4. Buddhismus in China Flashcards

1
Q

Grundbegriffe der buddhistischen Lehre

A

Sanskrit: buddha, Ch. fo 佛, „Der Erwachte“ (Part Perf von budh erwachen). Die Selbstbezeichung : Skt. tathāgata, „Der So-Gekommene“,
Man wird zu einem buddha durch Verwirklichung der Skt. anuttara-samyak-sambodhi, „Vollständiges Erwachen“.
Voraussetzungen der buddhistischen Praxis und Lehre: Grundannahme der fortwährenden Wiedergeburt
Daher gilt Leben als fortwährendes Leiden im Kreislauf der Existenzen im Saṃsāra, welches durch Karma (generative Wechselwirkungen aller Handlungen und Tatabsichten im Saṃsāra) geordnet ist. Heilsziel ist jenseits von Tod und Wiedergeburt Nirvāṇa erreicht.
Nirvāṇa bedeutet Befreiung von Wiedergeburt (und Karma). Nirvāṇa ist die „Frucht“ des „Pfades“ unzähliger Wiedergeburten der Bodhisattva-Praxis.
In Ostasien verbreiteter Mahāyāna („Großes Fahrzeug“) ist Bodhisattva-Ideal von zentraler Bedeutung.
Bodhisattva: „Wesen, das Erwachen (Skt. bodhi) anstrebt“: der „vollständiges Erwachen“ durch budd. Praxis erreichen möchte, wie:
- Askese,
- Meditation,
- Altruistisches Handeln und Selbstaufopferung,
- Anhäufung karmischer Verdienste (bspw. erworben durch altruistisches Handeln).
Die Praxis der Bodhisattva zielt universal auf Erlösungshilfe für alle anderen Lebewesen ab, die in ihren Bemühungen, Befreiung vom Saṃsāra zu suchen, auf Unterstützung angewiesen sind.
Weit fortgeschrittene Bodhisattva könnten zwar ins Nirvāṇa eingehen, verbleiben aber aus Mitgefühl mit Lebewesen als Erlösungshelfer im Saṃsāra. Praxis der Bodhisattva besteht darin, mit ihrem Einsatz karmisch das buddhistische Heilsprojekt zu verwirklichen, an dessen Ende bzw. Vollendung die Befreiung aller Lebewesen aus Transmigrationskreislauf steht.

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2
Q

Historische Umstände der Einführung des Buddhismus in China

A

Ab 2. Jh. n. Chr. u.a. durch zahlreiche Übersetzungen buddhistischer „Lehrreden“ (sūtra,) Selbstunterscheidung und Ausdifferenzierung des Buddhismus in China als Institution, Praxis und Doktrin. Hof fördert und kontrolliert aktiv.

Es entwickeln sich unterschiedliche Stile des Übersetzens und Interpretierens, die in ihren historischen Kontexten mit
- den Anforderungen des Hofes, und
- praktischen Erwägungen (bspw. Art der Textverwendung, Rituale usw.)
korrespondieren.
- bis 12. Jh. n. Chr. werden ca. 2000 als kanonisch geltende Schriften übersetzt bzw.
kompiliert und verfasst. Allerdings ist der Bestand kanonischer Schriften nicht eindeutig eingrenzbar bzw. hängt vom (tendenziell wachsenden) Umfang der verschiedenen Kanondrucke seit dem 10. Jh. ab.

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3
Q

Gesellschaftliche Voraussetzungen der Aneignung buddhistischer Lehre und Praxis

A
  1. Kultur der Eliten
    Buddhismus am Hof:
    - vor allem Rituale, zunächst oft in Verbindung mit daoistischen Gottheiten,
    - institutionell eingebunden in höfisches Protokoll
    - Engagement von Ritualexperten, die als ausländische Gesandte oder
    diplomatischer Missionen am Hof tätig sind.
  2. Buddhismus als Institution:
    - Gründung eines Mönchs- und Nonnenordens (Skt. saṃgha),
    - Bildung eines Klerus,
    - buddh. Gelehrsamkeit seit der Ankunft von An Shigao (148 n.Chr.): Beginn der
    Übersetzungsarbeit und Exegese.
    - Beginn der Selektion, Übersetzung und Aneignung buddh. Doktrin und Praxis in
    China.
    - Gründung von Übersetzungsbüros.
    - Buddhistische Elitenbildung und Einfluss am Hof.
  3. Buddhismus im Kontext lokaler Kulte:
    - als Religionspraxis nicht immer unterscheidbar bzw. eigenständig,
    - getragen von Laien, aber im Kontakt mit dem buddh. Klerus,
    - Tempel kombinieren oft buddhistische und daoistische Praxis (bis heute),
    - Schwerpunkt liegt auf Ritual- und Andachtspraxis, Bekenntnischarakter wenig starkausgeprägt,
    - zugleich Aufkommen buddhistischer (Laien-)Bewegungen mit starker
    Gemeinschaftsbindung(„Geheimgesellschaften“).
  4. Buddhismus als Religion der Eliten:
    Bis ca. 12. Jh. sukzessive Entstehung eines umfangreichen buddhistischen „Kanons“ in chinesischer Sprache, der Übersetzungen aber auch einheimische chinesische Literatur umfasst, die in das weitere Kulturleben ausstrahlt:
    - Buddh. „Dreikorb“: Tripiṭaka, unterteilt lt. indischer Tradition in:
    - Lehrreden, sūtra,
    - Ordensdisziplin, vinaya,
    - Systematik und Exegese, abhidharma,
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4
Q

Aspekte der Übersetzung und Entstehung eines buddhistischen Kanons in China

A
  1. In China entstehen neben den Übersetzungen:
    - Kommentare, Traktate zur buddhistischen Lehre und Praxis
    - Ritualhandbücher
    - Chroniken
    - Biographien
    - Sammlungen hinterlassener Schriften und Unterweisungen prominenter Mönche
    - Erbauungsliteratur etc.
  2. Vermittlung und Aneignung der Doktrin:
    - Produktives Übersetzen: Kumārajīva ( 344/350–413) übersetzt u.a. das Prajñāpāramitā-sūtra in 25.000 Doppelversen und übersetzt/verfasst dazu einen grundlegenden Kommentar, Da zhidu lun (402–405):
    173 namentlich bekannte Übersetzer
    - Eleganter Stil, produktive Aneignung der Lehre im Chinesischen, Übernahme von Fremdwörtern
    - Nimmt Rücksicht auf das Vorverständnis und Stilempfinden des chin. Zielpublikums
  3. Vollständigkeitsstreben und Kohärenz der Doktrin
    Einrichtung von Übersetzungsbüros ab 6. Jh.: Systematisch arbeitsteilige Übersetzungsarbeit. größtmögliche Texttreue und Vollständigkeit. Größtmögliche terminologische Kohärenz und stilistische Nähe zum Sanskrittext. Ideal der Weitergabe einer vollständigen Lehre.
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5
Q

Ritualpraktische Dimension der Doktrin

A

Ritualspezifische Übersetzungsarbeit (Mitte 8. Jh.): Produktion von
Ritualhandbüchern, Exzerpten, Zusammenfassungen, Redaktionen, „Fälschungen“ für besondere Anlässe. „Übersetzer“ fungieren auch als charismatische Ritualexperten im Dienst des Hofes und hoher Militärs

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