Lebensereignisse Flashcards

1
Q

Definition von Lebensereignissen

A

A)
- Zeit diskrete Transitionen, die eine bedeutsame Veränderung
eines Zustands (Position, Rang, Rolle, Verfassung) mit sich
bringen

B) Weitere relevante Kategorien

  • Nicht Transitionen: z.B. schwerer Unfall, kriminelle Viktimisierung (könnten im weiteren Sinne ebenfalls als Veränderungen von Zuständen angesehen werden)
  • Langsame Entwicklungsübergänge: z.B. Menopause
  • Nicht Ereignisse: z.B. keine/n Partner/in finden
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2
Q

Messung von Lebensereignissen

A

Für zeitdiskrete Transitionen relativ einfach:

  • Klar abgegrenzt
  • Relativ zuverlässig erfassbar (Selbstbericht, Fremdbericht)

Beispiel: Messung von Lebensereignissen mit einer Checkliste in der Studie von Lüdtke et al. (2011)

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3
Q

Reminder: Theoretische Annahmen zu Effekten von Lebensereignissen auf Persönlichkeit

A

A) Fünf Faktoren Theorie (McCrae & Costa, 2008)
- Big Five Persönlichkeitseigenschaften im Unterschied zu
charakteristischen Adaptionen nur durch extreme Lebensereignisse beeinflusst

B) Dynamisches Equilibrium Modell (Headey & Wearing, 1998)
- Persönlichkeitsveränderung in Folge von Lebensereignissen nur
temporär (Ausnahme: bei sehr starken Ereignissen könnten
sich Set Points verändern)

C) Paradoxe Theorie der Persönlichkeitskohärenz (Caspi & Moffitt)
- Bei normativen Ereignissen bestehen klare Rollenerwartungen:
grössere Persönlichkeitsveränderung
- Bei nichtnormativen Ereignissen bestehen weniger klare
Rollenerwartungen: geringere Persönlichkeitsveränderung

D) Neosozioanalytische Theorie (Roberts & Wood, 2006)
- Persönlichkeitsveränderung in Folge von Lebensereignissen
insbesondere wenn Ereignis mit Veränderung bei sozialen
Rollen einhergeht

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4
Q

Anforderungen an Forschungsdesigns: Probleme

A
  • Problem 1: Individuen können sich bereits vor einem
    Ereignis unterscheiden
  • Problem 2 : Veränderung kann nonlinear und diskontinuierlich sein
  • Problem 3: Veränderung kann reversibel sein
  • Problem 4: Veränderung kann bereits vor dem Ereignis auftreten
  • Problem 5: Kontrollgruppen notwendig, um alters vs. ereignisbedingte Veränderungen zu unterscheiden
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5
Q

Anforderungen an Forschungsdesigns: Problem 1 - Individuen können sich bereits vor einem Ereignis unterscheiden

A

A) Viele Ereignisse passieren nicht zufällig
- können durch Persönlichkeitsmerkmale mitbedingt sein
- Extraversion sagt positive Ereignisse vorher, Neurotizismus sagt
negative Ereignisse vorher

B) Implikation
- Längsschnittdaten erforderlich, um Effekte von Ereignissen zu
untersuchen –> das Problem: Querschnitt könnte zu falschen Schlussfolgerungen führen

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6
Q

Anforderungen an Forschungsdesigns: Problem

2 - Veränderung kann nonlinear und diskontinuierlich sein

A

A) Veränderung meist linear modelliert
- kurz nach Ereignis ist Veränderung jedoch meist viel schneller
(- zwischen Verläufen A und C kann auf Basis von 2 Messungen
nicht unterschieden werden
- Verlauf B kann ebenfalls nicht valide untersucht werden)

B) Implikationen
- Wachstumskurvenmodelle bieten Möglichkeiten zur Analyse
von nonlinearer und diskontinuierlicher Veränderung
- Intensive Längsschnittdaten erforderlich
- Messungen sollten insbesondere zu Zeiten, für die viel Veränderung erwartet wird, besonders häufig erfolgen
- Ergebnisse können nicht über Beobachtungszeitraum hinaus
extrapoliert werden
- Theoretische Annahmen zur genauen Form von Verläufen
notwendig (existieren bisher jedoch häufig nicht)

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7
Q

Anforderungen an Forschungsdesigns: Problem

3 - Veränderung kann reversibel sein

A
  • Theorien gehen in der Regel davon aus, dass Persönlichkeits-
    veränderung permanent ist
  • Forschung zu Wohlbefinden zeigt jedoch, dass Veränderung
    in manchen Situationen reversibel ist
  • Setpoint Theorie: Persönlichkeit als homöostatisches System
    mit genetisch bedingten Set Points?

Implikation
- mehr Messungen nach Ereignis notwendig, um mögliche
Reversibilität erfassen zu können
–> das Problem: Messung bei Verlauf B zu spät Reversion bereits erfolgt)

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8
Q

Anforderungen an Forschungsdesigns: Problem

4 - Veränderung kann bereits vor dem Ereignis auftreten

A

A) Mögliche Gründe
- Antizipation des Ereignisses (Berufseinstieg, Arbeitslosigkeit,
Pensionierung, Heirat, Elternschaft)
- Vorausgehende Veränderungen der Lebensumstände (z.B. bei
Scheidung bereits vorher bestehende Eheprobleme)

B) Implikationen
- wenn der erste Messzeitpunkt zu kurz vor Ereignis erfolgt, hat
möglicherweise bereits ein grosser Teil der Persönlichkeitsveränderung stattgefunden
- alle Designüberlegungen für die Zeit nach dem Ereignis
(Häufigkeit und Timing der Messungen) gelten auch für die Zeit
vor dem Ereignis
- genaue Analyse der Zeit vor dem Ereignis ermöglicht auch die
Trennung von (und Kontrolle von) Selektionseffekten durch
Persönlichkeit und Persönlichkeitsveränderung aufgrund von
Antizipation

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9
Q

Anforderungen an Forschungsdesigns: Problem
5 - Kontrollgruppen notwendig, um alters vs.
ereignisbedingte Veränderungen zu unterscheiden

A
  • Experimentelle Designs aus praktischen und ethischen
    Gründen nicht möglich
  • Längsschnittstudie ohne Kontrollgruppe erlaubt keine eindeutigen Schlussfolgerungen
  • Kontrollgruppe mit Ereignisgruppe idealerweise gematcht

Mögliche Designs
- Propensity Score Matching
- Stichprobe mit eineiigen Zwillingen, von denen nur einer das
Ereignis erlebt hat

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10
Q

Anforderungen an Forschungsdesigns: Fazit

A

A) Ideale Studie anspruchsvoll beim Design
- Prospektiv
- Intensiv (zahlreiche Messungen)
- Messungen zum richtigen Zeitpunkt
- Grosse Stichproben
- Gematchte Kontrollgruppe
- Multimethodale Erfassung (am besten Kombination aus
Selbstbericht, Fremdbericht, objektiven Daten)

B) Grossangelegte Panelstudien haben wichtige Vorteile
- Bieten häufig genügend Messungen vor dem Ereignis
- Grosse Stichproben: genügend Personen, die ein bestimmtes
Ereignis erlebt haben (Power)
- Allerdings: Zeitabstand zwischen Persönlichkeitsmessungen
häufig recht lang; häufig Kurzskalen mit geringerer Reliabilität
eingesetzt

C) Mediierende Prozesse
- Designanforderungen gelten auch für Mediatorvariablen

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11
Q

Effekte von Lebensereignissen: Thesen von Bleidorn et al. (2018)

A
  • Lebensereignisse sind Transitionen, die neue kognitive, emotionale und/oder behaviorale Reaktionen erfordern
  • Effekte hängen davon ob, in welcher Weise das Ereignis
    Gedanken, Gefühle und Verhalten im Alltag verändert
  • Ausgelöste Persönlichkeitsveränderungen entwickeln sich
    eher langsam und inkrementell
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12
Q

Empirische Evidenz zum Lebensbereich Beziehungen

A

A) Beginn einer Beziehung

  • Neurotizismus sinkt
  • Extraversion steigt
  • Kleine Effektstärken

B) Trennung

  • Keine längerfristigen Effekte
  • Heirat
  • Bisher zu wenig Evidenz

C) Scheidung
Bisher zu wenig Evidenz

D) Elternschaft
- Inkonsistente Befunde: manche Studien zeigen positive
Veränderungen, andere negative Veränderungen
- Studie von van Scheppingen et al. (2016): Propensity Score
Matching bewirkt, dass Entwicklungsverläufe von Eltern und
Nichteltern viel ähnlicher aussehen als ohne Matching (Hinweis, dass Unterschiede auf Selektionseffekte zurückzuführen sind und nicht auf Sozialisationseffekte)

E) Verwitwung
- Bisher zu wenig Evidenz

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13
Q

Empirische Evidenz zum Lebensbereich Arbeit

A

A) Transition von Schule zu Uni/Berufsausbildung
- Entwicklung im Sinne des Reifeprinzips: Gewissenhaftigkeit,
Verträglichkeit und Offenheit steigen, Neurotizismus sinkt
- Kleine bis mittlere Effektstärken

B) Erste Arbeitsstelle

  • Gewissenhaftigkeit steigt
  • Bisher jedoch wenig Evidenz

C) Beförderung

  • Offenheit steigt
  • Bisher jedoch wenig Evidenz

D) Arbeitslosigkeit
- Bisher wenig Evidenz
- Bei Langzeitarbeitslosigkeit tendenziell negative Effekte auf
Gewissenhaftigkeit, Verträglichkeit und Offenheit

E) Berentung

  • Bisher wenig Evidenz
  • Studie von Schwaba und Bleidorn (2018): Berentung führt zumindest zu kurzfristigem Anstieg bei Verträglichkeit und Offenheit
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14
Q

Warum sinkt im Alter das Bedürfnis nach vielen Beziehung?

a) Der Drang nach Wissenserwerb sinkt
b) Menschen bilanzieren ihr Leben und ziehen sich zurück
c) Die physische Gesundheit lässt allmählich nach.

A

a)

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15
Q

Was hat einen Einfluss auf Lebensereignisse?

a) Partnerschaft
b) Berentung
c) Trennung
d) Scheidung

A

a)

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