Beobachtungssystems
67
Systematik der Fehlerquellen im Beobachtungsprozess
- vom Beobachtungsgegenstand bis zum Beobachtungsprotokoll: - Störende Randbedingungen - Übermittlungsprobleme - Beobachter : Wahrnehmung, Interpretation, Erinnerung, Wiedergabe - Reaktivität - Probleme des Beobachtungssystems
68
mögliche Fehler von Beobachtern & Beurteilern
- Wahrnehmungsfehler: > Konsistenzeffekte (Halo-Effekt) > Observer Drift - Interpretationsfehler: > Zentrale Tendenz (Tendenz zur Mitte) > Milde- und Härtefehler (Leniency-Severity-Fehler) - Erinnerungsfehler: > Primacy- und Recency- Effekte > begrenzte Infoverarbeitungskapazität - Wiedergabefehler: > bspw.: Konformitätsdruck
69
Konsistenzeffekte (Halo-Effekt)
= Tendenz, in der Beurteilung (aufgrund eines Merkmals) widerspruchsfrei zu bleiben Beispielsweise: - Tendenz, die Beurteilung mehrerer Merkmale von einem globalen Pauschalurteil abhängig zu machen. - Tendenz, einzelne Urteile in Abhängigkeit von einem bestehenden Gesamteindruck oder besonders hervorstechendem Merkmal zu fällen, wobei „in Abhängigkeit“ in aller Regel bedeutet: in Übereinstimmung mit diesem. - Unfähigkeit oder mangelnde Bereitschaft des Urteilers, auf unterschiedliche Ausprägungen verschiedener Merkmale zu achten / Tendenz eines Urteilers, ein Objekt bzgl. vieler Merkmale gleich einzustufen. - Urteiler versäumt es, konzeptuell unterschiedliche und potentiell unabhängige Merkmale im Urteil zu differenzieren.
70
Observer Drift
= allmähliche Veränderung des Standards eines Beobach-ters | - Gegenmaßnahme: immer wieder Ankerbeispiele anbringen
71
Zentrale Tendenz / Tendenz zur Mitte
= Vermeidung extremer Einstufungen der Pbn | - Gegenmaßnahme: Skalenendpunkte durch Bsp. veranschaulichen
72
Milde- und Härtefehler (Leniency-Severity-Fehler)
= Die zu beurteilende Person wird systematisch entweder zu positiv oder zu negativ eingeschätzt, was daran liegen kann, dass sie dem Beurteiler ähnlich/unähnlich, sympathisch/unsympathisch ist oder an eine sympathische/unsympathische Person, die der Beobachter kennt, erinnert
73
Primacy- und Recency- Effekte
= Urteilsverzerrungen, die mit der sequentiellen Position der zu beurteilenden Objekte zusammenhängen
74
Empfehlungen zur Vorbeugung von Beobachtungs- und Beurteilungsfehlern (Greve & Wentura)
- Erstellen Sie das Beobachtungssystem sorgfältig (theoriegeleitet, Vergleich mit vorliegenden Alternativen, in Vorstudien erprobt, nicht zu umfangreich). - Trennen Sie die Kategorien so genau und eindeutig wie möglich, kennzeichnen Sie sie mit eindeutigen und vertrauten Begriffen. - Vorsicht bei der Interaktion von Beobachtern mit dem Versuchsleiter. - Vorsicht bei der Interaktion von Beobachtern mit den Beobachteten. - Bereiten Sie die Beobachtung gut vor; gewöhnen Sie, wenn das möglich ist, die Beobachteten an das Beobachtet-werden. - Beobachten Sie möglichst verdeckt, solange das ethisch vertretbar ist. - Beobachten Sie möglichst nicht nur unvermittelt - Lassen Sie die Beobachter Methode und Beobachtungsobjekte vorher kennenlernen. - Beobachten Sie geeignete Objekte. - Lassen Sie den Beobachter möglichst den Handlungskontext des Beobachteten überblicken, damit er Handlungen und Reaktionen adäquat einschätzen kann. - Lassen Sie dem Beobachter genügend Zeit.
75
2 Probleme des Beobachtertrainings | Flanders
1. Die Menschen in Maschinen zu verwandeln und | 2. Sie in diesem Zustand zu halten, während sie beobachten.
76
Beobachtung muss stabil sein
d.h. es dürfen sich weder - persönliche Einstellungen, - Erwartungshaltungen noch - körperliche Verfassungen auf die Beobachtungsdaten auswirken
77
Gütekriterien für Beobachtungsverfahren
- Objektivität: > intersubjektive Beobachterübereinstimmung > Berechnungsmöglichkeiten: Kappa-Koeffizient, Intraklassenkorrelation (ICC) - Reliabilität: > Inter-Observer-Reliabilität > Intra-Observer- bzw. Retest-Reliabilität - Validität: > Inhaltsvalidität > Kriteriumsvalidität > Konstruktvalidität
78
Kappa-Koeffizient von Cohan
= zur Bestimmung der Beobachterübereinstimmung bei nominalskalierten Daten - Anzahl der zufällig zu erwartenden Übereinstimmung wird berücksichtigt - Eingeführt in KE-1: Kodiererübereinstimmung bei Inhaltsanalyse
79
Inhaltsvalidität bei Beobachtungen
= wenn die Kategorien eines Beobachtungssys-tems alle Verhaltensweisen abbilden, die für einen interessierenden Verhaltensbereich relevant bzw. für ein hypothetisches Konstrukt (z.B. Angst) indikativ sind
80
Kriteriumsvalidität bei Beobachtungen
= Grad des korrelativen Zusammenhangs zwischen dem Ergebnis einer Verhaltensbeobachtung und einem Außenkriterium
81
Konstruktvalidität bei Beobachtungen
= inwieweit sich die Ergebnisse einer Verhaltensbeobachtung auf theoretische Annahmen und andere Messungen, die das interessierende Konstrukt betreffen, beziehen lassen - Bsp.: positive Korrelationen zwischen einem Gesamtscore von Verhaltensindikatoren für Angst mit der im Fragebogen selbsteingeschätzten Angst ein Beitrag zur Validierung des Konstrukts Angst bzw. Ängstlichkeit
82
2 kritische Aspekte der Validität von Verhaltensbeobachtungen (Indikatorenproblem)
1) Bestimmte Verhaltensweisen werden als Indikatoren für bestimmte Persönlichkeitsmerkmale (Traits, z.B. Extraversion) oder Zustände (States, z.B. Angst) interpretiert. Aber je nach Kontext kann ein Verhalten unterschiedliche psychische Prozesse indizieren. 2) unterschiedliche Verhaltensaspekte, die mit bestimmten traits/states einhergehen sollen, variieren in ihrer indikativen Bedeutung von Person zu Person
83
Definition: Intraklassen-Korrelation (ICC)
= Maß für die Reliabilität der Einschätzungen von Personen/Objekten durch zwei oder mehr Beurteiler (Rater) auf einer Intervallskala - es gibt verschiedene Formen der ICC - Die Wahl der angemessenen ICC hängt davon ab, welche weiteren Entscheidungen bzw. Analysen mit den Ratings durchgeführt werden sollen > und ua. der Generalisierbarkeit auf andere Rater
84
Varianzanalytischer Ansatz der ICC
- Die Einschätzungen von n Personen(Objekten) durch k Beurteiler/Rater auf einem Merkmal x lassen sich dann in einer Matrix darstellen, die einer Varianzanalyse mit Messwiederholung entspricht. - Die mehrmalige, „wiederholte“ Einschätzung derselben n Personen durch die k Beurteiler kann als Messwiederholung interpretiert werden.
85
Berechnung der ICC im varianzanalytischen Ansatz
(MSzw - MSinn) / (MSzw + (k-1) MSinn) - MSzw = Varianz zwischen den Beurteilten - MSinn = Varianz innerhalb der Beurteilten, die auf unterschiedlichen Beurteilereinschätzungen beruhen - k = Beurteiler / Rater = Anzahl der systemischen Varianz an Gesamtvarianz
86
Entscheidungsfragen zur Wahl einer angemessenen ICC-Variante
1) Sind Unterschiede in den Mittelwerten der Rater für die Reliabilität relevant? 2) Soll die Reliabilität eines individuellen Raters oder die Reliabilität der mittleren Einschätzung mehrerer Rater bestimmt werden?
87
1. Fall: Interrater Agreement (Beurteilerübereinstimmung): hohes Interrater Agreement und hohe Interrater Reliability
= Ausmaß, in dem die Rater genau dieselben absoluten Einschätzungen bei zu beurteilenden Objekten (Personen) vornehmen
88
2. Fall: Interrater Reliability (Beurteilerreliabilität): niedriges Interrater Agreement und hohe Interrater Reliability
= Ausmaß, in dem verschiedene Rater relative Übereinstimmung erzielen - relative Übereinstimmung in Hinblick auf Rangreihe der Pbn
89
3. Fall: hohes Interrater Agreement und niedrige Interrater Reliability
- hohe absolute Übereinstimmung der Einschätzung der Rater - geringe Reliabilität wegen geringer Varianz der Einschätzungen - Abhilfe: Koeffizient von Finn anstelle des ICC
90
Unjustierte ICC
= die absoluten Merkmalseinschätzungen werden berücksichtigt
91
Justierte ICC
= die relativen Merkmalseinschätzungen werden berücksichtigt (zB. Rangreihe)
92
Bsp.: 3 Therapeuten, Erstgespräch, 9-stufige Skala
- Berechnung der Reliabilität der Einzelwerte - weil jeder Patient nur zu einem Therapeuten geht, muss Reliabilität des Urteils EINES Therapeuten beurteilt werden - Unterschiede zw. den Ratermittelwerten = Fehlerkomponente, denn: welcher Pb höher eingestuft wird bekommt eher Therapieplatz = ICC unjustiert + Reliabilität eines individuelle Raters
93
zweifaktoriellen Varianzanalyse
= Voraussetzung: Alle zu beurteilenden Personen/ Objekte wurden von allen Ratern eingeschätzt
94
einfaktoriellen Varianzanalyse
= Jede Person/Objekt wurde nur von einem Teil der Rater beurteilt. - Achtung: Hier kann die ICCunjust oder ICCjust nicht mehr differenziert ermittelt werden
95
Eingabe in SPSS
ANALYSIEREN -> SKALIERUNG -> RELIABILITÄTSANALYSE - Rater (1 bis n) ins "Item"-Fenster - unter "Statistiken" : "Korrelationskoeffizient in Klassen" - Modell: > Zweifach, zufällig 􀂟> Zweifach, gemischt 􀂟> Einfach, zufällig - Typ: > Konsistenz (ICCjust) 􀂟> Absolute Übereinstimmung (ICCunjust)
96
4 standardisierte Beobachtungs- und Beurteilungssysteme
1) Facial Action Coding System 2) BASYS 3) Kessler-Kompetenz-Raster 4) NEO-PI-R - Form F
97
Facial Action Coding System
= International verbreitetes beobachtungssystem zur Registierung der mimischen Muskelbewegungen - es werden Action Units beobachtet und Emotionen zugeordnet - Grundlage für Zuordnung: es gibt Primäremotionen wie Angst, Wut und Ekel, die sind: > biologisch determiniert > universell gültig - Diese Annahme ist nicht unumstritten.
98
BASYS
= Beobachtungssystem zur Analyse aggressiven Verhaltens in schulischen Settings - Schüler. 9 - 16 Jahre - 8 Aggressionskategorien - Formen der Gewalt ( verbal, körperlich, Mischform) - gegen wen die Gewalt ging (Schüler, Lehrer, Gegenstand) - Beobachtungszeitraum: 2 Wochen - Beobachtungszeit pro Tag: 2 Unterrichtsstunden - positive Verhaltensaspekte der Schüler werden auch erfasst, um diese gezielt zu verstärken
99
BASYS-L
Beurteilung durch geschulte Lehrer
100
BASYS-F
Beurteilung durch Fremdbeurteiler
101
Kessler-Kompetenz-Raster
= Erfassung beruflicher Handlungskompetenzen von Personen, die in Gruppen zusammenarbeiten - Bsp.: Personalentwicklung zur Maßnahmenevaluation, Identifikation von Trainingsbedarf - Beobachtungssituation: Simulation einer Problemlösung in einer Arbeitsgruppe - Facetten, die erfasst werden können: 1) Fachkompetenz 2) Methodenkompetenz 3) Selbstkompetenz 4) Sozialkompetenz
102
NEO-PI-R - Form F
= Standardisiertes Verfahren zur Fremdeinschätzung von Eigenschaften - Vorgehen: Zielperson wird von bekannten Personen im Hinblick auf die Dimensionen und Facetten des Fünf-Faktoren-Modells eingeschätzt