3 Messen und Testen (Sedlmeier) Flashcards
(43 cards)
Worauf bezieht sich eine Messung?
Messung bezieht sich stets auf Variable
Was ist das Ziel einer Messung?
Ermittlung der Ausprägung eines Merkmals bei bestimmtem Objekt (oder Person) zu bestimmter Zeit, Merkmalsausprägung soll in Zahl ausgedrückt werden
Kritik psychologischer Messung und Relativierung
„Man kann Seele eines Menschen nicht in Zahlen fassen.“
-> gemessen werden stets nur einzelne, definierte Eigenschaften von Objekten/Menschen
Kritik: „Man kann psychische Phänomene nicht in Zahlen fassen.“
-> wir können sie in sprachlichen Aussagen fassen und diese wiederum in Zahlen
Vorteile von Zahlen gegenüber sprachlichen Äußerungen
- Bedeutung von Zahlen präziser festgelegt > erlauben damit feinere Differenzierungen zwischen verschiedenen Merkmalsausprägungen,
- Beziehungen zwischen Variablen nur durch mathematische Beschreibung möglich
Was ist eine Zuordnungsregel?
von einer Messung kann erst gesprochen werden, wenn es eine Zuordnungsregel gibt:
- muss gewährleisten, dass bestimmte Relationen zwischen den Zahlen analoge empirische Relationen zwischen den Messobjekten abbilden
Empirisches Relativ
Menge von Objekten und einer oder mehreren beobachtbaren Relationen zwischen diesen Objekten
Konkrete empirische Relationen beinhalten immer auch das zu messende Merkmal:
z.B. „hat das gleiche Geschlecht“ (Äquivalenz), „ist zufriedener“ (Ordnung)
Äquivalenzrelation
Zeichen: Schlange
verschiedene Objekte weisen hinsichtlich eines Merkmals die gleiche Ausprägung aus
Ordnungsrelation
Zeichen: >
ein Merkmal ist bei einem Objekt stärker ausgeprägt als bei einem anderen
Numerisches Relativ
Menge von Zahlen und einer bestimmten Anzahl von definierten Relationen zwischen diesen Zahlen (z.B. alle natürlichen oder alle reellen Zahlen)
Gleichheitsrelation (=) und Größer-Kleiner-Relation (>)
Abbildung
Zuordnung von Objekten und Zahlen -> empirisches Relativ wird in numerisches Relativ abgebildet
- > jedem Objekt aus empirischem Relativ muss genau eine Zahl aus dem numerischen Relativ zugeordnet werden > (Abbildungs-)Funktion
- nicht möglich: Objekt ohne Pfeil oder mit mehreren Pfeilen
- möglich: Messwert mit mehreren Pfeilen, Messwerte ohne Pfeile
Homomorphe Abbildung
Relationen zwischen den Messobjekten werden auch durch Relationen zwischen Zahlen zum Ausdruck gebracht
Messung (messtheoretische Definition)
homomorphe Abbildung eines empirischen Relativs in ein numerisches Relativ
Skala
numerisches Relativ, das aus einer homomorphen Abbildung resultiert -> Skalenniveaus
Messtheoretische Probleme
- drei Kardinalprobleme bei Erarbeitung von homomorphen Abbildungen
- sind auch für Einteilung in Skalenniveaus entscheidend
- Repräsentationsproblem
- Eindeutigkeitsproblem
- Bedeutsamkeitsproblem
Repräsentationsproblem
- Frage, ob ein bestimmtes Merkmal überhaupt messbar ist: Kann für ein bestimmtes empirisches Relativ eine homomorphe Abbildung in ein numerisches Relativ gefunden werden?
- Ein Merkmal ist messbar, wenn im empirischen Relativ bestimmte Axiome (Grundannahmen) erfüllt sind
- Axiome beziehen sich stets auf Eigenschaften der empirischen Relationen, z.B. Transitivität
- Transitivität: Eigenschaft, die gegeben sein muss, damit (mind.) auf Ordinalskala gemessen werden kann; wenn a > b und b > c, dann a > c
Transitivität
Eigenschaft, die gegeben sein muss, damit (mind.) auf Ordinalskala gemessen werden kann; wenn a > b und b > c, dann a > c
Lösung des Repräsentationsproblems
Formulierung von Axiomen, die im empirischen Relativ gelten sollen
- empirische Überprüfung, ob Axiome erfüllt sind
- bei erfolgreicher Überprüfung: homomorphe Abbildung -> Merkmal ist (auf bestimmtem Skalenniveau) messbar
- in sozialwissenschaftlicher Forschung oft nicht durchgeführt -> sehr aufwendig, teilweise kaum möglich, z.B. bei latenten Variablen, stattdessen häufig Pausibilitätsüberlegungen
- zahlreiche Messungen in Psychologie = „per fiat“-Messungen: Man vertraut, dass ein Messinstrument das jeweilige Merkmal auf einem bestimmten Skalenniveau erfasst
“per fiat”-Messung
Man vertraut, dass ein Messinstrument das jeweilige Merkmal auf einem bestimmten Skalenniveau erfasst
-> zahlreiche Messungen in der Psychologie
Eindeutigkeitsproblem
- Frage, wie Messwerte transformiert werden können, ohne dass die enthaltene Info verloren geht
- zulässige vs. unzulässige Transformationen (z.B. 2,00m und 1,60m: zulässig: x100, unzulässig: +100; bei Werten 4, 3, 2, 1: zulässig: quadrieren, multiplizieren, addieren)
- Menge der zulässigen Transformationen ist auf Ordinalskala größer als auf Intervallskala
- > Verhältnisskala ist eindeutiger als Ordinalskala
Bedeutsamkeitsproblem
- Frage, welche mathematischen Operatoren mit Messwerten zu empirisch sinnvollen Aussagen führen
- z.B. Addition normalskalierte Merkmale (1=männlich, 2=weiblich) führt nicht zu bedeutsamen Aussagen
- Verrechnung von Messwerten ist dann sinnvoll, wenn sie unter allen zulässigen Transformationen der Messwerte zu derselben Aussage führt
- z.B. Werte (3, 2, 1): 2+1=3; Quadrieren der Werte ergibt (9, 4, 1): 4+1≠9
- wichtige Konsequenzen für die Frage, welche statistischen Verfahren bei der Analyse der in einer empirischen Untersuchung erhobenen Daten angewandt werden können
- > Verrechnung von Messwerten innerhalb von statistischen Verfahren muss auch zu empirisch sinnvollen Aussagen führen
Nominalskala
- setzen Äquivalenzrelation im empirischen Relativ voraus
- ein-eindeutige Transformationen: gleiche Merkmalsausprägungen erhalten gleiche Messwerte und unterschiedliche Ausprägungen erhalten unterschiedliche Messwerte
- keine Verrechnungen möglich, nur Häufigkeit > Modalwert
Ordinalskala
- erfordern (schwache) Ordnungsrelation im empirischen Relativ
- auch wenn quantitativ geordnete Ausprägungen zu (unterschiedlich großen) Klassen zusammengefasst werden, denen jeweils der gleiche Messwert zugeordnet wird, z.B. Beaufort-Skala (Windstärke 6km/h-11km/h = Messwert 2)
- keine Aussage über Größe der Unterschiede möglich
- zulässige Transformationen: alle monoton steigenden Transformationen
- sinnvolle Aussage: Median
Auf wen geht die Klassifikation der 5 Skalenniveaus zurück?
Auf Stevens (1951)
Intervallskala
- Größe des Unterschiedes kann empirisch ermittelt werden, Maßeinheit wird definiert
- erlauben keine Aussage über Verhältnisse zwischen Messwerten, weil sie über keinen absoluten Nullpunkt verfügen: Messwert 0 wird willkürlich festgelegt und bedeutet nicht, dass ein Merkmal nicht vorhanden ist (z.B. Temperatur 0°C)
- alle linearen Transformationen sind zulässig: y=ax+b (z.B. C in F= 1,8C+32)
- Berechnung des Mittelwerts ist sinnvoll
- auf Intervallskalenniveau (und allen höheren) können alle in Psychologie gängigen statistischen Verfahren sinnvoll angewandt werden
- Messungen auf höherem Skalenniveau als Intervallskala sind in der Psychologie eher selten
- in psychischen Merkmalen kein inhaltlich sinnvoller Nullpunkt, z.B. Person, die beim IQ-Test keine Aufgabe löst, verfügt dennoch über Intelligenz
- IQ-Werte und Messungen mit Rating-Skalen meist intervallskaliert