Selbstwertgefühle Flashcards

1
Q

Selbstwertgefühl: Defintion (Donnellan)

A
  • Subjektive Einschätzung einer Person ihres eigenen Werts
  • Teil des Selbstkonzepts einer Person
  • Reflektiert nicht notwendigerweise die objektiven Begabungen und Fähigkeiten einer Person oder wie sehr die Person von anderen geschätzt wird
  • Gefühl, gut genug zu sein, jedoch nicht notwendigerweise besser als andere zu sein
  • Selbstakzeptanz und Selbstachtung, jedoch nicht masslose Selbstliebe and Selbstverherrlichung
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2
Q

Messung des globalen Selbstwertgefühls (Donnellan)

A
  • am häufigsten: eingesetztes Verfahren: Rosenberg Selbstwertgefühl Skala mit 10 Items zur Selbstbeurteilung

Beispielitems:
- “Alles in allem bin ich mit mir selbst
- “Ich besitze eine Reihe guter
- “Ich kann vieles genauso gut wie die meisten anderen
Menschen auch.”
- “Ich fürchte, es gibt nicht viel, worauf ich stolz sein kann.”
(umgekehrte Messrichtung!)

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3
Q

Entwicklung/Stabilität des Selbstwertgefühls: Querschnittliche Altersunterschiede (Robins) - Ergebnisse

A
  • Mittelwertsentwicklung/Normative Entw (Normalerweis): Das Niveau von Selbstwertgefühl wird vom Jugendalter bis zum Erwachsenen begleiten (ziemlich stabil)
  • generelle Muster: Von mittleren Kindheit bis Ado gibt es eine grosse Minderung, danach Stabilität und ab 40Jahren +- grosser Anstieg
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4
Q

Entwicklung/Stabilität des Selbstwertgefühls: Längsschnittlicher
Entwicklungsverlauf (Orth) - Ergebnis

A

Immer steigend bis 60 Jahren (=Peak), danach nimmt AB

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5
Q

Entwicklung/Stabilität des Selbstwertgefühls: Metaanalyse zum Entwicklungsverlauf über die Lebensspanne (Orth) - Ergebnisse

A
  • Kinder (5-8 Jahren) Verschlechterung des Selbstgefühls (wenn überhaupt Anstieg)
  • 11-15 Jahren: stagniert (anstatt Verschlechterung wie in anderen Studien): viele haben ein sehr schlechtes Selbstgefühl, andere ein sehr grosses–> se balance
  • ungefähr gleich wie vorher; Peak bei 60-70 Jahren (vlt biologische Ursachen? Rollenveränderungen?)

–> Erwachsene können ihr Selbstgefühl über eine sehr längere Zeit behalten

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6
Q

Entwicklung/Stabilität des Selbstwertgefühls: Metaanalyse zum Entwicklungsverlauf über die Lebensspanne (Orth) - Forschungslücken+Vorteile

A

A) Forschungslücken

  • Entwicklungsverlauf in der Kindheit?
  • Entwicklungsverlauf in der frühen Adoleszenz?
  • Stärke der Verringerung im hohen Alter?
  • Interkulturelle Unterschiede?

B) Vorteile
- Kein Publikationsbias

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7
Q

Intraindividuelle Stabilität und Kontingenz des Selbstwertgefühls (Meier) - Methode

A
  • Studie zu Altersunterschieden bei intraindividueller Stabilität.
  • Verwendung von Tagebuchdaten über 25 Tage zur Berechnung der intraindividuellen Stabilität und Kontingenz
  • Alter: 13 bis 72 Jahre
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8
Q

Intraindividuelle Stabilität und Kontingenz des Selbstwertgefühls (Meier) - Ergebnisse

A

Von der Adoleszenz bis ins mittlere Erwachsenenalter wird das Selbstwertgefühl nicht nur höher, sondern auch intraindividuell stabiler (= weniger fluktuierend) und unabhängiger von alltäglichen Ereignissen

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9
Q

Wie entwickelt sich intraindividuelle Stabilität allgemein in der Persönlichkeitsentwicklung?

a) Sie steigt
b) Sie sinkt
c) Sie bleibt gleich
d) Die Befundlage ist inkonsistent

A

a)

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10
Q

Wie entwickelt sich das Selbstwertgefühl in der frühen Pubertät (11-15 Jahre)?

A

Es stagniert (anstatt Verschlechterung wie in anderen Studien): viele haben ein sehr schlechtes Selbstgefühl, andere ein sehr grosses–> se balance

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11
Q

Theoretische Ansatzpunkte zum Lebensspannenverlauf des Selbstwertgefühls (Roberts+Wood): mögliche Erklärungen

A

A) Mögliche Gründe für Stabilität:
- Neosozioanalytische Theorie der Persönlichkeitsentwicklung: Plastizitätsprinzip, Reifeprinzip, Soziales Investitionsprinzip

B) Mögliche Gründe für Verringerung im Alter:

  • Veränderungen bei sozialen Rollen
  • Veränderungen bei sozialen Beziehungen
  • Veränderungen bei sozialem Status und Gesundheit
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12
Q

Selbstwertgefühlstabilität: Geschlechtunterschied

A
  • Querschnittlich: Kleiner Mittelwertsunterschied zugunsten
    von Jungen/Männern (+- .20)
    –> Das heißt NICHT, dass der Niveau des Selbstwertgefühls gleich ist! In diesen Studien, wird nur die Entwicklung in der Zeit geforscht
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13
Q

Geburtskohorte: Generation Me? (Twenge): Thesen

A
  • Geburtskohorten aus den 1970 bis 1990er Jahren sind egoistischer und narzisstischer als frühere Generationen und haben ein höheres (narzisstisch überhöhtes) Selbstwertgefühl
  • Kohorteneffekte aufgrund soziokultureller Veränderungen (z.B. grössere gesellschaftliche Bedeutung des Selbstwertgefühls; Bemühen von Eltern und LehrerInnen, das SWG von Kindern und Jugendlichen zu fördern)
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14
Q

Geburtskohorte: Generation Me? (Twenge): Ergebnisse

A
  • Seine Thesen über die Selbstwertgefühle stimmen nicht.

- Jüngere Generationen von früher unterscheiden sich nicht von die der heutigen (was die Entwicklung angeht)

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15
Q

Soziometertheorie (Leary): Definition + These

A
  • Theorie zur Erklärung der Funktion des Selbstwertgefühls (=warum die Menschen Überhaupt ein Selbstwertgefühl haben und sich Gedanken darüber machen.)
  • These: es ist ein Teil eines Bedürfnissystems (der Zugehörigkeit), der alarmiert, falls etwas nicht gut ist und sich dann adaptiert. = Das Selbstwertgefühl ist Teil eines internen Systems, welches den eigenen relationalen Wert beobachtet (Monitoringfunktion), Veränderungen und Bedrohungen anzeigt ( Alarmfunktion) und adaptive Verhaltensweisen auslöst (motivationale Funktion)
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16
Q

Soziometertheorie (Leary): relationaler Wert - Definition

A

subjektive Einschätzung, für wie wertvoll, brauchbar, begehrt
eine Person sich hält für die Gruppen und Beziehungen, zu
denen die Person gehört und gehören möchte

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17
Q

Soziometertheorie (Leary): Evolutionspsychologische Erklärung

A
  • Soziometersystem hat sich im Verlauf der Evolution zur Sicherung des Bedürfnisses nach Zugehörigkeit entwickelt
  • Bedürfnis nach Zugehörigkeit: Individuen mit sozialen Beziehungen haben evolutionäre Vorteile bei Überleben und
    Nachkommenschaft gegenüber Individuen, die alleine sind
    (Wissensaustausch , Arbeitsteilung, Schutz, Kindererziehung)
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18
Q

Soziometertheorie (Leary): Annahmen

A
  • Nach der Soziometertheorie sollten alle Determinanten des
    Selbstwertgefühls auf ihre Bedeutung für soziale Zugehörigkeit zurückzuführen sein
  • Jeder hat eine Referenzgruppe: Individuen orientieren sich an der (realen oder vorgestellten) Wertschätzung einiger weniger Personen, deren Urteil und Standards für sie wichtig sind
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19
Q

Soziometertheorie (Leary): Funktionsweise des Selbstwertsystems

A
  • Der Soziometer überwacht nicht nur aktuelle Akzeptanz und
    Zurückweisung, sondern auch antizipatorisch die zukünftige
    Bedürfnisbefriedigung (wenn man glaubt, man wird keine Freund machen, dann hat man auch niedriges Selbstwert/-gefühl)
  • Das Monitoring des relationalen Werts ist ein automatischer
    mentaler Prozess (ist effizient: autonom, mühelos, meist
    unwillkürlich) (es passiert sehr schnell, man kann es nur schwierig kontrollieren, unbewusst, automatisch)
  • Affekt (z.B. Reduktion des Selbstwertgefühls) hat Alarmsignal-wirkung, bringt Bedrohung oder Verlust des relationalen Werts ins Bewusstsein und motiviert zu regulativem Verhalten
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20
Q

Soziometertheorie (Leary): Wertvolle soziale Attribute

A
  • Liebenswürdigkeit
  • Kompetenz
  • Attraktivität
  • Moralische Integrität
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21
Q

Soziometertheorie (Leary): Trait Selbstwertgefühl - Definition

A

Selbstwertgefühl, dass Menschen verspüren, wenn gerade nichts relevantes passiert, was ihr Selbstwertgefühl beeinflusst (nicht positives/negatives erleben)

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22
Q

Soziometertheorie (Leary): Hypersensitives Selbstwertgefühl - Definition

A
  • sehr abhängiges Selbstwertgefühl
  • Wenn etwas mittelrelevantes passiert, reagieren sie besonders stark (negative/positiv) und lassen sich somit beeinträchtigen (negativ/positiv) –> angemessene Reaktion findet nicht statt, sondern eine die übertrieben (niedrig/hoch) ist
  • -> kommt bei Menschen vor, die ein sehr abhängiges Selbstwertgefühl haben
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23
Q

Soziometertheorie (Leary): Hyposensitives Selbstwertgefühl - Definition

A
  • Menschen, die eine zu niedrige Reaktion zu einem Geschehen haben, z.B: Jemanden macht etwas und sollte sich schämen, aber ihr Selbstwertgefühl wird gar nicht beeinflusst.

–> weder Hyper- noch Hyposensitives Selbstwertgefühl ist gut, weil es ist nicht adaptiv

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24
Q

Entstehung individueller Unterschiede: Genetische Einflüsse (Trzesniewski +Donnellan)

A

A) Erklären ca. 40% der Unterschiede im Selbstwertgefühl
B) Es gibt kein Selbstwert-Gen, sondern Gene beeinflussen das Selbstwertgefühl indirekt durch ihren Einfluss auf
- Intelligenz (schulische Kompetenzen)
- körperliche Eigenschaften (Attraktivität, sportliche Fähigkeiten)
- Temperament (Extraversion, emotionale Stabilität, Selbstregulationsfähigkeiten)
- usw.

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25
Q

Wie entsteht das Selbstwertgefühl in der frühen Kindheit?

A
  • Bottom-Up-Modell
  • Modell der Internalisierung früher sozialer Erfahrungen

–> Modelle/Hypothesen=nicht belegt!

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26
Q

Wie entsteht das Selbstwertgefühl in der frühen Kindheit? Bottom-Up-Modell

A
  • Kinder entwickeln zunächst konkrete bereichsspezifische Überzeugungen zur eigenen Person, z.B. zu schulischen Fähigkeiten, Aussehen und Beliebtheit bei Peers (4-6 Jahre)
  • Auf der Basis dieser bereichsspezifischen Selbstbewertungen entwickelt sich später das globale Selbstwertgefühl (7-8 Jahre)
  • -> Empirische Ergebnisse legen nahe, dass das globale Selbstwertgefühl jedoch nur zu einem Teil durch bereichs-spezifische Selbstbewertungen erklärt werden kann (das globale Selbstwertgefühl ist also nicht die Summe bereichsspezifischer Selbstbewertungen)
27
Q

Wie entsteht das Selbstwertgefühl in der frühen Kindheit? Modell der Internalisierung früher sozialer Erfahrungen

A
  • Das globale Selbstwertgefühl wird geprägt durch frühe Erfahrungen in der sozialen Interaktion mit Bezugspersonen
  • Bindungstheorie: Sichere Bindung zu Bezugspersonen führt zur Ausbildung eines positiven internen Arbeitsmodells über die eigene Person (Repräsentation, dass das Selbst wertvoll ist und Liebe und Fürsorge anderer verdient)
  • Auch wenn Kinder im Alter von 4-6 Jahren ihr Selbstwertgefühl noch nicht verbalisieren können, geht ihr globales Selbstwertgefühl auf frühe soziale Erfahrungen zurück
28
Q

Stabilität individueller Unterschiede beim Selbstwertgefühl (Trzesniewski)

A

Schlussfolgerung: die Rangordnungstabilität (wie in den Big Five) erstens einsteigt es (in den ersten 40 Jahren, kommulativen Kontinuitätsprinzip): es wächst in Funktion des Alters (aber keine perfekte Stabilität!).
Ab 60/65 sinkt die Rangordnungstabilität (die in Funktion des Alters ändert).

29
Q

Rangordnungsstabilität über lange Zeiträume (Kuster & Orth): Ergebnisse

A
  • Die Rangordnungstabilität war +- für Frauen und Männer gleich hoch
  • Inhaltlich gesehen ist das Selbstwergefühl eine Eigenschaft, die sich unterschiedlich per Person entwickelt, aber es ist nicht unvöllig unvorhersehbar (es ist vorhersehbar) wie sich die Menschen entwickeln werden
  • -> Grundstabilität beim Individuum aber auch bei den Inter-Unterschiede des Selbstwertgefühl
30
Q

Modell des Trait-factors (Cole): Grundidee

A

Man kann mit strukturellen Modelle Rückschlüsse dazu ziehen welcher Teil der beobachteten Werte durch ein Trait-Faktor, der perfekt stabil ist, erklärt wird und welcher Teil erklärt werden muss über Faktoren die sich verändern können

31
Q

Stabilität individueller Unterschiede beim Selbstwertgefühl - Ergebnisse/Zsmfassung

A
  • circa 30-45% der interindividuellen Varianz ist absolut stabil über Jahrzehnte (Traitfaktor)
  • Autoregressive Komponente der State-Faktoren trägt zusätzlich zur Stabilität bei
  • Traitfaktor im Modell notwendig, um die beobachteten Daten zu erklären
32
Q

Ist das Selbstwertgefühl eine Zustandsvariable (state) oder

eine relativ überdauernde Eigenschaft (trait) von Menschen?

A

State (je pense!!)

33
Q

Sind individuelle Unterschiede beim Selbstwertgefühl über

längere Zeiträume stabil?

A

Ja

34
Q

Stabilität individueller Unterschiede: Einflussfaktoren

A
  • Soziale Beziehungen
  • Sozioökonomischer Status und Erfolg im Beruf (geringer Einfluss)
  • Lebensereignisse
  • Kultureller Kontext
35
Q

Stabilität individueller Unterschiede: Einflussfaktoren - Soziale Beziehungen

A

= empirisch gestützt, dass es ein grosser Einflussfaktor auf Selbstwertgefühl ist

  • Soziale Anerkennung + Beliebtheit steigern das Selbstwertgefühl
  • Qualität sozialer Beziehungen (Nähe, soziale Unterstützung, Partnerschaftszufriedenheit, etc.) sagt Verbesserung im Selbstwertgefühl vorher
  • Warmherziges und förderndes Elternverhalten hat prospektiven Effekt auf Selbstwertgefühl
  • Beziehungstransitionen wie Beginn und Ende von Partnerschaften beeinflussen Selbstwertgefühl
36
Q

Stabilität individueller Unterschiede: Einflussfaktoren - Sozioökonomischer Status und Erfolg im Beruf

A

In den verfügbaren Längsschnittstudien sind die Effekte der folgenden Variablen meist sehr klein:

  • Einkommen
  • Prestige des Berufs
  • Erwerbsstatus (erwerbstätig versus arbeitslos)
  • Führungsposition (ja versus nein)
  • Arbeitszufriedenheit
37
Q

Stabilität individueller Unterschiede: Einflussfaktoren - Lebensereignisse

A

Kritische Lebensereignisse:

  • z.B. schwerer Unfall, chronische Erkrankung oder kriminelle Viktimisierung
  • Können zu Verlusten im Selbstwertgefühl führen
  • Trennungen
38
Q

Stabilität individueller Unterschiede: Einflussfaktoren - kultureller Kontext

A

Schlussfolgerungen:

  • Unterschied zwischen den Ländern, aber vor allem linerare Kurven, die von links nach rechts nach oben gehen
  • -> generellen trend der zeigt, dass Selbstwertgefühl immer nach oben geht
  • in den meisten Ländern, ist der Selbstwertgefühl von Männer stärker/größer als die der Frauen
  • Selbstwertgefühl der Frauen von 16-45 Jahren: Einstieg größer in einigen Länder als in anderen: wegen Gleichstellung/wenige Unterschiede zwischen Frauen und Männer
39
Q

Einfluss der familiären Umwelt in der frühen Kindheit: Haben frühe Kindheitserfahrungen einen beständigen oder vergänglichen Effekt? - Modelle

A

A) Modell vergänglicher Effekte (revisionist model)
- Annahme, dass der Einfluss früher Erfahrungen durch spätere Erfahrungen nach und nach “überschrieben” wird (z.B. Kagan)

B) Modell beständiger Effekte (enduring effects model)
- Annahme, dass frühe Erfahrungen das Individuum auch noch nach Jahren oder sogar Jahrzehnten beeinflussen (z.B. Sroufe)

40
Q

Einfluss der familiären Umwelt in der frühen Kindheit: Haben frühe Kindheitserfahrungen einen beständigen oder vergänglichen Effekt? - Ergebnisse

A

Es könnte sein, dass ein Effekt (z.B wegen kritisches Lebensereignis) über die Zeit auf 0 absinkt (=vergänglicher Effekte), aber es könnte auch sein, dass das Effekt auf eine asyptotische Ebene sinkt (zwischen 0 und 1 einpendelt) (beständiger Effekte)

41
Q

Einfluss der familiären Umwelt in der frühen Kindheit: Haben frühe Kindheitserfahrungen einen beständigen oder vergänglichen Effekt? - Theoretischer Hintergrund

A

A) Bindungstheorie (Bowlby, 1969)
- Responsives und warmherziges Fürsorgeverhalten führt zur Ausbildung eines positiven internen Arbeitsmodells des Selbst

B) Symbolischer Interaktionismus (Cooley, 1902; Mead, 1932)
- Selbstkonzept entsteht in der sozialen Interaktion und wird durch soziale Reaktionen geprägt

C) Familiäre Umwelt ist zentrale Umwelt in den ersten
Lebensjahren (Thompson, 2016)

42
Q

Einfluss der familiären Umwelt in der frühen Kindheit: Haben frühe Kindheitserfahrungen einen beständigen oder vergänglichen Effekt? - Studie National Longitudinal Survey of Youth 1979: Messinstrumente

A

A) Familiäre Umwelt
- Variablen basierten auf Interviews mit den Müttern und Verhaltensbeobachtung von Interaktionen zwischen Müttern und Kindern
- 3 Messwellen in den ersten 6 Lebensjahren
- Selbstwertgefühl der Kinder (bzw. späteren Erwachsenen)
B) Selbstberichte
- Längsschnittliche Messung alle 2 Jahre
- Daten verfügbar von 8 bis 27 Jahren

43
Q

Einfluss der familiären Umwelt in der frühen Kindheit: Haben frühe Kindheitserfahrungen einen beständigen oder vergänglichen Effekt? - Studie National Longitudinal Survey of Youth 1979: Messungen

A
  1. Erfassung der familiären Umwelt (0-6 Jahre)
    - Qualität des Erziehungsverhaltens
    - Home Observation Measurement of the Environment–Short Form (Caldwell & Bradley, 1984)
    - Jeweils 18-25 Items (Zahl abhängig vom Alter)
    - Qualität der elterlichen Partnerschaft
    - Einzel item zur Zufriedenheit der Mutter mit der Beziehung zum Vater (falls Partnerschaft noch besteht
  2. Anwesenheit des Vaters
    - Dichotomes Item: Lebt Vater im gleichen Haushalt wie Mutter und Kind?
    - Mütterliche Depressivität
    7-Item Version der Center for Epidemiologic Studies Depression Scale (CES-D)
  3. Familie unter der Armutsgrenze?
    - Variable basiert auf für jedes Jahr berechneten Armutsgrenzen des U.S. Department of Health and Human Services
44
Q

Erfassung des Selbstwertgefühls: Skalas

A

A) Alter 8 bis 14 Jahre
- 6-Item Global Self-Worth Scale des Self-Perception Profile for Children (SPPC; Harter, 2012)

B) Alter 15 bis 27 Jahre
- 10-item Rosenberg Self-Esteem Scale (RSE; Rosenberg, 1965)

C) Verwendung beider Skalen
- Literatur legt nahe, dass beide Skalen valide Erfassung des Selbstwertgefühls ermöglichen und ausreichend hoch interkorrelieren (Donnellan)

45
Q

Altersabhängige Korrelation zwischen der frühen familiären Umwelt und späterem Selbstwertgefühl: Ergebnisse

A

Effekt von der Qualität des Erziehungsverhaltung auf den Selbstwertgefühl
- Prospektive Korrelation: es sinkt ab, aber nicht sehr stark (besser als linearisches / quadratisches Modell)

–> Es gibt Hinweise (durch prospektive langschnittliche Studien), dass der Erziehungverhalten in den ersten 6 Jahren von Kindern einen Einfluss auf den Selbstwertgefühl hat. (Korrelation nur von .16, aber Effekt vorhanden)

46
Q

Mediiert die Qualität des Erziehungsverhaltens die Effekte anderer Merkmale der familiären Umwelt?

A
  • Armut, mütterlichen Depressivität, Anwesenheit des Vaters, usw., hat (VLT) ein Einfluss auf die Qualität der Erziehung und somit Einfluss auf den Selbstwert des Kindes
47
Q

Mediiert die Qualität des Erziehungsverhaltens die Effekte anderer Merkmale der familiären Umwelt?

A
  • Armut, mütterlichen Depressivität, Anwesenheit des Vaters, usw., hat (VLT) ein Einfluss auf die Qualität der Erziehung und somit Einfluss auf den Selbstwert des Kindes
48
Q

Einfluss der familiären Umwelt in der frühen Kindheit: Haben frühe Kindheitserfahrungen (Erziehung) einen beständigen oder vergänglichen Effekt? - Ergebnisse/ Zsmfassung

A
  • Frühe familiäre Umwelt sagt späteres Selbstwertgefühl
    vorher
  • Ergebnisse unterstützen Enduring-Effects-Modell zu Erfahrungen in der frühen Kindheit
  • Qualität des Erziehungsverhaltens ist das wichtigste Merkmal
    der familiären Umwelt (stärkster Effekt und mediiert grossen
    Teil der anderen Effekte)
  • Jedoch auch andere Merkmale der familiären Umwelt
    bedeutsam
49
Q

Niedriges Selbstwertgefühl im Jugendalter: Folgen für Erwachsenalter

A
  • Über 50% der Jugendlichen hatten als Erwachsene zwei oder mehr negative Outcomes (depression, anxiety, Tabacabhängig, criminal conviction, …)

(bei hohem SWG–> nur 17%)

50
Q

Selbstwertgefühl: Folgen für wichtige Lebensbereiche

A

A) Niedriges Selbstwertgefühl ist prospektiver Risikofaktor für

  • Probleme in Partnerschaft und sozialen Beziehungen
  • Probleme in Leistungskontexten (Ausbildung, Arbeit)
  • Physische Gesundheit
  • Psychische Gesundheit

B) Hohes Selbstwertgefühl ist entsprechend ein Prädiktor für
eine günstige Entwicklung bei diesen Outcomes

C) Effektstärken

  • Liegen im kleinen bis mittleren Bereich
  • Ist jedoch angesichts der multifaktoriellen Bedingtheit vieler Outcomes nicht anders zu erwarten
51
Q

Zusammenhang zwischen Selbstwertgefühl und Depressivität

A
  • Korrelativer Zusammenhang zwischen niedrigem Selbstwertgefühl und Depressivität gut belegt
  • Die genaue Art des Zusammenhangs seit langem debattiert
  • Depressivität als kontinuierliche Variable
52
Q

Niedriges Selbstwertgefühl als Risikofaktor für die Entwicklung von Depressivität: Modelle

A
  • Vulnerabilitätsmodell
  • Narbenmodell
  • Modell reziproker Effekte
  • Vorläufer Modell
  • Diathese Stress Modell
  • Test von Mediatoren
53
Q

Niedriges Selbstwertgefühl als Risikofaktor für die Entwicklung von Depressivität: Vulnerabilitätsmodell

A

Geringes Selbstwertgefühl ist kausaler Risikofaktor für

Depressivität (z.B Beck)

54
Q

Niedriges Selbstwertgefühl als Risikofaktor für die Entwicklung von Depressivität: Narbenmodell

A

Geringes Selbstwertgefühl ist eine Folge (und nicht eine Ursache) von Depressivität

55
Q

Niedriges Selbstwertgefühl als Risikofaktor für die Entwicklung von Depressivität: Modell reziproker Effekte

A

Vulnerabilitätseffekt und Narbeneffekt sind gleichzeitig

wirksam, dh. niedriges SWG ist sowohl Ursache als auch eine Folge der Depression

56
Q

Niedriges Selbstwertgefühl als Risikofaktor für die Entwicklung von Depressivität: Vorläufer Modell

A

Geringes Selbstwertgefühl geht Depressivität zeitlich voraus, beide Phänomene sind jedoch auf die gleiche Ursache zurückzuführen

(= es gibt eine Ursache X, die den SWG erniedrigt + direkt eine Depression macht; Nicht nur Ursache X hat Effekt auf Depression, sondern auch SWG)

57
Q

Niedriges Selbstwertgefühl als Risikofaktor für die Entwicklung von Depressivität: Diathese Stress Modell

A

Geringes Selbstwertgefühl ist eine Diathese d.h. eine Prädisposition, die nur beim Auftreten von Stressoren wirksam wird

(dh wenn es ein Stressor gibt, produziert der niedrigen SWG eine Depression)

–> Evidenz spricht gegen Diathese Stress Modell zu geringem Selbstwertgefühl und stressauslösenden Ereignissen: In 3 Studien keine
signifikanten Interaktionseffekte auf spätere Depressivität!

58
Q

Niedriges Selbstwertgefühl als Risikofaktor für die Entwicklung von Depressivität: Test von Mediatoren

A
  • Ziel: möchte wissen welche Mechanismen verantwortlich für den
    Vulnerabilitätseffekt sind
  • niedrigen SWG hat Effekt auf ‘Rumination’ (grübeln) + direkten Effekt auf Depression (auch Rumination hat direkten Effekt auf Depression)

–> Rumination (= Neigung zum “Grübeln”) ist partieller Mediator des
Vulnerabilitätseffekts

59
Q

Instabilität und Kontingenz des Selbstwertgefühls

A
  • Ziel: Wird der Vulnerabilitätseffekt durch andere Merkmale des
    Selbstwertgefühls (Instabilität, Kontingenz) verstärkt? (=vlt ist es nicht der niedrige, sondern der unstabiler/abhängiger SWG der, der Vulnerabilitätseffekt beeinflussen)
  • Evidenz: keine Hinweise auf signifikante Interaktionseffekte zwischen
    niedriger Höhe und Instabilität/Kontingenz des Selbstwertgefühls
60
Q

Robustheit des Vulnerabilitätseffekts

A

Vulnerabilitätseffekt hat Bestand

  • für Frauen und Männer
  • für alle Altersgruppen über die Lebensspanne
  • für affektiv kognitive und somatische Depressionssymptome
  • unter Kontrolle inhaltlicher Überlappung bei den Messinstrumenten
61
Q

Evidenz zum Vorläufer Modell

A
  • Evidenz spricht gegen Vorläufer Modell
  • Vulnerabilitätseffekt nicht konfundiert:
    • durch Effekte von stressauslösenden Ereignissen
    • durch Effekte von mangelnder sozialer Unterstützung und
      relationaler Viktimisierung
      - durch Effekte von Neurotizismus und der übrigen Big Five
      Persönlichkeitsfaktoren
62
Q

Selbstwertgefühl und Depression: Zusammenfassung

A

A) Geringes Selbstwertgefühl ist Vulnerabilitätsfaktor für
Depressivität

B)Vulnerabilitätseffekt:
- doppelt so gross wie Narbeneffekt
- unabhängig vom gleichzeitigen Auftreten stressauslösender
Ereignisse
- partiell mediiert durch Rumination
- nicht beeinflusst durch andere Merkmale des Selbstwertgefühls
(Instabilität, Kontingenz)
- auf globales Selbstwertgefühl zurückzuführen
- auf Mangel an authentischem Selbstwertgefühl zurückzuführen

63
Q

Wie hängen Narzissmus und Depressivität zusammen?

A

Narzissmus ist weder ein Schutzfaktor noch ein Risikofaktor für Depressivität. Es liegt ein Nulleffekt vor.