1. Religionsverständnis Flashcards

1
Q

traditionelles Religionsverständnis in Ostasien

A

heute geläufiger chinesische Oberbegriff für „Religion“ ist erst seit dem 19. Jh. gebräuchlich. In Japan mit Bezug auf und im Verhältnis zu westlichen monotheistischen Religionssystemen geprägt worden, u.a. um rechtliche Fragen (bspw. Freiheit der Religionsausübung von Ausländern etc.) behandeln zu können
zB Buddhismus westlicher Begriff. “Lehre des Buddha”, Sanskrit “Dharma” (Gesetz, Norm)

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2
Q

engere Inhaltliche Definition Religion

A

historischen Selbstbeschreibung christlicher Tradition, mit Anspruch auf universale Gültigkeit (d.h. Religion meint zunächst monotheistische Religion, und zwar aus christlicher Sicht), bspw. mit Bezug auf:
- monotheistischer Glaube
- Transzendenz, Gottesbezug
- Wahrheitsanspruch überweltlich, überzeitlich
- institutionell und verbindlich festgelegt (Kirche, Bekenntnis)

danach kann nur mit Vorbehalt von Religion im vormodernen China und Korea gesprochen werden, bis hin zu einer stark normativen Haltung, die behauptet, es gäbe in China keine Religion.

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3
Q

Allgemeinere inhaltliche Definition Religion

A

Religion bedeutet die Behandlung von Gottheiten und das Handeln ihrer Mittler („privilegiertes Bewusstsein“) und entsprechender Autoritäten, wie bspw.:
- Priester, Medien, usw.
- Möglichkeit der Kommunikation mit und Beeinflussung von Gottheiten durch Spezialisten
(Ritualpraxis usw.)
- do ut des - „Ich gebe, damit du gibst“ - Trennung von Diesseits und Jenseits - Moment der Transzendenz (?)

Kritik: setzt am Christentum und Monotheismus orientierte Religionsverständnis als universal gültig voraus und schließt andere Auffassungen aus.
Im ostasiatischen Kontext müsste innerhalb einer Tradition zwischen religiösen und nicht-religiösen Aspekten unterschieden werden.
- Ist buddhistische Doktrin „Religion“, „Ethik“ oder „Philosophie“?
Oder: Sind daoistische Praktiken „Religion“ oder „Brauchtum“?

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4
Q

Funktionalistische Definition Religion (hier gebrauchte, soziologische Sicht)

A

Religion als eine bestimmte Form sozialen Handelns und Kommunizierens
- Sinndeutung von Welt
- Bezug zur Empirie: Wirklichkeitsdeutung
- Kommunikation des Unkommoniziernaren
- Beobachtung des Unbeobachtbaren

Funktion: Transzendierung von Einzelerfahrungen in ein überliefertes, normatives Deutungsschema als „Kommunikation von Sinn“ (Thomas Luckmann).
Institutionalisierung (nicht zwingend) durch:
- Priesteramt,
- Gemeinde, Glaubensgemeinschaft,
- Mönchswesen, spezifische Lebensführung (Askese, Kleidung, Körperpflege und -techniken, usw.)
- Pflege heiliger Orte,
- Zuweisung entsprechender Funktionen zu bestimmten Gebäuden (bspw. Kloster, Kirche,Tempel, Ahnenhalle, usw.)

In der Religion wird Empirie so gedeutet, dass die Sinndeutung im Idealfall nicht als falsch widerlegbar ist (oder auch: weder „beweisbar“ noch „falsifizierbar“ ist).
Religion braucht eine Grenze, hinter die nicht geblickt werden kann und die nur durch privilegierte Person vermittelt werden kann.
Religion behält dort Deutungshoheit, wo Wissenschaft (noch) keine Evidenz liefern kann

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5
Q

Funktionalistischer Religionsbegriff nach Niklas Luhmann

A

„Religion ist Kommunikation im Medium Sinn“ (Niklas Luhmann):
Jedem „diesseitigen“ Phänomen kann die religiöse Lehre sinnhaft ein „jenseitiges“ Korrelat zuordnen, und zwar ohne dafür einen objektiv oder transsubjektiv gültigen Nachweis erbringen zu müssen (insofern beruht sie auf Glauben und intuitive Plausibilität).

Der Priester erklärt der Gemeinde, was nach dem Tod ist, der Schamane, was die Ahnengeister wünschen, etc.

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6
Q

3 Kriterien Unterscheidung Religion

A
  1. Die Religion kommuniziert Immanentes (diesseitige Erfahrung) als direktes oder indirektes Indiz für Transzendenz (Jenseits, göttliches Wirken usw.):
    „Jenseitiges“ kann aber nur im Diesseits als „Jenseitiges“ bestimmt werden: Es findet ein sog. re-entry statt
  2. Religiöse Kommunikation:
    - weist bestimmten Erfahrungen jenseitigen „Sinn“ zu, wobei die Zuordnung selbst nicht beobachtbar und überprüfbar ist (d.h. sie verweist auf Transzendenz),
    - vermittelt verbindliche Normen (bspw. Altruismus) und Praktiken (bspw. Rituale, Opfer, Gebete) zur Wahrung der Korrelate zwischen der unbeobachtbaren und der beobachtbaren Sphäre.
  3. Religiöse Praxis beruht u.a. auf
    - der Abhängigkeit der Praktizierenden von Autoritäten (Priester, Medien, Erleuchtete, usw.) mit entsprechender Deutungshoheit (bspw. für die Interpretation von Orakeln, der überlieferten Schriften u.ä.),
    - Expertenwissen für die normkonforme Durchführung der Praxis (bspw. Rituale, Zeremonien usw.),
    - kodifizierte, symbolische, exklusive Handlungsmuster (Rituale, Ämter, zu deren Ausübung nicht allein Fachkenntnis legitimiert).

Religion generiert eine spezifische Form der Kommunikation: - Kommunikation des Unkommunizierbaren
über die
- Beobachtung des Unbeobachtbaren
- Behandlung von Immanenz unter dem Aspekt von Transzendenz

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