K4: Beschleunigte Zuverlässigkeitstests Flashcards

1
Q

Warum Tests mit Zeitraffung?

A

Elektronische Geräte sind zahlreichen Belastungen ausgesetzt, sollen aber viele Jahre ohne Ausfall funktionieren. Bei der Entwicklung eines elektronischen Bauteils oder Systems ist aber keine Zeit für jahrelange Tests. Es ist deshalb nötig, die Zeit für die Tests gegenüber der Nutzungszeit zu verkürzen.

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
2
Q

Welche Möglichkeiten für eine Zeitraffung gibt es?

A
  • Ausblenden von Ruhezeiten
  • Ausblenden von weniger belastenden Betriebszeiten
  • Pegelerhöhung bei beschleunigten Umweltsimulationen bzw. Zuverlässigkeitstests
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
3
Q

Nennen Sie Ausfallmechanismen für integrierte Schaltungen.

A
  • Hohe Stromdichten in den Leiterbahnen –> Unterbrechungen durch Elektromigration
  • Elektrostatische Entladungen (engl. electrostatic discharge, ESD)
  • Time dependent dielectric Breakdown (TDDB). Das ist ein Anstieg des Leck-Stroms durch das wenige nm dünne Gate-Dielektrikum bei MOSFETs.
  • Plasma induced gate oxide damage (PID). Wird verursacht durch eine Vorschädigung des Gate-Dielektrikums durch Aufladungen beim Ionenätzen der Metallisierung bei MOSFETs.
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
4
Q

Was kann bei MEMS zu Ausfällen führen?

A

Die mechanischen Strukturen können bei hohen Beschleunigungen brechen (z. B. beim Herunterfallen eines mobilen Geräts).

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
5
Q

Nennen Sie Ausfallmechanismen für Kondensatoren.

A

Folienkondensatoren:
- Kapazitätsverlust durch Korrosion der Metallisierung bei hoher Feuchte
Elektrolytkondensatoren:
- Verdunsten des Elektrolyts bei Wärme –> ESR steigt an Das ist eine der häufigsten Ursachen für Ausfälle von Elektronik.
- Aufplatzen durch Überspannungen

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
6
Q

Welche Ausfälle können bei Verbindungstechnik bzw. Stecker und Schaltern vorkommen?

A

Stecker und Schalter:

  • Abtrag der Kontaktoberflächen durch Lichtbogen
  • Verschmelzen der Kontakte und dadurch Öffnungsfehler
  • Korrosion der Kontakte durch Schadgase
  • Reibkorrosion der Kontakte

Aufbau- und Verbindungstechnik:

  • Risse in Lotverbindungen durch Temperaturwechselbelastung
  • Risse in Durchkontaktierungen in Leiterplatten durch Temperaturwechselbelastung
  • Kurzschlüsse in Leiterplatten durch Anodic Filaments durch Spannung, Feuchte und Wärme
  • Kurzschlüsse durch Zinn-Whisker
  • Elektrochemische Korrosion auf Leiterplatten bei Feuchte und Spannung
  • Aufplatzen von Bauelementen (Popcorn-Effekt) beim Löten
  • Ablösung von gebondeten Drähten durch Bildung von intermetallischen Phasen durch Wärme

Crimpverbindungen:

  • Nachlassen der Kontaktkräfte durch Kriechen von Aluminium bei höheren Temperaturen und/oder Temperaturwechsel
  • Korrosion der Kontaktoberflächen bei geringen - ontaktkräften
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
7
Q

Nennen Sie Tests zur Bestimmung der Lebensdauer von elektronischen Systemen.

A
  • Temperaturlagerung
  • Temperaturwechsel oder Temperaturschock
  • Lagerung in feuchter Wärme
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
8
Q

Mit welchen Tests kann untersucht werden, ob ein System oder Bauteil robust genug für die Belastungen im Einsatz ist?

A
  • ESD-Tests
  • Schock- und Vibrationstests
  • Test auf Lötwärmebeständigkeit
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
9
Q

Warum und wozu wird die Robustness Validation gemacht?

A

Zuverlässigkeitstests sollen besser auf die Anforderungen im System und die Fehlermechanismen abgestimmt werden. Damit sollen geringere Ausfallraten und gleichzeitig ein geringerer Testaufwand erreicht werden.

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
10
Q

In welchen Schritten wird eine Robustness Validation bearbeitet?

A
  1. Einsatzbedingungen bei den Kunden klären (elektrisch und Umwelt: „Mission Profile“).
  2. Klären, welcher Parameter bei diesen Bedingungen zuerst zu einer Verletzung der Spezifikation führt. Festlegen einer Ausfallgrenze für diesen Parameter.
  3. Falls möglich, Entwicklung eines Modells, das die Beschleunigung durch Temperatur oder andere Größen beschreibt. Fit der Modell-Parameter aus den Ergebnissen der Versuche.
  4. Durchführen von Zuverlässigkeitstests bis zur Verletzung der Ausfallgrenzen. Falls diese Tests zu lange dauern, ist es auch möglich, Lebensdauern durch Extrapolation der Degradation zu bestimmen.
  5. Berechnen der Lebensdauer unter Einsatzbedingungen.
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
11
Q

Welche Fehlermechanismen können durch höhere Temperatur beschleunigt werden?

A
  • Time Dependent Dielectric Breakdown (SiO2-Defekt bei ICs)
  • Elektromigration in Leiterbahnen von ICs
  • Whiskerbildung (bei Sn)
  • Austrocknen von Elkos
  • Zersetzung von Polymeren
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
12
Q

Was beschreibt die Temperaturabhängigkeit der Reaktionsgeschwindigkeit?

A

Die Arrhenius-Gleichung: 𝑅(𝑇) = 𝑅0*𝑒^−𝐸𝐴/𝑘∙𝑇

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
13
Q

Wofür verwendet man den Beschleunigungsfaktor AF?

A

Für eine spezifizierte Lebensdauer zu berechnen, bei welcher Temperatur und wie lange ein beschleunigter Test durchgeführt werden muss: AF=t_usage/t_test

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
14
Q

Erklären Sie Elektromigration.

A

Durch Kollision der Leitungselektronen mit den Metallionen entsteht ein gerichteter Materialtransport. Es bilden sich dadurch:

  • Löcher (Voids) nach Barrieren, die zu Unterbrechungen führen können.
  • Materialansammlungen (Hillocks) vor Barrieren, die Kurzschlüsse verursachen können.
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
15
Q

Erklären Sie Sn-Whisker.

A

Zinn hat eine sehr niedrige Schmelztemperatur von nur 232 °C. Die Sn-Atome sind deshalb auch bei Raumtemperatur sehr beweglich. Für Metallatome ist die Bindung in einem Kristallgitter energetisch günstiger als eine ungeordnete Bindung an einer Korngrenze. Es können deshalb bei Raumtemperatur
oder etwas höheren Temperaturen einkristalline Zinn-Nadeln aus einer Oberfläche wachsen und
Kurzschlüsse verursachen

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
16
Q

Was beschreibt die Blacksche Gleichung?

A

Die mittlere Ausfallzeit: t50 = A𝑗^−𝑛𝑒^(− 𝐸𝐴𝑘 𝑇 )

17
Q

Beschreiben Sie den Temperaturschocktest.

A

Dabei werden die Proben mit einem Aufzug von einer kalten in eine warme Kammer und wieder zurück gebracht. Typische Parameter sind Haltezeiten von jeweils 15 Minuten und Temperaturen von -40 °C und 125 °C.

18
Q

Beschreiben Sie den Temperaturwechseltest.

A

Dabei befinden sich die Proben in einer Kammer, die langsam gekühlt bzw. aufgewärmt wird. Typische Parameter sind Haltezeiten und Wechselzeiten von jeweils 15 Minuten.

19
Q

Was beschreibt das Coffin-Manson-Modell?

A

Die Abschätzung wann in Metallen durch zyklische plastische Dehnungen und Kriechdehnungen Risse entstehen. Anzahl der Zyklen 𝑁=𝐶∙(Δ𝜀𝑝)^−𝑛 und Beschleunigungsfaktor Af=N_usage/N_test

20
Q

Welche Defekte entstehen in feuchter Umgebung?

A
  • Korrosion von unedlen Metallen
  • Elektrochemische Migration auf Oberflächen
  • Conductive Anodic Filament
  • Schwellen oder Delamination von Polymeren
21
Q

Was versteht man unter Conductive Anodic Filaments? (CAF)

A

Dies sind leitende Verbindungen, die sich in Leiterplatten an den Grenzschichten zwischen den Glasfasern und dem Harz bilden können:

  1. Durch Delamination zwischen einer Glasfaser und der Epoxidharz-Matrix entsteht ein offener Kanal.
  2. Durch Wasser aus der Umgebung und elektrochemisches Lösen von Cu-Ionen an der Anode entsteht ein Elektrolyt in dem offenen Kanal zwischen Faser und Epoxidharz.
  3. Metallisches Cu wächst von der Anode ausgehend elektrolytisch im Kanal.
  4. Es entsteht ein Kurzschluss zwischen Anode und Kathode
22
Q

Was beschreibt das Modell von Hallberg und Peck?

A

Die Kombination von Feuchte und Temperatur. Beim Hallberg-Peck-Modell wird der Arrhenius-Faktor um einen rein empirisch ermittelten Feuchte-Faktor ergänzt.

23
Q

Warum nahm die Empfindlichkeit gegen elektrostatiscer Entladung in den letzten Jahren zu?

A
  • Durch die Verkleinerung der Strukturbreiten wird die Energiedichte bei der Entladung größer.
  • ICs für hohe Frequenzen können schlechter durch ESD-Schutzstrukturen geschützt werden, da diese die Anschlüsse kapazitiv belasten.
24
Q

Welche Modelle werden zur Prüfung der ESD-Empfindlichkeit verwendet?

A
  • Human Body Model (HBM), das die Entladung eines Menschen simuliert. Beim Tests wird eine Kapazität geladen und dann durch einen Widerstand und das zu testende Bauelement entladen.
  • Beim Charged Device Model (CDM) wird die elektrostatische Belastung beim Bestücken eines Bauteils auf einer Leiterplatte simuliert.
25
Q

Warum sind Schock- und Vibrationstest nötig?

A

Beim Transport und im Betrieb sind elektronische Geräte einmaligen oder periodischen Beschleunigungen ausgesetzt. Bei starken Beschleunigungen wirken auf alle Massen hohe Kräfte, die zu Brüchen führen können. Bei Vibrationen können einzelne Bauelemente oder Leiterplatten in resonante Schwingungen versetzt werden. Dadurch können auch bei deutlich kleineren Beschleunigungen Schäden auftreten.

26
Q

Beschreiben Sie den Falltest.

A

Für mobile Geräte, wie Mobiltelefone, ist das Herunterfallen eine extreme Belastung. Typische Testbedingungen sind 30-faches Fallen aus einer Höhe von 1,5 m. Es werden meist „guided fall tests“ durchgeführt, bei denen das Testobjekt beim Fall geführt wird, damit es definiert auf die Flächen, Ecken und Kanten fällt.

27
Q

Schock- und Vibrationstests?

A
  • Transportsimulation mit ausgeschaltetem Prüfling und Rauschsignal
  • Simulation der Belastungen in Schienen- bzw. Straßenfahrzeugen nach internationalen Normen oder Spezifikationen der Hersteller mit angeschaltetem Prüfling und Rauschsignal
  • Anregung mit Sinusschwingungen mit Frequenzsweep zur Identifizierung von mechanischen Resonanzen
28
Q

Wie wird auf Lötwärmebeständigkeit getestet?

A
  1. Trocknen der Bauteile (24 h bei 125 °C)
  2. Durchfeuchten (Parameter siehe Tabelle 6)
  3. Lötsimulation (meist 3 mal 30 s bei über 255°C)
  4. Inspektion auf Risse und elektrische Messung der Funktion